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BezugS-Prei- Ar Lrtpjia u»» «ororle durch unser« Träger und Svedttrure Smal ttglich tu« Haus -ebrachl - 90 monaN., T.70 uk «ierieliühei Be> unlrru Filiale« u. Vi^ aatzmeftelleu a»g»doli 7» H manatl-, R.kL oierrellidrl. Durch »t« Voki tuumchald Deulich.and« und dar dutlchan 4 »Ionien dienelitdr. 8.4« ^ss, mounU. I^e« nuaichl. Poftdeslelloeld. sierner tu Belgien, Dänemark, den Donauitaaten. Italien, Luremdurg, Niederlande, l>!or- w«en Oeklerreich Ungarn. Ißiutland, Schweden. Schwel» u Spanien I» allen tdrigen sraate» au» direv durch di« Selcht,Helle Blatte» -rhSillich. Da« Ue,p,i,e> tagedlatt «rlcheiu» Smal ltglich. Soun» » ga>er,«d nur »argen«. Ldonn« »»l»Annaou<> Augoitusplatz 8, bet unlerrn Träger» s^llaleu Spediteuren und Lnnahmellrllen !,w»e PoVLmrern und Brief irLgern Itniekueltautevr»»« de. Morgen, »usgad» 10 »er ridendautgab, » ch, «rbaktion und Gelchäfk«a«ller Iodannidgasie s. Fernwrecheri 14««, 14««, 14894. Morgen-Ausgabe. MpzigerTaMM Handelszeitung. Amtsblatt des Rates und des Volizeiamtes der Lladt Leipzig. Anzcigen-Preis ftr Inleraee au« l'eivng und Umgedunq d>« Sgeivaltene SO mm breit« Petit,eil« LL tie 74 mm breit« SieNametcile I von autwütt» ^0 SieNamen l.lLI Inserate von Behdrden 'M amtlichen Teil di« 74 mm lrclte Petit,eile 40 gleschLitSan,eigen mit P atzvorschristrn und ln der Abendausgabe im Breite er!>.t>i Aadatt nach Taris. löeilngegebübr 1, p. Tausend exkl. Postgebühr. lsellerteilte Aufträge können nicht zurück gezogen werden. Iür da« Erscheinen au bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: Uugulkusplatz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Expeditionen de« In» und Ausländer. -aupt-Sllial» verlin: Sark Duncker, Herzog!. Biyr. Hofbuch- dandlung, Lützowstinhe It). iTciepvon VI. Ar. 4<x«). Haupk-Siltale Dresden: Seesiratze 4,1 (Telephon 4ülll). Ar. 1S2. Dienstag, üen 14. Juni 1910. 104. JöhrgSNg. Das Dichtiglte. * König Friedrich August von Sachsen will an den Papst ein Handschreiben richten, worin dem Bedauern über die schweren An- grisfe aus die evangelischen Staatsbürger Sachsens Ausdruck gegeben wird. (S. Leitart.) * Das Schiedsgericht für das Bau- gewerbeist am Montag in Dresden zusammen, getreten. (S. Dtschs. R.s * Kaiser Franz Josef besuchte gestern auf der Wiener Zagdausstellung das Deutsche Jagd schloß. (S. Tagcschr.) * Nach einer Blättermeldung ist der belgische Ko lonialminister Renk in zum Gouverneur der Kongokolonie ausersehen. (S. Ausl.) * Aus dem Ahrtale werden schwere Hoch wasserschäden gemeldet. (S. Tageschr.) Meürlch August -er Bekenner. Zwei Dresdner Regierungskundgebungen von großer Bedeutung werden durch das offiziöse telegra phische Bureau verbreitet. Die erste lautet: * Dresden, 13. Juni. (Tel.) Bereits am Sonn abend, den 11. Zunl, sind die irr üvavsvliaib beauftragten Staatsminister zu einer Sitzung zusammengetreten, um zu der Borro - mäus-Enzyklika Stellung zu nehmen. Sic haben mit tiefem Bedauern von der die Reformation verunglimpfenden und damit die evangelisch-lutherische Kirche schwer verletzenden Kundgebung Kenntnis ge nommen und weisen jene Angriffe auf das schärfste zurück. Von dem lebhaften Wunsche erfüllt, daß der bisherige konfessionelle Friede zum Segen der Bevölkerung gewahrt bleibe, halten sie sich versichert, daß die Königliche Staatsregierung eintretendenfalls nach Maßgabe der Landesgesetze für den erforderlichen Schutz sorgen werde. Das einleitende „Bereits" weist auf die im folgen den wiedergegebene königliche Entschließung hin, mit der zusammen diese Nachricht publiziert wird, doch scheint es wegen einiger verfassungsrechtlicher Er läuterungen angebracht, die Sitzung der in Lvan- xelieis beauftragten Staatsminister zunächst zu be sprechen. 8 57 der Verfassungsurkunde des König reichs Sachsen besagt unter der Ueberschrift: Rechte des Königs über die Kirchen: „Der König übt die Staatsgewalt über die Kirchen (z'us circa sucra), die Aufsicht und das Schutzrecht über dieselben nach den diesfallsigen ge setzlichen Bestimmungen aus, und es sind daher namentlich auch die geistlichen Behörden aller Konfessionen der Oberaufsicht des Ministeriums des Kultus untergeordnet. Die Anordnungen in betreff der inneren kirchlichen Angelegenheiten bleiben der besonderen Kirchenverfassung einer ieden Konfession überlasten. Insbesondere wird die landesherrliche Kirchengewalt (jus episcopÄls) über die evangelischen Glaubensgenossen, solange der König einer anderen Konfession zugetan ist, von der K 41 bezeichneten Ministerialbehördc ferner in dem zeitherigen Maße ausgeübt." Der hier zitierte 8 41 lautet in seinem Absatz 3, der allein in Frage kommt: „Auf den Vorstand des Ministern des Kultus, welcher stets der evangelischen Konfession zugeian - sein muß, in Gemeinschaft mit wenigstens zwei anderen Mitgliedern des Eesamt-Ministerii vcr- selben Konfession, geht der bisherige Auftrag in Lvanksolioi« über. Zu seinem Wirkungskreise gehören die 8 57 bezeichneten Angelegenheiten oller Konfessionen." Diese beiden wichtigen 88 57 und 41 bilden die notwendige und verständige Regelung des Verhält nisses zwischen der katholischen Krone und dem bis auf wenige Prozent evangelischen Lande. Sie ent halten die verfassungsmäßigen Garantien, daß die Znteresten der evangelischen Bevölkerung nicht durch etwaige abweichende katholische Znteresten der Krone beeinträchtigt werden. Daß Liese Derfastungsbestimmungen nicht nur auf dem Pipier stehen, sondern auch ihre heilsame praktische Wirkung haben, ergibt der Inhalt der vorstehenden Nachricht mit erfreulicher Deutlichkeit. Das sächsische Volk wird mit Verständnis und Genugtuung davon Kennt- nis nehmen, daß die irr Lvao^sli«» beauftragten Staatsminister, zurzeit die Herren v. Rüger als Vor sitzender, v. Otto, Beck, Graf Vitzthum von Eckstädt, die Rechte der evangelischen Bevölkerung wahr nehmen und den konfessionellen Frieden zu schützen entschlossen find. Bedeutsamer aber noch ist folgende Kundgebung, die unserem König Friedrich August zur höchsten . Ehre gereicht, und die ihm das evangelische Sachsen nie vergessen wird: sie lautet: * Dresden, 13. Juni. (Tel.) Seine Majestät hat heute die I» Lvaux« Ilols beaustraqren Staatsminister zu sich be rufen, um mit ihnen die durch Vie Borro- mäusenzyklika geschaffene Sachlage zu besprechen. Seine Majestät erklärte seine lebhafte Genugtuung darüber, daff seine Bestrebungen, den konfessionellen Frieden im Lande zu schützen, bisher immer von Erfolg gekrönt gewesen seien. Nm so mehr bedauere er, wenn diese seine Bestrebungen gegenwärtig durch so schwere Angriffe auf die der evan gelisch-lu theris chen Landeskirche angehörende überwiegende Mehrheit seiner Untertanen durchkreuzt würden. Seine Majestät eröffnete den Staats ministern, daff er deshalb auS allerhöchst eigner Bewegung in Aussicht genommen habe, ein Handschreiben an den Pap ff zu richten. Die Staatsminister sprachen im Namen der evangelisch lutherischen Landeskirche Seiner M ajestät für diese gnädige Entschließung ihren wärmsten Dank aus. Diese königliche Entschuldung ist ein staats männischer Akt hoher Weisheit und landesväterlicher Erkenntnis und Fürsorge. Friedrich August hat in seinem unbestechlich klaren, gesunden Empfinden, die Notwendigkeit einer Aktion erkannt, sich zu seinem angegriffenen Volk zu stellen und gegen jedes durch die römische Enzyklika provozierte Mißtrauen einen festen Wall zu errichten. Er hat es daher nicht mit der Erklärung der in Lvsnxelicis beauftragten Staatsminister bewenden lassen, sondern sich mit seiner ganzen Person selbst in die Bresche gestellt. Man muß die ganze, sicher nicht leichte Position eines katholischen Königs, der seiner Religion nach Tradi tion und Neigung ergeben ist, dessen Bruder die Weihen des katholische» Priesters empfangen hat, be denken, um den Schritt des Königs in seiner vollen Bedeutung zu erfassen. Friedrich August muß sich, wie jeder gläubige Katholik, bei diesem Unternehmen einem schweren Gewissenskonflikt zwischen den An forderungen seiner Religion und den Pflichten des Oberhauptes eines so gut wie rein evangelischen Landes ausgesetzt fühlen. Wenn die Enzyklika auch nicht zu den vom Papst ex cLtlieära erlassenen „un fehlbaren" Kundgebungen gehört, so trägt sie doch als päpstliches Rundschreiben die Eigenschaften aller Emanationen des Statthalters Christi in sich. Wenn deshalb jetzt Friedrich August nicht hat schweigen können und wollen, so zeigt uns das, welche hohe Auffassung der König von seinem Beruf haben muß, und mit Dank und Stolz sehen wir Sachsen unfern katholischen König reden, wo die evangelischen schweigen. Es mag sein, daß der äußere Zwang zu einer solchen klaren Stellungnahme in Sachsen bei der Difformität der Bekenntnisse stärker war als in andern Ländern, wo diese Ungleichheit nicht so schroff erscheint oder überhaupt nicht in die Wagschale fällt. Dafür aber sind die Schwierigkeiten, unter denen Friedrich August protestiert, ungleich größer, denn hier muß ein katholischer König gegen den Papst auf treten, das Oberhaupt seiner eigenen Kirche, um der Gerechtigkeit willen. Es gibt nicht viele Beispiele in der Geschichte, die einen solchen königlichen Mut zum Nutzen und Frieden des Landes offenbaren. Dian ist versucht, hier den Ausfluß desselben Geistes zu suchen, den die sächsischen Fürsten gerade jener in der Enzyklika behandelten großen geistigen und kirch lichen Revolution bewiesen haben. Auch hier ist Be- kennermut. Wenn lediglich reifste Psychologie nach einer Tat gesucht hätte, die dem Hause Wettin die Neigung des sächsischen Volkes zu verbürgen geeignet sei, so hätte sie nichts Besseres finden können als dieses Dokument königlichen Willens, das zur rechten Stunde von vaterländischem, freiem und gerechtem Empfinden diktiert ward. Der katholische König Friedrich August hat ein weithin leuchtendes Bei spiel von Mut, Vaterlandsliebe und Gerechtigkeit ge geben. * weiteres zur Barromiius»GnziMka. Dem Kanzelproteft der lutherischen Geistlichen Leipzigs gegen die in der Borromäus-Enzyklika enthaltenen Schmähungen hat sich auch das ev. -reformierte Pfarramt zu Leipzig angeschlossen. Protestversammlung auf der Wartburg. Wie aus Eisenach gemeldet wird, hat der Groß- Herzog von Sachsen-Weimar die Abhal tung einer Protest Versammlung gegen die Enzyklika auf der Wartburg genehmigt. Die Stimmung im Vatikan. Nach Pariser Zeitungsmeldunaen hat der Papst am Freitag mit dem Kardinalskolleaium über die Situation Beratung gepflogen. Kardinal Rampolla fall die Enzyklika als unzeitgemäß bezeichnet haben. Da sie jedoch einmal veröffentlicht sei, so dürfe man sie weder verleugnen noch zurücknehmen. Das Kardinalskollegium und der Papst sollen dem Urteil des Kardinals Rampolla beigetreten sein. Die Stellung des Kardinals Merry del Val gilt als er schüttert. Zm Gegensatz meldet der römische Bericht erstatter des „Matin": Die Verhandlungen zwischen dem preußischen Gesandten und dem Heiligen Stuhle nehmen ihren normalen Verlauf und alles läßt er warten, daß sie nächstens zum Ziele führen. Herr v. Mühlberg ist beim Vatikan persona x-rata, und man hat dort den lebhaftesten Wunsch, die guten Beziehungen zu Deutschland aufrechtzu erhalten. Zm Vatikan zeigt man sich optimistisch, denn man rechnet daraus, daß Deutschland den Heiligen Stuhl nötig hat. Die Taktik -es Ausreitzens mit dem Untertitel „Die Nordsee in Kriegszeiten" überschreibt der bekannte englische Schriftsteller H. W. Wilson einen äußerst interessanten Artikel, der sich mit den Zdeen des Obersten Repington beschäftigt, die in letzter Zeit nicht nur in England großes Aufsehen erregt haben. Das Studium der kleinen Waffen des Seekrieges, der Torpedoboote, Tauchboote und Minen brachte diesen zu der sonderbaren Schlußfolgerung, daß die großen und kostbaren Schlachtschiffe und Kreuzer in einigen entfernten, sicheren Ankerplätzen, z. B. Scapa Flow oder Portsmouth, Berehaven oder Lough Swilly versteckt werden müßten. Die Nordsee werde im Kriege eine Wasserwüste sein, die auf beiden Seiten unsicher, niemandem offen und von niemandem beherrscht sei. Demgegenüber betont Wilson kräftig den von alters her in der englischen Marine geltenden Grund satz, den Krieg an des Feindes Küste zu tragen. Der Oberst Repington, sagt er, erzählt uns, daß das moderne Unterseeboot ein außerordentlich gefähr liches Fahrzeug geworden sei und daß es mit seinem Torpedo den größten „Dreadnought" zerstören kann. Er stellt fest, daß wir keine Mittel besitzen, das Unter seeboot zu bekämpfen, und da dessen Aktionsradius auf über 1000 Meilen gewachsen sei, so unterliege jeder englische Hasen innerhalb dieser Entfernung von der deutschen Küste der unterseeischen Bedrohung. Außer den Unterseebooten schwämmen aber Masten von Minen in der Nordsee herum, Minen, wie sie die javanischen Schlachtschiffe „Hatfuse" und „Paschima" uns das russische Flagmchiff „Petropawlowsk" zer störten. Ferner seien Flottillen der schnellsten Tor. pedobootszerstörer, die mit den neuesten und mäch tigsten Torpedos armiert seien, vorhanden. Es steckt eine gewisse Wahrheit in alle dem. Das Unterseeboot ist eine neue furchtbare Waffe, die sich außerdem rasch entwickelt. Der Torpedo wird fort während vervollkommnet und verbessert. Zm fernen Osten hat sich die Mine als eine große Gefahr er wiesen, und der Zerstörer ist besonders bei Nacht ein entsetzlicher Feind. Aber es wird auch übertrieben. Wenn das Unterseeboot an der Oberfläche schwimmt, ist es außerordentlich leicht verwundbar und muß dem schwächsten Schiff, das mit einer Schnelladekanone armiert ist, zum Opfer fallen. Unter Wasser bewegt es sich so langsam, daß es nichts gegen moderne Kriegsschiffe in offener See erreichen kann. Sein Gesichtskreis ist, wenn cs nur sein Periskop heraus streckt, so begrenzt, das es nur schwer einen Feind ent decken kann. Auch ist das Navigieren sehr schwer, weswegen diese Fahrzeuge meist von einem Mutter schiff begleitet sind. Was den Torpedo betrifft, den cs abfeuert, so kennt man bis heute keinen Fall, in dem ein unver letztes Schiff in Fahrt von einem solchen getroffen ist. Zn dem russisch-japanischen Krieg wurden 4 russische Schiffe nach der Schlacht bei Tsushima von japanischen Zerstörern oder Torpedobooten durch Torpedos in den Grund geschossen. Aber zwei von diesen vier waren arg zerschossen und die Besatzung der beiden anderen war stark demoralisiert. Man wird finden, daß Unterseeboote nur dann irgendeine große Leistung erzielen können, wenn sie „Dreadnoughts" und Kreu zer hinter sich haben. Was die Minen betrifft, so sind zwar 6 oder 7 Schiffe im fernen Osten von ihnen vernichtet worden, es gab aber auch zahlreiche Fälle, in denen Schiffe auf Minen stießen, ohne großen Schaden davon zu tragen. Der Verlust der „Hatsuse" und des „Petro pawlowsk" war fast sicher auf die Tatsache zurück zuführen, daß sie selber Minen an Bord hatten, welche bei der Detonation mit explodierten. Da unsere größeren Kriegsschiffe im Kriege keine Minen mit sich nehmen, so ist diese Gefahr sehr verringert. Um so mehr, als man unter Benutzung von Schleppzügen imstande ist, freie Fahrwasser durch jedes Minenfeld zu legen, die von „Dreadnoughts" ohne allzu große Gefahr passiert werden können. Was die Zerstörer betrifft, so haben wir in den letzten 25 Zähren immer gehört, daß diese Fahrzeuge das Schlachtschiff nutzlos machen wurden, und doch zeigt die Erfahrung daß von ihnen ohne dis Unterstützung der Schlachtschiffe nur wenig oder gar nichts gegen einen wachsamen Feind erreicht werden kann, und daß die Schlacht schiffe die Seekämpfe entscheiden. Der beste Weg, uns gegen feindliche Unterseeboote, Zerstörer und Minenleger zu verteidigen, besteht nicht im Ausreißen, sondern in einem machtvollen Angriff aus die Küste des Feindes und darin, daß man seine Schiffe verhindert, in See zu gehen. Das war die Methode, welche die Zapaner befolgten. Dicht bei Port Arthur hatten sie ihre Torvedoboote und Zer störer, weiter draußen waren vier schnelle kleine Kreu zer, welche die Russen die „Windhunde" nannten. Diese wieder stützten sich auf drei mächtige Panzer kreuzer, und in letzter Linie lag Togos Hauptflotte von Schlachtschiffen in einem 60 Meilen von Port Arthur entfernten wohlgeschützten Hafen. Wenn die Rusten herauskamen, zogen sich die japanischen Zer störer auf die leichten Kreuzer zurück und diefe aus die schweren und diese aus die Schlachtschiffe. Um das Herauskommen der Rusten zu verzögern, hatte man in dem Fahrwasser dicht bei Port Arthur Minen gestreut. Die Russen batten keine Unterseeboote und waren sehr träge. Aber wir könnten diese Taktik, der Situation anaepaßt. in der Nordsee wiederholen. Die britische Hauptflotte würde in einer passend ge legenen Basis zu Anker liegen. Die Blockadearbeit dicht an der Küste würde von Zerstörern und Unter seebooten, die von kleinen, schnellen Kreuzern unter stützt würden, geleistet werden. Diese stützten sich aus ein Geschwader von Panzerkreuzern weiter draußen Alle würden sich mit der Hauptflotte durch Funken telegraphie in Fühlung halten. Diese Arbeit würde außerordentlich anstrengend und schwierig sein und würde eine große Menge von Zerstörern — viel mehr als wir jetzt besitzen — erfordern. Aber nur auf diese Weise kann der Sieg errungen werden. Unsere Blockadegeschwaoer werden Minen streuen, ihre Unterseeboote werden für jeden Feind, der in See stechen will, eine furchtbare Gefahr sein. Da es zum Finden einer Ratte der bequemste Weg ist, sich vor ihr Loch zu setzen, so werden die englischen Unter seeboote, Minenleger und Zerstörer die beste Aussicht zum Gebrauch ihrer Waffen und zur Hemmung der feindlichen Operationen besitzen, wenn sie sich vor dem feindlichen Hafen aufhalten. Es ist viel leichter und weniger teuer, zpei oder drei Einläufe mit Minen auszufüllen, als die ganze Nordsee mit diesen Maschinen zu übersäen. Alles, was wir von den Unterseebooten wissen, beruht auf Friedenserfahrung, die nicht maßgebend sein kann. Zm Frieden werden sie nicht von Zerstörern gejagt, es gibt keine Kreuzer, die mit Granaten auf ihre Mutterschiffe schießen, darum sind sie sehr im Vorteil. Zm Kriege kommt aher alles anders. Das Unterseeboot ist ein teilweise blindes, sehr langsames Fahrzeug, das eine Flotte aufhält. Es müssen daher, genau so wie die japanischen großen Schiffe entschlossen in der Gelben See kreuz ten, unbekümmert um irgendwelche Verluste und Ge fahren, die von Minen und Torpedos herrührten, auch die großen britischen Schiffe bereit sein, in der Nordsee zu kreuzen und zu fechten. Die Strategie muß auf dem Angriff und der Blockade beruhen. Nur bei dieser Strateaie kann eine Ueberlegenheit von zwei zu einem in jeder Schiffsklasse wirksam gemacht werden. Werden wir eine solche Ueberlegenheit uns verschaffen? —— Seutsthes «eich. Leipzig, 14. Zuni. * Die Vertragsverhandlungen zwischen den Ar beitgebern und Arbeitnehmern im Baugewerbe für das Königreich Sachsen scheiterten an der Frage der Lohnforderung. Auch in Baden sind die Verhano- lungen ergebnislos verlaufen. Ucber Arbeitszeit und Stundenlohn, die beiden Hauptpunkte, wurde bei den am Freitag und Sonnabend in Karlsruhe und Frei burg stattgefundenen Verhandlungen eine Einigung nicht erzielt. Es ist überhaupt nur in einer recht kleinen Anzahl von Orten und Bezirken eine Ver ständigung erzielt worden. Nunmehr tritt das Schiedsgericht in Dresden in Tätigkeit. Da nach den von beiden Parteien angenommenen Be stimmungen das Schiedsgericht, das aus den drei Un parteiischen und aus je drei Vertretern des Arbeit- gebcrbundcs und der Arbeiterorganisationen besteht, in jedem Fall endgültig über den Ortsoertrag ent scheidet. so dürfte das Schiedsgericht in mehr als 1000 Fällen zu entscheiden haben. Das Schiedsgericht hat am Montagnachmittag in Dresden seine Beratungen begonnen. * Zur Schulgcsctzreform. Zm sächsischen Kultus ministerium ist man bereits gegenwärtig sehr starr mit der Bearbciiung eines Entwurfes für das neue Volksschulgesetz beschäftigt. Bei der Fülle des vor liegenden Materials läßt sich, nach einer Dresdner Korrespondenz, jedoch heute noch nicht mitBe st i m m t h e i t sagen, ob der Entwurf bereits dem nächsten Landtage zugehen kann. Es ist dagegen viel wahrscheinlicher, daß dieser hochwich tige Gesetzentwurf erst in der ü b e r n ä ch st c n Land tagssession zur Durchberatung gelangt. * Zm Landtagsgebäude zu Dresden fand am Mon tagmittag die Schlußsitzung der Direk torien beider Kammern des Landtags statt. Zn dieser Sitzung wurden die letzten Kanzleigeschäfte, die noch bei Schluß des Landtags im Rückstand blie ben. erledigt. Damit sind die Funktionen der Direk torien beendet. * Nochmals der Wahltermin in Zschopau-Marien berg. Das „Annab. Wochenblatt" meldet: „Wir sind in der Lage, auf das bestimmteste mitteilen zu können, daß nach vorläufigen Erörterungen die Wahl bereits im Oktober stattfindet." — Es wäre bester, wenn statt derartiger allgemein gehaltener Zeitangaben ein bestimmter Termin genannt würde. * Mit den nächsten Reichslagswahlen im König reich Sachsen beschäftigt sich in einer Polemik geg n die „Kreuzztg." die „Natl. Korr.". Wir hätten keine Veranlassung, aus die Kontroverse, die das konser vative Organ zu sehr durchsichtigen Zwecken heraufbe schworen hat, näher einzugehen, wenn wir in der Abwehr der „Natl. Korr." nicht einen Satz gelesen hätten, dessen Znhalt mit den Tatsachen in Wider spruch steht. Die Korrespondenz schreibt u. a.: „Soviel wir wissen, sind bei den drei Haupt parteien des Königreichs Sachsen Bestrebungen vorhanden, die auf die Herstellung einer mög - lichst gemeinsamen, Schlachtlinie hin auslaufen, weil man sich sagt, daß bei dem großen Einfluß der Sozialdemokratie im Königreich Sach sen hier die Parteigegensätze mehr zurücktretcn müssen, als dies vielleicht in andern Gebieten de» deutschen Vaterlandes der Fall sein dürfte und der Fall zu sein braucht." Wenn die „Natl. Korr." besser über sächsische Ver hältnisse unterrichtet wäre, hätte sie es sicher unter» lasten, diesen Satz zu schreiben. Uns ist wenigstens bisher von einem Wunsch der drei Hauptpartkien Sachsens — damit können doch nur die konservative, die nationalliberale und die fortschrittliche Partei gemeint sein —nichts bekannt geworden. Zm Gegen-