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z. Mage M LeWger ÄMdlalt mii> AHM Nr. ZZl, Smtllg, z. Zoll Iü!l8. Die L5 jährige Jubelfeier Les Mitteldeutschen Schützenbundes. ui. Der Aestplatz. Umsäumt in weitem Bogen von den dickten Eichengruppen des Rosenthal», selbst halb versteckt in Park und Garten, liegt der Leipziger Schütz en Hof, die erwäblte Feststätte für da- 17. Mitteldeutsche Bundesschießen, welcher schon im Jahre 1873, als der Mitteldeutsche Schützeubund im gastlichen Leipzig sein erstes Festschießen in Berbindung mit dem dritten PreiSschießen der Leipziger Schützengelellschaft abhielt, zur Ausrichtung des ersten Schießens bestimmt ge wesen. Wie damals vor fünfundzwanzig Jahren, so grüßt auch heute noch die Standfestscheibe „Heimath" und die Feld- sestscheibe „Deutschland" die Schützen in ihrem friedlichen Wettstreit um Preis und Gewinn aber aus den einstigen 12 Standscheiben und 7 Feldscheiben sind heute 20 Stand scheiben und 12 Feldscheiben geworden, in der Thal eine stattliche Parade von Scheibenbildern, von denen die einen 175 m entfernt, die anderen 300 m weit, hinter den grün bewachsenen Wällen des weiten Schießplans hervorlugen. Deutlich erkennbar tragen sie die laufenden Nummern. Die Schießhalle selbst zeigt sich im freundlichsten Schmuck und in einer nirgends den praktischen Aweck verleugnenden Ein richtung. Ringsum grüßen die Bilder altehrwürdiger Schützenmeister der Leipziger Schützengesellschaft, voran der biedere Hauptmann George Friedrich Mentzel, erzählen bunte Gedenk- und Ehrenscheiben von nationalen Festtagen, von erhebenden patriotischen Ereignissen, von Huldigungen von Kaiser, König und Kanzler und von Ehrungen wackerer treuer Mitglieder der Leipziger Schützengesellschaft; an den Schießständen, die mit Blenden versehen und Gewehrständern ausgerüstet, ziehen sich waldduftende TannenreiSfestonS zwischen bunten Wappen entlang und an der westlichen Seitenwand erheben sich die Kolossalbüsten Kaiser Wilhelm's I. und Kaiser Friedrich'- III. Alles ist schmuck und einladend, zweckmäßig und bequem; man sieht die erfahrene Hand der erprobten Männer des SckießauSschusseS. Beim Knattern der Büchsen wird sich die treffliche Einrichtung der Halle in allen ihren Theilen voll bewähren. Auch äußerlich schmuckvoll steht der Schützenhof zum Empfang des Königs Albert, des allerhöchsten Protectors des 17. Mitteldeutschen Bundes- schießenS, bereit. Bon der Zinne seines Mittelbaues flattert das Banner Wettins, umweht von kleinen bunt farbigen Wimpeln, während im Mittelfeld der Fatzade ein langer goldener Behang erscheint mit dem Adler des deutschen Reiches auf seinem Grunde, umgeben von malerisch gruppirten Fahnenbündeln in den Farben Sachsens. Zu diesem freundlichen Willkommen gesellt sich der bunte Schmuck der kleinen Feststadt, die sich, getrennt durch die Fluth- rinne, zur Rechten des Schützenhofes auf den bis an daS Rosenthal reichenden Wiesenflächen in Festbauten und Zelten weithin auSbreitet, eine Welt fröhlichen Be wegens bietend und Tausenden Raum gewährend. Ihr Glanzpunct ist unstreitig daS am südlichen Ende der Fest wiese liegende, 1200 Quadratmeter umfassende Tanz-, Wein- und Bierzelt von Georg Burhop. In den eigenen Werkstätten seines Besitzers auSgeführt, solid und doch so leicht und luftig als langes Tonnengewölbe auS wasserdichtem Segeltuch construirt, hell und anmuthend giebt sich dieses neue originelle Werk heimischer Industrie, von dessen glattem amerikanischen Kieferboden die leichtbeschwingte Terpsichore Besitz ergriffen hat. ES ist eine Festhalle vornehmster Art, die hier in solcher Form zum ersten Mal sich bietet: die Bogen 30V, w weit gespannt, das Segeltuch darüber, Venti- lLnon in reichstem Maße, rings um den Tanzrauzu breite Wandelgänge, derorirt mit Epheuwänden und Lorbeerbäumen, und dann, in praktischer Lösung der Wirthschaftsfrage, an der südlichen Längsseite des Zeltes Buffet an Buffet, die Abtheilung der Kaffeeküche, das Buffet für kalte Speisen, daS Buffet für die den Kellereien der bekannten heimischen Firma I. F. BremS L Co., Hoflieferanten, ent-, stammenden Weine und endlich der Ausschank des Miln? chener ThomaSbräu. Beim Eintritt in das lange, schmuck Zelt werden den Kommenden hier Blumen, dort delicate Liqueure, letztere aus dem bekannten hiesigen Etablissement von Loeffler <L Hartenstein, geboten. Es ist Jedem überlassen, hier die Wahl zu treffen; der Eine schwärmt für Rosen, der Andere für Rosrnliqueur. Abends erstrahlt das Innere deS Zelte- im vollen Glanze des elektrischen Lichtes. Sein Eingang ist höchst reizvoll geschaffen, höchst anziehend decorirt; inmitten einer Pflanzengruppe erhebt sich die Büste de- König- mit blnmenschüttendem Füllhorn darüber. Gerade auf diesem Theil der Festwiese, wo das Burhop'sche Tauz-, Wein- und Bierzelt steht, hat sich Gambrinus ein weite- Terraia erobert und mit einer langen Reihe von Bauten besetzt. Ihr Anblick wird den Festwanderer belehren, daß man dem Durst nach jeder Richtung hin vorzubeugen gewissenhaft beflissen war; ja selbst dem Geschmack wird allenthalben Rechnung getragen: in Wilhelm Grau's Dierhalle, welche gleichreitig Concerte und Vorstellungen bietet, trinkt man Leipziger VereinS-Lagerbier und Münchener Hackerbräu, in O-win Klinger'S „Thüringer Hof" am Rosrathaleiugang, der ein „Willkommen den deutschen Schützen" bietet, genießt man aus Maßkrügen in vollen Zügen das Würzburger Bürgerbräu — Küchenchef Rinck liefert treffliche Speisen dazu—, in Alwin Weißenborn's „Luftschiffer", einem Bierbau mit Luftballonbekrönung, sitzt man beim Frankenbrän, verzehrt leckere Rostbratwürste und sieht den Ballon-Aufstiegen zu, im Ausschank der Dampfbrauerei Zwenkau huldigt man dem deutschen Pilsener ZukunftS-Bräu, drüben wieder jenseits der Fluth- rinne in Hermann Görner'S schönem, langgestrecktem Bier zelt bei Rostbraten und Rostbratwürsten dem Würzburger Hofbräu, dann in Julius Wagner's Concerthallen bei Vorstellung und Extra-Concert dem Lützschenaer Lagerbier. Auch Nickau <L Co. sind wiederum an alter Stelle mit Gose und „Kind'lbier" erschienen; ihrem Zelt gegenüber die Leipziger Bierbrauerei Riebeck L Co. in einem hoch anstrebenden flotten Bau, welcher mit seinem ViS-ä,-Vis, dem lbürmchengekrönten, in zartem Grün gehaltenen Bau des Weinausschankes von Wtlh. Kämpf, den Eingang zur Fest wiese flankirt. Nun mischen sich in alle diese Bauten und Zelte kunter bunt die auf Kurzweil und Vergnügen berechneten Unter haltungsstätten, hier die Schießsalons mit dem permanenten Angebot des Glücks mit dem Luftgewehr, dort die amerikanische und die russische Schaukel, die elektrische Grottenbahn und nicht zuletzt C. Dechant's großer, schon von weither durch seine riesige Scheibenornamentik kenntlicher Hippodrom zum „Feen - Palast", in dem eine Schaar von Rossen auf dem geharkten Sand sich tummelt. Moment-Photographien fehlen ebenfalls nicht. Auch der Orient mischt sich dazwischen, sei es, daß Knebel's Caf4 Oriental seinen Halbmond aufsteckt und seine Mocca- OdaliSken ausschwärmen läßt, sei es, daß das Orienta lische Kaffeehaus im Waldpark seine Kuppeln zwischen Eichen emporstreckt. Salbst die „Bucht von Kiautschau" wird man kennen lernen, denn gegenüber dem zierlichen Gaben tempel läuft der Festplatzbesucher direct hinein. „Deutsch land" und „Gefion" ankern bereits dort und ihre Schiffs körper sind zu freundlichen Weincabinen umgestaltet worden, in denen die Weinhandlung Gebr. Fleischhauer, Leipzig und Hochheim, Sect und Rebensaft kredenzen läßt. Der bezopfte Portier gewährt freundlichst Einlaß in das originelle Zelt, wo bei gemeinsam gesungenen fröhlichen Liedern und Concertmusik echtes Schützenleben sich entwickeln soll. Am Eingang zum Waldpark erhebt sich der durch ein architektonisch neues Portal erweiterte Saalbau; für das große Festmahl am Sonntag eingerichtet, trägt er seiner Bestimmung gemäß reichen Schmuck an TannenreiSfestonS, Flaggen und Wappen mit den Büsten Kaiser Wilhelm's II. und König Albert's. Hinter dem Bau hat endlich der berühmte Seiltänzer Josef Brunner aus Wien seine schwe bende, 25 w hohe, 60 w lange Luftbahn geschaffen, damit ihn, den Spaziergänger im Reiche der Wolken, bequem die vielen Tausende bewundern können, die den Festplatz bevölkern sollen. Daß dies geschehe, dafür sorge des Himmels freund liche Gunst. —m. Haus- und Grundbefiherverein zu Lindenau. 0. Leipzig-Lindenau, I. Juli. Der Verein hielt am gestrigen Abend seine letzte Monatsversammlung vor den Ferien ab; im Juli und August treten die Ruhetage für ihn ein und nach denselben wird er seine Thätigkeit wieder aufnchmen, jedoch in der Weise, daß die regelmäßigen Sitzungen nach einem Beschluß der Versammlung am zweiten Donnerstag jeden Monats startzufinden haben. Gestern brachte die Sitzung noch manch interessante Angelegenheit zur Sprache, welche zu Ein gaben an den Rath der Stadt Leipzig bereits geführt haben oder doch in nächster Zeit an denselben abgehen werden. Besonders kam wieder die F r i es e n st r a tz e aufs Tapet, ein Schmerzenskind unter den Leipziger Straßen. Aeußerst belebt und zu jeder Tageszeit von Fuhrwerk und Fußgängern zwischen Leutzsch und Lindenau benutzt, entbehrt sie doch jeden festen Untergrundes, schlängelt sich in vielen Windungen an der Leuhscher Straße nach der überwölbten Bauerngrabenschleuße zu und von da ebenso an den Schrebergärten vorbei nach dem von der Stadt nach Leutzsch führenden Wege. Kein Flämmchen, keine Laterne beleuchtet ihre Spur, und wer sie bei schlechtem, regnerischem Wetter passiren muß, dankt Gott, wenn er die Strecke hinter sich hat. Auch die Dunkelheit ist dem am Abend hier öfter auftretenden Gesindel hold, und viele Familien fürchten sich daher naturgemäß, den Rückweg vom Schützenhause nach Lindenau und Plagwitz durch den Wald einzuschlagen. Die Eingabe bittet daher wiederholt den Rath der Stadt, Besserungen hier zu schaffen, sowohl was die Straße selbst anlangt, als auch hinsichtlich der Beleuchtung. Sollte di- Gasbeleuchtung wegen des unregelmäßigen Zuges oder wegen der noch nicht dem Orts gesetz entsprechenden und der von diesem verlangten Erbauung der Straße nicht möglich sein, so würde die Aufstellung von Petroleumlampen dem Uebelstande doch einigermaßen abhelfen. Die Versammlung erklärte sich mit dem Inhalte der Eingabe vollständig einverstanden, ebenso mit einer solchen, welche den Rath um eine gärtnerische Ausgestaltung des Georgs- Platzes Hierselbst bittet. Der Platz befindet sich in einem trostlosen Zustande und dient der Jugend als Tummelplatz, ohne Rücksicht auf Strauch und Baum. Eine frische Bepflanzung des Platzes und eine regelmäßige gärtnerische Pflege thue hier sehr noth. Dagegen kpnate sich die Versammlung mit einem gleichen Gesuche, den Gellertplatz betreffend, nicht einverstanden erklären, weil die an diesem Platze zur Zeit herr schende starke Bauthätigkeit jede neue Anpflanzung als un- nöthige Ausgabe erscheinen lasten muß. Hier müsse man sich auf spätere Zeit bescheiden. — Der Vorstand ist auch bei der Direktion der Großen Leipziger Straßenbahn wegen der Wagenaufstellungsgleise an den Plagwitz- Lindenauer sächsischen und preußischen Staatsbahn Höfen vorstellig geworden, weil durch die hier haltenden Straßenbahnwagen der starke Frachtverkehr nach den Bahnhöfen sehr erschwert wird. Die Direktion hat sich, wie schon früher erwähnt, zur Abstellung des Uebelstandes bereit erklärt, und nachdem auch der Rath hierzu seine Genehmigung ertheilt hat, wird diese in kurzer Zeit derartig erfolgen, daß die Endgleise der Straßenbahn nach dem dem preußischen Bahn hof gegenüber gelegenen Busche, welcher selbstverständlich be seitigt wird, verlegt werden. — Die Wahl der Delegirten des hiesigen Vereins zum Deutschen Centralverbandstage in Wies baden bezw. zum sächsischen Verbandstage in Bautzen fiel dem Antragx des Vorstandes gemäß auf die Herren Weißbach, Kohl und Flämmig. Herr Handelsgärtner Meynert geißelte hierauf den jetzigen schlechten Zustand der Lützener Straße von der Merseburger Straße ab bis zur Eisenbahn. Die Straße ist zur Zeit so verunziert, daß sie inmitten der Fahrbahn große Mulden aufweist, in denen oft beladene Geschirre, mit' sehr guten Pferden vorgespannt, stecken bleiben. Dieser Uebelstand rcsultire theils aus dem Neubau der Schleuste in der Lützener Straße, theils aus der Einlegung des Straßenbahngleises. Nun ist zwar auch die Einlegung des zweiten Gleises von der Stadt und Straßenbahn beschlossen und genehmigt, doch zögere man noch immer mit dem Beginne der Arbeiten; aus welchem Grunde, könne Redner nicht angeben. Vom Vorstandstische aus wurde die Beschwerde dahin beantwortet, daß mit letzteren Arbeiten schon in nächster Zeit begonnen werden solle, daß aber an eine Pflasterung der Straße nicht zu denken sei, weil die beiden in Betracht kommenden Faktoren in dieser Frage divergiren. So werde denn die Straße nur, wie bisher, macadamisirt werden, zu welchem Zwecke bereits 40 Lowries Kies angefahren sind. Auch wurde bei dieser Debatte darauf hingewiesen, daß die öffentliche Beleuchtung bei dem verwahrlosten Zustande der Lützener Straße Manches zu wünschen übrig laste; so würden die Straßenlampen erst spät nach H IO Uhr angebrannt, jedoch bereits kurz nach 10 Uhr oft wieder ausgelöscht. — Eine Debatte Uber die Bestimmungen der gesetzlichen Sonn tagsruhe konnte zu einer genügenden Klärung der Ansichten nicht führen. Mit der Mittheilung, daß der Lindenauer Haus besitzerverein mit seinen 377 Mitgliedern nach dem Alt-Leipziger Verein der zweitstärkste im Verbände sei, schloß der Vorsitzende die Versammlung. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement des Cultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die 3. ständige Lehrerstelle in Breitenbrunn. Collator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1100 VL Gebalt, 72 für Fortbildungsschulunterricht, sowie freie Wohnung und Gartengenuß; die 4. ständige Lehrerslelle in Breitenbrunn. Collator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1000 Gehalt und freie Wohnung. Gesuche nebst den erforderlichen Beilagen sind bis 18. Juli an den königlichen Bezirksschulinspector vr. Hanns in Schwarzenberg zu richten; die Lehrerstelle zu Zeschnig. Collator: daS königliche Ministerium Les Cultus und öffentlichen Unterrichts zu Dresden. Die Stelle gewährt außer freier Wohnung im Schul hause mit Garten ein jährliches Einkommen in Höhe von 1000 sowie das gesetzliche Honorar für Ertheilung Les Fortbildungs- schulunterrichts und des Turnunterrichts. Gesuche sind an den Collator zu richten und mit den erforderlichen Beilagen bis zum 20. Juli an Len königlichen Bezirksschulinspector zu Pirna einzureichen. — Zu besetzen: eine ständige Lehrerstelle in Reins dorf. Collator: der Gemeinderath daselbst. Einkommen: 1100 Gehalt und 150 Wohnungsgeld für einen nnverheiratheten, 180 für einen verheiratheten Lehrer. Das Gehalt erhöht sich durch Zulagen von je 150 vom 28. bis zum 45. Lebensjahre Les Stelleniuhabers bis auf 2000 ausschließlich Wohnungsgeld. Gesuche sind unter Beifügung sämmtlicher Prüfungs- und Amts führungszeugnisse bis zum 18. Juli bei dem Gemeinderathe zu Reinsdorf (Bezirk Zwickau) einzureichen. Eine ständige Lehrer stelle an der siebenclassigen Schule in Ohorn bei Pulsnitz. Collator: Das kgl. Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts, Ein- kommen 1000 Gehalt, freie Wohnung und Alterszulagen; je nachdem auch Honorar für Fortbildungsschulunterricht und Ueber- stunden. Bewerber, auch solche, welche die erste Alterszulage bereits beziehen, wollen ihre Gesuche nebst Zeugnissen bis zum 20. Juli bei dem königl. Bezirksschulinspector Dr Hartmann in Kamenz einreichen. Vermischtes. — Bei dem Festmahl aus Anlaß der 200 jährigen Jubel feier des königl. Friedrichscollegiums in Königsberg O.-P. hielt am Sonntag Amtsgerichtsrath Stürmer eine Rede, die in mancher Beziehung bemerkenswerth war. Herr Stürmer hatte nämlich in seiner Jugend vielfach Gelegenheit gehabt, in dem gastlichen Hause des Reichsgerichtspräsidenten a. D. Simson, eines früheren Schülers des Friedericianums, zu verkhren, dem er die Kenntniß einiger Episoden aus dem persönlichen Verkehr Simson's mit dem Fürsten Bismarck verdankt. Herr Stürmer sagte, wie wir der „Elbinger Ztg." entnehmen: Herr von Bismarck-Schönhausen, durch eine frap- pirende Offenheit und die verblüffende Originalität der von ihm vorgebrachten neuen Gesichtspunkte sozusagen das eukaut terribls der eigenen Partei, war durch das Vertrauen seiner Standesgenosten auch in dm preußischen Landtag entsandt, wo er alsbald mit der Ordnung des Hauses und dem darüber wachenden Schriftführer in Conflict gerieth. Vor das Tribunal des Präsidenten citirt, war dieser ernstlich bemüht, ihn zu einem gütlichen Ausgleich zu bewegen, bis Herr von Bismarck die Verhandlung mit dem ungeduldigen Ausruf unterbrach: „Das verstehen Sie nicht! Das kann nur ein Edelmann verstehen!" Ein erstaunter Aufblick des Präsidenten traf ihn, und es erfolgte die prompte Antwort: „Und das sagen Sie mir, Vesten Stamm baum mehr als 2000 Jahre zurückreicht?" Diese schlagfertige Antwort hatte ihm die Achtung seines Widerpartes erworben, die ihm von nun an in seiner ganzen politischen Laufbahn ver blieb und bei mehrfachen Gelegenheiten bethätigt wurde. Als im Jahre 1888 Kaiser Friedrich Simson zur Verleihung des Schwarzen Adlerordens designirte, da fragte er den Reichskanzler über besten Ansicht und erhielt die volle Zustimmung mit der Begründung: „Simson ist ein Gefäß, in dem ich jederzeit die lauterste Gesinnung enthalten gefunden." Und als in diesem Jahr bei der Feier der fünfzigjährigen Wiederkehr des Zu sammentrittes des Frankfurter Parlamentes von den wenigen überlebenden Theilnehmern der Auftrag an Simson, den einstigen Führer der ersten Kaiserdeputation, ertheilt wurde, dem eisernen Kanzler die Gefühle der Dankbarkeit zu übermitteln, da war der Ausdruck uneingeschränkter Hochachtung die Erwiderung des Fürsten. — Friedrich Schillers Adel. Nachdem erst kürzlich die Correspondenz über die Verleihung des österreichischen Leopold- Ordens an Goethe bekannt geworden ist, hat man jetzt in alten Acten der württembergischen Regierung das Adels diplom gefunden, durch welches Schiller am 7. Sep tember 1802 von Kaiser Franz II. auf den Wunsch des Herzogs zu Sachsen-Weimar geadelt wurde. Es werden darin die Gründe dieser Maßnahme aufgezählt. Der be treffende Passus lautet: „Wenn uns nun allerunterthänigst vorgetragen worden, daß der rühmlichst bekannte Gelehrte und Schriftsteller Johann Christoph Friedrich Schiller von ehrsamen deutschen Voreltern stamme, daß sein Vater als Officier in herzoglich württembergischen Diensten angestellt war, auch im siebenjährigen Kriege unter den deutschen Reichskruppen gefochten habe und als Obrist-Wacht- meister gestorben ist; er selbst aber in der Militairakademie zu Stuttgart eine wissenschaftliche Vorbildung erhalten und als er zum öffentlichen ordentlichen Professor auf der Aka demie zu Jena berufen, unter allgemeinem Beifalle Vor lesungen über die Geschichte gehalten habe; ferner daß seine historischen sowohl, als die in den Umfang der schönen Wissenschaften gehörigen Schriften in der gelehrten Welt mit gleichem ungetheilten Wohlgefallen ausgenommen worden sein und unter diesen besonders seine vortrefflichen Gedichte selbst dem Geiste der deutschen Sprache einen neuen Schwung gegeben hatten; auch im Auslande wurden seine Talente hoch geschätzt, so daß er von mehreren auslän dischen gelehrten Gesellschaften als Ehrenmitglied ausgenommen seh; seit einigen Jahren aber als Herzoglich-Sächsischer Hof rath und mit seiner Gattin auS einem guten adeligen Hause verehelicht, sich in der Residenz Seines deS Herzogs zu Sachsen-Weimar Liebden aufhalte . . ." Es wird dann in ausführlichen Sätzen dieses Adelsrecht dargethan und um schrieben, auch ein Wappen mit genauer Beschreibung und Abbildung wird verliehen „als einen von Gold und blau quergetbeilten Schild mit einem wachsenden natürlichen weisen Einhorne in der oberen und einem goldenen Quer streifen in der unteren Hälfte, auf dem Schilde ruht rechts gekehrt ein mit einem natürlichen Lorbeerkranz geschmückter goldgekrönter frei adeliger offener blau angeloffener und roth gefütterter mit goldenem Halsschmucke und blau und goldener Decke behängter Tournierhelm, auf dessen Krone daS im Schild beschriebene Einhorn wiederholt erscheint." Dieses Wappen darf der geadelte Dichter, heißt es weiter, „in Streiten, Stürmen, Schlachten, Kämpfen und Tournieren, Gestechen, Gefechten, Ritterspielen" rc. gebrauchen. Unter zeichnet ist der Adelsbrief vom Kaiser Franz und gegengezeichnet vom Fürsten zu Colloredo-Mannsfeld. --- München, 1. Juli. Es ist vor einiger Zeit mitgetheilt worden, daß sich die Abiturienten der Kreisreal schulen durch einen Druckerlehrling die gedruckten Themen der Ausgaben einige Zeit vor ihrer Prüfung gegen Geld verschafften und sich nun gehörig präpariren konnten. Ebenso wurde mitgetheilt, daß infolge dessen die Prüfungen für dieses Jahr für ungiltig erklärt wurden. Dagegen ist es nicht richtig, daß nun Untersuchung wegen früherer Prüfungsjahre eingeleitet worden sei oder Prüfungsresultate früherer Jahre annullirt werden sollten. Diese Gerüchte sind unbegründet. Es ist nichts dergleichen beabsichtigt. Boni Eichsfclde, 30. Juni. Ein seltener Fund ist in Fretterode gemacht worden. ES ist dies ein alter Krug, der aus reich verziertem Zinndeckel eine Medaille trägt mit der Umschrift: „Zwei Hundert Jahr steht Luther's Lehr, vr. Ittompson'8 Seifenplilvei' Ist äas bsstv uvä !m Lebrauek dW§8te unä bsyuemZts 3ekröidmLsckias Llokrodsts vrs1vl»8slßs Alas odios! Voll8t«ncklr sielitdare 8ekrM. 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