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Nr. 255. loi. Usyrysuy. Lrtprwrr Tsyrblrm. es, mit Hilfe der Dresdner Kriminalpolizei, den ge fährlichen Einbrecher, einen angeblichen Peters, festzunehmen. Soviel bisher festaestellt ist, sind eine große Anzahl der in seinen Koffern vorgefundenen Schmucksachen von Leipziger Einbruchsdiebstählen hcrrührend. Er gestand auch ein, in Leipzig sowie i» anderen Städten Diebstähle verübt zu haben. * Die Anwendung der Elektrizität fn Landwirt schaft und Kleingewerbe. Die verschiedenen zurzeit im Königreich Sachsen geplanten Ueberlandzentralen haben da» Bedürfnis geweckt, den interessierten Krei sen einmal eine Zusammenstellung der Maschinen und Apparate zu geben, für deren Betrieb die Elektrizität von Bedeutung ist. Im Hinblick daraus hat sich die Direktion der Maschinenlehrausstellung der Tech nischen Hochschule in Dresden entschloßen, in An lehnung an das ihr unterstehende genannte Institut eine Sonderausstellung von elektrisch angetriebcnen landwirtschaftlichen und gewerblichen Maschinen zu veranstalten. Angemeldet wurden zu dieser Aus stellung: Dreschmaschinen, Getreidereiniger, Stroh pressen, Schrotmühlen, Rübenschneider, Häcksel maschinen, Oelkuchenbrccher, Kartoffelquetschen. Kar toffelsortiermaschinen, Knochenmühlen, Hafermühlen, Schermaschinen, Waschmaschinen, Separatoren, But terfässer, Butterknetmaschinen, Pumpen usw., ferner Metall- und Holzbearbeitungsmaschinen, Bäckerei- und Fleischereimaschinen. Strohseilmaschinen, Schleifsteine, dann Heiz- und Kcchapparate, Plätteisen, Zigarren anzünder. Außerdem werden noch eine ganze An zahl interessanter anderer Maschinen zu besichtigen sein. Alle Maschinen und Apparate werden im Be triebe vorgeführt. Um die Besucher über die Frage der Anwendung der Elektrizität noch weiter zu unter richten, werden an den Sonntagen, Dienstagen, Donnerstagen und bei Bedarf auch an den Sonn abenden nachmittags von V-,4 bis '45 llhr allgemein verständliche Dorträge gehalten über die Elektrizität und ihre Verwendung. Die Eröffnungder A u s- stellung findet statt am Sonnabend, den 17. September, und wird dauern bis einschließ lich Sonntag, den 30. Oktober d. I. Mit dieser Sonderausstellung wird ohne Zweifel einem, besonders im Hinblick auf die im Entstehen begriff nen großen Ueberlandzentralen aufgetretenen Be dürfnis Rechnung getragen: auch dürfte die ganze Art der Veranstaltung geeignet sein, in weiten Kreisen das Verständnis für technische Vorgänge zu heben und Interessenten anzuregen, sich die Vorteile des technischen Fortschritts in besonderer Weise zu eigen zu machen. * Verleihung des Königs-Schießabzeichens. Der König hat der 11. Kompanie 1. (Leib-) Grenadier regiments Nr. 100, der 8. Kompanie 5. Infanterie regiments „Kronprinz" Nr. 104 und der 1. Kompanie 1. Jäger-Bataillons Nr. 12 das Abzeichen für bestes Schießen im Jahre 1010 verliehen. * Bom Leipziger Krematorium. Die Besichtigung der neuen Anlagen des Südfriedhofes und besonders des Krematoriums hat in der letzten Zeit einen rie sigen Umfang angenommen: allein in einer der ver gangenen Wochen wurden 1200 Einzelbesichtigungen vorgenommen. Hiesige und auswärtige Vereine waren außerdem noch sehr stark vertreten. Wie man hört, soll in der nächsten Zeit für die Besichtigung ein Eintrittsgeld erhoben werden. Die Be nutzung des hiesigen Krematoriums machte weitere erfreuliche Fortschritte; mit den Anfangsmonaten anderer Einäscherungsanlagen verglichen, steht Leip zig bisher an erster Stelle. Wahrscheinlich schon im nächsten Jahre dürfte man mit der An legung des drrtten Ofens zu rechnen haben. Die — für den Anfang — starke Benutzung der Leip ziger Derbrennungsanlage ist in erster Linie mit auf die verhältnismäßig geringen Gebühren zurückzu führen. Die Kosten einer Feuerbestattung stellen sich nicht höher als die einer Erdbestattung: schon unter 100 -«t ist eine Verbrennung mit allen dazugehören den Ausgaben in würdiger Weise möglich. Vor einiger Zeit haben die drei Kapellen, die ständig gut besetzt sind, durch Aufstellung prächtiger Bronze leuchter einen weiteren gediegenen Schmuck be kommen. * Der Grand Prix der Weltausstellung Brüssel wurde der „Frankfurter Musikwerke fabrik I. D. Philipps L Söhne" in Frank furt a. M.-Bockenheim für ihre ausgestellten erst klassigen Musikinstrumente zuerkannt. Genannte Fabrik unterhält hier in Leipzig, „Goldene Kugel", Parkstraße 1, eine Filiale, in welcher auch zum Teil die in Brüssel ausgestellten Instrumente zu sehen und zu hören sind. * Gestohlen wurde in der Windmühlenstraße eine rotlederne Brieftasche, enthaltend einen Leih- hausschein über eine silberne Herrenuhr mit silberner Kette und verschiedene Ausweispapiere auf den Namen Karl Gustav Arnold Schade aus Dresden lautend; unter erschwerenden Umständen au» einem Grundstück in der Dresdner Straße ein „Panther" Rad, zwei silberne Herren- ubren und mehrere Geldbeträge; aus einem ver schlossenen Keller in der Arndtftraße mehrere Flaschen Rotwein, Kognak, Rum und Himbeersaft; aus einer Wohnung in der Promenaden st raße eine goldene Damenuhr nebst langer silberner Hals kette, eine kurze goldene Halskette mit einem matt goldenen Herz, oas mit einer Perle besetzt ist und in dem sich die Photographie einer Frau befindet, sowie mehrere Damengürtel; von einem Rollgeschirr in der Ritterstraßc ein I-. ll. 1K51 gezeichneter Bal len, enthaltend baumwollenes Gewebe; von einem Wagen in der K a t h a r i n e n st r a ß e ein X. 8. 4765 gezeichneter Ballen, enthaltend ca. 87 Meter Mützcnfutter; vom Güterboden eines Bahnhofes eine I'. li. 4 gezeichnete Kiste, enthaltend geräucherte Fische. Diebe stahlen aus einer Kühlzelle des schlack; thofes 4 Stück rohe Schinken, jeder mit dein Datum 7. 9. und den Nummern 215, 216, 217 und 218 versehen, 6 Stück halbe Schweinsbänche, die ebenfalls das Datum 7. 9. tragen und von 214—219 numeriert sind, und ein halbes ausgeschlachtetes Schwein ohne Kopf, sowie 4 Pökelschweinskeulen. Fahrraddiebe entwendeten in der Leplaystraße ein „Stabil"-Rad, Nummer 120 801, und aus der Reichsstraße ein Knabenrad, Marke „Solinger", Nummer 100450 Diebe drangen in ein Geschäft in Dresdner Straße und entwendeten 500 Zigaretten „Salem Aleikum", 100 Stück Marke v. Ö.. die Wechselkasse, einige Postwertzeichen und eine Flasche Eierkognak. * Einmicterdieb. Bei einer in der Eutritzscher Straße wohnhaften Familie mietete sich ein angeb licher Kurt Schulze aus Zittau ein, der unter Mit nahme eines Deckbettes alsbald wieder verschwand. Die Bestohlene bemerkte den Diebstahl noch recht zeitig und nahm die Verfolgung des Spitzbuben auf, der das Deckbett im Hausflur des Leihhauses fort warf und entkam. Der Einmieterdieb, der noch anderweit auftreten dürfte, wird beschrieben als etwa 35 Jahre alt, hat blondes Haar, etwas Glatze, blonden Schnurrbart, und trug grauen Anzug, grau grünen Ueberzieher und schwarzen steifen Hut. * Freundliche Gäste. In einer Restauration der Eisenbahn st raße in Neusellerhauscn geriet gestern nachmittag der Wirt mit drei Möbelräumern in Zahlungsdifferenzen, die mit einer Schlägerei ihren Abschluß fanden. Dabei wurde der Wirt mit einem Bierglase nicht unerheblich am Kopfe und im Gesicht verletzt. * Festgenommen wurde ein 18 Jahre alter Ar beitsbursche aus L.-Reudnitz, der zum Nachteil einer hiesigen Firma einkassierte Geschäfts gelder unterschlug und diese in ganz kurzer Zeit ver jubelte. — Zur Verantwortung gezogen wurde ein 44 Jahre alter Kaufmann von hier, der in einem Geschäft auf dem Dorotheenplatz, wo er Stel lung gefunden hatte, verschiedene Betrügereien zur Ausführung brachte. Das erlangte Geld hatte der Ungetreue vertan. * Infolge Explosion einer brennenden Netroleum- lampe entstand gestern in einer Wohnung der Lobenthalstraße in Möckern ein Stubenbrand, der nach kurzer Zeit von den Hausbewohnern wieder gelöscht wurde. * Hochstapler. Aufmerksam gemacht wird auf einen Unoekannten. der in einem Zigarrenge- schäftinder Süd st raße auftrat. Er kaufte sich daselbst einige Zigarren und ersuchte schließlich die Verkäuferin, ihm ein Zwanzigmarkstück zu wechseln, das er auf den Ladentisch legte. Recht zeitig bemerkte die Perkäuferin aber, daß es eine einem Zwanzigmark st ück ähnliche Spielmarke war. Nachdem sich der Betrüger entdeckt sah, entfernte er sich schleunigst. Der Unbe kannte dürfte das Manöver noch weiter fortsetzen. Er war etwa 50 Jahre alt, groß und kräftig, hatte dunkelblonden kurzgeschnittenen Schnurrbart, trug Zylinderhut, schwarzen Gehrock, weiße Weste und graue Hose. * Erschossen hat sich in seiner Wohnung, Stern wartenstraße 23, der 24jährige, aug Leipzig gebürtige Konditorgehilfe Gräf wegen unheilbarer Krankheit. » Taucha, 15. September. (Tödlich verun glückt.) Im Leipziger Ratssteinbruch zu Taucha verunglückte der Arbeiter Weiß aus Radefeld da durch tödli ch , daß er beim Zusammenkovveln des Automobillastzuges zwischen zwei Wagen geriet. Dem Unglücklichen wurde der Brustkorb eingedrückt. Der Tod trat auf der Stelle ein. Aus Sschlen. Dresden, 15. September. * Hofnachrichten. Der König wird sich morgen, von Zwönitz au», wo er um ^8 Uhr früh zu Pferde steigt, zu den Divisionsmanövern begeben. Gegen 1/44 Uhr erfolgt von Schlettau aus per Sonder zug die Rückkehr nach Niedersedlitz. — Die geplante Reise nach Braunschweig wird der Monarch nach den bis jetzt vorliegenden Dispositionen vor aussichtlich am 13. Oktober d. I. antreten, und zwar handelt es sich hier um einen Erwiderungsbesuch. Am 16. Oktober dürfte der König dann nach Neu- Strelitz fahren, um dem dortigen großherzoglichen Hofe seinen Antrittsbesuch zu machen. Dieser ist bis jetzt aus Wunsch des Großherzoas unterblieben, weil der Umbau des dortigen Schloßes noch nicht vollendet war. S X. Chemnitz, 15. September. (Zur Verhaf tung des B u r k e r s d o r f e r Doppelraub mörders.) Wie schon gemeldet, ist es gelungen, den Mörder der Eöllerschen Eheleute zu ermitteln und nach fünfstündigem Verhör zu einem umfaßenden Eeständniße zu bewegen. Der Mörder ist der am 25. November 1888 in Freiberg geborene Friseur Curt Richard Gründig, zuletzt in Oberwiesa in Stellung gewesen. Er mußte gegen über dem vorhandenen reichen Beweismaterial trotz vielstündigen hartnäckigen Leugnens zugeben, bereits am Montag früh den Entschluß gefaßt zu haben, die Göllerschen Eheleute, die beim Publikum als wohl habend galten, zu ermorden und zu berauben. Diesen Entschluß hat der Mordbube nun am Dienstag vor mittag 1H10 Uhr in die Tat umgesetzt. Er hat zu nächst den alten Göller, welcher Klavier spielte, auf der Violine begleitet, plötzlich aber die Violine weg gelegt und das unter dem Jackett verborgen gehaltene Beil hervorgezogen, um Göller, wie beabsichtigt, von hinten den Schädel einzuschlagen. Hierauf hat sich der Mörder, nachdem er die nach der Dorfstraße füh rende Tür verschloßen hatte, nach der im ersten Stock werk belegenen Schlafkammer begeben, um hier der im Bett, schlafenden Frau Göller ebenfalls den Schä del mit der scharfen Seite des Beiles einzuschlagen. Nachdem der Unmensch die grausige Tat vollbracht hatte, hat er alle Behältnisse nach Geld durchsucht, jedoch soll, wie verlautet, die Beute nur gering ge wesen sein. Die Festnahme des Mörders erfolgte Mittwoch vormittag gegen 1/4,11 Uhr. * Neustadt, 14. September. (Eisenbahn unfall.) Bei der Einfahrt des gegen '/o4 Uhr von Dürröbrsdorf hier eintreffenden Güterzuges entgleiste heute nachmittag die Lokomotive und wurde von den nachdrängenden Wagen zirka 50 Meter weit neben dem Gleise sortgeschoben. Die Elersanlage wurde beschädigt. Verletzt wurde niemand. Die Ein- und Ausfahrt nach Dür röhrsdorf ist für einige Zeit gesperrt. * Plauen, 15. September. (Eholeragerücht.) Eine Erkrankung des Fleischermeisters Hofmann hat hier Anlan zu ' dem Gerücht von einem Cholerafall gegeben. Die bakteriologische Untersuchung hat ergeben, daß an dem Gerüchte absolut nichts Wahres ist. * Plauen, 15. September. (Unfal l.) Der drei zehnjährige Sohn des Rittergutsarbeiters W. mIößnitz bei Plauen stürzte mit einer Sense einen Abhang hinunter und stieß sich dabei die Spitze der Sense in den Leib. Der Knabe verletzte p.ch entsetzlich und wurde nach dem Stadtkrankenhäus Plauen gebracht. * Naundorf d. Kötzschenbroda, 15. September. (Eine blutige Schlägerei) entstand vor dem hiesigen Gasthofe, wobei ein Schutzmann durch einen Schuß verwundet wurde. Der Verletzte mußte sich in ärztliche Behandlung begeben. —o— Pirna, 15. September. (Gedenkfeier. — Elbwasserstand.) In dem Städtchen Lauen st ein beging man jetzt Len hundertjährigen Todestag des vielverdienten ehemaligen Bürger meisters, Lhirurgus und Wundarztes Zoh. Dan. Klähn, der sich durch viele Stiftungen ein ge segnetes Andenken als Wohltäter der Stadt sicherte. Am Wohnhause wurde eine Granit-Gedenktafel ent wand außer mir in dem Zimmer war. Plötzlich über kam mich eine eigenartige Müdigkeit. Ich konnte gerade noch dis in mein Bett zurückkehren. Weiter weiß ich nichts mehr, als daß ich durch Ihr Pochen an der Türe geweckt wurde. Richtig, hier haben Sie einen Beweis für meine Aussage", setzte lch hinzu und deutete auf den Easleuchter. „Sehen Sie, der Hahn ist immer noch aufgedreht, und trotzdem lst in dem Zimmer kein Gasgeruch. Das ist schon sehr merk würdig, finden Sie nicht auch?" Ich strich rasch ein Zündholz an und hielt es an den Leuchter. Pergebens. „Was sagen Sie dazu?" fragte ich. Ich bemerkte nun, daß er augenscheinlich be stürzt war. „Was ich dazu sage?" erwiderte er. „Was soll ich dazu sagen. Ohne Zweifel ist der Haupthohn aus- gedreyt worden, aber wie und von wem? Gießer Gott, das ist ja unfaßbar!" „Allerdinas, Herr Goliby." „Die Fenster waren wohl die ganze Nacht über geöffnet?" „Genau, wie Sie sie jetzt sehen." (Fortsetzung folgt.) Stimmen über Mahlers achte Sinfonie. Den 12. September des Jahres 1910 wird die Ge schichte der Stadt München sich merken müßen, es war einer der größten künstlerischen Erfolge, der in ihren Mauern gefeiert wurde, schreibt die „Weserztg.". Die altderühmten Musikzentren Wien und Leipzig batten ihre besten Kräfte aufgeboten, um in der Zungen Mufikstadt München das Werk eine modernen Meisters zur Aufführung zu bringen. Die Reklame ist immer ein zweischneidiges Schwert, die Enttäuschung folgt ihr zu leicht auf dem Fuß. Hier ist endlich einmal das Versprochene eingetroffen, da» Werk hat die tiefste Wirkung ausgeübt und ist tatsächlich eine» der bedeutendsten Erzeugnisse der Gegenwart. Das tieferareisende Werk rief beim Publikum eine stürmische Begeisterung hervor. Geradezu unbe schreiblich war der Jubel, der sich am Schluß erhob. Zwanzig Minuten lang wich und wankte das Publi- tum nicht au» der Festhalle; immer wieder wurde Mahler hervorgerufen, und die Beifallsstürme, die ihn umrauschten, mochten nicht enden, konstatiert Hans Bege im „Hann. Cour.". Leopold Schmidt schreibt in einem langen Feuille ton des „B. T.": Mahlers Orchestersprache ist so einzig wie seine Art zu dirigieren, die auch diesmal erst dem Werke das rechte Leben einhauchte. Und endlich — das lehrt besonders diese Achte — Mahler ist ein Idealist geblieben, der seine Kunst von kraßem Materialismus freihält und sie mit ehrlichem Bestreben in den Dienst hoher geistiger Aufgaben stellt. Deshalb mag sie auch für sein Schaffen und seine innere Persönlichkeit als ein neues vollgültiges Zeugnis gelten. — Die Münchener Premiere erfüllte nicht restlos alle Wünsche, aber sie bat das Verdienst, dem Werke die Bahn geöffnet zu haben. Es wird zweifellos die Runde durch Deutschlands musikalische Hauptstädte machen. Gelegentlich der ersten Wiederholung der Sinfonie sprechen die „Münchener Neuesten Nachrichten" dem mitwirkenden Leipziger Riedel-Verein ein Leb: Und vom Leipziger Riedel-Verein kann man, nach dem zu schließen, wie er gleich dem Wiener Chor musikalisch hervorragend und stimmlich herrlich sang, wirklich sang, erwarten, daß er heute in der „Deborah" eine meisterliche Leistung vollbringen wird. Ein musikalisches Ereignis, und nicht nur ein ledig lich äußerlich dazu gestempeltes, ist an uns vorüber- gegangen. All denen, di« dazu beitrugen, daß München wieder einmal der Schauplatz einer be deutungsvollen „Uraufführung" war, an der die ganze musikalische Welt mit gespanntem Intereße teilnabm, sei aus aufrichtigem Herzen ehrlich Dank gesagt! Julius Korngold schließt seinen Aussatz in der Wiener „N. Fr. Pr ": Die neue Sinfonie hat in München großen Erfolg gehabt. E» trifft sich schön, daß dieser Erfolg zu einem nachträglichen Angebinde zu Mahlers fünfzigstem Geburtstag ge worden ist, und zu einem ihm wohl wertvolleren, als di« diesmal in den schönsten gedruckten Worten laut gewordene Verehrung. Vereint, mögen beide Kund gebungen «ine bedeutsame Wendung seine« Künstler schicksals anzeigen. Wohl gesellen sich Mayler» Streben nach tiefstem seelischen Ausdruck, nach dem Monumentalen, seiner Ehrfurcht vor der hohen Mission des schaffenden, seiner Liebe zur Natur, die er ebenso hingebungsvoll anruft wie den heiligen Geist, mancherlei Bizarrerien, nervöse Dränge, Eour- mandisen des Musikalisch-Geistreichen. Allein die erstgenannten Eigenschaften bleiben noch immer stärker, das deutsche Musikpublikum zu erobern, als letztere, es abzustoßen. Ein Werk, wie diese edlere, schönheitsfreudigere achte Sinfonie verspricht in doppeltem Sinne Mahlers Verklärung. Thomas-San-Ealli endlich schreibt ablehnend in der „Rhein.-Westf. Ztg.": Der ungeheure Aufwand an äußeren Mitteln der Tonentfaltung harmoniert nicht mit dementsprechendem inneren Können und Vermögen. Es mag sein, daß ein hochbegabter Kavellmeister, wie Mahler, einer in jeder Beziehung an den Grenzen aller technischen Möglichkeit wan delnden Musik bedarf. Das gehört aber darum doch in das heute so wichtig gewordene Kapitel des Orchester- oder auch Kompositions-Virtuosentums. Es muß trotz Strauß und Mahler gesagt werden: daß nur da wahre, große Kunst ist, wo es heißen darf: von multa sock rnultuw. Wer für 10 Ausführende keine geniale Musik schreibt, liefert auch keine für 1000, und mögen ihm alle harmonischen Geheimniße und alle Kontrapunkte der Welt zur Verfügung stehen! Kunst unü Mllenlchsst. * Da» Leipziger Soloquartett für Kirchengesang wurde nach einer erfolgreichen Aufführung m Lemgo bei Detmold zur fürstlichen Tafel geladen und sang dann noch im fürstlichen Familienkreise sein Pro gramm „Zur Geschichte de» Deutsches Liedes". * „Mriel Acosta" im Dresdner Hoftheater. Im Kö niglichen Schauspielhaus zu Dresden wird morgen Gutzkows Trauerspiel „Uriel Acosta", da» seit 1897 nicht wieder gegeben worden ist, in neuer Einstudie rung aufgefübrt. Das Werk hat bekanntlich an der Dresdner Hosbühne am 13. Dezember 1848 seine Uraufführung erlebt. Wie Gutzkow am 14. De zember 1848 an seine Frau schrieb, brachte die mit größter Spannung erwartete Premiere einen glän zenden Erfolg. .Mach dem zweiten Akt ein Orkan von Beifall, Emil Devrient, die Bayer und ich ge rufen. Das volle Haus war fanatisiert." * Der bekannte Dresdner Chemiker Hofrat Dr. Caro ist im Alter von 76 Jahren in Dresden g e - storben. Dr. Heinrich Taro hat sich besonders als leitender Chemiker des Hauptlaboratoriums der Badener Anilin- und Sodafabrik durch seine Tnt vonnersms, 15. September 1910. hüllt. — Da die Niederschläge aufgehört haben, Icheint die Hochflutgefahr behoben. * Oberaurig b. Bautzen, 15. September. (Schwer verunglückt) ist auf dem Baue der Papierfabrik in Obergurig der 17 Jahre alte Arbeiter Max Rich. Krusche aus Dresden. Der bedauernswerte junge Mann stürzte aus einer Höhe von acht Metern vom Gerüst ab und fiel mit dem Kopfe so unglücklich auf eine größere Schraubenmutter, daß er einen kompli zierten Schädelbruch erlitt. Aus Lsctzlens Umgebung. br. Halle a. S.« 15. September. (Wieder ein Raubanfall durch polnische Arbeiter.) Drei Polen lockten am Dienstagabend einen auf dem Bahnhose anwesenden durchreisenden Lands mann aus ein Kleefeld am Lanenaerweg, raub ten ihm die Barschaft in Höhe von 123 «tl, miß handelten ihn und suchten dann das Weite. Dem Uebersallenen wurde, wie stets in solchen Fällen, vorgespiegelt, man wolle ihm Arbeit vermitteln. Der Polizei ist es noch nicht gelungen, die Täter zu ermitteln. s. Aken, 15. September. (Einem schweren Unfall) ist ein älterer Vorarbeiter im hiesigen Verkehrshasen zum Opfer gefallen. Der Mann be aufsichtigte die Salzverladung in einen Kahn. Dabei stand er auf der losen Salzmaße. Durch einen un glücklichen Zufall rutschte er aus und schlug mit dem Kops aus einen Salzblock, so daß er eine Gehirn erschütterung davontrug. * Bernburg, 15. September. (Ein jugend licher Erpresser) wurde hier in der Person eines 17iährigen Konditorlehrlings festge nommen. Er hatte an eine hiesige Dame ein Schreiben mit der Unterschrift „Die schwarze Hand" gesandt, worin er unter Tooesandrobun^ 3000 ver langte. Als er Leit Betrag von der bestimmten Stelle abholen wollte, nahm ihn die benachrichtigte Polizei in Empfang. Er will durch das Lesen von Schund- lektüre auf den Gedanken der Tat gekommen sein. Tsgeschronilr. Jur Kstsllrophe ües „L. I. VI". Baden-Baden» 15. September. (Die Ursache der Katastrophe) des ,,L. Z. VI" ist nunmehr einwandfrei fest gestellt. Während der Reinigung der Gondel mit Benzin hatte ein Mon teur versehentlich den Motor angekur belt, worauf plötzlich der Benzin aufflammte. Der Monteur, der in der Gondel stand, um diese auszu waschen, schlug sofort Alarm und die in der Halle be findlichen Mannschaften der Lustschiffbaugesellschajt machten sich sogleich an die L ö s ch a r b e i t e n. Sic schraubten schnell die zahlreichen in der Halle zu diesem Zweck angebrachten Schläuche an die Hydran ten und setzten die Gondel unter Wasser. Unter den in der Halle befindlichen Tagelöhnern entstand, als sie den Feueralarm hörten, eine Panik. Die Leute stürzten laut schreiend ins Freie. In wenigen Minuten war das Feuer in der Gondel gelöscht und nur der Eimer mit Benzin brannte noch. Diesen gab ein Monteur aus der Gondel heraus einem anderen Monteur, um den Eimer aus der immerhin gefährlichen Nähe des Luft schiffes zu bringen. Aus diesem Eimer schlug in dem Moment, als. der Monteur sich damit abwandte, an- scheinend infolge der Bewegung, eine große Flamme heraus und züngelte sofort an der äuße ren Hülle des Ballons emoor. Im Nu stand dieser Teil des Luftschiffes bis ooen hin in Flammen. Das Feuer griff so schnell um sich, daß die Leute kaum die Halle verlaßen tonnten. Einzelne Angestellte, man spricht neuerlich von zehn, haben Brandwunden erlitten. Die Verletzungen der Leute sind jedoch durchweg leicht. Drei Mann befinden sich im Hospital; sie haben jedoch noch nicht einmal offene Brandwunden, sondern nur Rötungen der Haut, so daß sie bald wieder arbeitsfähig sein werden. Das Luftschiff selbst ist vollkommen vernichtet. Nur ein kleiner Nest, den man bequem in einem Reiselosfer unterbringen könnte, ist übriggeblieben. Allgemein ist in Baden das Mitgefühl mit dem Grafen Zeppe lin, der abermals von einem so schweren Unglück betroffen wurde. Merkwürdigerweise ist der Stoffbezug des rechten Hinteren Seiten st euers bet der Katastrophe des „L. Z. VI" in der Halle in Oos nicht verbrannt. Zahlreiche Teile, wie z. B. Zahnräder, Lager, Antriebe, Wellen usw., sind un beschädigt geblieben. Die Katastrophe gibt jedenfalls eine Reihe neuer Lehren. deckungen auf dem Gebiete der Fabrikation der Anilinfarben einen bekannten Namen gemacht. b. Das Hamburger Deutsche Schauspielhaus feierte sein 10 jähriges Jubiläum. Es wurde Shakespeares „Was ihr wollt" gegeben. Zugleich war dies die erste Regietat des neuen Direktors Dr. Carl Hagemann. Im Gegensatz zu den früheren Shakespeare-Aufführungen unter Baron v. Berger zeichnete sich Liese durch das angemeßen flotte Tempo aus. Die endlos wechselnden Szenen waren in ge schickter Weise zusammengezogen. Der Abend hatte ein festliches Gepräge und schuf viel Heiterkeit. * Das Befinden Josef Kainz' war gestern in den späten Abendstunden unbefriedigend. Als schlimmstes Zeichen wurde von feiner Umgebung eine zunehmende Apathie betrachtet. Er inter essierte sich nicht mehr wie bisher für seine Umgebung und seine Freunde. s. Redbal» Operette „Die keusche Barbara", Li bretto von Bernauer und L. Jacobson wurde bei ihrer Uraufführung im Weinberger Stadt theater. wie unser Prager Korrespondent tele graphiert, enthusiastisch ausgenommen. * Ein neues Theater soll in Karlsbad er richtet werden nach dem Muster des Münchener Fest spielhauses. Schon soll Andreas Dippel, der bekannte frühere Wiener Tenor und spätere Direktor der Me tropolitan Opera in New Pork, gewonnen sein. Ge plant sind Aufführungen italienischer Opern in italienischer Sprache und außerdem Gastspiele italienischer Größen. Von der Wiener Hosoper sind Selma Kurz, Slezak und Müller in Aussicht genom men. Die Kapitalien werden von amerikanischen Eelbleutcn beigestellt. * Ein« Errungenschaft der Röntgentechnik. Die diagnostische Medizin, die insbesondere zur Erkennung der Bewegungsvorgänge des Herzens einwandfreie kinematographische oder Einzelaufnahmen benötigt, verlangt, daß diese in der kürzesten überhaupt tech nisch erreichbaren Zeit zustande kommen und daß die Aufnahme in einem im voraus bestimmten Zeit- vunkte mit unbedingter Sicherheit gemacht werden kann. Es ist nun dem Ingenieur Robert Grijson in Berlin gelungen, einen Einzelschlaq- Grißonator zu konstruieren, der den Anforderungen genügt. Der Beweis wird durch einen Registrier automaten geführt. Die Erfindung bedeutet einen für die innere Medizin wichtigen Fortschritt auf dem Gebiete der Röntgentechnik.