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Gerichtsverhandlungen. Köui,Itche» Landgericht. Ttraskammer N. 0. Leipzig, 14. Juli. I. Im April diese» Jahre- bot sich dem 34 Jahre alte» Bäckermeister Otto D. au« Göizscheo Belegen, heit, zu günstigen Bedingungen ein Hau-grundstück sammt Bäckerei in Connewitz zu erwerben. Sein Lontract mit seinem bi-herigen Hausmirthe in Paunsdors lies aber noch bi« Juli nächsten JahreS; indessen wollte ihn der Wirih dieser Verpflichtung entbinden, wenn er sür einen passenden Ersatzmann sorgte. Die« gelang auch D. und wurde nun ein neuer Lontract für fünf Jahr« ab» geschlossen, D. aber verpflichtete sich urkundlich, für die Dauer seines Contracts nach wie vor für jeden angerichteten Schaden zu haften. Al« seine Frau von dem Abschlüsse dieses Vertrag« Kenntniß er hielt, glaubte sie, ihr Monn habe sich nicht nur für da« Jahr seines noch laufenden Contracts, sondern auch sür die füuf neuen Contracts- jahre zur Schadenersatzleistung verbindlich gemacht und als sie auch aus der mündlich beim Hauswirtb eingeholtrn Auskunft dieselbe Ansicht zu hören glaubte, machte sie ihrem Manne Vorwürfe. Dieser ging selbst zum Hauswirth und erbat sich, um eine Abschrift zu nehmen, die Urkunde, riß aber dabei dieselbe entzwei. Durch diesen Act der Selbsthilfe hatte D. sich deS Vergehen- gegen 8 274 des Reichsstrasgesetzbuchs (Vernichtung einer fremden Urkunde) schuldig gemacht, für welches Vergehen er vom Gerichtshof mit zwei Tagen Gefängniß bestrast wurde. II. Mit seinen Eltern lebt der 21 Jahre alte Seilergeselle Bern- Hard Rudolf B. aus Buttstädt bei Weimar aus gespanntem Fuße, weil er einem Freunde derselben 1200 gestohlen hatte und mit dem Geld durchgegangen war. Nach Verbüßung der ihm wegen dieses Diebstahls zuerkannten Strafe verließ daher B. seine Vaterstadt und suchte sich außerhalb Arbeit. Mitte Mai kam er nach Wurzen und fand dort bei dem Seilermeister P. Stellung. Zu seiner polizeilichen Anmel- düng bedurfte aber B. der Papiere, die ihm trotz wiederholten Drängens von seinen Eltern nicht geschickt wurden. B. beschloß daher, zu Pfingsten selbst nach Buttstädt zu reisen und sich die Papiere zu holen. Sein Vermögen reichte aber nur gerade hin, um das Fahr- geld vierter Classe nach Buttstädt bestreiten zu können, für die Rück fahrt fehlte» ihm die Mittel. B. wußte sich aber dadurch zu helfen, daß er am Morgen des ersten PfingstfeiertageS in den Taubenschlag eines Hausnachbars stieg und diesem (dem Kleiderhändler K.) fünf Stück Tauben stahl, deren Werth K auf 85 beziffert hat. Dir Tauben nahm B. mit nach Buttstädt und verkaufte sie dort für 3 Der Verdacht, die Tauben gestohlen zu haben, lenkte sich so- fort aus B, dessen Abreise so eilig gewesen war, daß er die ia seiner Schlaskammer zurückgrlassenrn Taubenfedern nicht einmal beseitigt hatte. Der Gerichtshof verurtheilte iha uuter Anrechnung von drei Wochen der erlittenen Untersuchungshaft zu sechs Wochen Ge- fängniß. III. Auf Grund einer unter Ausschluß der Orfsentlichkeit ge führten Hauptverhondluog wurde der 41 Jahre alte Kaufmann und Cigarrenhändler Gustav Emil F. auS Königsberg wegen Sittlich- keitsverbrechen» im Sinne von 8 176,3 de« ReichsstrasgesetzbuchS unter Zubilligung mildernder Umstände zu acht Monaten Gefängnis und zwei Jahren Ehrverlust verurtheilt, zwei Wochen der erkannten Strafe gelten als durch die erlittene Unter suchungshaft verbüßt. IV. Während der 25 Jahre alte Ofensetzer Otto G. au« Langensalza bei dem Eisenhändler F. in Schkeuditz in Dienst stand, hatte er auch für den Gutsbesitzer R. in Hänichen einen Ofen setzen müssen. Um sich nun Geldmittel zu verschaffen, fertigte G. unter F.'s Namen eine Rechnung in Höhe von 114 als Kaufpreis sür den Ofen ein- schließlich der Gebühr für da- Setzen an, schrieb einen Zettel, in welchem R. um Begleichung der Rechnung gebeten wurde und schickte diesen Zettel sammt der mit F.'S Quittung versehenen Rechnung durch einen Knaben zu R, der auch die Rechnung bezahlte. G., welcher bereits sechs Mal wegen Diebstahls bestraft worden ist, hat am 23. April vom Landgericht Halle wegen Anstiftung zum Diebstahl und Hehlerei ein Jahr Gefängniß zuerkannt erhalten. Da» hiesige Landgericht setzte sür die schwere Urkundenfälschung und den Betrug eine Zusatz- strafe von drei Monaten Gefängniß fest Ein Monat der Untersuchungshaft wurde auf die Strafe angerechnet. V. In der Nacht zum 10. Mai wurden zwei Einbrecher, die sich das Ecke der Kurprinzstrabe und Windmühlenstratze gelegene L.'jche Delicatessengeschäft als Arbeitsfeld ausersehen hatten» bei der Arbeit überrascht. Während es dem Einen gelang, zu entfliehen, wurde sein Spießgeselle, welcher als der 22 Jahre alte Schlosser Anton H. aus Rothenburg erkannt wurde, festgenommen. Er trug Zange, Brecheisen und Dietrich bei sich, hatte auch zwei Cervelatwürste und zwei Flaschen Rum, sowie 50 Stück Cigarren zu sich gesteckt. H. legte sofort ein offenes Geständniß ab und gab an, er sei am 5. Mai nach Leipzig gekommen, am 9. habe er die Bekanntschaft eines Mannes gemacht, von dem er aber nur den Boruameu Ferdinand wisse. Dieser hab« ihn zu dem Diebstahl überredet und ihm auch die Einbrecherwerk- zeuge übergeben. Sein Gefährte babe die Hausthür mittel- Dietrich» ge- öffnet, dana seien sie noch Eindrücken einer Fensterscheibe in die Küche und von hier aus in den Ladru gelangt. Während er (H.) geleuchtet habe, hätte der Andere eine Schublade erbrochen, in derselben aber nur Wechselgeld gefunden. Sie hätten Wein getrunken und kalte» Fleisch gegessen, sowie mehrere Würste und Jeder 50 Cigarren an sich genommen. Ein Nachts gegen 3 Uhr heimkehrender HauS- bewohner habe da« Licht im Laden bemerkt und Lärm geschlagen. Es sei ihnen nicht mehr möglich gewesen, durch die Hausthür zu entkommen, weil ein Schutzmann sie von draußen zuhielt. Al dan» spater die Thür geöffnet wurde, sei er von dem Schutzmann, sein Gefährte von drei Civilisten in Empfang genommen worden. Es gelang aber trotzdem dem angeblichen Ferdinand, sich zu befreien und zu entkommen. Da die Ausführung des Diebstahls davon zeugt, daß man es mit einem gefährlichen Einbrecher zu thun hat, erkannte der Gerichtshof unter Ausschluß mildernder Umstände aus ein Jahr Zuchthaus und drei Jahre Ehrverlust. Ein Monat der erlittenen Untersuchungshaft wurde H. auf die festgesetzte Strafe angrrechnet. K. S. Militair-Verein Mer. 2. Leipzig, 14. Juli. Da» gestern im Etablissement „Tivoli" abgehaltene Sommerfest des K. S. MilitairvereinS I07er verlief für die zahlreichen Theilnehmer in der angenehmsten Weise. Am Nachmittage concertirte die Capelle des 107. Regiments. Die ein- zelnen Nummern des hübsch zusammengrstellten Programms wurden trefflich vorgetragen und fanden reichen Beifall. Besonders gefielen: „Das Herz am Rhein", Lied sür Posaune von Hill, „Aus der Wacht", Solo sür Trompete (Herr Berger) von Dierig, und die Parade märsche deS 107. Regiments. An weiteren Unterhaltungen gab es sür Herren ein Prämienkegeln, für Damen ein Prämienjchießen mit schönen und werthvollen Preisen. Die Knaben wurden mit Vogel- und Sternschießen, Tauziehen u. s. w. beschäftigt, die Mädchen mit Fadenschneiden, Ballwerfen, Topfschlagen u. s. w. unterhalten. Außerdem gab eine reich ausgestattete Tombola Gelegenheit, der Fortuna die Hand zu bieten und allerlei nützliche Haus-, Wirth- schaftS- und Küchengeräthe, reizende Nippsachen und dergleichen mehr zu gewinnen. Mit einbrechender Dunkelheit wurden die Kinder mit Papierlaternen versehen, welche als Schmuck eine große „107" trugen. Die große Schaar der Kleinen führte dann durch den Garten und im Saale «ine Polonaise bezw. Lampionzug aus. Nach Beendigung desselben nahm der Vorsitzende de- Verein-, Herr Brückner, Gelegeuheit, eine kurze Ansprache zu halten. Er begrüßte dir Frsttheilnehmrr und dankte denselben für die zahlreiche Betheiligung, besonderen Dank sprach er den Käme- raden aus, die durch ihre Arbeit und Opserwilligkeit zu dem schönen Gelingen des Feste- beigetragen haben. Herr Brückner mahnte dann, auch bei dieser Gelegenheit deS hochverehrten Laude-Herrn zu gedenken und schloß mit einem dreifachen Hoch aus denselben, in das Alt und Jung, Groß und Klein jubelnd einstimmte. Herr Gerhardt nahm hieraus Veranlassung, die Verdienste des Herrn Brückner uin die Leitung deS Vereins zu beleuchten und demselben ein dreifaches Hoch auszubringen. Weiter wurde noch des um sichtigen Leiters der Kinderspiele, Herrn Lehrer Kegler, dankend gedacht. Die kleine Welt wurde dann der Hrimath zugeführt, während für die Erwachsenen als Schluß deS Feste« da- lande-- übliche Tänzchen folgte. Aus -em Geschäftsverkehr. ? Recept für Erdbeerpudding. Man nehme von Ltr. frischer Milch 4 Eßlöffel voll ab und rühre damit 1 Packet Otto Hein's Vanille-Puddingpulver gut durch. Darauf koche man den Rest der Milch mit V» Pfd. Zucker, gieße die Puddinglösung unter beständigem Rühren in die kochende Milch und lasse sie, ohne das Rühren zu unterbrechen, einige Mal aufwallen. Indem man nun die Puddingmasse in eine bereit stehende Form oder Schale gießt, streut man circa '/« Pfd. frische Erdbeeren hinein, so daß letztere im Pudding recht gleichmäßig vertheilt werden. Nach Erkalten stülpt man die Form um und jervirt den Pudding, welcher vorher im Keller oder Eisschrank gestanden hat, mit Vanille- oder Himbeer- sauce. Otto Hein's Puddingpulver ist zu haben im Chocolatzcn- Geschäft Otto Hein vorm. A. A. Komm, Kurprinzstraße i (siehe Inserat). Verantwortlicher Redacteur vr. Herm. «Schling in Leipzig. " Volksmirthschaftlicher Theil des Leipziger Tageblattes. . All« für diesen TheN bestimmt« Sendungen sind zu richt« au d« verantwortlich« Redacteur deffelb« T. G. Laue i» Leipzig. — Sprechzeit: »ar vou IO—U Uhr Bor», «ad voa 4—S Uhr Rach». Telegramme. * Bremen, 14. Juli. Die bremische 3'/,proc. Zwölf- Millionenanleihe zum Courje von 98'/« ist zehnmal überzeichnet worden. (Boss. Ztg) * Pest, 14. Juli. Heute wurde die Zollenquete unter großer Bethciligung aller betheiligten Kreise eröffnet. Dec HandelSmiiiister Baron Daniel erklärte: Er halte eS für die Interessen des Londes entsprechend, die Zoll- und Handelsgemeiuschaft mit Oesterreich in der Weise aufrecht zu erhalten, daß die wirthschaftlichen Interessen deS Landes ihre volle Würdigung fänden. Um Liesen Standpunct zur Geltung zu bringen, werde die Re gierung in Zukunft alles Nöthige verfügen. Sollte dieses Bündniß nicht zu Stande kommen, wie das Interesse de« Landes cs erfordere, so sollten die Vorbedingungen dafür geschaffen werden, daß das Selbstverfügung-recht des Landes geltend gemacht werden könne. Der Minister erklärte ferner, daß die vorliegenden Daten vollkommen zuverlässig und ausreichend seien, um sür weitere Ver- fügungen zur Grundlage zu dienen. Ferner betonte der Minister, daß der vorliegende Zolltarif ein Werk von Fachmännern sei. Die Negierung bähe diesem Werke gegenüber noch keine Stellung genommen; auch sie wünsche eine freie Meinungsäußerung der Enquete gegenüber, und diese wär« erschwert gewesen, wenn die Regierung in der Zollsrage schon würde Stellung ge. nommen haben. Dem Entwürfe lägen ührigen» Maximaltanfe zu Grunde, die in Wirklichkeit gewöhnlich nicht eingeführt würden. Di» Auffassung, der Taris fei gegen Oesterreich gerichtet, sei unzutreffend, der Taris gebe nur die Grundlage sür die Einleitung der Verhand lungen. Wenn auch das geineinfame Zollgebiet aushören werde, so müsse man doch mit Oesterreich einen Vertrag schließen, der auf Gegenseitigkeit beruhe. * London, 14. Juli. Da» „Rcuter'schr Bureau" meldet aus Honolulu unter dem 6. Juli: Die Regierung von Hawai unter zeichnete einen Vertrag mit der Scriniier (?) Company zum Zweck der Einrichtung einer Kabelverbtndung mit den Ver einigten Staaten. Vermischtes. Leipzig, 14. Juli. Atz.- Der Post-Spar« und Borschubverein der Ober- Postbirectio» Leipzig ist für 1897 das letzte Mal der größte Verein dieser Art gewesen. Vom 1. Januar 1898 ab hat der neue Ober-Postdirectionsbezirk Chemnitz auch einen eigenen Spar- und Vorschußvcrein erhalten. Dem bisherige» Bezirke Leipzig gehörten 6982 Beamte und Unterbeamte an. Dieselben hatten ein Vereins vermögen von 2 131000 angesammelt. Die sämmtlichen 40 Ver eine des Reichs-Postgebiets zählen 123000 Mitglieder mit einem Gesammt-Vereinsverinögen von 31'/» Millionen Mark. Im Jahre 1897 hat dieses Vermögen einen Zuwachs von über I'/, Mil- lionen Mark erhalten. An Vorschüssen sind im Lause de- JahreS etwas über 5 Millionen Mark gewährt worden und nahezu ebenso viel — fast 5 Millionen Mark — wurden zurückgezahlt. Das ist ein sehr erfreuliches Bild von geordneten wirthschaftlichen Verhält nissen. Im Bezirk Leipzig sind 374000 Vorschüsse gewährt und 343000 davon zurückgezahlt worden. *— Ueber den Geschäftsgang in der Textil branche in Glauchau-Meerane wird der »Leipziger Monatschrist für Textil-Jndustrie« u. A. Folgendes berichtet: Dle Geschäftslage in unserem Bezirk kann, wenn auch nicht als beson ders gut, so doch immerhin als leidlich gelten. Der Geschäftsgang bleibt normal, während gleichzeitig die Preise eine kleine Steige- rung erfahren haben. Das ungünstige Wetter hat einen merkbaren Einfluß aus die Saison bis jetzt noch nicht zur Folge gehabt, wenig stens laufen Nachordres und auch vereinzelte Stammordres tag täglich in gewohnter Anzahl ein. Im Allgemeinen liegt das Ge schäft in Meerane etwa« günstiger als in Glauchau, woselbst sich jetzt das Fehlen größerer Sxportordres mehr und mehr fühlbar macht, umsomehr, als jetzt auch der Zeitpunkt kommt, wo da» deutsche Geschäft nebst dem übrigen Continentalgeschäft etwa» nach zulassen beginnt. Wie man au» den einlaufenden Nachordre» er sieht, ist da» Interesse für bemusterte, schwarze, halbseidene ErSpon», sowie für starkrippige, wollene und halbseidene Ripse in glatt und bemustert noch ziemlich bedeutend. Auch in weitrippigen Artikeln ist die Nachfrage ziemlich rege und hat einige Firmen veranlaßt, diese Artikel, sowie auch Cröpon» noch etwa» au»zumustern. Al» letzte Neuheit für diese Wintersaison dürften einig« Ripsartikel gelten, bei denen die Rippen ca. '/, Zoll von einander entfernt sind und aus diesen Fond ein große» Jacquarddesstn gelegt wird, welche», ohne direkt ein Streifen zu sein, der Maare ein streifige» Aursehen giebt, trotz der Traversrippen; gehoben wird der Effect noch durch die Verschiedenheit des Material», welche» zur Verwendung gelangt. Die Kette ist 1 und 1 gescheert und 2bäumig, zur Verwendung ge langt hierzu 1 Faden feiner Zwirn und I Faden Mohair oder West, welcher die Eigenschaft hat, im Gewebe stark aufzuwerfen; da» Kettenmaterial ist dunkel gefärbt. Im Schuß gelangt außer dem Ripsschuß nur hellgesärbte Seide zur Verwendung. Verschie denheit de» Webmaterial» und ausfallende Farbenunterschiede wir ken nun zusammen und lassen da» streifig aussehende Jacquard, dessin sich reliefartig vom Hellen Fond abheben, welcher in kurzen Abschnitten von der starken Rippe unterbrochen wird. *— Die Sächsische Bank zu Dresde» theilt un« mit, daß Radeberg aufgrhört ha», zu den Partplätzen der Bank zu ge hören. r. Sonneberg, 14. Juli. In der dieser Tage abgehaltenen Handel», und Gewerbekammerversammlung berichtete der Kammer- feeretair vr. Anschütz zuerst über die Produetions-Siatiftik, dir von Selten des Reiche« al« Vorarbeit für den Abschluß zn- künftiger Handelsverträge vorgenommen wird, und tbeilte mit, daß die in Betreff der Spielwaaren-Industri« herau«gegrb»n»n Frage- bogen nicht den Erwartungen entsprochen hätten, di» man an sie gestellt batte. Die Fragebogen, fall- st« al« Grundlage für zukünftige Handelsverträge angesehen werden sollen, waren nicht dazu angeihan, die Gpielwaaren-Industri» al« großer Beachtung werth erscheinen zu lassen. — Der Secretair der Handelskammer hat sich de-balb selbst nach Berlin begeben, und dort auch «heille man nach Vortrag an berufener Stell« di« Ansicht, daß di« Spielwaaren- Industrie durch dies« Fragebogen nicht voll erfaßt werden könne, und stellt« »S der Kammer «aßekm, selbst Fragebogen für diese Industrie in ganz Deutschland herauSzugeben, falls alle anderen in Frage kommenden Bezirke nicht» dagegen einzuwenden hätten. Die 40'/- Millionen Spielwaaren, die nach der Statistik in- Aus land gehen, werden durch die neuen Fragebogen derart in die Erscheinung treten, daß man sich der Ueberzeugung nicht wird verschließen können, daß diese Industrie auf den Export angewiesen ist und sie danach auch behandeln. Die Personalstatistik, die mit diesen Nachfragen verbunden ist, wird zeigen, eine wie große Anzahl vou Personen in der hiesigen Industrie mittelbar beschäftigt und davon abhängig ist. Di« Zählung von 1895 hat in dieser Beziehung ein richtiges vollkommenes Resultat noch nicht ergeben. I-. Elbe-Dampsschissfahrt - Genossenschaft zu Aken. E» scheinen in der Genossenschaft unbefriedigend« Verhältnisse zu herrschen, in Folge dessen verschiedene Mitglieder ihren Austritt er- klärt hoben. Es fand au- diesem Anlaß in Aken «ine Besprechung zwischen den Mitgliedern statt, in welcher auch die Umwondelung in eine Actien-G esellschaft erörtert wurde. In einer einstimmig genehmigten Resolution erklärten indeß die Anwesenden, daß sie nicht erachten, daß mit Aenderung der Gesellschaft-sorm die Mißstände be- hoben und bessert Resultate erzielt würden. Vielmehr glaubt man solche von einer Aenderung im Gefchäst-g«bahren der Ge nossenschaft erwarten zu dürfen. Tritt »ine solche «in, erklären auch die Genossenschaften, die ihren Austritt angemeldet, diese Ab meldung zurückziehen zu wollen. ß Der diesjährige deutsche Weinbau eongreß findet vom 18. bis 21. September inTrier statt. Er ist der 17. in deren Reihenfolge und der 3. derjenigen, welcher in dieser erinnerungs reichen, rasch aufstrebenden, sowie durch die daselbst stattfindenden großen Weinversteigerungen weithin bekannten, gastlichen Stadt er folgte. Derselve wird viel de» Lehrreichen und Interessanten bieten und mit ihm das 25 j ä h r t g e I u b i l ä u m des Deutschen Weinbauvereines verbunden sein, welcher in Trier gegründet wurde. — Die Congreßsitz ungen mit den üblichen fachlichen Vor trägen und Discussionen finden am 18., 19. und 20. September statt. A u s f l ü g e in die landschaftlich herrlichen Weinbaugebiete der Saar und Mosel, sowie Besichtigungen der Provinzialweinbau schule in Trier und hervorragender Kellereien, find in Aussicht ge nommen. Weiterhin ist, wie bei den früheren Weinbaucongressen, eine allgemeine Ausstellung von Gcräthen und Bedarfs gegenständen für Weinbau, Weinbehandlung und Kellerwirthschast beabsichtigt und werden die Interessenten gebeten, Anmel dung e n zu derselben baldigst an das Comitö sür den 17. deutschen Wcindaucongreß in Trier einsenden zu wollen, durch welches nähere Mittheilungen erfolgen. Von ganz hervorragendem In teresse für weite Kreise wird eine Probe von Weinen der Mosel und ihrer Nebenflüsse, sowie von deutschenSchaum- weinen sein. Bei derselben soll die Probe nach Art der bei den Weinversteigerungen üblichen stattfinden, um allen Theil- nchmern ein ruhiges Probenehmen und die Anstellung von Ver gleichen zu ermöglichen, was bei den früheren Arangements dieser Veranstaltungen nicht in erwünschter Weise ausführbar war. Eine zahlreiche Betheiligung seitens der Weinproducenten steht in sicherer Aussicht und wird von dem EomttS auf da» Vertretensetn der charakteristischen Weine der einzelnen Lagen ganz besondere» Gewicht gelegt werden. Eine Ausstellung und vergleichende Kostprobe von mit und ohne Reinhefen vergohrenen Weinen aus den verschiedenen deutschen Weinbaugebieten zu welcher zahlreiche Anmeldungen stattgesundenhaben, wird schätzenswerthe Beiträge zu dieser wichtigen Frage liefern. — Ohne Zweifel nimmt der Eongreß in der altehrwürdigen Mosel stadt einen glänzenden Verlaus und wird derselbe eine zahlreiche Betheiligung finden. Ueber das ausführliche Programm wird s. Z. weitere Mitthcilung ergehen. vr. 2. Wichse-Einfuhr und Ausfuhr. Perleberg, Du Stadt der Wichse. Unser Mitarbeiter befindet sich gerade dort und theilt un» mit, daß die berühmte Wichse in 5 Betrieben sabricirt wird, wovon 2 mit Dampfkrast und einer mit Gasmotor ar beiten. Der Versandt nach dem Inland und Ausland ist ein recht beträchtlicher; zwar wird auch anderweit Schuhwichse hergestellt, so in Stuttgart, wo die Wtchsefabrikation in Blüthe steht; am berühm testen ist in Deutschland aber die Perleberger Wichse. Von hier gehen die Kruken, Gläser u. s. w. mit dem schwarzen, das Schuhwerk verschönernden Inhalt nach England, Amerika und Rußland, wäh rend Stuttgart mehr Absatz in Italien findet. Es betrug der deutsche Import und Export an Wichse: Einfuhr 1897 3237 D.-Ctr., 18VÜ 3832 D.-Ctr., 1895 3281 D.-Ctr.; Au » fuhr 1897 9820 D.-Str., 1890 9848 D.-Ctr., 1895 II 882 D.-Ctr. Die Sin- fuhr ist hiernach nur Vs so stark als die Aursuhr, erstere werthet auf 80 900 im Jahr, letztere auf Million Mark. Da» Zurückgehen in der Exportzisser beruht vermuthlich aus einer Laune der Göttin Mode, welche da» Tragen von farbigem Schuhwerk ge bietet. Diesem aber wird Glanz durch eine eigenartige und spcn- samere Salbe verliehen, al» deren Hauptproduction»ort in Deutsch land un» Berlin bekannt ist. Im Jahre 1898, Januar-Mai, hat sich bi»her der Export ein wenig gehoben; denn e» gelangten 3892 D.-Etr. (davon 674 D.-Ctr. nach Italien) zur Verschickung gegen 3274 D -Etr. im Januar-Mai 1897. Die Einfuhr ist hingegen jurückgegangcn; denn es wurden importtrt in den ersten 5 Monaten de» laufenden Jahre» 1183 D.-Etr (davon au» Großbritannien 348 D.-Ctr.) gegen 1299 D.-Ctr. in gleicher Zeit de» Vorjahre». * AngSturg, 12. Juli. In der heute abgehaltenen Handel-- kammersitzung wurde di» Abschrift eine» Schreiben- de» Ministerium« de» Innern an di« Maschinenfabrik Aug-bura bekannt ar geben, welche» auf eine Eingabe de« genannten Etablissement» ve. zligliw de» zollfreien Bezug« von Petroleum, da- zum Betrieb der sogenannten Diefel-Motore bestimmt Ist, er- ging. Danach ist da« Ministerium im Princip mit der zollfreien Einfuhr de» zu dem angegebenen Zwecke zu verwendenden leichteren Mineralöl» einverstanden, wenn ein Mißbrauch hiniangehalien werden kann. Da di» Angelegenheit ober einer reich-gesetzlichen Regelung bedarf und die gleiche Anregung an den bayerischen Bunde-roth». bevollmächtigten in Berlin ergangen ist, will die Kammer zunächst keinen Beschluß fasse« und abwarten, wie di« Sach« im Bund«»raih entschieden wird. f:j Eine Gründer-Larri-re. Fast täglich werden jetzt neue Actien-Gesellschaften gegründet und di» Actien gewöhnlich weit über ihren Nominalwerth an da» Publicum vertrieben. Ob letztere» sich dabei gut stehen wird, ist äußerst zweifelhaft, daß ade, di« Gründer sich d«d»i sehr gut stehen, nicht zweifelhaft. Sie lieben es nicht, von ihren Gewinnen zn sprechen, in den Prospekten heißt es sogar östcr, die Gründer verkauften das neue Unternehmen zu Selbstkosten an die von ihnen gegründete Actien-Gesellschast, so daß es aussieht, als arbeiteten sie nur zum Wohle der künftigen Actio- naire und um einen Gotteslohn; in Wirklichkeit sieht dies indessen ganz anders aus. Gelegentlich besonderer Veranlassung, nament lich durch gerichtliche Verhandlungen, gelingt es zuweilen, einen Einblick in diese Verhältnisse zu bekommen. So wurde kürzlich in London einer der größten Gründer, Hooley, bankerott, und da er gaben sich recht interessante Thatsacheu. Hooley ist erst 1859 ge boren, und seine erste Gründung war 1896 die der Humber-Fahr- rad-Gesellschast. Mit einem Consortium kaufte er diese größte eng lische Fahrrad-Fabrik für den kolossalen Preis von 60 Mill. Mark, geuirte sich indessen burchaui nicht, daran» sosort eine Actien-Gesell- schaft zu machen, die dafür 100 Millionen Mark zahlte. Mit Hilfe mächtiger Reklame gingen die Actien, die dcppelt gezeichnet waren, sofort in die Höhe, so daß sie wenige Wochen darauf mir 35 Mark, das Stück von 20 bezahlt wurden, d. h. sie standen nach deutscher Notirung 175 Proc. Heute kaust man sie für 10 -L, sage 50 Proc. Hooley war nun mit einem Schlage der Löwe de» Tage», von allen Seiten strömten die Besitzer von Fabriken oder Geschäften, die ge gründet werden wollten, zu ihm, und er war durchaus nicht ängst lich, neue Actien-Gesellschaften daraus zu machen, zumal da» Publi cum blindlings Alle» kaufte, was der große Hooley an den Markt brachte. Auch bürgerliche Ehrenbezeugungen fehlten ihm nicht, die Stadt London nahm ihn in den Stab ihrer Licutcnantschaft auf, die Grafschaft Cambridge, in welcher er ein Gut besaß, ernannte ihn zum Ober-Sheriff (eine Art Landrath), und in Jlkeiton trat er als Eandidat der Eonservativen für da» Parlament auf. — Ein Mann, der im Handumdrehen einige Millionen zu verdienen wußte — ob ehrlich oder durch Schwindel, thut nichts —, ist zu allen hohen Stellungen geeignet. Er gründete nun die Fahrrad- Nöhren-Fabrik mit 5 Millionen Mark Capital, SIngcr-Fahrrad- Gesellschast 16 Millionen, Dunlop in Frankreich 13 Millionen, Trassord Park Gut 19 Millionen, Temcnt-Fabrik Gladiator 18 Millionen, Bagot Rad 4 Millionen, Schnelle Rad-Gesellschaft 7,5 Millionen, Austral Rad 2 Millionen, Bovril 50 Millionen. Die» macht mit der oben erwähnten Dunlop-Gesellschast zusammen zehn Gründungen mit 234,5 Millionen Mark in dem einen Jahre 1896. 1897 folgten: Röhren-Bestandthcile 3 Millionen, Schweppe 25 Mil lionen, Englischer Nähsaden 55 Millionen, Vereinigte Radschienen 26 Millionen. Dee Gut 12 Millionen, Blaisdell Bleistifte 2 Mill. Dies macht für 1897 wettere 6 Gründungen mit 123 Millionen Mark Capital. 1898 kamen die Vereinigten Geschütze mit 16 Mill., Lee-Mitford mit 8 Millionen und die Hydraulische Verbindung, mit 24 Millionen, also 3 Gründungen mit 48 Millionen Mark. Die letzten gingen schon sehr schlecht, weil es allmählich bekannt wurde, daß Hooley in zahlreiche Processc — 60 allein in Irland — verwickelt war, und weil nun endlich dem Publicum eine schwache Ahnung aufstieg, daß es kolossal beschwindelt sei. Man achte nur auf die Zahlen; 2'/, Jahre hindurch hatte dieses kluge englische Publicum dem Hooley und seinen Spießgesellen die Actien von 19 Gesellschaften mit 405,5 Millionen Mark reißend abgenommen und diese Wcrthe auf mindestens 600 Millionen Mark in die Höhe getrieben, dann erst dämmert die richtige Erkenntnis, der kolossalen Beschwindelung auf. Hooley ist inzwischen bankerott geworden - in dieser Weise enden fast alle Speculanten und die meisten Grün der —, hofft jedoch, daß sein Vermögen zur Deckung aller Schulden hinreichen werde. Die Schuld seines Zusammenbruches schiebt er keineswegs auf seine Unsolidität, sondern auf die Zeitungen, be sonders die Finanzblätter, welche wie die Blutegel ihre Reclame sich zahlen ließen, und wenn er ihre Bestechung ablehnte, wie die Wölfe Uber seine Gründungen herfielen. Einer Zeitung will c» 800 000 -A gezahlt haben; einer anderen gab er 200 000 für einen einzigen Artikel. Es wäre doch hochinteressant, den Namen dieser Zeitung, und noch interessanter, den etwas kostspieligen Artikel zu erfahren. Offenbar wurde darin der elendeste Schund in Aktien dem Publicum al» das Beste und Schönste ange- priesen, und wahrscheinlich ist der Artikel nicht einmal von der Re daction geschrieben, sondern von Hooley und seinen Freunden der- faßt und der Redaktion nur zur Veröffentlichung geschickt. Es war dann, wie wir es in Deutschland nennen, ein Waschzettel; ein» Einrichtung, welche auch bei den ffinanzblättern Deutschlands äußerst beliebt ist, wenn auch leider dafür nicht 200 000 pro Artikel ge zahlt werden. — Sind Erscheinungen wie Hooley, der übrigens stets mit einem Syndikate angesehener (bedeutet reicher) Personen zusam men arbeitet», eine Specialität Englands? oder giebt es auch in Deutschland Hooley»? In solcher Großartigkeit hatten wir nur vr. Strausberg als Gründer in Deutschland und dieser stand mora lisch weit höher. Jedenfalls wird aber auch in Deutschland schon zu viel gegründet und der Elfer, mit welchem beispielsweise die Ber liner Bank aus diesem Gebiete arbeitet, ist nicht unbedenklich. Wir wollen sie jedoch selbstverständlich in keiner Weise dem Hooley zur Seit» stellen. — Gründer können nur durch eine corrumpirte Presse verdienen, und die Vergiftung der Presse ist vielleicht noch verderb licher für das Publicum als die verlorenen Millionen, die übrigen» auch genug bedeuten. Hooley s Actien hotten ehemals 600 Millionen Mark Werth, heute 200, so daß die Engländer an diesem »inen Manne ca. 400 Millionen Mark verloren. V» irskitstc». V. K. Liß. f) Da ist keine begründete Au-sicht vorhanden. Nein l 2) Be! jetziger Verzinsung nein. LandwirthschastlicheS. * Pest, 14 Juli. Der Stand der Saaten zeigt geqenüber dem zuletzt erschienenen Bericht« eine Veränderung. Die Schätzungen betragen für Weizen 31,7 Mill. Doppel-Lentner, für Roggen 9,4, Gerste 18 und Hafer 11,8 Mill Doppel-Ceutner. Der Mai« steh» schön und entwickelt sich gut. Die Zuckerrübe bat sich in Folge Ler Niederschläge der letzten Zelt kräftig und reichlich entwickelt. Königliches Amtsgericht Leipzig, vantzel-re-ifter. Am IT Anil eingetragen: Herr Christian Adolf Mayer al« Procurist der Firma Komet. Musikwerk», Bauer K Co., in Leipzig-Plagwitz — jetzt in Leipzig- Lindens«. Post-, Telegraphen- und Fernsprechwesen. * Frnnkenberg, 13. Juli. Am 15. d. M. wird beim diesigen Postamt eine öffentliche Fernsprechstelle dem Verkehr übergeben. Einnahme-Ausweise. * Brüssel, 14. Juli. Die Einnahmen der Prinz-Heinrich« Bahn betrugen in der ersten Juii-Decode: Aus dem Bahnbetriebe 97 587 FrcS., au- den Minen 11 770 Frc-., zusammen 109 357 Frcs., gegen den gleichen Zeitraum de- vorigen Jahre- weniger 12 485 Frcs * New Uork, 13. Jult. Die Bruttoeinnahmen der Oregon Railroad and Navigation Company in der ersten Juli- Woche 1898 betrugen 132 260 tz gegen 105 311 tz in der gleichcn Woche de« Vorjahre», mithin 28 949 tz mehr. Literatur. Wörterbuch der BolkSwtrthschaft tu zwei Bänden. Heraus- gegeben von Prof. vr. Ludwig E l st e r. Erster Band. Ab bau bis Hypotheken und Grundhuchweseu mit Nachträgen. Jena, Verlag von Gustav Fischer. 1898. 1092 Leiten. Preis des ganzen Werke» brosch. 20 elegant Halbfranz geb. 85 Mil diesem Bande ist wiederum in der bekannten Verlagshanb- lung sür Staatswissenschasten und unter Leitung und der Mit arbeit der hervorragendsten wissenschaftlichen Kräfte die erste Hälfte eine» Werke, erschienen, auf das die deutsch« Wissenschaft und der deutsche Buchhandel stolz sein können. Wie bei dem größer und um fassender angelegten, im gleichen Verlage und zum Theil unter gleicher bewährter Leitung von denselben wissenschaftlichen Capa citäten verfaßten Handwörterbuch der Staarswissenschaften muß man auch bei diesem Werke die wissenschaftliche Tiefe und Gründ lichkeit, die bequeme und übersichtliche Anordnung des Stoffes und die leicht verständliche Act der Darstellung rühmen. Während das Handwörterbuch der Staatswissenschasten schon in Folge seiner Um fange» und des dadurch bedingten höheren Preises von vornherein nicht aus vie weitesten Volkstreise berechnet sein konnte, sondern mehr für Gelehrte, Staatsmänner größere Bibliotheken u. dgl. bestimmt ist, wird in dem Wörterbuch der Volkswirihschafl ein Werk geboten, welches geeignet ist, einen Hausschaf, in der Bibliolhek eines jeden gebildeten Mannes und ganz besonder, in der unserer Erwerbs kreise, der Landwirlhe, Industriellen und Kaufleute, zu bilden. Da bei ist gleichzeitig aus die Bedürfnisse der studirenden Jugend, die heute mehr denn je die wichtigsten Fragen der Volkswirthschast gründlich kennen lernen muß, in allen Theilen des Werker gebüh rend Rücksicht genommen worden. Je umfassender in der Neuzeit das Gebiet des Volks- und staatswirthschafNichen Willens geworden ist, um so mehr ha» sich auch bas Bedürfniß herausgeftellt, im In teresse der Gründlichkeit eine Arbeitstheilung bei der Herausgabe größerer Werke in dem Sinne eintreten zu lassen, daß die einzelnen Thetlc unter verschiedene Gelehrte zur Bearbeitung vertheilt werden. Dies ist mit Erfolg geschehen zunächst in der Neubearbeitung des ursprünblich Rau schen, später aber mehr selbstständigen Wagner- >chen Lehr- und Handbuchs der politischen Orkonomie, dann out geprägter in dem Schönberg'schen Handbuch der politischen Oeko nomie, endlich in dem grankenslein'schen Hand- und Lehrbuch der Staatswissenschasten. hoben die genannten Werke aber den Cha rakter von systematisch geordneten Lehrbüchern heibehalten unv konnten in Folge davon nur in ganz abgerundeten Partien, zum Theil nur in ganzen Bänden, auf verschiedene Autoren vertheilt werden, um die wissenschaftlich nothwenbige Einheit ntcht zu stören, so wurde bet dem erwähnten Handwörterbuch der Staa«»wissen- schaften die lexikalische Form angewendet, jedenfalls zu dem doppelten Zwecke, einmal die Arbeitstheilung im Interesse der Gründlichkeit noch weittr au»zudehnen, sodann aber, um durch alpha betische Ordnung und Abrundung de» großen Wissensgebiet» nach Einzelartikeln den Gebrauch des Werke» zn erleichtern, dasselbe populärer zu gestalten. Hatten Form und Inhalt diese» großen Werke» (es besteht au» 6 starken Bänden und 2 Supplement bänden) in wissenschaftlichen und anderen Kreisen die einmülhigste Anerkennung erfahren, so durften der Herausgeber und die Ver lagshandlung mit gutem Grunde annehmen, daß die lexikalische Form sich besonders für ein Werk eigne, welches, wie das vor liegende, noch eine wettere Verbreitung finden, dir voll»wtr»hschast- ltchen Lehren und Thatsacheu noch mehr popularisiren soll. Dabei ist in diesem Werke der wissenschaftlichen Einheit dadurch besondere Rechnung getragen, daß größere Abthetlungen, die bestimmt« ein heitliche Gebiete umfassen, aber in mehrere Artikel zerfallen, doch nur von einem oder zwei Verfassern bearbeitet sind. So sind zu gewiesen: die Grundbegriffe Pros. vr LextS-Göttinaen und Prof, vr. Zuckerkandl-Prag, die Wirthschastsaeschichte Prof. vr. von Bclow-Marburg, die Geschichte der Volkswirthschaftswissenschaft und dieBiographien(nur der verstorbenen namhaften Nationalökonomen) Prof. Or. Lexis und Bibliothekar Or. Lippert-Berlin, Hocialts- mii», Eommunismu» und Anarchismus Privatdocent Or. Grün berg-Wien, Bevölkerung, Au»lvanderuna und Colonisation Prof, vr. Mischler-Graz und Consul vr. Zimmermann-Berlin, Land- wirthschaf« im Allgemeinen einschließlich landwlrthschaktliche» Eredit- wesen Prof. Vr. von der Golz-Ponn, Agrargeschichte Professor Or. Fuchi-Freiburg i. B, Agrarpolitik Prof. vr. Sehrlna-Berlin, Forftwirthschaft. Jagd, Fischerei, Forstmeister vr Jentsch-Hann - MUnden, Bergvan Bergrath Lengemann-Llautthal, Gewerbe im Allgemeinen Prof. vr. Bücher-Leipzig, Gewerdegesetzgebung Vand- gericht»rath vr. Neukamp Göttingen, gewerbliche «rbeiterfri-e Prof. vr. Birmer-Greisswald und Prof. vr. Elster Berlin (dem nach seiner Berufung in das preußische Enltu»mlnisterium vr. Kehm zur Seite stand), Handel und Handelspolitik Prof. vr. Rathgen-Marburg, Transport- und verkehrtwesen Prof. vr. van der Borght-Aachen, Geld- und Mün,wesen Prof. vr. Lotz-München, Maß- und Gewichtswesen Synvien« vr. WlrminghauS-Köln, Credit-, Bank und Pörsenwesen Pros. vr. Echanz-Würzburg, Ver sicherung»-, Sparcassen- und Armenwesen Privatdocent vr. von Heckel Würzburg, Statistik und ein,eine große Industriezweige (Branntwein, Eisen u. s. w.l Gvndleiis Vr. Wirminghau», Finanz wesen Privatdocent vr v. Heckel, Genossenschafl»wefe„ vr. Schott- Mannheim, Gesundhei»»lvesen Prof. Vr. Flügge-Vrellau. Wie man rinerseit» au» der Namhaftmachung der Eintheilung de» Stoffe» die Reichhaltigkeit und den geistigen Umsana be» Werke» bemessen kann, so bürgen andererseit» »um «ritzten Theil schon di« Namen der