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LeD«ttß» «ch Tr»E<»r FlNile»: VE» W-WG^O Gnttt». kMlfreD Hn8>)^ OUMsEvsMuMMllHG ZE KatHartnenflr. K-nk--»üch 2 Attzeiger. VkM filr Politik, Localgeschichte, tzandels- und Geschäftsverkehr. die «gespaltene Pttitzeil« 20 Psg. Re«lanr»ck «tm da» R»-«cti,u«strich l4ß». ßiaU»») 50^. >wr de» A^illenaachrich^ (6,«spalte») 40^. Grüben Schrsste» lant unsere« Vreis- drrzeichniß. Tabellarischer und Zisserulatz »ach hüherru, Tarif. Ertra-Veilaaen (gefalzt), »»r mit bee Morgen.Ausgabe, ohne PostbefSrderina S0.—. mit Postbes-rderuug V».--. A»«ahmeschl«t für Anzeige«: (nur Wochentags) Lbend-Äu-gabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen.Ausgabe: Nachmittags sUhre Bet den Filialen und Annahmestellen je «in» halbe Stund« früher. «»teigen find stet» an die Expedition »u richten. Bruck »ud Verlag von E. Pol- in Leipzig. ^rt72. D^e rstag den 1. October 1898. 89. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekarmlmachrmg, de» La«str»o«den-Uuterrtcht in »er Pgrochte L..Vlagtottz »etreffend. Die Anmeldung derjenige« in hiesiger Parochie wohnende» Ton- flrmanden, welche anderwärts Schulanftaltea besuchen, wird in den Tagen »on» 8.-4. vetoßer, Vonnittag» 12 — 1 Uhr ««» «och. «ittag» 8—4 Uhr in hiefiger PsarramtSerPeditiou, Fri«drichstraße S, Pfarrhaus Part, erbeten. Beizubriuge« ist Geburt», und Taufzeugntß. L-Plagwttz, 28. September 1895. Gn^lnth. Pfarramt, k. Schmidt. Perleaung -es Postamts 5 in Leipzig. Zum 1. Oktober wird da« Postamt 8 hier au» dem Grundstück «enmarkt Nr. 18 (Hohmann's Hof) nach dem Haus« Thoma». gaffe «r. 4 verlegt. Bon demselben Tage ab ist mit dem genannten Postamt« eine Telegraphenbetriebsftelle verbunden. Leipzig, 87. September 1895. Der Kaiserliche Vber-Poftdtreetor. Geheime Vber-Poftrath. Walter. Lekannlmachung. Die Ergebnisse unserer Stadtvermessung sollen, soweit möglich, auch für Private nutzbar gemacht werden; iusbesoudere können zur Zeit von der inneren Stadt itopien im Matzstabe von 1:250 de». 1:500, von der Süd-, Ost-, tnneren Nord- und inneren Westdorftadt in Alt-Lrivzig, sowie von den Feldflächen in Leipzig. TonneMttz Lopien theil» im Matzstabe von 1:1000, theil« von 1:500, Lageplane in jeder anderen gewünschten Verjüngung und Flichenterechnnugen durch unser Stadtvenneflungsamt — Reud- nitzer Rathhaus, 2. Obergeschoß — angefertigt werden. Von dem gröberen Theil« Ler vermessenen Fläche» sind auch gedruckte Blätter, theil« im Matzstabe von 1:1000, theil« von 1:500 in unserem StadtvermefsuugSamte und der Hiartchs'schrn Buchhandlung, Grimmaische Straß, SS, käuflich zu haben. Der verka»s«pret« beträgt für gestochen« Blätter im Matzstabe von 1:1000 bei voll« Bebauung 8^l» für alle übrige» gestochenen ob« autographtrte» Blätter je 4 F«u« «ist» wtt wtederho» darauf hin, daß Neuaufuahm«, durch nus«Etadwtrmessuugsperjosg^iLdrnjexiae».debautry,St-dt. Ib-i'«> »»» Vermessung selbst noch nicht, jedoch dir Retzleguug bereits erfolgt ist, ausgeführt werden können Hierauf gerichtet« Anträge sind ebenfalls bet unserem Stadtver. messungsamte anzubringen. Die Vergütung hierfür wird im Allgemeinen nach de» für Arbeiten geprüfter Feldmesser üblichen Sätzen berechnet, die Ber- messungskosten werden dem Antragsteller aber nur antheiltg an. gerechnet, wenn die Vermessung für den Stadtplau bereits erfolgt oder für diesen verwendbar ist. Zur Vermeidung von Mißverständnissen wird jedoch darauf hin gewiesen, daß dem Antragsteller ein verhältnißmätziger Zuschlag für den Vermessungsaufwand nicht nur im Falle einer Neurartirung in irgend welchem Matzstabe, sondern auch dann berechnet wird, wenn e« sich um die Anfertigung einer genauen Eopie auf Leinwand. Papier handelt. Bet einfachen Pau«zeichnungen dagegen wird dieser Zuschlag ermätzigt. Leipzig, am SO. September 1895. Io. S54. Der «ath »er Sta»t Leipzig. vr. Georgi. Etz. Lekamltmachung. Nach der Bekanntmachung der Königlichen Brandversicherung«. Kamm« vom 8. August dieses Jahre» ist zu dem auf »e« 1. vttober »iefe» Za»re» fallenden zweiten Brandcassentermi« bei der GetiiuVeNerficherungS- Abthetlimavon jeder Einheit Ein Pfennig zu erheben. Bei der «»thetlnng für freiwillige Versicherung bleibt der Beitrag von Et« «n» eine« halbe« Pfennig von jeder Einheit unverändert. Di« HauSbesttzer bezw. deren Stellvertreter werden deshalb auf- gefordttt, ihre Beiträge spätesten« binnen 8 Tagen» von dem Fälligkeitstag« ab gerechnet, an die bekannten Zahlstellen unsere» Stadt-Steuer-Amte», hei Vermeidung de» sonst «intretenden Bei- treibung-verfa-renS, zu bezahlen. Leipzig, am 26. September 1895. Der Rath »er Stabt Leipzig. vr. Georgi. Koch. Viebstahls-Lekanntmachung. Gestohlen wurden laut hier erstattet« Anzeige: 1) eine golbene Eravattennabel mit einem in Silber ge. triebenen Frauenkopf« «ud 8 rotheu Steine», ein« dergl. mit Kopf in bunter Emaille und mit eine« Diamant, am so. September; 2) eine aolbene Damen-Nemontotrnhr mit gerieft« Rück, feite mit Schildchen, einaekritzelter Reparatur-Nr. 14865 und Ssträugtger kurzer goldener Kette mit 2 Kugel«, am 20. September; S) ein Sommerüberztrber, dunkelblau) mit «in« »«deckten Reih« Etetunutzknüpfe und schwarzem Futter, am SS. September; 4) ei« großes Deckbett, gebraucht, mit rothgestrelftem Inlett, ei« Ktnber-Deckbett, neu, mit ebensolchem Inlett, August; 5) ea. HO Stiick Hanbtücher. theils uen, theils gebraucht, ge». I" am SO. September; . 6) ei» «alle» mit »nnkelbrannt« Lsbsnstoff, 20-25 bg schwer, gez. „S. 4. 18122", am SS. Geptemb«; 7) NN valen »ranne» Leber (5'/, Dsch. Häute) zu arbeiten für Buchbinder zugerichtet, 15 bg schwer, gez. „L. 0. am U. September? ^ P et» Pnenmatit-Rover, aebraucht, mtt der Nammer 8856 und der Bezeichnung ,Fr»u, Sattst, riajrvitn-, mit ein« Lust, pumpe, Velkanne »ud eine« Schraubenschlüssel tu der Tasche, «n 28. Septemb«; ttt-Nooer, «tzftem „Swift", Modellmit er 1V auf de« «»her,» Speiche» der Kette», child „kaal?r»u»oL," tun 88. Septtmber; - Bober mit »ernickellrr Lenkftaug« nutz 97L genärbteul Gchntzblwh» uenrm Luft. . und »tt dem Firmenft^L. LSrugou" DM Bo 8689», 9) ein Liltputlatrrn«, räd« «d de« 10) »in P< ' schwär»«» Lori Wahrnehmungen Aier den Verblich der gestohlene» öd« Üb« de» Thswr stnd »n^fiinwt lki nnftrw GMembNl»«^' Lekanntmachung. Wege« Schleußenbaues wird im Stadtbezirk« L.-Lindenau »te Lützener Tttatze t« ihr« Ausdehnung von der Querstraße bi» zur Kaiser-Mlhelm- praß« «ud »ie Kaiser-Wilhclm-Stratze in ihrer Ausdehnung von der Lützener Strotze bis zur Merseburger Straße »«« 1. vttober »iefe« Jahre» ab auf die Dauer der Arbeite» für »e« durchgehende« Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 30. September 1895. Der Bath »er Stadt Leipzig. IX. 5258. vr. Georgi. Stahl. Gesucht wird die am 5. März 1857 in Graditz geborene Handarbeiter Friedrich «ngnst Karbanm, welcher zur Fürsorge für sein« Kinder anzuhalten ist. Leipzig» den 24. September 1895. Der Nath der Stadt Leipzig, Armen-Amt» Bbth. IV ». 4. L. IV». Nr. 1574d. Hentschel. Hr. Die städtische Sparcaffe beleiht Werthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 1. Februar 1895. Die Spareassen-Deputatio«. Die Arbeiterverstcherung in -en europäischen Staaten. Die Socialdemokratie bemüht sich unablässig, die Resultate der socialpolitischrn Gesetzgebung Deutschlands als kaum nrnnenöwerthe hinzustellen, den „Brocken Socialreform", dev da» deutsche Reich den arbeitenden Clafsen „hingeworfen", als eine in den „ersten Anfängen stecken gebliebene Gesetz gebung" erscheinen zu lassen. Angesicht» dessen muß e» als ein Lberau» dankenswerthe» Unternehmen bezeichnet werden, eine Beurtheilung der socialpolitischen Gesetzgebung in Deutsch land auf der Grundlage eines Bergleiche» mit den einschlägigen Verhältnissen in den übrigen europäischen Staaten zu er- möglichen. Die Beleuchtung, welche au» einem solchen Ver gleiche heraus auf die deutsche Socialreform fällt, ^äßt erst voll die Größe de» Werke», erkennen, welch«- in st zehn jähriger Thangteit di» gesetzgebenden Facwttn' Deutschland- geschaffen haben, getragen vou der Erkenntniß de- wahren Berufes de- Staate- und gestützt auf die Opferwilligkeit der deutschen Arbeitgeber. Kein Berufenerer, als der Präsident de- Reich-versicherung-amte-, vr. Bödiker, konnte sich der Aufgabe unterziehen, eine derartige vergleichende Zusammenstellung zu liefern. Er hat in seinem soeben erschienenen Werke (Leipzig, Duncker <k Humblot): „Die Arbeiterversicheruna in den europäischen Staaten" zugleich den würdigsten Denkstein gesetzt für die zehnte Wiederkehr de» Tage-, an dem die reich-gesetzlich geregelte obligatorische Unfallversicherung in Kraft trat. Ohne »mal- die praktischen Gestchtspuncte außer Acht zu lassen^ athmet die Schrift einen hohen Idealismus, gepaart mit einem berechtigten Stolze auf da» vaterländische Reform werk und dem Glauben an die ihm innewohnende, zur Nachfolge zwingende Macht. „Schrittweise", sagt der Ver fasser, „hat die deutsche Arbeiterversicherung an Boden gewonnen; kein Stück de- in Angriff Genommenen wurde wieder aufgegeben, und schrittweise drmgen die neuen Ideen auch im Au-lande vor. E» scheint, daß die Arbeiterver sicherung ihren Lauf siegreich um die Welt nehmen wird ... Sie bildet einen mtegrirenden Theil de- CulturfortschrittS der Menschheit." Freilich fehlt noch viel, bi- diese Hoffnung ganz verwirklicht ist. Deutschland kann den Ruhm für sich in Anspruch nehmen, bisher allein auf dem Gebiete der Arbeiterversicherung Umfassende- geleistet zu haben, und fast auf jeder Seite de- Bödiker'schen Buche» laßt sick der Einfluß erkennen, den die sociale Gesetzgebung Deutschlands auf die Entwickelung der Frage in deu übrigen Ländern auS- geübt hat. Leider ist diese Entwickelung bi-lana nur in wenigen Fällen über Anläufe hinau-gekommen. Kein einzige- Land hat ein Gesetz aufzuweisen, da» sich mit unserem AlterS- und InvaliditatSversicherungSgesetze messen kann. Nur Rumänien hat in einem Gesetze vom 2. Mai d. I. etwa- Aehnliche» für die Bergarbeiter aeschaffen. In Oester reich ist der Plan eine-Alter-- und InvaliditätSgrsetzeS noch nicht über da- erste Stadium der Vorbereitung hinaus ge diehen; in Italien, Belgien, Dänemark und den Niederlanden ist man wohl schon zu Gesetzentwürfen ge langt, aber definitive Entschlüsse scheinen noch ziemlich fern zu liegen. I« Frankreich ist die „Commission du Travail" seit 1890 mit der Prüfung von Vorschlägen zur Alters- und In- validitätsverfichernng der Arbeiter betraut. Zur Zeit ist ein Gesetzentwurf vorhanden, der aber keine Zwana-alter-- Versicherung der Arbeiter vorsieht, sondern nur eine staatliche Unterstützung der Sparthätrgkeit der Arbeiter. In der Schweiz, in Ungar«, Spanien, Schweden, Nor wegen und Rußland ist in dieser Frage noch nichts ge schehen. Für England erwartet vr. Bödiker Gute- von dem Eintritt Ehamberlaia'S in die Regierung. In Finn land hat die gesetzgebende Körperschaft die Alters- und In- validität-versicherung direct abarlehnt. Etwa- besser steht e- um dieUnfallverfichernng. Oesterreich hat 1887 eia dem deutschen ähnliche- Unfall- versicheruna-gesetz, Norwegen seit dem 1. Juli diese» Jahre». Ja der Schweiz, Italien, Schweden und Dänemark sind Gesetzentwürfe vorhanden. Ebenso in Frankreich. Dort ist di« Rigelung der Frage schon feit 1884 in Angriff genommen. Nach mehrfachen Versuchen »ah« die Kammer am 10. Juni 1898 eine« Gesetzentwurf an, der ein« auf Gegenseitigkeit beruhende territoriale Unfall- Versichern»« »inführen wollt«. Im Juni d. I. hat der Senat den Entwnrf z« Fall gebracht. Zur Zeit wird an einem neuen Entwnrfr gearbeUet. In Belgien «sistirt obligatorische Un fallversicherung für di« Bergarbeiter; man denkt jetzt au ein« Au-dehnnng. 9» de, Niederlanden wird «in Gesetz vor bereitet; in England ist eine Reformbewegnng i« Gang«. Berhältnißmäßig am besten ist eS um die Kranken- versicheruug bestellt. Aber auch hier bleibt den nicht deutschen Staaten mit Ausnahme Oesterreich- noch viel zu leisten übrig, zumal da in vielen Staaten die Hauptsache noch der freiwilligen Thätigkeit überlassen ist. „Ueberall in Europa finden sich Ansätze zu einer orga nischen Arbeiterversicberung", lautet da» Gesammturtheil vr. Bödiker'S. Seine Darlegungen zeigen indessen wohl am besten, daß Deutschland noch aus lange Zeit hinaus einen Vorsprung in der Socialreform vor allen anderen Staaten haben wird. Die Gründe für da» Zurück bleiben der letzteren deutet vr. Bödiker nur hin und wieder an. Als besonderes „mehrfach vorkommendes Hemmniß" be zeichnet er „die Unsicherheit und den häufigen Wechsel der Regierungen, denen die Verhältnisse ein so feste» Vorgehen, wie e» in Deutschland stattgefunden hat, außerordentlich er schweren, wenn nicht unmöglich machen". Einen Grund berührt er nicht, der uns sehr wichtig dünkt: den Mangel an Opferwilligkeit der besitzenden Classen, der wohl am meisten zu dem Abstande beiträgt, der zwischen Deutschland und den meisten übrigen Staaten auf dem Ge biete der Socialreform besteht. Wie groß dieser Abstand ist, läßt sich aus dem Vorstehenden und der Thatsachc ermessen, daß in Deutschland die Krankenversicherung im Jahre 1893 7,1 Millionen Versicherte umfaßte und 2,8 Millionen Er krankten zu Gute kam, daß im Jahre 1894 18 Millionen Personen gegen Unfall versichert waren und 266 400 Unfälle entschädigt wurden, daß die Alter»- und Invaliditätsver sicherung sich im gleichen Jahre auf 11,5 Millionen versicherte Personen und 295 000 Rentenempfänger erstreckte. vr. Bödiker enthält sich eine» besonderen LobsprucheS auf die deutsche Arbeiterversicherung. Er citirt am Schluffe seines Buche» nur eine Auslassung de- belgischen Socialpolitikers CH. Morisseaux, der in seinem Werke „va vegislatiou äu Iravsil" Angesicht- der Ergebnisse der deutschen Arbeiterversicherung begeistert auSruft: „Diese Ziffern sind überwältigend; ... sie zeigen die Größe de» socialen Problems, welches zu behandeln ist, und die außerordentlichen Wohlthaten, welche der deutschen Be völkerung auS den Gesetzen erwachsen!" Und die finanzielle Seite! Die Krankenversicberung wie» 1893 ein Vermögen auf von 83,8 Millionen Mark und Ausgaben im Betrage von 126 Millionen Mark. Die Arbeitgeber trugen davon ein Drittel. Die Unfallversicherung hatte 1894 ein Ver mögen von 131,7 Millionen M rt, sie brachte 64,2 Akikwuess Mark auf, welche dir Arbeitgeber allein zahlten. Die Invalidität»- und Altersversicherung hatte 1894 109,6 Millionen Mark Einnahmen, 25,8 Mil lionen Mark Ausgaben, von denen die Arbeitgeber die Hälfte trugen, und rin Vermögen von 329,5 Millionen Mark. Das Reich leistete außerdem 13 920 000 Zuschuß. Solche Zahlen erklären den Wunsch der deutschen Arbeitgeber, daß auch da» Ausland seine socialen Pflichten erfülle. Wohl betont Vr. Bödiker, daß die Frag« der Concurrenzfähigkeit der deutschen Industrie keine entscheidende Rolle in der Socialresorm spielen könne, aber er ist auch weit davon entfernt, zu rathen, durch eia Zuviel „den Ast ab- zufägen, auf dem man sitzt, oder die Henne todt- zuschlagen, welche die Eier legt". Wir sind mit ihm der Meinung, daß, je kräftiger und leistungsfähiger die unteren Elasten sind, um so höher die Gesammtleistung, das Ge- sammtniveau eines Volkes ist; wir sind mit ihm auch der Meinung, daß eS für die Pflichterfüllung drS Staates einerlei ist, ob dadurch Unzufriedene „zurückgewonnrn" werden oder nicht, und daß der tägliche Anblick einer solchen Pflichterfüllung nicht ander» als festigend und kräftigend zu Gunsten der Gesellschaft und des Staates wirken kann; wir wünschen und hoffen aber auch, daß die übrigen Staaten eifriger als bisher daS Beispiel Deutschland- nachahmen. Nichts kann in dieser Richtung anregender wirken, als da- verdienstvolle Buch de- verdienstvollen Präsidenten des Reich-Versicherung- amteS. Deutsches Reich. 6. 8. Berlin, 30. September. DaS vom Vorsitzenden de» CentralauSschusseS vereinigter Innung-verbände 45 Tage nach der Conferenz veröffentlichte „Verhandlungs- Protokoll" hat die verschiedensten Handwerkerkreise stark verschnupft; namentlich sind dieselben nicht der Meinung, „daß die Conferenz alle Betyeiligten befriedigt habe". Zunächst wird e» bitter getadelt, daß die in der Handwerkerbewegung hervorragenden Männer in Dortmund, Halle, München von der Conferenz ausgeschlossen gewesen seien; so hat u. A. dieser Tage der Vorstand de- Hamburger Innungs-Ausschusses eine Resolution angenommen, in der eS heißt, „de» Weiteren halten wir für tief bedauerlich, wie wir es schon in einem scharf verurtheilenden Schreiben an den Eentralvorstand zum Au-druck gebracht haben, daß der Vorstand de» deutschen Handwerkerbundrs, sowie Herr Franz Möller-Dortmund nicht eingeladen waren. Und warum ist e» nicht geschehen? Schauen auch diese Herren etwa- scharf hinter die Couliffen? Die Verleumdung, als betrieben diese Herren Centrum-- Propaganda, ist als zu plump zurückzuweisen und ist wider legt durch die Stellungnahme gegen di« Beschlüsse drs 41. deutschen Katholikentage- 1894 zu Köln am Rhein, betreffend ein Gesetz gegen unverschuldete Arbeitslosigkeit." Im Uebrigen sind nicht nur die Hamburger, sondern fast überall die Inuunasführer der Meinung, daß die Vorlage de- Herrn von Boetticher nicht gutzuheißea sei; sie ver langen den Befähigungsnachweis, di« obligatorische Innung und Handwerkerkammern, nicht Gewerbekammern. Seinem Mißmuth über da» Ergebniß der Handwerkerconferrnz giebt ein weitverbreitete» Handwerkerblatt, „Die Deutsche Hand werkerzei tuna", in folgenden Worten Au-druck: „Der ganze Rummel mn der Handwerkercouferenz, wie auch da- vor liegende Protokoll sind lediglich darauf berechnet, den außer und — nicht zum bekannten Ringe gehörigen — in Berlin befindliche» Handwerkern Sand »n die Augen zu streuen. Darum, deutsche Handwerker, seid vorsichtig und schaffet reinen Tisch! So kann «S nicht weiter geben." Vorher hatte da- Blatt erklärt, daß e- von dem Abdruck de- so genannten Verhandlungs-Protokolls, weit gänzlich werthlo». absehen wolle. Aehnlich äußerte sich da- Handwerkerblatt in München. Man sieht, daß die Handwerker nicht einiger nd, als andere Erwerbsgruppen, und daß die Handwerker- ionferenz die Uneinigkeit eher vermehrt als vermindert hat. * Berlin, 30. September. Bekanntlich sind in Posen in diesem Jahre wieder mehrfach deutsche Schulen und Gesellschaften von den Polen mit Steinen beworfen und sonst beschimpft worden. So wurden die evangelischen und die jüdischen Schulkinder in Samter auf dem Rückwege vom Schulauöfluge mit Steinen beworfen. Ein gleicher Fall spielte sich am Sedantage in Stralkowo ab. In Strelno wurden auf den Zug sogar vier Schüsse abgegeben, von denen einer einem Musiker das Instrument beschädigte. Ebenfalls im Samterschen wurde eine deutsche Nessourcen-Gesellschaft mit Steinwürfen und Stöcken traktirt, als sie von einem Wald feste heimkehrte. In allen Fällen wurden die Schuldigen al» Polen ermittelt! Von dem Falle in Czarnikau, wo am Sedan tage der Festzug der evangelischen Schule ebenfalls mit Steinen beworfen wurde, wobei ein Herr und ein Kind nicht un bedeutend verletzt wurden, schreibt man nachträglich noch der „Rh.-Westf. Ztg." auS Posen: Einige der rohen Lümmel äußerten bei ihrer Ergreifung: „Wir werden den deutschen Hunden daS Maul stopfen und wenn auch der Kaiser kommt, so werden wir doch mit Steinen schmeißen." Das genannte Blatt bemerkt hierzu mit Recht: „Eine ver einzelte Thatsache beweist wenig; reiht sich aber Fall an Fall, so liegt der Grund tiefer, dann offenbart sich in dem Thun der Kinder nur daS, waS denselben Tag für Tag gesagt und gepredigt wird. Dann tragen aber auch nicht die Kinder die Schuld, sondern diese trifft voll die Eltern oder Diejenigen, welchen die häusliche Erziehung ob liegt. Die Deutschen in der Provinz Posen wissen sebr wohl, wo die Schuldigen zu suchen sind. Polnische Steinwürfe sind ihnen nicht» Neue- mehr; die Aeußerung aber: „Wenn auch der Kaiser kommt, so werden wir doch mit Steinen schmeißen", läßt eine systematische Beeinflussung der jugendlichen Gemüther erkennen, welche bei der Auswahl derjenigen Elemente, welche in der Schule auf Erziehung königstreuer Gesinnung hin arbeiten sollen, erheblich mehr in Rechnung gestellt werden sollte, als eS leider geschieht!" X. Berlin, 30. September. (Telegramm.) Der Kaiser, der gestern Vormittag dem Gottesdienste in der Rominter Capelle beiwohnte, unternahm heute früh einen Pürschgang und erlegte am demselben einen -.apikalen Achtzrhnender. Anderen Nachrichten gegenüber sei bemerkt, daß der Ankunft de- Kaiser- auf Jagdschloß HubertuSstock, wohin sich der Kaiser von Rominten auS zu begeben gedenkt, nicht gegen Mitte, sondern erst gegen Ende der Woche entgegengesehen wird. — Die Kaiserin wird voraussichtlich heute Abend gegen 9»/, Uhr auf der Wildparkstation wieder eintreffen. ^ Berlin, 30. September. (Telegramm.) Die „Post" theilt mit, daß alle Kundgebungen der Directivn der Preußischen Centralgenosfenschaftscasse über den Geschäfts betrieb u. s. w. durch die von Herrn v. Köller ins Leben ge rufene „Berliner Correspondenz" erfolgen werden. L. Berlin, 30. September. (Privattelegramm.) Die vom Verein für Socialpolitik veranstalteten national» ökonomischen und socialpolittschen Ferienkurse haben beute Vormittag 9^ Uhr mit der Vorlesung de- Professor» vr. Conrad (Halle) über Bevölkerungswesen, Colonien und Auswanderung ihren Anfang genommen. Die Curse haben eine außerordentlich große Betheilraung gefunden; noch niemals dürfte der lange, weitgestreckte Saal im ersten Stock der Universität, das auckitorium waxiwum, eine so eigenartig zusammengesetzte Gesellschaft gesehen haben. Nach Prof. Conrad sprach Prof. vr. von MiaSkowSki (Leip zig), der über Begründung, Erhaltung und Ausbreitung de» deutschen Bauernstandes im Nordosten deS deutschen Reiche» sprach. Hierauf wurde eine halbstündige Pause gemacht und dann die Vorträge fortgesetzt; Professor vr. Philippovich- Wien sprach über die neuere mitteleuropäische Handelspolitik, Professor vr. Brentano-München über den Arbeit-Vertrag und die Bestimmungsgründe des Lohnes. Am Nachmittag begann Professor vr. Knapp (Straßburg i. Elf.) seine Vorlesungen über Geldwesen und Währung und Professor vr. Neu mann (Tübingen) über die wichtigsten Finanzfragen der Gegenwart vom socialpolitischen Standpunkt. Alle diese Vorträge werden eine Woche dauern; vom 7. bi» 12. October findet sodann eine zweite Serie statt; die Vortragenden sind in dieser die Professoren Sering, Bücher, Wagner, Elster, Schmoller und vr. Oldenberg. — Ueber die Begründung de- Entwurfs de« deutschen bürgerlichenGesetzbuchS wird der „Voss. Zta." mitgetheilt: Nach den Beschlüssen de- BundeSrathS vom 22. Juni 1874 soll der Entwurf deS bürgerlichen Gesetzbuches mit Motiven ver sehen werden. Diese sind vollständig enthalten in den von den Redactoren auSgearbeiteten Motiven zu den Vor entwürfen, vornehmlich aber in den über die Berathungen der Commission fortdauernd geprüften Protokollen. Diese BerathungSprotokolle beschränken sich keine-wegS auf Mit- theilung der Debatten und gefaßten Beschlüsse, sondern r» sind darin auch die Gründe enthalten, auf denen die be schlossenen einzelnen Vorschriften, sowie Ablehnung der zur Aufnahme vorgeschlagenen Bestimmungen beruhen. Da jede» Protokoll alsbald nach der Aufnahme in einer Sitzung der Commission verlesen und festgestellt worden, so sind diese Gründe al- von der letzteren gebilligt anzusrhrn. Die Motive de» in. erster Lesung der Commission frstgestrlltrn Entwurf« eines bürgerlichen Gesetzbuchs sind jedoch so außer ordentlich umfangreich und von einer die Orientirung er schwerenden Beschaffenheit, daß die Ausarbeitung von ge drängteren, die Uebersicht und Aufklärung erleichternden Motiven für sachgemäß erachtet wurde. Diese werden dem BundeSrathe gleichzritig Mit dem Eutwurf de- bürgerlichen Gesetzbuches zugehen. * Flen-ßnrg, 30. September. (Telegramm.) Die Kaiserin kam in Begleitung de» Herzog-Friedrich Ferdinand von Schleswig-Holstein-Sonderburg-GlÜcksbiirg und dessen Gemahlin, der Prinzessin Carolin« Mathilde, Mittags 12'/» Ihr mittels Sonderzuges hier an. Auf dem Bahnhof« waren die Spitzen der Behörden, die Generalität» sowie di«