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i. M,e M Lchzizer TazM mi> WM ?ür. N Zmto,, IS. Zm M. Der Grokrusse -er Gegenwart in der Eheschließung und im Familienleben. Nach dem Russisches bearbeitet von S. Fleischer. »!»»lr»a »ertöte». IV. Vorsichtsmaßregeln gegen Behexung und Gegen« stände zur Einwirkung auf den künftigen Wohl stand. — Der HochzeitSzug. — Die Trauung. — Die Rückkehr und der Empfang der Neuvermählten. — Der HochzrilSschmauS. — Nach dem Gastmahle; Gebräuche, welche die Abhängigkeit der Neuver mählten Frau vom Manne ausdrücken; nach der »ersten Nacht". DaS Brautpaar wird nun feierlich gesegnet, und eS werden dann die nölhigen Anstalten zur Abfahrt in die Kirche ge troffen. Die Hauplsorge der Angehörigen ist jetzt besonders darauf gerichtet, die Gefahr einer »Behexung" des Braut paares zu verhüten. Die Fälle der .Behexung" sind bei Bauerneheu sehr häufig: sie werden durch natürliche Ursachen bewirkt, durch viele Eheccremonien, deren Schädlichkeit für die Gesundheit der Bauer in seiner Unwissenheit nicht sicht. Die bei den jungen Ebelcuten häufigen KrankheitSerscheinungcn werden vom Bolke nicht auf ihre natürlichen Ursache» zuruck- qcführt, sondern der Macht deS Satans, der behexenden Wirkung eines neidischen Blickes, der Bezauberung u. s. w. zugeschriebcn. Und um solchen UnglllckSsällcn vorzubeugen, nimmt der Bauer seine Zuflucht zum Beten und zur Ver- söbnung des Satans. Als wirksames Mittel gegen „Be- bcxuug" gilt die Wirkung eines Heiligenbildes (besonders deS Erzengels Michael, diefeS siegreichen KriegerS gegen den Satan), das drei Mal um den HochzeitSzug bei seiner Abreise zur Kirche getragen wird. I» manchen Gegenden wird dem Bräutigam und derBrauteine Abschrift deS „Traumes der Mutter Gottes" als Talisman in den Busen gesteckt. In einigen Orten des Gouv. Nishnij Nowgorod wirdzur Abwendung der „Behexung" der ganze Fußboden in der Hütte des Bräuti gams, wo der HochzenSschmauS skattsinden soll, mit Stroh oder Heu bedeckt, daS sofort, nachdem sich die Gäste entfernt haben, in weiter Entfernung vom Hofe hinausgeworfen wird. Zugleich damit wird nach den BolkSbegriffcn auch die Be zauberung gleichsam hinauSgeworsen und also unwirksam gemacht. — Um die „Behexung" des Brautpaares von Seiten gewisser „böser Leute" zu verhindern, sucht oft das Bolk Hilfe bei andern Zauberern. So wurde nach dem Berichte einer russischen Zeitung von einem Bauer O. in einem nahe bei Petersburg gelegenen Dorfe zur Hochzeit seines Sohne- ein als Zauberer bekannter Hirt eingeladen, da er von Seiten einer gewissen Hexe S. im Dorfe eine „Behexung" befürchtete und diese durch den Zauberer verbüken wollte. Die Wirkungen der „Behexung" sind dennoch nicht auSgeblieben. Als man sich zur Kirche begeben wollte und der Hochzeitszug sich schon in Bewegung setzen sollte, so ging in demselben Augenblicke über de» Weg ein Verwandter der Hexe, T. Die Zuschauer und Tbeilnebmer des HochzcitSzugeö bemerkten ihn und ahnten deshalb nichts Gutes. Bald blieben die Pferde stehen. Nun wandte man sich an den T. mit der Bitte, „die Pferde loszulassen". Anfangs weigerte er sich; als er aber drei Rubel bekommen balle, faßte er das erste Pferd am Zügel, und der ganze Zug setzte nun seinen Weg fort. Der HochzcitSschmauS und die ersten Tage nach der Hochzeit wurden durch keine Unglücksfälle getrübt, später aber er krankte die Dichter des O. und darauf auch die jungen Eoelcute. »Diese wurden von so heftigen Krämpfen befallen, daß 0 kerngesunde Bauern die Kranken nicht in ruhige Lage bringen konnten."*) *) Auch in kaufmännischen bei Weitem civilisirteren Kreisen ist der Aberglaube bei Eheschließungen keine seltene Erscheinung. So be richten z. B. „die Nowosti" (eine russische Heilung) vom Jahre 1890 über folgenden interessanten Borfall: „Ein reicher und bekannter Petersburger Großhändler CH. verlobte seine Tochter mit einem Ingenieur. Zum festgesetzten Hochzeitstage erschienen aus Einladung des Kaufmanns aus den verschiedensten Gegenden Rußlands Anver wandte, Freunde und Kunden. Schon wurden alle Anstalten zum Hochzeitsseste getroffen. Als nun die Braut im Begriffe war, den Wagen zu besteigen, um sich zur Trauung zu begeben, lies plötzlich vor ihren Füßen eine schwarze Katze vorbei. Weder die Braut, noch ihre Verwandten sahen darin etwas Bedenkliches. Der Vater aber war anderer Meinung. Als er das Geschehene crsahren hatte, erklärte er ohne Weiteres, daß die Hochzeit nicht statt- finden werde, da er die Erscheinung einer schwarzen Katze für ein „schlechtes Vorzeichen" halte. Anfangs dachte inan, daß die Hochzeit nur verschoben sei; der abergläubische Kaufmann aber sagte aus drücklich, daß die Hochzeit durchaus nicht zu Stande kommen werde, weil die Erschnnung der Katze bedeute, daß die Che unglücklich sein würde. Und wahrscheinlich häkle die »»glück- liche Tochter des Kaufmannes nie geheiralhct, hätte fick nicht ein Man» gefunden, der eS verstanden hat, mit Bezugnahme auf verschiedene Moskauer „Orakel" dem Kausmannc zu de- weisen, daß daS z» erwartende „Unglück" gänzlich aufgehoben fein würde, wenn man eben dieselbe Katze in umgekehrter Richtung ans demjeuizen Wege lausen ließe, weichen sie zum ersten Mal zurück- Bei der Abfahrt zur Trauung pflegt man die Braut mit irgend welchen Gegenständen z» verleben, welche als Zeichen des Wohlstände- auf ibr künftiges Leben wohlthuend ein- wirkcn sollen. Zn gewissen Gegenden wird ihr ein Kuchen in den Busen gesteckt; in andern Wolle, damit die Schafzucht bester gedeihe, oder man bekleidet sie zu diesem Zwecke mit einem Schafpelze. Damit endlich der Flachs besser gerathe, nimmt sie zur Trauung Fasern dieser Pflanze mit. Im Zuge, welcher daS Brautpaar zur Trauung führt, läßt man die Braut dem Bräutigam Nachfolgen. In einiger Entfernung vom Hause bleibt der Bräutigam stehen, läßt die Braut vorbeifahren und giebt ihr dann drei leichte Peitscheu- schläge mit den Worten: „Lege ab die Freiheit deine- väterlichen HauseS, Denk' nicht mehr an die Berzärtlichung der Mutter: Nun gewöhne dich an deine- Ehestandes Pflicht; Deine jugendliche Schönheit vergiß nunmehr!" DaS ist im Elatomschcn Kreise (Gouvernement Tambow) Sitte, im Gouvernement Rjäsan südrt der Gehilfe deS Hoch- zeilSmarschallS noch vor der Abreise zur Trauung nach der üblichen Segnung diese Ceremonie aus. Bei den Peitscken- schläzen pflegt er zn sagen: »Lege Deine Mädchengewohnheiten ab, eigne Dir Fraucngewohnbeilcn an". — -Inch folgende Sitte ist ziemlich weit verbreitet: Bom Wege zur Kirche kehrt der Bräutigam allein oder in Begleitung deS HochzeilS- marschallS ins HauS der Braut zurück, um die künftigen Schwiegereltern zum HochzeilSschmauS ciiizuladen, worauf man den Weg ohne Unterbrechung bis zum Bestimmungsorte fort setzt. Noch seltsamer ist eine in gewisser Beziehung ähnliche Sitte im Dorfe Waglalscbew (Gouvernement Wladimir): Dort kehren alle HochzeilSgäste ohne da» Brautpaar von der Mitte de» Weges zurück, um mit Löffeln, mit denen sie sich vor der Abfahrt vcrseben haben, »die noch übrig gebliebenen Nudeln aufzueffen". Dann bricht der Zug wieder aus, und diesmal wird die Fahrt nicht mehr von Seilen der Tbeil- nehmer unterbrochen. In gewissen Gegenden jedoch muß noch der HochzeitSzug wegen Absperrung des Weges ein oder mebrere Mal anhallen. Im Gouvernement Wladimir z. B. richtet die Jugend eines jeden Dorfes, durch welches der Zug sich zu bewegen hat, .Barrikaden" aus Balken, Reisig und Stroh auf. Gelangt der Zug an eine solche »Barrikade", so muß er natürlich sieben bleiben; und die Burschen lassen ,hn nicht eher durch, als bis sic st« Eimer (-— 3,075 I) oder einen Stos (-— l,23 I) Branntwein bekommen baden. In der Kirche endlich angclangt, eilt das Brautpaar der Stelle zu, wo die Trauung stallfinden soll. Die Ueber- zeuguiig, daß vom frübern Betreten jener Stelle auch die Herrschaft im Hause abbänge, beflügelt die Schritte einer jeden Hälfte, welche der andern zuvorkommen möchte. Auch dem Verbrennen der Lichter des Brautpaares während der Trauung legt da» Volk Bedeutung bei. DaS Licht, das zum größer« Thcile verbrannt ist, gilt als Vorzeichen, daß besten Besitzer oder Besitzerin ein längeres Leben haben werde. — Nach der Trauung wird die Braut dem Ehestande gemäß geschmückt, worauf die Neuvermählten im Elatomschen Kreise mit Hopsen bestreut werden. BeachtenSwcrtb ist daS überaus sonderbare Verhalten der Bauern im Dorfe Koßjakowo (Gouvernement Kasan) gegen einen bcirathciiden Wiltwer nach seiner Trauung. Dieselben sind nämlich in ihrer Naivität überzeugt, daß die Ehe des WitlwerS, der nach seiner Trauung nicht mit faulen Bastschuhen beworfen wirb, nicht glücklich sein könne. Um daher »dem Uebcl" abzuhelfcn, veranlassen sic selbst ihre Knaben und Burschen zur Ausführung dieser Bcwerfung theilS unmittelbar nach seinem Austritt aus der Kirche, tbeilS am Eingang in sein Torf. Dabei aber geben die Vollzieher de- Willens der Eltern in ihrer Frechheit so weit, daß manche mit den schmutzigen Bastschuhen in die Häuser der Wiltwer cindringen und andere sogar in der Kirche selbst so nahe mit den Bastschuhen an den Bräutigam treten, daß eS diesen nicht entgehen kann. Einige lustige Burschen finden ihr Vergnügen daran, ganze Bündel von Bastschuhen dem Wiltwer auf den Hals zu hängen, und zwar so, daß zwei Stück aus der Brust und ein drilteS aus dem Rücken berabhängcn. Da die Bastschuhe mitunter sehr empfindliche Schläge verursachen, so lassen sich wohlhabende Wiltwer nach der Trauung von der Kirche aus bis zm» Eingang i»S Dorf vom Pfarrer mit einem Heiligcnbildc begleiten. Diese Maßregel aber schützt sie nicht ganz vor den Angriffen; so bald sich der Pfarrer entfernt hat, stürzt sich die jugendliche Schaar mit desto größerer Wulb auf ihr Opfer. Bei der Rückkehr nach der Trauung wird nicht minder für die Abwendung einer „Behexung" gesorgt als bei der Abfahrt zur Kirche. Zu diesem Zwecke wird daö junge Ehc- gelegt halte. Diese Worte wirlten günstig auf den Kansmann. Es wurde von neuem r>» Hochzeitstag bestimmt, und ln demselben Augenblicke, wo die Braut wieder den Wage» besteige» wollte, wurde die schwarze Katze in „umgekehrter Richtung" getrieben. Nach dieser Ceremonie bekreuzt« sich der Kaufmann mit Andacht und führte ungehindert die Hochzeit zu Ende. pa N aar in einigen Gegenden des Gouvernements Nischnij Nowgorod stets vom Pfarrer nebst sämmllichen Kirchen dienern von der Kirche aus nach Hause begleitet. Im Kreise Obojan (Gouvernement Knrkk) sucht man die Gefahr einer „Behexung" durch die Macht des Feuer» zu beseitige», welches die Eltern de- Bräutigam» den nach der Trauung zurück- kchrcndcn Neuvcrmäbllen am Thore ihres HauseS cnlgcgen- brenncn lassen. Endlich ist man bei der Rückkehr auch daraus bedacht, daß die jungen Eheleute nicht durck die entzweiende Kraft eines böse» Geistes von einander geschieden werten; deshalb fahren sie jetzt nicht mehr getrennt, wie bei der Abfahrt zur Kirche, sondern zusammen, und zwar glauben sie, die Wirkung noch dadurch zu verstärken, daß sie sich fest aneinander andrückrn. In Erwartung de- jungen Ehepaare- nach der Trauung breitet man vor dem Eingänge deS HauseS de» Bräutigam» Weiße und breite Leinwand auS, damit die Glätte und Güte derselben sich auch auf daS Leben der Neuvcrmäblten über trage. Und damit diese durch ein starke-, unauflösliches Band an einander geknüpft werden, legt man aus die Schwelle ein verschlossenes Schloß hin. Beim Eintritte der jungen Eheleute ins HauS komme» ihnen die Eltern (oder Taus ellern) deS Bräutigams mit Salz und Brot entgegen, segnen sie und bestreuen sic mit Hopfen und Gerste, damit ihr Leben in Freude und Reichtbum dabinsließe. Tic Eltern pflegen dabei aus die linke Seite umgckebrie Schafpelze anzulegcn. welche Sitte ziemlich weil in Rußland verbreitet ist. Nach diesem feierlichen Empfange erscheint im Elatomschcn Kreise eine Anverwandle deS Bräutigams mit verhülltem Gesichte und bewaffnet mit einem Schüreisen. Sie geht aus die junge Frau zu, hebt daS Schüreisen gleichsam zum Schlagen aus, klopft und spricht dabei etwas Verworrenes, aber Strenge». Diese Erscheinung soll der jungen Frau das Bild einer grau samen Schwiegermutter, den Gegensatz zur liebenden Mutter, veranschaulichen. Es wird nun, nachdem sich Alle versammelt haben, eine MittagSmahlzeit eingenommen, zu der man in vielen Gegenden wegen der noch immer zu befürchtenden „Behexung" den Pfarrer cinladet, damit er durch Beten die Gefahr abwende. Bei diesen Mahlzeiten ist aber merkwürdiger Weise neben dem Geistlichen auch der Zauberer nickt selten zu fin den. Dieser wird zur Versöhnung der feindlichen Kräfte cin- geladcn, und eS wird dabcr gegen ibn ganz besondere Auf merksamkeit während der Hochzeit gezeigt. Welche Kraft dem Zauberer vom Volke zugeschriebcn wird, ist auS der interessanten Aussage eine» Geistlichen Kubarcff im Bezirks gerichte zu Ssamara während einer Berbandlung wegen Er mordung eines Zauberers zu ersehen. »In meinem Hause," erklärte der Geistliche, »wurde einmal eine Hochzeit gefeiert. Da kam ein Zauderer nnd verlangte drvbcnd, daß man ihm einen Ehrenplatz unter den Gästen anwciscn solle. Ich ging aus ibn zu; da er aber schimpfte, so faßte ich ibn am Arm und führte ihn hinaus. Die Anwesenden aber billigten dieses Verfahren nicht und sagten sogar: »»Wozu baden Sie solchen Menschen binauSgesübrt? Ist daraus wohl Gute- zn er warten?"" Man siebt also, daß der Zauberer in der Ein bildung deS abergläubischen Volkes zuweilen init solcher Macht auSgcslattet erscheint, daß selbst beim Widerstand eines Geist lichen gegen ihn schlimme Folgen befürchtet werden. Am Abend des Traliungslagcü (in manchen Gegenden auch drei Tage nach der Trauung) richtet uia» in der Scheune oder im Vichstalle daS Ehebett für die Neuvermählten cm. DaS geschieht in mehr oder weniger feierlicher Weise. Im Elatomschen Kreise werden damit gewöhnlich die Braut- werbenn und die vcrbcirathetc Schwester de» BräuligamS beauftragt. In andern Gegenden ist auch noch der Gcbilfe des HochzeitSmarschallS dabei zugegen. — Einer alt her gebrachten, noch sebr weit in Rußland verbreiteten Sille ge mäß pflegt nun dir junge Fran zum Zeichen ihrer Unter würfigkeit dem Manne die Stiefel auszuzichen. Im Kreise Bjelgorod (Gouv. Kursk) wird vor dem Schlasciigchcn der rechte Stiefel des Mannes von der Frau auSgczogeu; cS fällt dabei aus demselben eine Peitsche heraus, niit welcher ibr der Mann drei leise Schläge giebt; dann wird sie geküßt. Das erinnert an daS VclkSsprichwort: »Liebe die Frau, wie Deine Seele, und schüttele sie, wie einen Birnbaum." Im Kreise Ssarapul (Gouv. Wjatka) legt der Mann in den von der Fran anSgezogenen Stiefel Geld, welche» sie am Morgen hcrauSniiiimt und dann für ihren Bedarf verwendet.*) *) Die sklavische Abhängigkeit der Frau vom Manne wird in den Hochzeitscereiiwnien anck i» ondern, gröber» Formen veranschau- lickt. In, Kreile Rubins! <Go»v. Iaroßlow) wird »ach Len, Hochzeit«, mahle eine gebratene Niere ausgetragen, welche in folgender Weise verspeist wird: Ter Hochzeitsinarschall nimmt ein Stück Niere in die eine und ein Mas Branntwein in die andere Hand, rust seine Frau herbei und läßt sce ein Beispiel der Unterwürfigkeit zeigen. Tie Frau fällt ihre», Herrn zu Füßen und liegt solange, bis seine Portion alle ist. Ter Mann ist ober durchaus nicht eilig, sondern begtcilet das Essen und Trinken mit Erzählungen von Hindernissen, welche dem Hochzeitszuge angeblich verursacht wurden. So ver fahren auch der Reihe nach alle Gäste mit ihren Frauen. Manche Bauern gehen dabei so weit, daß sie ihnen befehlen, der ganzen versammelten Gesellschaft zu zeigen, „wie die Fische schwimmen" oder „wie die junge» Bären gehen". Und die arme Frau muß sich ohne Wcderlpruch mit dem Bauche aus den Boden hinlegen und die Hände auf den Rucken legen, um einen Fisch darzustcllen, oder aus allen Vieren gehen, «wie dle jungen Bären". Die Reihe kommt endlich auck au die Braut, und diese muß natürlich ebensalls zu Füße» deS Bräutigams fallen. Kunst. * Mannheim, 18 Juni. Dlrector Prasch-Straßburg ist für drei Jahre fest als Jutendant de- hiesigen Hosthealers gewonnen. Literatur. DaS sächsische Vrlvatrrcht, ln seinen Srundzllgea systematisch dargesicllt, von Pros. vr. Otto Müller. Erste Avlbeitung: All gemeine Bestimmungen. Leipzig, Verlag von Pveit sb Lo. Eine lange Reide von Jahren wirkt Pros. vr. Müller al» Lehrer des sächfischen Rechtes an der Leipziger Hochschule. Was seine Vor lesungen über unser vaterländisches Eivilrecht so überaus werthvoll macht, das ist der beständige Bergteich diese« Rechtes mit drin gemeinen Recht, aus welchem auch das bürgerliche Gesetzbuch für das Königreich Sachsen fußt. Dadurch, daß der gefeierte Rechts- lehrer bei jeder Materie Parallelen zieht, schützt er namentlich Len Sludircnde» vor elner verbängnlßvollcn Verwirrung de- gemeinen römischen Rechtes mit dem bürgerlichen Recht« Sachsens. Jetzt liegt die erste Abtheilung eine» Werkes vor, in welchem „der sächsische Müller", wie wir ihn scherzweise nannten, das sächsische Privatrecht in seinen Grundzügen darstellen wird. Ja drei Abtheilungen wird da- Werk vollendet sein. Es bietet die Vorlesungen In geschlossener, abgerundeter Buch- sorm, und jeder Studirende, sowie der in die Praxis cintretende Jurist wird in idi» einen sicheren Führer durch da» Gebiet des sächsischen Rechtes finden, de» er bisher schmerzlich ver mißt hat. Die Schmidthchen Vorlesungen sprechen namentlich Studirende wenig an, Siebenhaar bietet nicht viel mehr als die Bestimmungen des bürgerlichen Gesetzbuches und Grützmann, dessen zweibändige« Lehrbuch von der Kritik eine glänzende Würdigung erfuhr, ist zu aussührlich, um Lchrzwecken dienen zu können. Tie Darstellung Müller« hält die Mitte In klarer, gedrängter Kürze glebt sie eia Bild de« sächsische» Rechtes, da» i» großen, markigen Strichen gehalten ist und nicht zu minutiös durch casuistischeS Material schalitrt wird. Klarheit und Bestimmtheit des Ausdruckes, Las, war Müller von seinen Hörern in erster Linie fordert, sind ihm selbst allenlhatben eigen. Die erste Abtheilung enthält eine kurze Gelchlchte des sächsische» Rechtes, sowie der Rccktsquellen und literarischen Hilfsmittel. Dann tverden die allgemeinen Rechts- bestliniimnge» über Anwendung der Gesetze, über die Personen oder Recktssubjecle, über die Sachen oder Rechisvbjccte, über Entstehung, Veränderung. Endigung der Privatrechte und den Rechtsschutz erläutert. Ti« zweite Abtheilung ward das Forderung-recht ent- halten. II. 1',. « * « Das 2. VierteljahrShest der lm 29. Jahrgang erscheinenden Zeit- schritt für die Mission der Kirche an Israel, welche unter dem Titel: ,«aat aus Hoffnung" im Verlag der Akademische« Buchhandlung z» Leipzig linier Mitwirkung von Prof. Vr. Buht und Vr. I. Müller von dem früheren IuLenmissionar Wilhelm Fader, fetzigem Pfarrer in Tschirma b. Greiz, hernusgegrben wird (Preis: jährlich 2 Mark, mit den jährlich neu erscheinende» 4 Nummer» der Schriften des Institut»»! Judaicum 4M.H entbält einen ausstihrlichc» Aussatz über Proselytcnpflege von I. Müller, ein Geschichtsbild an» dem 2. Jahr hundert, weiches den falschen Propheten und Ausrührer Bar-Eocbba, den Stern- und Lügeusohn, hebandell, und inebrrre kleiner« Airslätze. Be sonders beniertenswerlh ist in einem der letzteren der Nachweis, durch welche absichtliche Verdrehung die anläßlich deo Lanlcnsche» Morde« neu ausgewärmte Lüge von den jüdische» rituellen Mord- tdalen zu Stande gekommen ist. Dieselbe soll kekauntlich Nils einer Stelle des Talmud (Ketubotk l02i>i beruhen, welche in wörtlicher Uebersctzung wie folgt lautet: „Weil» einer stirbt und hii.tcrlaßt cincn kleinen Sohn seiner Mutter niid es sagen die Erben des Vaters, er soll bei uns austvachsen, aber die Mutter sagt, er soll bei mir aiifwaclilen, so soll man ihn bei seiner Mutter lassen, und nicht bei einem, der ihn z» beerben berechtigt ist, denn cS ist einmal vor- zckoinmen, baß mau rhu (cliiei, solcl)en) ermordete am Vorabend des Passah". Diese rinstrchc Anführung eines euiincrligeir Vorkomm nisse« wird in folgender Weise zurecht gestutzt: „denn eS trifft der Fall zu", d. h. »ach analogen Fällen geschehe es, nnd daraus folgender Schluß gezogen: „Tie Logik drängt Jedem bei dieser Affaire die Ueberzeuguug auf, daß I. auch ein Judenlnabe gcschächiet werde» kan» als Opferlamm, und 2. wenn Juden sich gar aus den Unmündigen des eigne» Bolle« Opferlämmer stickten, wie viel mehr werden sie die Nichljuden rituell schächlc»'?" Da« be treffende hebräische Wort aber, von Menschen gebraucht, bedeutet niemals die jüdisch rituelle Schächtung, sondern eittsach die grausame Tüdtiing, das H.nschlachlcu des Mensckcu. Der Gedanke an die rituelle Schächtung ist absichtlich böswillig eingetragen Es handelt sich a» jener Stelle einioch nm eine» Mord au» Habsucht, zu dem unter der Unruhe der Vorbereitungen aus« Osterfest sich günstige Gelegenheit bot. ES ist nur daraus, daß der Haß blind macht, zu erklären, wen» so beharrlich eine derartige absichtliche Entstellung des Sachverhaltes sestgedalten nnd in einer völlig unchristlickeii Weise zur Ausstachelung des Hasses ansgebeutet wird. Wahrlich, viel chrisilstber wäre es, wen» das Werk der Ausbreitung tiesgegründetei, cvan. CdristcnthuinS unter den Jude», dein die obengenannte Zeit schrift dienen will, kräftigere Unterstützung als bisher zugewcndct wird. v. I). Dir Preise sie Klnder-Auße nd kmseltio» SINlI gSNL kvlüvulsnri ks>*skgssSlLl in den beliebten neuen Kammgarn-, Bcigc- nnd Cheviot-Stoffen in Seide nnd Gloria-Seide statt Mk. 32 für Ml. 24, statt Mk. 25 für Ml. 18, ^ ' statt Mk. 20 für Mk. 15, statt Mk. 16 für Mk. 11, ^ ^L88ei'äielil6 ^ MM. 11 sie Mk. 7, MM. 8 siir Iaekets, llmhäirge, Tlegen-Aräirtel, Binder-Loirsectroir. ^ - - —— »W in einer unübertroffen reichhaltigen Wahl der VVoII- Klousssline "''sssM M vs Pf,. in Crelo» oder Borchrnd 1.50, 1.25 u. 1 Mk,. 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