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BezugS-PrelS 1» der tzan-terpeditton oder den tu» Stabk» beritt und de« Bororten errichteten AuS- cabki'ellen abgeholt: dietteljShrltch ^14.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Vau» ^ üchO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Directe tägliche tkreuzbandjendung in« Ausland: monatlich Sl 0.—. Die Morgen-NuSgabe erscheint täglich'/,7 Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentag» L Uhr. Ne-action und (frpkdition: J«dannc»gaffe 8. DieErveditioa ist Wochentag» nnunterbroche» geossnet von früh 8 bi» Abend« 7 Uhr. Filialen: eil« klemm'« Sortim. (Slfretz HahnX UniversitütSstratze 1, Louis Lüsche, Katharinenstr. 14, part. und Köulgsplatz 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Drglm für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GcsMftsveMr. Nnzciqen.PreiS Die Kgespaltme Petitzeile 20 Pskf. Reclamrn unter dem NebactionSstrich <4ge- Ipalten) bO^, vor den Familleunachrichlca (ßgespallen) 40 ^. Größere Schriften laut unserem Pre!s- vcrzcichniß. Tabellarischer und Ziffcrusatz nach höherem Taris. Ertra-Beilugr» (gefalzt!, nnr mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderunz 60.—, mit Posldesörderuug X 70.—. Ännlltimkschlilb für Än;eigen: Abend-AnSgabe: Vormittag» lO Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags »Uhr. Sonn- und Festtag» früh ' ,9 Uhr. Bei de« Filialen und Aiinalilnejlellea l« ein» halb« Stund« früher. Ailzetaea s>ud stet» an di« LrpcSition zu richten. Druck und Verlag von E. P olz in Leipzig. Dienstag den 10. Januar 1893. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. DaS 1. Stück der diesjährigen Gesetz- und Verordnungsblattes für da-Z Königreich Sachsen ist bei uns eingegangen und wird bis znm 27. Januar dieses Jahres auf dem RathhauSjaale zur Einsicht nahme ösfcntlich aushäilgen. Fett Dasselbe enthält: Nr. 1. Verordnung, den Verkauf von Fleisch und von kranker Thicre betreffend; vom 17. December 1802. Leipzig, am 7. Januar 1803. Ter Rath der Stadt Leimig. vr. Georgs. Krumbiegel. Nutz- und Lrennlioh-Anction. Mittwoch den 18. Januar 1803 sollen von Vormittags 9 Uhr an auf dem Mittelwaldichlage in Ablh. 16» des Bnrnaucr Forstreviers im sogeu. Möitcrnsche» Winkel zwischen der Luppe u»d der Sluthriniic 7 Rmtt. Elchen-Nutzschrtte II. Classe, 81 - Eichen- 1 vrrnnscheitr, sowl« 1 » Buchen- 3 » Nüstern- 8 » Linden- s 70 starke Adraumhanfrn nnd 130 starke Langliausen unter den im Termine ösjenllich aushängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: auf dem obgeugenannlen Schlage. Leipzig, am 30. December 1892. Dr« Math« F«rst»e»utatt«n. Nutz- und Lrennkotzauction. Mittwoch, den II. Januar d. I«. sollen von vormittags 10 Uhr a» im TSsener Gulshölzchrn, der sogeu. Letnr ca. 1 Eichen-lülotz v. 33 cm Mittenstke. u. 4 w Länge, - 31 Birken-Ülotse « 17—37 ... 3—6 » 1 Eschen-Atvts » 21 » . » ü - b Ktrschbaum-Alötze» 21—27 ... 3—4 » 2 Kiesern-Klötze - 27—29 - » 4—b » 2 Fichten-Klülze » 18—26 « - . N—8 » 80 Vtrkrn-Lchirrhöljrr, » 65 Fichten-L langen, 0—12 cm untere Stärk«, sowie » 17 Rnitr. Eichen- 1 -- 7 » Birken- : - 2 » Kiefern« u. Fichten- - 3l ftarkr Mbraiunliaukr» und - 47 stark, La»,idauscn, unter den im Trrnttne bekannt za gebenden Bedingungen »nd gegen soiortigr Bezahlung nach dem Zuschlag« an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: in der sogen. Leine bet Lösen, unweit des Döjea-Probslheidaer Lommunicattousweges. Leipzig, am 3. Januar 1803. Die Deputation znm JohanntSdoSpital. üöniglichtL Gymnallttm. Nlinirldungkn iür Litern werden am 13., 14., 15. und 16. Januar, 11—1 Uhr angenommen. Dabet ist das letzte Schul»! zeugniß des Rngeineldeten vorznlegcn. Tic Ausnahme«» ustui,, sinSrt Montag, den 10. April, von 8 Udr an stall. Tie Zeugnisse (Tauszeugnin oder Geburts urkunde. Jinpsschciu und Schulzeugnitz vou Ostern) sind spatesten» j j bis zum 8. April einznrciclien. Leipzig, am 23. December 1802. vr. Richard Richter. Rcclor. Hollverkanf in der Lbrrsörstcrei Likcnrodc. Mittwoch, de» 18. v. Mts.. von vorn,. 10 Uhr ab ^ sollen im Hähnel'jchen Gasihose t» Klltz'chen folgende Hölzer: 1. Tchiitzbczirk (KräsenSorf. I. Schlag Jagrn 104 -1. Nutzdolz: 18 Stück Kicscrn-Sägeblöcke mit 26 im. 856 « » Langnutzholz 1.—V. El.mit876 km. 1 rm - Nutzschcit 11. CI. 1? - » Nutzknüppel. II. Brennholz rm Niesern: 247 Kloben, 1N6 Ncisig IN. Cl., 108 Reisig IV. El. II. Schlag Jagrn 102. .1. Nutzholz: 657LtllstKiescrll-L<nig»utzbolzIIl.—V.Cl. mit229stu. U. Brennhoz: rm Kiefern 235, Kloben, 1206 Reisig III. Cl., 376 Reisig IV. El III. Schlag Jagrn 80 (alter (ßtiischlag) rm Kielern 276 Reisig III Cl , 108 Reisig IV. El. IV. » »91 (alter Einschlag) nvKtesrrn12ttnllppel. V. » » 107 » » - , 8 » VI. Totalität - - - » 188 »loben. 2. Schntzbrzirk (kolbitz. Totalität (alter Etuschlag) lO Stück starke Kiksern-Stangenhausen össenllich meistbietend verlauft werden. Siyenrode, den 7. Januar 1803. Ter Forstmeister. , Brennschette. s sowie nd Diebstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurde laut hier erstatteter Anzeige: 1) eine goldene Brosche, länglich, schmal, mit Brillant, am I. d. M.; 2) eine goldriir Tamen-Remontoir-Uhr, mit goldenen Zei gern, blauer Einailleverzierung und kurzer gelber Kelle mit 2 Kw geln, vom 3l. vorigen bis l. d. M.: 3) 15 Stück klrinr silberne Mrsscr nnd 15 Stück rbens. (üabrln, ein grober silberner Lössrl und eine große silberne (Kabel, zum Theil „II." graoirt, am 28. vorigen MonaiS; 4) »ine Zobel-Boa Anfang December v. I.; b) ein Winke» überzicher von glattem grauen Stoss mit schwarzem Sammelkragen, rolh- und blaucarrtrtem wollenen Futter, einer Reih« Knöpfe» mit verdeckter Batterie und Stofshcnkel, am 3. d. M.; 6) ein Winterüberzieher von glattem graubraunen Stofs, mit schwarzem Sammetkrngeu, Knöpfen mit verdeckter Batterie und der Bezeichnung „Olwtnv Lattb, LscherSlebru" am Kragen, am 31. vorigen MonaiS; 7) ein Wtntrriibcrzikhrr von glattem braunen Stoff mit ebensolchem Sammellragen, graugelbem gestreiften Schooß- und schwarzseidenem gemusterten Aerinelsutter, Stosshenkel und Horn, knüpsen, Mitte vorigen MonaiS; 8) ein Hrrrrnprlj, getragen, mit schwarzem Pelzbesatz, am 31. vorigen Monats; 0) ein Hrrrrnpclz — Bisam — mit dunklem Ueberzug, Nerz- kragen »nd Lederdenkel, am 4. d. M.: 10) ein Winterüberzieher, hellbraun, mit braunem Saminet- kragen, einer Reihe Knöpfe mit verdeckter Batterie, hellgrauem schwarzcarrirten Futter und Kettchenhenkel, am 3. d. M.; 11) ein Wintrrübrrzirher von braunem Stoff, mit halb seidenem weibgestreistea Futter, Perlmutterknöpsen und Stoffkragen, am 5. d. M: 12) ein Kaftrn von Lltvenholz, darin eia Schach-, Tamcn- vnd Tomtnosptel, am 20. vorigen Monats; 13) ein Letter-Handwagen. Nein, vierrädrig, blangeslrichen: ans demselben 2 so-ena»ntr HrbrtSrbe mit Fra»«»- und Hans wäscke, theils A.',", theil» ,^i. gezeichnet, am 21. vorigen Monat»: 14) ein Balle» Leder — 6 schwarze Kipsr — signirt: „Xo. 2", am 2. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenständ« oder über den Thäter sind ungesäumt bet unserer Lrlminalabtheiiung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 9. Januar >893. Ta» Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Breischnetder. N. Bekanntmachung. Von einer Dame, deren Name verschwiegen bleiben soll, sind na» heute 300 Mark zur Vertheilung in Kohlenzelteln an Arme überwiesen worden, was wir hierdurch mit dem Ausdruck« de» herzlichste» Danke« zur Öffentlichen Kenntnib bringen. Leipzig d» » Januar 1893, Ta« Nrmenamt. Hentschel. Dlttmaan. Der „alte Parteyopf". * Wenn rer jetzige preußische Finanzininister I>r. Miqucl die parlamenlarlschen Verhältnisse im Reichstage und im preußische» Abgeorbnelenbause, die Streitigkeiten innerhalb fast aller Fraclivnen, die Versuche zur Bildung neuer Parleien und die bei den Wahlen «nimer mehr rinreißendc Zersplitte rung der Stimmen betrachtet, so wird er zweifellos sicti selbst gestehen, daß der Tag, an dem er in Frankfurl a. M. das damals bestehende Parteiwescn für ein Ucbel und die Parteien selbst für überlebt erklärte, sür ihn kein NuhmeSlag war. Der srühcrc nattonale Führer stand damals schon mit eine», Fuße im Ministerium, und wenn er aua, »och »icklS wußte, daß die Bedingungen ersiillt werden würden, unter denen er einen Ministerposten annchme» zu dürfe» glaubte, so war er doch wohl überzeugt, daß über Kurz oder Lang ein solcher Antrag an ihn hcranlrelcn würde. Und wenn man einen Minislerpostcn vor sich sieht und sich im Klaren ist darüber, was man auf diesem Posten erreichen möchte, so füllst man auch den Wunsch in sich aussteigcn, cs mocklen die alle» Parteischrantcn und Parteigegcnsätze fallen und die Volks vertretung sich lediglich »ach ihrer Steilung zu den Nesorm- pläncn gruppircn, die man, d. h. der künsligc Minister, im Busen trägt. Fürst Bismarck hat diesen begreiflichen Wunsch sogar während seiner ganze» Amtsführung gehegt. Und hat er auch nicht, wie ihm nachgesagl wird, die Bildung einer BiSmarckparlei t-uns plii'L!-» acwüuschl und erstrebt, so hat er c« doch nie an Bersuchc» fehlen lassen, die Parleien so zu behandeln nnd gegen einander auSzuspielen, daß eine ibm im Großen nnd Ganzen ergebene MajorilälSgnippirnng entstände. Und wenn der erfahrene Realpolitiker Bismarck von der Sehn sucht und dem Trachten nach einer mehr oder minder aus gesprochenen Bisniarctparlei sich nicht hat trennen könne», so wird man cS nicht verwunderlich finden, daß Herr Iw. Miguel, bevor er in sein Amt trat, durch eine Rede die Scheere an den „alten Parteizops" legte, um zu ermögliche», daß znnäckist wenigstens in Preußen eine parlamentarische Mehrheit sich ä In Miguel frisireu lasse Hätte der große Finanzpolilikcr in einer Zeit politischer Stille an die Ausführung seiner Resormpläne gehen können, so wäre ihm auch vielleicht sein Versuch, aus dem allen »Zopf* eine seinen ministeriellen Augen gefälligere Frisur bcrznslellen, gelungen. Jene Resormpläne sind in der Tl'.tt bedeutend und eingreifend genna, um das ganze preußische Volk und seine Vertreter, wenn sie nichts AnrereS zu sorgen und zu bedenke» haben, in zwei große Lager zu vereinigen, rcsp. zu trennen. Aber taS preußische Volk und seine Vertreter ballen, als Miguel in sein MinistcrpalaiS cinzeg, noch viel mcbr zu sorgen und zu bedenken, als eine Reform der direkten Stenern. Man stand noch unter dem tiefen lLindrucke de« Rücktritts BiSniarck'S nnd dem nicht minder tiefen eines neuen (5urscS, von dem kein Mensch begreifen konnte, wohin er eigentlich steuere und wie er sein versprechen, den allen (5urS zu steuern, mit seine» Handlungen vereinbaren wolle und könne. Herr Miguel, ber alte nationallibcrale Fiibrcr, war Mitglied eines Ministeriums, da« den Goßlcr'schcn Volksschulgesetzenllvurs verschluckte, nm den Zcdliy'schen cinzubringen, zu pertheidigen und aus böhere Intervention gleichfalls zu verschlucken, tss hieß zwar, der Finanzministcr habe wegen dieses EnlwnrseS seine (Lntlaffung erbeten und fei nicht ganz ohne Einfluß auf jene Intervention gewesen — aber „was Gewisses weiß man nicht". Außer jedem Zweifel siebt es iedock', taß Herr Miguel, der ja in seinem sxcciellen Ressort seine bestimmten und klar ersichtlichen Wege geht, nicht i» rer Lage ist. auch nnr in Preußen, geschweige denn im Reiche einen erkennbaren Einfluß auf bie gesammle RkgicrungSpoliiik zu üben, dem unklaren und schwankenden Cursc, der nur ein unsicheres Tasten nach einem Eurse ist, eine bestimmte Richtung zu geben und dadurch auch der preußischen und der gesammten deutschen Nation Anstoß und Anleitung zu einer neuen und festen Parleigruppirung zu geben. Der „Zops" "freilich ist gelockert, aber was wir eingetauscht baden, ist ein Wurstelkopf, auf tem bie Haarbüntel wirr durcheinander sabrcn und der die beste Aussicht bal, zu einem »nenlwirrbarcn Weichselzopfe sich zu gestalten. Herr Miguel iräat daran einen Tbrii der Schuld, einen anderen, weit größeren, seine Herren üollegrn und vor Allem der Nach solger Bismarck«, der Steuermann Ke« „neuen Lurscr" der kein CurS ist und zu dem also auch Niemand eine rechte Stellung nehmen kann. Nur Männtr mit energischem Willen, die baü ganze nationale Leben in neue, klar ersichtliche Bahnen zu lenken versuchen, und große, die ganze Nation bernbrcnde Ereignisse sind im Stande, alte, ans historischer Grundlage erwachsene Parlciverbände zu lösen und a» ihrer Stelle neue erstehen zu lassen, die eine Aufgabe im Staatslebcn erfüllen. Als Gras Eapriri den Goßler'schen Cchiilgesetzenlwnrf verschluckt halte und den Zetlitz'schc» mit Energie verlbcidigte, war er nabe daran, die alten Parteischranken über de» Hausen zu werfen, die alten Parteiprogramme in die Nuinpelkammer zu stoßen und die Nation in zwei große Lager sür nnd wider die Ausrichtung einer slarr-confcssionelle» Herrschaft zu treibe». Die Eonser- vativen, bie vorher für de» Goßlcr'schcn Entwurf sich hatten gewinnen lasten, gingen mit Pauken und Trom peten in baö Zedlitz Eapnvi'schc Lager über, in dem daö Eenlrnm die Elite-Truppe bildete; auf der anderen Seite rückten Freiconservalive, Nationalliberale und Deutsch freisinnige einander so nabe, daß ibrc Proteste wie auS einem Munde käme», »nd selbst die süddeutsche Dcmokralie, die vorher dem Ecntrum Handlangerdienste geleistet Halle, besann sich ans ihre liberalen Grundsätze. DaS war die einzige Epoche, in welcher der Mann am Steuer einen festen EnrS einschlagcn, ein festes Programm aufslellcn zu wollen schien Aber als dieser Schein verflog und Graf Eaprivi, mit zwei verschluckten Volksschulgesctzen im Leibe, aus da- Kanzlcrgul sich zurückzog, da waren auch die Spuren teS Anlaufs zu einer neue» großen Scheidung und Grnppirung der Geister wie weggewcht. Je mehr er lavirtc, nm so mehr waren die Parteien zum Lavircn gezwungen. Noch einmal hätte er Ge legendcit gehabt, durch einen gewaltigen Appell an die Nation die wachsende Zerklüftung in eine Sammlung zu ver wandeln: als er seine Militairvorlage vorbereitete und eiubrachlc. Hätte er nicht damals au» seinem Miß erfolge mit der Zedlitz'schc» Schulvorlage geschlossen, er müßte das Ding an einem anderen Ende ansasse» und die Ration allmälig niil ailcrband Mittelchen mürbe machen, statt ihr mit einem klar übersichtlichen Plane resolut vor bie Augen zu treten; hätte er damals die^Motivirung, die langsam nachbin lt.t liebige Frisur zu wrkren. die ibm Graf Eaprivi »ach Bedarf nnd Neigung von wechselnden Gehilfen und Lehrlingen znrcchl- slutzcn läßt. äntt.vorausgesendct, ein große« Bild unserer mililairischcn ! rer und politischen Lage mit packenden Zügen entrollt nnd mit Namensnennung derseiten Entschicdcubei!, mit der er vormals die Freunde' ac,ai,ä> und Gegner der zweiten Volksschulvorlage in ein „christliches und ein „atheistisches" Lager ries, die opferwilligen nationalen Elemente zur Scheidung von den Schachergeislern und de» verbissenen Gegner» einer nationalen MachtcntsalttMg aus gerusen, stall mit tröpfelnden Durchsickerungen die Nation z» verwirre» und zu verstimmen: so wäre die „reinliche ischcidnng" der Geister längst eingctrclcn nnd wir wüßten seit Wochen, welches Schicksal die Vorlage haben wird »nd wo die Wähler die verbissene Opposition, die Schachergeister und die opferwilligen VaterlandLsreunde zu suchen haben. Daß wir da« nicht wissen, daS ist die Ursache der all gemeinen Unsicherheit und Mißstimmung, das die Ursache der heillosen Zerfahrenheit. Um so tbörichler ist es aber auch, an den alten Parlciverbänkcn nur den allen Parteiprogrammen zu rütteln. Nichts stellt der Nation ein so klägliches Zeugnis; der Unreife aus, als diese Versuche es lbun. Das Regiment, daö diese Verwirrung aiistiflet, lebt von nichts und fristet sich durch nichts, als durch die Zerfahrenheit der Parteien »nd ihrer Hintermänner. E« wäre längst gewungen, eine entschiedenere Farbe zu bclennen und eine bestimmte Flagge zu entfallen, wen» cs nicht besten dürste, auS dem confuse» Durcheinander der Meinungen am Ente doch eine dürftige Majorität sür cinrelne Zwecke zusammen zu bringen, bente diesen, morgen jenen Wind in die Segel zu bekommen und am Ente Ziele z» erreichen, die eigentlich der ganzen Nation zuwider sind. Mil jedem versuche, eine alte Partei zu zerschlagen und auf ihren Trnnlmcrn eine neue zu errichten, die dock, »nr lavircn muß, so lange die Regierung lavirt, und doch kein sesteS Programm haben kann, so lange die Negierung die Prvgrammlosigkcit zu ihrem Programm macht, trägt man nur neue» Dünger auf den Acker, aus dem die Unsicherheit und der Mißniiilb wachsen. Wenn irgend etwas nnS fruchten und aus der Herr schenken Unklarheit uns befreien kann, so ist cs der Versuch, die verwandten Parteien ru tem Zwecke zu einigen, die Re gicrung zu einer klaren SleUiiiignabine zu »vthigcn und sie zn zwingen, statt der vieldeutige» Erklärung, sic nehme daö Gute, wo sie eS sinke, eine bestimmte Antwort aus die Frage zn geben: „Was ballst bu sür gut »no wie willst du all baS Gule, bas dir vorsibweht, erreichen." Eine präcise Anlivort ans tiefe Frage wird allerdings so leicht nicht zu erreichen sein; aber schwerer ist es nicht, als neue Parte Programme zn mache», vb»c zu wissen, wa« bie Regierung eigentlich will. Was Parleien, die ihre Hauplausaalc klar erkennen, trotz aller Meliinngsverschicdenbeilcn und Meinung» slrcitigkcilen erreichen lönnen. zeigt sich bei »ns in Sachsen. Das alle couscrvaliv naticnalliberal fortschrittliche Earlel gegen die Svcialdcmokcalie besteht sogar trotz des conservalivcn Parteitages fort und wird bosicnllich e>» unerschütterlicher Wall argen den Ansturm der svcialdcmvkralischcn Umsturz Partei bleiben. TaS Ziel, daö im Reiche zu erstreben ist, ist wahrlich nicht kleiner. Es bandelt sich jetzt darum, erstlich selbst zu wissen, wie weil die national gerichteten Parteien in ihren "Bewilligungen für mililairische Zwecke gehen wollen nnd können, und zweitens genau zu er sabrcn. was entweder die verbündeten Negierungen von ihren Forderungen streichen, oder wa« sie den Schacber- gcistcrn für eine unverkürzte Bewilligung bieten wolle» Ist da« klar, so ist da« Wcientlichste von allem klar, waS wir wissen müssen, nm aus der bcillcsen Unsicher beit bcrausznkomnien und festen Boden unter die Füße für eine Grnppirung zu bekommen. Und wird da» nicht erreicht, weil eS den vorwiegend nationalen Parteien an Einsicht nnd Energie des Wollen» gebricht, so ist >ete neue Partei, die nicht im Handnmdrebc» die starke Halste de» Reichstages in ibr Lager bineinzwingt — unk an diese Möglichkeit glaubt wobl kein Mensch —, nur ein offenes Zngeständniß an dir Lenker de» neuen Eurse», daß das deutsche Volk wohl tbörick't genug war, sich von Herrn I»r. Miquel einen „alten Zopf" abschneiden zu lasten, aber nicht vernünftig und energisch genug, nm sich gegen jede de Deutsches Reich. ü8 Berlin, 9. Januar. Ter todlgcborcne WelsenscndS- O- il > Ilnngs - Scbwii: del dcS „ vorwärts" ist nnnmcbr auch cingesargt. Der „NeichSanzciger" hätte sich mit der Erklärung begnügen könne», daß O-nittungen von Empsängern gar nicht ausgestellt worden sind; sür die Kennzeichnung des Herr» Lieb knecht ist eS aber wcribvoll, die Vorgeschichte seines Schwindels oder wenigstens einen Theil davon zu ersabren. Taß der ehemalige Hanplinann Miller und sein von „a»slänti>zc»Gcsin»ungcn" be seelter Mitarbeiter Lnnge an die Echtheit der O»ittn»gen geglaubt haben, ist »»wabrscheiiilich, aber möglich. Bei Herrn Lieb» lnccht ist eine solche Möglichkeit ganz ausgeschlossen. WaS er vcröstentlichle. ist. ohne die gefälschten Unterschriften, „wörtlich" das Material der Wclsenfondö-Broschüre, deren Herausgabe der Verleger Eacsar Schmitt in Zürich vor bereitet batte, aber, weil er sich betrogen sah, sistirte. Liebknecht innßte wissen, warum Schmidt von der Veröffentlichung der bereits gedruckten Schrift ab- stand nnd dadurch einen finanziellen Schaden auf sich nabm. Liebknecht wußte auch, daß man in Paris die Herausgabe der Schrift adelet,»t batte, »nd er kannte seine Franzosen zn genau, »m nicht überzeugt z» sein, daß mau dort aus die Führung eines Schlages gegen Dcnischland »nr dcSbalb verzichtete, weil man auS Zürich wusste, daß — wegen der Unechtbeit der O.nittungcii — gar kein Schlag, sondern nnr ein blamabler Lnstbicb beranSkänie. DcS von zwei dcnlschscind- lichcnSteUcnro» der Hand gewiesenen Lttgenlinleriiebmciisnabin sich nun der „Vorwärts" an, nachdem der Panama-Scandal den Neid des „dculschen" Soeialisiensnbrcrs aufs Acnßcrste gesteigert balle. Gefälschte Namen zu veröffentlichen, war im Hinblicke auf die Gerichte auch sür ibn nick-l angängig, aber er verfiel aus den Getanlcn, daß sich mit „Quittungen" ohne Unterschritt auch etwa» machen ließe. Nun wird amt lich sestgcsteltt, nicht allein, daß die Schnilstiicke, die sich in den Händen der Miller und Lunge befunden batten nnd ohne im „ Vorwärts" inhaltlich niilgclbeitt wurden, gefälscht sind, sondern daß es überhaupt keine WelsenfvndS Quittungen gicbt und gegeben bat. Daö Letztere bat man im „Vorwärts" offenbar nicht gewußt, wenn man anch wnßle, daß das Veröffentlichte ans Fälschung bcrnbtc. Und die Leser de» „vorwärts" wissen cS noch beute nickst, kenn das Blatt unterdrückt diese» wickstigste» Pnnct in den Mittlicilungc» des „ReickiSanzcigers". WaS Herr Lieb knecht sonst verbringt, ui» den Schwindel z» rrchlfcrligen, löniile wegen seiner maßlos verlegenen llnbebolsenbeit Misteid erregen, wenn eö sich elc» nickst i.m einen Schwindel bandelte. Da er die Tbatsacbe der Nickst- erisien; von Quittungen seinen Leser» vorcnlbält, kann er bestreite», daß die Schrisiniicke in Zürich verbrannt werden seien, und er tönt es auch. Er findet aber in der Verössenl' lickning des „Rcichsaiizeigcrs" de» überzeugenden Beweis, daß eckstc Quittungen sich im Besitze Miller'S bcinnten haben, also auch die im „Vorwärts" veröffentlichten Belege echt sind. Damit wird zugestantc». wa» allerdings schon srüber außer Zweifel stand, taß der „Vorwärts" dasMiller sche Material a» sich gebracht hat. dasselbe Material also, da» derselbe „Vorwärts" am 7. April >802 als da» Ob ject eine» infamen S ch a ch e rg e s ch ä f t S in den Händen des berüchtigten Ehrcnberg bezeichnet ball'. Toch davon abgesehen: in dem Umstand, daß die deutsche Regierung von der Vernichtung comvre»iittirc!i- der Schriftstücke nicht» wisse» will und de» GcsanNcn, der der Sacke näher trat, weil er von der Un- eckstheit der von ihm nickt cinaesehciicn Papiere nickt über zeugt war, geradezu rectstieirt, in diesem Umstande tollen die Leser de» „Vorwärts" den „unanscckstbarcn Beweis" erblicken, daß die Schriftstücke echt nnd eom- promillirend waren! Diesen Ge'allen werden Herrn Lieb knecht nickt einmal die Fraelions Mamclnke» lbn», geschweige denn die „Genossen", die de» „vorwailS" stbo» vor dieser plumpen Schwindclaction siir ein ungeschickt religirteü Blatt geballe» babcn. Freilich die Negierung bat nach dem „Vor wärts" die Angolcgenbeil erst siir einen „Schwindel der schlimmsten Art" erstatt, „nachdem" der Hanptman» Miller aus Ebrc »nd Gewissen erklärt, die Quiltiingen seien ver brannt. Also weil ein Mann, der sick in höchst zwcisclbaftc Untcrnebinnngen eingelassen bat — Miller operirlc entweder wstsenstich mit gefälschten oder wissentlich inst gc- stoblcnen Schriftstücke» —, weil ei» solcher Mann ans Elire nnd Gewissen auüsagt, er habe die coniproinistirenkcii Quittungen vernicklet, fühlt sich die deutsche Regierung bcriibig«! Und die», obwobl ihr bei der „"Verbrennung" anwetenter Beamter während dcS Antokas'-s dem Ofen den stillsten kehrt, weil er sich sagt, daß die z» verbicniiciidcn Papiere, die man ibm ebcnsowcnig niil Unterschriften gezeigt, wie dem Gesandten von Biilow, nur Eopicn der Originalsälsckning sein werten! Das Allcrkoinischste aber ist, daß der „Vorwärts" den „Hanplinann Miller", ans dessen Ehre und Gewissen die dculscke Regierung sick, angeblich so uttbedenllich verlassen bat, tesEirbruch» beschuldigt. Den»,wenn die vom „Vorwärts" veröffentlichten Quittungen eckt wären, so könnte sic Miller nickst verbrannt baben. Selbstverständ lich trittst Herr Licbknrckst. „zur gegebenen Zeit" weitere Mit- tlieilnngcn zn macben. Diese Flniiierci ist nach dem Bekannt- werten der Dbatsachen schon nickt mehr srcck, sonder» einfach albern zn nenne». Die Drobnng verliert nickst» an ibrer Lächer lichkeit durch die Bemcrlnng de» „Vorwärts", die Tbatsacke, dag die Miller'schen Papiere niil einer dünnen grün-weißen Schnur zusammcngcbalten waren, sei „interessant". Ter Zweck ist, glauben zu machen, daß der „Vorwärts" noch nicbr weiß, als er „vcröstcnllichl" dal. vielleicht und wabrscheiiilich ft-ll durch den Hinweis ans eine deutsche Landcösarbe den Ecmbinationen eine bestimmte Richtung gegeben werden — der Strobdalm, an den der Ertrinkende sich klammert. Ans bie anitlichen Veröffentlichungen weiter einzugebcn, „behält sich" Herr Liebknecht „vor", seinen Gewabrsniann erklärt er in» reffen ebenso wenig, wie Herr Miller, nennen zn wollen. Aber Beider Gewährsmann ist ja rin und derselbe Mann. Der „Vorwärts" hat zugrstandtnermaßen die Schriftstück«.