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s. KilM W lkiMl ?«zckM md AMM M. 34, Mitlulch ilkll 25. Mills 18S1. Militairisches. * Karlsruhe, 23. März. Se. Majestät der Kaiser zeigte dem «roßherzog iu eioem Handsch«ibea an, daß Allerhöchst- derselbe den Erbgrohherzog zum Lhei de« 113. Infanterie. Regiments ernannt Hobe, al« dessen Loumraodevr der Erbgrvß- herzog in io hohem Grobe sich dewätzrl hob«. Se. Majestät spreche die Ernennung an dem Tage au«, welcher der Erinnerung des hochst- seligen Kaisers Wilhelm l. geweiht sei. und welcher die innigen Be- ziehuugen Sr. Majestät zu dem Großhrrzog und dem großherzog- lichen vause in besonderer Weise hervorneien last«, unr dem Grotz- herzoge einen erneuten Beweis wahrer Bekehrung und Dankbarleit zu geben. * Unter di« Mitglieder der französischen Depntirien- kammer ist ein Gesetzentwurf zur Vertheilnna gelangt, welcher den Krieg-minister ermächtigt, im RechnungSsabre 1801 den schon ge. »ehmigten ordentlichen Etat um die Suinin» von 13'/, Millionen Francs zu überschreiten. Indem der genannte Entwurf den gesetzgebenden Körperschaften freiläßt, sich über die Art und Weise, wie Ltc« Geld zu beschaffen sei. zu einigen, giebt derselbe folgend, Erklärungen zu der Vorlage: Zur Anschaffung von Nationen und Portionen zur Füllung der Festungsmagazine und der de- vermuthlichen Auf marschgebiete« werden rund I Million, zur Bervollständigung der Fahrzeuge für die Reserve-Fonnationen und für neu zu errichtende SanikälS-Eolonneri Millionen, zum Bau der neuen Umwalluug von Lyon als erst« Bäumte 1'/« Millionen, zum Neubau einer ei„- geäschcrten Easerne in Eoinmcrcq 120 OM Francs gefordert. Der bekannte „Orvls willtLirv" kau» trotz des regen Beiuches und der sich stet- mehrenden Milgliederzahl noch nicht von seinen eigenen Einnahmen bestehen und sind 30000 Franc« als Unterstützung für denselben vorgesehen. Zur Anlegung und ersten Ausstattung von Feldbackereien finden wir den bedeutenden Ansatz von rund 3 Millionen, während 5 Millionen zur Neuanschaffung von Patron- laschen für die gesammte Infanterie verlangt werden. ES scheint, alS ob man denselben auch eine größere hinirre Tasche geben will, um, wie die Deutschen «S baden, den Diana mit 150 Stück Patronen ansrüsten zu können. — An der Annahme der Forderung ist nicht zu zweifeln, zumal der obere Kriegsrath in einem beigegebenen Gutachten sich für die Dringlichkeit genannter Forderungen ganz entschieden ausgesprochen hat. * Das von dem schwedischen Krieg-minister vor einiger Zeit nicdcrgejctzte, aus drei Generallieutcnants und sechs General majors bestehende ComttL zur Begutachtung eine- von dem General« stabe ausgearbeiteten Entwurf» zu einer neuen Armee- Organisation hat in einem am 14. d. M. abgehaltenen StaatS- cvnseil feinen Bericht erstattet. Letzterer zerfällt, »ach der „B. Mil.- Ztg", in drei Adthcilniigen, umsajjend „Entwurf zu einer neuen Armee-Lrganisation", „Entwurf zu allgemeinen Regeln für den Ucber- gang von der >etzigen zu der neuen Armee-Organisation" und „Ent- wurj zu einem Dieustpflichtgesetz". Nach dem Vorschläge des Loniilüs soll die Jvsanierie aus 25 Regimentern und einem Evrp» bestehen (anstatt jetzt aus füns Eorpsl: die Eimheilung in 7V Bataillone bleibt wie bisher. Tic Dienslpsiicht soll '20 Fahre dauern, davon 8 Jahre in der 1. oder 2. Linie, 4 Jahre in der Reserve und 8 Jahre im Landsturm. Die waffensähige» Dienstpflichtigen werden in zwei Hauplgrnppen getheili: zum Waffendienst vollkommen taug liche und zum Waffendienst brauchbare; erste« komme» zur ersten Linie, letztere zur -westen Linie. Aus der ersten Linie werden jähr lich 1720 Mann und aus der zweiten Linie 10M Mann für die Speciatwaffen bestimmt, während alle übrigen Dienstpflichtigen der Infanterie zugcwicsen werden. Die Eadres der Festangestellten sollen 18b Diann per Regiment betragen. Bezüglich der Dienstzeit schlägt das Eomit« eine wesentliche Verlängerung gegen die jetzige vor. Tie 1. Linie soll 10'/, Monate diene»; diejenigen Leute, welche mit Erfolg die Necrutenschule durchgemacht baden, erhalten im Sommer »inen Urlaub von 1'/, Monat. Im 4. und 5. Dienstjahre werden die Legte zu 30tägigcn Hebungen einqezogen. Tie Dienstpflichtigen der zweiten Linie haben eine 00tägige Recrutenschole durchzuinachen, verthcilt auf zwei Jahre mit 60 und 30 Tagen. Die Uedergangszeit von der iktzigeu zu der neuen Armee-Organisation soll 10 Jahre dauern, eingetheilt in zwei Perioden von 6 und 4 Fahren. In der ersten Periode soll den schwersten Mängeln der jetzigen Organisation des Stammes der Armee abgeholfe» und durch die nach und nach ver längerte Uebungszeit dir Kriegstauglichkeit der mobilisirte» Ab- theilnngen gehoben werden. Die jährlichen Kosten für die nach den« vorliegenden Plan reorganisirte Arme« sind auf 28 KM 000 Kronen berechnet. (Im Jahre I88S betrugen die ordentlichen Ausgaben 23180 572 Kronen.) Nach dem neuen Plane würden die Eadres lünstig umfassen: 10 Generale (argen jetzt neun), Obersten 44 (34), Ll>«rstlieutoiallt» und Majore 177 (1371, Eapitaine und Rittmeister »RI (514), Subaiternosficierr 12S4 (1020), zusammen 2140 (1740 Lsfieier«, 1662 (1557) Feldwebel und Untcrossicierr und 10 850 (10109) Loustabler und Gemeine (theilS Angeworbene und theilS Volontaire). Mit Hinzurechnung der Mannschaften der cingetheilten Truppen zählt die schwedische Armee jetzt 33 478 Eonstabler und Gemeine. Llls. Schulwesen. v. Neuerliche Untersuchungen über die durchschnittliche Lebens dauer der Lehrer haben di« vielfach verbreite:« Ansicht, daß der Lehrerderuf im Ganzen fetten ein höheres Lebensalter erreiche» lasse, alS irrig erwiese». Früher mag dieselbe ja nicht unbegründet gewesen fein. Nachdem aber in den letzten Jahrzehnten durch Aus besserung der Gebalte, durch Verbesserung der Wotmumzei, in zahl reichen neuen Schulgebäuden, durch Verminderung der Schüler- und Stundenzadt die äußere Lage der Lehrer wesentlich günstiger al» früher gestaltet worben »st, gehört der LehrersianL »nt zu den Berufsarten. di« die Wahrschernlichkeit einer längeren Lebensdauer für sich baden. In den Jahren 1882—80 sind in der sächsischen Lehrerschaft 728 Todessälle zu verzeichnen gewesen, die sich mit 437 — M aus Lehrer im Amte und 211 —40 aus Lehrer im Ruhestände verthesten. Wenn von diesen Todesfällen 3B diS 3,6 das Lebensalter von 20—'29 Jahren getroffen haben, so ist dies gewiß nicht aus Uebcranstrengung im Berufe, londern vielmehr ans frübrr voichaudrn» Krankheilsanlage zurückzusührc». Das durcki- schnittliche Lebensalter der Verstorbenen war !»> Jahre 1882: 55 Jahre, 1888: 5t, 1884 : 56. 1885 : 57. 1886 : 58.7. 1887 : 55. 1888 : 55, IttzV: 57F Jahre und, aus all« 8 Jahre berechnet, 56,9 Jahre, ein Verhältnis!, das als sehr günstig dezrlchnet werde» muß. Eia Lehrer erreichte LaS 04. LebenSiahr. Deutscher Schulverein. * Leipzig, 24. März. Je länger der „Deutiche Schul verein zur Erhaltung de» DeutschlhumS im Auslände" besteht, um so segensreicher erweist sich sein» Wirksamkeit. In unendlich vielen Fallen hat der Verein, welcher gleichwie der Gustav-Aüols-Vrrein in der glücklichsten »nd zweckentsprechendsten Weise organisirt ist, au-wärligeii deutschen Schule», Kinder- gärle» u. s. w , die ihrer Nattoaaliiät wegen in Bedräng- uih sich befanden, Hilfe gebracht. Allein wie Großes der Verein auch schon geleistet bat, noch harren seiner viele »nd große Ausgaben, di« er zu erfüllen hat und wo er seine Hilfe einsetzen muß, wenn er sein« Ziele i» der richtigen Weise ver folgen will. Dazu bedarf es aber, daß möglichst Viele ihm als Mitglieder beitreren und ein Scherslein für seine Zwecke opfern. Und der Beitrag, den «in Mitglied zu entrichten hat, ist nur gering, es ist jedem somit Gelegenheit geboten, das Interesse für seine be drängten Landsleute zu belhättgen. die ininlite» fremder Böller, fern von deutscher An und deutschem Wesen, sich aushattc». Wenn inan di« Milgttedschaft erwerben will, genügt es, die Anincldung beim Deutschen Schulverein in Leipzig zu bewerkstelligen. Dieser Tage hielt der Verein seine diesjährige ordentliche Generalversammlung ab. Dieselbe wurde eröffnet durch Herrn Landgerichtsrach Mttsch, der den Jahresbericht voclrug und u. A. bemerkte, daß die Zahl der Mitglieder gegenwärtig 420 beträgt. Herr Theatercajstrer Seebach erstattete hierauf Bericht über die Easjenverhältniss», wonach der Bestand sich aus 1430,72 stellt. Zur Verfügung der Ortsgruppe verbleiben 536,72 -X Nach de», Beichlusse der Generalversammlung wird diese letzt genannt« Summe wie folgt verwendet: Dem Kindergarten zu Stecken kommen IM ^l, dein Kmdergarten zu Trebnitz ebenfalls IM -st, dem Verein „Germania' zu Trebnitz 50 .«l, dem Lehrer Brunner in Tannowa 50 und der Gemeinde Spankova IM fl. ö. W. zu. Der Rest soll zur Verfügung des Vorstandes bleiben. Zu Rechnungsrrvisorcn wurden gewählt die Herren Rechtsanwalt Tscharmann und Eonsul Glenn. In der schließlich erfolgenden Vorstand-wahl wurde aus Vorschlag des Herrn Vorsitzenden znni neneu Vorsitzenden Herr Schuidirector Thomas, al- weile« Vor standsmitglieder wurden die seitherigen gewählt, so daß sich mit den Her«», die in der unmitleldar daraus folgenden Borslandssitzung zugrwählt wurden, der Gesammtvorstand aus folgenden Herren zu- sammensetzt: Direktor Thomas, Vorsitzender; Professor l»r. Moritz Schuster, Schriftführer; Stadttheatcrcajsirer Seebach, Schatzmeister; Proseffor vr. Hasse; Jnstizrath Bärwinkel; Oberbürgermeister I>r. Georgi: Geheimer Rath Proseffor 1)r. Wiudscheid; Landgerichtsraih Mctsch. Mustk. * Leipzig, 25. Marz. Aus dem Bureau des Stadt theaters: Zufolge neuerlicher Hindernisse ist nu» auch für beute daS Gastspiel der köniffiichcu Hosopernsängcrin Frl. Hiedler von der Berliner Hosoper unmöglich geworden. Hs gelang jedoch, für die Rolle der,,Marie" einen anderen Gast, die herzoglich anbaliische Kammersängerin Frl. v. Bakscl vom Hostheatcr in Dessau zu gewinnen, welche die genannte Partie in der heule zum Beste» des Reßler-Grabdciik' malfondS stattfindenden Nussiihrung der L'pcr „Der Trompeter von Säkkingen" singe» wird. Geige, die pädagogische Zwecke verfolgen und sich daneben als Vor- tragsilücke verwenden lassen. E» gehöre» dazu u. A. die Werke von Hamich, M Vogel, Krug, Wohlfahrt, Brunner u i. w., deren Namen vielfach aus dem Programm zu siiiden waren. Vertrete» wäre» da neben auch H. Silt, klementi, E. Reinecke, Beethoven, Fr. Schubert, 'M.'Szkowski, Alsr. Pester und Andere. Was die Ausführung der einzelnen Nummern aaberrifft, so war sie iin Allgemeinen e»ie üder- raicheud gute; Lurch zweckmäßige und die Fertigkeit der Spieler ge hörig berücksichtigend« Auswahl wurde es vermieden, die Schüler ich mit zu schweren, ihnen u»er«ichbü«n Ausgaben quälen zu sehen, vielmehr schienen diesen ihre Vortrüge selbst Freude zu machen, da sie ei» gutes Gelingen fest erwarten tonnten. So wird der gestrige Abend dazu beigeiragen habe», die jugendlichen Spieler anznregen, und der ihnen reichlich gewendete Beifall deS Publicum» wird sie erfreut und ermuntert habe» zu eifrigem und ernstlichem Weiter- slrcbeu, womit der Hanptziveck dieser Prüfungen erfüllt erscheint. 8—r. Leipzig, 24. März. In ihrem Musiksalon veranstaltete di« Kammersängerin Frl. Auguste Götze vor geladene» Zuhörern eine scenilche Allssührnng von Opernieriien mit ihren Schülerinnen, Leistungen, denen durchaus ei» gewisser Feingehalt von künstlerische», Geist und künftler>sck>em Können nachzurutzmen war. Und manche der junge» Damen, welche vor dem engen Kreise der anwesenden Kunnirenude «inen glänzenden Erfolg errungen, wurde auch vor dem Forum der großen Ocsscntlichkeit mit Ehren bestehen. Wenn wir die Stücke, welche zur 'Ausinhriing gelangten, nni»e»ttich an- führen — es waren: Arie, Scene und Duett au» der Over „Robin Hood" von A. Dietrich, Duett und mehre« Arien ans dein „Titus" von Mozart, Scene und Duett au» Rubinsletn'S „Makkabäern", Sceneii au« BelliniS „Romeo und Julia" »nd Meyerdeer'S „Airikanerin" und ein Eniemble aus Brüll'S „Goldenem Kreuz" —, so wird inan aus dieser Zusammenstellung ersehe», was in der Lpernschule des Frl. Götze geleistet, welche Ausgaben dort gelüst werden. Und die vorzügliche TUnbildung, die saubere Technii »nd die tadellose Intonation der Stimmen geben auch dein Wie einen bedeutiliigsvoUkn Inhalt. Zwstchen diel» in der Vielseitigkeit ibrer Stilrichtuiigen und ihren A»>orderungen an absolutes Könne» schwerwiegenden Scenen waren eingeslrrut einige reizend gesungene Duette (»ach Kate Greenwaq) von A. Frank und die bekannie» Proch'scheu Variationen. Altes, was wir hörten, hinlcrließ einen schöne», reinen Eindruck: es schnieckle »nr nach Kunst, nicht nach den beliebten Znlbaten und Gewürzen modernen Raffinement». Franlem Götze ist zu dielen schönen Erfolge» von Herzen z» graluliren und auch das iniijikalische Leipzig mag sich beglückwünsche», diese aus gezeichnete Lehrkraft besitzen zu dürfe». F. Psohl. * Herr Professor H. Ehrlich schreibt über das „Taubert- Cvncert" im „Berliner Tageblatt": Um Wilhelm Tändert'S Gcdächlniß zu ehren, »m a»> seinem Grabe ein windiges Denkmal »u errichten, bat die königliche Eape Ile unter des königlichen Capeltinei'ters Kahle und des königlichen Mnsikdirectors Wegener Leitung e,n Concert im Operuba:,,» veranitaUei, LaS ausschließlich Tauberl'sche Compositionen brachte. Da« zahlreiche Publicum war der beste Beweis für die große Verehrung, die dem Verstorbene» noch in vielen musikalische» Kreisen geweiht bleibt. Und mit Recht. Tailliert ivar der letzte Vertreter jener »achbeelhovenschen Periode, die de» Schwerpunkt der Tonkunst in den Wohllaut legte und den neuen Strömungen nicht folgen wollte. Und wenn auch seine größeren Jnslruiiientalwerke, wie die am Sonntag aiisgesübrle», die Sninphonie i» O'moll, das Clavierconcert, bei de» viele» Schönheiten nicht mehr voll wirken aus eine Generation, die sa im Leben an immer schnelle« Bewegung, stärkste Lichleffecle, Irailigsle, de» Moment berechnende Actione» gewöhnt, auch iu der Tonkunst packende Rhythmen, lebhafte« Toniärbuugen. energische Führung verlangt, so hat er doch dort, wo er sich an da» Geuiülh richtet, in den Gesängen Vollendete» und Bleibendes geschaffen, hat belon- der» für de» An-druck srohgemnther Stimmung oder srenndlickier Melancholie iz. B. in „In der Fremde") Töne gesunden, die ganz sein eigen waren »nd im,»er direct an das Herz gehen werden. Und wohl konnte ibn Paul Heysc in dem von dem königlichen Ober regisseur Grube mit voller Wärme der Ueberzeugung gesprochene» Prologe preisen als einen Meister des Wohllauts, der GeinäldSkunsi. Die königlichen Opernsaiigerinnc» Frau He: zog. die „Iu der Fremde" ga»z besonders schön vortrug, Fräulein Leisingcr (die auf allgemeinen stürmischen Wunsch eine Strophe des „Ter Bauer hat «in Taubenhaus" wiederholte), Fräulein Hiedler, dann der königlich sächsisch« Kammersänger Herr Glömme »heilten sich in di« edle Aufgabe, Tauben'» Lieder verschiedenartiger Gattung zur schönsten Geltung zu bringen. Fräulein Rouge spielte das Eoncert mit Feinheit und Anmnih in de» »ictodiichen Theilen und mit aus- gezeichneter Technik in den schwierigeren Stelle». De» Brichluß des Eoncerts bildeten Thcile der Oper „Eäsano", die, wie ich schon in meinem Nachrufe unmittelbar nach Taubert'S Hiiijcheidcn bemerlt habe, größere Beachtung verdiente. * Gustav Mahler, der soeben au» seiner Stellung Hera»», gemaßregeltc bisherige Direktor der Pesicr Oper, tritt am 1. April eine teilende Stellung bei Pollini in Hamburg au. Colonialpolitisches. * Rom, 23. März. Wie die „Tribuns" unter Vorbehalt meldet, habe sich König Menelik nicht damit begnügt, die Inter pretation de» italienisch-äthiopischen Vertrages seiten« des Grasen Antonelli zu bestreiten, sondern auch de» Grasen Antonelli und andere in seinem Gebiet wohnende Italiener in sehr harter Weise behandelt und sie gezwungen, daS Land in aller Eile unter Zurück- iassling ihrer Habseligkeiten zu verlassen. Auch aus Harrar hätte» alle Italiener auswaader» müssen. Tie „Fansulla" erklärt hingegen alle Gerücht« von einem offenen Bruch zwischen Italien und dem König Menclik für völlig unbegründet. Auch die „Opinionc" mahnt zu großer Vorsicht gegenüber den darüber verbreiteten Gerüchten. Socialpolitisches. bck. Da» englische Handelsamt hat eine Zusammenstellung über die englischen Arbeilaeder, welche ihren Arbeitern einen vorautbrstimmten, festen Antheil am Geschäftsgewinn gewähren, ausführen lassen und veröffentlicht di« Ergebnisse. Es werden 48 Firmen mit 11 OM betheiligten Personen aufgeiübri, welche ein vortrefflicher Sachkenner, D. Schloß, in der „Cbarity Organisation Review" ans 55 Firmen dermehrt. Tie Liste hätte natürlich viel länger werden können, wenn ähnliche Fälle berücksichtigt wären, wo die Arbeiter Actien besitzen oder wo der Gewinnantdeil nicht im BorouS fest bc- stimmt war; aber man hat mit Recht den Begriff dcrGewinnbetheiligung eng und streng gefaßt. In Frankreich, dem Mutterland« de« Systems, würde» nach dem Urtheile von Schloß bei gleich strenger Fassung nicht über 50 Beispiele znsominenkomme», so daß England jetzt auch in der Zahl dieser socialen Versuche jedes andere Land übertreffe. Nicht mitgezählt sind unter den 48 oder 55 Arbeitgebern die Ge- noffensckmjten, Productivgenoffenschasteii und Konsumvereine, die ihren Angestellten Gewinnantheil zugestebcn. Sie sind zahlreich; nnter ihnen befindet sich z. B. dir schvttüche Großhandtlsgenoffen- (chast, die über 1500 Arbeiter und Angestellte beschäftigt nnd ihnen : 889 über 37 OM Gewinnantheil gewährte, seit 1870 insgesamnit 201 OM ./L Was der allgemeinen Einführung dieser Lohnart namentlich im Wege steht, ist da- Mißtraue» und die Abneigung, welche die Arbeiter dagegen hegen, nicht blos die Socialisten, sondern auch die Genossenschaftler und die Gcwerkverclnler. Beide eben genannten Gruppen verwerfen da» System nicht grundsätzlich, aber sie befreunden sich doch auch nicht damit. Die Genossen schaftler haben aus ihren Longressen wiederholt den Satz angenominen, daß ihre Arbeiter an dem Gewinn der betreffenden Geschäftszweig« beteiligt sein sollten, und es ist ja eben erwähnt, daß manch« Ge- nvssen'chaiten danach auch handeln. Aber neun jjehnlel derselben hanteln doch nicht danach. Die englische Großhandelsgeiellschaft hat vor einigen Jahren die Sache vernicht, aber wieder aufgegeben, i nd von ihren 2 Millionen Mark Jahresgewinn beloiniiic» die Arbeiter nicht- mehr. Auch die Gcwerkvrninler glaube» nicht an das System, ohne es gänzlich von der Hand z» weisen. Sie sind überall mißtrauisch, wo ei» Theil der dem Arbeiter zugebilligtcn Arbeit-Vergütung zurückbehalten wird, ob für Wohlsahrtseinrlchtungen, Alter«, und Invalidität-Pensionen oder als Gewinubethrillgung. Sie iüble i, daß der Arbeiter damit ans Geschäft gebunden wird, seine Ansprüche nicht so unabhängig behaupten kann, au- Furcht, des st Ne-.en Vortheil» verlustig zu gehen, daß er für die „Bereinigung a ler Arbeiter", für allgemeine Arbeitseinstellungen weniger zu I ü-eii ist, sondern mehr zum Egoisten und Aristokraten wird. Sie I, eS für besser, daß der Arbeiter Da», was er siir seine Arbeit I>. n kann und toll, möglichst sosort nach deren Vollendung erhalte d lein Geld nach eigenem Gutdünken selbst verwalte. Solche Ve- l .iken verlangsamen zwar, aber hindern nicht völlig die allmälig» Ausdehnung dn Gewinnbelh'Illgnng. * „Drei Säulen der Jankü-Claviatur" ist die Ueberschrist eines Artikels, welcher in Sir. I l des 6. Jahrganges der reichhaltige», weilverbreitcten Zeitschrift „Der CH argesang" enthalten ist. „Seit Paul von Ja» kü mit seiner epochemachenden Erfindung in die große Oeffenllichkcit getreten, hat der „Chorgesang" ^Verlag von zzauS Licht in Leipzig) keine Gelegenheit verläumt, dem genialen Erfinder wie seiner bedeutsame» Thot », Bild und Wort gerecht zu werden." Tie von der erwähnte» Nummer de» Chorgeiangcs an geführten „Drei Säulen der Jaiikö-Elavialur" sind der Er finder Paul von Janiö selbst, die Schülerin desselben Fräulein Gisela Gulya's und Herr Hospianist Earl Wendling, Lehrer des Elavierspiel- am königl. Conscrvatorium der Musik in Leipzig. Ter Verfasser des Artikels Herr Bernhard Vogel hat in scsselnder Form jede einzelne der drei Künstlerpcrjvnlichkeile» kurz charaklerisirl. Mit specieller Beziehung aus Leipzig schließt Herr Bernhard Vogel seinen Artikel: „Lv (Wendling) ist mit Allem ausgerüstet, um ein trefflicher Lehrer auch aus der neuen Klaviatur zu werden. Daß der thatkrästigc Tirector de« Leipziger Konservatoriums, Herr 7>r. Otto Günther, einer der ersten gewesen, die lebhaft für di« Neuerung sich intcresj'irten und ihre Emsührnng daselbst befürwortete» und durchsetzten, soll ihm unvergessen bleiben; und dem »reuen und ge- wisjentiasten Wirken de« Herrn Karl Wendling als Jankä-Apostel ain Leipziger Konservatorium wünschen wir besten Lehrersolg." Leipzig, 24. März. Di« Zeit der alljährlichen Lstcrprüsungen Ist herangcrückt. Jedwede Anslalt rüstet sich, um öffentlich zu »eigen, welche Früchte die Arbeit des vergangenen Jahres gebracht hat. Glücklich de: Lehrer, welcher der verhängnißvollen Zeit mit Ruhe entgegknschen kann. In dieser Lage befindet sich allem An- schein nach Herr Gustav Schmidt, der Vorsteher seines bekannten Musik-Institutes. Herr Schmidt bcabsichttgtr, mit seinen Zöglingen eine 3 Abende in Anspruch nehmende Prüfung an- zuikellen. Mit dem ersten Thcile derselben, welcher gestern im Saale Wiegner, Schnlstroße, stattsand, hat der Herr Direktor alle Ursache, zufrieden z» sein. Wenn auch in einigen Vorträgen diese oder jene etwas schwierige Stelle nicht so recht gelang, so waren doch diese Mängel, die wohl meist aus Befangenheit be ruhen mochten, nicht im Stande, de» guten Gelammteindruck zu schädigen. Man konnte ans keiner der Leistungen schließe», daß der Betreffende Fleiß vermissen ließe: sie zeugten viel mehr alle von wackerem Studium. Die große Mehrzahl der Schüler bewies auch ein recht gutes Verstand »iß für ihre Aui. gaben — freilich kommt diele Anerkennung hauptsächlich Herrn Schmidt zu, tvelchcr es verstanden hat, sedcin Zöglinge die Anigabc so zu stelle», daß er sie mit seinen Bersiandesirästen, nicht blos technisch, bewältige» konnte. Es ist die- durchaus nicht leicht und erfordert viel Scharfblick »nd Taktgefühl. Als die beste Leistung verdient hervorgehoben zu werden: ,.Ili»ninal.'e 5 Uämiei" (Mvßhclcs) für 2 Pianosorle. welches Tvnslück Herr Fritz Schlegel unter der ausgezeichnete» Mitwirkung des Hcrni Tirector in einer für einen so ingendlichen Dilettanten wirklich überraschend guten Weise zum Vortrog brachte. Nicht minder zeichneten sich unter den Schülerinnen die Tarnen Mark, Linie, Geschwister Lehmann, Winkler nnd Böhme durch gute Vortragsweise und vorgeschrittene Technik aus. O—ck. Leipzig, 24. März. Am gestrigen Abend begannen im Blauen Saal« de« Krystall-Palastes die öffenlllchen Prüfungen „einiger Schüler des Musik-Institute- von Julius Nestler", MusikLrrcctor und Gesanglehrer am königl. Gymnasium. Es hatte sich zu der ersten ein recht ansehnlicher Zuhörerkrei« eingesunden, meist wohl Angehörige der an den Aufführungen Betheiligten, und es ist vorauS- »usehtn, baß die Zahl der Zuhörer an den Abenden noch eine größere sein wird, an denen bedeutsamere Kompositionen zum Vortrag ge- bracht und weiter vorgeschrittene Schüler anstreten werden. Da» Programm der gestrige» Prüfung enthielt zum weitaus größten Theil Kompositionen für Klavier 2händig und 4händig, sowie für Oer amerikanische höhere Handferligkeits- Unterricht. "In den Be«inigten Staaten von Nordamerika ist der Hand- serligkeit-unterricht nicht nur in Volksschule», sondern mich schon i» höhere» Lehranstalten, welche für die llniversily vorbcreilc», ein- geführt. Eine solche Bildungsanstalt besteht n»s verschiedenen Abthcilungen, die aber unter einander wieder in de» engsten Beziehungen stehen. Tic Unterrichtsgruppcn sind eiwa folgende: 1) Miitbkinaiik und Natu'.'wissenschaslen. Dazu gehören: mathe matische Eonsiructione» au» Materialien, wie Holz, Metall u. a. m. Ferner Arbeite» im Laboratorium: graphische Darstellungen in der Botanik, Elcktricität, Chemie, Physik, Physiologie, Sammlungen und Untersuchungen auf diesen Gebieten. 2) Sprachen und Literatur, Geschichte und Geographie, Wirth- schastsichre und Nationalökonomie. 3) DaS Jngenieurwescn. Diese Abtheilnng besaßt sich mit Plänen und ornamentalen Arbeite», Arbeiten ln de» elektrischen und mechanischen Werkstätten, mit Herstellung von Modellen, Arbcits- mascbine». 4) Handirerkerabtbeiluiig. In dieser werden typische Formen in Holz und Metall, Thon- und Gypsmodelle, Schmiede- und Gießer- arbeiten aller Art und Werkzeuge hcrgcslellt. 5) Sittenlch«, welche da» Benehmen, den täglichen Verkehr, gesellschaftliche und geschäftliche Pflichten, Belehrung über persönliche Eigenlchastcn und Fähigkeiten und Selbsterkenntnis! umfaßt. Ein ganz besonderes Gewicht wird bei diesem Unterrichts- »nd Bildungsgang aus daS Zeichnen verwendet, indem cs mit jeder der vorher genannten Abtheiliingcn verbunden ist, mit Ausnahme der sünsien Das Zeichnen ist in der Schule ebenso wichtig wie vas Handwerkszeug in der Kunst. Denn es erfordert Sachkenntnis! und ist die schriftliche Sprache der Thotsache», Formen nnd Gegenstände. ES ist da» Mittel, das Schöne anszudrücken und dasselbe in der Natur, Literatur und Kunst zu begreife». Ter ganze Unlcrrichls- gang umsaßt vier Jahre, von denen biedres ersten wieder eine Art Vorbereitung für das vierte sind. In de» ersten drei Jahren falle» aus das Zeichne» allein 4M Unterrichtsstunde», im ersten IM, in, zweiten IM, im dritten 80, ebenso viel aus die Mathematik, »n ersten 2M, im zweiten 120, im drillen 80; 600 Stunde» aus die Naturwissenschaften, im erste» 2:>0, im zweiten IM, »nd im dritten 240; ans Sprache, Geschichte und ökonomische Wissen schaften >880, im ersten 120, im zweiten 280 »nd im dritten 4M nnd endlich auf alle bnndgewerblichen Arbeite» UM Unterrichts stunden, und zwar im erste» Jahre 4M, iin zweien Jahre 4M und im drillen Jahre 3M. Das macht zusammen in Le» ersten drei Jahre» 3440 Arbeitsstunden. Im vierten Jahre werden dann specielle Arbeiten in den verschiedenen Abtheiiungcn ausgesührt, wobei keine bestimmte Anzahl von Stunden festgesetzt ist. Tic Zöglinge werde» in der Handserligkeit so weit ausgebildet, daß sie selbst eine Konstruktion onsertigcn können. Tarn»:er versieht inan ein selbstständiges mechanisches Ganze, wie eine Schisssmaschine, eine Brücke und andere Gegenstände, die ans einer richtigen Zusammen stellung der Kräfte und Principicn beruhe», in denen die Knaben während ihrer Schulzeit unterrichtet worden sind. Diese Konslruclionen sind i» Holz oder Metall oder in beiden Materialien ausgesnhrle Modelle, Lenen die vollständigen und genaue» Zeichnungen beiges,igl Werden. Ein solcherweise organisirter Unterricht hat, wie rinlcuchlet, den ungeheuren Vortheil, daß er Le» individuellen Anlagen und Bcdürs- niffen in jeder Hinsicht, ohne Hinziiihuil des Lehrer-, gerecht wird, daß sozusagen jede Individualität den ihr zusagenden Boden findet und solcherweise in organischer Wettcreiilwickelnng ganze 'Menschen au« der Schul« hervorgehen. Er hat den ungeheuren Vortheil, daß die Schüler zum selbstständigen Denken erzogen werden, wiederum ohne H nziilhun des LebrerS, dem damit eine groß» Last und Be» lintiovrstuhleit von den Schultern genommen wird. Ja einem solchen Unlcrrichlsiyslei.i muß jedes Kind leicht lernen, jedenfalls leichter al- letzt, wo vit gerade die besten Kräfte nicht auskvmmea, wie zahlreiche Beispiele bcdculeuder Geister bewciie», denen in der Volksich,ile der Rus der Dummheit und Beschränktheit anhastet». Dieses Unlerrichlsivstein trägt aber auch wesentlich zur Er- Zehung bei. Es fördert de» Ordnung«- und Sparjamketts inn. Indem Niemand t» den Werkstätten weder etwas von Material, noch voa Werkzeugen an »»rechter Stelle liegen lassen darf und mit beiden haushntteiiich umgehe» muß, werde» jene beiden für das Leben so äußerst wichtige», aber der Jugend anscheinend so schwer brijubriiigendeu Eigensckiujlen ,warum'? weil abstrakt gelehrt) den Schüler» unvermerkt anerzogen, nnd es ist ungefähr selbjkver- tändtich, daß sie solche auch »och der Schützest und tm späteren Leben bcibehalten und weiter bethalige». Oie prüfungsausstelluug der Löniglichtil Oaugemerkenschule. In diesen Tagen finden wieder die Oskerprüfungen unserer be kanntlich in den Westflügel deS schöne» Akademienrubaues übe» icde.leii Bau^cioerkenschule statt und zu gleicher Zeit auch die Aus stellung der Schülerarbeilen. Wenn die Leistungen der Schule auch in den srüh ren beschränkten Räumen uneingeschränktes Lob ver dienten, >» doch der Einfluß der neuen praktisch eingerichteten, tust- und lichtreiche» Schulräume ein »iiverkcnndonr. Wenn Alles jetzt noch mehr die Anerkennung hcransiordert als früher. Io ist dies in der Thal nur durch eine wirklich eryöhle innere Gediegenheit der Arbeit zu erklären, denn es liegt ja aus der Hand, daß in weile» lichten Räumen Mittelmäßiges oder Schlechtes sich weniger verbergen kann als in düsteren, engen Zimmer». Im Erdgcschoß befindet sich die Ausstellung der „Freihand- zeichnungeii". Hierbei handcll es sich der Natur der Sache nach »nr um die Behandlung des Ornamentalen, freilich i» so sach gemäßer Weise, daß man die Ueberzeugung gewinnt, der Schüler habe die Ausgabe wirtlich bcivälligt. Im ersten Kursus wird »ach Vorlage copirt unter methodischem Vorgehen von einsacheren zu verwiaelleren, schwierigeren Ausgaben. Er,ziet>erisch werlhvoll sind die Arbeiten in den Sklzzenbncher», die von Len Schülern mit möglichster Behendigkeit dem vom Lehrer von der schwarzen Tafel ent- warietten Mottven eingetr gen werde» und so im Schüler die Fertigkeit entwickeln, uiileriveg« und aus Reisen sich 'chnell BeinerkenswertheS in seinem Lkizzenduche aufzuzeichnen. Der zweite Curius arbeitet auch »och »ach Vorlagen; der Fortschritt liegt in der größeren Schwierigkeit der Ausgaben und in der schwierigere» Technik, denn c-S tritt die Einübung LcS Zeichnens mit der Feder »nd die farbige Behandlung hinzu. Im dritten Eursus des OriiamentenzcichnciiS tritt endlich das Arbeiten nach GypSmodellen ein, nnd es muß der Schüler lerne», de» zeichnerischen Ausdruck sur das Körperliche selbst zu finden. Der vier« EursuS endlich läßt eben!» wohl »ach Bor- lagen, wie »ach Gnpien arbeiten und legt de» Haupischwerpunel in die Einübung der seine«,l Techniken des Zeichnens. Besonders hier waren »i.iiiche sehr nette und lodensiveriye Arbeite» zu bemerken. Alle übrigen 'Aussiellungssäle befinden sich im ersten Obergeschosse. Iin ersten der Säle sind die Hebungen in der „Projcction S- chre" au-gebrcitet. Von den ersten einfachen Ausgabe» der «cht- winkliegen Projectionan, die nur mit ReißfeLerzeickmung gelöst wurden, bis zu den schwierigslen, l»it Hilfe farbiger Behandlung »nd kunslgereelstcr Ailsiuichung gelosten Probleme» der Körper- dnrchschneioungen und Schattenconslriictioneil siebt man hier eine Fiille vo» Fleiß und i»tt Gelingen gekrönter Mühe vor sich aus- gevreilel. Den, Projeelion-zeichnen schließt sich die „architektonische Formenlehre" au. Tics« Einführung in die archilekloniiche Formenlehre dient wcleiitlich mit als UebungSinitlel tm Zeichnen. I» Hefte», welche die Schüler in diesem Unterrichte zu führen habe», tragen sie die Beschreibungen der Forint» ein, begleitet von einer Menge Slizzcn von EinzcUormen, für welche aus belli Rciß- bret sich nicht Raum und Zeit findet. In einer Fort>ev»ng der architeliviiiichc» Formenlehre im zweiten Eursus begegnet man der snr da» wirtlich« Eindringen in das Formenversländniß hochwerth- vollen Einübung der Forme», wie der Säiilcnsltle, In »atürlichlr Größe. DaS ProjectionSzeichnen findet im zweiten Kursus seine Fort setzung i» der Behandlung der „Perspective". Man kann hier sehen, wie durch inelhodiichen Gang auch An länger; in der Perspec tive schon veehaltnißmäßig schwierige Ausgaben zu behandeln in Le» Stand gesetzt werden könne». Im zweilen Saale sieht man zunächst die Schüler des zweiten Eur>us mii der Einübung der „Bau eonstructi ons lehre" de- faßt. Plan freut sich über sauber »nd cvrreet gelöste Dachconstruc- tivnen, Balkenlage», Behandlung von Wölbungen, Kirchenporlalen, Lreppenanlage» u. s. w. Der dritte Eursus ickireilel hier zu noch schwierigeren Ausgaben fort, besonders gipfelnd in der Anszelchnung höchst verwickeller Verdachungen, sogenannter '4Orsallul>gen. Tie schwierigste und elegant gelöste Ausgabe ist ein in golhischem Stile ausgcsührter achteckiger Vorsaal, von dem zwei Korridore ausgehen und in dem zwilchen Säule» eine Treppe empor führt. Ferner trifft man zahlreiche Dhurineonstrilclioilc», auch einen zicul« lich schwierigen schrügen Schnitt durch eine solche. Im dritten Saale enlfallel sich die „Mechanik" mit aus- sckilirßlichcr Behandlung ihrer Ausgabe» in der „graphostalischen Manier", sehr fesselnd »nd interessant durch die große Summe von Uebcrlegnng und scharf rechnender Erwägung, die sich in jedem solchen „Diagramm" zusanimeiidrängl. Fenier schließen sich an die llevuiigen ii» „Fcldmesscn", die nach Einübung der seldmcsse- rischen Forilieiisprache für die Bodeiibezcichniiiigen zu wirklichen Ucl ungen aus Leipziger Grund und Bode», meist i» der llmgcbiing der Schule, sorlschrette» und ihre Ergebnisse in sauber und schön gearbeileten Blättern nicdergelegt habe». Die Fortsetzung der Mechanik im vierten EursuS behandelt sodann schwierigere Ausgaben, wie sie sich in der Feststellung des Ge- wolbeschubs oder in der Ermittelnng der Stabililätsvcrhättniff« von Jabrikesseii, Futtermauern, Eiseiieonstrnctionen darbielen. Das „Entwerfen von Baulichkeiten" beginnt mit dem zweilen Eursus. Dieser behandelt »nr sehr einfache Ausgaben. Die- st-lben steigern sich der Schwierigkeit nach im zweite» und dritten Kursus. Hier wird von wirkliche» streng pralttjchrn Ausgaben aus- gcgaiige», wie sie sich z. B. in der Anlog: von Arbeiterbüuser» in großen Städten darbielen. Von dem einzelnstehende» Eiiisamilien- ha»S ausgehend, wird zu isolirtcn Zweisaniilsenhäuscni und sodann zu zusalniliengestellte», eine scheinbare Einheit bildenden Emsamilir». Hauser» svrtgeganae». Ueberall ist strenge Erwägung deS Notd- wendigen und Ertorderlichen i» der Anlage der Elnzelranme mit Rücksicht aus Gesundheit und Behaglichkeit der Räume zu Grunde gelegt. So wird i» diese», Eiltwerse» weiter geschritten zur Be handlung ganzer Baublocks in der Großstadt in irgend einer gegebenen Lage und mit bestimmter Bedingung, wie etwa der Luge ui der Nähe des BahnhoskS oder der Forderung des Einbauens eines Hotels, Bade-, Klubhauses in den Block, vor Allem aber mtt strenger Berücksichtigung »löglichst uiiverkümiuerlen Zuganges von Lust nnd Licht zu allen Grundstücke» des Blocks. Die Ausgaben, mit welchen sodann die Perspective an den vierten Kursus heranlrilt, zeigen eine entsprechende Erhöhung der Schwierigkeit gegen die 'Allsgaben im drillen; doch steht man auch mit Befriedigung, wie die Kräfte der Schiller zur Bewältigung der- selben kerangereist sind. Es werde» meist ziemlich verwickelte Fälle ans dem inneren wie ans dem äußeren Ausbau behandelt. So fleht man hier z. B. einen Glachos mit gewölbtem Umgänge, Treppen häuser ». a. mehr. Auch eine sehr glücklich behandelte Vogel- perspektivische Ansicht einer grüßen Lekvnomicanlage fällt dem Be schauer aus. Im Entwerfen von Baulichkeiten löst der vierte Kursus gewöhnlich 3 Ausgaben, eine erste cinsackislc: ein kleines Weinbergs- oder Försterhäuschen, eine zweite: eine Villa oder rin freistehendes Wohnhaus. Die dritte grögc« ist dem Belieben des Schülers srei- gegeben. In den Löiunge» dieses unter der Leitung des Tirectors der Anstalt, Herrn Banrath Hey flehenden UnternchtsgegenstandeS gipfeln sozusagen die Leistungen der Schule und der Schüler. Es handelt sich hier eben um das Ziel, bis zu welck)«m die Schul« ihre Zöglinge führt. Und in der Thai das Ziel ist kein niedrige- und die Art, wie dasselbe ««eicht worden ist, auch diesmal rin ganz besonder« befriedigendes. Es würde sa natürlich zu weit führen, Alle die glückliche» Lösungen und besonder« hervorragenden Arbeiten hier einzeln nuszusühre». E» kann und soll hier nur de» Besuchern der Ausstellung ei» Hinweis gegeben werden, daß r« lohnend und erfreulich ist, einmal Schau zu halten über oll diese fleißigen und Hoffnung erweckenden Echülerarbeiten. Wenn sie natürlich auch nicht alle gleiches Geschick »nd gleiche Anlage bekunden, so legen sie doch sicher davon Zrugniß ab, wie die jungen Leute mit Fleiß und Verständnis, gearbeitet haben unter der Leitung eiue« aus der Höh, seiner Ausgabe stehende» Lehrkörpers. Adolf WriSke.