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5814 Berkin, 2. August. Da« „Armee-Verordnungsblatt" enthält nachstehenden Armeebefehl: »Die Trauerkunde auS FriedrichSruh von dem Hinscheiden de« General-Obersten der Cavallerie mit dem Range eine« Feldmarschall« Otto Fürst von Bismarck, des Herzog« von Lauenburg, de« letzte» Be- rather« Meines in Gott rnhenden Herrn Großvater« in großer Zeit, erfüllt Mick und Mein Heer und ganz Deutschland mit tiefster Aetrübniß; der Verewigte hat sich durch die mit eiserner Willenskraft geförderte Neugestaltung des Heeres in der Geschickte derselben ein unvergängliches Denkmal gesetzt. Wie rin Held auf den Schlachtfelder» trat er mit dem wärmsten Interesse zu jeder Zeit auch für die Wehrhaftig keit de« Baterlandeö ein unk erwies sich stets als treuer und ausrichtiger Freund Meiner Armee. ES wird den schmerzlichen Empsinduugen derselben entsprechen, für ihn, der so viel für die Armee gethan, auch ein äußeres Zeichen der Trauer anzulegen. Ich bestimme demgemäß Nachstehende«: 1) Sämmtliche Officiere der Armee legen auf acht Tage Trauer au. 2) Bei dem Kürassier-Regiment „von Seydlitz" (Magdebnrgisckes Nr. 2), dessen Ches der Fürst gewesen ist, sowie bei dem Garde-Jäger-Äataillon, bei dem der Dahingeschiedene in Dienst getreten war, währt diese Trauer 14 Tage." München, 2. August. (Telegramm.) Der Prinz- Regent hat, tief ergriffe» von dem Ableben des Fürsten BiSmarck, an Kaiser Wilhelm, sowie an den Grafen Rantzau Beileidstelegramme gerichtet. Ferner hat der Priuz-Regent einen Curier mit der Ueberbringung eines Kranze« an« Alpenrosen und Edelweiß nach FriedrichSruh beauftragt. Tie weiß-blaue Schleife des Kranze« trägt die Inschrift: „Dem großen Kanzler einen letzten Gruß auS Bayern« Bergen. Borderriß, 2. August 1898. Luitpold, Prinz-Regent von Bayern." — Heute frnb wurde auf dem hiesige» Natbhause eine große Trauerkundgebung seitens der Gemeindevertretung veranstaltet. Bürgermeister Brunner hielt eine ergreifende Trauerrede. — In Folge V.-6.- BeschlusseS legen die Münchener Burschenschaften au« Anlaß Les Tode« de« Fürsten BiSmarck tiefe Trauer bis Weihnachten an. Dresden, 2. August. (Telegramm.) Wie das „Dresdner Journal" meldet, Hal der König sofort, nachdem er Kenntniß vom Hinscheiden de« Fürsten BiSmarck erhallen hatte, befohlen, daß die königlichen Dienstgcbäude Halbmast zu flaggen haben. Bei Len Beisetzungsfeierlichkeiten in FriedrichSruh wird sich der König durch einen Special gesandt eu vertreten lassen. In BreSlau beschloß die Studentenschaft, am nächsten Donnerstag eine allgemeine studentische Trauerfcier zu veranstalten und fünf Delegirte nach FriedrichSruh zu entsenden. — In Liegnitz wird die Bürgerschaft am Tage der Beisetzung eine Trauerfeier veranstalten. — In Augsburg hielten die städtischen Behörden eine gemeinsame Trauersitzuuz ab, in der der erste Bürgermeister l)r. Fischer die Gedenkrede auf den verstorbenen Ehrenbürger der Stadt, den Fürsten Bismarck, hielt. An den Fürsten Herbert BiSmarck wurde ein Beileidstelegramm abgesandt und es wurde beschlossen, einen Kranz der Stadt Augsburg an der Bahre des Berstorbenen »iederzulegeu. — In Lübeck hat der Senat ein Beileidsschreiben an den Fürsten Herbert BiSmarck gerichtet, in dem es unter Anderem heißt: „Mit Ew. Durchlaucht und dem fürstlichen Hause steht AUeS, was deutsch fühlt und denkt aus dem Erdenrund, er schüttert an der Bahre des entschlafenen Vaters. Die gewaltige Gestalt des Dahingeschiedenen, dem vornehmlich das deutsche Volk nach vielen Jahren des KleinmuthS seine Einheit und Größe verdankt, der Jahrzehnte über dem erregten Meere der Parteileidenschaften als fester Fels dcS vaterländischen Gedankens emporragte, ihn, den in Wahrheit unvergleichlichen Mann, hinweggenommen zu sehen aus seiner Mitte, vermag das deutsche Volk zur Stunde kaum zu fassen." Der Senat ordnete gleichzeitig die Veranstaltung einer Trauerfeier in der Hauptkirche St. Marien am Tage der Beisetzung an. — Aus Schwerin in Mecklenburg haben sich drei Mit glieder des Magistrats heute nach FriedrichSruh begeben, um einen Kranz an der Bahre des Ehrenbürgers von Schwerin niederzulegen. — Die Universität Bonn bat an den Fürsten Herbert BiSmarck auS Anlaß des Todes seines Vaters folgendes Schreiben gerichtet: „Trauernd richtet ein ganzes Volk seinen Blick zu der Bahre, auf der der beste deutsche Mann ruht, und drängt heran, sich in seinem Schmerze mit denen zu vereinen, die dem Entschlafenen die Nächsten gewesen sind. Tausende und aber Tausende verlangt eS, dem tapfer» Führer, dem Trost in der Noth noch eine letzte Ehre zu erweisen. Ew. Durchlaucht werden diese Zeichen treuer Liebe, Dankbarkeit und Verehrung nicht zurückwcisen wollen und auch der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität die Gunst nicht versagen, daß ihr bescheidener Kranz au der Gruft des theuren Mannes nieder gelegt werde. Der Rector Wilmanus." Der Kranz besteht im Wesentlichen aus Palmenzweigen, an deren unterm Ende Marschall-Niel- und Theerofen, Gladiolen und Wasserrosen mit einer breiten Widmungöschleife von weißem AtlaS an gebracht sind. Die Widmung enthält die Worte: „Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität." DaS obere Ende trägt weiße Nelken mit schmalen schwarzen Trauerschleifen. — Die Studentenschaft sendet gleichfalls einen Trauer kranz nach FriedrichSruh und beabsichtigt im Einver nehmen mit dem Lehrkörper eine besondere Trauerfeier zu veranstalten. Ebenso ist die Entsendung von studentischen Vertretern zu der Leichenfeier in FriedrichSruh geplant. — Die Stadtverordneten in Ruhrort beschloßen die Entsendung einer Abordnung sowie einer Kranzspende nach FriedrichSruh. — Der Thüringer Städteverband wird sich durch eine gemeinsame Deputation an der Beisetzung deS Alt- Reichskanzlers bethciligen und an dessen Sarge eine Blumen- spende niederlegcn lassen. AuS dem AuSlande liegen folgende Nachrichten vor: * Wien, 2. August. (Telegramm.) Viele deutsche Kreise Oesterreichs treffen Vorbereitungen zu Trauerkundgebungen anläßlich des Hinscheidens Bismarck'S. Der Stadtrath von Reichenberg sandte eine Kundgebung an Herbert BiSmarck ab. Der Egerer Stadtrath hat in einer außerordentlichen Sitzung seiner tiefsten Trauer über den Heimgang Bismarck'S, des großen Staatsmannes, Trägers deS deutschen EinheitSgedankens und Schöpfers des deutsch-österreichischen Bündnisses, öffentlich Ausdruck gegeben. Die Reichsdeutschen in Triest sendeten nach FriedrichSruh einen Kranz und veranstalten «ine Gedächtnißseirr am Tage der Beisetzung. (Voss. Ztg.) R. Lilli, 2. August. (Privattelegramm.) Hier wird eine große Trauerfeier vorbereitet. k. Klagenfurt, 2. August. (Privattelegramm.) Die deutsche Volkspartei Kärntens, alS des südlichsten Laude» deutscher Zunge, sandte eine Beileldsdepesche an Herbert BiSmarck. * Petersburg, 2. August. (Telegramm.) DaS „Journal de St. PStersbourg" bringt an leitender Stelle eine lange Be trachtung über die Entwickelung DrutschlandSvon Bismarck'S erstem Auftreten an bis zu seinem Tode. Das Blatt schreibt: Seine jetzige Größe und Macht verdanke Deutschland dem Genie BiSmarck, geht sodann auf die Beziehungen znm AuSlande rin und bemerkt, indem e» die großen Verdienste dieses bedeutendsten Staatsmannes de» Jahrhundert» wann anerkennt: „Fürst BiSmarck trat in das politische Leben zu einer Zeit ein, wo Rußland unter der Regierung de» Kaisers Nicolau» I. eine bedeutend« Rolle bezüglich der Verhältnisse in Deutschland spielte. Die russischen Gesandtschaften an den deutschen Höfen waren dazu berufen, sich über im Deutschen Bund behandelte Fragen zu äußern. Der Lauf der Geschichte hat naturgemäß diesem Stande der Dinge ein Ende gemacht und die Beziehungen zwischen Deutschland und seinem östlichen Nachbar haben sich anders gestaltet; dieselben sind, nachdem sie zeitweilig den Charakter engster Intimität angenommen hatten, freundschaftlich« geblieben. Die verwandtschaftlichen Beziehungen, die zwischen dem russischen Kaiserhaus« und dem preußischen Königshaus« bestehen, dir Erinnerung an dir Waffenbrüderschaft am Anfang« de» Jahr hunderts und vielleicht auch eine aufrichtige Sympathie für unsere RegierungSprincipirn machen e» erklärlich, daß BiSmarck jederzeit, elbst damals, als gewisse Verstimmungen zwischen beiden Ländern eingetreten waren, bemüht war, die Beziehungen, die dieselben ver- knüpften, nicht gänzlich abzubrechen. In der Verfolgung großer politischer Ziele befand er sich stets im Einvernehmen mit dem Nationalgeftihle, und dies erklärt e», daß Deutschland ihn al» einen einer größten Patrioten seiert und daß sein Name in der Geschichte seine» Landes stets au erster Stelle, vereint mit dem Kaiser Wilhelm'S 1., genannt werden wird, den« er durch so lange Jahr« mit Hingebung ohnegleichen gedient hat." — Der „RegierungSbot«" sagt in einem längeren Nekrologe, in dem Fürsten BiSmarck und Herzoge von Laueuburg sei «in genialer Politiker und Staatsmann dahingegangen, dessen Name noch nach vielen Generationen von den Deutschen mit Stolz werde genannt werden. „Der Verstorbene", sagt da» Blatt, „war ein wahrer Patriot und der genialste Diplomat des Jahrhundert». Sein Name wird aus der Weltgeschichte niemals verschwinden. Fürst BiSmarck zeichnete während eines Viertrljahrhundert» vielen Staaten den Weg vor, und die Deutschen können nicht ander», al» stolz aus diesen Koloß sein. * Pari», 2. August. (Telegramm.) Die größeren Blätter geben das Schreiben BiSmarck'» an den Kaiser vom 18. März 1890 wieder und begleiten e» theilweise mit ironischen Bemerkungen. Auch die Emser Depesche wird vielfach ab gedruckt und in äußerst heftiger Meise erörtert. Die socialistische „Petite Mpublique" vergleicht Bismarck mit den größten Ver brechern. Die Kundgebung CriSpi's wird ebenfalls eifrig in einem Italien feindlichen Sinne besprochen. (Voss. Ztg.) Deutsches Reich. * Leipzig, 2. August. Aus Barmen wird uns von dem Vorstande der Allgemeinen Ortskrankenkasse ge schrieben: „In Ihrer Morgenausgabe vom 28. Juli bringen Sie einen Artikel über den Aerztestreik hirrselbst, in welchem Sie als Ursache Zu diesem die Behauptung aufstellen, daß der Barmer Ortskrankencafse die Honorare für die Aerzte zu hoch gewesen und letztere auch sonst den Wünschen der Casse nicht genügend entgegen gekommen seien. Demgegenüber con- statire ich, daß bei den Verhandlungen zwischen Casse und Aerzten zwecks Abschließung eines neuen Vertrages die Honorarfrage eine ganz untergeordnete Rolle gespielt hat, daß vielmehr die Aerzte den Streik in frivoler Weise vom Zaune gebrochen haben, um den Vorstand zu vergewaltigen und das Verwaltungs recht fast aufzuheben. Ich verzichte darauf, auf den weiteren Inhalt Ihres Artikels einzugehen. Bemerken will ich nur noch, daß in diesem Falle nicht, wie Sie am Schluffe Ihres Artikels hervorheben, von der socialdemokratischen Casse den Aerzten gesagt wurde: „Macht geht vor Recht", sondern daß der Führer der hiesigen Aerzte es war, der dem Vorstande ungeschminkt die Worte sagte: „Der Streik ist für uns eine Machtfrage, wir (die Aerzte) wollen einmal die Machtprobe machen", und ein Anderer sagte (am 20. Juni): „Sie (der Vorstand) können nicht anders, als unsere Forderungen annehmen, da der I. Juli vor der Thür steht." Die Barmer Aerzte werden die Antwort nicht schuldig bleiben. Uebrigens ist es eine alte Erfahrung, daß die Socialdemokratie sich über Mißbrauch der Macht Anderer beschwert, sobald diese sich dem Machtgebote der Socialdemokratie nicht fügen wollen und deshalb auch ihrerseits die Machtfrage aufwerfen. U Brrli», 2. August. In dem neuesten amtlichen gestern von uns erwähnten Ausweise über die Invaliden- und Altersrenten zeigt sich deutlich die Verschiedenheit in der Entwickelung beider Rentenarten. Die Zahl der Invalidenrenten ist in einem Vierteljahr um fast 15000 gestiegen, die der Alters renten um etwa 800 gefallen. Diese Entwickelung wird man in ähnlicher Weise auch in der Zukunft zu verfolgen Gelegenheit haben. Die Invalidenrenten werden an Zahl beträchtlich zu nehmen, die Altersrenten, wenn auch nicht weiter zurückgehen, so doch sich auf der erreichten Höhe halten oder sich wenigstens nicht mehr stark vermehren. Die Erhöhung der Ausgaben für die Versicherungsanstalten und für das Reich, das bekanntlich zu jeder Rente einen Zuschuß leistet, wird deshalb hauptsächlich durch die Invalidenrenten hervorgerufen werden. Aber auch zwei andere Verpflichtungen, welche das Jnvaliditäts- und Alters- versicherungsgesrtz den Versicherungsanstalten auferlegt hat, fangen an, immer größere Kosten zu verursachen, die Beitrags erstattungen an weibliche Personen, welche eine Ehe eingehen, und an Hinterbliebene von Versicherten. Im zweiten Viertel des laufenden Kalenderjahres haben sich über 31000 weibliche Versicherte und nahezu 7000 Hinterbliebene von Versicherten die Beiträge, auf welche sie nach dem Gesetze ein Anrecht haben, zurückzahlen lassen. In letzter Zeit konnte man in einigen Blättern Betrachtungen darüber lesen, daß die Vorschriften über die Beitragserstattungen im Volke noch zu wenig bekannt seien und daß man für bessere Aufklärung nach dieser Richtung sorgen sollte. Die Zahlen, welche das zweite Viertel des laufenden Kalenderjahres aufweist, bilden eine Bestätigung für diese Be hauptung nicht. Immerhin kann nur gewünscht werden, daß alle Diejenigen, welche auf die Erstattung solcher Beiträge An spruch haben, auch in die Lage gebracht werden, ihre Ansprüche an den zuständigen Stellen geltend zu machen. * Berlin, 2. August. Zur Reise des Kaisers nach Jerusalem wird der „Voss. Ztg." geschrieben: „Zum Unter schiede von der Festlichkeit bei der Einweihung der Schlosskirche in Wittenberg 1892 sind zu dem Jerusalemer Kirchenfeste nicht nur die außerdeutschen protestantischen Fürsten, sondern, wie schon gemeldet, auch die betreffenden Kirchenregierungen ein geladen worden. An die bezüglichen Staatsregierungen sinh vorher diplomatische Anfragen wegen der Gestattung der Be theiligung gerichtet worden, die zum Theil schon entgegen kommende Erwiderungen gefunden haben. Die cantonalen Kirchenregimente der Schweiz sind ebenfalls eingeladen worden, und auch die evangelische Kirche Belgiens wird vertreten. Die Thatsache, daß die österreichischen evangelischen Confessionen an der Wittenbergfeier 1892 betheiligt waren, ist daraus zu erklären, daß sie zur Eisenacher Kirchenconferenz gehören und sich somij der bedeutendsten kirchlichen Bereinigung Deutschlands an geschlossen haben. Die Betheiligung der deutschen Kirchenregimente wird recht ansehnlich sein, da nur ungefähr sechs der kleineren ablehnend geantwortet haben. Die größeren Kirchenregierungen, wie die Bayerns, Sachsens, Württembergs, Badens, Hessen - Darmstadts, Mecklenburgs, Weimars u. s. w., haben ohne Weiteres ihre Zustimmung erklärt und ihre Vertreter ernannt. Die große Zahl der Kirchen regimente in Deutschland entsteht daraus, daß sich in vielen Bundesstaaten mehrere finden, so hat Preußen allein acht. WaS die Erlöserkirche an sich betrifft, so ist sie nicht nur die größte evangelische Kirche in Palästina und wohl im ganzen Orient, sondern sie bildet auch ein hervorragendes Bauwerk in Jerusalem überhaupt und den Kirchen anderer christlicher Con fessionen gegenüber. Sie steht dicht neben der Grabeskirche mit der Längsrichtung auf den Tempelberg, wo die Omar-Moschee steht, und auf den Oelberg, und hat somit einen besonders schönen Standort. Nicht minder als der äußere Bau machen die während der letzten Monate im Innern der Kirche aus geführten Wandmalereien einen vorzüglichen Eindruck, da sie in hervorragender Weise ausgeführt worden sind. Außerdem ist ein reichlicher Kirchenschmuck vorhanden. Eine Dame in Köln hat schon vor einem Jahre eine Schenkung von 6000 zur Ausschmückung der Erlöserkirch« gemacht. Andere kleinere Schenkungen haben zur Anschaffung von Altarbekleidungen u. s. w. Verwendung gefunden. Den Taufstein hat der ver storbene Großherzog von Mecklenburg-Schwerin gestiftet, der sich lebhaft für den Bau der Erlöserkirche interessirte." * Berlin, 2. August. Wir theilten vor einigen Tagen eine Zuschrift de» Grafe'n Kanitz an die „Elbinger Zeitung" mit, nach welcher sein Einspruch gegen die ge dachte RentengutSbilduna formal wie materiell gerecht fertigt erschien. Gras Kanitz führte au», daß die General commission für die Provinz Ostpreußen unterlassen habe, vor der Ausschreibung der Rentengttter da» Gutachten de» Kreis- auSschusie« einzubolen, die Grrnznachbarn zu brnachrichtiaen, und daß die Rentrngüter zu hoch taxirt worden seien, außer« dem, wie e» scheine, zum Theil au Polen abgegeben werden sollen. Diese Behauptungen de» Grafen Kanitz widerlegt eine Berichtigung, welche die Generalcommission für die Provinz Ostpreußen in Königsberg i. Pr. der „Nat.-Ztg." zngehen läßt. Die Zuschrift lautet: Bei der Einleitung von ReutengutSblldungrn ist «ine vorläufige Ermittelung de» Werthe» der auszutheilenden Grundstücke (sogen. Vortaxe) erforderlich, um einerseits übersehen zu können, ob die zu erwartenden Kousgelder genügen werde», die finanzielle Durch, sühruug der Sack« möglich zu mache», andererseits um di« Kauf- preise in einer augemessrnen Lage zu halten, bei der di« Erwerber ihr tvirthschastliche» Fortkommen finden können. In Paulken er- folgte die erste überschlägliche Schätzung Ende März d. I. und zwar durch den un» feiten» de» KreiSauSschussr» als fach- verständiger Beirath für diese bezeichneten Herren Ritterguts- besitzer Krahiner in Pielehiie». Der Boden war damals noch zu naß, so daß Herr Krahiner nur allgemeinere Angaben über die Werth« machen konnte. Um sicher zu gehen, veranlaßten wir am 2l. Mai eine zweite Untersuchung, zu der wir außer Herrn Krahiner nun auch den vou der Ostpreußisckrn LandwirthjchastSkamnier und atS Betrath für den nördlichen Theil der Provinz bestellten Herrn Rittergutsbesitzer von Schütz in Wtßlienen zuzogen. Von diejeu beiden Sachverständigen sind übereinstimmend die- jenigrn Bodenwerthszahlen angegeben worden, welche Gras Kanitz in der „Elbinger Zeitung" al» zu hoch bezeichnet. Allerdings hat Graf Kanitz bei seiner Angabe verschwiegen, daß die übrigen 66,43 Hektar theils zu 320 und theil» zu 600 taxirt wurden, daß e» sich nicht um nackten Boden, sondern um Flächen mit ent- sprechenden Ernteanlheilr» und Borräthen handelt und daß die Zahlen von den Sachverständigen als Maximalwerthe und vorbehalt lich der Epecialtaxe angegeben wurden. Daß die Vergleichung der ermittelten Werthe mit Durchschnittszahlen für eine ganze Provinz nicht die geringste Bedeutung haben kann, bedarf für Sachverständige keiner Nachweisung. ES wird in Ostpreußen Land für 40 und für 4000 pro Hektar gekauft. Außerdem haben beide Sach- verständige begutachtet, daß da» Gut Paulken zur Reateugut-bitdung recht gut geeignet und daß der für die Elutheilung entworfene Plan angemessen ist. Auf jene Vortaxe und diese Gutachten der zuständigen Persönlichkeiten bin, welche wir gleichfalls für durchaus richtig halten, haben mir den Antrag der Eigeuthümerin deS Gutes Paulken aus unsere Vermittelung bei der Bildung von Rentengüteru genehmigt (8 12 d. G. v. 7. Juli 189t). Die Behauptung, daß die General commission die ihr obliegenden weiteren Pflichten nicht erfüllt, namentlich de» Kreisausschuß nicht gehört und wegen der AnsiedeluiigSgenehmigung keine Bekanntmachung an die Grenz nachbarn erlassen habe, konnte Gras Kanitz nur auf Grund unrichtiger Informationen ausstellen. ES ist in allen diesen Richtungen das Erforderliche rechtzeitig veranlaßt und nichts ver säumt worden und also lediglich zu bedauern, daß Gras Kanitz «S nicht für angemessen erachtet hat, sich über die wirkliche Lage der Sache bei uns zu unterrichten, bevor er solche Ver dächtigungen gegen eine Behörde in dir Oesfentlichkeit brachte. Un begründet ist selbstverständlich auch die Verdächtigung, daß die Genrralcommission die Ansiedelung von Polen in Ostpreußen vermittle. Die von dem Grafen Kanitz genannten Käufer sind zwar von uns überhaupt noch nicht zugelassen, jedoch ersehen wir ans den vorliegenden amtlichen Bescheinigungen, daß sie sämmtlich Deutsche sind. Daß die Namen als solche in Ostpreußen über die Nationalität keinen Ausschluß geben, wird übrigens auch dem Grafen Kanitz nicht unbekannt sein. Sehr ausfällig ist hiernach allerdings, daß Graf Kanitz weder weiß, was im KreiSauöschuß vorgeht, noch unterrichtet ist über die Bekanntmachung, welche ihm al« Grenznachbarn vou Paulken selbst zugestellt worden ist. (-) Berlin, 2. August. (Telegramm.) Wie aus Kiel telegraphisch gemeldet wird, nahm der Kaiser heute Bor mittag Vorträge entgegen. Die Kaiserin begab sich um lOi/s Uhr ins Schloß und darauf zur Prinzessin Henriette, der Gemahlin des Professors v. Esmarch, um dieselbe an läßlich ihres Geburtstags zu beglückwünschen. Später ging die Kaiserin an Bord der Rennyacht „Iduna". — Der StaatSsecretairv. Bülow hat sich8Uhrfrüh auf die „Hohen- zollern" begeben. — DaS Kaiserpaar verließ um 2»/i Uhr Nachmittags die „Hoheuzollern" unter dem Salute der Kriegsflotte, fuhr ans Land und reiste mit dem Sonderzuge nach FriedrichSruh. — Wir haben seiner Zeit berichtet, daß der Minister für Handel und Gewerbe durch den Geheimen Regierungsrath Simon über die in Oesterreich zur Förderung des Klein gewerbes getroffenen Maßnahmen und deren Erfolge nähere Ermittelungen hat anstelle» lassen. Die „Magd. Ztg." kann jetzt diese Nachricht dahin ergänzen, daß als Ergebniß dieser Studien reise folgende Maßnahmen zur Kräftigungdesgewerb lichen Mittelstandes in Aussicht genommen sind: 1) Vermehrung und weitere Ausgestaltung der gewerb lichen Fortbildungs- und Fachschulen für Knaben und Mädchen, insbesondere durch Einrichtung von Lehr werkstätten als Ersatz oder Ergänzung der Meisterlehre. 2) Ausbildung der Handwerksmeister in Calculation, Buch führung und praktischen Arbeit in Musterwerkstätten durch Ab haltung von sogenannten Meistercursen, zunächst für Schuhmacher, Tischler und Schlosser. 3) Beranstaltung stän - diger Ausstellungen von mustergiltigen Kraft- und Arbeitsmaschinen und Werkzeugen. 4) Bildung und Unter stützung lebensfähiger Rohstoff-, Werk- und Magazin- Genossenschaften. Die zur Durchführung dieses Pro grammes erforderlichen Mittel sollen durch den nächsten Staats haushaltsetat bereitgestellt werden. — DieLandwirthschaftskammerfür die Provinz Brandenburg hatte sich an das Generalcommando des Gardecorps mit der Bitte gewandt, mit Rücksicht auf die in diesem Jahre für die Ernte besonders ungünstigen Witterungseinflüffe, et waigen Gesuchen der Landwirthe um Beurlaubung von Erntearbeitern in möglichst hohem Maße nachkommen zu wollen. Durch eine Rundverfügung des commandirenden Generals v. Bock an sämmtliche Stäbe und Truppentheile des Gardecorps ist nun den Commandeuren anheimgestellt worden, dieser Bitte der Landwirthschaftskammer zu entsprechen. — Am 30. Juli ist der Vortragende Rath im Reichs - eisenbahnamt. Geh. Oberregierungsrath Gimbel, im 63. Lebensjahre einem langen, schweren Leiden erlegen. Neben einer umfassenden allgemeinen Bildung besaß Gimbel, wie der „Reichsanzeigcr" hervorhebt, ausgezeichnete mathematische Kennt nisse. Auf dem Gebiete der technischen Mechanik und ihrer Anwendung auf den Brückenbau galt er als eine Autorität und hatte bei der im Reichseisenbahnamt geführten Controle über den Zustand der eisernen Brücken der deutschen Eisenbahnen ein weites Feld für die Bethätigung seines Wissen». Bor Allem aber sichern ihm sein lauterer Charakter und seine anspruchslose Liebenswürdigkeit ein dauerndes ehrenvolles Andenken. * Danzig, 30. Juli. Nach einem heute Bormittag bei der hiesigen kaiserl. Werft eingegangenen Schreiben aus dem Reichs marineamt wird die Namensgebung des auf der hiesigen Schichau'schen Werft erbauten Kanonenboote» „ErsatzIltiS" bestimmt am 4. August, Vormittags um 11 Uhr (wie bereits gemeldet) stattfinden. Mit Vollziehung des Taufakte» ist Ober werftdirector Capitain z. S. v. Wietersheim betraut worden. Herr v. Wietersheim befindet sich z. Z. zur Cur in Bad Kissingen, wird ober zum 4. August hier eintreffen. Die Namensgebung soll übrigens ohne große Feierlichkeiten und ohne Stellung einer Ehrencompagnie vollzogen werden. (D. Z.) * Magdeburg, 31. Juli. Heute hat hier im Rathhause unter Vorsitz des Oberbürgermeisters Schneider eine Con- ferenz von Interessenten (Landräthen, Bürger meistern, Industriellen, Kaufleuten rc.) der Provinz Sachsen über das Mittellandcanalproject stattgefunden. Es handelte sich um Stellungnahme zur Aufbringung des auf die Provinz Sachsen entfallenden Garantiefonds, von dem die Stadt Magdeburg 80 Proc. und die betheiligten Kreise und Gemeinden 20 Proc. übernehmen sollen. In der Conferenz zeigte sich in der überwiegenden Mehrheit eine S y m p a t h i e für da» Canal- Projekt und die Geneigtheit zur Uebrrnahme der Garantie leistung. E» wurde eine Commission von 15 Mitgliedern gewählt. V. Erfurt, 1. August. Heute Vormitag hat der 15. Deutsche Tischlertag bei Anwesenheit von etwa 100 Dele- girten und ebenso vielen Gästen begonnen. Der Vorsitzende H. Schöning-Berlin gedachte nach Begrüßung der er schienenen Ehrengäste d«S Heimgänge» de» Fürsten BiSmarck. Die Versammlung erhob sich zum ehrenden Gedenken an den Verewigten von den Plätzen. — Im Verlaufe der Tagung sprach die Versammlung in einer Resolution sich für Errichtung von Zwangsinnungen aus. * Loburg, 1. August. Prinz Leopold von Preußen ist mit seiner Gemahlin zu den Vermählungsfeierlich- keiten hier eingetroffen und von dem Herzog und dem Erb prinzen auf dem Bahnhofe empfangen worden. Ferner trafen die Herzöge Siegfried und Christoph in Bayern, sowie Prinz Christian von Schleswig-Holstein und Fürst Hermann zu Hohen lohe-Langenburg ein. * vrteg, 1. August. In der „Brieger Zeitung" war am 8. Juni ein „Wahlcuriosum" veröffentlicht, worin u. A. mit- getheilt wurde, auf welche Art und Weise die konservativen Wahlunterschriften „gesammelt" worden sind. Der Artikel selbst führte hierfür mehrere Beispiele an und behauptete: „Den Leuten und besonders den kleineren Besitzern und Gast- wirthen wurde seitens der Amtsvorsteher ein diesbezügliches Circular vorgelegt mit der Aufforderung zur Unterschrift, andernfalls ihnen tvirthschastliche Nachtheile, den Gastwirthen Beschränkung der Polizeistunde, ja, sogar Concessionsentziehung angedroht wurde. Und das nennen die Conservativen „freie Wahl"!" Bereits am 10. Juni stellte der Dienstvorgesetzte der angeblich beleidigten Amtsvorsteher, der Landrath des Brieger Kreises, Freiherr v. Schirnding, den Strafantrag wegen öffentlicher Beleidigung durch die Presse. Es wurde daher die Anklage gegen den Redacteur der „Brieger Zeitung" Paul Hache erhoben. Der Gerichtshof sah sich nach Würdigung der begleitenden Umstände nicht bewogen, eine Verurtheilung auszusprechen und erkannte auf kostenlose Freisprechung. Der Staatsanwaltschaftsvertreter hatte eine Geldstrafe von 300 Publicationsbefugniß rc., in Antrag gebracht. Frankreich. Esterhazy. * Pari», 2. August. (Telegramm.) Die Blätter melden, daß da« Gericht eine Untersuchung angeordnet habe, in der der Grund der Klage geprüft werden soll, die gegen Major Esterhazy und dessen Vetter Christian Esterhazy wegen Betrugs erhoben worden ist. Diese neue Untersuchung wird von der alten getrennt geführt werden. Asien. Japan. * Vokohama, 2. August. (Telegramm.) Wie ver lautet, wird ver Ministerpräsident wahrscheinlich auf das Portefeuille des Aeußcrn zu Gunsten des gegenwärtigen Gesandten in Washington verzichten, der sich zur Zeit auf der Heimreise befindet. Englisch-chinesischer Zwischenfall. * London, 2. August. (Telegramm.) Der „Standard" meldet aus Peking: Zwischen Li-Hung-Tschang und dem englischen Botschafter Macdonald soll es zu heftigen Aus- einandersetzungen gekommen sein. (Wiederholt.) Macdonald warf Li-Hung-Tschang vor dem Tsungli-Uamen vor, daß er China an Rußland verrathe. Li-Hung-Tschang drohte, China werde Macdonald abberuse» lasse». Amerika. Der Krieg. * Loudon, 2. Anglist. (Telegramm.) Nach einer Washing- tonerDrathung der „Morning Post" verständigte Präsident Mac Kinley Herrn Cambon, wenn Spanien versuchen würde, den Beistand europäischer Mächte behuss Erlangung günstigerer Bedingungen anzurufen, würde er die Verhandlungen sofort abbrechen. (Voss. Z.) * Washington, 2. Angust. (Telegramm.) Die „Post' meldet, Präsident Mac Kinley werde, sobald Spanien die Friedens bedingungen angenommen haben werde, eine besondere Tagung beider Häuser des Cougrcsses einberufen, die ein eigenes Gesetz zur Er haltung einer activen Armee von 100000 Mann beschließen sollen, von Lenen etwa 50000 Mann aus Cuba, 30000 Mann auf den Philippinen und 20000 Mann aus Puerto Rico stationirt werden dürsten. * New Bork, 2. August. (Telegramm.) Nach einer Meldung ans Havanna veranstalteten dieser Tage Freiwillige auf einem Marsche durch die Stadt Kundgebungen gegen den Marschall Blanco ynd die Regierung, die sic des VerrathS und der Feigheit bezichtigten. Sie warfen ihre Waffen von sich und plünderten Läden. — Im cubanischen Hauptquartiere verlautet, die mexikanische Negierung habe in den Provinzen Tabasca, Campeche und Vera Cruz 9 spanische Handelsschiffe beschlagnahmt, die mit Vor- räthen für Cuba beladen gewesen seien. * New Bork, 2.August. (Telegramm.) Nach einer Meldung aus St.s Thomas sind die Amerikaner, ohne Widerstand zu finden, in Cvamo (Provinz Ponce) eingezogen. Ferner haben die Amerikaner am Sonnabend Abend Juana Diaz im gleichen Be zirke besetzt. * San Francisco, 2. August. (Telegramm.) Uebermorgen wird eine weitere Transportflotte mit Mannschaften, Mauleseln und Material nach Honolulu und den Philippinen abgehen. (Fortsetzung in der 1. Beilage.) Vorodrto Sansvwul L »LLvL Seisenpnlver versucht? 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