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Landrichter ManuSf«ld und Assessor Staudiager alt Beisitzern. Die königliche Staatsanwaltschaft vertrat Herr Staatsanwalt vr. Groß, die Vcrlheidiguug des Angeklagten lag in den Händen des Herrn RechtsanwaltsJobannesBarth. Als Geschworene fungirten die Herren Kaufmann und Fabrikbesitzer Berger-Schönefeld, Gelb- giesjrrmeister Rost-Leipzig, Gutsbesitzer und Geineindevorstand Fels- Venurwitz, Guts- und Ziegeleibrjitzer Schroth-Grechwitz, General agent Lutterbeck-Leipzig, Kaufmann Habenicht.. Leipzig Guts besitzer Biedermann - Kreina, Verlagsbuchhändler Wagner-Leipzig, Gutsbesitzer Sülze - Kahnsdors, Kaufmann Ctchorius - Leipzig, Rittergutsbesitzer Eckhardt-Ammelshain und Kaufmann Püttner- Leipzig. Aus der Anklagebank befand sich der ain 27. November l874 in Grabsten (Kreis Memel) geborene, bisher unbestrafte Stall schweizer Friedrich Wilhelm Br atz, zuletzt in Mahlis bei Oschatz wohnhaft. Dem Wahrjpruch der Geschworenen gemäß, der ihn des versuchten Sittlichieitsverbrechens im Sinne von 8 177 des Reichs- strafgejetzbuchS unter Ausschluß mildernder Umstände für schuldig erachtete, wurde Bratz vom Gerichtshof unter Anrechnung eines Monats der erlittenen Untersuchungshaft zu drei Jahren sechs Monaten Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust verurtheilt. Königliches Landgericht. Strafkammer IV. 6. Leipzig, 9. Juli. Schwere Diebstähle in dcS Wortes wahrster Bedeutung hat eine aus neun Personen bestehende Diebes bande in der Zeit vom November 1897 bis Januar 1898 ausgesührt. An der Spitze der Diebesgesellschaft, deren Alter von 17 bis 46 Jahre schwankt, stand der Arbeiter Albert Walther Sch., er ent- saltete die eifrigste Thätigkeit. Sein Bruder Eduard August Sch. stand ihm im Eifer uur wenig nach und der Handarbeiter Arno Arthur Felix D., sowie der Arbeiter Karl Friedrich K. wetteiferten ihnen erfolgreich nach. Zur Diebesbande gehörten auch Otto Her mann Di., Otto Hermann Ko., Franz Hermann I., Karl Hermann Schm, und Gustav Eduard Schi., während der Rohproductenhändler Karl Albert W. als Hehler in Frage kam. Ihre Haupt- thätigkeit entfalteten sie auf dem Ausstellungsplatze, von dem sie nach und nach gegen 200 Centner Roheisen ent wendeten. Zur Fortschasfung des Eisens bedienten sie sich eines Wagens und es wurden Demjenigen, welcher bei den gemein schaftlichen DiebeSzügen niit diesem nothwendigen Requisit erschien, bei der Theilung des Erlöses aus dem verkauften Eisen außer seinem Antheil noch eine Extravergütung von 50 /H. Dagegen wurden Demjenigen, der zu spät am Sammelort — gewöhnlich wurde die Markthalle dazu ausersehen — erschien, 50 von der zu erhoffenden Diebesbeute gekürzt. Sie stiegen auch in Familien gärten an der Eutritzscher Straße ein, rissen die Zinkbekleidung von zwölf Gartenhäusern, die Zinkbeklcidung von den Dächern und ver kauften das alte Zink zusammen mit dem vorgefundenen Blei. Der Lagerplatz des Architekten N. in Eutritzsch wurde ebenfalls wieder- b.olt von Len Dieben ausgesucht, hier verschwanden nach und nach Eisentheile, die das ansehnliche Gewicht von 25 Centnern hatten. Auch im Gothischen Bad ist ihre Anwesenheit nicht unbemerkt geblieben, sie haben dort Zinkblech, Bleirohr, kurz alles verwerthbare Metall mitgenommen. Den frechsten Diebstahl haben sie am 12. Januar ansgeführt, indem sie vom Eilenburger Bahnhof einen eisernen Träger einfach wegholten, als ob sie dazu beauftragt seien. Der erste Diebstahl wurde am 23. November ausgeführt, wo sie in einem Garten an dec Eutritzscher Straße 23 Psd. Zink und 10 Pfd. Blei stahlen. In der folgenden Zeit kamen sie mehrmals wieder und holten sich 24 Pfd. Blei und 43 Pfd. Zink, bezw. 24 Pfd. Zink und 26 Pfd. Blei oder 54 Psd. Zink und 33 Pfd. Blei. Sie wußten immer mit großem Geschick die gestohlenen Metalle an den Mann zu bringen, der Altwaarenhändler W. war einer ihrer Haupt abnehmer. Er wurde auch, als Anfang November der Diebesbande das Handwerk, welches sie seit drei Monaten betrieben hatten, durch die Verhaftung der Schuldigen gelegt wurde, wegen gewerbs- und gewohnheitsmäßiger Hehlerei unter Anklage gestellt. Die Beweisaufnahme gestaltete sich für ihn aber so günstig, daß er nur wegen einfacher Hehlerei verurtheilt werden konnte. Die über ihn verhängte Strafe— drei Monate Gefängniß — gilt als durch die erlittene Untersuchungshaft verbüßt. Die übrigen Angeklagten hatten die ihnen zur Last gelegten Strafthaten in der Haupt verhandlung eingeräumt. Bei der Strafausmeffung wurde Albert Sch. als Rädelsführer, der die anderen erst mit in sein verbrecherisches Treiben hiueingezogen halte, am strengsten bestraft. Bei ihm wie bei seinem Bruder und D. waren auch die am 28. April vom hiesigen Schöffengericht festgesetzten Strafen mit einzubeziehen. Es wurde verurtheilt Albert Sch. zu fünf Jahren Gefängniß und fünf Jahren Ehrverlust, Eduard Sch. zu vier Jahren Ge- fängniß und fünf Jahren Ehrverlust, D. zu zwei Jahren sechs Monaten Gefängniß und drei Jahren Ehrverlust, K. zu einem Jahre sechs Monaten Gefängniß und drei Jahren Ehrverlust, Di. zu einem Jahre Gefängniß und drei Jahren Ehrverlust, Ko. zu vier Monaten Gefängniß, Schm, zu sechs Wochen Gefängniß, Schi, und I. zu einem Monat Gefängniß, Letzterer als Zusatz zu einer Strafe von gleicher Dauer, die er gegenwärtig verbützt. Den Gebrüdern Sch., K. und D. wurden je vier Monate, dem Di. zwei Monate der erkaMen Strafe auf die erlittene Untersuchungshast in Anrechnung gebracht, die gegen Schi, und I. festgesetzten Strafen gelten als durch die Untersuchungshaft verbüßt. — Bautzen, 7. Juli. Unter der Anklage des TodtschlageS staub gestern der 27 Jahre alte ledige Malermeister Julius Heinrich Hoffmann aus Rechersdors bei Zittau vor dem hiesigen Schwur gericht. Der Angeklagte hatte in der Nacht zum 2. Mai in dem böhmischen Grenzorte Hermsdorf dem dort wohnhaften 22 Jahre alten Schuhmacher Esfeuberger mit einem sogenannten „Nick fänger" (dolcharligem Messer) einen Stich ins Herz beigebracht, der den baldigen Tod des Verletzten zur Folge hätte. Die Veranlassung zu diesem Vorkommnis war ein Streit, der sich zwischen einigen vom Tanz aus dem Gasthof „zur Stadt Karlsbad" in Hermsdorf heimkehrenden Gästen, unter denen sich auch Efsenberger befand, und mehreren Reibersdorser Rad fahrern abspielte. Es war Nachts um '/«I Uhr, als die Gäste das genannte Local verlassen hatten. Etwa 50 Schritte davon stießen sie auf die aus Friedland heimkehrenden Radfahrer, zu welchen der Angeklagte gehörte. Es wird nun be hauptet, daß einige der Radfahrer keine brennende Laterne mit sich geführt haben und daß dadurch der Streit entstanden ist. In der Dunkelheit waren die einzelnen Vorgänge, welche sich hierbei ab spielten, wohl kaum zu übersehen, denn plötzlich sank Efsenberger, von einem Slich zu Tode getroffen, zu Boden, ohne daß der Thäter sogleich entdeckt werden konnte. Die Radfahrer legitimirten sich an Ort und Stelle und zeigten auch ihre Messer vor, aber später stellte sich heraus, daß der Angeklagte inzwischen nach Hause gefahren war. Hoffmann wurde am Tage daraus verhaftet und gestand auch die That ein. Das Votum der Geschworenen lautete auf vorsätzliche Körperverletzung mit tödtlichem Ausgang unter Zubilligung mildernder Umstände. Der Gerichtshof verurtheilte den Angeklagten zu 2'/, Jahren Gefängniß. * Torgau, 7. Juli. Bon Montag bis Mittwoch wurde gegen den 26jährigen Landwirthssohn Georg Gumlich wegen Mordes und den 17'/,jährigen Dienstknecht Emil Marzock wegen Beihilfe, Beide aus Nichtewitz, verhandelt. ES waren wohl gegen 50 Zeugen vorgcladen, ja bei einigen geschah dies noch während der Verhand lungen telegraphisch. Am 26 Juni 1897 verschwand in Nichtewitz die Dienstmagd Marianne GroschinSka, Mutter einer Kindes und in guter Hoffnung, und lange Zeit blieb daS Forschen nach ihrem Verbleib vergeblich. Der BolkSmund aber bezichtele erst leise, dann immer lauter den Sohn des reichen Gutsbesitzers Gumlich der That, und di« Folge war, daß der Angeklagte gefänglich eingezogen wurde. Wegen Mangels an Beweisen mußte er aber wieder entlassen werden. Da trat der von allen Seiten während der Gerichtsverhandlungen »l- verlogen bezeichnete 17jührige Knecht Marzock auf und gab an, den Bergeort der Leiche zu wissen, und auf seine Angaben wurde an verschiedenen Orten nachgeforscht, auch rin Teich wurde abgelassen und durchsucht, aber Alles vergebens. Endlich als in diesem Frühjahr LaS Heu in der Gumlich'schen Scheune zur Neige ging, wurde die Leiche auf dem Boden der Panse gefunden. Sie lag mit dem Gesicht nach unten gekehrt. Außer an den Sachen war sie sonst fast unkenntlich, und eS wurde festgestellt, daß der Tod durch Erwürgen eingetreten war. Die Zeugenverhöre ergaben die Thatsache, daß keiner den Gumlich als Mörder be zeichnen konnte, sondern es konnte nur festgestellt werden, daß die GroschinSka stets von ihrem reichen Schatz gesprochen und den G. als Vater ihres Kindes genannt habe, während G. dies leugnete. Der GroschinSka ist Ziehgeld zugrgangen, aber Gumlich hat bis zuletzt nicht gestanden, dasselbe gezahlt zu haben und daß er der Mörder der GroschinSka sei, ebensowenig wie er an- zugeben im Stande sei, wie die Leiche der Gr. in die Scheune ge- kommen sei. Nur Marzock legte daS Geständniß ab, daß ihn Gumlich am Tage dcS Mordes zur Beihilfe gedungen habe, obwohl die Briden bis dahin sich fremd gewesen sind. (I) Er sagte ferner aus, daß er am Abend im Gumlich'schen Garten gewartet habe, und als dann der junge Gumlich mit der GroschinSka in denselben eingetreten und sie erwürgt, die Leiche mit fortgeschafft habe. Man hat nun angenommen, daß auch diese Angabe der Wahrheit nicht entspreche, vielmehr Marzock, der im Begriff stand, im Gumlich'schen Garten sich Zwiebeln anzueignen, unfreiwilliger Zeuge des Mordes gewesen sei. Die Geschworenen bejahten nach fast stundenlanger Berathung mit mehr als 7 Stimmen den vorsätzlichen und über legten Mord durch Gumlich und verneinten mildernde Umstände. Daraufhin konnte der Gerichtshof nicht anders als aus Todesstrafe zu erkennen. Das Urtheil nahm Gumlich gefaßt hin, nur das Gesicht verfärbte sich, wie überhaupt während der BerhandlungStage sichtlich zu erkennen war, wie feine Gestalt verfiel. Marzock wurde, da er zur Zeit der That noch nicht 17 Jahre alt war, freigesprochen, aber einem ArbeitShause überwiesen. Sport. 8 Tennis-Turnier auf dem Sportplatz bei Lindenau. Bei dem von Montag, den 11., bis Donnerstag, den 14. Juli d. I., stattfindenden Tennis-Turnier setzt sich der Spielausschuß aus folgenden Herren zusammen: Albert Arlös, A. E. Bos worth, Oscar Büttner, Alfred Hoffmann, Prof. Raydh, Max Vogel. Da die Entscheidung in so bewährte Hände gelegt ist, werden wohl die mitspielenden, wie auch die zuschauenden Tennisspieler mit der Gewißheit dem Turnier entgegensetzen, daß sich dasselbe zu einer hervorragenden sportlichen Veranstaltung ge- statten wird. Aber auch für diejenigen Zuschauer, die am Spiel weniger interessirt sind, ist insofern gesorgt, als an sämmtlichen vier Tagen während der Spielzeit vollbesetzte Militair-Concerte stattfinden werden. Montag und Dienstag concertirt die Capelle des 134. In fanterie-Regiments. Es dürste auch von dem weniger dem Spiel Ergebenen mit Freude begrüßt werde», ein schönes Nachmittags- coucert auf dem hübsch gelegenen „Sportplatz" genießen zn können. Die Nennungen zum Tennis-Turnier sind außerordentlich zahlreich eingegangen. Genannt haben Inländer, Amerikaner, Engländer, Chinesen, sogar drei Afrikaner, so daß für das bevorstehende Turnier der Name „international" berechtigt ist. Die Eintritts preise betragen 2 für Familienkarten bis zu vier Personen aus sämmtlichen Plätzen dcS „Sportplatz". Einzelkarten pro Tag 1 ./i, Dauerkarten für die vier Turniertage pro Person 2 * Aus der „Sport-Welt". Unter den siegreichen Jockeys in deutschen Flachrennen steht bis jetzt an ver Spitze W. Warne mit 101 Ritten, 28 Siegen und 17 zweiten Plätzen. Es folgen CH. Ballantine mit 21 Siegen und l4 zweiten Plätzen bei 80 Ritten, T. Busby mit 16 Siegen und 12 zweiten Plätzen bei 64 Ritten, R. Utting mit 16 Siegen und 7 zweiten Plätzen bei 46 Ritten, E. Martin mit 14 Siegen und 14 zweiten Plätzen bei 86 Ritten, H. Jones mit 13 Siegen und 15 zweiten Plätzen bei 80 Ritten, H. Ellwood mit 7 Siegen und 5 zweiten Plätzen bei 53 Ritten, CH. Harvey mit 5 Siegen und 7 zweiten Plätzen bei 47 Ritten u. s. w. Im Hinderniß-Rennen steht an erster Stelle T. Lipp old mit 11 Siegen und 2 zweiten Plätzen bei 29 Ritten; ihm folgen A. Märtens mit 6 Siegen und 2 zweiten Plätzen bei 14 Ritten, I. Birghan mit 6 Siegen und 2 zweiten Plätzen bei 18 Ritten, T. Martin mit 5 Siegen und 1 zweitem Platz Lei 13 Ritten, A. Röm mit 4 Siegen und 1 zweiten Platz bei 17 Ritten, F. 5z o r st m a n n mit 4 Siegen bei 7 Ritten u. s. f. — Von den 105 000 Mark des Großen Preises von Berlin sind nur 49 350 Mark durch die Sweep- stakes zusammengekommen. — Rittmeister Herzog A. F. zu Mecklenburg hat Reugeld erklärt für „Ballysax" in jämmt- lichen Rennen, ebenso für „Grey Fox" und „Lake" in allen Harz burger Engagements. Rennen zu Lingfirld am S. Inli. (Privattelegramm.) Imperial StakeS. 1500 L. Dist. 1600 w. „Schon berg" I., „Sinister" 2., „Lowood" 3. Wetten: 100:8. Zehn Pferde liefen. Tandridge Court Handicap. 100 L. Dist. 1000 m. „Sonatina'^1., „Armenian" 2., „Blare" 3. Wetten: 13:8. Sechs Pferde liefen. Starbora CastlePlate. 200L Dist. 1000 m. „Azaliel'1., „Newmarket" 2., „Red Nob" 3. Wetten 5:2. Vier Pferde liefen. Jmberhorne Plate. 100 L Dist. 1600 m. „Johnny Sands" ging allein über die Bahn. itzt Radsahrsporl. Radwettfahren finden statt am 24. Juli in Gleiwitz (Oberschlesischer N. R. V ), am gleichen Tage in Mül hausen i. E. (Velo-Club), am 14., 18. und 21. August in Berlin, Kursürstendamin (Berliner N. R. V.): Großer Preis von Deutschland. — Ein seltsames sportliches Schauspiel wird Sonntag, Len 10. Juli in Berlin auf der Friedenauer Bahn vorgesührt werden. Fräulein Dutrieux wird sich mit Paul Münd n er über die Strecke von 30 lcm messen, für die der Berliner der belgischen Concurrentin 3 km Vorgabe bewilligt. Beide werden sich von Motoren ziehen lassen. — Les na wird sich von Berlin wieder nach Paris begeben, um die Meisterschaft von Frankreich über 100 Kilo meter zu bestreiten, welche er schon einmal gewonnen hat. — Das 30 Meilen-Match Tom Ltnton-Taylor, welches am Montag wegen schlechten Wetters unterbrochen werden mußte, fand am Dienstag in Philadelphia seine Erledigung. Taylor hielt bis zur 24. Meile die Spitze, wurde aber dann von dem Engländer eingeholt, der mit einem Borsprung von 100 m das Match zn seinen Gunsten entschied. Von 6 Meilen an wurden neue Zeiten geschaffen und der Stock'sche Record für 30 Meilen (54:44') um l'/s Minute aus 53:10 gedrückt. — Der Große Preis von Berlin kommt nunmehr am 27./28. August und am 3./4. September auf der Bahn des V. f. V. W. in Halensee wie im Vorjahre zur Entscheidung. — Cordang startet am Sonntag, den 17. Juli, im 200-km-Rennen im Sportparl Friedenau; Alfred Köcher ist ebenfalls sicherer Theilnehmer. Mit Huret schweben noch Verhand lungen. — Die englischen Amateur-Mei st er schäften über 1 und 10 Meilen wurden am Dienstag zu London (Sheen Housc) gelaufen. Bourke siegte in beiden, und zwar gegen Bul- strdde und Ritchie bezw. Stuart und Ritchie. — StSPhane und Miller, der Sieger des 6-Tagerennens in New Port, wollen am 7. August ein 100-lrm-Match im Prinzenpark in Paris aus fechten. — Die zweite Begegnung Tom Linton's mit dem Franzosen Taylor fand am Montag in Philadelphia statt. Tas Match, welches über 30 Meilen ging, mußte bei der 8. Meile abge brochen werden, da Sturm und Regen die Weitersahrt verhinderten. Der Engländer war hier bereits mit 500 m im Vortheil. 8 Tas Fahrrad in der Armee. Seit Langem leisten die Radfahrer in der Armee vorzügliche Dienste, indem sie als Melde fahrer und bei mancher andern Verwendung Infanteristen und Lavallerislen nicht selten überlegen sind. Die neue Truppe gewinnt für die Armee fortdauernd an Bedeutung, namentlich da der Kaiser auf die Ausgestaltung drS Radfahrdienstes sein Augenmerk richtet und größere Uebungen.wir Erkundigungssahrten von bedeutender Aus dehnung, unter kundiger Leitung unternehmen läßt. Ein solche Er kundig ungS fahrt wurde, wie unS mitgetheilt wird, kürzlich von 30 Radfahrern der 2. Gardc-Jnfanterie-Brigade unter Führung des Hauptmann» von Eberhardt auSgesührt. Aufgabe war di« Feststellung dec Beschaffenheit eines größeren Gelände», doch galt eS auch, Erfahrungen zu sammeln für die Benrtheilung der Leistungsfähigkeit der Fahrer und Maschinen. Die Mannschaften fuhren in Litewka, Feldmütze, Tuchhosen, Schnürschuhen, Gamaschen, Seitengewehr umgeschnallt, Tornisterbeutel mit Leibwäsche und Putz zeug, Kochgeschirr ausdemRücken; Mantel,ZeltausrüstungnndGewehr am Rade; Patronentaschen, Fernglas, Melbekartentasche, Brodbeutel und Feldflasche am Koppel. DaS Gesaimntgewicht der vom Rade zu tragenden Last war 85 bis 90 kx. Am ersten Tage ging es von Berlin mit einem vierstündigen Aufenthalt in Müncheberg nach Frankfurt a. O., wo die Abtheilung gegen 6 Uhr Abends eintras, wo sie in der Caserne übernachtete. Am zweiten Tage ging es über Kiistrin nach Königsberg i. N. Von Königsberg ans ging es dann in mehreren Gruppen auf verschiedenen Wegen über Schwedt nach Angermünde. Bei Schwedt passirte nur ein Theil der Leute die Oderbrücke, dann galt dieselbe als abgebrochen und die Uebrigen mußten mittels eines selbstgebauten Floßes das andere Ufer gewinnen. Der vierte Tag brachte die Abtheilung nach Templin, während unterwegs Skizzen verschiedener Abschnitte des Geländes hergestcllt wurden. Am fünften Tage wurde das Gelände zwischen Templin und Zeh- denick abgefahren und skizzirt. Abends bezog die Abtheilung in Oranienburg Quartier, um von dort auS am sechsten Tage nach Berlin zurückzukehren. Die Leute wurden stets ohne Ver- Pflegling einqnartiert und erhielten zu ihrer Beköstigung je etwa 15 Mark. An Marschleistungen wurden an den einzelnen Tagen erreicht: Am 1. Tage Berlin—Frankfurt a. O. etwa 85 lcm, am 2. Tage Frankfurt a. O. —Königsberg i. N. etwa 80 km, am 3. Tage Königsberg in N.—Angermünde etwa 50 km, am 4. Tage Angermünde—Templin etwa 60 km, am 5. Tage Templin — Oranienburg etwa 80 km, am 6. Tage Oranienburg —Berlin etwa 30 km. Im Ganzen in 6 Tagen 385 km und täglich etwa 65 km im Durchschnitt. Es wurden hierbei größere Strecken im geschlossenen Trupp, andere Strecken in kleineren Gruppen und durch einzelne Fahrer zurnckgelegt; Häufig wurden die Chausseen verlassen, Land» und Waldwege eingeschlagen, auch quer durch den Wald gefahren. Die Kriegsbrauchbarkeit guter Maschinen auch auf den schlechtesten Wegen und manchem scheinbar unfahrbaren Terrain abseits der Straßen findet durch diese Uebungsfahrt erneute Bestätigung, wie aus dem solgeoden Schreiben an die Firma Gebr. Reichstem in Brandenburg a. H. hervorgeht: Nadfahrer-Abtheilung Berlin, den 16. Juni 1898. der 2. Garde-Jnfanterie-Brigade. Die der Radfahrer-Abtheilung für eine sechstägige größere Uebungsfahrt von Seiten der Brennabor - Fahrrad - Werke in dankenSwerther Weise zur Verfügung gestellten Fahrräder haben sich während der Fahrt aufs Vortrefflichste bewährt. Die Maschinen sind bei fester Construction geeignet, größere Gewichte, wie sie durch starke Fahrer und das mitgeführte Gepäck sich ergeben, aus jedein Bvden zu tragen und trotzdem ein leichtes Lausen auch aus Wegen niit weicher Oberdecke zu gewährleisten. Obgleich die Räder rücksichtslos aus schlechten Straßen und holprigem LValdboden gefahren wurden, so haben sich keine Materialfehler gezeigt, Ketten und Kurbel-Lager sunctionirten leicht, die Pneumatics versagten nicht ein einziges Mal. Auch bergauf laufen die Maschinen leicht und ohne den Fahrer zu übermüden. Die militairische Brauchbar- kett dieser Räder hat sich nach jeder Richtung hin gezeigt, und kann ich die Brennabor-Räder nur aufs Wärmste für ähnliche Zwecke empfehlen. von Eberhardt, Hauptmann und Compagnie-Chef im 4. Garde-Reglment zu Fuß, beauftragt mit der Leitung der Uebungen der Radfahrer-Abtheilung. Vermischtes. */» Köscn, 9. Juli. Eine Wiederholung der geselligen Zusammenkunft alter EorpSstudenten auf der Nudelsburg findet in diesem Jahre am 16. Juli Nach mittags 1 Uhr statt. — Gotha, 9. Juli. „Der Heimath zu Nutz und Ehr" lautet die Inschrift an dem Hauptgebäude der von dem verdienstvollen Gewerbeverein zu Gotha anläßlich seines 75jährigen Bestehens veranstalteten Ausstellung, die heute Herr StaatSminlster v. Strenge im Auftrage ihres hoben ProtectorS, des Herzogs Alfred von Sachsen-Coburg und Gotha, feierlich eröffnete und welche auf die Dauer von vier Wochen zum Besuch einladet. — Nur solche Gegenstände sind zugelassen, die von Bewohnern des Herzogthums selbst, sei eS mit eigner Hand, oder im eignen Betriebe hergestelll sind. Besonderes Augenmerk wurde darauf gerichtet, solche Gewerbetreibende heranzuziehen, die sich sonst zurückhalten; Heimarbeitern, Gehilfen und Lehrlingen ist durch unentgelt liche Aufnahme die Betheiligung an einer Sonderabtheilung möglichst erleichtert. Betritt man das, im Norden der Stadt, auf dem Schützenplatze nach den ebenso ansprechenden wie zweckmäßigen Plänen des Architekten R. Klepzig errichtete AuS- stellungsgebäude, so wird schon ein kurzer Ueberblick belehre», daß der Vorsitzende des GewerbevereinS, Herr vr.Rohrbach in der Eröffnungsrede mit vollem Recht das Erreichen dcS vorgesteckten Zieles betonen konnte, denn in wahrhaft über raschender Vielseitigkeit und Gediegenheit präsentirt sich die Ausstellung. An 300 selbstständige Aussteller, darunter be deutende Collectivausstellungen, wetteifern in dem Bestreben, ihre Leistungen und Erzeugnisse ins hellste Licht zu stellen; 61 Gesellen und Heimarbeiter, 70 Lehrlinge und 71 weibliche Aussteller bilden hervorragende Sonder-Gruppen. Selbst den Kenner der einheimischen Industrie überrascht die Fülle und die Gediegenheit des Dargebotenen; gar mancherlei ist zu sehen, was eine große Ausstellung nicht bieten kann; die Beschränkung in der Annahme ermöglicht ein eingehendes Studium und vermeidet den Nachtheil anderer Ausstellungen: das Verschwinden des einzelnen in der Masse, die Ab spannung des Beschauers durch Las übermäßig Vorgeführte. — Hirschberg, 9. Juli. Im Niesen geb irge herrschen Schneefälle, kalter Regen geht in den Thälern nieder. --- Köln, 9. Juli. Oberhalb Brühl entgleiste ein VorgebirgSbahnzug. Mehrere Wagen und die Maschine wurden zertrümmert. Einige Passagiere wurden leicht, der Heizer schwer verwundet. Der Heizer würde aus der Maschine unter den Zug geschleudert und ihm beide Beine abgefahren. Der Unfall ereignete sich an einer stark abschüssigen Stelle. ----- Ulm, 9. Juli. (Telegramm.) Heute Vormittag lief eine von Ulm kommende Loco Motive auf einen Materialzug auf, der zwischen Jungingen und Beimer stetten auf freiem Gleise in einem Einschnitte nahe einer Blockstation sich befand; die Maschine und drei Wagen des Materialznges wurden auS dem Gleise geworfen. Ein Bahn beamter wurde leicht verletzt, einem Italiener wurden beide Beine abgefahren, ein Zweiter verlor ein Bein und ein Dritter trug leichte Verletzungen davon. Den Locomotiv- führer scheint keine Schuld zu treffen, da der Materialzug sich auf einer Curve befand. Bozen, 8. Juli. Der Tourist Eb Hardt auS Kötben ist heute auf dem Wege vom Gipfel des Scklern nach Bad Nazes abgestürzt und erlitt eine schwere Kopfwunde. Er wurde nach Kastelruth gebracht. Ans dem Geschäftsverkehr. k Die Postschänke (Poststraße 12) bat sich unter der fach- und sachkundigen Leitung ihres jetzigen Besitzers Herrn A. Kuntzsch- mann zu einem lebhaften Verkehr ausgeschwuogen. Einmal ist «iur gründliche Renovirung des gelammten Locals vvrgenommen worden, zum Andern aber ist Alles, Ivos hier verabreicht wird, von aus gezeichneter Beschaffenheit und die Preise sehr niedrige. Ganz besonders ist der Mittagstisch empfehlenswerth. Die Einrichtung einer separaten Frühstücks, und Stehbierhalle gereicht dem Unter nehmen gleichfalls zum Vortheil. Auch eine sehr schöne Kegelbahn ist vorhanden. Vach Schluß -er Vedactio» eingegangen. Di« in dikskr Rubrik mitgelhrilten, wahrend de« Druckt« eingelaukeue» Del«,ramme haben, wie schon au» der Ucberichnsl ersichtlich, der Redaktion nicht vorgelegen. Diese ist mithin für Berftiimmelunge» und unverständliche Wendungen nicht ver antwortlich »u machen. * Wir», 9. Juli. Schachturnier. Am Freitag ge wann Tschigorin gegen Showalter, remis Marco-PillSbury. Heute siegte Alapin gegen Halprin, Caro gegen Trenchard. Remis Burn-Lipke, JanowSki-Marco, PillSbury-Schlechter, Blackburne-Showalter. Drei Partien sind unbeendet. * Pest, 9. Juli. Gegen die an dem Complotte gegen das Leben des Kaisers Franz Josef bethriligten Arbeiter wurde heute laut Gerichtsbeschluß die Anklage wegen Hochverraths erhoben. In der Motivirung des Beschlusses wird hervorgehoben, daß die Angeschuldigten gegen Ende 1897 oder Anfang 1898 sich verbündet hätten zum Zwecke der Ermordung des Kaisers mittelst Dynamits. * Zara (Dalmatien), 9. Juli. Gestern wurden in Triff abermals fünf sehr starke, dem ersten Erdbeben ähnliche Erschütterungen des Bodens verspürt. In Sinj erfolgte um Mitternacht ein sehr Heftiger Stoß. Es herrscht große Panik. * Paris, 9. Juli. Oberst Piquart richtete an den Ministerpräsiden ten ein Schreiben, in dem er erklärte, er sei in der Lage, vor den zuständigen Gerichts-Behörden nachznweisen, daß die ersten zwei vorgestern von dem Kriegs minister Cavaignac in der Kammer verlesenen Briefe sich nicht auf DreyfuS beziehen, und daß der 3. Brief eine Fälschung sei. * Paris, 9. Juli. DaS von Oberst Picquart, dem früheren Chef des JnsormationSbureaus im Kriegsministerium, an den Ministerpräsidenten Brisson gerichtete Schreiben ist im „Temps" veröffentlicht. Es lautet: „Herr^ Minister präsident! Ich hatte bisher nicht die Möglichkeit, mich betreffs der geheimen Schriftstücke, mittels deren man die Schuld DreyfuS' festzustellen vorgab, frei auszusprechen. Da der Kriegöminister drei dieser Schriftstücke auf der Kammer tribüne citirt hat, halte ich es für meine Pflicht, Ihnen mitzutheilen, daß ich in der Lage bin, vor jeder zuständigen Gerichtsbehörde festzustelleu, daß die beiden Schriftstücke, die das Datum 1894 tragen, nicht auf DreyfuS an wendbar sind, und daß daS Schriftstück, daß das Datum 1896 trägt, alle Merkmale der Fälschung an sich hat. ES wird dann offenkundig zu Tage treten, baß die Gutgläubigkeit des KriegSministerS getäuscht wurde und daß dies ebenfalls bei Allen Denen der Fall war, die an den Werth der beiden ersten Schriftstücke und an die Authenticität des letzten geglaubt haben." * Parts, 9. Juli. Der heutige Ministerrath beschloß auf Antrag des MariaeministerS Locroy, die Vertheidigung der überseeischen Flottenstützpuncte, die bisher dem Colonial ministerium oblag, von jetzt ab dem Marineministerium zu zuweisen. * Paris, 9. Juli. (Kammer.) Die Kammer erklärte nach lebhafter Debatte die Wahl des Deputirten Turrrl, des ehemaligen Ministers, für ungiltig. Dieser hatte seinem Blatte die Militairacten seines Wahlconcurrenten, eine ehemaligen OfficierS, mitgetheilt. Turrel erklärte, er habe dies in Anbetracht von Verleumdungen seitens eines Gegen kandidaten gethan, und forderte selbst zur UugiltigkeitS- erklärung auf. ES ist die erste für ungiltig erklärte Wahl. * Paris, 9. Juli. Die Affaire des früheren ArbeitS- ministerS Turrel erregt hier großes Aussehen. Während der Wahlcampagne veröffentlichte das Toulouser Blatt „Le Telegramme" die aus dem Archive deö KriegSministeriums stammende fgeheime Conduitenliste des Gcgencandidaten Turrel'S, des ehemaligen Majors Berlioz, um diesen zu compromittiren. Turrel schwor vor der Unter suchungscommission bei dem Andenken seiner Mutter und bei seiner Ehre, daß er an der Veröffentlichung der Conduiten- liste unschuldig sei. In der heutigen Kammersitzung liest der Adjutant LehLrisse das von Turrel herrührende Manuscript des Artikels des „Tslögramnre" vor. Turrel suchte zu be haupten, das Manuscript sei eine Copie des Artikels, aber Lehöerisse wies schlagend die Unwahrheit der Behauptung Turrel'S nach. In den Wandelgängen wird auch daS Ver halten des ehemaligen KriegSministerS Billot scharf kritisirt, daß dieser Turrel die ConLuitenliste des Major- Berlioz verschafft haben soll. * Messina, 9. Juli. Die zum Geschwader des Admirals Camara gehörenden Torstedobootjägrr trafen hier von Port Said ein. * Madrid, 9. Juli. Ministerpräsident Sagasta erklärt das von den Blcvttern wiedergegebene Gerücht von einem Waffenstillstände für unbegründet. * Washington, 9. Auli. Admiral Sampson tele- graphirte dem Marinesocretair Long, er glaube, daß das spanische Panzerschiff „Cristobal Colon" noch zu retten sei, da eS noch in gutem Zustande sei. Auch sei in gewissem Maße noch die Hoffnung auf Erhaltung der „Jnfauta Maria Teresa" und der „Vizenya" berechtigt. * Washington, 9. Juli. DaS Marinedepartement erwartet, daß die Beschießung der Forts am Eingänge der Bucht von Santiago heute beginnt. Melie-silbM DamtWäslht, Bettwäsche und Brant-Ausstattungen. Modelle stets in großer Auswahl am Lager. Zur Verarbeitung werden Häkeleien uud Stickereien angenommen. 8.8ollt8tm s. Etage, n MMn Krkühmmsil. XIgi'Nkl'8 KEsIii'IMii, 700 lH Ute. xroao. »et UL»»r UrmNt«. I» rwnnovt» chuaitollno, barrlhrtar Norlt»».