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' Die örtliche« EiRigungsverhandlungen im Bau- gewerd«. Am gestrigen Vormittag begannen in Chemnitz die Verhandlungen zwischen Arbeitern und Arbeitgebern des Bezirkes Frankenberg und Chem nitz um die Fetzsetzung des Vertrages. Auch hier wird dem Schiedsgerichte die endgültige Entscheidung überlassen sein. Das gleiche trifft zu aus die Eini gungsverhandlungen, die gestern nachmittag in Döbeln, und zwar für die Bezirke Roßwein, Wald heim. Mittweida, Oschatz und Döbeln, stattfanden. Die Vermittlungsversuche für die Bezirke Zwickau, Glauchau, Meerane, Hohenstein.-E., Penig, Wersau, Reichenbach, Plauen, Annaberg und Crimmitzsch.ru werden am heutigen Sonnabend vor sich gehen. Es bleibt dann noch Bautzen, Löbau. Zittau. Neukirch und Neugersdorf. Diese Verhandlungen finden am Sonntag in Neugersdorf statt. Am Montag früh 8 Uhr treten auch die Leipziger Parteien nochmals zusammen, um über die am Donnerstag streitig ge bliebenen Punkte zu beraten. Wie schon mitgeteiit, tritt am Montag auch das zentrale Schiedsgericht in Dresden zusammen. * Zur Erinnerung an den Griindungstag des Hansaoundes ist, wie bereits mehrfach von uns er wähnt, die Veranstaltung einer großen Hansabund- tagunä der 500 Ortsgruppen Vorsitzenden des Bundes am Mittwoch, den 15. Juni in Berlin geplant, in der über die Stellung des Hansadundes zu den ein zelnen Erwerbsgruppen und über seine eigene Ent wicklung und die seiner Zweigvereine referiert wer den wird. Die Leipziger O r t s g r u p p e hält bereits am Sonnabend, den 11. Juni 1910, abends ' ,9 Uhr im Versammlungszimmer' der Deutschen Bank, Filiale Leipzig. Rathausring 2, I. eine Fest sitzung ab. Da über die bisherige Tätigkeit Bericht erstattet und über die weiterhin einzuschlagenden Wege wegen Ausbaues der Organisation in Leipzig eine Aussprache herbeigeführt werden soll, ist ein starker Besuch dieser Sitzung zu erwarte». *. Der Verein der Fortschrittlichen Bolkspartei in Leipzig und Umgegend veranstaltet am Montag, den 13. Juni, abends 8 Uhr im Saale des Börsenrrstau- rants zur Feier des 80. Geburtstages Albert Trägers, des Seniors der Fortschrittlichen Volkspartei, einen Kommers mit Damen. Die Festrede wird Partei sekretär Ludwig Hofmann halten. Weiter sind für den Abend musikalische und deklamatorische Darbie tungen vorgesehen. Gäste sind herzlich willkommen. * * Einweihung des Neubaues der Kaifer-Wilhelm- Akademie. Zn Gegenwart des Kaiserpaares und dessen Gesolge und nn Beisein des Kultusministers, des Kriegsministers, der Admirale Tirpitz, Fischet, Müller, anderer hoher Persönlichkeiten, den Ver tretern der Stadt Berlin und des Sanitätsoffizier korps sand am Freitagmittag die Einweihungsseier des Neubaues der Kaiser-Wilhelm-Akademie für militärärztliches Bildungswesen statt. Nach dem Gesänge eines Männerquartetts hielt der Kaiser eine Ansprache, in der er die Kaiser-Wilhelm-Akademie zur Vollendung des neuen Heims beglückwünschte und seine Anerkennung für die guten Dienste, die die Akademie der Armee und dem Vaterlande ge leistet hat, aussvrach. Durch ernstes Streben aller Mitglieder habe die Akademie die Aufgabe, ein jederzeit auf der Höhe der medizinischen Wissenschaft und der ärztlichen Kunst stehendes Sanitäts-Offiziers korps heranzubilden, voll und ganz gelöst. Die drei Hammerschläge vollzog der Kaiser mit den Worten: ..Den Sterbenden zur Erleichterung, den Gesunden zur Stärkung, den Seuchen zum Verderben." Gesang schloß die Feier. * Der Kaiser über das Lesen in der Bibel. Wie dtls „Liebenwerdaer Kreisblatt" berichtet, erzichlte ' Generalsuperintendent Stolte bei einer Kirchcn- difitation in Schirmenitz fKreis Torgau) Neuste- i rungen des Kaisers über das Lesen in der Bibel. Zn einem Gespräch mit dem Geistlichen habe der Kaiser geäußert: ,,Zch lese ost und gern in der Bibel, die aus meinem Nachttrsch liegt, und in welcher ich die köst lichsten Gedanken unterstrichen habe. Begreifen kann ich es nicht, daß es so viele Menschen gibt, die sich so wenig mit dem Worte Gottes beschäftigen. Wer steht nicht beim Lesen der Evangelien und anderer Stellen unter dem Eindruck schlichter, er lebter, beglaubigter und bezeugter Wahrheit. Wie hätte sonst Christus der Welt das Gepräge aus drücken können! Bei allem Denken und Tun lege ich mir die Frage vor, was wohl die Bibel dazu sagt. Sie ist mir ein Born, aus ihr schöpfe ich Kraft und Licht. In Stunden des Bebens und Bangens greise ich nach diesem Trostschatz. Ich habe die Zuversicht, daß viele von Gott abgefallcne Menschen in unserer Zeit wieder zu einem festen Glauben kommen werden, daß viele wieder eine Sehnsucht nach Gott empfinden. Es ist ja das Schöne und Erfreuliche in der christlichen Kirche, daß Zeiten starken Zweifels besonderen Bekenner? mut und begeisterte Elaubensfreude wecken. Ich kann mir ein Leben, von Gott innerlich entfremdet, nicht denken. Wir alle müßen Eethsemanestunden durchmachen, Stunden, wo unser Stolz gedemiitigt wird. Die Demut fällt uns schwer, wir wollen unser eigener Herr sein." Diese Aeußerungen scheinen authentisch zu sein, da die „Nordd. Allg. Ztg/' fie übernimmt. Die .Köln. Volksztg." glaubt indessen das Gegenteil, da nicht an- zunehmen sei. daß der Kaiser religiöse Propaganda im Sinne der „Gesellschaft zur Ausbreitung des Evangeliums" treibe, und an maßgebender stelle zweifellos bekannt sei, daß die Lektüre der lutherischen Bibel — denn nur um diese könne es sich handeln — den Katholiken kirchlich verboten sei. * Zu den Brillante» zum Noten Adlerordcn, die der Kaiser dem scheidenden Staatssekretär Dorn burg verliehen hat, sind zum ersten Male südwest- assrikonische Diamanten verwendet worden. * Die kommenden Heeresforderungen. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: „Ein Artikel, der kürz lich aus einer Zeitungskorrespondenz in die Blätter übergegangen ist, behauptet, daß nach Ablauf eines Quinquennats im Ausbau unseres Heeres ein Stillstand eintreten würde. Die Entscheidung darüber sei schon anscheinend beim Amtsantritt des Reichskanzlers gefallen. Um das Fiasko der Reichs- finanzresorm zu verbergen, solle am Landheer gespart werden. Nach der Ansicht des Reichs kanzlers und des Reichsschatzsekretärs, besten Spar- samkcitsvollmacht gegenüber dem Heere dem Kanzler zur Bedingung bei seiner Amtsübernahme gemacht worden sei, sei für den Ausbau und die Fortent wickelung der Armee kein Geld übrig. Ein Ham burger Blatt glaubt, jetzt bestätigen zu können, daß der gegenwärtige Reichskanzler bei seiner Ueber- nahme der Geschäfte allerdings die Bedingung ge stellt habe, es dürfe nach Ablauf eines Quinquennats keine größere Heeresforderuna kommen. Diese Sach lage soll aber vertuscht werden. Im übrigen ziehe man sich hinter dem Vorwand zurück, daß im Jahre 1911 eine besondere Vorlage überhaupt nicht nötig ist, weil die Präsenzzifier auch unter der Hand erhöht werden können. — Wir wollen feststellen, daß alle diese Angaben mit Einschluß der angeblich vom Reichs kanzler verlangten Sparsamkeitsvollmacht auf reiner Erfindung beruhen. Hinsichtlich der kom menden Neuforderungen für das Heer ist nichts zu vertuschen. Sie werden für das nächste Quinquennat in voller Uebereinstimmung zwischen dem Reichs kanzler und den militärischen Stellen ganz im Sinne der hierüber schon gegebenen Erklärungen ausgestellt werden und nichts vermissen lasten, was nach dem Urteil der kompetenten Behörden rm Interesse der Schlagfertigkeit unseres Heeres notwendig ist.' * Die Antwort des Vatikan». Nach einer Mel dung der „Köln. Volksztg." scheint der Vatikan die beschwichtigenoe Erklärung des „Osser- ratore Romano" wegen der Enzyklika sich zu eigen machen und als amtliche Antwort auf die Vorstellungen der preußischen Regierung erteilen zu wollen. (Da haben wir s ja! Die Red.) Das Köl nische Zcntrumsblatt berichtet, daß der päpstliche Staatssekretär Merry del Val bei dem Diplomaten empfang am nächsten Donnerstag dem preußischen Gesandten diese Erklärung offiziell abgeben wolle. Wie von anderer Seite verlautet, soll der Vatikan sowohl die schwierige Stellung der preußischen Re gierung, die mit den protestantischen Orthodoxen rech nen lMshäl- auch die^.inliche Hage des Zentrums einse^c'n.' Der Vatikan dürfte bärum der Negierung möglichst entgegenkommen. Es handelt sich jetzt d'arüm, einen Modus zu finden. Die Verhand lungen darüber dauern fort. — Nach unserer Meinung gibt's hier überhaupt nichts zu verhandeln. Die preußische Regierung darf nur die Alternative stellen: Entweder glatte Revokation oder Abberufung des preußischen Gesandten am Vatikan. * Weltwechsclrcchtskonserenz und Luftschissahrts- konferenz. Die Weltwechselkonferenz, deren Beginn ursprünglich auf den 21. Juni festgesetzt worden war, wurde, wie der „Inf." mitgeteilt wird, zunächst auf Anfang Juli verschoben, da bei der in Paris tagen den Luftschisfahrtskonferenz sich Delegierte der Staaten befinden, die gleichfalls für die Weltwechscl- rechtskonferenz in Betracht kommen. Da nun zu er warten ist, daß die Luftschifsahrtskonferenz bereits Mitte dieses Monats beendigt werden kann, so ist der Beginn der Weltwechselrechtskonferenz im Haag nunmehr auf den 23. Juni festgesetzt worden. Außer dem Wirkl. Geh. Legationsrat Dr. Kriege, der gleichfalls an der Luftschifsahrtskonferenz teilnimmt, sind noch der Geh. Regierungsrat Simons vom Reichsjustizamt, sowie als kaufmännischer Sachver ¬ ständiger Herr Arthur Fischel von der Firma Mendelssohn Co. als Delegierte für Deutschland bei der Konferenz vorgesehen. — Man wird an nehmen können, daß die Konferenz etwa vier Wochen dauern wird. Außer Peru, Mexiko und Serbien, die eine Beschickung der Konferenz abgelehnt haben, werden voraussichtlich alle anderen Staaten Delegierte entsenden. Als englische Vertreter werden Sir George Buchanan, Sir M. D. Chalmers, der Verfasser des englischen Wechselgesctzes vom Jahre 1882, jetzt englischer Gesandter im Haag, sowie Fred H. Jackson, der Direktor der Bank von England und Vorsitzende des Londoner Institute of bankers, ge nannt. Ob das eigentliche Ziel der Konferenz, die die Schaffung eines einheitlichen Gesetzes über das Weltwechsekreckst bezweckt, erreicht werden kann, muß zweifelhaft erscheinen. Einzelne Fragen sFormcn des Protestes, Wechselstempelung z. B.) werden ver mutlich den einzelnen Staaten zwecks gesetzlicher Regelung vorbehalten bleiben. Auf deutscher Seite wird man auch an den bewährten Grundsätzen des deutschen Wcchselrechts festhalten. * Für die Veteranen. Im Neichsschahamt trat am Donnerstaavormittag die angekündigte Konferenz mit Parlamentariern aller Parteien des Reichstags über die Veteranenfürsorge zusammen. Vom Reichs schatzamt nahmen Staatssekretär Wermuth, Unter staatssekretär Kühn und mehrere Räte teil. Von der nationalliberalen Fraktion waren Prinz Schoen- aich-Carolath und Professor Görcke abgeordnet. Die Beratungen gingen jedoch nm Donnerstag noch nicht zu Ende, sondern wurden auf Sonnabend vertagt. Ueber den Inhalt der vom Reichsschatzamt gemachten Vorschläge dzw. der aus dem Schoße der Parlamentarier hervorgegangenen wird einstweilen Stillschweigen beobachtet. * Eine unerwartete Folge der Reichstagsersatz wahl in Lyck-Oletzko. Während des Reichstagswahl kampfes in Oletzko-Lyck-Johannisburg, der mit dem Verlust des bisher in konservativen Händen ge wesenen Kreises an die Nationalliberalen endete, hatte die Maßregelung des nationalliberalen Führers Dr. Thomalla, des Leiters des Kreis- kranken Hauses in Johannisburg, im ganzen Reiche unliebsames Aufsehen erregt. Wie jetzt die „Königsb. Hart. Ztg." meldet, hat die Johannis burger Kreisverwaltung die Schließung des Krankenhauses zum 1. Juli beschließen müssen, weil sie keinenErsatz und auch keine Vertretung für Dr. Thomalla fand. Das Königsberger Blatt verlangt das Eingreifen der Regierung, da das Johannisburger Krankenhaus das einzige im ganzen Kreise ist. * Der Weitere Vorstand (Fünfziorr-''»".sschußl der Deutschkonservativen Partei war am Mittwochabend im preußischen Herrenhause zu Berlin versammelt zu einer Aussprache über geschäftliche Angelegenheiten. Es wurde folgende Resolution angenommen: „Der Weitere Vorstand (Fünfziger-Ausschuß) der Deutsch konservativen Parte: spricht den konservativen Fraktionen des Herrenhauses und des Hauses der Abgeordneten und ihren Führern für ihre Mit arbeit an den Beratungen über die Wahlresorm- vorlage die Anerkennung und den Dank der Gesamtpart ei aus. Der Weitere Vorstand hat, in der Erwägung, daß das bestehende preußische Wahlrecht sich immer und durchaus zum Segen Preußens bewährt hat. und angesichts des Umstandes, daß sich über einen Versuch, an seine Stelle etwas Besseres zu setzen, unter den bürgerlichen Parteien keine Verstänoigung hat herbeiführen lasten, keinen Anlaß, den Ausgang der Beratungen zu bedauern. Für die Zukunft hegt der Weitere Vorstand dis feste Zuversicht, daß unsere Freunde im Herrenhaule und im Hause der Abgeordneten jeder Demokratisierung des Wahlrechts mit größter Ent schiedenheit entgegentreten werden." * Nationalliberale Organisation. Nach einem Vorträge, den in einer öffentlichen Versammlung des Landesvereins der nationalliberalen Partei für Thü ringen der Sekretär der nationalliberalen Partei für Thüringen, A. Eraswurm aus Gera, über „Die poli tische Lage seit der Reichsfinanzreform 1908" hielt, hat sich m Blankenburg i. Thür, eine Orts gruppe der nationalliberalen Partei gegründet. * Uebrrgriffe russischer Grenzsoldaten. Bei einem Schulausflug wurden am Donnerstag in Ottlatschin drei Schüler der Thorner Knabennnttelschule, dar unter der Sohn des russischen Vizekonsuls :n Thorn, von russischen Grenzsoldaten über den Grenzfluß Tonczina gelockt und zwei gewaltsam in das Wach haus gesperrt, während es dem einen gelang, den Fluß zu durchschwimmen und zu entkommen. Die sestgenommenen Knaben wurden erst durch einen hinzukommenden russischen Offizier, der den Sohn des Vizekonsuls kannte, befreit. In Thorn herrscht über diesen Vorfall tiefgehende Erregung. * Ein Hansabund-Prei». Der Württember- gtsche Landesverband des Hansabundes für Gewerbe. Handel und Industrie hat durch seinen ge- schäftssührenden Ausschuß im Einvernehmen mit dem Präsidium des Bundes in Berlin beschlossen, für die vom 4. bis 20. Juni d. I. zu Stuttgart unter dem Protektorat des Königs von Württemberg stattfin dende S. Fachausstellung des Verbandes deutscher Flaschner-, Klempner- und Installateur-Innungen zwe: Preise zu stiften. Der eine davon, ern Pokal, soll der besten Kollektivausstellung von Innungen, Jnnungsverbünden oder ähnlichen Handwerkerorga nisationen zuteil werden, als Ausdruck dafür, daß der Organisationsgedanke des Handwerks Förderung und Unterstützung verdient Ern weiterer Preis ist der besten kollektiven Ausstellung von Fachschulen der einschlägigen Gewerbe zugedacht. Der Han'abund erblickt ein wesentliches Mittel, den gewerblichen Mittelstand zu fördern, darin, der Heranwachsenden Gneration jedes Handwerkszweiges neben der all gemeinen eine gründliche fachliche Ausbildung zuteil werden zu lasten, allerdings unter sorgfältiger Scho nung der geschäftlichen Interessen der Prinzipale. Der Württembergische Landesverband hat also mit diesem zweiten Preis den Fachschulen eine Anerken nung ihrer Leistungen und einen Ansporn zu fort schreitenden Erfolgen geben wollen. 0,-15 2.07 0,91 2,65 15,62 15,24 Ver letzungen 0,39 0,39 0,96 0,18 1,94 1,12 3,02 6,58 11,63 zu sammen 0,49 0,46 2,02 Deutschland. . Preußen .... Oesterreich-Ungarn Frankreich . . . England .... Schweiz .... Belgien .... Vereinigte Staaten Rußland ..... ^.,^-r Danach steht Deutschland in bezug auf die Sicherheit seiner Eisenbahnen an der Spitze aller Kulturländer. * Die Eisenbahnunsälle in den verschiedenen Ländern. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" veröffentlicht eine vergleichende Zusammenstellung der Eisenbahnunfülle in verschiedenen Ländern. Es kommen im Jahre auf je eine Million Reisende in Tades- "" s仫 0,08 0,07 0,12 0,13 0,14 0,15 * Der Deutsche Versichcrungs-Schutzverband, e. V„ in Berlin, hielt am 4. d. M. im Hotel Adlon unter dem Vorsitz des Direktors Nortmann seine dies jährige Generalversammlung ab. Aus dem Bericht über die Tätigkeit des Verbandes im Jahre 1909 ergibt sich, daß die Mitgliedermhl sich wieder er höht hat und die Kastcnverhältniste sehr günstige sind. In Ergänzung des Jahresberichtes berichtet Landtagsabgeordneter Dr. Wendlandt über den Stand der Verhandlungen bezüglich des dem Ab geordnetenhause zur Beratung vorliegenden Sotte- tätsgesetzes. Im Anschluß an den geschäftlichen Teil erstattete der Geschäftsführer Dr. Prange ein Referat über die Deutsche Reform-Versicherungs bank, deren Gründung unter Mitwirkung des Schutz verbandes am 30. April d. I. erfolgt ist. Zum Schluß berichtete der Abteilungsvorsteher Rosen hagen über die praktische Tätigkeit des Verbandes auf dem Gebiete der Unfall- und Haftpflicht-Ver sicherung. wobei er auf die Vorteile hinwies, die die rechtzeitige Beratung in diesen Versicherungszwcigen für die Versicherungsnehmer bietet. Susis«-. Delterrelch-Ungsrn. * Oesterreichisches Abgeordnetenhaus. Bei der Besprechung der gestern vom Ministerpräsidenten im Abgeordnetenhaus heantworteten Jnteroellation über die Verwendung österreichischer Trup pen bei den Wahlen in Ungarn erklärten Korosec und Sramel daß die Truppen nicht zur Auf rechterhaltung der Sicherheit, sondern zur Behinde rung in der Wahlfreihelt und insbesondere zur Niederhaltung der Nationalitäten verwendet worden seien. Sramek fügte noch hinzu, keine Partei wünsche eine gemeinsame Monarchie, jedoch unter Wahrung der Rechte und Freiheiten aller Nationalitäten. — Im Verlaufe der Sitzung bezeichnete Renner (Soz.) den Wahlsieg des Grafen Khuen-Hödervary als das Ergebnis nackter Brutalität. Er hoffe, daß trotz der Vereinigung der Reaktion in Oesterreich und Ungarn die Idee der ungarischen Wahlreform siegreich sein werde. (Der Präsident rief den Redner wegen Beleidigung des ungarischen Ministerpräsidenten zur Ordnung.) Abg. Daszynski (Soz.) erklärte, der Drang der breiten Massen nach legitimer Macht sei nicht zu unterdrücken. Auch in Ungarn werde das Versprechen der Krone bezüglich des allgemeinen Wahlrechtes eingelöst wer den müssen. (Beifall.) Der Minister des Innern bekämpfte scharf die gegen die Krone gerichtete Poli tik der beiden Redner. (Zustimmung.) Er bezeich nete die Debatte über die ungarischen Reichstags wahlen als eine unzulässige Einmischung und drückte sein Bedauern über die Angriffe gegen die un- Moliire. Zur Aufführung des „Tartüff" und der „Pröcieuses ridicules" im Neuen Theater. (Nachdruck verboten.) Moliöre ist auch heute noch Frankreichs größter Dichter. Zeitlich zwischen Corneille und Racine stehend, ist sein Name der Gipfel und in einem um fassenderen Sinne als der Name jener beiden un sterblich. Moliöre wurde sechs Jahre nach dem Tode Shakespeares geboren, am 15. Januar 1622. Es liegt nahe, zwischen dem Menschen Moliöre und dem Men- jchen Shakespeare Parallelen zu ziehen. Beide ent stammten dem wohlhabenden Bürgerstande und beide trieb der Dichterdrang zum Theater. Beide wurden Schauspieler. Der bedeutendere dieses Zeichens war wohl zweifellos Moliöre, dafür wird Shakespeare durch den höchsten Ruhm entschädigt, nicht nur der größte Dichter Englands, sondern der modernen Welt überhaupt zu sein. Weiter: Shakespeare und Mo- lidre erlebten jeder den großen politischen Aufschwung ihres Vaterlandes und standen zu den Staatsober häuptern in unmittelbaren Beziehungen. Shake speare erfreute sich der Gunst Elisabeths und Ma ttere in noch Höherem Grade der Ludwigs des Vier zehnten. Der Dichter entstammte, wie schon kurz erwähnt, einer wohlhabenden bürgerlichen Familie und hieß mit seinem richtigen Namen Jean-Baptiste Poquelin. Sein Vater war königlicher Hoftapezierer. Erst als oes Sohnes Entschluß, zur Bühne zu gehen, ein Schritt, der damals als ein höchst erniedrigender aufgesaßt wurde, unwiderruflich feststand, wurde Jean-Baptifte von der Familie gezwungen, einen anderen Namen anzunehmen. Moliöre hat alle Lei den und Enttäuschungen eines wandernden Komö dianten und Schauspieldirektors erfahren müssen. Mit seiner Trupp« durchzog er Provinz auf Provinz, nachdem eine von ihm in Paris gegründete Bühne, die den stolzen Titel „Jllustre ThöLtre" führte, sich nur ganz kurze Zeit hatte halten können. Moliöre spielte in Grenoble. Lyon. Montpellier. Rouen und mehreren anderen Orten. In Rouen erscheint er 1658. Zwei bildschöne Schauspielerinnen, die de Brie und die du Parc, haben großen Erfolg. Cie verdrehen allen Männern dtd Kopse. Der junge Thoma« Cor neille und selbst der damals vierundfünfzig Jahre alte Pierre Corneille richten an die beiden Schönen galante, verliebte Verse. Von Rouen, das damals ,ür die zweite Hauptstadt der dramatischen Kunst in Frailkrelch galt, wandte sich Moliöre mit seiner Ge sellschaft nach Paris. Diesmal sollte er Glück haben. Der 24. Oktober 1658 darf als der Geburtstag und die „Farce" der „Pr 6 cieuses ridicules" als die Wiege seines Ruhmes angesehen werden. An jenem Oktobertage soielte er, gestützt auf eine Empfehlung des Bruders Ludwigs XIV. vor den Majestäten und dem gesam ten Hof. Die Vorstellung — man spielte außer einem älteren Stück den „Docteur amoureux" mit Mottöre selbst in der Titelrolle — fand so uneingeschränkt den Beifall des Königs, daß Ludwig der sozusagen noch obdachlosen Truppe gern einen Saal zur Verfügung stellte. Der erste große Erfolg an dieser Stätte war die Premiere der „Pröcieuses ridicules" am 18. No vember 1659. Moliöre spielte den Mascarille. Die Geschichte dieses Stückes ist nicht mit abso luter Sicherheit festzustellen. Die Tatsache, daß Cha- pellc, ein Freund Molises, in seinem Reisetagebuch die Vorgänge der Komödie erzählt, hat zu der An nahme geführt, Moliöre hätte die Pröcieuses bereits 1654 in Montpellier gedichtet. Ein unumstößlicker Beweis dafür ist nicht zu erbringen. Bei Stücken von dem leichten Genre der Farce gab man sich nicht erst lauge Mühe, nach Namen für die darin auftre tenden Personen zu suchen. Man nahm einfach die Namen der Schauspieler. La Grange und Du Lroify sind die Namen zweier neu cingetretener Mitglieder der Truppe. Madelon sollte, wie man lange Zeit angenommen hat, Madeleine de Scudöry (eine der berühmtesten Preziösen) kein, was aber auch kaum ausrechterhalten werden rann: mit dieser Figur ist zweifellos Madeleine Bejart, Matteres Geliebt« aus der Zeit der Wanderjahrc, gemeint. Und Cathos ist sicker Catherine de Brie und nicht Catherine de Rambouillet (eine andere berühmte Preziösej. Gor- gibus ist eine traditionelle Figur, die auch im „Mö- oecin volant" und im „Sganarelle" vorkommt. Die Darsteller der Farce übertrieben ganz bewußt. Entweder man trug eine italienische Maske oder man puderte sich das Gesicht ganz weiß. Der „Marquis de Mascarille" trug merkwürdigerweise eine Maske. Uebriaens findet sich der Name Mascarille auch schon in früheren Stücken Moliöre«. und zwar ebenfalls als Signum für Dienerrollen: im „Deptt amoureux" und im „Etourdi". Wie schon erwähnt, hat Moliöre den Mascarille der Pröcieuses gespielt, in einem Kostüm, das uns heute als eine arge Uebertreibung anmuten würde. Mademoiselle des Jardins, die 1660 eine Besprechung des Stückes veröffentlichte, schildert darin das Aussehen Matteres höchst ergötzlich: „Seine Pe rücke war so lang, daß sie jedesmal, wenn er eine Reverenz machte, den Boden fegte. Und sein Hut so winzig, daß man leicht hätte glauben können, der Marquis trage ihn in der Hand und nicht auf dem Kopf. Seine Beffchen waren ein förmlicher Frisier mantel und seine Kanonen (die Spitzengarnitur an den Beinkleidern) hätten einer ganzen Schar spielen der Kinder als Schlupfwinkel dienen können. Aus seiner Tasche hing ein Büschel von Troddeln wie aus einem Füllhorn, und seine Schuhe waren so reich mit Schleifen und Bändern bedeckt, daß vom Leder auch nicht eine Spur zu sehen war. Jedenfalls sahen sie geradezu monströs aus und hatten so hohe und zier liche Stöckel, daß man sich nicht gut vorstellen konnte, wie sie imstande waren, den Darsteller zu tragen." Rigal, der neueste französische Biograph Matteres, widmet den „Pröcieuses ridicules" hohes Lob. Zu allen Zeiten hat man die Sprache verhunzt und ent stellt. Malier« hat seiner Zeit zugerufen: Larler ckone, comiv« le veut l» nsturel Vortrefflich ist Rt- aals Hinweis auf Paillerons „Welt, in der man sich langweilt", und man muß ihm unbedingt zustimmen, wenn er in Mascarille einen Ahnen Bellacs und in dessen Zuhörerinnen moderne Pröcieuses ridicules erblickt. Wurden „die lächerlichen Preziösen" die Basis für Mottöres unvergänglichen Dickterruhm, so bil dete das Schaffen des „Tartüf f" den Höhepunkt in des Dichters Kampf geqen Heuchelei und falschen Schein, ein Kampf, den Moliöres Dichten sein ganzes Leben lang unermüdlich gefochten hat. Die Ge schichte des ^tartüff" ist im Laufe der Zeit zu einer umfangreichen Literatur angewachsen, deren bloße Aufzählung an dieser Stelle schon zu weit führen würde. Die Berührung der religiösen Frage im „Tartüff" bedeutet ein« unerhörte Kühnheit Mo ttöres in einer Zeit, wo die Kirche nicht duldete, daß der Name Gottes auf der Bühne ausgesprochen wurde. Ohne den Schutz seines hohen Gönners wäre eine Auf führung gerade dieses Stückes wohl unmöglich ge wesen. Der Kampf um dieses Werk nahm ungeahnte Dimensionen an; ja er ist noch nicht zu Ende und wird wohl auch so bald kein Ende finden. Da der „Tartüff" in Deutschland da« bekannteste von Mo ttöres Stücken ist, darf dieser kurze Hinweis genügen. Zum Schluß sei nur noch erwähnt, daß sowohl die „Pröcieuses ridicules" als auch der „Tartüff" nach der ersten Ausführung eine Zeitlang vom Repertoire verschwinden mußten. Das erste Stück wirkte aus das Preziösentum derartig verstimmend, daß ein „Pröcieux" von Einfluß die Absetzung für etwa vier zehn Tage durchzusetzen vermochte. Und beim „Tar tüff" gelang es der nächsten Umgebung des Königs, den Monarchen zu bewegen, Moliöre zur vorläufigen Zurückziehung des Stückes aufzusordern. Allerdings tat Ludwig XIV. das in einer so milden Art und Weise, daß der Dichter keinen Augenblick im Zweifel bleiben konnte, den König durchaus auf seiner Seite zu haben. Daul Lrins. Leipzig, 11. Juni. Neues Theater. („Carmen ") Herr Erich Kling Hammer vom Stadttheater in Zürich führte gestern seinen Escamillo vor, nachdem er am Sonntag als Telramund gastiert hatte. Wieder erschien er nicht als Stimmricse, und der Schilderung des Stiergefechts mit dem aller Welt bekannten Refrain hätte mehr Intensität des Tones (namentlich in der Tiefe) nicht schaden können. Aber wieder half und nützte der Gast seinem Gesang durch energisch georägte Dekla mation. In der Höhe gab es vornehmlich auf dem e> gute Leuchtkraft, die der Sänger mit merkbarem Be hagen strahlen ließ. Der Darstellung kam Herrn Klinghammers hohe elastische Erscheinung zustatten. Die an sich lobenswerte Absicht, lebendig zu spielen, veranlaßte freilich einige übertriebene Gesten. Er wägt man, was Herr Klinghammer derzeit leistet und nimmt man hinzu, daß er noch Entwickelungs- möalichkeiten aufweist, so darf man hoffen, daß er mehr und mehr den Platz ausfüllen wird, den ihm die Direktion im Ensemble unserer Oper zuge dacht hat. I'. vV. * * Eine wertvoll« Schenkung. Die bekannte Der- lagsfirma B. G. Teubner in Leipzig, die schon mehrfach bei besonderen Gelegenheiten große Bestände ihres Verlages öffentlichen Bibliotheken als Geschenk überwiesen, hat aus Anlaß der Jahrhundertfeier der Berliner Universität abermals ihren Gemeinst»« betätigt, indem sie Werke ihre» wertvollen Verlages im Betrage von zehntausend Mark zur Er gänzung der Berliner Unioersitätsbibliotbek wie der