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lSlo. rber u«) leistung, »0S12S ch. lkn. rhauses, llg für 1909. esellschast. eilnehmen doppelten c üblichen Lil M >rlg, Sei'IlN trechnung er Gesell- llv. l,r indenden an der ültionärc isseS für Erteilung t. der. gsl üre rur 1 übr, im gedenst :bau; idt sieb c: üve <ior n eiucl, »kt »ivck »en uvck en vor- »0,0«!, l. Beilayr. Sonnadenü, 26. Februar lSlv. Leipziger Tageblatt. Nr. S6. l04. Jabryantz. Amtlicher Teil. Die dem Reisenden der Firma Stempel L Co. hier, Herrn Hermann Erünfeld, am 3. Januar dieses Jahres unter Nr. 207 des Registers 0 ausgestellte, für das Jahr 1910 gültige Gewerbelegitimationskarte ist abhanden gekommen. Zur Verhütung von Mißbrauch wird diese Karte hiermit für ungültig erklärt. Leipzig, den 22. Februar 1910. 27oii Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. Die unter den Pferden des Leitergerüstverleihers Paulus Mcinclt in Leipzig-Connewitz, verlängerte Baycrfchc Straße. Platz 25, und des Kohlenhändlers Carl Pannike in Leipzig-Lindenau, Aurelienstraße28, ausgedrochenc Influenza ist erloschen. Leipzig, am 25. Februar 1910. 27»» Oec-.-K. I. 14 123. Der Rat der Stadt Leipzig. Beim Artilleriedepot Dresden gelangen am 12. März 1910 alte Metalle und unbrauchbare Gegenstände in öffentlicher Ausschreibung zum Verkauf. Bedingungen können beim Artilleriedcpot Dresden eingesehen oder gegen 30 Schreibgebühren bis 9. März 1910 be zogen werden. »osis» Königliches Artilleriedepot Dresden. Zsgüoerpschtmlg. Die Jagd aus den Grundstücken der Mark Schön stadt, direkt an der Bahnstation Dornreichenbach, Wald- und Feldrevier mit Hirschwcchsel, zirka 685 Acker haltend, soll anderweit auf 6 Jahre, vom l. Juli 1910 bis 30. Juni 1916, Montag, den 28. Fe bruar 1910, nachmittags 3 Uhr, im Gasthof Melte- witz unter den im Termin bekanntzumachenden Be dingungen, jedoch mit Vorbehalt der Auswahl unter den Bietern und Ablehnung sämtlicher Gebote, meist bietend öffentlich verpachtet werden. Jagdinteressentcn und Bietungslustige werden ge laden, sich daz» einzufinden. Meltcwitz, den 11. Februar 1910. »ti» Reinhold Keymer, Jagdvorstand. Tie GkMiM-ZimkO Gautzsch — expediert jeden Werktag von 3—1 und 3—5 Uhr, — Sonnabends von 3—2 Uhr und gewährt bei täglicher Verzinsung der Einlagen ZV?"/«- »„32 llus Leipzig Mtü Umgegenü. Leipzig, 26. Februar. Oie Grenzen üer Reportage. Die Festnahme des Verbrechers Hommrig- hausen hat die naheliegende Vermutung auf gebracht, daß hier ein Zusammenhang mit der Ermordungsgeschichte des Friedrichschen Ehe paares und der sich daran anknüpfenden Er presserangelegenheit bestehe. Diese Vermutung hat auch den Weg in die Presse gefunden. Wie das amtliche Dementi im gestrigen Abendblatt des Leipziger Tageblatts erkennen läßt, sind diese Möglichkeiten von den in Betracht kommenden Leipziger Sicherheitsbehörden sofort beachtet, sorgfältig geprüft und schließlich verworfen wor den. Mit diesem Dementi ist diese Angelegenheit aber nicht abgetan, weder für die Presse, noch für das Publikum, noch für die Behörden. In der dementierten Presseauslassung bietet sich geradezu ein Musterbeispiel für alle miß lichen Qualitäten und Folgen, die eine rein auf das Unterhaltungsbedürfnis zugeschnittene und sonst jeder Rücksicht bare Publikation haben kann. Zunächst wird den mit der Aufklärung der leidigen Mordaffäre betrauten behördlichen Instanzen die Arbeit in ganz unverantwortlicher Weise erschwert, denn alle in die Angelegenheit verstrickten und durch sie belasteten Personen werden der ausschließlich für sie wertvollen In formation durch die Presse dankbar sein, und haben allen Grund dazu. Es ist aus der Publikation ganz deutlich ersichtlich, daß es sich um durchgesickertes amtliches Material handelt, das von betriebsamen Federn gestreckt und geschmückt worden ist, um dem speziellen Bedürfnis zu genügen, mit dem einzigen positiven Ergebnis, daß den Behörden die Arbeit erschwert wird und ihren Gegnern Winke gegeben werden. So sehr es Recht und Pflicht der Presse ist, das Publikum zu infor mieren und alle wichtigen Merkmale be kanntzugeben, die zur Aufdeckung von Ver brechen dienen können, ebensosehr ist es Pflicht, bei Verwendung solchen Materials mit pein licher Auswahl zu arbeiten und stets darauf be dacht zu sein, die Arbeit der öffentlichen Sicher heitsorgane nicht zu gefährden. Jn Konfliktsfällen zwischen Jnformationsdrang und der Rücksicht auf das allgemeine Wohl und die allgemeine Sicherheit hat sich der Jnformationsdrang immer unterzuordnen, wenn nicht aus einer heilsamen Institution eine Gefahr werden soll. Es ist außerdem ganz sicher kein Zeichen klarer Er kenntnis, wenn in solchen Publikationen ein zelne Beamtenkategorien, nach Rang oder Dienst alter differenziert, gegeneinander ausgespielt werden. Solche Aktionen dienen weder dazu, das Ansehen der herabgesetzten, noch das der belobigten Beamten in den Augen des Publikums zu erhöhen. Sie dienen auch sicher nicht der Konsolidierung innerhalb der Behörde selbst. — Wenn das nun jahrelang ungesühnte schwere Verbrechen, dessen Schatten jetzt noch auf Leipzig lastet, wirklich noch einmal aufgedeckt und ge sühnt werden sollte, so haben Publikationen der erwähnten Art jedenfalls nichts dazu bei getragen. * * Entwürfe für den Löwenbrunnen aus dem Nasch markte. Zur Erlangung von Entwürfen für den Löwenbrunnen auf dem Naschmarkte war Ende vorigen Jahres ein Wettbewerb unter Leipziger Künstlern ausgeschrieben worden. Als Preise waren ;j50 .§, 250 .M und 150 .>z ausgesetzt, außerdem aber 200./L für den Ankauf von zwei weiteren Entwürfen bestimmt worden. Wie wir vernehmen, sind im ganzen 46 Entwürfe eingegangen. Das Preis ¬ gericht, das aus den Herren Oberbürgermeister Dr. Dittrich, Professor Dr. Klinger. Stadtver ordnetenvorsteher Justizrat Dr. Rothe, Stadtbaurat Scharenberg und Professor Dr. Seffner besteht, wird demnächst zur Beurteilung der Entwürfe zu sammentreten. * Ausstellung von Sandsteinfiguren im Schiller hain. Wie wir schon mitteilten, beschloß der Rat in seiner letzten Sitzung, dem Schillerhain in L.- Eoylis durch Aufstellung zweier Sandsteinfigurcn einen Schmuck zu verleihen. Es handelt sich hierbei um die Aufstellung der beiden Figuren, die früher vor dem Reuen Theater zu beiden Seiten des Einganges standen. Sie wurden gefertigt von dem Leipziger Bildhauer Hermann Knaur (1811—1872> und stellten die ernste und die heitere Muse dar, beide in sitzender Stellung. Später wurden sie er setzt durch die jetzt vor dem Neuen Theater stehenden Figuren, die der bekannte Bildhauer Ernst Hähnel in Dresden fertigte. Sicherlich finden die beiden Knaurschen Figuren gerade im Schillcrhain einen paffenden Platz. * Zur Umsckulungsfrage in Leipzig-Gohlis. Am Donnerstag abend tagte im Restaurant „Stadt Cassel" in L.-Goblis wieder eine Versammlung von Bewohnern des „Französischen Viertels", die sich mit der Frage der Ausschulung der Kinder aus der 11. Bürgerschule nach der 16. Bürgerschule (in L.-Eutritzsch) beschäftigte. Die Versammelten er klärten einstimmig, ihre Kinder den Bezirks schulen, die mit den Bürgerschulen den gleichen Lehrgang haben, dann zuzuführen, wenn die geplante Ausschulung verwirklicht werden sollte. Es wurde außerdem beschloßen, die dem Rate in einer Petition vorgelegten Wünsche nochmals zu unterbreiten und dabei darzulegen, daß die Bewohner von Gohlis auch ein Anrecht auf Eohliser Schulen haben. * Universitätsnachrichten. Zum Zwecke der Halb jahrsrevision haben die Studierenden zufolge Be kanntmachung der Direktion der Universitätsbiblio thek die entliehenen Bücher am 28. Februar, 2. und 4. März zurückzugeben, und zwar diejenigen, deren Namen mit einem der Buchstuben A—H anfangen am 28. Februar, die mit dem Buchstaben I—R am 2. März und die übrigen am 4. März von 10 bis 1 Uhr vormittags. Alle anderen Entleiher (Nichtstudentens haben die Bücher am 7., 8. und 9. März abzuliefern. Während der vom 28. Februar bis einschl. 12. März währenden Revisionszeit können Bücher an Benutzer, die nicht Dozenten der Univer sität sind, nur ausnahmsweise nach Hause verliehen werden. Der Lesesaal ist während der obengenannten Zeit nur an den Vormittagen geöffnet. — Das Universitätsgericht veröffentlicht die Namen von 40 Studierenden, die den vorgeschriebenen Umtausch ihrer Legitimationskartcn bis jetzt nicht bewirkt haben, und fordert dieselben auf, sich bis zum 5. März 1910 zum Empfang der neuen Legiti mationskarten persönlich in der Universitätskanzlei zu melden, da bei Nichtbefolgung dieser Aufforderung die strafweise Exmatrikulation der Betref fenden nach Ablauf der Frist ohne weiteres ver fügt wird. * Titelwesen. Dem Seniorchcf des Leipziger Der- lagshauses I. 2. Weber (Illustrierte Zeitung) Herrn Horst Weber wurde vom Herzog von Sachsen- Koburg-Eotha der Titel Hof rat verliehen. * Jubiläum. Am 1. März d. I. begeht Herr Prokurist Architekt A. Stein Hofs sein 25jähriges Geschäftsjubiläum als Angestellter der Firma Hanner L Hering, Architekten und Brauerei-Ingenieure, Leipzig. Er hat sich durch Fleiß und Tüchtigkeit im Spezialfach, sowie durch sein besonnenes Wesen bei der Firma und im weiten Kundenkreise allenthalben beliebt gemacht. * Cmmausparochie,Leipzig-Sell. Der hiesigeBe r ein für Gemeindepflege veranstaltet am Montag, den 28. Februar, abends ff 9 Uhr im Saale der „Güldenen Aue" einen Familienabend mit Vor trag von Herrn Pastor Schumann, Leipzig, Innere Mission, über das „Blaue Kreuz" und musikalischen Darbietungen durch den Gesangverein „Sänger kreis". Der Eintritt ist frei, jedermann will kommen. * Elternabend im Carola-Gymnasium. Am Mon tag, den 21. Februar, hatten sich zahlreiche Angehörige von Schülern des Gymnasiums, einer Einladung zum Elternabend folgend, in der Aula eingefunden. Herr Oberlehrer Richter I hielt einen Vortrag über das Thema: „Was können die Eltern vom Religions lehrer ihres Sohnes erwarten, was der Religions lehrer von den Eltern?" An den Vortrag schloß sich eine Debatte an, in der die volle Uebereinstim- mung der Anwesenden mit den Ausführungen des Redners zum Ausdruck gelangte. * Die „Gesellschaft der Waisenfrennde" erstattet Bericht über die Vereinstätigkeit im 32. Geschäfts jahr, dem wir folgendes entnehmen: Die Einnahmen betrugen 1556,21 .H, die Ausgaben 1255,95 so daß ein Kassenbestand von 300.26 ./L verhleibt. Der Vorstand besteht aus den Herren Stadtrat Baurat M. Pommer Leipzig, Vorsitzender: Schuldirektor n. D. K. O. Mehner-Weinböhla, Maxstraße 28, Geschäftsführer: Privatier Dr. jur. PH. Fiedler- Leipzig und Landgerichtsdirektor Dr. jur. Georg Fleischer Leipzig, Beisitzer: Direktor Theodor Demuth Leipzig, Kassierer. Als Hauptgegenstand der Hauptversammlung vom 10. Februar wurde die Frage der Unterbringung der Kinder besprochen. Der Geschäftsführer berichtete, daß er im ver gangenen Jahre die Unterbringung von sechs Kindern in angesehenen Familien habe einleiten und aus führen können. Die bereits in früheren Jahren untergebrachten Kinder fühlten sich in ihrem neuen Heim außerordentlich wohl und ihr Gesundheits zustand war recht günstig. * Leipziger Meß-Adreßbuch. Das vom Mcßaus schuß der hiesigen Handelskammer herausgegebene offizielle Leipziger Meß-Adreßbuch ist, in 28. Auflage, für die Oster-Vormesse 1910 er schienen. Es enthält auf 776 Seiten ein Verzeichnis aller Verkäufer, geordnet nach Firmen, Branchen, Straßen und Orten. Der beiliegende Nachtrag ist abgeschlossen am 15. Februar. Das offizielle Meß- Adreßbuch ist der sicherste Führer für alle Einkäufer, die unsere Messe besuchen. * Leipziger Lehrerverein. In dieser Woche be suchte die naturwissenschaftliche Vereinigung des Leipziger Lebrervereins die Zuckerraffinerie zu Rositz (S.-A). In vier Abteilungen wurden die Teilnehmer unter sachkundiger Leitung durch die weiten Räume der Fabrik geführt, wo sic die Ver arbeitung des gelbdraunlichen Rohzuckers zum weißen Hut- und Würfelzucker beobachten konnten. Auch erfolgte hier die Behandlung der nur zur Hälfte zuckerhaltigen Melasse, welcher der Zucker auf chemi schem Wege entzogen wird, so daß nur die Schlempe übrigbleibt. — Hierauf wurde im nahen Braun- lohlenwerk „Glück auf!" der Zechau-Kriebitzscher Werke der Förderturm besichtigt, wo die durch Äa- schinenkraft zutage geförderte Braunkohle durch Schüttelsiebe nach ihrer Größe sortiert, die feine Kohle zu Pulver gemahlen, getrocknet und schließlich unter gewaltigem Druck durch eiserne Stempel in Formen aus Eußstahl zu Briketts für den Haus bedarf und Jndustriezwecke gepreßt wird. " Sächsischer Gastwirts-Verbandstag. Zu unserer gestrigen Notiz wird uns mitgeteilt, daß die Aus- stellung für gastwirtsgcroerbliche Kochkunst und heinUschc Industrie in Limbach vom 4. bis 14. Juni dauernd wird. ** Genickstarre. In unserer Stadt ist das Gerücht verbreitet, daß bei dem Infanterie Regiment Nr. 106 eine Anzahl Soldaten an der Genickstarre erkrankt seien und im Garnisonlazarett untergebracht sind. Wie wir an zuständiger Stelle erfahren, ist das Ge rücht in dieser Form stark übertrieben. Tatsache ist, daß am Donnerstag vorigerWoche ein Soldat des genannten Regiments an Genickstarre erkrankt ist und in das Garnisonlazarett eingeliesert wurde. Der Fall hat sich aber glücklicherweise als ein sehr leichter herausgcstellt, so daß der Patient sich schon wieder auf dem Wege der Besserung befindet. Um ein weiteres Umsichgreifen der Krankheit zu verhindern, wurden naturgemäß alle erdenklichen Vorsichtsmaßregeln getroffen, und so wurde nicht nur die ganze Korporalschaft, der der Betreffende angehört, einer Beobachtung im Lazarett unterworfen, sondern die ganze Kompanie wurde untersucht und, soweit nötig, durch Impfung immunisiert. Jedenfalls liegt zu einer Beunruhigung des Publikums leine Ver anlassung vor. ** Der Deutsche Käufrrbund, Ortsgruppe Leipzig, hielt am Donnerstagabend im Hotel Sachsenhof eine öffentliche Versammlung ab, in der Frau Müller- Oestreich das Thema „Wie kann der Käufer auf die sozialen Verhältnisse Einfluß gewinnen" be handelte. Der Versammlung, die stark besucht war, wohnte die Protektorin der Ortsgruppe Leipzig, Frau Kreishauptmann Exzellenz 0. Welck, bei. Die Vortragende führte aus, daß die Entwicklung zum Großbetrieb immer mehr die Maschinenarbeit in den Vordergrund rücke und die Handarbeit zurückdränge. Das Wort „Zeit ist Geld!" habe nie mehr Geltung gehabt als in dieser Zeit des wirtschaftlichen Auf- ichwunges, aber dem kaufenden Publikum wäre dies noch nicht zum Bewußtsein gekommen. Der Käufer sei sich noch nicht klar, welchen Faktor er im wirtschaftlichen Leben darstelle. Dieser Einfluß müsse geltend gemacht, aber nicht mißbraucht werden. Wenn der Käufer in angemessenen Grenzen diesen Einfluß geltend mache, so könnte er wesentlich auf die sozialen Verhältnisse einwirken. Dies müsse vor allem geschehen, um die Angestellten mehr zu schützen. Man solle möglichst seine Einkäufe nicht in der letzten Abendstunde, sondern vormittags machen. Auch rn der Saison solle man seine Einkäufe nicht bis auf die letzten Tage verschieben, da damit eine Ucberanstrengung des Personals verbunden sei und man außerdem dann auch nicht mehr die Auswahl in genügender Weise habe. Rednerin ging noch weiter aus dieses Thema ein, plädierte für genügende Sitz gelegenheit, Gehaltszahlung während der Krank heit usw. und fand für ihre interessanten Aus führungen reichen Beifall. An den Vortrag schloß sich eine rege Diskussion an. » Wegen doppelten Giftmordes, begangen an seiner Frau und an seinem sechs Wochen alten Kinde, ist der am 11. Juli 1874 in Berlin geborene und hier in Leipzig wohnhafte Stellmacher Otto Gustav Wilhelm Roth er vom hiesigen Schwurgerichte am 30. November vergangenen Jahres zum Tode und zum dauernden Verluste der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt worden. Da der Angeklagte mit aller Hartnäckigkeit die Tat leugnete und es so hinzu stellen versuchte, als habe seine Frau zuerst das kleine Mädchen und nachher sich selbst vergiftet, so mußte ein umfangreicher Indizienbeweis gegen Rother geführt werden. Die Kette der In dizien schloß sia> vollkommen: die Geschworenen sprachen den Angeklagten schuldig. Das Verbrechen ist mit Bleiweiß ausgeführt worden, das den beiden Opfern in kleinen Quantitäten fortgesetzt in die Speisen und Getränke gemischt worden rst. Das kleine Mädchen ist am 13. Mai, Frau Rother am 11. Juni im Krankenhause verstorben. In beiden Leichen wurde bei der Obduktion Bleiweiß gefunden : der Tod ist unzweifelhaft auf Vergiftung zurückzu führen gewesen. Rother legte gegen das Todesurteil Revision beim Reichsgericht ein, Die Revision wurde im Januar als unbegründet verworfen und damit war das Urteil rechtskräftig deworden. Rother hat nun ein Gnadengesuch an gen König eingereicht. * Zu der Belohnung von 1000 Mk., die auf die Ergreifung des kürzlich im Polizeibericht erwähnten flüchtigen Kaufmanns Bernhard Flick aus Frankfurt a. M. ausgesetzt worden ist, wird jetzt noch eine Prämie von je 1000 Mk. demjenigen zugesichert, der durch den Nachweis von Spuren die Ergreifung des Verhafteten ermöglicht und der aus der unter schlagenen Summe greifbare Depots in Höhe von mindestens 10000 Mk. nachweist. * Verband von Nahrungsmittel-Interessenten. Am Donnerstag, den 24. Februar, hielt der Ver band von Nahrungsmittel-Interessenten seine Vorstandssitzung ab. Der zweite Vorsitzende H. Schweißer eröffnete die Sitzung und gab dem Syndikus Martin Schneider das Wort zum Vor trag über die Herausgabe eines Merkblattes für den Kleinhandel mit Nahrungsmitteln. Es wurde beschlossen, daß der Verband die Initiative zur Herausgabe eines Merkblattes ergreifen soll. Dos Blatt soll die Kleinhändler mit Nahrungsmitteln über die Beschaffenheit und die Behandlung der Waren in leicht faßlicher Weise aufklären. Ein anderes Blatt soll sich an die Käufer von Eßwaren richten und populäre Aufklärung über Bezeichnung und Qualität der Nahrungsmittel geben. Es wurde betont, daß nur bei Beteiligung aller Branchen etwas wahrhaft Nützliches erreicht werden kann. Weiter wurde eine ausführliche Eingabe durchberaten, die die Errichtung von Sachverständigenkommissio nen bei den Handelskammern zum Gegenstand hat. Die Poli^eiverwaltungen sotten alle nicht ganz zweifelsfreien Fälle von Verstößen gegen das Nah rungsmittelgesetz, bevor sie Anzeige bei der Staats anwaltschaft erheben, an diese Sachverständigenkom mission geben. Da die Kosten der Nahrungsmittel untersuchungen sehr hohe sind, sott an die Grün- dungeinesVerbandslaboratoriums gegangen werden, zunächst aber auf anderem Wege den Mit gliedern bei freiwilligen Untersuchungen Erleichte rung verschafft werden. * Der Verein Pestalozzi-Fröbelhaus veranstaltete a n Donnerstag im „Elysium" einen humoristischen Unterhaltungsabcnd zum Vesten des Vereins. Er bestand in Konzert, humoristischen Tänzen, Tom bola usw. Der musikalische Teil des Abends wurde unter der trefflichen Leitung des Herrn Musikdirektors Schütze ausgeführt: die übrigen Darbietungen kamen zum großen Teil durch Seminaristinnen des Fröbel- hauses zur Ausführung. Es trat dabei die erziehe rische Wirksamkeit des Institutes in hervorragender Weise zutage. Spiel, Gesang, Pflege des guten Tons, Erziehung zu vollendeten gesellschaftlichen Um- aangsformen, alles das ist ja so recht im Sinne Fröbels gehalten. Und wenn man von diesem Standpunkte aus den Verlauf des Abends betrachtete, so tritt das rein Vergnügungsmäßigc von allein in den Hintergrund: es zeigte sich die pädagogische Ab sicht des Ganzen. In gewissem Sinne war es also ein Proüeabend auf die an gewendete Erziehungs methode. Großen Beifall erzielte u. a. „Her Kurmärker in der Picarde". Auch die Tanze können als in jeder Beziehung wohlgelungen bezeichnet werden. Hier ist noch die vornehme dekorative Ausstattung zu erwähnen. Frau Fitting mit ihren heiteren Vorträgen und Fräulein Fitting mit eigener geschmackvoller Dichtung ernteten gleich falls lebhaften Dank. Auch die Violinvorträgc und die Begleitung durch Fräulein Biedermann (von der Anstalt) waren gediegen. Daß die ganze Veran staltung lediglich der guten Sache diente, zeigte sich auch durch die rege Beteiligung an der Lotterie. Es wurden 750 Lose umgesetzt. Zu erwähnen ist noch das „astrologische Zelt" von Frau Dr. Arz becher: es fand großen Zuspruch. Ferner der von Fräulein Liebing entworfene und geleitete präch tige Kirchweihreigen in der Mitte der Veranstal tung. Dem Institut könnten durch diesen Unter haltungsabend etwa 100 .zs zugeführt werden. * Leipziger Heiin für gebrechliche Kinder. Milt woch, den 2. März, abends 8 Uhr, wird Herr Professor Dr. Köl liker im Logenhausc Elsterstraße 2 einen öffentlichen Vortrag über Krüppelsürsorge, insbeson dere in Leipzig, halten. Der Eintritt ist jedermann unentgeltlich gestattet. Bei dem großen Interesse, welches die Krüppelsürsorge gegenwärtig erweckt, ist der Besuch dieses Vortrags gewiß zu empfehlen. -t. Der Linüenauer Turnverein in L.-Lindenau (Turnhalle hinter dem Charlottenhose) hielt unter dem Vorsitze des Architekten Carl Fischer ini „Deutschen Haus" seine Hauptversammlung ab. Der Verein, der das 28. Turnjahr vollendet hat, zählte am 1. Januar d. I. 212 wirkliche Milglieder und 46 Zöglinge. Die Hauptversammlung berief den langjährigen bewährten Vorsitzenden wieder an die Spitze des Vereins und wählte die Turngenossen Herm. Dietrich, R. Lässig, Friedr. Mcnzdorf, H. Nienholdt und A. Senf aufs neue in den Turnrat. Tucnwart Haase legte nach 16jähriger erfolgreicher Tätigkeit sein Amt nieder. In An erkennung seiner vielen Verdienste um den Verein wurde er zuni Ehre nturnw art ernannt. Mit der technischen Leitung des Vereins beauftragte man den Vorturner Horst Seydel. ' Der allgemeine Deutsche Sprachverein (Zweig verein Leipzig) hielt am Dienstag im Saale des Kaufmännischen Vereinshauses einen Vortrags abend ab. Man konnte den Abend Wagnerabend nennen. Herr Eniil Schulze hatte den gesanglichen Teil übernommen. Er brachte „Am stillen Herd" aus den „Meistersingern" und „Siegmunds Liebes lied" aus der „Walküre" mit sonorer, wohlgebilderer Stimme zu Gehör. Dann hielt Prof. Dr. Mat thias, Realgymnasialrektor in Plauen, einen Vor trag über das Thema „Richard Wagner, ein deutscher Mann undMeiste r". Der Redner entwickelte den Stoff in zwei Teilen. Zunächst schil derte er das Deutschtum Wagners in seiner Jugend, in der Gymnasialzeit. Dann erwähnte er die Zeit, in der Wagner als Musikstudent in Leipzig und wäh rend seines Aufenthalts in Paris sich der damals in Kunstkreisen üblichen Ausländernachäfferei hingad. Schließlich aber ist Wagner, als er das Musikdramn schuf, wieder ein Deutscher geworden. Deutsche Gc sinnung, deutsche Kraft atmen seine Dichtungen. Kompositionen und Schriften. Im zweiten Teil seines Vortrags zeigte der Redner Wagner als Meister der Feder, des Denkens und des Dichtens. Die Ausführungen des Vortragenden fanden reichen Beifall. ** Der Dentschnationale Handlungsgehilsen-Ver- band, Ortsgruppe Wahren, veranstaltete am Dienstagabend in Gemeinschaft mit dem Gemein nützigen Verein Möckern, Hausbesitzervcrein und Schreberverein Möckern im Restaurant „Goldener Anker" in Möckern den 10. Vortragsabend. Herr Realschullehrcr Fr. Nöbbecke sprach über das Thema: „Meine Erlebnisse auf deutschen Hochsecfisch dampfern bei Island und an der marokkanischen Küste." Der Redner führte aus, daß unsere Höchste fischerei noch sehr jungen Ursprungs sei. Im Jahre 1860 konnte eine englische Zeitung, die „Morning Post", in einem längeren Artikel triumphierend darauf Hinweisen, daß Deutschland ohne Flotte sei. Aber wie haben sich die Zeiten geändert. Heute befürchtet man auf seiten Englands eine Invasion der Deutschen. Es ist aber auch viel in dem knappen halben Jahrhundert ge leistet worden. Die Hochseefischerei wurde in den 60er Jahren noch fast ausschließlich von den Eng ländern und Franzosen betrieben, erst anfangs der 80er Jahre begann man sich in Deutschland dafür zu interessieren, und 1884 wurde dann der erste Fisch dampfer von einem Eecstemünder Reeder hinaus gesandt. Heute gehören Geestemünde und Nordenham zu den größten Fischhandclsplützen, verfügt doch die 1896 begründete Hochseefischerei - Aktiengesellschaft allein über 50 Dampfer. Der Redner schilderte nun. seine Reisen aus den kleinen, schnellen Fischdampfern, erklärte die Einrichtung derselben an Hand selbst aufgenommener Bilder und gab noch erläuternde Erklärungen über den Fischfang. Er fand für seine interessanten Ausführungen lebhaften Beifall bei den zahlreich erschienenen Zuhörern. * Der Verein für Arbeitsnachweis in Leipzig hielt am Donnerstagabend in den Räumen des Nachweises seine ordentliche Mitgliederversammlung ab. Wie aus dem Geschäftsbericht hervorging, den Herr Geh. Hofrat Professor Dr. St re da erstattete, hat der Nachweis im verflossenen Jahre eine um sangreichere Tätigkeit als im vorhergehenden Jahre entfaltet. Es waren im vorigen Jähre über 2000 offene Stellen mehr vorhanden als 1908, nnd zwar 26 287. Arbeitsuchende nahmen 30 613 den Nachweis in Anspruch. Besetzt wurden 23 654 Stellen, gegen 21 420 cm Jahre 1908. 806 Personen konnten zu Notstandsarbciten verwendet werden. Vom Rate der Stadt wurde im Berichtsjahre wiederum eine Beihilfe von 8000 ./i gewährt. Der Kassen bericht, den Herr Brauereibesitzer Pott kam per zur Vorlage brachte, bilanziert mit 12 739,43 ./Z Im Haushaltplan für das kommende Jahr wurden 11900 anaesetzt. Kaffen- und Geschäftsbericht fanden volle Genehmigung. Es wurde den Herren unter Dank für die Mühewaltung Entlastung erteilt. Die Dorstandswahlen ergaben die Wiederwahl der bisherigen Herren, nur für Herrn Mcusche, der au- geschäftlichen Gründen zurücktral. mußte eine Neu wahl vorgenommen werden: sie fiel auf Herrn Kauf mann Kießel. * König!, rumiin. Zirkus Cesae Sidoli. Wie wir schon mitteilten, findet die Eröffnungsvorstellung am Ostersonntag, den 27. März, in der Albcrthalle de» Leipziger Kristallpalastes statt. Die diesjährige Saison verspricht eine geradezu glänzende zu werden, denn schon seit Monaten sind alle größeren Agenten in Pans, Wien, Berlin, London tätig, um aller erste Artisten und Attraktionen für das Unternehmen zu gewinnen, und auch Direktor Sidoli hat seit seinem letzten Hiersein viele neue Dressuren in seinem Reper toire. Es besteht zurzeit aus 230 Nummern, so daß den Besuchern in jeder Vorstellung ein neues Pro- gramm gezeigt werden kann. Der Zirkus trifft in zwei Extrazügen von Bukarest hier ein. * Genehmigt hat das sächsische Ministerium des Innern dem Militärverein „China- und Afrika, k rieger" für Leipzig und Umgegend zum Zwecke der Errichtung eines Denkmals für die in China und Südweirasrika gefallenen sächsischen Staatsangehörigen einen Ausruf in sächsischen Tageszeitungen und die Errichtung von Sammelstellen zur Entgegennahme von Beiträgen. * Der Streik der Fensterputzer Leipzigs hält noch an. Gegen einige Streikende, die sich Arbeits willigen gegenüber ungesetzlich verhalten haben, ist polizeilich eingejchritten worden.