Volltext Seite (XML)
Nr. IS. los. Isyrgsng. entwickeln verstand. Den vokalen Teil, gleichsam den Mittelpunkt des Konzertadends, bestritten zwei be kiekte Mitglieder des hiesigen Stadttheaters Fräulein . Mizi Marrund Herr Karl Schroth. die Herr Kapellmeister AlbertTonrad in klarer, straffer Führung begleitete Für «in verlobte» Paar, wie jene sind, war die Wahl der Duette. Arien und Lte der — ..Ich bin hübsch au» dem ..Glöckchen des Ere miten". Arie aus dem „Freischütz", Arie au» der ..Zauberflöte". Lieder von Brahms. Mozart und Rich -trauk eine ungemein glückliche. Sie legten bald in der Arie aus dem „Freischütz", mit ihrer volkstiim lichcn Färbung, ihrem klaren, dramatischen Leben, bald im ..Glöckchen des Eremiten" in der statten. Herz haften Wiedergabe volles Empfinden und reinen Wohllaut des Gesanges an den Tag. * Universitätsnacheichten. Diejenigen Studieren den der Medizin an diesiger Universität, die sich am Ende des Wintersemesters 1910/11 der ärztlichen Vorprüfung unterziehen wallen, haben die An mcldungsgeiuche nebst den Prüfungsgebühren und den erforderlichen Unterlagen in der Zeit vom 2. bi» I. Februar 1911 von 1v—tL Uhr vormittags an die Kanzlei der Prüfungskommission. Noßplatz ll, einzureichen. * Ucker Lorenzo de Medizi sprach am jüngsten Vortragsabend des K a u f m a n n i > ch e n Bere > ns Herr Unwcrsitätsprosessor Dr. Aljred Dor en in längeren geistvollen Ausführungen. Lorenzo di Mc dici ist einer der grosztcn und wundersamsten Men schen aus der grasten Wunderwelt der Renaissance. Und dach wird es. ivcnn die noch verborgenen lirera- rijäzen Schatze von den künftigen Historikern gehoben sein werden, erst möglich sein, ein abgerundetes, gr- ichlossenes Bild seines Wesens und seiner Persönlich keit zu geben. Heule ist das Urteil über diesen Re präsentanten alles Lebens und Strebens, alles Liebens und Hassens seiner Zeit nach allen Seilen hin noch verschieden. Als in» Jahre 1434 Florenz seine Freiheit und seine bürgerliche Kraft vollständig ein- gebüstt hatte, wurde hier ein Regiment aufgerichtet. das in der Weltgeschichte nicht seinesgleichen hat, «i n Regiment mit republikanischen for men unter der Herrschaft eines einzel nen Mannes, eines einzelnen Ge schlechtes über das seiner /Freiheit verloren ge gangene Volk. Das führende Geschlecht waren die Medici. Es war keine Tyrannis, sondern ein stilles, latkrästiges Beherrschen der Dinge von leiten diese: Persönlichkeiten. 25 Zahre hatte Cosimo de Medici das Regiment geführt, wenige Zahle nur dessen Sohn Piero, worauf Lorenzo de Medici mit seinem Bruder Giuliano die Leitung der Republik übernahm. Seine Aufgabe war die Erhaltung und weitere Pflege der alten Kulturwerte im Sinne des pädagogischen Zdeals der Renaissance. Dies bedeutete sie voll endete Herrschaft de» Zndioiduums über Körper und Gei st. Zn dieser Seite ist er ,u einer kaum wieder erreichten Höhe emporgewachsen. Sein geschulter Blick für klare politische Prinzipien liest ihn dabei die Erhaltung eines politischen Gleich gewichts unter eurer Reihe von Staaten als Leit motiv erkennen und behandeln. Auch in der inneren Politik hatte er dieselben Ziele wie sein Vater, nur die Mittel änderten sich. So hat er die systematisch bestehende republikanische Versassungsform unter höhlt und bei den Wahlen an Stelle der republika nischen Scheinreqierung eine völlige Kabinettsregie- rung treten lassen. Das Volk war damit zufrieden. Daher ist es erklärlich, das, die einzige Gegen- beweannq, die mißlungene Verschwörung der Pazzi, die Giuliano das Leben kostete, so schnell vorüber gezogen ist. Sie fand im Volke keinen Boden. Stolz darauf. Florentiner Bürger im kulturellen Mittel- mmkt der Welt zu sein, huldigten sie in der Stadt des Lebens dem Kulturträger seiner Zeit. Das Herz dieses Lebens war Lorenzo de Medici, der den .Musenhof" um sich versammelte. Ader nicht nur in der repräsentativen Seite lag Lorenzos Ruhm, son dern auch in der Förderung der Talente und der Be nutzung aller Kulturwerte zur Steigerung des Lebens- bewusttseins der Persönlichkeit. Er war zugleich der begabteste von allen, die damals «lebt haben, der genialste Vertreter der ganzen Florentiner Kultur nach der Seite der Lebensauffassung und des Lebens genusses. Das tiefste seines Wesens lag aber darin, dast er Verständnis hatte für alle Strömungen der Kultur, dost er selbst eine produktive, geniale Persön lichkeit gewesen ist. Bei allem aber war das religiöse Instinkt vernachlässigt worden. Sa rangen dann zw-ri Tendenzen miteinander, nnd damit war das Schicksal -er Medici besiegelt. Leipziger Lehrerverei«. Zn der Abteilung für alkoholfreie' Jugenderziehung wird Herr Professor Dr. .Hartmann seinen im November wegen amtlicher Verhinderung des Redners verschobenen Vortrag über Alkohol und Poesie, unter besonderer Beruck- gchtigung van W. Henzens ..Rausch des Hippakleides" Leimiger Tageblatt. Freitag, den 20. Januar, abends 8^ Uhr im Lehrer- vereiushaujc (Kramerstrage) halten. r Der Kgl. Sachs. Militäroerein 2. Hujarc«regt- meitt „Königin Carola" Rr. IS beging in altherge brachler Weise seine diesjährige Weihnachts feier. Die Beteiligung war wieder so zahlreich, daß der Festraum, der Grone Saal des Hotels „Stadt Nürnberg", bis auf den letzten Platz besetz! war. Nach einigen einleitenden Konzertstücken der Kapelle Gustav Lurth bcgrüsste der Vorsitzende pes Vereins, Herr Schatte, mit herzlichen Worten die Fest teilnehmer, insbesondere die Ehrengäste, darunter eine Abordnung des Dffizierkorps des Stammregi mcntes, das außerdem nach durch eine Deputation des Unteroffizierkorps und eine Anzahl rou Mann schäften vertreten war. Herr Schalte beleuchtete dann die schöne Sitte der Weihnachtsfeier und üre Bedeu tung des Christfestes als eine Kundgebung der Men fchenliebe, gedachte auch der im vergangenen Jahre verstorbenen Kameraden mit juciätvollen Worten und mahnte die Kinder zur Pflichterfüllung gegen Eltern und Schule. Der gemein,ame Gesang des alten lieben Weihnachtslicdes „Stille Nacht" ichlost pch hieran. Es folgte hierauf die Uebergabe der Ge schenke. die für ll Witwen. 0 Waisen und 0 Käme raven aus der Wcibnachtstafcl vorbereitet waren unv in den üblichen Weihnachlsgaben wie Kleider, Schuh werk, Wäsche usw., lowic ni Geldlreirägen bestanden. Hieran ichlost sich die Aufführung des Weihnachtsscst ipiels „Der Lebensouell im Nixenhcim" von Hedwig Reinicke, das reizvoll auogcstattet war und recht b av ausgeführt wurde. Später erschien Knecht Ruprecht noch im Saale und spendete reiche und >üße Gaben an die Kinder während die Erwachsenen durch Son dcrgcschenke erfreut wurden. Die schön verlaufene Feier wurde mit einem Tänzchen beschlossen. ' Dir Milttärverein „Leipzig-Sellerhausen und Umgegend" hielt im Saale der „Güldnen Aue" seine Generalversammlung ab. Der Vorsitzende Schnei der eröffnete die Versammlung mit einem Hoch auf König Friedrich August und begrüstte die zahlreich Erschienenen, insbesondere die Bezirksvertreter. Aus dem vom Schriftführer Oelschlägel erstatteten Jahresbericht ist zu entnehmen, dast im vergangenen Zayre 17 neue Mitglieder ausgenommen werden konnten und somit der Verein am Schlüsse des Be richtsjahres 219 Mitglieder zählte, unter Lenen sich noch 35 Veteranen aus den Feldzügen von 1864, 1866 und 1870/71 befinden. Der vom Kassierer Roh berg erstattete Kassenbericht wurde gutgeheisten. Das Gesamtvcrmögen bezifferte sich auf 7266,26 Dem Kassierer wurde Entlastung erteilt. Die satzungsgemäß ausschcidenden Vorstandsmitglieder würden einstimmig wiedergewählt. Neu hinzu wurden die Kameraden Wolf und Kurt Müller gewählt. Nach Wahl der verschiedenen Ausschuhmrt- alieder und Festlegung der in diesem Zahle zu veran staltenden Festlichkeiten erfolgte der Schluß der Ver sammlung. * Ausgewiesen wurden als lästige Ausländer aus Leipzig und dem Königreich Sachsen der Mor monensendling EzraBenson aus Idaho in Nordamerika wegcn Vornahme unstatthafter Kul tushandlungen und ein Druckschriftenhändler aus Oesterreich. * 1V60 Mark Belohnung. Die Nachricht. Last der flüchtig gewordene Ober-Telegraphenassistent Oskar Huttanuv sestgenommen worden ist. beruht auf Un wahrheit. Huttanus hatte in Bonn 91000 .L amt liche Gelder unterschlagen. Auf seine Ergreifung ist eine Belohnung von 1000 ausgesetzt. Bisher fehlt immer noch jede Spur. * Zu dem Attentat am Thomasring 2 können wir im Verfolg der heute früh gebrachten Mitteilungen noch Nachträgen, dast es sich um eine planmästig vor bereitete Tat handelt. Schroeder hatte, nachdem er von Schlegel entlassen war. verschiedene Prozesse mit diesem, die er alle verlor, austcrdem aber batte ihn Schlegel wegen Betruges angezeigt und Schroeder wurde daraufhin zu fünf Monaten Gefängnis ver urteilt. Dafür wollte er sich rächen und lockte Schlegel durch ein raffiniert ausgedachtes Manöver in das Haus Thomasring 2. Er hatte in einem mit ver stellter Handschrift geschriebenen Brief Schlegel auf gefordert zur Entgegennahme einer Bestellung in das Haus zu kommen. Als Schlegel nun kaum das Grund stück betreten hatte, wurde er von Schroeder an gegriffen. worauf der bereits durch den ersten Schuh Verletzte dem Angreifer noch mit seinem Stock einen Hieb über den Kopf versetzte und dann Hilferufen- floh, verfolgt von Schroeder. der noch mehrere Schüsse auf Schlegel abgab. Er wurde dann von Passanten fist genommen und einem Schutzmann übergeben. Auf dem Polizciamte war Schroeder bei seiner Ver nehmung geständia und gab an. die Tal aus Rache verübt zu haben. * Unhold. Wiederholt ist in der Pariser und Lothringer Straße em Unbekannter aufgetreten, der sich >n unsittlicher Weffe Frauen gegenüber vergangen hat. Der Mensch ist etwa 40 brs 45 Jahre alt, mittel- grost, hatte schwarzen Schnurrbart und war bekleidet mit schwarzem Ucoerzieher und schwarzem steifen Hut. * Einbruch. Mit einem Nachschlüssel wurde am Sonntagvormittag in dem Grundstück Nordstrastc 42 eine Bodenkammer geöffnet und daraus gestohlen: ein weistes Kleid, zwei hellblaue Tastblujen mit sil bernem Pcrlenbesatz, zwei wcistseidene Kopsschäle mit bunten Blumen und zwei hellblaue Pompadours, mit goldenen Flimmern besetzt. * Wer ist's. Laut amtlicher Mitteilung wurde am 11. Januar an der Worms Weinsheimer Stütze ein unbekannter Mann erhängt ausgefunden. Der Selbstmörder ist 30 Jahre alt, von mittlerer, schlanker Gestalt, mit dunklem Haar, blondem Schnurrbart, schmalem Gesicht und spitzer Rase. Bekleidet ist er mit grüngcstreiftcm Anzug, schwarzem weichen Filz Hut und rotjeidcnem Futter, aus dem sich die Firma „Richard Schubert, Dresden, Altmarkt Rr. 3"^ b?- sindet, schwarzem lleberzicher init in gelber Seide gesticktem Monogramm „X. Am rechten Zeige ringer sehlt die pälstc des voroeren Gliedes. In der Nähe der Leiche wurde ein zerbrochener, schwarz seidener Regenschirm und ein Portemonnaie mit über 191 und ein Brustbeutel mit 150 Inhalt, sowie eine silberne Uhr ausgesunden. Sachdienliche Mit teilungen, die zur Feststellung der Identität des Selhstmörders sichren könnten, nimmt die hiesige Kriminalabteilung entgegen. * Warnung vor einem Betrüger. Kürzlich brach ten wir eine Notiz, wonach ein Maler Gustav Schilte, geb. am 27. April 1864, in Stockheim mit gefälschten Akzepten Betrügereien ausführt. Er nennt sich auch Schilde und Schindler und gibt an. als Reisender tätig zu jein und mit verschiedenen Gutsbesitzern in Deroiudung zu stehen. Er nimmt hauptsächlich Kredit und sucht dabei die gefälschten Akzepte in Zahlung zu geben. Der Betrüger wird beschrieben als 1,70 Meter gross, untersetzt, mit rundem gesunden Gesicht, dunklem Haar und Schnurrbart und war dunkel gekleidet. * Kleine Brände. Infolge achtlosen Weg legens eines noch glimmenden Zigar renstummels entstand in einer Wohnung der Merseburger Straste in Plagwitz ein gering fügiges Schadenfeuer. Es wurde von der Feuerwehr bald gelöscht. — Ein anderes geringfügiges Schaden feuer fand in einer Wohnung der Margareten- st r a ß e in Reudnitz statt. Es war durch Kinder, die mit Streichhölzchen gespielthatten, veranlaßt worden. Hausbewohner beseitigten schnell jede wertere Gefahr. * Rücksichtsloser Kutscher. In der Wurzner Straße in Dotkmarsdors wurde ein 4jähriges Mädchen von einem zweispänniqen Geschirr umgerissen und erlitt dabei an beiden Beinen starke Quetschwunden. Gegen den Kutscher ist Anzeige erstattet worden. * Oetzsch, 14. Januar. (Gemeinderats- sitzung.) Die Stadt Leipzig hat die Gemeinde unter Bezugnahme auf die Einrichtungen in der Gautzscher Strotze zur elektrischen Straßenbeleuchtung an die Bestimmungen im Gasvertrage erinnert, wo nach die Straßen durch Gaslicht zu beleuchten find. Die Gemeind« hat die erforderlichen Maßnahmen sert längerer Zeit schon erwogen und wird endgültige Ent schließung noch fassen. — Ein vorliegendes Projekt zu einem Neubau auf dem Grundstücke Gautzscher Straße 27 (Restaurant zum „Paradies") wird unter verschiedenen Bedingungen befürwortet. Nach diesem Projekt soll vom Tunnelausgang an der Bahn bis zur Südstraße ein direkter Fußweg anaelegr und das so von vier Wegen umgrenzte Grundstück mit einem stattlichen Wobn- und Eeschästshaule bebaut werden. — Die Außenbahn von Leipzig nach Gautzsch (Stern bahn) kann nach einer Mitteilung der Verwaltung in der von hier aus angeregten Weife nicht weiter geführt werden. Zu geeigneter Zeit soll der gedachte Wunsch erneut in Erinnerung gebracht werden. — Der Entwurf eines Wasserlicferunasvertrages mit Großstädteln hat die Billigung des Eigentümers des Rittergutes Lauer gefunden, nur der Grundpreis für die Wasserentnahme wurde erhöht. Diese Erhöhung l wird auf den angcsetzten Preis geschlagen. — Den Montag, iS. Januar 1911. Verlegern der Oetzlcher Neuesten Nachrichten soll «ruf ihr Ansuchen der Abdruck der amtlichen Bekannt machungen gestaltet werden. Eine Notiz in dem ge dachten Blatte betr. Bestreuen beeister Straßensahr- bahnen außerhalb der Fußwegübergängc wurde als unzutreffend bezeichnet- «ine dahingehende Verpflich tung bestehe für die Gemeindeverwaltung nicht. — Für die Eisbahn sollen von der Gemeinde vier Bänke beschafft werden. Maßnahmen zum rechtzeitigen Reinigen der Eisbahn werden vorgesehen. * Gautzsch, 14. Januar. (Gemeinderats sitzung.) Die in das Kollegium neu einberufenen Mitglieder Bernhard Leuoc und A. Bauer wurden in ihr Amt als Mitglied eingewiesen und mittels Handschlags verpflichtet. — Die von der Königlichen Amtshauptmannjchaft angeregte Anstellung eines Ortsbaureoisors wird bis aus weiteres fallen gelassen. — lieber schlechte Druck verhältnisse >m Gasrohrnetz ist bei den Gaswerken der Stadl Leipzig Beschwerde geführt worden. Die durch das Gaswerk angestellren Untersuchungen haben er geben, daß Druckinangel nicht vorhanden sei, daß viel mehr die Drucko-'rhältnisse günstig und völlig aus-, reichend sind. Das zeitweise zu beobachtende matte und flackernde Brennen der Gaslaternen sei auf ört ¬ liche Störungen an den Zuleitungen, auch auf mangel hafte Instandhaltung der Brcnuapparate zurückzu führen. — In Eingaben ist Beschwerde geführt wor den bei der Kgl. Amtshautmannschaft üoer den Straßenabzug, der nach Niederschlägen von der Ko- burgcr Staarsstraße wohl aogczogen, aber stets längere Zeit liegen gelassen wird, sowie bei der Eene- raldirektron der Kgl. Staatseisenbahn über das Hal ten der Güterziige auf dem Bahnübergänge der Gafch- roitz—Plaqwitzer Verbindungsbahn zwischen Gautzsch und Oetzsch. — Bei der Leipziger Außenbahn-Aktienge sellschaft ist die Verlegung der StratzenbahnhaltestUle beantragt worden, da die Haltestelle am jetzigen Orte ein Verkehrshindernis bildet. Der Schienenstrang soll um ca. 50 Meter verlängert werden, in diesem Teile der Ortsstraße herrscht nur geringer Verkehr.— Der von der Kgl. Amtshauptmannichaft mit dem Bau ausschuß und dem Parzellanten neu ausgestellte Fluchtlinienplan für Len Verbindungsweg Auerbachs Hof-Lcruersche Straße wurde genehmigt. Sus Lschlen. Dresden, 16. Januar. * Hofnachrichten. Der König besuchte am Sonn tagvormittag den Gottesdienst in der katholischen Hoskirche und erteilte im Nesidenzschlosse zahlreiche Audienzen. Zu Ehren des Geburtstages des Kron prinzen brachte die Kapelle des Leibgrenadierregi mentes Nr. 100 Hestern eine Morgenmusik dar. Mittags fand Fannlientafel beim Könige statt, der nachmittags mit seinen Kindern eine Spazierfahrt unternahm. — Das Befinden des an den Masern er krankten Prinzen Friedrich Christian ist zufrieden stellend. Die Krankheit verläuft normal. — Am Mittwoch findet im Königlichen Residenzschlofie ein Kammerball statt, an dem u. a. der Fürst von Hohen- zollern nebst Tochter, Prinzessin Augusta Viktoria, teilnimmt, und zu dem zahlreiche Einladungen er gangen sind. * Der Brand im Taschenbergpalais. Der Scha den, den das Feuer im Taschenbergpalais im Speisezimmer der Prinzessin Mathilde anrichtete und dem u. a. gegen zwanzig Bilder zum Opfer fielen, wird auf 50 000 Mark geschätzt. * * Oelsnitz, 1k. Januar. (Im Dienst ver unglückt.) Der 33 Jahre alte Hilfsschaffner Martin glitt während der Fahrt von einem Güterzuge ab. wurde von den Rädern erfaßt und aus der Stelle getötet. Der Verunglückte hinterläßt Frau und vier unerzogene Kinder. ^V. Bautzen, 15. Januar. (Ein räuberischer Ueberfall) wurde hier auf einen Landwirt aus Purschwitz ausgeführt, der mit einem Wagen Getreide nach Bautzen gefahren hatte und sich von dort wieder auf der Heimfahrt befand. Am soge nannten Totenbüschel überfielen denWagen drei Männer und forderten das Geld des Ee- schirrführers. Einer der Räuber hatte die Zügel er faßt und das Geschirr in den Chaussee graben gelenkt, wo es um stürzte. Der Ueberfallene kam unter den Wagen zu liegen. Da eine Abteilung Soldaten nahte, die in der Nähe Felddienst hatte, ergriffen dieRäu- Zchwierigkeit ins Empfangszimmer. Diese Folge der Ereignisse würde erklären, warum sie bemüht war, die Anhaltspunkte zu verwischen, nach denen man ichließen konnte, daß ihr Revolver benützt wurde. Lege aber nicht zuviel Wert auf all dies, denn, wie ch sagte, es sind alles Vermutungen! Aber ferner liegt auch ein schwacher Punkt in dem Gcdankenggng. Warum ließ Fräulein Lewis ihren Helfershelfer auf dem jenseitigen Ufer zurück, als sie sich trennten, und ,wang ihn ,o, in einer kalten Nacht den Fluß zu durchwaten? Das wird wohl später entdeckt werden. Aber sieh nur — dort verläßt sie eben das Haus!" Barnes folgte der Richtung von Burrows' Zeigefinger und sagte nunmehr rasch: „Jetzt, Tom, will ich dir Gelegenheit geben, einen Teil der Arbeit allein zu tun. Das Mädchen ist aus gegangen, um ihren Brief zu befördern. Das nächste Postamt besindet sich in der Nähe der Brücke in einem Privathaus. Sic benützt dazu die Landstraße. Wenn du über den Fluß fährst, kannst du sehr wohl al» Erster dort sein, da dieser Weg kürzer »st. Rudere so rmch wie du kannst, und verbirg dich in der Nähe des Postamtes! Wenn sie hineingeht, so warte, bis sic wieder hcrouskommt, und dann gehe selbst Hinern und juch« die Sldresse ausfindig zu machen. Du findest den Brief in einem Kästchen im Flur des Hauses, wo die Postsachen abgegeben werden. Das ist zunächst die Hauptsache fü: uns: ich will dich zu Hause er warten, fall» nicht etwas passiert, da» mich veranlaßt, meinen Plan zu ändern. Burrows saß schon im Boote und stieß ab, als laum die letzten Worte gesprochen waren. Barnes wartete, bis das Mädchen außerhalb Sehweite war, und kehrte dann, so schnell ihn seine Füße trugen, zum Hause zurück. Er ging geradeswegs in Virginias Zimmer zu dem Schreibtisch in den sie den Revolver eingeschlosscn batte. Wenn nötig, wollte er da« Schloß erbrechen: zu seinem großen Erstaunen aber fand er den Schlüssel im Loche steckrn. Er öffnet«, aber «r 'and den erwarteten Gegenstand nicht. Er sah sich im Zimmer um und war nicht wentg erstaunt, den Revolver auf ihrem Bett zu finden. Er war ron derselben Form wie di« beiden andern in keinem Be sitze: auch er trug einen kleinen Metollschild mit dem Namen des Besitzers — dieses Mal „Virginia Lewis". „Ist meine letzte Vermutung richtig?" fragte sich Barne», ..hat das Mädchen einen Mord veranlaßt und dabei geholfen? Wie, was ist das? Zn dem Revolver steckt ja eine leere Patronenhülse." Er untersuchte ihn genau und hob vorsichtig den Hahn. — „Donnerwetter!" rief er aus, „sie hat eine Pa- t ron en Hülse hineingefteckt für die andere, die sie herausnahm. Ich habe sie fest: sie will mich über- listen! Sie weiß, daß ich die Hülse aufhob, oie sie herausgcnommcn hatte, und es nichts nützen würde, den Revolver wieder zu laden. Sie ist sogar so vor sichtig gewesen, die Hülse gerade so hineinzustccken, daß der Hahn in die kleine Vertiefung hineinpaßt, die beim Adfeuern verursacht wird. Und hier aus dem Tisch liegt eine kleine Schachtel mit abgeschossenen Patronen! Natürlich, wenn ich ihr jetzt die meinige zeige, lacht sie mich aus und zeigt mir die volle schachtel. Indes, ich habe immer noch Las Bürstchen, womit sie den Lauf gereinigt hat. Aber ich verliere meine Zeit! Die'ee Mädchen wird Burrows schach matt setzen. Ich muß selbst zur Post!" Als er durch den Speisesaal eilte, hatte er hinter der Tür einige Haken bemerkt, an welchen Blusen hingen, wie sie von Landarbeitern oft bei der Arbeit getragen werden. Rasch zog Barnes eine derselben über leinen Anzug und verließ das Haus in der Rich tung nach dem Postamt. (Fortsetzung folgt.) Aus Sückllns schwerster Zelt. (Nachdruck verboten.) Heute vor zehn Jahren hat Arnold Böcklin die Augen zum ewigen Schlummer geschlossen. „Arbeite, arbeite)" wirren die letzten Worte, die er sprach. Sein ganzes Leben' war in einem unablässigen Schassen und Gestalten dahin- aegangen, eine ganze Welt von Schönheit, aus der üppigen Fruchtbarkeit seiner Phantasie entstanden. Nun war der Schöpfer dieses großartigen Kunstreiches dem Leben entrückt und hatte seine Werke der Nach welt zur Bewunderung und Kritik hinterlassen. Der Kampf um Böcklin ist erst nach seinem lode entbrannt - lange Jahre, den größten Teil seine» Leben», hatten ihn nur wenige geliebt und geschätzt; die Welt war achtlos an seinen Visionen vorüber gegangen: dann war der Ruhm bei ihm «ingek hrt, die bedingungslose Verehrung, die sich vor dem Genie blindlings beugt. Erst al» der alte Meister, der die tiefsten Geheimnisse der Natur erlauscht, der so magischer Kräfte voll gewesen war. diese Welt ver- lassen hatte, als, wie dereinst im hellenischen Land, der klagend« Rus durch die Wälder erscholl: ,^Der große Pan ist tot!", da kam man allmählich zur Besinnung, unter welch gewaltigem Einfluß man gestanden, und man wollte sich Rechenschaft oblegen über die wundersamen Gefühle, die uns vor seinen Bildern durchbrausten. Damals ward über den ,Aall Böcklin" verhandelt, und in leidenschaftlicher Rede und Gegenrede dem gewaltigen Schweizer das spezi fisch Malerische abgesprochcn und das höchste Künst lertum zucrkannt. Wie völlig verhallt und vergessen sind heute sckon wieder diese Kümpfe? In zehn Jahren des Fortlebens Böcklinscher Kunst ist seine überragende Gestalt von allen Schlacken des Tagesurteils und der persönlichen Parteinahme be freit worden, lebt jort in jener reinen, leuchtenden Sphäre, in oer nur die der Unsterblichkeit gewissen ästhetischen Werte gedeihen. Wenn wir uns heute wieder hinwenden zu Les Künstlers Erdenwallcn, so geschieht e» vor allem, um an dem Verlauf feines Lebens die alte Tragik von dem lcrben Los des Genies in dieser Zeitlichkeit zu erkennen, um die trü ben Schatten langer Jahre des Kämpfens mit der glanzvollen, durch nichts Irdisches umwölkten Pracht seiner Werke zu kontrastieren. Die furchtbaren mate riellen Nöte, die Böcklin in der Epoche seines be ginnenden Mannesaiters hat durchmachen müßen, gnd uns erst in jüngster Zeit so recht anschaulich ge schildert worden, und zwar in dem We-k, das uns über die Persönlichkeit des Meisters überhaupt den reichsten Aufschluß bringt, in den bei der Internatio nalen Verlagsanstalt oon Ferdinand Runkel heraus gegebenen „Böcklin Memoiren", die die Tagebuch blätter seiner Gattin Angela und den gesamten brief lichen Nachlaß enthalten. Böcklin war im Frühjahr 1858 dem Vorschlag des Kunstfreundes Wedekind gefolgt, dem er in Hannover einen Saal ausmalen sollte. Aber der Künstler, der mit seiner Frau, einer geborenen Italienerin, un feinen Kindern dem Anerbieten Folge leistete, wurde in all seinen Hoffnungen und Erwartungen schwer enttäuscht. Wedekind bezahlte ihm nur einen Tage lohn von 5 Talern und wollte ihn dafür möglichst lange bei -er Arbeit halten, kontrollierte ihn unauf- börlich, zwang ihn auch, am Sonntag zu arbeiten, wo für dann Böcklin eine Polizeistrafe entrichten mußte. Don all der Anstrengung und dem Aerger wurde schließlich Böcklin krank, bekam heftige» Nasenbluten und Fieber, und entschloß sich, um aus dieser Hölle wegzukommen, ohne alle Mittel nach München abzureisen. In einer feuchten Dachwohnung «ine« Hinterhauses sand er mit seiner Frau, die Mutter freuden enigegensah, und den beiden kränkelnden Kin dern dürftiges Unterkommen. Böcklin fühlte eine schwere Krankheit herannahen und malt« mit fieber, haftem Fleiß, um in dem Augenblick, wo ihn da» llebel niederweifen würde, Bilder zu haben, di« ihm Geld bringen könnten. Es gelang ihm auch, den in Rom begonnenen „Pan im Schilf" zu vollenden. Sein einziger Freund war damals Heyfe. Eines Nachts, als er sich kaum auf den Beinen halten konnte, wurde seine Frau plötzlich von den Geburts wehen überfallen, und nur durch die Hilfsbereitschaft eines im Hause wohnenden Metzgers konnte die schwere Stunde glücklich überwunden werden, ein vohn, Robert, wurde geboren. Während Angela sich langsam erholte, ging es mit Böcklin immer mehr bergab, er war schließlich völlig entkräftet. Zn dieser Not schrieb die stolze Italienerin, deren reiche Tante sich oon ihr wegen der Heirat mit dem „Ketzer" los gesagt hatte, an Tante Carlotte, die sie aüferzogen. Aoer jede Unterstützung wurde verweigert. Unter dessen war die lange in ihm steckende Krankheit Böck- lins ausgebrochen, es war der berüchtigte Armee typhus. Ein oon Heysc geschickter junger Arzt, Dr. Wolfstein, behandelte ihn. Auch die drei Kinder er krankten schwer, der älteste Knabe, Arnold, hatte Unterleibsentzündung, das Töchterchen Klara war vom Vater anaesteckt, und der eben geborene Roben schwankte zwischen Leben und Sterben. Am Weihnachtsabend 1858 hatte die Not den Höhepunkt erreicht: Böcklin lag im Slerben, und während er in düsteren Fieberphantasien mit dem grimmen Knochenmann rang, packte der Tod, wie um sich für die entgehende Beute zu entschädigen, den kleinen Robert. Angela war der Verzweiflung nahe, aber wo die Not am größten, ist auch die Hilfe am nächsten. Sie kam von einer edlen Menschenfreundin, der als Künstlerin und Mäzenin bekannten Emilie Lindner, die selbst aus Basel stammte, und einfach auf die Mitteilung hin, daß ein schweizerischer Lands mann schwer krank und in Not sei. tatkräftige Unter stützung bot. Sie kam sogleich selbst und schickte am anderen Tage reichlich Geld und 24 Flaschen des feinsten Bordeaux, oie dem Kranken sehr wohl taten Als nun auch noch der „Pan im Schilf" von dem bayrischen König kür 1000 Gulden angckauft wurde, war das Schlimmste überwunden. Im Katalog der Pinakothek, wohin das Bild mit einem schwarzen Kranz kam, stand allerdings, der Künstler fei gestor ben. Aber die Genesung machte dock gute Fort schritte. Ein furchtbarer Rückfall erfolgte, als der Kranke den Tod des kleinen Robert erfuhr. Al» er den Kleinen gar nicht zu sehen bekam und aus seine Fragen nur Ausflüchte erhielt, wußte er die Wab-Hrit der kleinen Klara zu entlocken, schrie gellend auf und verfiel in neue Halluzinationen. Doch seine jugend- kräftige Natur überwand schließlich auch diesen furcht- barsten Schmerz. Er war zum Skelett abgemagert, bekam aber bald mit der Arbeitsfreude auch den Lebensmut wieder. Die Berufung an die Weimarer Kunstschule schloß diese schwerste Zeit in Böcklins Leben ab.