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f»r und «orort, »««h »»ft« Tra,«r »nd Vprdttnrre ix« Hau« gebracht: vv monatl., L.70 bterteljthrt. Bei unsren Filiale« u. «nnahmrstrllen abgrhoUr Ä 4 monatl., ,.LS oierteiMrl. D«ch dt» »oft: ... innerhalb Deuiichland« und de« b««tsch«> Kolonien »iertellührl. S.AO «onatl. aullchl. Postdeftellgeld. Ferner in Belgien, Dänemark, den Donanftaatrn, Italien, Laremburg, dtiederland«, llior» wegrn, Oesterreich. Ungarn, Nnslland, Schweden, Schweiz «. Spanien. I» alle» übrigen Staaten nur direkt durch di» Är,chLfi»steUe del Motte« erhältlich. Da» Leipziger Tageblatt «rscheittt w»ch««ft lich 7 mal »nd Mar morgen«. «donnewent^lnnahme: >»gnft«»pl«tz 8, bei unserrn Dräger«, Filiale», Spediteure» und Annahmestellen, sonst« Postämter» »»d Briefträger». Di« einzelne Stummer kostet 1v ch. -tedaktion und Grschistststeller JohanniSgast« st. Ferniprecher: 146VL läE, lästSS Handelszeitung. Amtsblatt des Nates «nd des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. 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R.j * Der dentfche Reichs rag nimmt heute seine Beratungen wieder auf. * Die Denkschrift über die Entwicklung der deutsches Schutzgebiete in Afrika und der Südsee 1908/09 ist erschienen. lS. d. bes. Art.) * Der preußische Landtag wird heute in Berlin er öffnet. * Das englische Parlament ist am Montagnachmittag offiziell aufgelöst worden. * In belgischen klerikalen Kreisen verursachen die beabsichtigten Neuerungen König Alberts große Erregung. lS. Ausl.) * Aus Djeddah wird telegraphiert, daß dort amtlich die Pest festgestcllt worden ist. * Angelo Neumann, der bekannte Leiter des Prager Deut schen Landestheaters, wurde für die neue Berliner Große Oper am Kurfürstendamm als Generaldirektor und künst lerischer Leiter verpflichtet. lS. Feuill.) Die Mohrenwäsche, „Die Zentrumspartei ist grundsätzlich eine politische, nicht konfessio- nelle Partei; sie steht auf dem Boden der Verfassung des Deutschen Reiches, die von den Abgeordneten fordert, sich als Vertreter des ge samten deutschen Volkes zu betrachten. Darum erstrebt die Zentrums partei den Schutz und die volle Gleichberechtigung aller Staatsbürger, deren Interessen sie in steter Rücksicht auf die Wohlfahrt des Ganzen und auf das Gedeihen aller Klassen zu vertreten sucht." Diese Sätze standen an der Spitze einer Resolution, die am 28. November im Fraktionszimmer des Zentrums im Reichs, tage gefaßt wurde und seitdem die öffentliche Meinung auf das lebhafteste beschäftigt. Die Versammlung war veranstaltet worden vom Vorstand der Reichstagsfraktion des Zentrums in Verbindung mit dem Landesausschuß der preußischen Zentrums- Partei, bestehend aus dem Vorstande des Zentrums im preußischen Ab geordnetenhause, den Vorsitzenden der Provinzialorganisationen der preußischen Zentrumspartei und einer Anzahl aus dem ganze Lande zu gewählter Mitglieder. Man batte den Zentrumsmohren gewaschen und präsentierte ihn der Öffentlichkeit mit der Erklärung, nun sei er weiß. Alle Welt aber lachte; denn der Zentrumsmohr war so schwarz als wie zuvor. „Und das Zentrum ist doch eine konfessionelle Partei!" schallt eS von allen Seiten zurück. Die Zentrumsführer ärgern sich. „Eine Körperschaft", schreibt Dr. Jul. Bachem im „Tag", „welche innerhalb der Zentrumspartei auf die größte Autorität Anspruch erheben darf, hat jetzt noch einmal die Frage: „Was ist das Zentrum?" beantwortet. Innerhalb der Zentrumspartei wird man angesichts der Antwort jetzt voraussichtlich auf unfruchtbare weitere Erörterungen über den Cha rakter des Zentrums verzichten. Von den loyalen Gegnern darf man erwarten, daß auch sie nunmehr das Zentrum vorbehaltslos als das hinnehmen, was es selbst sein will." Das ist ein wenig zuviel verlangt; denn man kann nicht immer was man will, und wenn man den Zentrumsführern selbst zutraut, daß sie jene Erklärung ohne Hintergedanken abgaben, so bleibt doch noch zu untersuchen, ob sie auch wirklich das sein können, was sic sein wollen. Vor allem erheischt die Frage noch eine Beantwortung, woher der plötzliche Eifer der maßgebenden Zentrumsführer rührt, ihre kon fessionelle Vergangenheit zu verleugnen. Woher stammte die- Macht, die das Zentrum bis zur Auflösung des Reichstags durch den Fürsten Bülow im Dezember 1907 im inner politischen Leben Deutschlands ausübte? Vom Ultramontanismus. Dieser bedeutete für den Zentrumswähler etwa das, was für den sozial demokratischen der sozialistische Internationalismus bedeutete. Die Zugehörigkeit der Katholiken im Reiche zu einer über die nationalen Schranken weit hinausreichenden und unter einer autoritativen Spitze einheitlich zusammengefaßten religiösen Gemeinschaft ließ sich von einer geschickten Parteileitung als Druckmittel gegen die Regierung verwenden, und zwar ebenso in kulturpolitischen, religiösen wie in wirtschaftlichen Fragen. So erklärt es sich, warum zu Bismarcks Zeiten das Zentrum in seiner ultramontanen Tarnkappe einer viel, viel stärkeren Regierung als der Bülowscheu zu trotzen vermochte. Fürst Bülow wußte genau, was er tat, als er mit dem Zentrum brach. Es fiel ihm sicher nicht ein, sich dem Zentrum gegenüber stärker zu wähnen als ein Bismarck. Er rechnete aber damit, daß, wenn er es auf eine Probe ankommen ließe, sich zeigen werde, daß die ultramontane Kraftquelle des Zentrums, die zu Bismarcks Zeiten unerschöpflich schien, inzwischen fast versiegte. Darin hat er sich nicht geirrt. Er hat sich nur in der Zuverlässigkeit der Kon- servativen für die Durchführung seiner Blockpolitik geirrt. Das isolierte Zentrum mußte rasch erfahren, daß sich die Zeiten seit den Tagen des „Kultnrkampfes" doch merklich verschlechtert hatten. Im Vatikan zeigte man von vornherein nicht die geringste Lust, das Zentrum auf Kriegspfaden gegen die deutsche Regierung zu unterstützen. Im „Corriere della Sera" war schon gleich nach der Reichstagsaus- lösung zu lesen gewesen, man habe im Vatikan die Hände über dem Kopse zusammengeschlagen ob der Torheit der Zentrumssührer, cs mit der deutschen Regierung zu verderben. Pius X. erklärte denn auch bei mehreren Gelegenheiten, sich in den Streit zwischen Zentrum und Re gierung nicht einmischen zu wollen, und als Herr von Mühlberg seine Akkreditive als preußischer Gesandter beim Vatikan überreichte, sprach er sogar von „herzlichen Beziehungen" mit Berlin. Seine Vertrautheit mit außerpolitischen Verhältnissen hatte Fürst Bülow das gewiß voraus sehen lassen. Das Papsttum war nicht mehr die politische Macht, die eS früher bedeutete, schon weil Pius X. keinen Leo XHI. ersehen konnte. Inzwischen hatten die erstaunlichen Erfolge eines modernisierten heid nischen Volkes, der Japaner, das Ansehen der christlichen Kulturwelt bei allen farbigen Völkern schwer erschüttert. Das protestantische Eng land hatte auf Grund der javanischen Bundesgenossenschaft alle seine Machtmittel zusammenfassen können, um seinen Einfluß in Europa auszudehnen. Frankreich, die „älteste Tochter der Kirche", war gänzlich abgefallen, das französische Protektorat über die Katholiken im Orient so gut wie erloschen. In Spanien und Italien machte die antiklerikale Bewegung rasche Fortschritte. Wie konnte es bei solcher Weltlage dem Vatikan willkommen sein, daß in Deutschland das Zentrum aus schein bar reinem Eigensinn der Regierung zu trotzen wagte? Zu diesen miß lichen äußeren Verhältnissen kamen noch innere Schwierigkeiten. Mit wachsendem Ingrimm hatten die Bischöfe in Deutschland wahr genommen, daß die politische Wirksamkeit der Zentrumspartei ihrer Autorität mit der Zeit großen Schaden zugefügt hatte. Solange Zen trum Trumpf war, spielten die Parlamentarier des Zentrums im katho lischen Deutschland eine größere Rölle als die Hüter der kirchlichen Autorität. Das Laienelement kam zur Geltung. Die Wirtschafts, und sozialpolitische Agitation des Volksvereins für das katholische Deutsch land entzog die jungen Geistlichen der ausschließlichen Seelsorge und die Gläubigen der ausschließlichen Sorge um das Jenseits. Klerus und Laien worden in weltliche, öffentliche politische und wirtschaftliche Bestrebungen hineingezogen. Nachdem jedoch das Zentrum aus geschaltet war, begannen die Bischöfe vorzugehen. Sie forderten einen engeren Anschluß des Volksvereins an das Episkopat, wodurch ihnen das Recht gesichert würde, den Volksverein so zu leiten, daß die Gefahr „präterepiskopaler Tendenzen" vermieden, daß nicht der Geist der „christlich-sozialen Demokratie" weiter ausgebreitet und der Klerus nicht zu Dienern der Volkswohlfahrt statt zu Pionieren des katholischen Gedankens erzogen werde. Von der Regierung in Acht erklärt, von Rom im Stich gelassen, von den Bischöfen befehdet: dos war keine angenehme Position für die Zentrumspolitiker Währeno der Blockperiode. Ein Teil der Zentrums- abgeordneten, voran Roeren, schlug sich zu den Bischöfen, und nun wurde der Versuch unternommen, die Zentrumspartei in ihrer Entwicklung nm Jahrzehnte zurückzuzerren. Davon zeugt die sogenannte Kölner Osterdienstagskonferenz, die die Roeren-Bittersche Definition des Zen trums anerkannte, die dahin lautete: „Das Zentrum ist eine politische Partei, die sich zur Aufgabe gestellt hat, die Interessen des ganzen Volkes auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens im Einklang mit den Grundsätzen der katholischen Weltanschauung zu vertreten." Der kon fessionelle Charakter des Zentrums sollte damit kräftig unterstrichen werden. Wäre der Block nicht vorschnell in die Brüche gegangen, so wäre den Bischöfen vielleicht die Zähmung einer Mehrheit von Zentrumsführern geglückt. Das würde für die nächsten Wahlen überraschende Wirkungen hervorgerufen haben. Bei den Wahlen im Jahre 1907 ging das Zen trum nur deshalb unversehrt aus dem Kampfe hervor, weil in der Wählerschaft die Erinnerung an die Zeiten des Kulturkampfes den Wahn erzeugte, das Zentrum, das einst einer bismarckischen Regierung trotzte, werde den Kampf gegen eine Bülowsche erst recht ungeschwächt überstehen können. Die Negierung werde dem Zentrum schon nach kurzer Zeit kommen müssen, und dann werde es mächtiger dastehen als je. Die Erfahrungen während der Blockzeit waren wohl geeignet, diesen Glauben zu erschüttern. Der Zerfall des Blockes und der dadurch unvermeidlich gewordene Rücktritt des Fürsten Bülow retteten die Situation noch einmal, aber verschiedene Ersatzwahlen haben inzwischen doch gelehrt, daß das Ver trauen zu den Führern bei einem großen Teil der alten Zentrums wählerschaft dauernd erschüttert ist. Von dem Augenblick an, wo das Zentrum wieder an einer Mchr- heitsbildung im Parlament teilnahm, mußte natürlich die auf der Oster- dienstagskonferenz entfachte Bewegung wieder abcbbcn. Die Politiker im Zentrum konnten wieder die erste Geige spielen, und die Priester mußten sich mit der zweiten begnügen, während es nach deren Wunsch umgekehrt kommen sollte. Das ist aber auch der ganze Unterschied. Auch der Abgeordnete Roeren hat die neue Erklärung der Zentrums partei unterzeichnet, „weil die Beschlüsse der Osterdienstagskonferenz zu Mißdeutungen Anlaß gegeben haben". Nie wird aber das Zentrum sich von dem katholischen Klerikalismus völlig unabhängig machen können, denn dieser Klerikalismus ist doch der Ast, auf dem es sitzt; je mehr die konfessionelle Bedeutung des Zentrums abnimmt, desto stärker muß naturgemäß die Anziehungskraft werden, die Sozialdemo, kratie, liberale Parteien und Bund der Landwirte auf Teile der katho lischen Bürgerschaft ausüben; denn das konfessionelle Band ist doch das einzige, was katholische Bauern, Unternehmer und Arbeiter zusammen hält. Darum ist das Konfessionelle mit dem Zentrum in der Tat so un löslich verbunden, wie mit dem Mohren die schwarze Hautfarbe. Aus der neuen Denkschrift über die Schutzgebiete. Die stattliche Denkschrift über die Entwicklung der deutschen Schutz gebiete in Afrika und in der Südsec im Berichtsjahre 1908/09 ist soeben erschienen. Wir greisen für heute die Abschnitte heraus, die die beiden größten Kolonien, Südwest- und Ostasrika, betreffen, heraus. In dem Abschnitte Deutsch-Südwestafrika verbreitet sich die Denkschrift des längeren über den Bergbau und die Diamanten sunde in der afrikanischen Kolonie. Der Bergbau, heißt es, hat durch die am Beginn des Berichtsjahres gemachten Diamantensunde einen ungeahnten Aufschwung erfahren, und zwar nicht nur durch die Funde selbst, sondern auch durch das Interesse sür die bergbauliche Erschließung I des Landes, welche durch die Diamantensunde einen bedeutenden Anreiz erhielt und sich in einer immer reger werdenden Schürftätigkeit im ganzen Lande äußerte. Diese Tätigkeit erstreckte sich auf gemeine und edle Mineralien und wurde gegen früher entschieden fachmännischer ge handhabt, da das Ergebnis in Lüderitzbucht eine große Anzahl berufs mäßiger Prospektoren in das Land zog. Weiter wird sodann kurz die Geschichte der ersten Diamantenfunde und der Tätigkeit der Regierung, ich die Diamantenfunde zu sichern, besprochen. Ucber die Diamanten elbst heißt es: Tie Diamanten sind durchweg schön, meist wasserklar, >och kommen auch gefärbte in verschiedenen Tönen gelb, rötlich, grünlich, iräunlich vor, und besitzen alle Eigenschaften der sogenannten Niver- teine, sind also von hervorragender Güte. Während auf dem Felde bei Lüderitzbucht nur kleine Steine bis zum Gewicht von 1 Karat ge- ünden wurden, lieferten die südlich gelegenen Lagerstätten durchschnitt- ich größere, vielfach auch mehrkarätige Diamanten. Die Ausbeute ist nach der Denkschrift ziemlich ergiebig gewesen. Gewonnen wurden seit Ende August bis Ende Dezember 1908 89 275 Karat im Werte von rund 1 Million Mark, in den Monaten Januar bis Ende März 1909 53 439 Karat für rund 1,5 Millionen Mark. Von letzterer Förderung entfallen auf den Fiskus, dessen Diamantengewinnung erst Ende Februar 1909 begann, 2718 Karat. Die Arbeiterschaft bestand in überwiegender Mehr zahl aus Farbigen, und zwar kamen in den Monaten Januar bis Ende März auf die Gewerkschaften Lauch und Kolmannskoop durchschnittlich auf je 30 Weiße 150 Farbige, die rund 300 Karat täglich zutage förderten. Bei der Gesellschaft Weiß arbeiteten 3 Weiße und 10 Farbige und förderten täglich 60 Karat. Weniger ausführlich ist der Bericht über die Verwaltung Deutsch- Ostasrikas. Gerade hier hätte aber gewiß eine größere Ausführ lichkeit erwartet werden können. Es wird nur kurz die Einrichtung zweier Bezirksnebenstellcn neben den schon bestehenden konstatierr. Ferner wird der Verlegung des Sitzes der Residentur Ruanda nach Kigali Erwähung getan. Mit lakonischer Kürze heißt es weiter: „Der Ofsiziersposten Mgonda ist aus politischen und militärischen Gründen aufgehoben worden." In gesetzgeberischer Hinsicht sind verschiedene Verordnungsentwürfe beraten worden, so z. B. der Entwurf einer Jagdschutzverordnung, ferner der Entwurf einer Verordnung über die Rechtsverhältnisse der eingeborenen Arbeiter, über die Heimbefövderung mittelloser Weißer, der Entwurf einer Waldschutz verordnung und verschiedene Entwürfe sanitärer Maßnahmen. Ferner wird hervorgehoben, daß die deutsche und die englische Negierung zum Zwecke der gemeinsamen Bekämpfung der Schlafkrankheit in den beider seitigen Schutzgebieten in Ostafrika ein Abkommen getroffen haben, das ein Zusammenarbeiten der beiderseitigen Behörden in den Grenzbezirken bezweckt. Die Erfahrungen, die die Verwaltung der Kolonien mit den farbigen Beamten im vergangenen Jahre gemacht haben, sind nach der Denkschrift durchaus günstig. Allerdings wird betont, daß die farbigen Beamten noch einer ständigen Kontrolle bedürfen, wenn ein Mißbrauch der ihnen übertragenen öffentlichen Gewalt im privaten Interesse, ins besondere zur Erlangung von Abgaben sür eine dienstliche Tätigkeit ver- hütet werden soll. ZUM Gesetzentwurf Aber das Vergschadenrecht. Aus den Kreisen des sächsischen Bergbaues wird uns geschrieben: „Dem vorläufigen Entwürfe der Regierung zur Abänderung der berggesetzlichen Bestimmungen über das Bergschadcnrecht vom Mai v. I. ist unter dem 9. November v. I. ein neuer Gesetzentwurf gefolgt. In diesem hat die Regierung den durch die Grundstücksbesitzer heftig ver fochtenen Anspruch, alle Bcrgbautreibcnden schlechthin durch Geietz zu verpflichten, einen Bergschädengelder-Fonds in angemessener Höhe anzu- legen, abgclehnt. Die Regierung hat aber auch, unter eingehender Be gründung, die in dem vorläufigen Entwürfe aufgenommene Verpflich tung für die Bergwcrksbesitzcr, dem Grundeigentümer einen zivilrecht lichen Anspruch auf Hinterlegung einer Sicherheit wegen der durch den Bergbau zu befürchtenden Schäden zu geben, wieder fallen gelassen. Der Begründung der Regierung möchten wir noch hinzufügen, daß, wenn die Bergwerksuntcrnehmer für alle im Bereiche der Möglichkeit liegenden Schädigungen von vornherein Sicherheit leisten sollen, dazu neben den angelegten Werten Barmittel notwendig wären, die bei dem größten Teile der Bergwerksunternchmer überhaupt nicht beschafft werden könn ten, anderseits aber bei dem überwiegenden Teile der Bergwerksbetriebe, wenn nicht bei allen, derartige Kapitalien angelegt sind, daß sie jetzt schon genügend Sicherheit für alle Bergschäden bieten. Die im Bergbau ange legten Kapitalien sind unter der Voraussetzung hergegeben worden, daß zwar selbstverständlich die Verpflichtung zum Ersatz von Bergschäden bestehen, an die Möglichkeit der Verpflichtung zur weiteren Ansamm lung von totem Kapital, in zum Teil ganz unberechenbarer Höhe, zur Sicherheitsleistung für künftige mögliche und unter Umständen gar nicht cintretende Schäden, hat aber dabei kein Mensch gedacht. In der Begründung zum Gesetzentwürfe ist anerkannt, daß die von den Interessenten verlangte Sicherheitsleistung weder in Preußen noch in den meisten übrigen deutschen Bundesstaaten noch in Oesterreich be steht. Es liegt also um so weniger Veranlassung vor, in Sachsen etwas anderes zu bestimmen als in Preußen und den Bundesstaaten, in denen das preußische Bergrecht gilt, weil dort, ebenso wie in Oesterreich, Berg baufreiheit besteht, der Grundeigentümer also gegen seinen Willen ge zwungen werden kann, den Abbau zu dulden. In Sachsen dagegen ist der Grundstücksbesitzer selbst auch Eigentümer des Kohlenuntcrirdischen. Er läßt sich für dessen Uebcrlassung an den Bcrgerksbcsitzcr ordentlich bezahlen. Die für den Erwerb der Abbaurechte zu zahlenden Summen in Form von einmaliger ztapitalabfindung, von Schcfselgeldern und Zehnten sind ganz erheblich und belaufen sich auf sehr viele Millionen. Im Zwickauer Steinkohlenrevier sind z. Ä. an die Grundstücksbesitzer, von sieben der dort bestehenden Steinkohlcnwerken allein in den letzten 10 Jahren über 16 Millionen (16 387 730) Mark an Zehnten gezahlt wor den. Die Zehnten steigen im Verhältnis zum Kohlcnpreise, den Grund stücksbesitzern kommen daher die steigenden Kohlcnpreise ungeschmälert zugute, während sür die Kohlenwerksbesitzer den steigenden Kohlcnpreisen die immer höher werdenden Aufwendungen für die Kohlengewinnung gegenüberstchen. Auch steigen die Lasten, die man ihnen im Interesse der Sicherheit des Betriebes und der Arbeiter, sowie deren Wohlfahrt auferlegt, von Jahr zu Jahr. Die den Zehnten empfangenden Grund stücksbesitzer tragen zu allen diesen Lasten, obwohl der Zehnten steigt, nicht das geringste bei. Es ist zur Begründung des Verlangens nach Ansammlung von Bergschadcnsonds wohl auch angeführt worden, daß beim Aushörcn eines Bergbauunternehmens die davon Geschädigten leer ansgeben würden, weil dann nichts mehr zum Bezahlen oiescr ^ckxidcn vorhanden sei. Tat sächlich liegen die Verhältnisse durchaus anders und den etwaigen Berg schadensordernden günstig. Die Liquidation eines bergbaulichen Unter nehmens, bei dem stets mehr oder minder große Werte vorhanden und erst nach der Bctricböcinstellung zu verwerten sind, und namentlich die Liquioation eines hier hauptsächlich in Frage kommenden Koblenwerkes, dauert erfahrungsgemäß stets lange Zeit und jedenfalls viele Jahre. In der Sitzung der Stadtverordneten der Stadt Zwickau vom 3. De zember 1909 ist, nach dem Berichte des „Zwickauer Tageblattes", von einem Stadtverordneten folgendes ausgefübrt worden: Die Stadtverord- neten haben sich bei einer vor kurzem ansgesührten Befahrung auf dem Tiesbauschacbtc des Erzgebirgischen Steinkohlen-Aktienvercins von der Anwendung des Spiilversatzverfahrcns überzeugt. Man habe dort ge sehen, daß der Erzgcbirgische Strinkoblenbau-Verein allen Ernstes be müht sei, die Gefahr der Senkungen zu beseitigen. Man scheue keine Kosten, nm diese Gefahren zu überwinden. Zum Spülversak hat man recht viel Vertrauen. Bei der Einfahrt hatten die beiden Direktoren