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' «i llai 1».»» Ium- S.SK X ek. 800V loco 8« !ai-Ium M «3.8 « de,., » «3 ^1 r IoQ> 24 -r 84.7 .4! bez. Fas «3.3 per Mm °» ^ — «3 ^ b«j r Juli-Aua »' er 84.5» Grfcheütt tSgltch früh SV. Uhr. »ebMle» «d «nnM», -»haauts^fle »3. »er »«»«It«,: vmamtta-4 1»—U Uhr. R«ch»itt>g« 4-4 Uhr. «r der flr venschfl. le Nunnaee sefllnnnlea tt « M«chn,M,e» ht« «achmitta-S, a»«ann- fttLge»srÄjdtLV.»M>r. » bm/Metr, fllr r*t.-L»mch»e: vttt Me««. UutverMisflr.«. Ta-rblM Anzeiger. L>MU für Politik, Localgeschichte, Handels- Md Geschäftsverkehr. lL.L«» Lv»,»k»ntt«rr<, viertelt. 4^/, ML, mcl. «ringrttoha b ML. durch di« Pust bezogen « Ml. Jede einjelm Rwmner 28 Pf. Belegexemplar lü Pf. Gebühre« für Extrabeilage» stzne Paflbefördernng S« Ml. Ml Postbrsvrderuug 44 Ml. Zvsemte SaefV Petitzeil« 20 Pf Grütze« Schnfteu laut «userrm PreiSverzeichmß.—Tadellanlcvei Satz «ach HSHerrm Tarif. »ecla»e» «ater de» NrdacttoMrt- die Spaltzeile 4» Pf. Inserate find stet» au d. Gchedtlts, zu sende». — Rabatt wird archt gegeben. Zahlung praeamaeeaaäo oder durch Postvorfchutz. 1Z4. DieuStag den 14. Mai 1878. 72. Jahrgang. Bericbl 5 nittag bar» Nackt lei Markt gut Nachfrage dr den Bet, ißigen Hank Roggen. Zaser 140 Kilo. Wes Roggenm 4l, Weizen l loco 34.25. lvH — i lese« wsatz 33 ? 0, 5 Fab? Seedleas. . besser. L« ^ Geld, !v cgust.Decemd atz 150 Bl Umsätze Ruhig, rderung -esier. (L bez., pr. iber 10 85! Welzen! 0.3k Gd., litl Gd., «Ms l Gd., 7.151 Zörsc. tcr. c, früh: 2?» tt still, laco ussisck-gatiM ech LIS—^ j., do. geriz a, loco dick st. 140-14«) ^ de,, u. der 156-1«»! co hiesige lg Futter 130! cke lvO-I«) bez. Hr. ies. 140-15-) bez. u. Br., iliz. 12«-!«. >e nack Oualii) ecter 135.4 I Frage, l»c° 4 .41 eine 158-180) > bez. u.! Br. .'4-26',. lietto obne Avril «7 a«1 l Br. ohne Faß lai loco 53.00) >- Geld, deiij . Mai loco 53.30 .4 Seit.! Zerzenmehl Ütt.) . Nr. I 37 IS im Verband,! Sack, loco 10) ck. loco 1«u>5 it. Ober-Elte 10. Mai I87S: ck Drstau, b Dresden fllbert". ster deS rosten, inlpfer ingrtroffr»:! New Orleans; >st-Dan,pfer, t: „Francs Bork (8./5):, iverpool; m men; in London; in rik. Post ' ko,ig (3.5.): k der White! reS (4.,5): omas (S 5.): ,Alemannia" öopzig. Bekanntmachung. »tr stelle» «»durch Drei viublücke «« »er «ts«arck- »er. Hauptma««-. «arschner- «n» David, e «tt Stt. tu geschlvfiener Hauferrettze, an »er BtSmarckftratze unter velaGnns »a« 12 Meter V»r««rten zu »eda«en»e« Parteien, svwie 2« vtlentzl-tze >«» pvar: 1 an »er Sekastiau vach. un» Schretzerstraste, 2 «n »er Htfler- »ez. Sebaftian-Vach-Ttratze, 8 an »er Plagmitzer Strafte, IS zwischen vtümarck-, Sebastian Vach- un» MvscheleSstratze, S zwischen BtSmarck, Sebastian-Vach- und Plagwitzer Stratze verkauf «tt dem vemerken, datz auch vor den vtlienplätzen au »er viS«ar<kstr«tze IS Meter vorgSrten liegen zu lasse« sin». Pltzne. verkanfsdedtngungeu und vanvorschriste« fiu» auf unsere« va«««t einzusehen. Herten »iS «tt Montag, de» S». »tese» Monat-, «usere Ftnanzveputatiou zu richten. Letdztg, den 11. Mai 1878. Der «ath »er Stadt Letpztg. vr. «vorxl. «auge«ann. Bekanntmachung block 111 be» nSrblichen vebauungSp «tr stelle« »te den vaublock 111 »es nördlichen vebauungöplaueS btldeube«, von »er fort- tzte« vorbstratze, »er auf »eu Platz vor »er «asanstalt einmündende« Querstratze, »er «ntrttzscher. Partheustratze «mfchlofseuen 18 vauplatze hiermit zum öfieutltchen verkauf. Dte »estaltung «n» »er Umfang »er Parteien ist aus »e« tu unsere« vauamt auSgelegteu i»e« zu ersehe«, «hentzaselbst liege» die staufsbedtngunge« un» «auvorschrtsteu aus. »ehote auf »te Plötze find au unsere Ftnanzdcputation zu richten. Leipzig, den 8. Mai 1878. Der «ath her Stadt Leipzig. vr. voorg». «angemanu Bekanntmachung. In verschiedenen Theilen der Stadt sollen Fußwegübergänge von bosfirten Pflastersteinen hergestellt und emen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserem Bauamte, RathhauS, Zim- c Nr. 1, auS und können daselbst eingesehen, resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „verschiedene gepflasterte Fuhwege" stehen, ebendahin und zwar bis zum 18. Mat d. I.. Nachmittags b Uhr einzureichen. Leipzig, den 7. Mai 1878. Der Rach »er Stadt Leipzig. vr. Teorgi. Wangemann. Vermiethung in der Fleischhalle am HoSvitalplatze. ie durch Kündiauna seitens des zeitherigen AbmietherS am 1k. Juni ». I. miethsrei werdend« Ah- ug «r. 8 der -letfchhalle am Hospitalplatze soll von »a a» gegen einmonatlich« Kündigung Mittwoch, den 15. ». Mts., vormittag» 11 Uhr stathSstelle im Wege der öffentlichen Versteigerung anderweit ver«tethet werden. Pie Versteigerung-- und Bermietbungsbedingungen können schon vor dem Lersteigerung»tennin bei unS werden. Der «ath her Stadt Leipzig, den L. Mai 1878. vr. Georgi. Cerutti. Bekanntmachung. Eine Anzahl außer Gebrauch gesetzter Schuldönke, Pulte, sowie Fenster und dergl. auS hiesigen Schulen soll Sonnaden» »eu 18. »ss. MtS. von früh p Uhr an egen Baarzahlung und unter den an Ort und Stelle bekannt zu machenden weiteren Bedingungen »u di« Meistbietenden verkauft werden. Versammlungsort: Hof der 3. Bürgerschule, Grimma'scher Steinweg Nr. 17 und 18. Leipzig, den 11. Mai 1878. Der «ath »er Sta»tLet»ztg. vr. Georgi. SA M Waldgräserei-Verpachtung. Mittwoch den 1k. Mat ». e. soll im Forstreviere «osenthal die »tesjöhrige «rasnutznug unter den im Termine näher bekannt zu machenden Bedingungen und gegen sofarttge Entrichtung »e» Pachtge ldes nach dem Zuschläge, parcellenweise an den Meistbietenden verpachtet werden. Zusammenkunft: Nachmittags 3 Uhr am Gohliser Wehr. Leipzig, am 7. Mai 1878. De» V«1HS Forst>De»»t«t1ou. Waldgräserei - Verpachtung. ». c. soll im Foisttrepiere vurgau die »teSjah Mittwoch »eu 1k. Mai ». c. soll im Forstreviere vurgau die »tesjöhrige «rasuutznug unter den im Termine näher bekannt zu machenden Bedingungen und gegen sofortige Entrichtung de- PachtgedoteS nach dem Zuschläge, parcellenweise an den Meistbietenden verpachtet werden. Zusammenkunft: 1. vormittags S Uhr an der verschlossenen vrücke und II. Vormittags '/,11 Uhr an der Veutzsch-Wahrener «rücke. Lerpzig, am 7. Mai 1878. Des «aths Aorst-Dedutatio«. Veterinärklinik der Universität. vor dem Hospttalthor 18«. Die starke Benutzung der Veterinärklinik macht eine strenge Ordnung in derselben nöthig. DaS Zuführen kranker Thiere nach der Anstalt, damit dieselben daselbst verpflegt und behandelt werden, darf — wie das Abholen der Patienten aus dem Spital — täglich nur geschehen von 10—18 Ubr Norm, und 3—4 Uhr Nachm. Ausnahme hiervon findet allein bei ganz dringenden Fällen (Koliken. Unglück-- fällen rc.) statt. Das Zuführen von kranken Thieren behufs Untersuchung und Behandlung, ohne daß sie zugleich m den Krankenställen verpflegt werden sollen (Poliklinik), hat täglich von '/«10 bis '/.18 Uhr Bonn, zu geschehen. Das Besuchen der in der Anstalt untergeorachten Patienten soll Nachmittag- zwischen 8 un» 4 Uhr gestattet sein, zu anderer Zeit nicht. Ein gedrucktes Regulativ, welches alles Uebnge über Benutzung der Veterinärklinik vorschreibt, kann jeder Thierbesitzer erhalten. Leipzig, 13. Mai 1878. Dtreclio« »er vetertuarkttntl. Professor vr. Zürn. Handel8l6dran8la1t. Nlttno«», äea 18. U»i, krük 7 Ubr beginnt sie rveite ^uku»km«prt1ko»g in «ler Xbtbeiluog äer 8»nä- Iuvg«I«»llrUngv, rn velekee »iek Sie bereit« »ngemeläeten, »der noek niekt geprüften, »ovie sie etv» aoeb »nrumeläenäen l,ekrlinge, mit 8ekreible<!er verlieben, pünetlicb einruknäeo Koben. Ktvsige nock besbsiektigte Xnmelänngen (ür äen oinjitzrlxon l'»r8»8 ^olle m»n im l.»u(e äieser poetle bewirken. v«rl sVolttnm, vireetor. Vas Attrntat aus den Kaiser. »Leipzig, 13. Mai. Die Berliner Nachrichten die mit dem Attentate auf Se. Majestät den »zusammenhängenden Vorgänge fließen heute eben reichlich, da in Folge der Sonntagsruhe alle Blätter nicht erschienen sind; nur die irrliner Montags-Zeitung", welche ad de- Sonntag- noch alles Mögliche gesam theilt folgende- Weitere mit: Die am Sonntag angestellten Untersuchungen wenig neueS Licht über die Motive ver- et, welche den Mordversuch aus Kaiser Wilhelm j den Klempnergesellen Max Hödel veranlaßten. aus heute Vormittag 11'!, Uhr angesetztes rhör mußte auSgesetzt werden, weil inzwischen e neue Blutthat die Criminalpolizei in Anspruch (Der in der Markgrafenstraße Nr. 105 «huhaste Schau kwirth Heinrich erdrosselte nach Streite seine Frau und versuchte dann da- daß er sie aufhängte, den Glauben zu er sten, sie habe ihrem Leben freiwillig ein Ende »acht). Indessen haben doch seiten- einiger Gerichtsbe aten Unterhaltungen mit Hödel stattgehabt, die he interessante Momente zu Tage förder- Hödel wurde am Sonnabend gegen rn/, Uhr ndS, nach Beendigung seines Verhör-, nach der btvoigtei übergeführt, wo er nunmehr in der Treppe hoch belegenen Zelle Nr. 6 in der tion? untergebracht ist, in unmittelbarer Nachbar- deS zum Tode verurtheilten Raubmörder- olf. Den für Majestät-Verbrechen bestehenden jDcknnmungen gemäß hat er auch während der «ngshast Gefangeneukleidung zu tragen, er dieselbe angelegt, wurde er gefesselt, mn dft Handgelenke gaeglen Ringe find durch etwa einen Fuß lange eiserne Stange ver- von deren Mitte eine Kette wiederum einem um den rechten Fuß gelegten eisernen führt. Auch in der Zelle wird er der nicht entledigt. Am Sonnabend war er wenig geneigt, sich ruhig in sein Schicksal v.« ich denn ein Mörder", fuhr er auf. „oder ich au- wie ein Mörder, daß man mich hier fistelt? ich laufe Niemandem davon". Daß .«icht ges« so» der ^ Kramme schließt die erste Nacht im Gefängniß hat bei > Hchaftirten eine große Veränderung bewirkt, k scheint etwa- mürbe geworden zu sein, ist stil- ^derrieth eine gewisse Angst und hat, al- ihn ?«tos Morgen der Gefangenaufsehe konnten Sie nur so wa- thun . Nachdem er mit gutem Appetit sein verzehrt, wurde er gestern früh um !>'/, Uhr zu den Photographen Ziehdorf und Adler. Neu-Kölln a./W. Nr. 4, geführt. Dort sind fünf verschiedene photographische Aufnahmen gemacht worden; dieselben stellen ihn mit und ohne Revol ver dar, eine Aufnahme mit erhobenem Revolver. Gegen 11 Uhr fand sich der Präsident de- Stadt gerichts, Herr Krüqer, in der Zelle ein. Er redete Hödel inS Gewissen, er solle durch ein reuiges Geständniß seine Schuld in Etwa- mildern. Dann fragte er ihn, ob er vielleicht einmal etwa- von den näheren Umständen gehört habe, unter denen im Jahre 1866 das Attentat von Karl Blind au den Fürsten BiSmarck stattfand, und als Höbe diese Frage verneinte, forderte er ihn noch einma auf, zu sagen, waS er etwa zu gestehen habe. Hödel leistete endlich dieser Aufforderung Folge: „Ich bin Socialdcmokrat", begann er, „ich will'- Ihnen nur gestehen, habe aber an mir erfahren, daß die Socialdemokraten viel versprechen und nicht- halten, und jetzt haste ich die Socialdemo kraten. Daraus habe ick mich persönlich an den Hofprediger Stöcker gewendet und habe denselben um Arbeit gebeten, d,e mir auch zugesagt worden ist. Ich habe aber leider keine bekommen. Nun bin ich in Noth gerathen und habe beschlosten, mir selbst da- Leben zu nehmen. Am Sonnabend Nach mittag wollte ich mein Vorhaben ausführen. Ich ging die Linden entlang. Ich bezeichne es als einen Zufall, daß mir gerade der Kaiser, den ich nicht kenne, in den Wurf gekommen ist. Wie können Sie nur denken, daß ich »en Kaiser habe erschießen wollen!" Ueber den Erwerb de- Revolver- be fragt, verweigerte er jede Auskunft, auch darüber, woher er die Mittel zum Ankauf desselben ge nommen. Dieser Punct ist bisher noch völlig unaufgeklärt. Der gerichtliche PhysikuS, Herr Geheimer Rath Liman, patte bald darauf ebenfalls eine halbstün dige Unterredung mit Hödel. Er hat durch die selbe nickt die Ueberzeugung gewinnen können, e- mit einem Geisteskranken zu tdun zu haben. Hödel macht vielmehr den Eindruck eine- vernünftigen Menschen. Sein ganze- Gebühren wird jetzt aller dings durch eine deutlich erkennbare Angst charak- terisirt, die sich durch hastige- Esten, durch Zittern beim Sprechen und durch grvße Ruhelosigkeit äußert. E- war naturgemäß, daß sich die Aufmerksam keit der Bevölkerung den socialdemokratifchen Organen zuwendete. E- ist darüber nicht viel zu saaeo. Sie beherzigten weise den Spruch, daß „Sckweigen Gold ist", und — schwiegen. Die gestrige „Berliner Freie Presse" reproducirt ein fach die Extrablätter einiger Berliner Zeitungen, ohne ein Wort de» Bedauern- hinzuzusügen; " ^ ' M gen der Gefangenaufseher fragte: ist den gestern stattgehabten socialdemokratifchen ten Sw nur so wa» thun?" foaar Versammlungen wurde de- Attentate- mit keiner sein Silbe Erwähnung gethan. Um so lebhafter bekundete sich die Thcilnahme der gesammten Bevölkerung auch am heutigen Tage. Schon Sonnabend Nacht gegen I I Uhr, nachdem die Masten vor dem Palais des Kaiser- sich eben erst verstreut hatten, veranlaßte der Patriotismus zwei Invaliden auS dem letzten Kriege zu kecker That. Heinrich August IuliuS Nicholai, 4l Jahr alt, ein Nostizstraße Nr. 34 wohnender Anstreicher, der im Kriege ein Auge verloren hat, und Ferdinand Lüttke, Weinbergsweg Nr. 8, der an- dem Kriege ein lahme- Bern heinigebracht hat, erkletterten ohne Hülfe von Leitern, indem Einer immer dem Andern al- Stützpunkt diente, das Standbild Friedrichs de- Großen und schmück ten den Dreimaster des großen Königs mit einem frischen Kranze. Eine ungeheure Menschenmenge sammelte sich am Fuße des Denkmals und empfing die kühnen Kletterer mit Hurrahrufcn. Dafür, daß ihr guter Einsall nicht unvergessen bleibt, scheint gesorgt zu sein. Ihre Namen sind auf dem Poli zeibureau in der Alten Münze fcstgestellt worden. In sämmtlichen Kirchen ÄerlinS war der An drang heute Vormittag so groß, daß sie für die Besucher nicht Raum genug boten. Das Lied „Lobet den Herrn, den mächtigen König der Ehren" bildete überall den Grundton der aus Anlaß deS Ereignisses besonders veranstalteten Gebete und Predigten. Im Dom hatte sich die gesammte in Berlin weilende königliche Familie und die Spitzen fast aller BerusSkreise versammelt. Herr Hospre- diger Baur sprach ein lange-, innige- Gebet für den Kaiser. Draußen hatte sich wieder eine große Menschenmenge angesammelt, die den Kaiser mit lauten Ovationen begleitete. Vor dem Palais wiederholte sich die Scene des vorigen Tages. Der Kaiser ließ sich einige Male am Fenster sehen. Officielle Deputationen empfing er nicht. Wir erfahren, daß Herr v. Forckenbeck, welcher heute Vormittag um eine Audienz für da- Reichstag-Präsidium nacbgesucht hat, bi- um I'/, Uhr noch keine Antwort erhalten hatte. Allerdings ist die an die kaiserliche Canzlei gestellte ArbeitS- zumuthung in diesem Augenblicke eine kaum glaubliche und die Zahl der ankommenden und abgehcnden Telegramme zählt nach vielen Tausenden. Selbst aus anderen Weltheilen sind schon Glückwunsch-Depeschen eingetroffen. Sämmt- liche Hofe und Regierungen Europa- haben sich beeilt, ihren Abscheu üaer die That und ihre Freude über daS Mißlingen derselben auszusprechen. Die Depesche der Königin von England war die erste außerdeutsche, dann folgte der Hof von Wien, dann die französische Regierung und König Humbert von Italien fast gleichzeitig. Die Einzeichnungen im PalaiS dauern mit un vermindertem Andrange fort. Heute begaben sich sogar Schnlknaben in- PalaiS zur Niederlegung ihre- Namens. Die nachfolgend herauSgegrifsenen Namen mögen zeigen, wie überaus gemischt »mb bunt zusammengewürfelt die Gratulanten erschienen. Wir finden da auf einer Seite: W A. Post, Frot teur de- Fürsten BiSmarck; Julius Zerbta, Vor sitzender de- KrieqervereinS „Friedrich der Große"; Julius Nelke. „Schüler der 3. Elaste"; „Meinem geliebten Kaiser, ein Schüler"; W. de Aquilar, ^aorbtairo cko Oegation äs krasil; Alfred Streu- tiel, im Namen der Taubstummen Berlin-; Mrs. vr. K. A. Fischer, Nordamerika u. s. w. Um 1>/, Uhr begab sich die gesammte kaiserliche Familie nach Potsdam, wo schon früher getroffenen Bestimmungen gemäß der Kaiser zum Ainer „bei den meiningenschen Herrschaften" erwartet wurde. Der Kaiser fuhr wieder mit seiner Tochter, der Großherzogin von Baden, im offenen Wagen, der Leibrutscher und der Leibjäger waren an ihrem Platze wie am Tage zuvor, aber diesmal konnte» sie nur im Schritte durch die in dichten Reihe» Spalier bildenden Tausende fahren, die nicht müde wurden mit Tüchern rn wehen und laute Hochs auSzubringen. Der Kaiser dankte mit herzgewinnen der Freundlichkeit. Seine Rückkehr von Pot-dam wurde um 5 Uhr erwartet. Schon vorher stauten sich die Menschenmaffen wieder vor seine», PalaiS. Die nächste Sitzung de- Reichstages wird vom Präsidenten v. Forkenbeck mit einer Kundgebung und einem Hoch auf den Kaiser eröffnet werden. Eine derartige Demonstration wäre bereits am Sonnabend erfolgt, wenn vor Schluß der Sitzung schon Authentisches über daS Attentat bekannt ge wesen wäre. Die bisher vorliegenden Nachrichten auS deutschen Städten lasten erkennen, daß überall dieselbe Be geisterung herrschte, wie in Berlin, al- die Rettung de- Kaisers bekannt wurde. In Köln fand im Theater eine Demonstration statt. AuS Königs berg i,Pr. wird telegraphirt: „Sämmtliche inlän dischen und die sehr zahlreich im Hafen vor Anker liegenden ausländischen Schiffe haben auS Anlaß der Rettung des Kaiser- festlichen Flaggenschmuck angelegt, auch die Stadt ist vielfach mit Fahnen geschmückt." Auch vom AuSlande liegen schon einige Nach richten vor. Wir erhalten folgende Specialtele gramme: Wien, 12. Mai. Die Nachricht von dem Attentate auf Kaiser Wilhelm hat hier große Sen sation und Sympathien erweckt. Der hiesige Hof hat den Kaiser bereit« telegraphisch beglückwünscht. Wien. 12 Mai. Sämmtliche Blätter sind voller Theilnahme betreff- de- Attentat» aus den Kaiser Wilhelm. DaS „Fremdenblatt" sagt: Die österreichische Nation beglückwünscht vor allen anderen die deutsche Nation zur Errettung d«S Kaiser». Nicht allein Deutschland wurde seine kräftige Hand und fein «eise- Haupt gerettet, son dern Oesterreich ein aufrichtiger Freund, Europa ein Fürst erholten, der ein treuer Friedenssvrderer ist und auf dessen Einfluß es jetzt weniger als je verzichten kann.