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«rschetst KgNch früh 6'/, Uhr. Lrtarlioi, »nd LrpetUis» JohanueSgasje 33. APrrchkvL-k» -er Ledarti««. vormittag« 10—13 Uhr. Nachmittag« b—6 Uhr. k» »-«»< o»,»« «w-kt-odt« BN,»»Irn»t, du «ed«en»» »ich« »rrdl»»tich, «a»«tz»e »er sür »ie «i»sts«l,e»»e «»»»er »eftt«mtea Inserate an «ochentagen bis 3 Uhr Nachmittag«, a» Sann-«n» Festtagen srnh bis'/.» Uhr. In deu Filialen für 3ns.-Anaah«e: vtt» Rle««. Uoiveriitäl-straße 21. Louis Lischt, Katharincnstraße IS, p. nur bi» Uhr TaMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage L8LV0. Adomirmratsnrris vienel,. 4'/, MN. inet. Briugerlotm 5 Mk.. dar» dir Post bezogen 6 Mk. Irdr »«nzelne Nummer 20 Ps. Belegezemplnr 10 Pi. Gebüdren i'ür Exirobeilage» obnr Pviibeivroerung 39 Mk. «U Posiveforberung 48 Mk. Inserate öAespallene Petitzeile SO Pf. Größere «chrilkn laut unirrrm Prett- verzeichniß. Dabellarffcher a.Ziffcrniatz nach höher« Tarif. Uerlamrn unter dem Nrdaction,strich die Svalizeilc 50 Pf. Inserate sind fteir an die EppetzitiON ju senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praennnieranil» oder durch Post» nawiialime. 342. Sonnabend den 8. Dccember 1883. 77. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Tonntag, den » Deeembev, Bormittags nur bis Uhr geöffnet. LxpeäMov äs8 L.v1prLxvr luxedlnttes. Amtlicher Theil. Vrlimiimlichu»-. Ruf die für da« Jahr 1883 sestzusetzende Dividende der Reich-bankantheile wird vom 15. df«. Mts. ab eine zweite halbjährliche Abschlagszahlung von zwei und ein vierlel Procent oder «7 Mark S« Pfennigen für den Diviventenschein Nr. 8 bei der Reichsbankhauptcaffe zu Berlin, bei den RcichSbankhanplstellen in Bremen, Breslau, Cöln, Danzig, Torlmund, Franksurt aiM., Hamburg, Hannover, Königsberg i^Pr., Leipzig, Magdeburg, Mannheim, München, Posen, Sletti», Straßburg iiE. und Sluligart, bei den NeichSbanlstellen in Aachen, Augsburg, Bicleselk, Braunschweig, Brombcrg, Caffel. Chemnitz, Coblenz, ColibuS, Creseld, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld. Elbing, Emden, Erfurt, Essen, Flensburg, Frankfurt a/O., Gera, Gieiwitz, Glogau, Görlitz, Graudenz. Halle a/S.. Karlsruhe. K'.cl, LandSberg a^W., Liegnitz, Lübeck, Mainz, Memel, Metz, Minden, Miilbaiise» i/E., Nlnnsicr, Nordhausen, Nürnberg, Osnabrück, Siegen, Slolp, Stralsund, Thorn, Tilsit, bei den Reichsbank - Conimandilen in Cöslin und Insterburg, sowie bei den NeichSbanknebenstellen in Bochum, Duisburg und Wiesbaden erfolgen Berlin, den 4. December 1883. Der Reich<k«»zler. In Berlretuug v. Boetticher. Bekanntmachung. Aus und bei dem Hose der hiesigen ersten Gasanstalt agern zum Verkauf: 1) 14 Stück gußeiserne Gasometer-Fnhrung-säiilen mit Grundplatten, Architravcnaufsatz, Böcke mit Leilrollen, sckniicdeeiserne Archilraven und Laufschienen, im Ganzen 32880 Ko. Gußeisen und 14000 Ko. Schmiedeeisen. 2) 5 Stück schmiedeeiserne Röhren von 424 Millim. Durchmesser mit Flanschen, im Ganzen 25.3 Meter lang l375 Ko. 3) verschiedene gußeiserne gerade Röhren, ebenfalls von 424 Millim. Durchmesser Winkel, Müssen mit Flanschen und SyphonS, zusammen 8910 Ko. 4) 3 große Candelaber aus Stein, 2 Candelaber mit je 2 Armen. 26 kleine Candelaber und tl ver schiedene Wandarme. 5) 27485 Ko. alles Gußeisen in S Hausen von lOOOO bi- lOOOO und 7485 Ko. 6) 3765 Ko. altes Schmiedeeisen und 7275 Ko. alte Faßreisen. Die VerkausSbedmgungen sind von der Verwaltung unserer Gasanstalt l unentgeltlich zu beziehen. Gefällige Offerten aus da« Ganze oder einzelne Theil« werden bis zu dem 28. December «r. «bead« « Uhr versiegelt und mit der Aufschrift „Alles Eisen der I. Gas anstatt" an die Nuniiatnr de« Ralhe« der Stadt Leipzig erbeten. Leipzig, den 4. Tecembcr 1883. Der Rath der Stadt Let»,ia. n. . Eil 1)r. Tröndlin. uchorius. Bekanntmachung. Erstatteter Anzeige zufolge ist da« sür die ledige Iahanne Christiane Marte stlartg von hier unterm 1b. Juni 1874 voa der Unterzeichneten Behörde au-gestellte Dtensttuch tu htrsiger Stadt abhanden gekommen. Wir bitte», da« Buch tm Ausfiuduugsfalle allhter abzuaebeu. Leipzig, am 3. December 1883. Las Polirrtamt »er Stadt Leipzig. Bretschneider. Rfbr. Faldtx Bekanntmachung. Der am 17. Februar 1862 zu Lindeuau geborene, tm hiesigen Aevrgeuhause al« Correciionair detinirt gewesene Hermann Gurt Böhme ist am 26. April 1882 von drm ihm vcrstattrten Au« gauge nicht zurückgekehrr. Wir bin«», denselben, fall« er vagirend gekosten wird, sestzu- »ehmrn, full« er sich tu Arbeit befinden sollte, Nachricht anher zu gebLU. Leipzig, am 5. December 1883. Da« Patizeiamt »er Eta»t Leipzig. vretschuetder. N Srnenert wird die von an« unter den, 31. Juli «. erlassene, de» au» drm Seorgenhause entwichenen Handarbeiter Laura» LlemrnS Ha«»- stein betrrffende Bekanuimachung. Leipzig, am 5. Derembcr 1883. Das Potiieiamt »er Stadt Leipzig. Bretschneider. vr. Berger. Vtschlennlgte Be- und Lnllaknng -rr Lisenbahnmageu. Aus Grund un« zugrgongrncr Insormatiouen sehe» wir uns burch den ungsw«h«lich lrdhasicn Verkehr der letzten Sachen und den dadurch erheblich gesteigerten Bedarf an offenen Güterwagen deranlaht, un« mit der Ausiorderung an die Beiheiligten zu wenden, in ihrem eigenen Interesse sür ciae möglichst rasche und regelmäßige Be- und Einladung der Sagen Karge za trogen, da sonst bei fort dauernder BerkehrSsteigerung eine allgemeine Verkürzung der Lade stiften zu befürchten sein würde. Leipzig, de, 7. December 1883. Die Handelskammer. . ^ Wachsinuth. vr. Gensel, S Königliches Hymnaßnm. Die Anmeldungen sür Ostern, bei welchen man die letzte Tensor des Aazumeldenden mitbringen wolle, werden enigegengenommeu DannerSkaa den Ist.» Arrtta, den I I un» Soanaven» den 12 Aannar 1884 voa 10 bis 1 und von 3 bt« 4 Uhr. Leipzig, am 4. December 1883. Richard Richter. Rector. Am 11. Deermber I88S vorm, von 18-12 »nd Nachm, voa 2 Uhr an und eventuell »ie solgeuden Tage ollen Hierselbst Peteröstraße Nr. 23, 1. Etage, die zu einer Lonrnrs« maste gehörigen, meist Nürnberger Kurz» und Spiclwaare» in größeren Posten meistbietend gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 5. December 1883. Singer. Gerichtsvollzieher. Nichtamtlicher Theil. Vas veutslhthum im österreichischen Heere. Man müßte geradezu die Augen schließen, um nickt den unausbaltsain sortsckreitendrn Umwandlung- - Proccß zu bemerken, der in dem alten, bisder deutschen Oesterreick zu Gunsten des StaventdumS sich vollzieht. In dieser Richtung r»V seit l866, beziehungsweise seil dem Austritte Oesterreicks aus Deutschland, so viele und wichtige Veränderungen im Interesse der drei slavischen Nationalitäten: Polen, Czechen und Slowenen, von den Ungarn gar nicht zu reden, vor- gegangcn, daß es jedenfalls ein großer politischer Jrrlhum wäre, wenn man anneknirn wollte, irgend ein Minister- wechsel in Wien könnte die den Slaven gewährten Coiicessionen und selbstständigen Einrichtungen obne weiteres wieder znrückziehen und ungeschehen macken. Oesterreich ist im Gegeutheit schon viel zu weil aus dem Wege des Slaviömus vorgeschritten, als daß es plötzlich wieder still» zustehcn und eine Wendung zu Gunsten des Tculschlhums zu unternehmen vermöchte. Es wird vielmehr von den Slaven, die in Oesterreich, zumal unter der gegenwärtigen Negierung, thaisächlich ein einflußreicher innerer Machtjactor geworden iinmer stärker und weiter nach den nationalen Zielen gedrängt, welche die savische Bewegung zum Abfchkiiffe de« ganzen inneren UmwandlungS-ProcrsseS noch zu erreichen beabsichtigt. Wenn man gewissen deutschen ZntungSstimmcn Glauben schenken wollte, so wäre von jenen national-slavischen Ten» denzen und dem ganzen im Zuge befindlichen UmmandlungS- Processc die österreichische Armee noch am wenigsten berührt. DaS scheint »nS aber ein großer Jrrlbuni, dem sch wohl nur Solche hingeben können, welche die Zustände und Ver hältnisse in der österreichischen Armee nicht an- eigener Selbst- nnichauung kennen und überhaupt mil den HcercSaiigebörigen, Ofsciercn oder Mannschaft, niemals in engerer Fühlung geilandcn haben. Diese irrige Auffassung geht zumeist aus der bloßen Aeußerlickkeil hervor, dag in der österreichischen Armee daS Deutsche noch immer die Dienst» und Commando- sprachc ist und, wie man meint, »im Interesse der HecreS- organifation auch bleiben muffe". Dieser Hinweis scheint uns aber, offen gestanden, um so weniger über alle Zweifel erhaben, als sich in Oesterreich und folgerichtig auch in seiner Armee die der deutsche» Sprache Kundigen vonäadr zu Jahr verringern, was im Lause verZeit die Frage der nationalen Dienst- und Com- manbosprache jedenfalls zu einer »brennenden" machen diu sie. Das ist um so gewisser, als eS schon gegenwärtig dabin ge kommen ist.daß man in de» polnischen, rzcchischen und slowenisch küstenländischen Regimentern in dem unteren Dienstvcrkchre sch der deutschen Sprache nicht mehr zu bedienen vermag, sondern diese durch die betreffenden nationalen Idiome ersetzt, wiewobl erster« in dem gcsammten Dienstverkehr noch zu Neckt besteht. Wir werden späterhin Gelegenheit finden, viele- schon jetzt »stillschweigend geduldete" Einschlcichen der nationalen Idiome in den unteren Dienstverkehr der Armee an der Hand drastischer Beispiele nachzuweisen. Andererseits darf aber auch nickt verkannt werden, daß das deutsche Element in der österreichischen Arme« seil 1886 sch naturgemäß vermindern mußte. Bi- zu jenem Jahre, d. k. in so lange Oesterreich an der Spitze des Deutschen Bundes stand, diente in seinem Heere eine große Anzahl Deutscher au« den verschiedenen Thcileu de« Reiches. Zumal waren die katholischen Westfalen. viele Rheinländer, Nassauer, Hessen. Badenser und Württenibcraer im öster reichischen OsscicrScorps vertreten. Vor Allem stellte aber Hannover ein sehr zahlreiches Eontiagenl, und auch aus den übrigen protestantischen Landesthellen Deutsch, lands, beispielsweise aus Mecklenburg und Oldenburg, dienten nickt Wenige in Oesterreich. Diese Ossiciere aus dem deutschen Reiche waren für die österreichische Armee als ein wichtige» Culturelement zu bezeichnen. Sie brachlen in der Regel, ihren eigentlich österreichischen Kameraden gegenüber, namentlich jenen, die nicht auS den Mililairatademien bervor- gegangcn, eine überlegene wissenschaftliche Bildung mit; zählten sie noch überdies zu aristokratische:» Familie», so wurden sc geradezu bevorzugt und konnten gewöhnlich auf eine rasche Beförderung rechnen. Seit 1866 ist die- aber Alle« ander« geworden. Fast alle jüngeren, au» Deutschland stammenden Ossiciere ver ließen bald nach dem Feldzüge in Bödmen die österreichische Armee, um, in der Regel in ihren betreffenden Rangverhält» nisten, in das Heer des damaligen Norddeutschen Bundes zu treten. Nur tcr größere Theil der Hannoveraner blieb au« leicht begreiflichen Gründen in Oesterreich zurück, an die sch noch ein Bruckthril solcher Ossiciere au« Deutschland schloß, die bereits iu Oesterreich in einem höheren Rang- verhältniffe standen, von diesen Osficieren sind gegenwärtig in der österreichischen Arme« nur noch wenige in den Höheren Chargen, ja fast nur in der Generalität vorhanden. So stammt beispielsweise auch der Chef de» österreichischen Generalstabes, Feldmarschall-Lieutenant v. Beck, aus Deutsch land. nämlich aus Freiburg im Großherzogthum Baven. Zu diesem Rückgänge des deutschen Elements gesellt sch noch die Tbatsache. daß sch seit siebrnzehn Jahren durch die Einführung de- nationalen Schul- und BildungSwesenS in den nichtdeulschrn Provinzen Oesterreichs die Kenntniß der deutschen Sprache dergestalt verringert bat. daß es in den nichtdeutschen Regimentern bereits an Unterefficirren, ja in der Landwehr und Reserve sogar an Ossicieren sedlt. welche I im Stande wären, sch in der noch zu Recht bestehenden I vcutschen Dienst- und Eommandosprachc mündlich und schrift- I lich auszudrücken. Diese nicht zu leugneude Tbatsache ist natürlich für die nationalen Organe, zumal für die polnischen und czechiscken, ein willkommener Anlaß, um auch die Berdrängung der deutschen Dienst- und Eommandosprachc zu Gunsten der nationalen Idiome zu fordern. — In dem Augenblicke, heißt es da, in dem da- Territorialspstem in der österreichischen Armee zur völligen Durchführung gelangt, werden die pol nischen Regimenter polnische, die czechiscken czeckische Ossieiere haben müssen, und daraus wird sch sür die nationalen Arniee- corpS von selbst die betreffende nationale Dienst- und Com- inantospracke ergeben. Die polnischen und czechiscben Organe berufen sch auch auf den Umstand, daß bereits gegen wärtig drei Sprachen in der Armee als Dienst- und Com- manvospracken Geltung habe», nämlich die deutsche für daS gemeinsame Heer, die ungarische siir die ungarische und die kroatische für die kroatische Landuebr. Namentlich wird aber betont, daß ans kein Terrilorialtystem naturgemäß ein ganz nationaler Unterossicicrstanv hervvrgekcn muffe, eine Be hauptung, mit der freilich die nationalen Organe keineswegs im Unrechte sind. — I» früherer Zeit, als die ungarischen und polnische!« Regimenter zumeist in den deutschen Pro vinzen Oesterreichs standen, erlernten die Unterossiciere im Laufe der Jahre wohl so viel Teutsch. um einen Besetst zu verstehe» oder eine nicht allzu lange Meldung abzusaffen. Wenn aber gegenwärtig dcr Unlerosffcier Jabre hindurch in seiner ungarische», polnischen, czechiscken oder slowenische» Heimalh gar- nisonir», so erlernt er begreiflicher Weise niemals die deutsche Sprache. Ter gegenwärtige Zustand ist denn auch, wa-die deutsche Dtenslsprachc bctrifst, bereits ein ganz trostloser zu »einncn. Die Befehle muffen zumeist, trotzdem daß das Deutsche neck vorgrschricben, in der nationale» RegimentSsprache mündlich oder schriftlich gegeben werden, und ebenso erfolgen auch die Meldungen der Unkressicicre in dem nationalen Idiom deS betreffenden Regiment-. Gelegentlich dieser Sprackverlegen- heit fehlt rS auch nickt selten an Hunior. So kommt eS veispielSwcisc häufig vor, daß die de« Deutschen unkundigen Unterossiciere nur den Titel „Meldung" re. deulscb, de» eigentlichen Inhalt deS Schriftstückes aber polnisch, czeckisch oder slowenisch schreiben! — Unter solchen Umnänden kann also von der deutschen Sprache im un'eren Tienstvcrkedre kaum mehr die Rede sein; sie besteht nur noch in dem Ver- ' bättnifie der Ossiciere zu einander und der Compagnie-Chef- zrrin Bataillons« und RegimentS-Commandeur. Auch in anderer mitllärischer Beziehung macken fick die Folgen der Nationallslrung der Gymnasien und Mittelschulen bereits sehr fühlbar. Tic Vorsteber der Militalr-Bilbungs- anftalten klagen nämlich schon über den Zuwachs von Zög lingen, welche der deniscken Sprache säst gänzlich unkundig sind; auch unter de» Einjährig-Freiwilligen in Ungarn. Galizien, Böhmen, Krain, sowie im Küstenland« ist die Mehrzahl in der deutschen Sprache nickt unterrichtet, schreibt dieselbe selten, ja sprich! sie oftmals auch gar »icht; in Folge dessen sind Reserve»Ossiciere, die der deulschcn Sprache gar nickt mächtig sind, oder diese höchstens radebrechen, keine Seltenheit mebr. Zwar bestehen nvck strenge, aus die Kenntniß de« Deutschen bezügliche Verordnungen sür Solche, welche Reserve - Ossiciere werden wollen, aber da- Krieg-ministeriuin mußte davon schon längst ad- sehen, um die nötbige Zahl solcher Ossiciere zu erhalten. Im ungarischen Reichstage kamen schon wiederholt Be schwerten vor, daß ungarische Jünglinge bloS wegen mangelnder Kenntniß der deutschen Sprache bezüglich ihrer Ausnahme in Mililair-Bildungsaiistalten eine Zurücksetzung erfahren, und der KriegSministcr mußte sich da willfährig zeigen, wenn er nickt die Delegation versliinmcn wollte. Er wehrt fick zwar noch gegen daS jährlich neu austauckende Verlangen nach einer Mllilair-Akadcinie mit ungarischer Unterrichtssprache, aber wer weiß, wie lange noch? Jeven sall» würden einer solchen ungarischen Miliiair-Akademie auch alsbald polnische und czeckifche Cadelteiischulen folgen, und damit wäre lhatkäcklich die deutsche Dienst- unk Commando spräche in der österreichischen Armee z» Grabe getragen. In früherer Zeit konnle» die Söhne der Ossicirrssamilien überall deutsch erzogen werken, während sie jetzt, wenn der Vater in einer nichldeulschei, Stadt garnisonirt. die nationalen Schulen besuchen müsse», in denen sie den, Deutschtbnm völlig entfremdet werden. Früher wurden Söhne von Ossicieren ungarischer, polnischer oder kroatischer Nationalität zu Deutschen, jetzt werden Söhne deutscher Ossiciere Ungarn, Polen oocr Kroaten I Der deutsche Schulderem vermag gegen dieses Uebet lange nicht erfolgreich anzukämpsen. denn es ist ein große», überall- ralck um sich greifendes, während daS Mittel dagegen völlig unzureichend ist.— Unter solchen Umständen können die teilenden nillitairischen Kreise nur mit Besorgniß in die Zukunft blicken und sich die Frage vorlegen, woher di« Armee die deutschen Unterosstcierc und bald auch ihre deutschen Ossiciere nehmen werde. Diese» Thalsachen gegenüber nimmt sich die ossicielle Versicherung, die deulsche Dienst- und Commandisprachc müsse dem Heere Oesterreichs erhalle» bleiben, freilich fragwürdig genug auS, Uebcrdies darf man nicht vergessen, daß gerade m Oesterreich schon Vieles möglich geworden, was man noch wenige Tage vorher al- „gänzlich unannehmbar" bezeichnet hatte. Mau braucht da nur aus da« zu blicken, was die gegenwärtige innere Politik Oester, reich» zu Stande gebracht hat. Leipzig, 8. December 1883. * Aus den Mittheilungen der soeben ausaegebrnen Rang- «nd Quartiertiste der kaiserlichen Marine sür das Jahr l884 ist bezüglicv der vertheilnng deutscher Kriegs schiffe auf die auswärtigen Stationen zu ersehen, daß die australischen Station diesmal nur mit 2 Kanonenbooten (»Nautilus', welche» Beseht erhalten, nach China abzngeben. unv .Hyäne') besetzt ist. Auf der ostamerikanischen Station befinden sich diesmal zwei Corvettrn und ein Kanonenboot, aus der westamerikanischen eine Corvette. im nördlichen atlanti schen Ocean eine Corvette (gegenwärtig nach dem Mittclmeer entsandt) und im Mitlelmeer »st «in Aviso (»Loreley") haupt sächlich mil der Bestimmung, zur Verfügung der Botschaft m Konstantinopel zu sein, stalionirt. * lieber die Entfestigung von Düppel-Alsen und di« Landbesestigung de« ReichskrieqshasenS wirb der „Vossitchen Zeitung" au» Schleswig-Holstein, 5. De- ccm der, geschrieben: Mit der Sulseftiglinq von Düppel-Alsen ist jetzt ber Anfang gemocht. Die großen Fesiung-grichutzc. welche aus den Wirken dimer der Stadl Sonderburg und auf den Höhen von Düvpel den Alsengrund und den Wennigbund beherrschien, werden herunter» genommen und sofort aus Dampfer verladen, welche von der FlenS- >uig-Ekens«inder Dampiergesillichosi gechartert siad, und nach Flens burg gebracht. Dorthin wird auch da« iiwstige Kriegsmaterial wschaffl, um mit den Geschützen wener per Bahn nach de» östlichen sesllnigen, insbesondere nach Thorn geschafft z» werden. Die in sonderburg stehende Artillerie kommt »ach Danzig. Wie wenig strategische« Gewicht die Militairveiwallung jetzt noch aus Schleswig legt, hat neuerdings auch ein Schreinen de- Kriegs- minister- gezeigt. Militairisch - politische Gründe baden seiner Zeit die dänische Regierung veranlaßt, den Hauplschien nweg aus de» Millelrückcn deS Lande- zu legen. Jetzt beginnen die Slädlc Flensburg, pcnrade und HadeiSleden eine Agitation, um diesen Weg ans die Lstleile zu verlegen. Sie glaubte», daß dies auch in stralegücher Beziehung von Borlhetl sein wurde; doch ha, der Kriegsniinister aus eine desfallsiie Vorstellung geaniworiet, das, mililairische Gründe für eine Verlegung deS schleswigscheu Schienenwege« nicht vorhanden seien. AlleidingS sind die jchleS- wigschcn Küstenplütze deS Osten« durch Zweigbahnen niit dem Hauptwege aus dem Mitlelrücken verbunden: aber eine Küstenbah» würde doch unleugbare Bortheile bieten, wenn es beabsichiigl würde, etwaigen LanduiigSversuchen nordwärt- von Flensburg sch-,N ent- gegenziilretei,. Offenbar ist e« aber die Absicht, die ganze Defensiv- krall im Norden in Kiel zu conremriren. Hier sind die wenhvollcn Anlagen der Marine, die Wersten und Werkstätten und ein großes Material zu schützen, und hier ist bei naiurlictie Puncl sür ein große« Bollwerk, welche« einem vom Norden hereinbrrchendea Fetade da« weitere BorwäriSdringe» veriperrt. Fast gleichzeitig mit der Entfestigung von Düppel-Affen scheint auch während der neuerlichen Anweieiibell de« Kriegsmmister-, deS Generalquarliermeisler«, de« Geiieralinspeciors von der Artillerie und der Festungen in Kiel die Frage der Landbesestigunq de« R.ich«. krieg»hasen» wenigsten« sür gewisse Thetle zu einem definitive» Ab schluß gelangt zu sein. Wie man hört, wird jetzt mit dem Vau der Forts begonnen werden, wozu die nölhigen Lorbereitungeu bereit- getroffen sein sollen, lieber die Lage der Forts wird strenges Ge- heimniß dewnhrt. doch scheint e«, daß sie in riaer solchen Entfernung von der Peripherie der Sladt angelegt werde», daß die schnelle Ent wickelung der letzteren durch dte Besestigaag wcntgsteuS m absehbarer Zeit nicht gehindert werden wird. Daß die Lanscrenz der hohen Ossiciere In Kiel direct mit dem Nord Lstsec-Eanal zusammeuhänge, wird in unterrichteten Kreisen bezweifelt. Die Fräge ist natürlich gestreift, aber wahrscheinlich nur insoweit, als e« sich um die östliche Mündung de« Eaaals Han- Veit. Diese bildet aber sür die Landbrsestigung von Kiel insoser» keine Schwierigkeit, als die Mündung eines große« Nord-Oftiee-Lauals nur mit der Mündung des jetzige» Eaaals zuiammeniallen kann. Im klebri ge» scheint es. daß die Frag» desNord-Ostsee-Eaaals »ochmmertr» Felde steht, van mtltUitrtscher Seite wurde diese« UMeruehme» ni«»«ts eine groß« Sympathie «ntgrgeagetragen. uud diese« Umstande mag es auch wohl zuzuschreibe» sein, daß die koch« nicht ans ber Stell» kommt. Neuerdings scheinen sogar von mtlitairischrr kette Bedenkt» gegen den Eanal geltend gemacht za sein. Es wird behauptet, daß es mit der Befestigung der Eingänge nicht gelhan sei. Im Kriege, sagt man, würde der Eanal eine große Truppenmacht zur Bewachung erfordern, und da offenbar da« Bestreben vorherrscht, olle irgend vrnügbaren Kräfte für dt« Flanken benutzen zu können, kann die Eanal-Ider vortänfig an der Frage der Bewachung schetter». Die Landdesestigung von Kiel wird offenbar auch aus dem GesichlSpuncie unternommen, dl» Küstenvertheidlgong, wenn sie sich aus einen starken sesten Punct stützt, mit einer kleiner»» Macht bewirken zu ISnnen, al- es jetzt möglich sei» würde. Der Kriegs- minister Hai sich von Kiel »ach Friedrichsruh begeben, «p er »och mit dem Siaatsserretalr d. Bötticher zusammenarkvffe» ist- Rur wenn der Reichskanzler entschlvffen Ist. mit Entschiedeuheit stk die endlich« Verwirklichung de« Norb-Ostsee-Eaualprojecls etuz»treten, wird dte» große Werk tn Angriff genommen werden. * Im Wahlkreis Forchhei m - Colmbach ist am 3. d. Mts eine Ersatzwahl zum Reichstag an Stelle deS fortschrittlichen Laudgerichlsrath» Herz vorgenommen worden, der wegen Beförderung im Amt sei» Mandat verloren hatte. Der Wahlkreis war von I87t bi- l88t von dem srricvnser- vativen Fürsten Hohenlohe - Schilliiigssürst vertreten. Im Jahre I88l unterlag derselbe gegen Herrn Herz, für welchen in engerer Wadi auch die Ulkramvnlanen «„traten. Die drei Gruppen erwiesen sich damals als annähernd gleich stark. Bei der neuen Wahl standen sich der FortschriltSmann Mühlen- besiyer Linimer und der einer unbestimmten conservativen Nuance angekörige Oberzollratb von Ausseß gegenüber. Herr Herz batte seiner Zeit im Reichstag gegen eine» kirckenpvtiti- scken Antrag Wuikkberst gestimmt und die« hatte be, den Nltramentanen so böscS Blut gemacht, daß sie jetzt gegen de» fortschrittlichen Canbidatcn austratc» und nicht einmal einen eigene» Candidaten ausstelllen. Jusvl.ze teste» scheint der Sieg des Herrn von Ausseß gesickert zu sem. DaS ist nun der drille Wahlkreis, den die Fortschrittspartei in diesem Jahre verliert: Hamburg >, Greifswald. Forckbeim. Die Partei hätte allen Grund, wieder etwas bescheidener zu werden. * Die Zuverlässigkeit der neuerlichen Meldung, wonach die Grundsteinlegung zum Reichslagsgebäude am 10. Mai k. I. stallsiiide» würde, begegnet de» gleichen Zweifeln, wie alle früheren daraus bezüglichen Meldungen. Es soll diese Frage neuerdings an maßgebender Stelle über haupt nicht in Erwägung gekommen sein. «- » e> * Zwischen Frankreich und der Schweiz ist bezüglich der Neutralität Norbsavoye» S eine Verständigung erzielt worben. Der Berner .Bund" berichtet über dieie Angelegenheit Folgende-: „Eine grundsgtzliche Erledigung ist nicht zu Stande gekommen, wäre auch bei der gegenwärtigen unerquicklichen politischen Lage »icht chue großen diplomatischen Auswand zu erreichen gewesen. Es bleibt einstweilen bei dem «latus gno ante. Frankreich, das bei den einschlägigen Verhandlungen eine sehr entgegenkommende Stimmung bekundet hgt, vcrzickilek ans sei» Vorhaben, am Ment Buacke Befestigungen zu errichten, und wahrt der Schweiz all« a»S bestehenden Verliägen fließende» Reckte." — Der „Bund" druckt gleichzeitig eine Mittheilung von „Galignani's Meffenger" ab, der zufolge der Schweizer Bundesralh schon vor längerer Zeit eine Anfrage an die sranzösiiche Regierung über die Befestigungsarbeiten ani Berge Bnachc gerichtet hat, um aber inchl de» Anschein zu baden, aus eine Antwort zn dringen, habe man davon nichts öffentlich verlauten taffen. Jetzt erst, da der französische Ge sandte in Bern durchaus befriedigende Erklärungen gegeben Hai, erfahre man von dem Dasein der Note deS BunkeS- ralhcS. Ter KriegSministcr Campen»» soll bereits Beseht erlheilt haben, die Bcsesügungsarbciten am Berge Busche einzustrllen. * Au« Petersburg, 4. December, wird un« geschrieben: „Zwei Jabre lang war die unter den, Vorsitze deS DtaatS- secretairs Kockanow eingesetzte Commission mit der Aus arbeitung eines Neorganisationsentwurfs beschäftigt, der sich ans die verschiedenen Zweige der Verwaltung er strecken sollte. Aus den gesetzgeberischen Arbeiten dieser Commission sollte eine neue Gouvernements-, Kreis-, Land«