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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 26.02.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-02-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100226015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910022601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910022601
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-02
- Tag 1910-02-26
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Monat
1910-02
-
Jahr
1910
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Lama seine» Amte» entsetzt. Tin Londoner Privattelegramm meldet uns hierüber: o. London, LZ. Februar. (Priv.-2.el.) Nach verbürgten Nachrichten aus Peking »st der Da lat Lama, der seit dem 12. Februar sliichtig ist. durch ein kaiserliches Edikt ab gesetzt worden. Da» Edikt ordnet Vorbereitungen siir di« Regelung seiner Nachfolgerschast an. Deutsches Kelch. Leipzig, 26. Februar * Die Anträge Hettner und Opitz auf Nieder sctzung einer besonderen Deputation zur Herbei führung einer Vereinfachung in den Ge schäften der inneren Verwaltung werden am kommenden Mittwoch auf die Tagesordnung der Zweiten Kammer gefetzt werden. Am selben Tage wird auch der freisinnige Antrag Dr. Roth auf Neuregelung des gesamten Leamteurechts im modernen Zinne dir Kammer beschäftigen. * Lin« Audienz im Rcichsamte des Innern. Der Staatssctretär des Innern Delbrück hat dem Vor sitzenden des Hauptausschusses für die staatliche Pen- sionsversscherung der Priimtangestelllsn Reif (Leipzigs auf dessen Ansuchen eine Unterredung gemährt, bei der auch Ministerialdirektor Caspar ui d Geh. Oberregierungsrat Koch zugegen waren. D.r Staatssekretär präzisierte seine Ausführungen von. 17. Januar im Reichstage dahin, dass er zwar einen Zeitpunkt für die Vorlegung des Gesetzentwurfs nilst angeben könne, aber lediglich deshalb, weil die Be endigung der notwendigen Vorarbeiten einstweilen noch nicht zu übersehen sei. Der Staatssekretär er klärte sich im übrigen bereit, das Reichsamt des Innern wie früher auk den grschästlichen Tagungen des im Hauptausschuise der Privatangestcllten be stehenden Siebenerausschusses durch die zuständigen Referenten vertreten zu lassen, oder auch nach Um ständen den S'ebeneravsschuß zur Mitarbeit im Reichsamt des Innern Heranzuziehen. * Die Budgetkommission des Reichstages ging nach Erledigung des Marincetats zu dem Etat für Kiautschau über. Bei der Beratung de: Beamtenbesoldungsordnung wurde auf Antrag der Subkommission an dem Eouverneurgehalt, das aus 18 000 .lt Gehalt, 22 000 Kolonialzulage und 10 000 -lt Repräsentationsgeldern zusammengesetzt ist, ein Abstrich von 10 000 mit 11 gegen 11 Stimmen beschlossen. * Die Wahlpriisungskommission de» Reichstags hat die Wahl des Abg. Enders (Freis. Volksp.) im 2. Meiningschcn Kreis für gültig erklärt. * Die Agrarier und das deutsch-kanadische Handelsabkommen. Die „Deutsche Agrar-Korr." dringt einen fulminanten Artikel gegen das neue deutsch-kanadische Handelsabkommen und stellt dieses hin als eine Konzession an die Eroßschiffahrt, die auf Kosten der Landwirtschaft erfolgt sei. Sie be müht sich, Material zu schaffen, um dieses Handels abkommen als eminent ungünstig für die deutsche Wirtschaftspolitik hinzustellen, und fordert vom Deutschen Reichstag, daß er dieses handelspolitische Musterkunststück zuschanden machen möge. — Offne auf die volkswirtschaftliche Auffassung der „Agrar-Korrespondenz" einzugehcn, die vollstän dig schief und einseitig ist, möchten wir -da rauf Hinweisen, daß der Deutsche Reichstag überhaupt nicht in die Lage kommen wird, sich mit diesem Handelsabkommen zu befassen. Die Handels beziehungen zu Kanada sind geregelt durch das deutsch-englische Handelsprooisorium. Durch dieses Provisorium hat der Reichstag deni Bundesrat die Ermächtigung gegeben, England und seinen Kolo nien den deutschen Dertragstarif ganz oder teilweise einzuräumen. Aon diesem Recht hat der Bundesrat Kanada gegenüber Gebrauch gemacht, bedarf also hierzu kc'.ner Genehmigung des Reichstages mehr. Die Agrarier werden daher zwei Jahre lang warten müssen, bis sie bei der nächsten Verlängerung des deutsch-englischen Handelsprovisoriums ihrem Schmerz darüber Ausdruck geben können, daß endlich einmal ein auch für Industrie und Handel günstiger Handels vertrag abgeschloffen worden ist. * Eiltempo in der preußischen Wahlrechtsreform. Nachdem die Fraktionen des preußischen Abgeord netenhauses sich über die Beschlüsse der Wahlrechts- kommtssion schlüssig gemacht haben werden, wollen sie zu Beginn der nächsten Woche mit der Staatsregie rung Fühlung nehmen, um für die zweite Lesüng der Wahlrechtsvorlage in der Kommission die Grundlage festzustellen. Man hofft, die zweite Lesung tn der Kommission in zwei Sitzungen er Sie genialische Durchlaucht. Bon Karl Fr. Nowak. Alles im Leben dieser genialischen Durchlaucht war romantische Ironie: sein adliges Kavalicrtum, seine Schriftstellerest sein Weltfahrertum. Mag sein, daß nie ein glänzenderer Genießer, ein geschickterer Ausschöpfer flüchtig gewährter Schicksalsmöglichkeiten lebte als Fürst von Pücller-Muskau, aber sicher ist zugleich, da» nur selten eines Reichbegünstigten Weg durch lachendere Komödien ging. Vielleicht war er der letzte Abenteurer einer Zeit, drc von den Abenteuern sich endgültig abkehren wollte. Ein Lebensvirtuos, der über t.niichcren Voraussetzungen doch ein paar Dezennien ungeschmälerten Vergnügens für sich aufbauen durste, ein Blender voll Liebenswürdigkeit, der tn allen Abschnitten eines fast biblischen Lebens alters nur ein Motto kannte: die Passion. Er war Welt reisender, Literat, Eartenkünstler, Liebesheld, — immer blieb er Grandseigneur. So groß sein Miß geschick in mancherlei „Geschäften" war: sein Himmel blieb ihm heiter bis zum Schluß. Denn er bestrickte alle. Er hatte Geist genug, von seinen exzentrischen Allüren, von der koketten Romantik seiner Alltags taten, die überall, bevor er selbst noch kam, die Frauengunst für ihn gewann, blasierten Abglanz wenigstens über seine Bücher zu breiten. Er hatte Geist genug, sein Cchriftstellcrtum, das heimliche Künstlertum, das in dem Eartenschöpfer steckte, mit seinen Lebensaffären in verblüffend einheitlichen, äußerlichen Einklang zu bringen. Der Schriftsteller Fürst Pückler, der so ganz in jungdeutscher Gefolg schaft ritt, war ein Genie so wenig, wie er als Lebcnskünstler die Lebenstiefen suchte. Aber eins war er: ein lleberlegener. Er wußte es selbst viel leicht, daß er überall dilettlerte. Aber überall dilet- tierte er mit Phantasie, und durfte seine phantastische Sehnsucht sich erfüllen, schien ihm das Leben selbst erfüllt. Und wirklich wußte er sich'» so einzurichten, daß fast dies ganze Leben ihm eine Phantasiefahrt wurde. Er nahm die Stimmung, die ihm für ein wahrhaftige» Glück vor allem nötig schien, nicht eigentlich von den Geschehnissen, die ihm widerfuhren. Lieber sah er die Geschehnisse so, wie er gestimmt war. Er wollte „genialisch" sein und blieb es. Und alle um ihn glaubten es ihm: darin lag seine Ueber- legenheit. . . . Man wird jetzt wieder einiges von seinen Büchern ledigen zu können, und wenn möglich die zweite Lesung noch in der nächsten Woche zum Ab schluß zu bringen. Der schriftliche Bericht wird so weit vorbereitet werden, daß er zu Anfang der zweiten Märzwoche festgesetzt werden kann und so fort zur Verteilung kommen wird. Wenn sich diese vorläufigen Dispositionen einhalten lassen, so wäre es möglich, schon am 11., spätestens am 11. März die zweite Plenarlesung vor zunehmen und diese einschließlich der dritten Lesung bis zum Eintritt der Osterferien zu er ledigen. * Der Geschästsordnungsantrag im preußischen Abgeordnctenhausc. Der konservative Antrag aus Ab änderung der Geschäftsordnung des Abgeordneten houses (schärfere Ordnungsbeftimmungcn, Beschrän kung der Nedekrcibeit) wird bereits am 2. März von der Geschäflvoronungs!omini>sion beraten werden. Die Konservativen werden der Kommission bestrmnne Vorschläge betreffs Verschärfung der Bestimmungen vorlegcn. Vorsitzender der Kommission ist Abg. Mathis (Natl.st Berichtersta'ter für das Plenum Aog Dr. Zimmer (Ztr.). Von den 1-t Mi.gliedern gel-ören sieben den beiden konservativen Parteien an Aus schlaggebend wird bei der Abstimmung das Zentrum sein. * Die „National - Zeitung" versendet folgende Notiz: „Die Meldung eines Depeschenbureaus, daß die „National-Zeitung" am 1. April d. 2. eingehen werde, hat verschiedenen, uns mehr oder weniger freundlichen Blättern Veranlassung gegeben, sich mit dem Schicksal der „National-Zeitung" zu bc schuftigen. Demgegenüber erklären wir kurz und bündig, daß die Nachricht, die „National-Zeitung" werde am 1. April ihr Erscheinen ei »stellen, unrichtig ist. Danach scheint es sich nur um eine Aufhebung der Fusion nnt der freikonservativen „Post" zu handeln. * Anarchistentongreß. Die Anarchistische Födera tion Deutschlands beruft einen Anarchisten-Kongrsß ein, der zu Pfingsten in Halle a. S. abgehalten werden soll. * Die Reformen des preußischen Disziplinär gesetzes. Der Vorstand des Preußischen Lehrervcreins hatte sich, wie de: „Inf." mitgeteilt wird, an das Staatsministerium mit einer Eingabe um Revision des Gesetzes vom 21. Juli 1859, betr. die Dienstver gehen der nicht richterlichen Beamten, gewandt. Unter den Punkten, die als reformbedürftig bezeichnet wur den, befanden sich Bestimmungen über die Ordnungs strafen, das förmliche Disziplinarverfahren, die Ver nehmung der Zeugen, über die Hauptverhandlung so wie über die Verjährung. Alan war, dahin vor stellig geworden, daß Bestimmungen in das Gesetz aufgenommen werden sollten, wonach der Beamte vor der Verhängung einer Ordnungsstrafe verantwortlich gehört werden sollte. Ferner sollte ihm die Möglich keit gewährt werden, nach Erschöpfung des Be- schweroeweges das förmliche Disziplinarverfahren gegen sich zu beantragen. Dann sollte das diszipli- naraerichtliche Verfahren vor einer ähnlichen Behörde wie die Disziplinarbehörden für die Reichsbeamten stattfinden und in der Voruntersuchung sollte die Vernehmung der Zeugen in Gegenwart des Ange- schuldiatcn und eo. in Gegenwart seines Verteidigers erfolgen. Des weiteren wurde angeregt, die Haupt verhandlung in der Regel öffentlich zu führen, für die Dienstvergehen eine geregelte Art der Verjährung eintreten zu lasten und — dies ist einer der Haupt punkte — auf das Disziplinarverfahren auch die Vorschriften der Strafprozeßordnung über das Wie deraufnahmeverfahren und über die Entschädigung unschuldig Verurteilter auszudehnen. Wenn einzelne Blätter zu berichten wußten, daß man bei der zustän digen Behörde bereits mit einer Reform des preußi schen Disziplinnrgesetzes, speziell mit dem Wieder aufnahmeverfahren, beschäftigt sei, so entspricht dies nicht den Tatsachen. Ans diese Eingabe hin sind ent sprechende Arbeiten nicht eingeleitet worden, und es ist für die nächste Zeit auch nicht zu er warten, daß man an eine Neugestaltung der Be stimmungen des Disziplinargcsetzes herantreten wirb. * Di« Konferenz über das Wcltwechselrecht. Die Einladung der niederländischen Regierung an die Staaten zum Beginn der Konferenz über das WeK- wechselrecht ist, wie dis „Inf." erfährt, nunmehr e.- folat. Danach soll die Konferenz am 21. Juni d. I. im Haag zusammentreten. Die Vorbereitungen aller Staaten für die Beratungen sind so weit gediehen, daß eine Stellungnahme zu dem Inhalt der nieder ländischen Fragebogen, die diescrhalb an die Ne gierungen versandt wurden, im Laufe der nächsten Zeit zu erwarten sein wird. Voraussichtlich werden sich bei der Stellungnahme der Delegierten aus der Konferenz anfänglich viele Widersprüche ergeben. deren Beseitigung den Fortschritten bei den Verhand lungen Vorbehalten bleibt. Als Vertreter auf der Konferenz sind von deutscher Seite Delegierte des Auswärtigen Amrs und Reichsjustizanus sowie Per sönlichkeiten aus den Interestentenkreisen in Aussicht gcckommen. * Antrag zur Geheimhaltung der Abstimmung. Die ucnionallrberalen Mitglieder der Wahlrechte kommission haben den Antrag gestellt: „Die Kommis sion wolle beschließen, dem Abgeordnetcnhause fol gende Resolution vorzuschlagen: Die Kgl. Staats regierung zu ersuchen, bei der bevorstehenden Revision der Strafprozeßvrdnung auf die Aufnahme einer Be stimmung hinzuwirken, wonach die Befragung eines Zeugen darüber, w e m er bei geheimer Stimmabgabe seine Stimme gegeben, ver boten wird." * Vom andauernd kranken Bischof. Bischof Benzler sollte, wie erinnerlich, als Zeuge in einem lothringer Pfarrerprozes^aussagen, ob die Behaup tung des Pfarrers von Fleisheim, er habe im Auf trage des Bischofs gehandelt, als er von der Kanzel herab die Leser des Antizentrumsblattes „Der Lothringer" mit der Exkommunikation bedrohte, richtig )ei. Zur ersten Verhandlung des Schöffen gerichts erschien der Bischof einfach nicht! zum zweitenmal vorgeladcn, ließ er sich bescheinigen, daß ec krank sei. Les weiteren wurde dann der Prozeß hinausgeschoben, weil der Bischof noch „andauernd krank" sei. Jetzt meldet die „Straßburger Post" wieder, der noch schwebende Fleisheimer Pfarrer prozeß könne immer noch nicht zu Ende geführt werden, da Bischof Benzler immer noch nicht reifefühig sei. Dabei hatte aber die „Lothringer Volksstimme", Bischof Benzlers eigenes geweihtes Blatt, vor kurzem mitgeteilt, der Bischof sei bis Aschermittwoch im Kloster Beuron in Hohenzollern gewesen! Die reichsländische Justiz scheinr mit bischöflichen Zeugen eine recht große Geduld haben zu müssen. » * System Rechenberg. Aus Deutsch - Ostafrika wird dem „Deutschen Boten" geschrieben: „Wie der Herr Gouverneur v. Rechenberg sich früher mit den Ansiedlern versehdet hat, die er am liebsten ganz aus der Kolonie verbannen möchte (noch heute erläßt er selbst an noch so kapitalkräftige Ansicdlungslustige direkte Warnungen vor dem Zuzug), so hat er bei Antritt seiner Urlaubsrcise in den Kreisen der Schutz truppe eine Stimmung Hervorzurusen ge wußt für die Erbitterung noch ein milder Ausdruck ist. jlnmittelbar vor seiner Abreise ließ er sich von der Schutztruppe in Daressalam eine Ovation brin gen und sprach alle möglichen freundlichen Worte, ohne im geringsten zu verraten, daß er im nächsten Moment eine Dezimierung der Schutz truppe cinleiten würde, die nicht nur in der Schutztruppe selbst mit höchstem Unwillen, sondern auch in der übrigen Bevölkerung mit großer Besorg nis ausgenommen werden mußte. Die Umwandlung eines großen Teiles der Schuhtruppe in Polizei truppen, wie Herr v. Rechenberg sie cinleiten will, entspricht sicherlich nicht der militärisch-politischen Lage in der Kolonie) gerade jetzt haben wir es wie der im Langenburger Bezirk mit einem Aufstande zu tun, und niemand weiß, was die Folgezeit bringt. Nun will er ja freilich die Schutztruppler nicht ein fach nach Hause schicken, sondern einen großen Teil der farbigen Soldaten in Poiizeisoldatcn umwan deln. Das erregt bei den farbigen Soldaten selbst Erbitterung, weil sie sich durch diese Umwandlung degradiert fühlen. An straffe Disziplin und regu lären militärischen Dienst gewöhnt, betrachten sie die Polizcitruppe, bei der Disziplin und Dienst wesentlich lockerer sind, als Truppe zweiten Ranges, in der sie nur mißmutig ihren Dienst verrichten werden. In der Tat ist die Kriegsbereitschaft und Kriegstüchtig keit der Polizeitruppe viel geringer als die der Schutztruppe. Was aber ganz besonders gegen den Gouverneur cinnimmt, ist die Art seines Verfahrens: die absolute Geheimhaltung seines Planes selbst gegenüber dem Kommandeur der Schutztruppe, dessen Urteil doch wohl auch nicht un gehört hätte bleiben dürfen, und die Bekanntgabe erst in dem Augenblick, als der Herr Gouverneur der Kolonie den Rücken gekehrt hatte und sich auf dem zur Heimreise fertigen Dampfer befand! Welche Ge fühle dieses Vorgehen hier ausgelöst hat, braucht wohl im einzelnen nicht weiter beschrieben zu werden." * Samoa will Selbstverwaltung. Eine Kabelmel- dung aus Sydney berichtet: Der hiesige „Herold" druckt einen Auszug einer von der Händlerver einigung Dcutsch-Samoas für den Reichstag bestimmten Petition ab. Diese Pe tition verlangtdieSclb st Verwaltung und rührt anscheinend von Gegnern des Gouverneurs und der deutschen Verwaltung her. Kuslsnü. Geverrelch-Unysrn. * Der Erzherzog Karl Franz Joses, der in Vrandeis an der Elbe in Garnison steht, ist, wie uns ein Privattelegramm meldet, an den Atmungs organen erkrankt. Infolgedessen sind alle Empfänge in Prag abgesagt worden. Der Erzherzog Karl Franz Josef ist der älteste, 23 Jahre alte Sohn des 1900 verstorbenen Erzherzogs Otto und präsum tiver Thronerbe. ^rsnkrelch. * Die Unruhen auf Guadeloupe. Aus Toulon wird gemeldet: Der Kreuzer „Victor Hugo" wird morgen mit 120 Kalonialinfantcristen nach Guadeloupe zur Unterdrückung der Streik unruhen adgchen. Lnylkmü. * Eine Verschlimmerung der parlamentarischen Lage? Ein Londoner Telegramm meldet uns: Am Freitag fanden zwei Ministerräte statt und die Lage scheint plötzlich eine Wendung zu in Schlimmeren genommen zu haben. — Ver anlassung dazu gab zweifellos die, bereits in unserer Abendausgabe gemeldete, Abstimmung im Unter hause über Chamberlains schutzzöllnerischen Zu satzantrag. Dieser wurde zwar abaelehnt, aber nur mit einer Majorität von 31 Stimmen. Noch vor wenigen Monaten belief sich die liberale Mehrheit im Untcrhause auf 234 Stimmen. Die irischen Natio nalisten enthielten sich der Stimmenabgabe, die Arbeiterpartei stimmte mit der Negierung. Ohne die Stimmen der Arbeiter wäre das Kabinett Asquith schon bei der ersten Abstimmung gefallen. Dazu kommt die Haltung der Iren, die dem Kabinett Asquith mit einer Oppositionspolitik drohen. * Die Haltung der Iren. Der Korrespondent des in Dublin erscheinenden „Freemans Journal", des Parteiorgans der irischen Rationalisten, erklärte in einem Artikel für sein Blatt, die Nationalisten hätten sich der Abstimmung über den Zusatzantrag zugunsten der Tarisreform enthalten, nicht aus Rücksicht ans die Regierung, sondern weil cs n r ch t erwünscht sei, den Schwerpunkt jür die nächsten Wahlen von den Lords auf dre Tarifreform zu verlegen. Wenn die Regierung nicht mit möglichster Beschleuni gung einen Vorschlag für die Beschränkung des Vet o- rechts der Lords macht und diese zur Entscheidung bringe, werde die irische Partei eine heftige Opposi tionspolitik gegen die Regierung beginnen. * Im Oberhause gab Lord Rosebery die Er klärung ab, daß er am 14. März den Vorschlag machen werde, daß das Haus sich selbst als Komitee konsti tuiere, um die besten Mittel einer Reform seiner gegenwärtigen Organisation in Erwägung zu ziehen, damit derart eine starke und wirksame zweite Kam mer begründet werde. Ruhlanü. * Trinksprüch« in Petersburg. Das bulgarische Königspaar ist, wie gemeldet, zum Besuch des Zaren paares in Petersburg eingctrofsen. Aus Anlaß des Besuches fand in Zarskoje Sselo ein Ealadincr statt, bei dem zwischen Zar Nikolaus und König Ferdinand Trinksprüche gewechselt wurden. Der Zar begrüßte das bulgarische Königspaar mit folgenden Worten: „Mit dem Gefühl ganz besonderer Freude be grüße ich die Ankunft Euerer Majestäten nach Vollendung des meinem Herzen und dem Herzen ganz Rußlands so teuren Werkes der Unab hängigkeit Bulgariens. Dies denk würdige Ereignis hat die großen Taten meines Großvaters mit einem unvergeßtichen An gedenken gekrönt, der den jungen slawischen Staat zn einem unabhängigen Leben berufen.hat. Ich bin sicher, daß das unabhängige Bulgarien unter der weisen Aegide Euerer Majestät ein neues festes Pfand des Friedens, der Ein tracht und Ordnung tn den Balkan ländern sein wird, daß unsere beiden Regie rungen bestrebt sein werden, die historischen Bande der Brüderlichkeit und Einigkeit, die unsere Völker schon seit langem verbinden, noch mehr zu festigen. Ich erhebe mein Glas auf das Wohl Euerer Majestät und Ihrer Majestät der Königin, des vielgeliebten Patenkindes Prinzen Boris und bei ...» wo ich mit großem Regrct die kleine Harriet so liebevoll und gut fah — schade, daß sie nicht mehr Geld hat. Wie werde ich mich noch herausfitzcn, Gott weiß es. Di porrr 6ivs la vsi-itv, das ganze Heiraten ist mir schrecklich. Wenn nicht alles beisammen ist, Güte, Schönheit und Reichtum. Ich habe Augst, eine Schlechte zu heiraten, ich jchäme mich, eine Häßliche zu heiraten oder eine, die arm ist — und ich schäme mich auch, zurückzukchrcn, ohne etwas erreicht zu haben. Welch ein Dilemma." Aber Muskau soll scheinbar nicht gerettet werden. Der Fürst blc't freilich noch eine ganze Weile unter den schönsten Engländerinnen, aber keine erhört ihn, keine hat Geld für den Schloß park in der Heimat. Die romantische Verbitterung des Fürsten ist so echt, wie das Vergnügen, seine Schnucke nach der Rückkehr weiterküssen zu dürfen. Statt der neuen Frau bringt er nur neue Plauder eindrücke mit nach Deutschland. So schlecht cs auch den fürstlichen Finanzen ging: den Park behielt er fast noch zwei Jahrzehnte. Und die Ehe mit der Fürstin hatte niemals sicherere Stütze gehabt, als die Zeit, da ihr Gatte in England sich auf Brautschau umtrieb. ... lesen. Weder die „Briefe eines Verstorbenen"— sein be rühmtestes Werk — noch die Epistelsammlung, die er an seine geliebte „Schnucke" nach Muskau schrieb, werden Anspruchsvollere heute freilich noch überwälti gen können. Doch in beiden Sammlungen, die jetzt als zwei Bände „Ironie des Lebens" bei Georg Müller in München in der Serie „Lcbenskunst" er schienen, wird Blatt um Blatt des Fürsten Persön lichkeit reizen. Ilcberdies Modebücher aus skeptischer jungdeutscher Zeit, die jetzt Memoirenwert tragen. Literarischer wirken sicherlich die „Briefe eines Ver storbenen", diese Tagesepistcln eines aristokratischen Plauderers in Heinischcr Manier. Dennoch werden die Briese an die „Schnucke" menschlich wichtiger sein: sie zeigen mehr als alles, was der Fürst jemals tat oder schrieb, Piiülcr-Muslaus Bildnis, — die Romantik, die Blasiertheit, die ganze Tragikomödie eines glänzend vcrschnumendcn Lebens. Die „Schnucke" in Muskau war die Fürstin. Und des Etaatskanzlcrs Hardenberg Tochter war fast so romantisch blasiert wie ihr durchlauchtiger Gemahl: als sie sich aus Liebe zu Pückler entschlossen hatte, sich von dem Fürsten scheiden zu lassen, blieb beider Liebe unumstößlich bis ans Ende. Sie gingen aus einander, um Muskau zu retten. Der Muskauer Park — von ihm ging der Ruf eines Weltwunders — hatte all den fürstlichen Reichtum völlig verschlun gen: daß Pückler unter solchen Umständen nach Eng land ging, um zur Rangierung die nächstbeste Eold- fischlady zu heiraten, war der Fürstin um so selbst verständlicher, als sie den Gatten und sein Muskauer Werk recht zärtlich liebte. Nicht das allein war Ironie des Lebens, daß der Fürst sich scheiden ließ, obgleich er der liebevollste Gatte hätte bleiben mögen. Auch das ist Ironie, daß die Englandfabrt weder neue Heirat noch finanziellen Ausweg brackzte. Auch da», daß der Geschiedene die Verlassene von der Brautsahrt aus mit Liebesbriefen überschüttete. Und auch das endlich, daß er nach der Heimkehr dann mit der Geschiedenen aufs neue bis zuletzt weiter lebt, so zärtlich und ihr so innig ergeben, wie vordem, nur daß sie sich nicht wieder vermählten, daß jetzt des Priesters Segen fehlte, daß also Pücklers ganzes eng. lisches Abenteuer nur das eine überraschende Ergeb nis brachte: die freie Ehe zweier Gatten, die diese Freiheit um der Freiheit selbst willen gar nicht ge wollt hatten. . . . In London wird dem Fürsten die Brautschau gleich von Anbeginn ein unfreiwilliger Ulk voll schmerzlicher Enttäuschung. Viel Auswahl, indes für Pückler wenig Hoffnung, überdies des Fürsten ehr liche Abscheu vor solcher Pirsch. „Meine Schönen sah ich heute alle und fand sie widerwärtiger als je." Er hat das Pech, sich in eine schöne junge Dame zu verlieben, deren Schwester er heiraten soll, er be zwingt er sich und ringt sich zu dem Entschluß durch, dennoch die Schwester Muskau zuliebe zur Frau zu nehmen. Wäre über Muskau die Ecldkalamitüt zwei Jahre früher herringcbrochen, hätte er freilich sich mit der Schwester nicht begnügen müssen. Er hätte Lady G., die Reizende selbst geheiratet. Trotz des äußeren Zwanges wär's dann immerhin eine wahre Liebcsche gewesen. Nur baß er schon ein paar Wochen nam der Bekanntschaft mit Lady C. und ihre: Schwester eine ziemlich einheitliche Enttäuschung an die Schnucke berichten muß: „Heute erfahre ich wie der, jedoch wenn ich ganz aufrichtig sein soll, mit mehr Vergnügen als Verdruß, daß das Leben aus ge täuschten Erwartungen besteht. Es ist zugleich ein Beweis, wie schwer es ist, sichere Nachrichten einzu ziehen und wie sehr in England, gleich anderen Län dern, alles übertrieben wird. Nachdem ich endlich mit vielem Aufwande von Müh und List die Sache mit der kleinen Harriet völlig aufs klare ge zogen. findet sich, obgleich alle Welt der Meinung ist, daß Lady E. bei ihrer Verheiratung 40 000 Livres Sterling bekommen hat, und der alte Papa, einer der Direktoren der Ostindischen Kompanie, für steinreich gehalten wird, daß die Kleine nicht mehr mitbekom men kann, wie 100 000 Livres Sterling und Lady E. nur 8000 bekommen hat. ^insi il ns Laut pius 7 psuser, und es war auch noch die rechte nicht. Ich danke ietzt dem Himmel, daß Ladn E. nicht frei war, denn bei der würde ich mehr Mühe zu entsagen ge habt haben." Doch er hat nicht bloß Malheur in Mitgistdingen, den Kavalier auf der Freite trifft auck noch äußeres Mißgeschick. „VoiiL un tisr nuubswr. l/op6r»ui<m (das Haar zu färben) » si rnLl i-Lnssi, la ckiubls sait zxnrvsuoi, que zv suis oi>U«-K <io vvoaminsnssr s« »oir. Großes und kleines Unglück wechselt auf eine so angenehme Art mit einander ab. daß ich mich nicht ennuyieren kann." Am ersten April führt „der alte Lou" seine Schnucke sogar ein wenig an: „Schnucke, txruck s-K Lini, js «ui» MLviv, i'ni 200 000 I-. 8t. 6s verriss st 6s.ux srrkants. Bist Du angeführt." — Aber die Heirats angelegenheiten werden wirklich immer schwieriger, die Heiratsstimmung wird immer grotesker: „Diner Theater, Kunst unü WMenlchslt. Leipzig. 26. Februar. Vorführungen der Elizabeth Duncan-Schule. Die seinerzeit von Isadora Duncan begründete, von ihrer Schwester Elizabeth aber geleitete Tanzschule, die zuerst im Grünewald untergebracht war und jetzt ein Heim in Darmstadt anstrebt, hat sich mit ihren Elevinnen schon mehrere Male auch in Leipzig gezeigt. Das geschah bet Matineen im Thomasring- theater. Gestern nun war das Podium des Städtischen Kaufhauses für sechs Duncan-Schüle rinnen, kleinere und größere, hergericktet. Ganz ab sichtlich war, wie Herr Max Merz, der musikalische Führer der Schule, in seinem einleitenden Vorträge bemerkte, auf Benutzung eines Theaterraumes ver zichtet worden, weil die Duncan-Echule in Zukunft weniger auf das Theater und dessen Ballettkunst, als auf Jugenderziehung und Volksgesundheit einwirken möchte. Herr Merz äußerte sich dann weiter übe: die bisherigen Schicksale der Schule und über die Art des geplanten, für 50 Schülerinnen gedachten Darm städter Heims, bei besten Errichtung auf die Hilfe des Eroßherzogs von Hessen gerechnet werden darf, kenn»
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