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Nr. 253. l04. Jahrgang. Lewrlger Tageblatt. Un zu lebhaften, bisweilen stürmischen Debatten, besonder, über die Frage der Todes strafe. Professor Dr. Liepmann-Kiel wandte sich ent schieden gegen die Todesstrafe und bezeichnete es unter Beifall und Widerspruch als Zeichen von Altersschwäche, wenn der Juristen»"'' einer Entschei dung über diese Frage ausweiche. Dagegen will Professor Kühler München unter gewissen Ein schränkungen die Todesstrafe im Fast schwersten Hoch verrates beibehalten wissen. Oberstaatsanwalt von Prittwitsch-Naumburg bezichtigt die Gegner der Todesstrafe übertriebener Humanität und Sentimen talität. Kriegsgerichtsrat Elsner von Gronau- Berlin: In der heutigen revolutionären ^eit kann die Autorität des Kaisers und der Bundesiürsten gar nicht scharf genug gewahrt werden. Rechtsanwalt Saul-Duisburg wendet sich ent^'ieden gegen die Todesstrafe, ebenso Rechtsanwalt Menzel-Berlin. Professor Graf Dobna Königsberg will bei Hochver rat auch Haft zulasten, da Hochverrat nickt immer ans ehrenrühriger Gesinnung hcrvorgeben müste. In seinem Schlußwort verteidigt Geb. Rat Kahl entschieden die Todesstrafe. — Die A bsti in - mung über die zahlreichen Anträge wird ver tagt. Die erste Abteilung nahm einen An trag Strohal an, wonach die Entscheidung über die Frage der Haftung des persönlichen Schuld ners beim Ausfall der Hypothek erst auf dem nächsten Zuristentag erfolgen soll. Die zweite Abteilung nahm mit grosser Mehrheit die These Seligsohn gegen die Sondergcrichte a n und lehnte die These J!ay für die Sonderaerichte ab. Ano-nsmmen wurde ein Zu- satzantrag Rathenau auf bessere technische Ausbildung der Richter. Zn der Debatte bezeichnete Professor Papvenheim-Kiel es geradezu als Lebensfrage des Zuristenstandes, nicht die Bildung dieser Sonder- oerichte zuzulasten. — Morgen 10 Uhr werden die Verhandlungen fortgesetzt. politische Nachrichten. Gewehr bei Aust. Die „Sächsische Nationalliberale Korrespondenz" schreibt: Auf der öffentlichen Deutsch-so zialen Versammlung in Meisten am Sonn tag, den 11. September, führte im Verlaufe der Dis kussion der deutsch-soziale Reichstagsabgeordnete Lattmann aus: Wenn die Nationalliberalen nicht ihre Taktik gegenüber den Parteien der Rechten ändern würden, so würden diese mit Gewehr bei Fust stehen, wo die Nationalliberalen mit Sozial demokraten in der Stichwahl zu kämpfen hätten. Die Herren Dr. Stresemann, Zunck, Weber usw. würde man dann einfach durchfallen lasten. Parteisekretär Dr. Brüst-Dresden betonte demgegenüber, dast die nationalliberale Partei ihre Taktik selbst bestimme und Ratschläge anderer Parteien in dieser Be ziehung durchaus ablehnen müste. Aber die Nationalliberalen würden Mann für Mannfürjeden bürgerlichen Kandidaten eintr « ten, der in der Stichwahl mit dem Sozialdemokraten zu rkngen hätte: gleichviel, welche Taktik jene anderen bürger lichen Parteien im einzelnen befolgten. Einen Pa triotismus mit Einschränkung oder gegen Bedingung kennen eben die Nationalliberalen nicht. Die zi tierten Ausführungen des Abgeordneten Lattmann wurden von der konservativ-antisemitischen Zuhörer schaft mit dröhnendem Beifall belohnt. Weder die anwesenden Redner der Konservativen, des Bundes der Landwirte, noch der Reformer widersprachen ihm. Wir scheinen darnach vor der bedauerlichen Tatsache zu stehen, dast bei den nächsten Rcichstagswahlen die Parteien der Rechten die gemeinsamen bürgerlichen Interessen gegen die Sozialdemokraten nicht mehr restlos wahren wollen. Auch wenn es sich nur um Drohungen handeln sollte, wäre das Verfahren um so bedenklicher, als es nur dazu dienen kann, die Wähler zu verwirren und die ohnehin hoch ange- schwollenen Siegeshoffnungen der Sozialdemokratie noch zu steigern. Spanischer Ministerrat. Paris, 13. September. (Tel.) „Echo de Paris" berichtet aus San Sebastian: König Alfons ist gestern abend in Begleitung des Ministers des Aeußern nach Madrid abgereist, wo er heute einem Ministerrat präsidieren wird. Graf Roma- nones har ebenfalls die Rinkreise von Paris an getreten. Arbeiterausstand in Barcelona. Madrid, 13. September. (Tel.) Die Metall arbeiter in Barcelona sind in den Ausstand getreten. Man erwartet für heute die Ankunft des Abgeordneten Zglesias. Englische Antilustschiffmanöver. London, 13. September. (Tel.) Zn der White- sandban finden fortgesetzt Schiestversuche der Artillerie gegen fliegende Drachen statt, die Aeroplane und Lenkballons darstcllen sol len. Die Zielscheiben wurden an einem Kriegsschiff festgemacht, das mit aller Schnelligkeit losfuhr. Der auf dem Lande befindlichen Haubitzenbatterie gelang es, eins dieser Ziele in einer Entfernung von zwei Meilen und in einer Höhe von 4000 Metern zu zerstören. Zum Befinden des Grasen Neiidow. Pari», 13. September. (Tel.) „Matin" berichtet, dast der Gesundheitszustand des russischen Botschafters in Paris, Grafen Nelidow, Anlast zu ernsten Befürchtungen gibt. Alle Mitglie der der Familie sind im Laufe des gestrigen Tages telegraphisch nach hier berufen worden, und am Abend waren alle Familienmitglieder im Botschafts hotel versammelt. Demokratische Wahlsiege in Amerika. Augusta (Maine), 13. September. (Kabelgramm.) Nach den bisher vorliegenden Ergebnissen der Wah len im Staate Maine, der bisher die Hochburg der Republikaner war, ist der demokratische Kandidat für den Eouvernenrsposten Plaistad gegen den bisherigen republikanischen Gouverneur Fernold gewählt worden, und zwar, wie das demokratische Komitee behauptet, mit einer Mehrheit von 3000 Stimmen. Ferner wurden nach der eigenen Aussage des Vorsitzenden des republikaninben Staats komitees drei demokratische Kandidaten für die Staatslegislatur gewählt. Die Vereinigten Staaten in Nikaragua. Washington, 13. September. (Kabelgramm.) Der Geschäftsträger Nikaraguas hat dem Staatsdepartement einen Plan zur Er richtung einer gefesteten Negierung in Nikaragua zur Begutachtung unterbreitet. Es wird darin angeregt, dast dieVereinigtenStaa- ten einen Regisrungsvertreter nach Ni karagua entsenden sollen, der bevollmächtigt ist, über ein Abkommen zu unterhandeln, das alle amerikanischen Ansprüche einschliestlich der Entsckä- digungsforderungcn für die beiden im November wegen angeblicher Beteiligung an dem Aufstand Hin gerichteten Amerikaner umfasst. Zur Beschaffung der Mittel für diese Forderungen schlägt Ni karagua eine Anleihe vor, für die ein Teil der Zolleinnahmen als Garantie dienen soll. Nus Leipzig und Umgegenü. Leipzig, 13. September. Wetterbericht der Königl. Sächsischen Landes-Wetter warte zu Dresden. Voraussage für den 14. September 1910. Oestliche Winde; meist heiter, wärmer, vorwiegend trocken; örtliche Störungen. Pöblberg: Berg nebelfrei, Nebel ringsumher. Ficytelberg: Ununterbrochen schwacher Nebel; glänzender Sonnenuntergang, Abendrot. * Der König wird Mittwoch, den 14. d. M., 6 Uhr 0 Minuten vormittags mit Sonderzug von Leipzig, Bayrischer Bahnhof, wieder abreisen und sich nach dem Manövergelände bei Werdau begeben. * Auszeichnung. Das Kgl. Ministerium des In nern hat dem seit 13. September 1880 ununterbrochen in dem Drogen-Großgeschäft von Gebrüder Lodde in Leipzig, Höllische Strahe 12, beschäftigten Markt helfer Carl Heinrich Hagel in L.-Gohlis das trag bare Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen, das ihm heute durch Bürgermeister Roth an Rats stelle ausgehändigt wurde. * Bürgerjnbiläum. Der Privatmann Rudolf Gustav Kastner in Leipzig Königstraste 9, begeht morgen sein SOjähriges Bürgerjubiläum. * Die Anmeldungen der. Konfirmanden in der Friedenstirche, Parochie L.-Gohlis, finden laut Bekanntmachung im amtlichen Teil unseres heutigen Morgenblattcs vom Montag, den 12. September, bis mit Freitag, den 16. September, von nachmittags 3 bis 5 Uhr bei Herrn Pfarrer Dr. Seydel in der Pfarramtserpedition, Kirchplatz Nr. 2, pari., bei Herrn Pastor Schreiber im Ev. Gemeindehause, Kirchplatz Nr. V, p a r t e r r e, bei Herr Pastor Hof mann. ebendort, 1. Etage, bei Herrn Hilfsgeist lichen Lindner in besten Wohnung, Endner- straste Nr. 4, Ist., statt. * Bermistt wird seit 10. September aus ihrer elterlichen Wohnung in der Dorsstraste in L.-Seller- hausen das Schulmädchen Gertrud Marie Kempte, geboren am 20. Februar 1902 in Wilkau. Die Der- mistte ist klein, schmächtig, hat dunkelblondes Haar und war bekleidet mit rotem Kleid mit ausge besserten Aermeln, blauer Schürze, bläulichem Unter rock und weistem Barchenthemd. — Weiter wird seit 11. September der am 17. Dezember 1897 in Ahberg geborene Schulknabe Friedrich Paul Danner aus der elterlichen Wohnung, L.-Möckrn, Kirchberg straste Nr. 75. Es wird vermutet, daß sich der Knabe umhertreibt. * Einen falschen Namen genannt. Auf die Notiz vom 10. September, wonach ein angeblicher Richard Gebser an einen Eisendreher in der Friedrich-Wil- helm-Strahe ein Rad unter betrügerischen Angaben verkaufte, erwidern wir, dast sich Herr Richard Gebser in Gautzsch, Kregelstraste Nr. 4, gemeldet hat. Herr Gebser bittet uns. mitzuteilen, dast sein Name mistbraucht worden sei. * Eigentümer gesncht. Bei einem Spediteur in Berlin wurde am 27. August d. Z. ein Sack, gez. ,.A. L. k Co., Nr. 265, Leipzig, enthaltend eine Anzahl verschiedenfarbiger Ziegenfelle, ge funden zu dem bisher ein Eigentümer nicht zu er mitteln gewesen ist. Die Vermutung, dast die Felle aus einem in Leipzig oder'aus der Bahn von Leipzig nach Berlin verübten Diebstahl herrühren, liegt nabe. Der Eigentümer dieser Felle kann sich bei der hiesigen Kriminalabteilung melden. * Verhaftung. Ermittelt und festgenommen wurde der seit 1908 steckbrieflich verforme Kaufmann Georg Bruno Kunze, geb. am 2. September 1877 in Brand bei Freiberg, der zum Nachteil einer Firma in Weimar, bei der er angestellt war, 15 000 Mark unterschlagen hatte und flüchtig gewor den war. Zn seinem Besitze waren nur noch wenige Pfennige. Das übrige Geld will er zu Auslands reisen verbraucht haben. * Am „Tauchschen". Einen argen Skandal vollführte gestern abend eine tausendköpfige Menschenmenge in der Sternwarten- und Talstraste. Es wurden von ihr groste Feuer werkskörper abgebrannt, wodurch immer von neuem Maulaffen angelockt wurden, so dast es den Schutzleuten, die von der Menge mit Feuer werkskörpern beworfen wurden, nur mit gröhter Mühe gelang die Menge zu zerstreuen und die Ruhe wieder herzustellen. 10 Ruhestörer wurden der Wachezugeführt. * Diebstähle. Gestohlen wurden unter erschweren den Umständen aus einer Wohnung der Karl-Heine- Straste ein schweres, goldenes, schlangenförmiges Armband, eine goldene Brosche in Form eines ,,8" mit weißen Steinchen besetzt, eine fein gliederige, goldene Damenuhrkette, eine gol dene Busennadel mit drei Steinchen, ein goldenes Halskettchcn, ein goldenes Kreuz als Anhängsel, eine Korallenkette und ein Geldbetrag von 25 -4l. — Aus einem Lokal der inneren Stadt wurde ein Spazierst ock aus Ebenholz mit silberner, gra vierter Krücke gestohlen. — Unter erschwerenden Um ständen wurden aus einer Wohnung der Kaiser-Wil helm-Straste 15 Meter meiste Leinen und vier Sch»ls meiste Gardinen gestohlen. — Zn vergangener Nachr sind aus einem Hcrrengarderobe- und Schuh warengeschäft in der Eisenbahnstraste durch I Einbruch sür etwa 1100 Kleider undSchuh- ' waren gestohlen worden. * In Haft genommen wurde ein 28 Zahre alter Arbeiter von hier, der im Mürz d. I. zum Nach teil eines in Leipzig Neustadt wohnenden Südfrucht händlers einen Geldbetrag und eine Partie Waren unterschlagen hatte. — Zur Verant wortung gezogen wurde ferner eine 24 Zahre alte Kellnersehefrau aus Rodewisch, die bei Liner Herrschaft im Wcstviertel eine Anzayl Klei dungsstücke gestohlen hatte. * Fahrraddiebe stahlen in der Windmüblenstraste ein „Sirius"-Rad und aus einem Grundstück der Frankfurter Straße ein Rad ohne Marke und ohne Nummer. — Beim Verkauf eines gestohlenen Fahr rades wurde ein 27 Jahre alter Maurer aus Borna ab gefaßt und der Polizei übergeben. Wie sich heransstellte, hatte beim Diebstahl ein 26 Zahre alter Arbeiter aus Saalfeld Hilfe geleistet, der später ebenfalls in Haft genommen werden konnte. Beide Diebe sind bereits wegen gleicher Dcl'kte vorbestraft. * Taschendiebe entwendeten in einem Waren haus am Köniasplatze ein Portemonnaie mit einem größeren Geldbetrag. teilte Richard nach einem prüfenden Blick aus die hohen Mauern und das schwere Tor. „Gewiß", bemerkte ich und öffnete das Pförtchen. ...Komm nur herein! Du wirst hier alles auf diesen Ton gestimmt finden. Ehrbarkeit und Ordnung scheinen die guten Geister dieses Wohnsitzes zu sein, und doch, wie paßt dieser Le Noir dazu?" Richard gab keine Antwort. Er schien aus Ver wunderung zu schweigen. Als wir zu der Säulen halle gelangten, wies ich mit der Hand nach rechts und links. „Betrachte dir diese Fassade!" sagte ich. „Sieht diese Stuckarbeit nicht unschuldig aus? Und doch frage ich noch einmal: Wie kommt dieser Le Noir —" Richard kniff mich in den Arm. Die Haustüre ging auf, Sawkins wurde sichtbar. Wir stiegen schweigend die Treppe hinan. Wie mir schien, be trachtete Sawkins meinen Begleiter mit arg wöhnischem Blicke. „Ich habe einen Freund aus der City mitgebracht", erklärte ich, „der auch mit Herrn Goliby bekannt ist. Ich habe in der Tasche da ein hübsches Sümmchen Geld. So wurde ich ein wenig nervös und bat ihn, mich zu begleiten, um es ohne unliebsamen Zwischen fall in dem Geldschrank droben zu versorgen." „Ach so? Das kann ich wohl verstehen", pflichtete er mir bei und trat mit beifälligem Grinsen zur Sette, als wir die Treppe hinanstiegen. „Was ist das für ein Bursche?" fragte Richard, als ich die Tür« meines Zimmers hinter mir ge schloßen hatte. „Ich habe keine Ahnung, mit Ausnahme des Um standes, daß er Sawkins heißt. Welche Rangstufe er in diesem Hause einnimmt, weiß ich nicht." „O", bemerkte Richard, „das ist gleich. Ich habe nur so gefragt, ohne tieferen Grund. Und das ist Deine Wohnung?" fügte er hinzu und sah sich in dem Zimmer um. „Gemütlich, sehr gemütlich. Was ist denn da, für ein großer Geloschrank? Würde eine Million bequem fassen!" Allerdings!" erwiderte ich. „Zch bitte dich, mir zu oezeugen, daß ich nun meinen Auftrag doch erledigt habe/' Mit diesen Worten schwang ich eine der großen Eisentüren des Geldschranks auf und wollte eben das Täschchen in dem von Herrn Goliby bezeichneten Fache unterbringen, als Richard sagte: „Einen Moment! Bist du auch gewiß, daß die Wertpapiere in dem Täschchen drin find? Da» muß festgestellt werden, wenn ich Zeuge sein soll. Ich sehe dich nur eine schwarze Tasche hier deponieren." „Du hast recht, Richard", erwiderte ich, keineswegs gekränkt. „Ueberhaupt bist du noch etwas zu leichtsinnig und unerfahren in derlei Dingen", setzte er hinzu, „nimm mir's nickt übel, aber ich muß dir das sagen!" (Fortsetzung folgt.) Sin Srlek von Aars Wieck-Schumann an Henriette Boigt. Mitgeteilt von Dr. jur. Julius Eensel. Ein echter Freundschaftsbrief von Clara Wieck aus der Zeit des Kampfes um ihr Lebensglück wird vielen ihrer Verehrer willkommen sein. Das Litz- mannsche Werk („Clara Schumann." Ein Künstler leben. Nach Tagebüchern und Briefen) zeigt hier eine Lücke, die ich gern hätte ausfüllen helfen, wenn ich darum gefragt worden wäre. Als Freundin Robert Schumanns istHenriette Voigt bekannt. Sie war auch seine Vertraute bei der Verlobung mit Clara, die schon damals an ihr eine mütterliche Freundin hatte. Den glücklichen Ausgang hat sie nicht mehr erlebt, sie starb schon am 15. Oktober 1839, anderthalb Monate nach der Heim kehr aus Salzbrunn i. Schl. Zur Erläuterung nur wenige Wort«. Schunkes sind die Eltern des am 7. November 1835 hier in Leipzig verstorbenen Freundes, der Schumanns Be kanntschaft mit Voigts vermittelt hatte. Stamaty hatte im Herbst 1836 in der „Euterpe" gespielt, Schumann hatte dann seinem Klavierspiel und seinen Kompositionen eine freundliche Besprechung ge- widmet. Henriettes Pflegevater während ihres Auf enthalts in Berlin, 1825 bis 28, war der al» Musik freund bekannte Dendemann, Oheim des Maler», der uns später ein treffliche» Bildnis Robert Schumanns geschenkt hat. Nun der Brief selber: Liebes Zettchen, zürne mir nicht, daß ich Dich nicht besucht habe, ich wußte nicht, daß Du zurückgekehrt; so erlaube mir. Dir schriftlich den Gruß und Kuß zu senden, den-ich Dir selbst'so gern gebracht hätte. Wie viel hab ich an Dich gedacht und mich betrübt, daß Du so krank I bist! Robert schrieb es mir und bestürzte mich nicht > wenig mit dieser Nachricht. Zch muß Dich auch noch um Verzeihung bitten, daß ich Dich nicht besuchte, ehe ich nach Paris ging, doch Du weißt, oder Du weißt es wohl nicht, daß ich nicht gern Abschied nehme. Bald muß ich wieder nach Leipzig, und dann bars ich Dich sehen, nicht wahr, meine liebe Freundin? Wie es mir ergangen ist, weißt Du wohl durck Robert? Zetzt sind wir in einer traurigen Lage durck die Unversöhnlichkeit des Vaters, und es ist jetzt auch nicht an eine Versöhnung zu denken. Zch hoffe viel von der Zeit, die ja so Vieles ausgleicht; meine Liebe zu Robert ist so unaussprechlich groß, daß ich nicht anders handeln kann, ich kann nicht ohne Ihn leben. Daß ich den Schmerz ertrage, meinem Vater vor Gericht gegenüberstehen zu müßen, ist wohl der größte Beweis meiner Liebe zu Robert. Du weißt, daß ich in Stuttgart war? ich lernte Schunke's dort kennen und fand in ihnen eine höchst angenehme Familie; Madam Schunke ist eine sehr gebildete gemiithliche Frau und wie sprachen sie Alle mit fo großer Liebe von Dir! Stamaty hat mir viel schöne Grüße an Dich aufgetragen, ich war mehrmals mit ihm zu sammen. unter anderen auch einen Abend bei dem alten liebenswürdigen Greis Hahnemann, der an dem Abend sein 60jährigcs Doctor-Zubiläum feierte. Zch bin gesonnen Deine Pflegeältern in den nächsten Tagen zu besuchen. (Soeben sagt mir die Mutter, daß sie auf dem Lande sind — ich hoffe, sie kommen bald herein.) Robert wird Dich gestern besucht haben, er hatte es in der Absicht. Hast Du Dir seine neuen herrlichen Compositionen schon angesehen? Hast Du mich denn noch ein wenig lieb, oder bist Du mir ganz bös? Du würdest mich gar sehr erfreuen, wenn Du mir nur ein paar Wörtchen schriebest, willst Du das? meine Adreße ist: unter den Linden No. 24, 2 Treppen hoch. Zch weiß es wird Dir das Schreiben jetzt schwer, doch der teilnehmenden Freundin ver sagst Du ihre Bitte nicht! — Deinen Kindern geht es doch wohl? und Deinem Mann? grüße ihn herzlich von mir. Möge Dich der Himmel beschützen und Dich recht bald wieder Herstellen! Dieß der sehnlichste innigste Wunsch Deiner Berlin, > Dich küßenden Donnerstag d. 5/S 39. - ClaraWieck. Dienstag, iS. Septemder lSlo. Dir b z> dr m dl brr stad 300 woh Wo * Freiberg, 13. September. (Schwerer Bau unfall.) Gestern mittag kurz vor 12 Uhr stürzte in der Lederfabrik von Scheyer ein Kellergewölbe ein, unter dem einige Maurer Ausschachtungsarbeitcn vornahmen. Der 28jährige Maurer Dittrich aus Tuttendorf und der 18 Zahre alte Maurerlehrling Böhme aus Freiberg wurden von den Mauermaßen verschüttet. Erst gegen 3 Uhr gelang es, die Verunglückten zu bergen. Beide waren tot. Sz gl> in ' Ha Hal abt der feß dui W- ist der K ha m tol Zb pr tei au gä di eil w Z it b k 3 o o z r Kus Luchsen. Dresden. 13. September. * Hofnachrichten. Dem Vernehmen nach gedenkt der König im Laufe des Oktober Len Höfen zu Neustrelitz und Braunschweig einen Be- such abzustatten. * Zum Besuche der Brüsseler Weltausstellung be willigte der Rat 6000 F für Reisebeihilfen an Angehörige des Gewerbestandes. Der Antrag war vom Jnnungsausschuß eingegangen. Verl oerai Bachna Gasvey zwischer kommer im S öffne dann ft Müi einem Maschii brach g ltche ; men. Mü durch s seinerz« ni« ve l Bay« Eol Im S riet ei rend st ar b Gel fall.) Kesselt Masc wurde Ha ' scher i abend in der agentt ! ist vo> gen i Ersuck Sa oerhei Münö abgest W Kinde Huber mikro nach ganze werde Nunn sonen gleich ständi Gasse P Ung hat x von! krank sicht Cho Hank mar fügui im ! Tage ch o l meld ist. über Seit Ma im artij Epi! fort läßt Han! vero Kus Lachlens Umgebung. S Eisenberg, 13. September. (Glanzvolle Leistung eines Polizeihundes. — Ge witter.) Zn der Nacht zum Sonntag ist ein Bahnwärter an der Saalbahn in seinem Wärter häuschen unterhalb der Station Dorndorf nieder geschlagen und beraubt worden. Sofort wurde der Polizeihund „Frey a" aus Bürgel an den Tai- ort geführt. Das brave Tier nahm die Fährte auf, durchschwamm die Saale und stellte zwei Arbeiter. Von diesen hat einer eingestanden, an der Tat be- teiligt zu sein; der andere leugnet noch. Sicher ist dieser an der schrecklichen Tat aber mit beteiligt. — Am Freitagabend ging über das Holzland ein schweres Gewitter mit wolkenbruchartigem Regen nieder. In Hermsdorf hat es in die elektrische Leitung eingeschlagen. Dort stand das Waßer stellenweise fußhoch auf den Straßen. Kunst uuü WMenlckaft. * Joses Kainz über Hedwig Neinau. Auf seinem Krankenlager im Wiener Sanatorium hat Kainz gestern mit den Besuchern auch seines letzten Leip ziger Gastspiels im vorigen Jahre Erwähnung ge tan und sich einer früheren Künstlerin des Leipzi ger S ch a u s p i« l h a u se s , des Frl. Hedwig Reinau, erinnert. Das „D. T." berichtet: Das Ge spräch kam dann auf eine junge Schauspielerin, na mens Reinau, die im Wiener Deutschen Volks theater glücklich debütiert hatte und durch ihre Schönheit ein gewrßes Aufsehen erregte. Kainz er zählte, er hätte mit der Dame in Leipzig gespielt und wäre am ersten Abend durch ihre Schön heit derart geblendet gewesen, daß er wiederholt sein Stichwort überhörte, was ihm sonst niemals widerfahren sei. * Da» Augenleiden de« Dresdner Kammersängers Proseßors Dr. von Bary besteht, wie uns deßen Ver treter zur Richtigstellung mitteilt, in Kurzsichtigkeit und Astigmatismus. Das grelle, blendende Rampen licht trägt außerdem dazu bei, daß Dr. von Bary den Taktstock des Dirigenten nicht erkennen kann. Des halb singt er von jeher, ohne die Hilfe des Kapell meisters irgendwie in Anspruch zu nehmen. Dieser Zustand ist seit einem Jahrzehnt völlig unverändert geblieben; nach Ausspruch de» Augenarztes handelt es sich nicht um eine akute Erkrankung, sondern um einen Mangel im Bau des Auges, deßen Verschlim merung durchaus unwahrscheinlich ist. Somit kann von einer fast gänzlichen Erblindung des Künst lers nicht die Rede sein. * Zur Uraufführung am Weimarer Hoftheater ist von der Intendanz eine vieraktige Burleske von Ernst Preczang „Gaortello, der Fischer" an genommen worden. Die Handlung spielt in Pisa, und eine alte italienische Novelle hat dem Verfaßer den Stoff für sein Stück geliefert. Die Uraufführung wird noch in der ersten Hälfte der Spielzeit erfolgen. * Kein« Richard-Wagner-Festspiele in Halberstadt. Nach dem Beschluß des Harzer Festspielvereins ist die Beratung der Satzungen des Vereins und die Be schlußfassung über die Aufführung auf März näch sten Jahres verschoben worden. Damit ist die für Juni 1911 in Aussicht genommene Aufführung eines Richard-Wagner-Festspiels auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Vorstellungen im Juni 1910. die wegen ihres künstlerischen Wertes weit über * Defekte Waßerlettuag. Zu der Bornaischen Straße in Dölitz entstand gestern an der Wasser leitung ein sogenannter Hahnstockschaden, wodurch das Waßer an zwei Stellen in erheblicher Men»« auf die Straße und in eine dort gelegene Billa lief. Der Schaden wurde alsbald abgestellt. — * Schadenfeuer kamen im Laufe de» gestrigen Tages au» der Reitzenhainer Straße in Thonberg, der Delitzscher Straße in Eutritzsch und der Schirmer st raße in Anger-Trottendorf zur Meldung. Sie wurden von der Feuerwehr bald unterdrückt. * Radfahrerunfall. Zn der Gohliker Straße in Gohlis kam gestern ein Radfahrer infolge eines Krampfanfalles zu Falle und erlitt eine leichte Gehirnerschütterung. * Wegen gefährlicher Körperverletzung wurden ein 31 Jahre alter Arbeiter au» Cerakavice und ein 25 Jahre alter Arbeiter aus Kraschwitz festge nommen. Beide waren mit einem Dritten in einem Lokal des Westoiertel» in Streit geraten und des halb vom Wirt aus dem Lokal gewiesen worden. Auf der Straße, wohin auch der Wirt gefolgt war, versetzte einer mit einem gezogenen Taickenmesser dem letz teren einen Stich in die Stirn. Nach einem vergeblichen Fluchtversuch wurden beide festge nommen und der Polizei übergeben. * Ladendiebin. Zur Verantwortung gezogen wurde eine 28 Zahre alte Buchhaltersehefrau von hier, die gelegentlich von Einkäufen in ver schiedenen Konfektionsgeschäften Waren im Werte von 300 entwendete. Die Sachen konnten den Eigentümern wieder zugestellt werden. * Lebensmüde. Infolge körperlicher Leiden hat sich gestern aoend ein 38jährrger Handelsmann in seiner Wohnung in der Kirch straße in Volkmarsdorf erhängt. — Gestern nach mittag wurde in der Pleiße an der Panichs, lache ein unbekannter männlicher Leichnam aufgefunden. Zn dem Toten erkannte man nachmals einen in der Waisenhausstraße in Conne witz wohnhaft gewesenen 34jähriaen Invaliden. Krankheit ist d^s Motiv der Tat. * Unfall. In der Dieskaustraße in Kleinzschocher» rannte gestern ein 12jähriger Schulknabe gegen eine Glasscheibe, die ein Arbeiter unter dem Arm trug, an und durchschnitt sich dabei die Sch lag- ader am rechten Handgelenk.