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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.12.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-12-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188312083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831208
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831208
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-12
- Tag 1883-12-08
-
Monat
1883-12
-
Jahr
1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.12.1883
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Erste Beilage M Leipziger Tageblatt and Anzeiger. a- 342. Sonnabend dm 8. Dcceniber 1883- ?7. Jahrgang „Conservalive^ SocialpolM. Die Reve, welche der Minister von Pultkamer gelegentlich kcS ?l»trag» Ekern im preußische» Abgcorkneteiihaüsc gc- haltci, hat. muß jeden einsichligen Freund des Vaterlandes mit Belrübniß erfüllen. Ed handelt sich hierbei nicht etwa um die l'iebeu-wUrdigkciten, welche derselbe der Fortschritts partei anzuhörru gegeben hat, noch weniger darum, ob die viel zu sehr in die Debatte gezogene und daS preußische Parlament aus die Stufe einer Cvinmiinalvertretnng herab- drückende Behandlung der Berliner Stadtverordnetwahlen gerechtfertigt war oder nicht, sondern vielmehr darum, daß der Minister Worte hatte fasten lassen, welche bei dem patriotischen Bürger ein wchinütbigeS Kopsschütteln Hervor rufe» und die eS sehr in Frage stellen, ob die Socialpolitik, welche durch daS KrankenversicherungSgesctz in so glücklicher, selbst von Socialdcniokraten anerkannter Weise, zu wirk lichem Leben gekommen ist, weiterhin noch die Bahnen ver folgen wird, in denen allein sie dem Vaterlande nützlich sein kann, in denen allein sie Deutschland zu einem leuchtenden Vorbild für die andern Staaten machen wird. AuS der Red« dcS Herrn von Puttkamcr ist so etwas wie „konservative" Socialresorm heraus zu lesen, ein Wort, daS mit den Anführungszeichen insofern ominös klingt, als daraus hervorgeht, daß die Eönservativen für sich allein da» wahre Heil des Volkes gepachtet zu habe» glauben und der Mit wirkung der anderen Parteien bei der Lösung der socialen Frage, der großen Aufgabe der Jetztzeit» eutrathen wollen. Daß schon mannigfache Anzeichen für diese Anschauung sich gezeigt yaben, bestätigt nur kräftiger unsere Auffassung. Wir sind der Meinung, daß Personalveräuderungen in den Räthe- Etellen des Ministerium« weniger da« Pubticum iateressiren. daß e« diesem vielmehr daraus ankommt. welch« Ideen die Minister beherrschen; eine Ausnahme jedoch möchte mit der neuesten Aenderung der Fall fein, von der gar nicht viel Zuverlässiges in dir Ocsteatlichkeit gekommen »st. die aber doch immerhin, s» wenig man davon weiß, im Stande ist, die Gemllther zu beunruhigen. Wir meinen dir Zurück ziehung de« Geheimen Nathe» Lohmann. Daß dieser, de» man früher vom NegierungStische an« nicht genug loben konnte, die Bearbeitung der NnsallverficherungSvorlage ab- aegcben hat und daß der Grund zu dieser Abgabe in einer Meinungsverschiedenheit mit den, Reichskanzler zu suchen sein soll, berührt befremdend. Lohmann beherrschte da» Material, dieses weitschichtige, ein langes Studium erfordernde Material in meisterhafter Weise, und man wird sich erinnern, daß seine Kenntnisse den früheren Verhandlungen sehr zu Statten gekommen sind. Man durste aunrhmen, daß der von Leh mann neu auSgearbeitete Entwurf so sehr al« möglich dem Verlangen de- Reichstags und seiner vielgestaltigen Parteien entsprechen würde, als nur möglich sei und man konnte daher für die nächste Reich«tagSsessioi, ein« endgiltige Regelung der Materie erwarten. Der Rücktritt Lvhmann'S und die Rede Puttkamer'S lasten diese Hoffnung m weite Ferne gerückt erscheinen. Man merkt zu sehr die Absicht der Eönservativen, da» Vcdürsniß einer Socialresorm m ihrem Sinne auSgcbeutet zu sehen und die Gesetzentwürfe nach ihren einseitigen An schauungen zu gestalten. Aber wohin soll da» führen? Die Socialresorm ist wahrlich nicht ein Gegenstand, um den man au« Parteirücksichten feilscht. Hier muß einmal da« rein Politische bei Seite gelüsten werden. Krankenversicherung und Unfallversicherung gehen die Liberalen und Eönservativen gleichviel an. Die Nothwendigkeit der Reform tst längst erkannt, daS Feld ganz neutral; wir begreifen also nicht, wie die Eönservativen dazu komme», dasselbe nach ihrer Fa,on allein bebauen zu wollen. Sie werden, wenn sie. wie e« ja den Anschein hat, daS Bcdürfniß für ihre politischen Zlvecke auSbeuten wollen. Wind säen und Sturm ernten, sie wcrden. ohne Mitwirkung der anderen Parteien eine Resvr« ein« leite», die keine Reform ist, und allen anderen die Mitwirkung dazu verleiden. ES ist doch traurig, daß im deutschen Reiche der Partei Handel zu einer solchen Blüthe gediehen ist, daß selbst ein ganz neutrales Feld vor ihm nicht ausgeschlossen scheint. Wenn daS so fort geht, so sind daS traurige Aussichten für die Zukunft. Ist cS denn nicht möglich, bei der vollständigen Neuheit der socialen Frage in der concreten Gestalt der Vorschläge die Parteigeschichte und den FractionSdünkel beiseite zu lasten? Was hat in aller Welt mit dem Unfall« gesctz z. B. die öffentliche oder geheime Landtagöwahl zu thun, waS hat mit der Krankenversicherung die Berliner Stadtverordnetenwahl zu thun? doch absolut nichts, gar nichts. ES mögen sich früher die Eönservativen mit den Fortschrittlern in Bezug auf landräthliche Machtvoltkommen heit in den Haaren gelegen habe», sic mögen über Conflict» Perioden streiten so viel sic wollen. waS gehl daS alleö die neuen Gedanke» an, die seit dem Verkünden der Arbeiterfrage in Fluß gekommen sind? Man sehe doch diese neue, mit dem Alten durch nichts verbundene, von den früherenPartcihäupteru »och nicht präjudicirte sociale Frage mit offene» Augen gerade an und schiele nicht stet- um die Parteiccke. Ist einmal dir Nothwendigkeit der socialen Reform erkannt, und daß sie rrkannt ist. dürfte wohl keinem Zweifel unterliegen, so last« man auch den Parteidünkel fahren, besten höchste« Ziel ist. daß die Partei etwa» durchgesetzt hat. daß die Partei einen neuen Sieg ihrer Geschichte einverlribt. Den Eönservativen, weuiastcn» den preußischen, muß man aber heute den vorwur dcS GegentheilS machen, nämlich daß sie unter dem Deckmantel der Socialresorm auch eine Reform, allerdings ander« al« wir sie wünschen, in politischer Beziehung anstrebe». Diese« Bestreben bat schon dazu geführt, daß man an manchen Stellen di« Socialpolitik mit konservativer Politi! verquickt hat und daß «an nah« daran ist, au« Unlust zu letzterer auch die erster« über Bord zu werfen. Hoffentlich aber gehen dem deutschen Volke noch zur rechte» Zeit die Augen auf und hoffentlich lernt e« zwischen Vieser uud jener unterscheiden und ordnet einmal Jeder seine Partekdircipli» der Behandlung der Socialpolltik ohne Voreingenommenheit unter. Der Antrag Ster«. L. Berlin, 6. Derember. Erst vierzehn Tage ist brr prenßi« sche Landtag versammelt, aber wir Hasen in dieser kinzen gelt bereits so anstrengende Sitzungen «ad so anßrrordeiitlich erregte Debatten gehabt, wie sie iu früheren Jahren in der Regel nur bei der Beralhung be« LuItutetatS bemerkt inurde«. Die DiScussion über den Antrag Ster» hat ein« Ausdehnung angenommen, welche vorher Niemand geahnt hatte, und durch bie abweisende Rede des Ministers von Puttkamer sind Fragen in die DiScuisioii gezogen worden, welche man bester hätte einstweilen ruhe» lasten. Vom Führer des Leute ums und bei» Abgeordneten Lugen Richter, welcher »ach langer Zeit zum ersten Mal wieder das Wort nahm, im preußischen Abgeoednctenhouse, ist zwar mit großer verficht behängtet worden, daß Herr vou Puttkamer den Hinweis auf ein« Abänderung des Reich-Wahlrechts »nr mit ausdrücklicher Ermächtig«»« des Fürsten Bismarck gemacht habe, indessen scheint uuS da- keineswegs s» sicher zu sein, und den Führer» der Opposition mag es zwar recht bequem sein, wenn ihnen durch Herr, von Pnttkamer Gelegenheit za Aniriffen gegen den Herr, Reichskanzler gegeben wird — aber wir hegen doch ernste Zweifel daran, daß sie mit ihrer Behauptung Rech» haben. Leider aber kSnnen wir nicht umhin, ebenfalls anznerkeauen, daß seit de» steilen Manteussel-Westphalen«, seit den Zeiten der schlimmste» und verhaßtesten Reactiou, nicht so ungeheuerliche Ansprüche an das llberake Lürgerthum gemacht worden sind, al» eS jetzt Herr von Putttamer veriucht. Ist es Ungeschicklichkeit, »der ist es PartklsaiiatisniuS — jedenfalls zeigt der Biccpräsident des preußi- che» StaatsministeriniuS nicht die Ruhe, nicht die Objektivität in den parlaineiilariichcn Debatten, welche sonst nnicrc Minister immer aus gezeichnet Hai; wir erkennen nicht de» Manu, welcher bemüht ist. allen Parteien in gleicher Weise gerecht zu werden; vielmehr hat Herr v. Puttkamer gestern und heute so gesprochen, als ob er aus den Bänke» der Abgeordneten säße, al- ob er einer der Führer der hochconiervativen Partei wäre. Herr v. Putttamer zeigte aber auch eine große Heiterkeit bei dcn Ei», nnd Aussälle» de« Adg. Lremer, n»d da- beklagen wir in noch höherem Grade als seine Worte. W>r müssen eS offen auSlprecheu: in der Volksvertretung am Dönhols- platz hat gestern und heute ein Ton geherrscht, wie er in dieien Räumen, in denischen Parlamenten bisher »och nicht gehört worden ist. Wir habe» oft genug uniere Mißbilligung über die Art auSgesr-ochen, in welcher ein Lugen Richter seine Ansichten in, Reichstage und Abgcordnelenhauie zu vertreten für int sinket; wir haben oft und scharf genug die Bestrebungen der Fortschrittspartei bekämpft, bereu Führer sich meist nur tu der liritik groß zeige», Alle- zu bekritteln für ihre Ausgabe za Halle» cheineu uud uur widerwillig, wea» überhaupt, sich au positiver Arbeit beteiligen. Aber an Eugen Richter haben wir, wie alle seine Gegner, doch iminerhin anerkeuuen inüsseu, daß er zur Lache sprach, der er allerdings durch seine pcriSuttche« Ausjalle stets mehr schadete, als nützte. Der Führer beS Fortschritt- zeigte doch wemg- steaS, so »st er daS Wort nahm, daß er fick) sür de» Gegenstand der Beralhung imeressire. daß rr sich mit ihm eingehend beschäftigt habe. Anders ist eS jetzt. Di« rechte Seile d«S Hauses hat »ater ihren „Hospitanten" einen Christoph Joses Lremer, dessen Schule die Volksversammlung ist, dessen einzige Stärke daS Schmähen. Eia niederer Don wird von ihm rukttvirt — »,d man klatscht ihm Bestall. Bei jeder mehr «der weniger paffenden oder unpassenden Gelegenheit hält « «S für seine Pflicht, die Inden, die Börse «w die Berliner Stadtverwaltung nicht «nzvgreisrn. sonder» in de» Stand z» ziehe,, dir schlimmsten Vorwürfe z» erheben, ohne den Beweis sür seine Behauptungen m» bringe« z» Uruie». Der höchste Grad der Erregung greift «» sich, di« gegenseitige Achtung droht Verlust zu erleiden. And wa« da« Slleychttmmste, Herr ». Pnttkamer zieht in diese DiSrnisioa de» Namen Sr. Majestät hinein, für dt« Forderungen, welche rr an di« Beamten »lS Wähler stellt, beruft er sich ans den Allerhöchsten Erlaß. — S« handelt sich ober nun nicht mehr bloS «« ein« preußische Frage, e« ist eine Angrlcgenheii, welche ba« Ganze Reich i« höchsten Lrabe inteeelsirt. ein« Frage, welche, nachdem sie nun zwei Lage da» prenßiiche Abarord« netenhauS in Anspruch genominen, jetzt lange Zelt in der Presse und eine noch längere in den Sffcullichci« Versammlungen diScutirt werden wird. Es wird in der That in ganz Deutjchland mit Befremden ver» uommen werden, eS wird, wie Herr Windrhorst sagt, viel böses Blut machen, daß daS Wahlrecht zum Reichstage zu ändern von der preußischen Regierung beantragt werde» soll. Wenn wir der Meinung Ausdruck gebe», daß Herr Minister v. Puttkamer diese Mittheilung ohne Ermächtigung des Reichskanzlers gemacht, so stützen wir »n« besonders ans den Umstand, daß der Herr Minister, nachdem er wahrgenommeu, welchen Storm de« Unwillen- seine Ankündigung erregt, sich bereit« bewogen fand, seine gestrige Erklärung dahin Inzuschränkea, baß et» solcher Plan keineswegs bereit« »orliege, b«ß vielmehr nur der Gedanke augeregt worden sei. LS bekunde» bann jedenfalls einen Mangel an staatSmännischer Einsicht, daß »nnöthiger Weise der Agitation «in neue« Moment geliehen wird. Bon der uotionaNiberalen Partei enthielten sich bie Abgg. Gärtner. Freih. v.Snstedt, vr.LottchtaS,Tanne» «ndBtzgea der Abstimmung. bl.1^6. Berlin, 8. Dccember. Der Antrag Ster» ans Einführung der geheimen Abstimmung bei politische» und kommunalen Wahlen ist heute im Abgeordnetenhaus« iu namentlicher Abstimmung mit 262 gegen 163 Stimmen abgelehnt worden. Die Mehrheit bildete» die konservative» Parteien und die Rationallideral«». Gegen die »ationalliberale Partei werden »egen ihrer Haftung in dieser Fra« von de» weiter link« stehenden Parteien «od Prcßorgane» lebhafte Vorwürfe erhoben. E« waren über wiegend Gründe der Zweckmäßigkeit, weich,.- di« Partei bewogeu. dcn Antrag abzulehnen, wennalcich auch grundsätzliche Gesichtspunkte in Betracht kamen, die so leicht, wie es von de« Gegnern geschehe«, nicht abgefertigt werde« sollten. Man kann mit gutem Grnnd sagen: die Ausübung des Wahlrecht« Hot einen weit grSherrn politischen und «oralijchen Werth, wenn sie unter dem Gefühl der »ollen Berank« wortlichkeit, des offene», mnthigrn, unter Umstünden der lieber- zeugung auch schwere materielle Opfer bringenden Eintreten» sür die eigene Meinmig geschieht. Für viel «erthvoller al« da« ver stecken hinter dem Wahlgrheimntb halten wir c«, wenn jeder Miß- brauch amtlicher oder materieller Macht »nr Lorrumplruna der Wahlsreiheit und zur Schädigung von politisch ander« Denkenden dermaßen von der »sscntlichen Meinung al« anmoralisch »nd »». würdig «brandmarkt wird, daß dergleichen mehr und mehr an« «nserm öffentlichen Leben verschwindet. Kamps gegen die Oeffeniliev- ktit d«S Wahlrecht« thut uns nicht so sehr noth al« energischer unermüdlicher Kamps gegen den Mißbrauch dieser Oessrnilichkeit zn unsittlichen und ungesetziichen Beeinflussungen und Vergewaltigungen. ES ist auch nicht wahr, daß die bloße gesetzliche Bestimmung, wonach die Wahlen geheim zu sein haben, wirksame Garantien bietet, daß sie in der That geheim sind. DaS Gegenthell beweisen zahl reiche Vorgänge bei den Reich-lag-wahlem DM Jemand wirthschastliche Uebcrlegrnheit über die um deren Abstimmung zu breinsiuffkn zu bestrafe», so findet er leicht Mittel, Wahlrecht zu ersahrea, wie die seinem Machibereich Unterliegenden abgestimmt haben, die Abstimmung zu controlireu und einen ungehörigen Einfluß anSzuühen. Die Künste, Praktiken und Kniffe, die dann angewandt werden, um da- Wahl- geheimniß illusorisch zu machen, lassen den Vorgang noch unwürdiger, häßlicher und unmoralischer erscheinen. Die geheime Wahl ihrerseits befördert unstreitig Trug und Heuchelei; wie Mancher stimmt ander« ab, al« er sich den Anschein giebt oder behauptet gestimmt zu Hobe»; wie Mancher stimmt für Parteien, denen er öffentlich zngerechnet z» werden sich scheue» würde! Wir eriauern z. B. an die zahlreiche« Souscrvativeu, die sür Socialdemokrateo aeaeu Liberale eintrrtru. Würden sie e« ihn», wenn sie offen ihre Abstimmung za vertrete» HSttn,? LS läßt sich in der Lhat «mH Manches zu Gunsten des Zwange« z» offenem, ehrlichem Vertrete» seiner Ueberzeugung sagen, nnd e« ist ungerecht, zu bchanpte». wer sür da« öffentliche Wahlrecht ein- tritt, der wolle di« Lorrnptio». <k< wird rin schüxeS Wort von Dahlmann «ttrt, welche» lautat: „Line« wahrhaft freien und tüchtigen Volke- würdig ist nur die öffentliche Abstimmung, uud wenn fie auch Nebrlflände «ft sich führt, so liegt gerade in der Oeffentlichktit die beste nud allein gründlich wirkende Heilung der- selbem" Jndeffc» »lr gebe» zu, daß sich unter den heutigen Ver- hältnissen uud Zuständen auch Vieler für die Heimlichkeit der Wahlen sage» läßt, daß sie ta manchen Fälle, und bi« zu einem gewissen Gmw ein Schutz gegen wahldeeiiisinßuug sein knn«. Latsch«»eud »war sür di« nalionallibrrale Partei bei ihrer Abstimmung offenbar auch nicht eine grundsätzliche Vorliebe kür daS öffentliche Wahlrecht, 'sondern Erwägungen der Zweckmäßigkeit. E« ist nicht wvhigetban, an dem eine ganze Reihe der schwerwiegendsten praktische» und principicllea Fragen in sich schließenden Repräsentativ. Wem, wie e- nun einmal besteht und durch Ausgleichung schroffer Melnungsvcrschicdenlinten sich gebildet hat, an eiueu, elnzetnen Punct zu rütteln. Mau entfesselt damit nur eine» Sturm gegen daS ganze System, oder, wie Herr Gneist auSsührt: „Jede unserer Parteien hat in diesem Lompromisse wesentliche Forderungen durchgesetzt, jede hat iu wesentlichen Dingen «achgegebe». Ein» Aenderung ist daher nicht möglich ohne Rücksicht aus das Ganze. Wird ein wesentliches Glied au« duser Kette herauSgenommcn, so werben sich auch die andern Partei»» für wohlberechtigt halten, frühere Zugeständnisse zurückzunehmeu. Auch die Staat-regierung wird sich sür berechtigt »rechten, aus Posiulatc ziirückznkommen, die sie in srühere» Jahren ungern hat sollen lassen. Wir können uns dnrüber nicht täusche», daß mit einem so tief greisrndeu Antrag all« ilttierlm,lU unserer Boik-vcrtretuug vou Nenem in Frage kommen, daß solche Frage» uicht iu einer Mittwochssitzung zu erledige» sind, sondern die wochculanae Arbeit einer VersaffungSrevisiou unvermeid lich herbeisühren." Mau hat e- ja gesehen, daß dieser Autrag sofort einen Angriff auf da» bestehende ReichStagSvahlrrcht hrrvorries. Während der Vorschlag des Herr» Steen, auch wenn ihn da» Ldaevrduetrn» Haus angenommen hätte, von vornherein sicher war, bei ven andern seine amtliche oder Wähler mißbrauchen, uud die Unbotmäßigen auch bei „geheimem" maßgebenden Faktoren abgewiesen zu werden uud somit unfruchtbar zu bleiben, sehen wir, wie von der anderen Seile alsbald der Vorstoß erwidert, wie die geheime Abstimmung und vielleicht noch manche« Andere in dem Wahlsystem de« Reichs in Frage gestellt wird. Nur wer die heutige Zeit mit ihren hocherregten poiiiischen Leidenschaften und Gegensätze» sür geeignet hält, die schwierige und umfassend« Frage der Bildung unserer gelammten Vertretungen im Reich, -taat, Gemeinde, LelbstverwakiungSkörperschifte» neu zu p, üsc,i und befriedigend z» lösen, der konnte in dem Einbringen de- Antrag- Stern einen gliicklicheu Griff und eine kluge Handlung erblicke». Der Antrag war eine ganz nutzlose Provocotiou, die zudem noch in der Milte stecke» geblieben war. Denn wenn einmal am Landtag«, wahirecht vou sorli.hrittlicher Seite resormirt werden soll, so sollte doch gleich auch die Abschaffung der Liasseu« und der tndirecteu Wahlen gefordert wcrden. In einer Zeit, wo die Reaktion so mächtig ist und bald diese, bald jene Grundlage unserer Verfassung i» Frage stellt, sollte sich der Liberalismus hülen, seineijeiiS au de» Grundrechten zu rütteln und damit die Gegner zu gleiche,» Beginnen hcrausziisorderu. Es ist henlzuiage zweckmäßiger, zu schützen, was wir besitzen, als Neues auzustrebrn. General-Versammlung des Vereins für die Geschichte Leipzigs. * Leipzi'g. 7. Deccinder. Letzt«, Mittwoch Abend hat in Saale de» Hotel- „Stadt Dresden" die heurige General versammlung de« Verein« sür die Geschichte Leipzig« fttllgefnnoen. Der Verein «Vorsitzende, Herr Archivdirrclor »nd Skadtbibkiotbekar De. Wusimann, eröffnet« dieselbe mit einer Ansprache, ieo.i» cr unter Auvcrm der allgemeinen Thätigkeii im Vereine gedachte nnd hieraus spcciellere An gaben über dieselbe brachte E« fände» im Lause de« Jahre« 1883 statt fünf VereinSversammlungeu. i» welchrn Vorträge aebalten wurdeu. sowie im Juni eia StudienauSfiug nach Grimma, Hohenstädt, Seelingstädt. Ukteahain, krebsen nnd Nerchau, und im September ein zweiter derartigerAuöslug nach PrirSaitz nnd Reuterkdorf. E« erhielt hieraus der Cassircr nnd Schatzmeister d«S Vrrein«. Herr Kausmann Wilhelm Brück, da« Wort zom Vertrage de« Eassenbericht«. Rach demselben belrugen die Aktiva 11,282 ^ck 12 während Passiva nicht vorhanden waren. Die Mitalicdrrbeweguug betreffend, so belief sich di« Anzahl der Mitglieder am 1. November 1882 ans 237. nud traten bi« zum 31. Oktober dirse« Jahre» 8 neue Mitglieder hinzu. Dagegen gingen in, Lause de« eben beendigten vereinSjahre« 18 Mitglieder dnrch Znrücktritt und 5 durch den Tod ab. so daß gegenwärtig der Verein sür die Geschichte LeipzigS 226 Mitglieder zählt. AlSkann reserirte Herr Kaufmann Ernst Seidel über b»e Dichtigkeit de- Pflegerausschusses. Di« der Fürsorge desselben übergebenen Sammlungen de« Verein« waren im vergangenen Sommer regelmäßig Sonntag« von lOV, bi« l2'/, Nhr. nnd zwar au 25 Sonntagen, geöffnet. Lurch daS Eintrittsgeld wurde eine Einnahme von 49 ^ck 50 -s erzielt. Vom Cassirer de- PslegerauSschusse« wurde eine Einnahme von tOt 56 ^ »nd ein Bestand von 496 -äl 56 verzeichnet, von welcher Summe statutengemäß noch 56 an die Hanptcasse zu entrichten waren. AlS be dauerlich hob Referent hervor, daß in diesen» Jahre der Be such von Schülcrclassen. über welchen im Jahre 1882 so er» srenlich benetztet werben konnte, nicht stattgcsuiidrn hat. I» E'tttgongSregistcr sind, anßer einigen Ankäufen im Betrage von 52 -ck. 63 neue Eingänge zu verzeichnen gewesen, die al« Schenkungen an den Verein gelangten. Sie vrrtheiltrn sich in 34 Portrait-, 36 Bildern und Ansichten. 1 Aquarelle, 6 Münzen, einer Eccarde, einer Cvm»»tnalaard«n-Armalur, 4 S teinkugelu, 3 Kugeln, 3 Büsten, einer Spielkarte, einer Tasse mit Häuseransicht, einem Stempel, 2 ModelllSchern, ciuer Pistole und einem Sporn. Ferner sür die Bibliothek iu 26 Bänden Geschenken. N Bänden durch Autanf nnd dcn geschenkten Jahrgängen de« Leipziger Tage blattes und der Leipziger Nachrichten aus 1883. Da« Repertorium empfing 694 Stücke. Besonder- dankend her- vorzuhebcn war unter den Schenkungen eine reiche Auto- graphrn-Sammlnnq. welche da« VereinSmitglied Herr Buchhändler Hermann >schulz. in Firma O. A. Schulz, dem Verein übergeben hat, und deren hoher Werth von der be währten Zuneigung zeugt, die genannter Herr, der sich seit Jahren unter den Eckenkgebern auSzeichnete, dem Vrrein ent gegen bringt. Die Autographe» sind ven Freiherrn Fr. Fcrd. von Neust. Robert Blnm, Eontreadmiral Rudolph Bromme, Grafen Heinrich von Brühl. Freiherrn Fr. Wilhelm von Khan, Franz Matthias von Treucnseld. genannt Stein, und Frei herrn Johann Paul von Falck,»stein. Ferner aus de» Be freiungskriege» von Marschall Generalmajor L. Alexander von Bcrthier, Fürst vo» Neuschatel undWagrai», Felbniarschall Gebhard Lebcrecht von Blücher, Fürst von Wahlstadt, General Karl Heinrich Ludwig von Borstell, Friedrich Wilhelm von Bülow, Fürst von Dennewiy, Gras I. D. N. de Eham- pagny, Generalauditcur Karl FricciuS, Feldmarschall Gras von Gneise»»», Fürst Karl August von Hardenberg, General Edler K. Ehr. E- von Lecoq. Marschall Gras Macvonald, Marschall Gras Morlier, MarschaU Fürst PvniatomSkh, Marschall Claude Perrin, genannt Victor, und Gras 4)ork von Wartciiderg. AuS dem 36jährigen Kriege umfaßt die Schenkung Autographen vou Fetdmarschall Johann Bauer, Gras Balthasar vo» Maradat, Feldmarschall Axel Gustav- soh» Lrklje, GeneralisstmnS Erzherzog Leopold Wilhelm, Kurfürst Johann Georg I., Reichskanzler Axell Oxenstierna, General- setdmarschall Octavio Piccolomini. Feldmarschall Gras Tilltz, Generalseldmarschall Gras Tvrstensohn, Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar. Herzog Wilhelm von Sachsen-Weimar und Frldmarschall Neich-gras K. Gustav von Wränget. Di« übrige« Schenkgeber waren die Herren Kaufmann Albani, Schriftsteller Otto Moser. Freiherr Leopold von Borsch in Nürnberg, Kaufinan» Oswald Voigtländer, Kauf mann Rudolph Schneider. Buchhändler Vioiet, Kaufmann Georg Müller, Oberlehrer Mangner, Loui« Ferdinand Frei herr von Edelstein, Stadtrath Holtze, Tischlerobermcister Werner. Kaufmann Drrscher. Sladtrath vr. Vollsack. vr. Friederic'i, Kaufmann L. Gebhardt. Kaufmann Robert Obst- selder, Kaufmann Leo Brunner, Kaufmann Albert Ander«, Vr. Schmidt, Steinhauermeister Hrinia in Gohli». Restaura teur Jabin. Reiber, Buchdruckercibesitzcr Waldemar Polz, Buchhändler Guido Rrusch« und Frau Wittwe Thilo. AlSdann die königliche Bivliolhekverwaltuog zu Dresden. daS Germanische Museum zu Nürnberg, der Crblän- dische Crcditverrin. der Arbeiter-FortbildungSverein, die Direktion der Realschule l. und U. Ordnung, die Direktion der LereinSbraurrei, die Gewerbekammer, der NnlerstützungSverein für HandlungSbeflissrne, der Leipziger Kuastverein. der sächsische AlterthumSverriu uud die Gesell schaft für Geburtshilfe. — Zuletzt gedacht« Herr Seidel noch der Benutzung der VereinSbivliothcf, au« der im letzten Jahre nur 3V Bände von t l Personen entliehen wurden, sowie der Forschungen de» Herrn vr. Müller von der königlichen Bi bliothek in Berlin, für welche diesem au« der Bibliothek dcS BcreinS sür die Geschichte Leipzig« znin Vehuse einer von ihm auszuführenden wissenschaftlichen Arbeit s viel Material zur Verfügung gestellt werden konnte, daß ihm dadurch, nach feiner Versicherung, viel Ailersparniß entstand. Referent schloß seinen Bericht mit Worte» dankbarer Anerkennung der Verdienste de« im verflossenen Verein«jahre verstorbenen Verein««! talie Der »italiede« Herr» Kaufmann O-wald Dsigtländer. Hnr Vorsitzende verlas hieraus Len NevisionSl-rricht der Behörde vom 2. December >883. der Uber alle» bei der Revilio» Gesunkene sich befriedigt erklärte. Nunmehr erfolgte die statttlengcmäß erforderliche Neuwahl der Vorstandsmit glieder, bei welcher, wie wir später erfuhren, unter ver Hand Zettel mit diplomatisch-angehauchten Wahlvorschlägen in Cireulalion gesetzt wurden, die auch ihren Zweck nicht ver- sehlien. AuS dem Hute gingen, al« nengewühlte Vor standsmitglieder, hervor die Herren Archivdirector und Stadtbiblwlhekar vr. Wusimann mit l8 Stimmen al« Bor- sitzender, Oberlehrer Eduard Mangner mit l7 Stimmen als dessen Stellvertreter, Universttätsbibliothekar vr. Stübel mit l? Stimmen und Gymnasial Oberlehrer vr. Richard Sachse mil 16 Stimmen al« Schriftführer, Kaufmann Wilhelm Brück mit 18 Stimmen al- Schatzmeister und Cassircr. RechtSanivall Weiler und Buchhändler Biolet, beide mit l4 Stimmen, als Beisitzer Von Ven übrigen Stimmen sielen ans die Herren Schriftsteller Otto Moser 5, Kaufmann Ernst Seidel 4. Tischlerobcrmeister Werner 3. Kaufmann Albert Anker- 3. Buchhändler Fischer 2, Buchhändler Mackroth l und Kaufmann Georg Müller I. Die gewählten Herren nahmen, soweit sie anwesend waren, die Wahl dankend an. — Die Realisirnug eine- Anträge« Herrn Mackroth'S aus Revision und Abänderung der Statuten wurde vom Herrn Vorsitzenden in Aussicht gestellt. Nachdem der Herr Vorsitzende noch Mittheilunge« über die lütteiatur» vipsieo«« de« Jahre« l883 zu», Vortrag gebracht batte, «ar die Generalversammlung de« Verein- skr die Geschichte Leipzig« ans da« lausend» Jahr geschloffen nnd die Anwesenden vereinigte imnmehr rin gemnthlicheS Abend essen, da« sich bi« zu später Stunde ausbchntr. Otto Msr. LaufmSnnischer Verein. * Leipzig, 2. Teemaber. S« Ka»sa>«nnisch«u Verein hielt gestern Abend Herr Hospredige, a. D Goßrau eine« Vortrag über da« Thema: „Lanft nnd Leut« in Griechenland". Der Vortragende betonte, er »»erd« versuchen, in Gestalt einer kurzen Plauderei an« seinen eigene» Erlebnissen und Erfahrungen rm mosaikartige« Bild seiner Beobachtungen zu geben. Wenn man nach Griechenland reisen will, so benutzt mau dazu den gewöhnlichen Weg über Triest oder Uber Brindisi. Da« erste Stück griechischer Erde, da« man erblickt, ist die Insel Eorfo, die einen bezaubernden Anblick dar bietet. Die Stadt Eorsn hat einen italienischen Charakter; Redner hat sie und ihre Umgebung unter Führung eine» Beamten VrS deutschen EonsulatS besichtigt und Wstliche land- sckrasltiche Eindrücke gewonnen. Euw prächtige Erscheinung bieten uamrnUick» die mit Ltivenbäumen bewachsene« Hügel und die au« der Ferne berüberleuchteuden schneebedeckten albanesischen Berge dar. Die Venezianer, welche die Jenischen Inseln früher im Besitz hatten, haben zwar deren Bewohner schlecht behandelt, aber durch die rationelle Bebauung der Inseln sich verdient gemacht, denn solche herrlich« Oliven haine. wie ans Eorsn, findet man nur noch an einer anderen Stelle tu Griechenland. Auch den Engländern ge bührt Anerkennung sür ihre gut angelegten Straß«. E« ist Demjenigen, der au« Deutschland kommt, dringend anzuralhen, daß er «in griechische« Schiff zur Fahrt benutzt, tamit er sich allmälig an die griechische Kost gewöhnt. Da« Essen und Trinken in Griechenland bezeichnet Redner als entsetzllch, denn eS giebt dort fast nicht« iveiter al-Hammel fleisch. uud dann w»rd Alle- init Olivenöl bereitet: auch da« Getränk, da« aus den griechischen Schiffen verkauft wird, ist rin abscheuliche«. Znm Trinken de« griechischen Landweln«, der einen Rircinatweul mit Harzöl verinrscht tarstellt, lotztere«, damit er sich hält, bedarf eS eine« besonderen Studium«. Der Riccinativein ist an sich gesund «nd bekommt gut, aber er darf um GotteSwillcn nickt im Nebcrmaß geuosscn werden, denn dann ist er sehr schädlich. Korinth, der Ott. wo da« Schiss landet, ist ein traurige-, elende- Nest und rin DirthS- hauS befindet sich darin, da« in dem an Comfort gcwvhuten Europäer Schaudern erregt. Selbst die allernothivendtgssen Dinge, ans die ein Reisender Anspruch machen kan», fehlen. Am Isthmus von Korinth, der bekanntlich durchstochen werden soll, hoben sich alle Nationen Europa« zusannnengefundeu, ein Deutscher, Baron Stein, der anderthalb Dutzend Sprachen spricht, macht den Dollmetscher. Ehe mau nach Athen, der Stadt der Sehnsucht so Vieler, gelangt, hat man die Haseustadt Piräu» ru pasfiren, deren Einwohnerzahl jetzt 27,666 bctiägt. TS ist vorzuziehen, den Weg nach Athen nicht mit der Eisenbahn, sondern im Wagen den prächtigen Olivenwald hindurch zurückziilegen. Athen theilt sich in drei Städte: in die alte schmutzige Stadt unter der Akropolis, in die Hantelsstadt und in die Stadt der reichen Leute, wo eine Billa au die andere sich ameiht. Al6 König Otto im Jahre >834 nach Griechenland kam. hatte Athen 7660 Einwohner, heute hat eS deren 78,666, fürwahr ein beredtes Zeichen des großen Ausschwunge«, den e« in der Frist eine« halben Jahrhundert- genommen. Aus den Redner hat Athen zunächst einen traurigen und melancholischen Ein druck gemacht; Alle« starrt öde dem Auge entgegen, nicht recht Grüne« will gedeihe«, aber später, al» er da« Land näher kennen lernte, da erschlossen fick: ihm dessen Schönheiten, die namentlich am Abend, wo die Berg« im entzückende« violet- schein erglänzen, zu Tage treten. Mau genießt von den Bergen in der Umgegend von Athen, so von Prntelikvn und Parneß, köstliche Aussichten. Wie sich überhaupt kein einzige« Volk rein und unver» mischt erhalten Hot. so kann auch von einem reinen griechischen Stamme nicht d» Rede sein, uud r« ist i» dieser Beziehung in de« ersten Jahr,» de« griechischen Besreiung«kampseS via Hcllenenschwindel getrieben worden. Man Hot die Türken- Herrschaft viel schlechter gemalt, ,l« sie in Wirklichkeit war; wenn die Griechen nur ihre Stenern an die türkischen Bea« bezahlten, dann kümmerten sich die Türken nicht viel mehr mn die Verhältnisse de« griechischen Volk«. In Bezug aus sei« Familienleben darf diese» Volk nicht »ach den politischen Schreiern »nd Spektakelmachrr» und auch nicht »ach ver schmitzten. wenig gut angeschr'irbenen griechischen Kausleuteu in den Handelsplätzen der Levante benrtheilt tverden. Bot de» griechischen Landbewohner ist die größte Gastfreundschnst zu Hanse; e« besteht eine außerordentliche Anhänglichkeit der Familienmitglieder, kein Bruder verheirathet sich früher, al« nicht seine Schwestern versorat sind, dabei herrscht große Ehr furcht vor dem Familienobe,Haupt. Wa- den Griechen ferner auözeichnet, da- ist seine lebhafte Lernbcgierde; Redner «ar geradezu ans da» Höchste durch die von einfachen griechischen Landleuten an ihn gerichteten Fragen überrascht. In Betreff der Gymnasien und gewöhnlichen Volksschulen bleibt allrr- ding» noch viel zu thun übrig. Hervorzuheben ist die große Bereitwilligkeit reicher Griechen im Hergeben großer Summen sür geineiiinühige nnd wissenschafttiche Zwecke. Während da» Verhall,,iß zwischen der griechisch-katholischen und der römisch-katholischen Kirche ei» sehr qerc,zteS und feindseliges ist, kommen die griechischen Geistlichen de. Evangelische» mit großer Toleranz und Freundlich keit entgegen. Die Eeremouien der griechischen Kirche wolle« im« freilich nicht recht behagen, nnd «S ist überhaupt der griechische Religivn-enltuS zu einem starren Dogmati-mu« an-goartet. Bei den Griechen ist sodann so recht der Satz zur Wahrheit geworden, daß die Politik den Charakter ver»
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