Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6*/, Uhr. Tetattioa ui»» LrpcKtlea JohanniSqafie 38. -»ttOstmi»»» »kl Ntduclil'«: Bormittags lO—12 Ubr. Nachmittags 4—K Uhr. »nnahme der für die nSchst-- olaenve Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen bis 3 Utzr Nachmittags, an Lonn- m»b Festtagen früh vis '/,!> Uhr. L> »e» Mtatr» für Z»s. z»aahmt: Otto Klemm, UniversttLtsstr. 22, 8«ut- Lösche,Katbarmenstr. 18,p. nur bis '/,3 Uhr. Auflage 1L,Lb". Ad»aae«e»»,pre<« viertelt. 4'/,ML. incl. drinaertohu l> ML. durch die Post bezogen tz ML Jede einzeln« Nummer 2b Pf. Belegexemplar lv Pf Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbesvrdenmg P L Mit Postbrfvrderung 4b PiL Inserate bgesp Petitzeile 20 ltff Größere Tchriftm laut unserem PreiSverzeichniß. — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Neclawe» nater dem Lr-altlaui-rt«- die Spaltzeile 40 Pf. Inserate find stets an d. revediti» zu senden. — Rabatt wird niCt gegeben. Zahlung pr»vonin«rr«a»<>a oder durch Postvorfchnß. 82. Sonntag den 3. März 1878. 72. Jahrgang. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch a« «. März ». e. nach «eendigung der um « Uhr «dends beginnenden gemeinschaftlichen Sitzung beider städtischen «siegten tm Saale der I. Vürgerschnle. Tagesordnung: I. Gutachten des Bau- und Stiftungsausschufses über die Erweiterung des neuen Johannis- Friedhofes. II. Gutachten des Stiftungsausschusses über das Budget des Krankenhauses pro 1878. III. Gutachten des Verfaffungsaussckusses über eine von dem Borstand der Neukirche beschlossene Darlehnsaufnahmc. Bekanntmachung. Die Gewerbekammer zu Leipzig hat beschlossen, zur Deckung ihres Verwaltungs-Aufwandes auf das Jahr 1878 einen Zuschlag von je einem Pfennig aus jede volle Mark ltzcwerbcsteucr zu erheben. Indem wir diesen Steuerzuschlag, welcher mit dem ersten Hebetermine erhoben werden soll, hiermit aus schreiben, bemerken wir, daß derselbe von allen zur Gewerbekammer an sich wahlberechtigten, mit mindestens drei Mark Gewerbesteuer angelegten Gewerbetreibenden des Leipz. Gewerbekammcrbezirkes (Stadt Leipzig, sowie die Gerichtsämtcr l und II, Zwenkau, Taucha und Markranstädt) zu entrichten ist. Leipzig, am 20. Februar 1878 Die itzewerdckamuier daselbst. Otto Klemm, Baumstr. stell». Vorsitzender. Herzog, Secr. Bekanntmachung. Auf dem zwischen der Arndt- und Moltkestraße gelegenenen Tratte der Kochstraße soll eine Schleußt III. Classe erbaut und die hierzu erforderlichen Arbeiten einschließlich der Materiallieferung an einen Unter nehmer in Accord vergeben werden. Die betreffenden Kostenanschläge, Bedingungen und Zeichnungen können auf unserem Bauamt (Nach halls, 2. Etage) eingesehen werden, wo auch die Offerten mit der Aufschrift „Schleuste in der «ochftraste betreffend" bis zum 12. März d. I. Nachmittags 5 Uhr unterschrieben und versiegelt einzureichen sind. Leipzig, am 26. Februar 1878. Der Nath der Stadt Leipzig. Oe. Gcorgi. Wangeinann. Bekanntmachung. Frau Louise verw. Stöpcl beabsichtigt in dem an dem Roßplatz unter Nr. 3 gelegenen Grundstücke Nr. 1103 des Flurbuchs und Fol. 818 des Grund- und HvpothekenbuchS für die Stadt Leipzig eine Schläch terei für Kleinvieh zu errichten. Wir bringen dieses Unternehmen hiermit zur öffentlichen Kenntniß mit der Aufforderung, etwaige Ein wendungen dagegen, welche nicht aus privatrechtlichen Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagrn und längstens am 18. dieses Monats bei uns anzubringen. Einwendungen, welche auf besonderen privatrechtlichen Titeln beruhen, sind, ohne daß von der Erledigung derselben die Genehmigung der Anlage abhängig gemacht werden wird, zur richterlichen Entscheidung zu verweisen. Leipzig, am 1. März 1878. Der «ath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wangemann. Bekanntmachung. Mit Ostern d. I. sind von uns für Söhne oder Töchter hiesiger Eltern zwei ganze, nach Befinden in vier halbe zu theilendc Freistellen am Conservatorium der Musik allhier zu vergeben. Die Vergebung erfolgt auf ein Jahr. Bewerbungen sind unter Bescheinigung der OrtSangehörigkeit der Eltern der Gesuchsteller und soweit möglich unter Beifügung von Zeugnissen über Wohlverhalten und Befähigung bis zum 15. März d. I. schriftlich an das Directorium des König!. Conscrvatoriums der Musik allhier zu richten. Leipzig, den I. März 1878. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Gcorgi. Messerschmidt. Bekanntmachung. Wir bringen hierdurch das bezüglich des Fahrens und Reitens auf den Wegen des Johannisthales bestehende Verbot in Erinnerung und werden Zuwiderhandelnde von uns unnachsichtlich mit einer Geld strafe von 15 oder mit entsprechender Haststrafe belegt werden. Leipzig, den 28. Februar 1878. Der Rath der Stadt Leipzig. v>. Georgi. Wangemann. Leipzig, 2. März. Weit entfernt, „auf einige Zeit von der politi schen Arena verschwinden" zu wollen (wie ein geistreicher Correspondent der „Leipziger Zeitung" combinirt hatte), ist Bennigsen aus Hannover wieder in Berlin eingetroffen, und auch LaSkcr wird heute dort auS Dresden zurückerwartet. Mit Spannung sieht man der Berathung der Stell vertretungsvorlage entgegen, die im Reichs tage vorläufig für DienStag m Aussicht genommen ist und der eine Vorbesprechung innerhalb der nationalliberalen Fraktion vorangehcn wird. Das Interesse an dieser Vorlage ist gestiegen, seitdem der Finanzminister Camphausen seine Ent lassung cmgereicht hat. Noch vor einigen Tagen schien cs, als ob Dieser vom Fürsten Bismarck für das zu schaffende Amt eines Rcichssinanzministers und zugleich Vicekanzlers ausersehen sei. Fürst Bismarck deutete in einer der letzten Reichstaqsdebatten an, daß er dieses Amt für unzertrennlich halte von dem des preußischen Finanzministers, und Camphausen könnte also in letzterer Stellung nicht bleiben, ohne zugleich die Leitung der Reichsfinanzen und die Stellvertretung des Kanzlers im Großen und Ganzen m übernehmen. Dies erscheint aber nach dem Verlauf und Ergebniß der Steucrdebatte und nach der Versicherung Camphausen's, er wolle nur in Fühlung mit dem Reichstage fortamtiren, kaum möglich. Es wird denn auch von allen Seiten be stätigt, daß der Minister fest entschlossen ist, sein Ent lassungsgesuch aufrecht zu erhalten. Nach der „Krcuzztg." gedenkt er, falls der Kaiser daSGesucb nicht genehmige,seine Bitte um Entbindung von den Geschäf ten sofort zu erneuern. Herr Camphausen — so heißt es weiter — habe sein EntlassungSgesuch persönlich überreicht, weil Fürst Bismarck nicht zu bewegen gewesen sei, in dieser für ihn peinlichen Angelegen heit amtlich betheiligt zu sein. Der Finanzmimster sei entschlossen, vor dem Reichstage nickt wieder zu erscheinen. — Auch der „Nat.-Ztg." berichtet man Aehnlickes. Die Verrnuthung, es möchte sich Herr Camphausen bestimmen lassen, im Amte zu verbleiben, habe keine thatsächlichc Unterlage. Der Minister sei fest entschlossen, sein Gesuch aufrecht zu erhalten. In parlamentarischen Kreisen spricht man von langen Besprechungen, welche der Kaiser mit dem Fürsten Bismarck gehabt hätte; daß eine Entscheidung über einen Nachfolger bald getroffen werden möchte, sei nickt anzunchmcn. Weiter wird berichtet, daß der Kaiser von dem persönlick ihm Überreichten Ent- lassungsgesuch auf das Höchste betroffen gewesen and sich in entschiedener Weise für daS Verbleiben des Finanzministers ausgesprochen hätte. Die „Nat.-Ztg.'' bemerkt hierzu: lieber den weiteren Verlauf der Angelegenheit ent halten wir uns aller Lonjetturen; wie weit die Vor aussetzungen für eine fernere ersprießliche Tbätigkeit des Finanzministers vorliegen, wird wobl von Herrn Eamphausin, in welckem sich so viele stolze und ehren volle Momente der preußischen Politik personificiren, als Grundbedingung seiner schließlichen Entscheidung betrachtet werden. So wenig wir mit dem letzten Auftreten detz Herrn FinanzmmifterS uns einverstan den erklären konnten, so werden wir doch sicher die Letzten sein, die seine streng konstitutionelle und ge wissenhafte Amtsführung unterschätzen. Werter stellt daS genannte Blatt in Abrede, daß von einem „Bruche" der Nationalliberalcn mit der Regierung die Rede sei (wovon die „Nordd. Allg. Ztg." gesprochen hatte). Die Erklärungen der Fraction hätten sich lediglich darauf bezogen, daß für eine Steuerreform auf dem Boden des Tabaksmonopols und ohne die nothwcndigen kon stitutionellen Ergänzungen eine Mehrheit nicht zu constitmren sei. Daß die nationalliberale Fraktion ihrerseits die von ihr als unabweisbar erkannten Ausgaben unseres Staatslebens zu fördern vor wie nach bereit sei, zeige ihr seitheriges Verhalten. Die Möglichkeit einer Durchführung der Steuerreform in einer oder der anderen Gestalt sei noch fortwährend Gegenstand der Verhandlung und es liege dieser Ver handlung die Rückkehr des Herrn v. Bxrmiasen aus Hannover nicht fern. Uni sich ein unbefangenes Urtheil über die Lage zu bilden, werde man gut thun, fcstzuhalten, daß die nationalliberale Fraktion von Anfang an wie heute nur sachliche Ziele verfolge. Mit anderen Worten: Die national- liberale Partei strebt nicht nachMinisterportefcuilles; es ist ihr um die Sache zu thun, und wenn die Negierung die Steuerreform in unserem Sinne auf- nimmt (keine Stenererhöhung im Reiche in« Wege der indirecten Steuern ohne Entlastung der Einzel- staatcn und ohne konstitutionelle Garantien), so ist es uns gleich, ob der neue Finanzminister Bennigsen, ob er Camphausen oder sonstwie heißt. DaS ist auch unsere Meinung. Aus dem Orient nichts Neues. Der Friede ist noch immer nicht unterzeichnet. Die Geschickte wird allmälig langweilig, und cs ist auch ziemlich gleichgültig, ob die Unterzeichnung heute oder morgen erfolgt. Die Frage ist ja schon lange nicht mehr, was die Pforte gewährt, sondern was die anderen Mächte gewähren lassen, wie weit Eng land und Oesterreich Rußland freie Hand geben werden —, daraus kommt es jetzt an. England rüstet fort und Oesterreich trifft wenigstens alle Vorbereitungen; aber weder hier noch dort scheint man ernsthaft zun, Kriege entschlossen. Wenn die Pforte die Verhandlungen hinzuziehen sucht oder umgekehrt alles Mögliche bewilligt, weil sie hofft, die Lage werbe sich durch das Ein treten der anderen Staaten mit Einem Schlage verändern, der allgemeine Krieg werde ihr Lust machen und ihre Zugeständnisse an Ruß land zerreißen, so kann sie sich doch gewaltig täuschen. Oesterreich hat immer erklärt, daß! es nur für seine, nicht für türkische Interessen einzu- treten vermöchte, und England hat eine sprüch- wörtliche Virtuosität darin erlangt, Diejenigen, denen es Hoffnungen gemacht, noch im letzten Moment im Stich zu laßen. Trau, schau, wem! Rußland hat officiöS in allen Tonarteti zu ver stehen gegeben, daß es die englischen Interessen in den Dardanellen, die österreichischen an der Donau sckonen werde. In London und Wien mißtraut man aber diesen Versicherungen; sonst würde man sich nicht in so große Unkosten stürzen — ob mit Grund, daS kann sich erst zeigen, wenn die Frie dens bedingungen authentisch vckannt sind. WaS bis jetzt darüber verlautet, wird von Petersburg aus als unrichtig bezeicknet. Erst wenn die Ver handlungen in San Stefano zum Abschluß ge kommen sind, werden wir etwas Sichere- Uber die Bedingungen erfahren, und insofern allein haben wir ein Interesse an der baldigen Unterzeichnung. Von der Confercnz ist wieder Alles still. Lage-geschichtliche Ueberjicht. Leipzig, 2. März. Die Gerüchte, welche der damaligen verworrenen Situation ihre Entstehung verdanken, wissen auch bald von einer bevorstehenden Auslösung, bald von einer baldigen Schließung des Reichstags zu erzählen. Selbstverständlich be ruhen sie auf müßiger Combination. Die Auf lösung ivürde unter den obwaltenden Umständen ganz zwecklos sein; denn aller Wahrscheinlichkeits rechnung nach würden demnächstiae Neuwahlen eine wesentlich veränderte Zusammensetzung des Reicks tages nicht bewirken. Eine baldige Schließung aber wäre de? verderblichste AnskunstSmittel von allen, um c^.i Verlegenheiten der Gegenwart zu entrinnen, ganz absehen davon, daß sie schlechter dings unmöglich wäre. Die Budgetberathung be findet sich noch in den Anfängen, und es wird nicht geringer Anstrengungen bedürfen, wenn der Etat bis zur gesetzlichen ^rist des 1. April fertig gestellt werden soll. Unerläßlich ist außerdem das Zu standekommen der RechlSanwaltsordnung und der Gesetzentwürfe betreffs einheitlicher Regelung des gerichtlichen Kostenwesens, wenn anders an dem Termin des 1. October 1879 für die Einführung der Reichsiustizgcsetzgebung festgehalten werden soll. Die Auwaltsordnung ist von der betreffenden Com mission noch nicht zu einem Viertel durchberathen, die Kostengesctze liegen dem Reichstage noch gar nicht vor. Auch über die Stcllvertretungsvorlage ist eine Verständigung bei dem Gesundheitszustände des Fürsten Bismarck nothwcndig. Ein Blick aus alle diese Aufgaben zeigt, daß an die Schließung des Reichstags in nächster Zeit nicht gedacht werden kann. Mit Vergnügen freilich ist, außer Denjenigen, welche ein Interesse an der Schwächung des Reiches haben, Niemand an der Arbeit. Die nationalliberale Fraction berieth am Freitag über die Gewerbeordnungsvor lagen. Man fand in denselben ein Entgegen kommen der Regierung gegen den vorjährigen An trag Rickert-Wehrenpsennig und zeigte sich im All gemeinen mit ihnen einverstanden, obwohl man sich die Nothwcndigkeit nicht unwesentlicher Ab änderungen nicht verhehlte. Selbstverständlich wer den die Vorlagen einer Commission überwiesen werden. Die elsäsfischen Autonomisten im Reichstage haben in Betreff der Optantcnfrage einen Antrag eingebracht, welcher den wcitergebenden Antrag der Protestler durch folgende Resolution ersetzt: „den Reichskanzler aufzusordern, dafür Sorge zu tragen, daß die Entscheidung über die Verhältnisse der Optanten nach gleichmäßigen RcchtSgrundsätzen in einer allen Erfordernissen der Billigkeit im einzelnen Fall Rechnung tragen den Weise erfolge, und daß nöthigenfalls hierüber eine GcsctzcSvorlageaemackl wcrve." Der Antrag ist von zahlreichen Mitgliedern der nationalliberalen Partei unterstützt und wird ohne Zweifel vo« Reichstage angenommen werden. So wenig der letztere geneigt sein kann, die Forderungen der Protestler zuzugcstehen, welche einfach eine Rück wanderung der französisch gewordenen Elsaß- Lothringer in großem Maßstabe und damit ein neues Auflebcn der antideutschen Agitation zur Folge haben würden, so wird er dock Rücksichten der Billigkeit im einzelnen Fall nickt ausgeschlossen wissen «vollen. Jedenfalls aber muß verlangt wer den, daß die Behandlung der Optanten überall im Reichslande eine gleichmäßige sei. Die Mittei lungen. welche die autonomistiscken Abgeordneten am Mittwoch der nationalliberalen Fraction ge macht, bewiesen zur Genüge, daß dies biS jetzt keineswegs der Fall gewesen ist. lleberhaupt machten dieselben den Eindruck, daß eS dringend nothwendig sei, die Aufmerksamkeit der Reichsregic* rung auf diese Angelegenheit zu lenken. Än von dem Abg. Oe. Kapp im Reichstage ein- gebracbter Gesetzentwurf, betreffend die Beför derung von Auswanderern nach außer- dcutschen Ländern, ist von sehr eingehenden Motiven begleitet. Der Antragsteller, in den Fragen desAllSwanverungswcscns bekanntlicheineAutoritä«, bemerkt zunächst, wie wenig die Reichsaesetzgebun i bisher zur Ausführung des Art. l Ziffer 4 der Reichsverfassung, woselbst die Bestimmungen über die Auswanderung nach außerdeutschen Ländern der Beaufsichtigung und Gesetzgebung des Reiches unterstellt werden, gethan hat. Die Gewerbe ordnung hat sogar auf den Gewerbebetrieb der Auswauderungsunternehmer und Auswanderung«- agenten nach einer ausdrücklichen Bcstiminuna keine Anwendung. Es wird nun aber das Bedürfnis einer einheitlichen Regelung der Bestimmungen über die Bc - sugniß zur Beförderung von Auswanderern und zur Vermittelung der Beforderungsverträge schlagend nachgewiesen, ganz abgesehen davon, daß auch die meistens ganz veralteten bestehenden Bestimmungen schon an sich die Nothwcndigkeit einer Revision hinreichend begründen würden. In Beziehung ans die Frage, welche Stellung der Staat gegenüb.r der Auswanderung und den ihrer Vermittelung dienenden Gewerben einzunchmen habe, wird nach Ansicht deS Antragstellers mit zwei Anschauungen, mit denen ein Theil der bestehenden Gesetzgebung durchdrungen ist, zu brechen sein: mit dem Vo« urtheil, ais ob in den Anreizungen und Lockungen der Agenten ein wesentlicher Grund der Auswan derung liege, und mit der Auffassung, als könne und solle ein Gesetz, wie das in Frage stehende, die Aufgabe und die Wirkung haben, der Aus wanderung heinmend in den Weg zu treten. Uebcr den Besuch des Kronprinzen Rudolf vcn Oesterreich am Berliner Hofe meldet die „Kr.-Ztg.": Der Kronprinz trifft Sonntag früh hier ein und wird aus dem Bahnhose von unserem Kronprinzen empfangen und alsdann im Schlosse vom Kaiser begrüßt. Der Kronprinz kommt, wie dem Ver nehmen nach ein Schreiben seines kaiserlichen VaterS an den deutschen Kaiser besagt, nach Berlin, uni dem hiesigen, dem dem Wiener befreundetsten Hose als volljähriger Prinz sich vorznstellen und für die im vorigen Jahre ihm zu Theil gewordene Ver leihung deS 11. königlich preußischen Ulanenrcgi- mcntS seinen Dank auszusprechen. In drei Wochen läuft der Urlaub deS Präsidenten deS evangelischen Oberkirchenraths Or. Herrmann ab. und eS wird sich dann fragen, ob das Entlassungs- gcsuch desselben aufrecht erhalten bleibt. Bis dahin wird man gut thun, alle Angaben über seinen Nachfolger mit Vorsicht zu behandeln. So viel aber darf mit Sicherheit angenommen werden, daß sich der CultuSminifter bei seinen Vorschlägen nicht nur von der kirchlichen Richtung deS etwa auszu wählenden Nachfolgers für Herrn Herrmann, sondern auch von dessen sonstiger Befähigung für daS Amt bestimmen lassen wird. General Cialdmi ist in Karls ruhe eingetroffen, um dem Kroßherzog die Thronbesteigung des König« Hum der t anzuzeigen. Die „France Nouveüe", ein klerikales Blatt, hatte behauptet, Fürst Bismarck habe Millionen zu den Kosten der republikanischen Wahlen ,n Frankreick beigetragen Ueberdies hatte sie meh rere Dcputirte bezeichnet, welche von dieser anged licben Freigebigkeit de- Kanzler- prositirt hätten DaS Blatt soll nun wegen dieser Behauptungen