Volltext Seite (XML)
Bezugs-'preie k*r v«<v,ta »»» «4k»n« Kur« »IN«, LrLg« ond Vvidllrur« Sm,I It glich iS» v«u» gedrachi : vv monall., L.7V^U »i«rt«ljedrl vel un>rr» Filiale, u. «iw «ihmtUtürn al>c-s,oli: 7S ch moa-tl., A.TS <F »'«rrellLdrl. Durch »t, V»ft: ,mi«rt«N> Druilchiau», und der drutlchen 0»Ionien ,ienel,Ll>rl. V.S» ^x, monatl. löt« »u4lchl. PostdeNellgeld ferner in Belgien, DLuemarl, den Lonaullaaten, Italien, Luiemdurg, liiederiande, Nor wegen, Oellerreich Ungarn, diusiland, Schweden, Schweiz u. Spanien. In allen übrigen Staaten nur direkt durch bi» ch«ichPt«ii»ll, de« «iarre« erbt Mich. Vas Leipziger Taziediati ertcheini 2 mal lilgltch. Sonn- a. get riag« nur niorgeot, «lvonnei irni-Lnnaomr Bugutlutplatz 8, d«> unieren Lrtgern. Filialen. Spediteure» und Ännadmestellen. Ivw>e Poitümrern uav Briet trüg ern >t»,,I»«rka»t»»re>« »er viorgen. «chgud, lvder » bend ia»g,d« lXedaktivn und chteichafldfteürr Iobannwgaste 8. gerutiiircher: I480L 1481». I4SS4. Abend-Ausgabe. WMgrr TaMalt Handelszeitung. Amtsblatt des Aales und des Volizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeiqeu-PreiS Ikr Jnterate au» l'eip,!, und Umgebung di, Sgeioaitene bo MW breit« Petit,eil« 2b ch, di« 74 ww breit« steNameteU« I »an au»w4«» 8V «Z, üte^ameu U2U ^Uz Inserat« »an Bebbrden m amtlichen leit dt« 74 ww breite Petit,eil» 40 44 ch«Ichai„an^iue» mit P ahoorichrtlten und in der Bdendautaad« ii» Preise erhobt, hiabali nach tor.I. Beilageqebübr b p. Lausend exN. Postgebühr. Hell erteilte Aultrilge kbnnen iiichi zurück gezogen werden. Iür da» Erscheinen an bestimiiltrn Lagen and Plätzen wird lein» Garantie übernommen, Lnzeigen-Annahme: Auquftndplatz b« sämtlichen Filialen n. allen Aiinoncen- itjpebltu>r«n de» In- und Autlanbe». Hanpr-Siltal« Berlin: Tarl Lnncker. Berival. «o,r. Hosbnck? Handlung, Lützowtt:a-e Ivb <Leievho:> V l, Ar. 40»). Haupt-Siltale vretzbrm Saeltratze 4, l (Telephon 4844), Nr. 255. vonnerslpg, gen lS. Se-iember lSlv. 104. Jahrgang. Die ksilerreile nach Ungarn unü Oesterreich. Kaiser Wilhelm rüstet sich zur Reise in die Länder der ungarischen und österreichischen Krone. Am Freitagnachmittag trifft er auf der Station Fünfkirchen ein, von wo er seine Reise bis Mohacs fortsetzt, um sich dann auf der Donau in das dem Erzherzog Friedrich ge hörige Jagdschloß Bellye zu begeben. Unser Kaiser hat schon sehr oft im Gebiete der Doppelmonarchie dem edlen Waidwerk obge legen, und es sind in diesen Septembertagen gerade fünfundzwanzig Jahre her, daß er — damals noch Prinz — den vom Kronprinzen Rudolf veranstalteten Hochgebirgsjagden in Steiermark beiwohnte, während er das letzte mal im November 1908 beim Erzherzog Franz Ferdinand in Eckartsau jagte. Auf den ungarischen Jagdgründen des Erzherzogs Fried rich, weicher der älteste Bruder der Königin- Mutter von Spanien und mit Prinzessin Isabella von Croy vermählt ist, hat der Kaiser auch bereits verschiedene Male geweilt. Er liebt dieses weltentlegene Revier, das von der Station Mohacs erreicht wird, einem Markt flecken im Komitat Varanya, wo 1526 Soli- man II. die Ungarn aufs Haupt schlug und wo anderthalb Jahrhunderte darauf Karl von Loth ringen den Türken eine schwere Niederlage bei brachte. Des Kaisers Aufenthalt in Schloß Bellye wird 4 Tilge dauern, sodann erfolgt die Abreise nach Wien, wo die Ankunft am Diens tagvormittag stattfindet. Kaiser Wilhelm läßt es sich nicht nehmen, bei seiner Anwesenheit auf österreichisch ungarischem Boden auch den kaiserlichen Freund und Alliierten in Schloß Schön brunn zu begrüßen, mit dem er zuletzt im Sep tember 1909 bei den Manövern in Mähren zu sammen war. Des Kaisers jetziger Besuch ist vornehmlich eine nachträgliche Geburtstags visite; Wilhelm II. wollte nicht unterlaßen, dem greisen Monarchen, der bekanntlich am 18. August das 80. Lebensjahr vollendete, auch noch persönlich seine Glückwünsche dar zubringen. Eine besondere politische Bedeutung hat demnach diese Begegnung nicht, die lediglich neuerdings die herzlichen Be ziehungen dokumentiert, welche fort und fort zwischen den beiden Herrschern und zwischen d- n beiderseitigen Reichen bestehen. Daß dieses selten gute Freundschafts- und Allianzverhältnis, welches nun schon drei Jahrzehnte angedauert hat, immer wieder der Welt vor Augen geführt wird, ist eine der sichersten Garantien für die Erhaltung des europäischen Friedens. Und deshalb ist der bevorstehende Besuch unseres Kaisers in Wien freudig zu begrüßen; er be deutet uns eine neue Bürgschaft, daß der Friede unter den Großmächten keine Störung zu be fürchten hat. Der preuWche LsnümirMssts- minlfter unü üle Milchnot. Das offiziöse Lommuniqus über den Verlauf der Audienz von Deputierten des Deutschen Fleischerverbandes beim Landwirt- schaftsminister Freiherrn v. Schor le mer, das wir im Morgenblatt wiedergegeben Haden, zeigt, daß auch der jetzige Chef der preußischen Landwirtschaftsverwaltung auf dem Standpunkte seiner beiden Vorgänger steht und keine Neigung zeigt, zu einer Beseitigung der zu einer, großen Kalamität gewordenen und die Bevölkerung schwer bedrückenden Fleischteuerung die Hand zu bieten. Was die Ausführungen des Ministers im ein- zelnen betrifft, jo tst sein Hinweis auf die an die Landwirlschaftskammern gerichtete Mahnung, aus die Hebung der inländischen Vieherzeu gung hinzuwirken, für die gegenwärtige Fleischnot völlig belanglos, da der betreffende Erlaß erst vom 27. Juli d. I. datiert. Ob die Mahnung aber für die Zukunft die erwünschte Wirkung ausüben wird, erscheint mindestens fraglich, so daß der Hinweis aus diesen Erlaß keineswegs geeignet war, die be troffenen Kreise zu beruhigen. Es ist deshalb auch durchaus verfehlt, wenn der Minister sich schon jetzt aus dieser von den Landwirtschaftskammern erst in Angriff zu nehmenden Aktion einen solchen Erfolg verspricht, daß er glaubt, eine weitere Erleichterung der Einfuhr von Nutz- und Schlachtvieh nicht in Aus sicht stellen zu können. Er begründet zwar diese ab lehnende Haltung gegenüber der erleichterten Vieh einfuhr auch mit der drohenden Seuchenaesahr aber das ist nur ein Vorwand, aus den sich seine Leiden Vorgänger ebenfalls ohne jede BerecLtiaung stützten. Können von Rußland ohne Gefahr für den deutschen Viehbestand wöchentlich 2506 Schweine nach Ober schlesien eingeführt werden, so liegt kein Grund vor, diese Zahl unter Beobachtung aller sanitären Maß nahmen auf das mehrfache zu erhöhen, und kein Mensch glaubt daran, daß es unbeschadet der Sicher heit unserer Viehbestände unmöglich ist, auch die Grenzen anderer Länder, insbesondere Dänemarks oder Hollands, für Rindvieh zu öffnen. Im übrigen sei nochmals darauf hingewiesen, daß die Regierung sich bei anderer Gelegenheit weit weniger von ge sundheitlichen Rücksichten leiten ließ. Als nämlich die Agrarier sich durch die vielerwärts vorge schriebene nochmalige Untersuchung von aus den Bundesstaaten eingeführtem Schweinefleisch auf Trichinen belästigt fühlten, da wurden diese Vor schriften trotz der vielen erhobenen Bedenken im Jahre 1906 leichten Herzens aufgehoben. Von den vom Deutschen Fleischerverbande vorge schlagenen „k l e i n e n" M i t t e l n verspricht sich der Minister nur eine minimale Wirkung auf die Ge staltung der Fleischpreise. Er mag damit Recht haben, aber um so begründeter wäre seine Nach giebigkeit gegenüber der geforderten Oefsnung der Grenzen, zumal seine Behauptung, daß schon sür die nächste Zelt ein Rückgang der Viei""'eise zu erwarten sei, noch des Beweises entbehrt. Weshalb die Er leichterungen für die Fleisck,einfuhr, die der Minister sür den Fall in Erwägung zu ziehen versprach, daß ein Rückgang der gegenwärtigen Preise ausbleiben sollte, nicht sofort ins Werk gesetzt werden, ist unerfindlich. politische Nachrichten. Eine „polnische" Polenversammlung. Breslau, 15. September. (Privattelegramm.) In einer polnischen Versammlung in Zabrze, in der auch gegen 150 Sozialdemokraten anwesend waren, kam es zu turbulenten Szenen. Keiner der Redner konnte zu Worte kommen. Der Abg. Korfanty erhielt einen Messerstich ins Bein. General Picquards Kritik über die Flugapparate bei den Manöver«. Paris, 15. September. (Tel.) Während der gestrigen Manöverkritik erklärte General Pic- quard: Ich habe vor allen Dingen festzuslellen, daß die wichtigsten Informationen von den Flugapparaten und von der Kavallerie, die Kundschafterdienste aussührten, mir zugestellt worden sind. Ihre Dienste waren für mich von großem Nutzen. Die Mitteilungen, die mir bei spielsweise der Leutnant Sido überbrachte, waren so präziser Art, daß ich genau wußte, wo sich die Kolonialbrigade befand, und ich hiernach meine Vor bereitungen treffen konnte. — Während General Picquard noch sprach, fuhr Lathams Apparat in so geringer Höhe über die Köpfe der fremden Offi ziere hinweg, daß ein Flügel die Helmspttze des deut schen Militärattaches v. Winterfeldt berührte. — General Picquard fuhr in seiner Kritik fort und sagte: Was mich betrifft, so will ich darauf zurück kommen, welche große Rolle in den beiden letzten Tagen die Flugapparate und die Kavallerie gespielt haben, und welche von großer Wichtigkeit war, weil sie mich in die Lage versetzte, Beschlüße zu faßen, welche die Wahrheit als Grundlage haben. — General Meunier, Befehlshaber des 3. Armee korps, erklärte: Ich habe die intereßantesten Mit teilungen von den Flugapparaten erhalten, und die Erkundigungen, die sie mir während der beiden letzten Tage gebracht haben, haben mich ver anlaßt, meine Bewegungen vollständig zu ändern. Zur Demission des bulgarischen Ministeriums. Sofia, 15. September. (Tel.) Zu der gestrigen Demission des Kabinetts Malinow wird noch berichtet: Der König, der nach dem Ma- növerfelü abreiste, hat sich seine Entschei- duna bi» zu seiner Rückkehr aus dem Manöver vorbehalten. Die Ministerkrisis ist weniger durch politische Fragen, sondern wahrscheinlich wegen persönlicher Reibungen im Schoße der Regierungs mehrheit veranlaßt worden. Demission des montenegrinischen Ministers. Tetinje, 15. September. (Telegramm.) Das M i - nisterium Tomanowltsch hat seine Ent lassung genommen. Der König beauftragte Tomanowitsch mit der Bildung eines neuen Kabinetts. Dieses setzt sich folgender maßen zusammen: Krieg: General Djurowitsch; In neres: Präsident des Staatsrats Dschukanowitsch; Fi nanzen: Präsident des Rechnungshofes Pergowitsch: Tomanowitsch behält das Präsidium und das Ministe rium des Aeußern; Wukotitsch erhält die Porte feuilles der Justiz und des Unterrichts. Der chilenische Präsidentschaftskandidat. Santiago de Chile, 15. September. (Kabelgramm.) Aus der Zusammenkunft der liberalen Parteien ist gestern Ramon Barros Luco zum Kan didaten für die Präsidentschaft der Republik gewählt worden. Da hinter diesen Par teien der größte Teil des Volkes steht, so glaubt man an einen Erfolg dieser Kandidatur bei den allgemeinen Wahlen, die am 26. Oktober statt finden. tlus Leipzig unü Umgegenü. Leipzig» 15. September. Wetterbericht der König!. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 16. September 1910. Nordostwinde, heiter, warm, trocken. Pöhlberg: Berg nebelfrei, Nebel ringsumher, starker, anhaltender Tau. glänzender Sonnenunter gang, Abendrot. Fichtelberg: Starker, anhaltender Tau, gläir- zender Sonnenunter- unü -aufgang, Abend- und Morgenrot. * Jubiläum. Der Lagerist der C. F. Winter- schen Verlagshandlung hier, Herr Heinrich Herbert, feiert am 16. d. M. das seltene Jubiläum einer 50jährigen, ununterbrochenen Tätigkeit in dieser Firma in ungetrübter geistiger und körperlicher Frische. * Auszeichnung. Die Kgl. Kreishauptmannschaft Leipzig hat dem seit 18. Juli 1885 ununterbrochen bei dem Fuhrwerksbesitzer Franz Fiedler in Leipzig, Ranstädter Steinweg 6, beschäftigten Rollkutscher Gottlieb Friedrich Zahn in Leipzig eine Be lobigungsurkunde ausgestellt, die ihm heute in Gegen wart feines Arbeitgebers an Ratsstelle ausgehändigt wurde. * Kirchensteuer betreffend. Infolge eines Druck fehlers ist der Betrag der p-rsönlichen evangelisch lutherischen Kirchenanlage für den 2. Termin dieses Jahres mit 3,6 Prozent angegeben. Die Steuer be trägt jedoch 3,8 Prozent. * In Dresden verhafteter Einbrecher. Zn letzter Zeit sind hier in herrschaftlichen Wohnungen größere Einbrüche verübt worden, und zwar in der Albert-, Promenaden- und Kaiser-Wilhelm-Straße. Dem Diebe sind dabei stets eine Menge Schmucksachen in die Hände gefallen. Von der Kriminalpolizei wurde nun gestern ermittelt, daß in einem Hotel der Ostvor stadt ein Fremder gewohnt hat, der vor einigen Tagen mit großen Koffern abgereist war. Es wurde nun festgestellt, daß das Gepäck nach Dresden ab gesandt worden war. Der Fremde hatte, jedenfalls versehentlich, eine Anzahl Stuis, von Schmucksachen herrührend, zurückgelaßen, die später von der Kriminalpolizei beschlagnahmt wurden. Wie sich herausstellte, rührten die Sachen von hier verübten Einbrüchen her. Einem von hier nach Dresden abgesandten Kriminalbeamten glückte y Sie Kau im Spiegel. Don G. W. Appleton. (Autorisierte Uebersetzung.) „Das war keine Freiheit, mein lieber Herr Lari", bemerkte er. „Sie können Ihre Freunde hierher ein laden, so oft Sie Lust dazu verspüren. Warum denn auch nicht, möchte ich wissen?" „Das ist mir nur ein neuer Beweis Ihres Wohl wollens, Herr Eolibv", erwiderte ich, „aber ich habe nicht daran gedacht, diese Erlaubnis vorwegzu nehmen. Mein Beweggrund war folgender: Von dem Augenblicke an. da ich heute morgen dieses Haus verließ, wurde ich von einem Menschen verfolgt, einem Fremden offenbar. Er ging mir bis zu der Station Schweizerhäuschen nach, wo ich eine Droschke nahm. Er bestieg eine andere, die mir folgte. In der Oxfordstraße stieg ich aus und eilte durch die Seven Dials davon. Ich dachte, ihm entschlüpft zu sein, aber in der Copthall Court tauchte er wieder auf, und da wurde ich denn beunruhigt. Daher sprang ich mit den Papieren in eine Droschke, fuhr zum Temple, holte dort meinen Freund Hamilton ab, er klärte ihm rasch die Sachlage und bat ihn, mich hier her zu begleiten und mir zu bezeugen, daß die Wert papiere unversehrt in diesen Geldschrank versorgt wurden. gebe mich der Zuversicht hin, daß meine Handlungsweise Ihre Billigung findet, Herr Eoliby." Er betrachtete mich nun mit wahrhaft strahlenden Blicken. „Vollständig", erwiderte er, „vollständig, Herr Lart. Sie haben wirklich sehr vorsichtig gehandelt, und ich bin Herrn Hamilton für seine Bemühungen in dieser Sache zu großem Danke verpflichtet. Er ist ein ausgezeichneter junger Mann. Ich muß ihn doch einen dieser Abende zum Eßen bitten und mit einigen Freunden bekannt machen, die ihm von Nutzen sein könnten. Ich tue das nicht oft, Herr Lart, aber, aus mein Wort, das war wirklich sehr freundlich von ihm. Und nun zu diesem Manne, der Ihnen gefolgt ist! Das ist ein sehr verdächtiges Zu sammentreffen. Können Sie ihn mir beschreiben?" / Richard und ich waren uberei »gekommen, daß ich so weit gehen dürfe, wie ich bis jetzt gegangen war, daß ich ihm aber unter gar keinen Umständen eine Andeutung über di« Identität des Mannes machen dürfe. Daher begnügte ich mich, ihm «ine ausführliche Beschreibung von Monsieur Le Noir zu geben. Während ich dies tat, bemerkte ich, daß Herr Goliby augenscheinlich darüber unruhig wurde. „Merkwürdig", sagte er, „sehr merkwürdig. Ich denke, wir sollten für heute besondere Sicherheits maßregeln treffen. Zunächst möchte ich Sie bitten, die Nummern dieser Papiere zu notieren." Damit trat er an den Schrank und zog zwei Schlüssel aus der Tasche. „Wie ich Ihnen sagte, Herr Lart", fuhr er fort, „sind zwei Schlüße! nötig, um diesen Schrank zu öffnen. Bitte, sehen Sie hierher, damit ich Ihnen den mcxius cmornncii noch einmal zeigen kann." Ich folgte aufmerksam seinen Bewegungen. „Jawohl, ich verstehe, Herr Goliby", sagte ich, als die großen eisernen Türen aufschwangen. „Zch schlage Ihnen vor, für heut' nacht einen dieser Schlüße! an sich zu nehmen. Ich werde den anderen behalten. Außerdem ist hier eine weitere Vorsichtsmaßregel getroffen." — Er deutete auf einen elektrischen Lenungsdraht, der im Schrank sichtbar war, und fuhr fort: „Wenn ich diesen Draht hier in die Klemmschraube an der Türe stecke, ist er mit sämtlichen elektrischen Klingeln im Hause verbunden. Eine sehr sinnreiche Vorrichtung. Würde der Versuch gemacht, diese Türe aufzubrechen, so wäre sofort das ganze Haus auf den Beinen. Sind Sie mir gefolgt?" „Gewiß" erwiderte ich. „Gut! Jetzt, bitte, schreiben Sie die Nummern dieser Obligationen auf! Das bietet zwar keine abso lute Sicherheit, da sie überall eingelöst werden, aber wenn es sich um Wertpapiere handelt, kann man nicht vorsichtig genug sein." Ich machte mich sofort an die Arbeit, während er, scheinbar tref in Gedanken versunken, im Zimmer auf und ab ging. Das Geschäft war rasch erledigt, und nach Verlauf weniger Minuten händigte ich ihm eine Liste der Nummern ein. „So, ich danke Ihnen", sagte er. ,^lnd nun will ich Eie nicht länger Ihrer Nachtruhe berauben. Der Zug nach Paris fährt um 9 Uhr in Tharing Troß ab. Ich werde um halb acht bei Ihnen anklopfen. Zehn Minuten später wird Ihr Frühstück bereitstehen. Sawkins wird dafür sorgen, daß «ine Droschke am Gartentor Sie erwartet. In diesem Kuoert werden Sie genaue Instruktionen für Ihren Pariser Aufent halt und Ihre Geschäfte dortselbst vorftnden. Hier haben Sie vier Fünfpsundnoten für Ihre Ausgaben. Suchen Sie ein gute» Hotel auf, zum Beispiel da» Grand Hotel, und schränken Sie sich in keiner Weise ein. Und nun wollen wir diese Papiere wieder ein schließen!" Ja) schob das Bündel wieder in das innere Fach. Herr Goliby schraubte den Draht ein, und die schweren Türen sielen mit lautem Knacken ins Schloß. „Hier ist Ihr Schlüssel", bemerkte er, „gute Nachr!" Liebenswürdig schüttelte er mir die Hand, und im nächgen Moment war ich allein. Ich vcrricgelie die Türe, aoer da es eine schwüle Naa)l war, lieg ich die Fenster weit aufstehen. Dann zog ich meine Uhr auf, verborgte den Schlüssel zum iveldsairant unter meinem Kopfkissen, Neidete mich langsam aus und wollte schon das Gaslicht aus- dreyen, als ich mich eines Besseren besann und eine Flamme weiterürennen ließ. Sie beleuchtete gerade den Geldschrank, und vom Bette aus konnte ich ihn vollständig überblicken. Eine Zeitlang konnte ich leinen Scylaf finden. Die unerklärlichen Ereigniße des verflossenen Tages waren schuld daran. Mehrere Stunden lang lag ich da, den Blick auf den großen eisernen Schrank gerichtet. In meinem Geiste über stürzten sich seltsame Erscheinungen. Zuletzt verfiel ich in einen Halbjchlummer, aus dem ich indes wieder erwachte. Da entdeckte ich, daß Dunkelheit das Zimmer erfüllte und ein mir unbekannter scharfer Geruch mich in der Nase kitzelte. Ich sprang aus dem Bette, taumelte in das äußere Zimmer und versuchte das Gas wieder anzu zünden. Aber es war umsonst. Ich vermochte nichts zu sehen, nichts zu hören und fühlte mich einer Ohn macht nabe. Nunmehr schleppte ich mi^b zu meinem Bett zuruck. Von da ab weiß ich nichts mehr, als daß ich durch ein lautes Pochen an der äußeren Türe wieder geweckt wurde. Alsdann sprang ich aus dem Bett, rannte zu der Türe und öffnete sie. Vor mir stand Herr Goliby und sagte, während er das Zimmer betrat, in gereiztem Tone: „Potz Kuckuck, Mensch, was Sie für einen gesunden Schlaf haben! Ich hämmere bereits eine volle Viertelstunde an diese Türe. Kleiden Sie sich so rasch al» möglich an! Sie werden keine Zeit mehr zum Frühstück haben. Die Droschke wartet bereits am Eartentor. Nicht für tausend Pfund ließe ich Sie den Zug verfehlen. Geben Sie mir Ihren Schlüße!! Ich werd« di« Papiere aus dem Schranke holen, währeird Sie sich eilends ankleiden." In höchster Verlegenheit holte ich den Schlüße! unter meinem Kißen hervor, händigte ihn ihm ein und fuhr hastig in meine Kleider. Plötzlich horte ich im ganzen Hause die Klingeln läuten, und augen blicklich darauf erfolgte ein Ausruf, der merkwürdig ruchlos klang. „Kommen Sie!" rief Herr Eoliby. Ich stürzte, halbangckleidet, wie ich war, hinaus. Er deutete auf den geöffneten Eeldschrank. „Wo sind die Papiere?" fuhr er mich drohend an. Ich starrte, fast blind vor Bestürzung- in den Schrank: er war leer! Siebentes Kapitel. Ich konnte auf Herrn Golibys erstaunte Frage nur eine einzige Antwort erteilen. „Welche Antwort erwarten Sie von mir?" fragte ich, indem ich mich aufrecht vor ihm binstellte. „Ich kann nur Ihr Erstaunen teilen, Herr Eoliby, und Ihnen Ihre Frage zurückgeben, wo in aller Welt sind die Papiere hingekommen?" Herr Eoliby änderte augenblicklich sein Be nehmen. „Entschuldigen Sie", sagte er. „Diese Entdeckung hat mich zu sehr überrascht. Sie hat mich zu meiner Frage verführt. Aber immerhin, was können Sie zur Aufklärung dieses Rätsels anführen, wenn Sie nicht —" „Wenn ich nicht was?" fragte ich, den Kopf zurück werfend, als er rn seinem Satze innehielt. „Ich meinte nur das", erwiderte er in der sanftesten Weise, deren er unter den obwaltenden Verhältnissen fähig war, „da Sie, praktisch ge nommen, in dem gleichen Zimmer geschlafen haben, dachte ich mir, daß während der Nacht vielleicht irgendein verdächtiger Umstand Ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Sie haben dazu indes wohl zu fest geschlafen." „Keineswegs", erwiderte ich, „stundenlang habe ich kein Auge zugetan. Ich ließ absichtlich eine Gas flamme brennen und hatte die Augen fest aus den Schrank gerichtet. Schließlich verfiel ich in ccnen leichten Schlummer, aus dem ich aber bald wieder er wachte. Ich fand,-daß das Zimmer dunkel und daß die Luft mit irgendeinem seltsamen Geruch erfüllt war. Sofort sprang ich aus dem Bett und ve-tuchte, das Gas wieder anzuzünden, was mir aber nicht ge lang. Ich hörte nichts und bin überzeugt, datz nie»