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Erste Anlage M Leipziger Tageblatt and Anzeiger. W »1. Mittwoch den 4. April 1877. 71. Jahrgang. Musik. I Musikalisch« Sluadscha«. (Schluß.) Leipzig, 31. März. Wir stehen am Ende einer vietbeweaten musikalischen Saison. Hier wie außerhalb ist die Tonkunst auf der Bühne, im Eoncertsaat und in der Kirche redlich gehegt und gepflegt und neben Mittelmäßigem auch vrel deS Hervorragenden, Werthvollen geleistet worden, so daß wir daS künstlerische Gesammtergedniß der jüngstverfloffenen Saison immerhin al- ein recht befriedigende- bezeichnen dürfen. Mit dem herein- brechenden Frühling tritt nun wieder eine für Künstler und Publicum gleich wohlthuende Ruhe im allgemeinen musikalischen Leben ein Der hiermit im Zusammenhang stehende Mangel be deutsamer musikalischer Nachrichten »on außerhalb mag e- rechtfertigen, wenn ich mit dem heutigen Tage meine Lhätigkeit al- „musikalischer Rund- schäuer" de- Tageblatte- für die Dauer der Sommersaison einstelle, um sie erst zu Beginn de- nächsten Winterhalbjahre-, am 1. Oktober, wieder aufzunehmen. (Kürzere Nachrichten über besonder- bemerkenSwerthe Vorkommnisse sollen übrigen- auch in der Zwischenzeit den Lesern nicht vorent halten werden. Die Red.) Heute werde ich meine letzte „Rundschau" zu meist hinsichtlich der Nachrichten Uber da« Aus land zu ergänzen suchen und d?S Inlande- nur mit wenigen nachträglichen Notizen gedenken. In Berlin fand am 28 d. M. die s Z. auf- geschobene Aufführung oon Byron-Schumann'« „Manfred" im königl. Opernhause zum Besten der Pension-anftalt der „Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger" statt. Tag- darauf veran staltete der Berliner Patronat- (Wagner-) Verein seinen zweiten VereinSebend, der durch einen von dem Musikdirektor und .'etacteur Hrn. Alb Hahn gehaltenen Vortrag über „Wagner'S Bedeutung und Stellung zur Gegenwart" und eine Reihe musikalischer Vorträge au-gesüllt wurde. — Oie Stadt Frankfurt a/M. bat den Freiherr» von Loen in Weimar zum Intendanten ihre- neuen StadttheaterS ernannt und mit dieser Dahl unstreitig einen sehr guten Griff gethan — Gutem Vernehmen nach findet da- nächste Musiksest und der damit stets verbundene Musiker rag de« „Allgemeinen deutschen MusikoereinS" in oer zweiten Hälfte de- Monat- Mai in Han nover statt. Gelegentlich der Erwähnung be sagten MusikoereinS sei e- mir übrigens gestattet, au-nahmSweise einmal eine Leipziger Musik- Aufführung in der „Rundschau" zu erwähnen, indem ich hier nachträglich einige Worte über die am 26. März im Blüthner'schen Saale statt gehabte 42. Ausführung de- Leipziger Zweig- verein- de- „Allgemeinen deutschen Musikverein-" einschalte. Hauptzweck der ganzen Veranstaltung war wohl, dem damals noch anwesenden Herrn Hermann Ritter nochmal« Anlaß zur Vorführung seiner Viola alta zu geben. In der Thal hatte denn aucd die Hörerschaft Gelegenheit, sich in den eigenthümlichen Klangcharakter ve- neuen Instru mente« mehr und mehr einzuleben. Ich habe die Leser bereit- früher aus die unterscheidenden Merkmale der Viol» alta, sowie der gewöhnlichen Bratsche hingewiesen und kann hier nur consta- tiren, daß die erstere sich wiederum «l- entschiedene Verbesserung der letzteren erwie-. Die von Herrn Ritter vorgesührten Piecen, bestehend in einer Sonate von G- Rebling (den Clapierpart vertrat Herr Capellmeister Wilh. Treiber), einem Gesangsstück op. 39 von Hermann Zopfs (Clavier — der Componist) und dem Andante-Satz au- A Rubinstein'- Viola-Sonate op. 49 (Clavier — Herr Treiber), ließen deutlich erkennen, daß die Viola alta nicht nur in der Cantilene in allen Tonlagen ihren vollen, safti gen, offenen und edlen GesangSton bewahrt, fon> der» auch innerhalb bewegter Passagen in allen dynamischen Schattirungen leicht und präciS an spricht. Zu bedauern blieb nur, daß Herr Ritter nicht auch eine Piece verführte, bei welcher er die seinem Instrument zugesprochene Fähigkeit, durch geschickte Anwendung de- soräioa auch die der gewöhnlichen Bratsche speciell eigenthümlichen Klangfarben imitiren zu können, nachgewiesen hätte. Ohne diese Fähigkeit dürfte die Anwen dung der Viola alta ber manchen vorhandenen, besonder- aus den alten Bratfchenklang bafirten orchestralen Klangeffecten (ich erinnere nur a» die „Manfred". Ouvertüre, an Tanhäuser'S Er zählung und „Inbrunst im Herzen" rc.) kaum zulässig erscheinen, klebrigen« sind bereit- in ver schiedenen Orchestern Altviolen in Gebrauch, so je eine in den Hofcapelen zu Meiningen und Schwerin; an letzterem Orte sollen demnächst noch zwei weitere Vertreter de- neuen Instru ment» engagirt werden. Abwechselnd mit den Instrumentalpiecen trugen die Damen Frl. Anna Koch au- Heidelberg und Frl. C. Bockstvver au- Leipzig, sowie Herr E. Hartung eine Reihe von Gesängen vor. Frl. Koch sang Lieder von Brahm- („Liebätreue"). R. Franz („Ich Hab' in deinem Auge"), LiSzt („E- muß ein Wunderbare- fein") und H Ritter („Fragen"); die Stimme klang bell, frisch und Wohllauten». Frl. Bockstöver und Herr Hartung spendeten drei Duette für Mezza- sopran und Bariton von BrahmS („ES rauschet daS Wasser", „Die Nonne und der Ritter" und „Der Jäger und sein Liebchen"), deren Goutirunz ich jedoch gern fpeciellen Bramsianern überlasten will; mir ist die Musik denn doch gar zu ge schraubt und unnatürlich. In die Clavierbeglei« > tung der Liedervorträge theilten sieb die Herren Alb. Hänlein au- Mannheim und Wilh. Waldecker von hier. Kehren wir nach dieser kleinen Abschweifung zur „Rundschau" zurück. — AuS Prag wird ge- meivet, daß man daselbst die Inscenirung von Wagner'« „Walküre" in sichere Au-sicht genommen habe. — Im Wiener Hofopernlheater fanden am 25. und 26. März zwei sehr besuchte Vor stellungen resp. Akademien zum Besten der ver- schiedenen Pension-anstalten besagter Bühne statt. Die Akademie am 25. wie« ein gemischte- Pro gramm (Requiem von Gounod und Scenen au- Wagner'S „Götterdämmerung") auf; die Vor stellung am 26. bot Beethoven'- „Fldelio" und war zugleich eine würdige Todtenfeier für den Meister. Die durch die Charwoche bedingte Unter brechung der Vorstellungen der Italiener be nutzte Frau Adeline Patti zu einem zweimaligen Gastspiel in Budapest. Nach den Feiertagen nimmt die Hofoper die „Walküren"-Vorstellungen wieder auf. In London publicirte der Impresario Gye kürzlich ein Berzeichniß der von ihm für die am 3. April ihre Vorstellungen beginnende» Ro^at ltatian Oper» im Coventgarden-Theater enga- guten Künstlertruppe; dasselbe nennt alS Sopra nistinnen die Damen Ad. Patti, Ea.ma Albani, arö Thalberg, B. Bianchi, Marimon. d'Augeri, mero-chi, Ricc«, Avigliana und E de Syuneberg; alS Contraaltistinnen die Damen Saar, dell'Anese, Cottin», Sonino, Scalchi, Dotti, Ghiotti, de Riti und E. Sarda; al« Tenoristen die Herren E. Ricolini, A. Marini, Capoul, Campi, Tomgno. Gayarre. Pavani, Piazza, Gianini, Sa- Kater. Rosst und Manfredi; al« Baritonisten und Bassisten die Herren A Cotogni, Maurel, Graziani, Bagaggiolo, Capponi, Caracciolo. Ghilberti, Scolare, Raguer und Ciampi. AlS Dirigenten werden die Herren Vianesi und Be- vignani fungiren. DaS Repertoire wird einige 50 Opern umfassen, darunter alS Quast Novi täten: Verdi'« „Sicilianische Ve«per", Nicolai'S „Lustige Weiber", Herzog Ernst'- von Sachsen- Coburg-Gotha „Santa Chiara", A. Rubinstein'S „Nero" und Wagner'- .Fliegender Holländer" (unter dem Titel „II vasoello fantLsma") Ferner sollen in vierzehntägigen Zwischenräumen große Opernconcerte unter Leitung Sir Jul Benedikt'« veranstaltet »erden. — In Pari- sind die Aus führungen de- „Oinq-blars" noch immer hinauS- geschoben worden; dagegen kündigt die Oper» eowiquo noch eine neue komische Oper NamenS „Bathyle" an. Genannte Oper ist von Ed Blau gedichtet und von W Chaumet in Musik gesetzt und im Jahre 1875 von der Jury der Crescent- Stistung preiHzekrönt worden. Im Coucertwesen macht sich in Pari- in letzter Zeit namentlich ein erfreulicher Umschwung zu Gunsten der Verehrung Hector Berlioz'S bemerklich. Er, dem feine lieben-würdigen LandSleute bei Lebzeiten keine Kränkung ersparten, ist nun mit eine« Male zu allgemeiner Anerkennung gelangt, besonder- seine „IlLwuLtion äs blaust" hat letzthin in den be rühmten Pa-delcup'schen und den eben so bekann ten CHLtelet-Concerten eine ganze Reihe von sehr besuchten und glänzend verlaufenen Auf führungen erlebt, und auch die anderen Concert- institute schenkten jüngst Berlioz mehr Beach- tung, alS ehedem. Daneben gewinnt auch die deutsche Musik an Boden. In den ver schiedenen Ooitcerts äo Obcuudra begegnet man den Kammermusikwerken Haydn'-, Mozart'-, Beethovens, Schubert'- und Schumann'« sehr »st und selbst neuere deutsche Autoren ge winnen Eingaug. So brachte z. B Frau Wcl- helmine Clauß-Szarvady in ihreni zweiten Concert da- Vmoll-Clavierconcert von BrahmS zum Vortrag. Besonder- beachten-werth sind auch die Bestrebungen eine- jungen begabten Componisten Namen« Gustave SandrL, der mit einigen Ge sinnungSgenosfen wie im vorjährigen, so auch jüngst verflossenen Winter eine Reihe von Novi täten Kammermusiksoirben unter vorzüglicher Be rücksichtigung deutscher Componisten der Gegen wart veranstaltete. Daß auch an sogenannten Virtuosenconcerten aller Art in der ver stoffenen Saison in Pari- kein Mangel war, sei nur noch im Vorübergehen angedeutet. — In Florenz starb kürzlich die ehedem sehr beliebte Opernsäugerin Earoliue Unger. — Im norwegischen Storthing zuChristianiahat kürzlich ein Herr Sverdöp einen Antrag auf Erhöhung der den nationalen Dichtern und Componisten r» gewährenden Ehrenfolde von 16-0 auf 2400 Kronen jährlich eingebracht. — In New-Uork sollte am 12. März ein acht tägige- Wagner - Opera - Festival seinen Anfang nehmen. Zur Aufführung sollten „Der Fliegende Holländer", „Tanhäuser", „Lohengrin" und „Die Walküre" gelangen. Director de- Unter- nehmen- ist ein Herr I. E. Freyer; die musikalische Leitung sollte der Capellmeister Ad. Neuendorff übernehmen. Unter den betheiligten Sängern «,d Eängerinuen dürste deutschen Lesern allein Frl. Eugenie Pappeubeim bekannt fein. Da- Orchester sollte 54 Mann stark sein. Wie ich höre, hatte der Impresario auch eine besondere Festschrift veröffentlicht, in welcher er u. A. den Text und die musikalischen Eigenarten der vorge nannten vier Wagner'schen Werke einer dem Publicum da- Verständniß erleichternden Be sprechung unterwirft. Mir ist da- Schriftchen bi- jetzt nicht zu Gesicht gekommen. Carl Kipke. Ntcheer» LSaA«er,Der«t». Leipzig« 1. April. Wer da weiß, wie gerade in unserem liebe» Leipzig, allwo jeder Winter eine nur von wenigen wirklichen Großstädten erreichte Hülle künstlerischer wie lehrhafter öffentlicher Dar bietungen im Gefolge hat, die streng plangemäße Durchführung cyklischer Veranstaltungen mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen hat, »er da weiß, wie oft da- willfährigste Entgegeukommen und die größte Hingabe aller direct oder indirect an einem diesbezüglichen Unternehmen Betheiligten nicht stet- zur sieghaften Ueberwindung der sich darbietenden Hemmnisse «u-reichen, — den wird eS auch nicht Wunder nehmen, daß der in der, Aufschrift genannte Verein im Laufe de- verflosse nen Winter- seine Versammlungen nicht mit der ursprünglich beabsichtigten Regelmäßigkeit abzuhalten vermochte, ja selbst bei seinen „lite- rauschen Abenden" von der beabsichtigten, so zu sagen pädagogisch correcten Folge der verschiedenen belehrenden Vorträge zeitweilig Abstand nehmen mußte. So stand eigentlich auch der gestern, al- am 5. literarischen Abend de- Wagner- Verein-, von dem Musikdirektor und Redacteur ber Musikzeitung „Tonkunst", Herrn Albert Hahn au- Berlin, gehaltene Bortrag über „Wagner'S Bedeutung und seine Stel lung zur Gegenwart" nicht am rechten Platze; denn entweder hätte er al- allgemeiner Em- führungSvortrag, »der bester noch al- alle- Frühere refuanrende Schlußbetrachtung placirt werden sollen; hatte der Vortragende sich doch die Ausgabe gestellt, nicht etwa eine besondere Seite de« Waguer'schen Geniu- einer fpeciellen Betrachtung zu unterwerfen, sondern vielmehr Wagner'S Individualität in ihrer Gesammtheit vorzuführen und hinsichtlich ihrer Stellung in resp. zu der Gegenwart zu beleuchten Der Qualität de- Bortrag- that besten durch Verhält nisse bedingte minder günstige Einreihung in den Lehrplan de« Verein- übrigen« keinen Schaden; ich möchte ihn vielmehr zu den anregendsten und für den minder Unterrichteten nutzbringendsten der bi- jetzt im Wagner«Verein gehaltenen Vor träge zäblen. Der Redner war in seinem Vortrage bemüht, dem Auditorium ein in wenigen großen Strichen anSgesührte- Gesammtbild der universellen Natur Wagner'S zu entrollen und die mannichsachen Wechselbeziehungen, in welche der Meister innerhalb seiner fast beispiellos gewaltigen und vielseitigen Wirksamkeit zu der ihn um gebenden Mitwelt trat, klarzulegen und so die rechte Würdigung und da« rechte Ver ständlich de- Dichter-Componisten und der von ihm datcrenden neuen Kunstaera nach allen Seiten hin zu fördern. Nach meinem Dafürhalten sind Herrn Hahn diese Bemühungen besten- gelungen; denn sein Bortrag zeichnete sich nicht nur durch streng logische Anordnung und beweiskräftige Verarbeitung des reichen zu bewältigenden Material- a»S, sondern wirkte auch, vermöge der in ihm zum Ausdruck gelangenden Ueber- zeugungStreue und begeisterungSoollen Hingabe an Wagner'S neue Kunst, aus da- Auditorium wirklich anregend, fesselnd und erwärmend ein. Der Zweck und die eigentliche Bedeutung de- LortrageS bestanden nicht sowohl in der etwaigen Darbietung neuer historischer Daten oder »euer kunstphilosophischer Aufschlüsse über Wagner'S Wirken, al- vielmehr i» der möglichst klaren und übersichtlichen Anordnung und Gruppirung be reichen, in Decennien kier und dort aufgestapelten, zum Theil längst Gemeingut gewordenen MaterialS mnerhalb eme- einheitlichen Rabmen«, sowie in der Auffindung eine« au- den Einzelfchlüssen abge leiteten GesammtergebniffeS, welches sich — wie ich hier gleich anfügen will — kurz dahin sormu liren läßt, daß Wagner, so viel auch die Gegner an ihm herumnörgeln und so sehr sie ihn auch in die Sphäre ihrer eigenen Bedeutungslosigkeit herabzuziehen trachten mögen, bereit- zur histo rischen Person geworden ist, daß er den aller hervorragendsten Geiste-Heroen aller Zeiten bei gezählt «erden muß, daß mit ihm eine völlig neue Kunstepoche anbrach und daß — um mit Faust zu reden — „die Spur von seinen Erden tagen nicht in Aeonen untergehen kann."*) ^ Carl Kipke. Projekt, rin neues Theairr un- Loncerihans zu bauen. Am vorgestrigen zweiten Oster fest tage tagte hier auf Einladung de- Borstande- de- Leipziger Wagner-Verein- eine größere Anzahl hiesiger und au-wärtiger Wagner-Freunde zu dem Zwecke, aus Anregung R. Wagner'S einen allgemeinen Patronat - Berein rur Erhaltung ber vühuensestfpiele in Bayreuth zu gründen, lieber die Verhandlungen und die Beschlüsse selbst wird wohl von betheiligter Seite ein Auszug de- Protokoll- zur Veröffentlichung gelange». Interessant ist e- zedenfal-, von eine« Anträge zu erfahren, welcher von Herrn Concertdirector Hof mann im Laufe der Debatte gestellt wurde. Derselbe lautet: Die Versammlung wolle bescbließen, die Ge nehmigung und Zustimmung Richard Wagner'S zu folgendem Antrag einzuholen: Zu dem Zwecke, die Festspiele nach den Intentionen R. Wagners bauernd zu begründen, soben im Hinblick auf die großen, bedenklichen und vielseitigen *) Wegen Mangel« an Raum mußte da« Referat er hebüch gekürzt werden. Die Red. Schwierigkeiten, welche sich den jeweiligen Aufführung«» io Bayreuth entgegen stelle« werden uud muffen, die» selben nach Leipzig »erlegt und zu diesem Behuf« eia mehrere Tausend Menschen fassende«, de» vay- reuther Baustyl festhaltrnde« Theater gebaut und dauernd i» Betrieb genommen werden. Zur fioau» zielen Sicherung de« Unternehmen« »erdeu Mustrr- vorstelluuaen Eöaguer'scher, klassischer und deutscher Opern überhast, sowie Aufführungen guter Novi täten inteudirt, sowie di« Beschaffung einer großen, für Leipzig driugend uothwendlgeo Tonhalle durch dauliche Vorrichtungen, z. B. durch Einsetzen eine« Loucert-Podium« in die Bühne, mit diesem Projekt zu »«reinigen gesucht. Ein größere«, neu zu bildende« Lomitt erörtert die Möglichkeit, inwieweit diese- Project in seiner ganzen Totalität einer praktische« und zweckentsprechenden Ausführung eutgegengesührt «erden kann, und hat tm Hern« mit R Wagner alle« Weitere zu veranlaffeu. R. Wagner hätte sich eveut. zu verpflichten, da» Unternehmen dauernd da- durch zu privilegiren, daß Derselbe seiue Festspiele, sowie alle neueren Werke (mit alleiniger Autnahmr München») znr Aufführung unter zu vereinbarenden Bedingungen de« Leipziger Wagner-Theater au«- schl eßlich übergiebt. In längerer Rede begründete der Antragsteller seinen Antrag. Die Versammlung lehnte mit 13 gegen 11 Stimmen ab, im Anschluß an die übri gen Bcrathungeu diesen Antrag R Wagner mit« zutheilen, und verwie- Herrn Hofmann ans den Privatweg, mit R. Wagner zu verhandeln, weil die Versammlung zu dem Zweck tage, Mittel und Wege zu finden, die Festspiele in Bayreuth auf recht zu erhalten. Für Leipzig ist jedenfalls die Idee von großer Wichtigkeit, um so mehr alS sich da« dringende BedÜrfniß, eine Tonhalle zu besitzen, seit Jahren als nothwendig erwiesen hat, auf der anderen Seite aber die Nothwendigkeit, ein gute« Theater zu besitzen, stet-vorhanden ist. Jedenfalls ist zu erwägen, ob da« Projekt doch nicht in der einen oder anderen Weise ausgenommen und auS- geführt werden kann Bemerkt sei nur noch, daß >aS Project alS solches in verschiedenen Kreisen großen EnthustaSmuS erregt hat. Hoffentlich kommt eS mit der Zeit doch noch zur Aus führung.*) V. Aulou von Wernrr's Kaiser-proctumlUion zu Versailles. DaS achtzigste Geburt-fest de« Kaisers hat die Vollendung eine- Werke- gebracht, welche- den ersten großen Festtag der wieder gewonnenen deutschen Einheit, die Proclamation deS neuen deutschen Kaiserreiches im Schlöffe zu Versailles, verherrlicht. Al- Geschenk sämmtlicher deutschen Fürsten an den Kaiser ist eS von Anton von Werner nunmehr vollendet und am Morgen de« 22. März im Rittersaal« de« königlichen Schlöffe- in scstlicher Weise de« Kaiser übergeben »»rden. Siebenunddreißig Fürste», darunter ämmtliche regierende Häupter, die Könige von Bayern, Württemberg und Sachsen an der Spitze, nebst vielen Prinzen, zwei hohe Frauen, die Kronprinzessin von Preußen und die Großherzogin von Baden haben sich an der Stiftung de- WerkeS bethelligt. Von den breiten reich geschnitzten Flächen de- prachi vollen Rahmen- leuchten im dichten Kranz ihre Wappenschilder, von der mit Friedenspalmen geschmückten Kaiserkrone überragt. Die Photographische Gesellschaft in Berlin hat sich da- Verdienst der Vervielfältigung diese« be deutenden Werke« erworben, indem sie davon Photographien in extragroßem Format veranstaltet hat. (Dieselben sind in Leipzig in der Kunsthandlung von LouiS Pernitzsch vor- rätbig.) vr Lessing, der Director de- Deutschen Gewerbe«»seumS in Berlin, sagt in der „Nat.- Ztg." über da« Werk: Die Darstellung de« Vorgang- schließt sich bi« in« Einzelste getreu der wirklichen Erscheinung jencS Tage« an. In de« Schlöffe der frauzö- sischen Könige, in den Prunksälen Lugwig'S UV. wird da« deutsche Kaiserreich inmitten der sieg reichen Armee verküudet. Wohl selten hat dieser Saal eine glauzvollere Versammlung gesehen, alS am 18. Januar t87t. Die Vertreter aller deutschen Heere, welche damals v»r Pari- lagen, vom commandirenben General bi« zum Gefreiten herunter, die Abgesandten der anderen in Frankreich damal- noch heiß kämpfen den Heere, soweit sie irgend abkömmlich waren, habe« sich um den Kaiser und die versammelten deutschen Fürsten geschaart. Die Militairvertrcter fremder Staate», die Hofmarschälle. die zunächst mit der Verwaltung de« Reiche- betrauten veamten kommen hinzu, im Ganze» über -00 Männer, die Vlüthe und Kraft de- deutsche« Volke«, von mächtiger Fülle und Stattlichkeit der Erscheinung. Der Kaffer steht in der Mitte der Erhöhung, recht« neben ihm der älteste der hier versammelten Fürsten, der Großherzog von Weimar, dann der Kronprinz von Preußen, Prinz Adalbert, Prinz Karl; de« Kaiser zur Linken zunächst der Groß herzog von Baben und zur Rechten uud Linken die anderen deutschen Fürsten. Vor den Stufen ist nur ein geringer Raum frei geblieben, in welche« die Oarcke» ä» Oorp« a«S der Cavallerie- Stab-wache die Ehrenwache de- heutigen Tage versehen. In diesen Raum, den Stufen zunächst, ist Fürst Bi-marck getreten; einen Schritt hinter ihm steht ernst und in sich geschloffen Moltke Die ganze *) Auf den Bau einer Loncert-Hall« wird di« musika lische Redaction zurückksmmen; eS müssen aber jedenfalls ander« Mittel und Wege gefunden »erden, denselben zu I ermöglichen. Di« Red.