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! K der Hauptexpeditlon oder den im Stadt bezirk und de» Vororten errichteten Aus- gabeftellen obgeh olii vikrtkljnhriiw.s« 4.-10, bei zweimaliger täglicher Z »sielt' >g ins Haus O.üO. Durch die Post bezöge» snr Deulschtaud und Leßerresch: vierleüährßch 0.—. Tirecte tägliche Kreuzband:«,idung ins Ausland: monatlich -L 2.—. Tie Morgkn-'Ausgabc erscheint täglich '/ .7 Uhr, die Llbeud-AnSgaoe Wochentags ö Uhr. Nedlirliou nud Ln'tdition: Johiinnesgasje 8. Ttk Ltkrditw» ist ununterbrochen ge- vsfnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: Otto Slkmiu'a Lortim. «Atsrcl» Hahn), Univcrßtätsslraße 1, Louis Lösche, Kctharinrnstr. 14, part. und Königsplatz 7. Truck lnid Verlag von E. Polz in Leipzig- Abend-Ausgabe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. onspreiA Marge «-Ausgabe: die 6gespaltene Pettd- »eile 20 sj, Reelamen unter dem Nedartions» strich (4gespalten» bO-H, vor den Famüien- Nachrichten (6 gespalten) 40-^,. Abend-Ausgabe: die tl gespaltene Petitzeile 40 Reel amen unterbeut Redartfonsstrich l eeipalleu! I .A, Fauiilieunachrichleii und Anzeigen verlorener Gegenstände »tigeivaltens 20Größere Säiristen laut „nsereiu Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Zijsernsatz nach höherem Taris. «lextra-Beilagen igeialztl, nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne PostbesSrderung „4 60.—, mit Poslbesörderung Gt 70.—. IXnnatsMkschluk siir Inserate: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Marge n-AuSgabe: Nackmiiltags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh 0 Uhr. Bel den Filialen und Annabmestellen je ein» halbe Stunde sruher. Inserate sind stets an die <0rpedtti«ir zn richte». Dienstag den 10. November 1891. 85. Jahrgang. Salisbnrij's Rede. * Bei dcm gestrigen Lord-Ma»orS Bautel beant wortete der erste Lord der Admiralität, «George Hamilton, den Toast ans die Flotte und hob dabei hervor, die englische Flotte babc bei dem Besuch der französischen Flotte in Ports mouth die Pflichten der «Gastfreundschaft in einer Weile erfüllt, daß sie nicht nur ihre «Gäste. sondern auch die große Nation, welche letztere vertraten, von der Ausrichligkcit des Wohlwollens Englands überzeugt habe. Der italienische Botschafter Tornielli wies in Beant wortung des Toastes ans die Vertreter des Auslandes am englische» Hose, aus die intimen Beziehungen zwischen England und Italien hin, die das wirksamste Pfand für die Ausrcchthaltting des europäischen Friedens bildeten. Ten Toast ans das Ministerium beantwortete der Premierminister Lord Salisbury. Derselbe erklärte, die Politik der Negierung sei unverändert, von dem Ergebnis; ihrer Politik in Irland sei die Negierung ganz befriedigt. (Beifall.» Tie jüngsten Ercignisie in Irland leien der Ansicht nicht günstig, daß ein irisches Parlament Irland den Frieden unk die Ordnung oder die Befreiung von der ccclcsiasiischcn Herrschaft bringen werde. Was die auswärtigen An gelegcirk eiten betreffe, so wolle er nur von der Gegenwart sprechen unk nicht prophezeien. «Gegen wärtig sei nicht das kleinste Wölkchen am Horizonte, das irgend etwas dem Frieden Schädliches enthielte. Uebcrhaupl scheine die Kriegführung der Nationen langsam das Feld zu ver ändern, indem die industrielle Eoneurrenz und die erlöschenden Handelsverträge die Diplomaten beschäftigten. Englands gegenwärtige Aussichten in diesem Handelskriege seien verheißungsvoll. Zeitweilig werde England eine cigenthüm- lichc isolirtc Stellung ciiinchnien, die amerikanischcn Wahlen zeigten, daß die leichte Neaclion gegen den Schutzzoll vorüber lei, die HantelSwcll Englands schwanke aber nicht in ihrer Liebe zum Freihandel. Am Schlüsse seiner Rede erklärte Salisbury, was Eghpkcn anlangc, so hätten frühere Minister fick» zu eben so »»glückseligen, wie unzeitgemäßen politischen Erklärungen und Prophezeiungen herheigelassen, durch welche Alle, die gegen England unfreundlich gesinnt, erinulhigt, Alle, die seine Wohlthaten schätzten, aber mit Schmerz erfüllt worden seien. Dem gegenüber betone er, daß die Politik der Negierung bezüglich Egyptens eine absolut unveränderte sei. Das Eabinct beabsichtige nicht, sich von der einmal übernommenen Ausgabe zurückznziehcn; cS sei nicht seine Schuld, daß England nicht allein (Geld und Blut zur Erlösung Eguplcns hingcgcbcn habe. Fetzt, wo ein so großer Erfolg dieser Politik sich zu vollziehen beginne, könne das Eabinct nicht gestatten, daß derselbe wieder in Frage gestellt werde und Egvptcn in die frühere 'Anarchie zurücksalle. Die Negierung bezwecke nicht, das «Glied, welches Egypten mit der Türkei verbinde, zn zerschneiden, sondern sei von dcm Wunsche beseelt, Egypten in der durch Bcrträgc und Firmanc dcsiiiirle» Stellung im otto- manischen Reiche zu erhalten, sic wünsche aber zu gleich, daß in die'er legalen Stellung Egypten stark genug sei, selbstständig alle auswärtigen Angriffe abzuschlagcn und die inneren Unruhen zn unterdrücken. Eine solche Stellung werde nicht in einem Tage gewonnen. Egypten gehe derselben aber entgegen, und es sei ernstlich zu hoffen, daß dieselbe bald erreicht werde. Wenn England von anderen Mächten unterstützt, nicht aber behindert iverde, könne eine solche Stellung Egyptens schnell er reicht werden, aber bis dies Ziel erreicht sei, müsse jcrcnsalls eine befreundete Streitmacht Egypten vor dcm Rückfall bewahren, und diese Macht müsse England sein. Weder papicrnc Garantien internationaler Engagements »önnlen den Barbarismus der Wiistenvölkcr znrückhaltcn, keinerlei internationale Engagements lönntcn gegen die Schwierigkeiten schützen, denen Egypten in Folge seiner eigen- tkümlichen Position in seiner inner» Verwaltung anSgefctzt sei. Egypten sei durch vielerlei internationale «Gesetze gefesselt: keine internationalen Engagements tönnten aber den Eifer patriotischer auswärtiger Bcrtrclcr oder die Rastlosigkeit auswärtiger Eolonisicn Ver bindern. Erst eine größere Stabililät Egvpteus werde allen diesen Gefahren zu trotzen vermögen. 'Auswärtige Kritiker dürsten nicht glauben, daß diese Frage durch die Unbeständig keit der englischen Parteien beseitigt werte, das britische Bvik nebme höheres Interesse an der Lösung der in Egvptcn nnlcr- nommcncn Probleme. Stolz aus die dort errungenen glän zenden Erfolge, werde es von der Verfolgung des einmal ge neckten Zieles niemals erblassen. Leipzig, 11. November. * Der Militairetat für das nächste Rechnungsjahr ist nun auch durch Erscheinen des EtalS für das königlich sächsische Militaircontingent erweitert Worte»,. Die fortdauernden Ausgaben, die sich auf 28 Millionen belause», sind nur um etwas über 7«»>oo«i -st böbcr veranschlagt als »in laufenden Etat. Tic einmalige» Ausgaben im ordent lichen Etat, und zwar zumeist crsorderi durch Bauten und "Gunkcrwerbnngen, erreichen fast die Höbe von I Millionen Mark und erhöhen sich»,» die Summe von nahezu :r Millionen Mark, die einmalige» Ausgaben im außerordentlichen Etat übersteigen die diesjährigen um fast t Millionen Mart. Zn der VorstandSsitzung der Eolonisationsgesellschan, die gestern in Hannover tagte, »heilte, wie uns berichtet wird, Fürst Wied, der Vorsitzende der Antiselaverei Lotterie, bezüg lich der Dampfcrcxpeditivn nach dem Victoria- Nyanza eine Depesche W iss man ns niit, wonach dieser nur einen Aufschub, nicht das Ansgeben seiner Erpcdition im Sinne habe. «Nstcrn Abend fand eine ösfcntliche Sitzung statt. Zn derselbe» sprachen: Oskar Borcbcrk über das von ihm beabsichtigte Dampsce Unternehme», Licnlcnant Morgen über die von ibm unternommene Kamerun Elpcdilwn, Lieute nant Schlüter über die Wakcbe und Richard über die wirtb- schastliche Lage >m Znncrn von Deutsch Ostanita. Zinn Schluß ermähnte de. Vorsitzende Lbcrpräsident v Vennigsen, sich durch die Widrigkeiten und Unglückssälle, die vcrgc- tommcn, nicht von der Verfolgung der colcnisatvrische» Ziel« abschrecken zu lassen. * Wenn man den Ankündigungen und Drohungen social« demokratischer Blätter trauen darf, ist der gegenwärtige BuchdrnckcrauSstand »nr der Vorläufer einer um fassenden neuen Streikbewegung ans den verschiedensten gewerblichen «Gebieten. Um so mehr ist zu wünschen, daß dieser böckst leichtfertig unternommene Streik nicht zu dcm beabsichtigten Erfolg führt, wie es ja auch allen Anschein hat, und damit für Andere eine Warnung vor ähnliche» Unternehmungen enthält. Bei der Aussicht aus eine neue Slrcikära ist cs bedauerlich, schreibt die „Rational- liberale Eorrcsp.", daß in der jüngsten GewcrbcordnungS- novcllc diejenigen Bestimmungen, welche den Eontracl- brnch erschweren oder sühnen und der gewaltsamen widerrechtlichen Verleitung zum Anschluß an EoaliIivnen u n d A r b e i IS c i n st e l l u n g e n ciitgegentreten wollten, in den wesentlichsten Pniictc» vom Reichstag abge- leknt wurden. Auch bei dem gegenwärtigen BuchdruckcranSstand sind die vertragsmäßigen Abmachungen lcinwegs überall ein« gehalten worden, wenn der Eonetractbriich auch nicht so grell und schamlos anftrat wie dei andern Streiks. Fast alle Arbeitseinstellungen neuerer Zeit sind von Eonlractbruch in großem Umfang, von Bedrohungen der in der Beschäftigung verbliebenen Arbeiter dnrck die Feiernden, von terroistischcn Maßregel» znm Anschluß an die Arbeitseinstellung begleitet gewesen. Die Verwerfung der Bestimmungen, welche diesem Mißstand cntgcgenlrcten sollten, in von der Regierung bin- genomincn worden, weil sie die Wohlthaten des Gesetzes dem Arbeiierstand nicht länger vorenthallcn wollte", sie erklärte dabei aber ausdrücklich, daß sie schärfere Strafbestimmungen gegen den Zwang zur Arbeitseinstellung und gegen die öffentliche Auffortcrung zum Eonlraelbnich nach wie vor für unerläßlich hatte, und deshalb der Reichstag daraus gefaßt sein müsse, später von Neuem vor diese Frage gestellt zn werden. Ueber diese Erklärung gcricthen soeialdemokratische mit deutsch» freisinnige Abgeordnete in große Aufregung. Wir werten wohl in nächster Zeit wiederholt «Gelegenheit haben, zu prüfen, ob wir ohne derartige Bestimmungen auSznkonimc» vermögen. * Der Allgemeine Deutsche Verband zn Berliq ersucht nnS »m Ausnahme der nachstehenden Erklärung: Tie Stellung der preußischen Regierung gegenüber dem Pe'teiithui» ist nicht blos eine innerpolltliche oder confrssionelle. sondern vvrAllem eine naljoimieAngciegenheit. Gegenübe» dem an nnsereii Lchgrenzc» drohenden vaisilawiilijchen Ansturm ist die «Gcrinanißruiig unterer Sstmark wichtiger als die niizuverläsiige Freiindichasr der im Grunde ihres Herzens deiitjchsciildtjchcn Pole». Alle nativiialgesinnlen Tentichcn sind mit Begeisterung der preußischen Regierung geiotgt, als diese imtcr dem Fürsien Bismarck an die Stelle einer nur zu lange betriebene» Politik des GeheiilassciiS und der Nachsicht eine thaikraitige Polin! der nationale» Ausbreitung setzte und vom preußischen Landtag sich zur Begründung deutscher 'Ansiedelungen in de» polnische» LandesthcÜen und zur Förderung des Tktttschlhums dortselbs! ><»»> Millionen Mark bewilligen ließ. Es isl ein Fluch der deutsche» Politik gegenüber Le» Polen ge wesen, daß bisher stets, wenn deutscherseits durch starke Maßnahmen Erfolge erzielt waren, durch vorzeitiges Ausgehen derselben das Poleiilhum nur um jo mehr cr>„»l!ügl »nd gekräsiigt worden ist. Vom »ationnten Standpunkte ans ist cS eine schwerbegreisliche That- sache, daß dies auch jetzt, 20 Fahre »ach Seda», im »cucn üentschen Kaiserreich wieder der Fall sein joll. Wahrend ringsum an unsere» Grenzen die slawische» Völker gewaltsam das Teuischlhuin »nlerdrücke», capilulirt anscheinend die preußiichr Regierung uu eigenen Lande vor den Polen. Tie Wiederzulassung de-S polnischen Privatunterrichts an den Schulen war der erste Schritt aus der abjehüisige.i Balm LcS vorzeitigen Entgegenkommens gegen das halb schon besiegte Polenthmn. Es >>t dadurch den Polen die Handhabe geboten, die deutschen Kinder zu polonisire». Ten vollen Triumph aber der Polen über die Deutschen bedeutet die Ernennung des Abgeordneten von Stablewski ziiin Erzbischof von Posen. Wahrend es der preußischen Regierung vor wenige» Jahren qeluiigcn war, den Ternsche» Tinder znm Erzbischol zu machen, ivird nunmehr ein scharier varlainentarijcher Vorläinpser des Polenthums mit diesem cinslußrcichen Kirchenamt helraut. Das inuß nicht nur di« Deutsche» in de» LTwrovinze», welche so begeistert der Re gierung in den Kampf gegen das Polenthum gefolgt waren, völlig cnlmuthigcn, es ist auch ei» Schlag ins «Gesicht für das Teutjchtbnin überhaupt. — «Gegen die Preisgabe der nationalen Interessen durch eine sc!,wankende Politik der preußischen Regierung gegen des Polenihunl erhebt der 'Allgemeine Tculi'che Verband auf «Grund seiner Bestimmung, für daS Teutichthnin innerhalb und außer- halb des Reichs einzntreten, Le» entschiedensten Widerspruch und er klärt es für eine Piticht der nationalen Presse Deutsch lands, warnend hiergegen die Stimme zu erheben. * Tic von der „Kölnischen Volkszcilung" gebrachte Mit- tbeilung von der standrechtlichen Erschießung eines Marinc- soldatcn wird von der „Kölnischen Zeitung" ans «Grund ein- gezogcncr Erkundigungen für unbegründet erklärt, dagegen hält die „Rhein- unk Rilhrzeilnng" die Nachricht auss Be stimmteste aufrecht. Der „Kölnischen Volkszcilung" ist keine Berichtigung seitens der maßgchcnden Behörde zugcgange». * AuS Weimar wird u»S geschrieben: Die kürzlick» durch die Presse gegangene Nachricht, daß die wcimarisck'e Re gierung dem ncugewähltcn Landtage ein anderes Wahl gesetz verlegen werte, ist nach dcm Ergebnisse der von nnS an zuständiger Stelle bewirkten Ermittelungen unrichtig. An eine Aenderung des Wahlsystems als solches wird um so weniger gedacht, als daS Ministerium erst vor wenigen Jahre» erklärt bat. Laß fick daS > seit nunmehr fast 40 Jahren bestehende» Wahlgesetz durchaus bewährt habe. Dagegen sind allerdings einige Acndcrnngc» beabsichtigt, die sich im Lause der Zeit als nothwenkig heranSgestellt haben. So will man die Minimal Einkommen «Grenze der sogenannten Höchstbcstcuerten, und zwar anck der Großgrundbesitzer, von lliilü» ans 1000 erhöben, da die jetzige «Grenze durch die im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte cingetretcncn wirtk- schasllichcuBerhällnisiekurchauSitlchtnichrgcrcchlscnigt erscheint. Weiter sollen die Vertreter des «Großgrundbesitzes wegen hcrvor- ge»retcncr Unzuträglichkelten nickt mehr samnitlick in Weimar, sondern hier, in Eisenach, Jena unk Neustadt a/O. gewählt werden. Endlich Handel» cS sich »ock um eine Evrreciur de- LooSvcrfahrcnS bc» den Wablinännerwablen, so daß also von einer organische» Revision des bestehenden Wahlgesetze- nickt die Hede ist. Bemerkt sei noch, daß die demokratische For derung der Einführung des allgemeinen, gleichen und dircclcn Wahlrechts ini Landtage selbst es auf »och nicht ein Zehntel aller Stimmen bringen würbe. * Der Kaiser von Oesterreich trifft Mittwoch früh au< Gödöllö in Wien ein, empfängt Mittags die Delegationen und kehrt Donnerstag Abend nach «Godöllö zurück. Am 18. November gedenkt der Kaiser zur Tbeilnahme der Ver mählung der Erzherzogin Luise von ToScana mil dem Prinzen Friedrich Anglist von Sachsen wieder in Wien cinzulressen. * Zn Wiener politischen .Kreisen bat ein Passus der Rede di Rudini'S, daß der Dreibund dauernde Sparen hintcrlasscn werde, Anssebc» erregt, da der Dreibund nur den iguliw <,»» verbürgt, dieser Passus dagegen aus geheime Pniictc in dem erneuerten Vertrage hinzuweiseii scheint. * Es ist nunmehr amtlich bestätigt, daß die russische Regierung zur Linkerung keS RotbstandcS, der immer größere Proportionen aunimmt, neuerdings den Betrag von 22 Millionen Rubel angewiesen bat, ivoturck die Gesauimt- sumiuc der für riesen Zweck verwendeten Slaaisuntersiützniig die Höbe von «',! Millionen Rubel erreicht bat. Diese ans gicbige Uiilerstützungs Actio» bat jedoch zwei Seiten, und wenn man anck daS wcrtlhätige Eiitgreisen der Regierung rühmend anerkennen muß, ist man doch in manchen Kreisen der Be völkerung nickt ohne Sorge über die Eouseaueuze», die aus dieser Hilssaction erwachsen könnten. Es iü wohl richtig, daß durch die Hilfe des Staates zahlreiche Rothlcide»ke vom Untergänge gerettet werden, audererseiis muß aber constatin werden, daß diese Hilfe einer ebenso roden als unwissenden Bevölkerung, wie cs der russische Bauernstand ist, zu Tbeil wird, in tie dadurch falsche und verschrobene Zrccn hincingetragcn werten. Zn der Tbat beginnt in der bäuerlichen Bevölkerung bereits die 'Anschaunilg Wurzel zn fassen, daß sie nicht »ölhig bat, zn arbeiten, um ihren Lcbtnsuulerhalt ;n gewinnen, da ihr ja tie zn ihrer Eristenz »olhwendigcn Miltcl von der Regierung beigcstcllt werden, und aiislatl sich an den össentlick'cu Ärheilen zu bclheiligen, deren Ausführung behuts Liiideriing des RothslandcS angcortnct worden ist. ziehen cs viele Bauern vor, dcm Müßiggänge zu sröhncn und sich dem Trünke zn ergebe», indem sie auf die Unterstützung warten, die ihnen seitens des Staates »nd der öffentlichen Mildtliäligkcit ;» Tlicil wird. «Gerade;» schrecklich würde sick die Lage gcstallen, wen» auch die nächste Ernte »»günstig ansfalle» sollte, in diesem Falle müßte man sick» ans Bauer na ns stände gefaßt mache», für welche in der russischen Landbevölkerung selbst in normalen Zeitläuften Neigungen vorhanden sind, und die Regierung wird eS vielleicht einst noch bedauern, daß sie bisher in der allerdings blind unterwürfigen, aber ebenso rohen als un wissenden Elassc des Bauernstandes die hauptsächliche Stütze ihres Systems gesucht hat, »ni den liberale» Bestrebungen der gcbildclcn Stänke cutgegcnzntrclcn und sie zu unter drückend, cnn die Gesabr sehr hekenklichcr socialer Unruhen liegt sehr nahe. * Zn Rom mackl Rndini's Rede mit ihrem finanziellen Tbcilc einen guten Eindruck, obwohl man sich der Schwierig keiten bewußt ist, welche die Deckung des dnrck» Einbeziehung der Bahiibauauslagcn ins ordentliche Budget entstehenden 'Ausfalls von 21 Millionen bereiten wirb Die Zollcrhöbnugcn »nd andere Maßregeln, welche die Rcgiernng vorschlägt, werden hierzu kaum anSreicken. Zmmerhin wird jedoch anerkannt, daß die Sanirung des Budgets in kurzer Zeit großartige Fort schritte gemacht hat und der Staatshaushalt nunmehr ans sicherer Grundlage ruht. «Geringeren Anilang sinket die Darlegung der geplanten Bcrwaliungsrcsorm, namentlich der Znsaiiimcnzichnng der Provinzen in Kreise. Man besuchtet statt der erwarteten Vereinfachung eine weitere Verwickelung des VcrwaltnngSticnstcs. Die Erklärungen über die Kirchcnpolitik der Regierung haben die äußerste Linke, welche den Kampf gegen daS Garaiilicgcsctz bc gönnen hat, verschnupft. Was die Redner über den Drei bund, über England, Frankreich, sowie den Besuch von Giers gesagt, war allgemein erwartet und für selbstverständlich gehalten worden. Die Opposition der parlamentarischen «Gruppen, welche die Anwartschaft ans Portefeuilles erheben, scheint durch die Programmrcdc Rudini'S nicht erschüttert worden zn sei». ? Ter Gouverneur von Skutari hat bei der Bevölkerung Albaniens mit der Abnahme von Schießgewehre» jeder Art begonnen, ausgenommen die von dcm «Gouverneur selber gelieferten «Gewehre. * Nack den ans dein Norden Marokkos cingctrosscncn Nachrichten herrscht in Tuen vollständige Anarchie. Die Ursache derselben ist in der MeinnngSvcrschicdenhcil zn suche», welche zwischen den Anhängern und den «Gegnern Frankreichs Hestedt. Die große Mehrheit der Bevölkerung ist gegen eine französische wie gegen eine maurische Inter vcntio». Fünf Emissäre, welche der Sulla» von Marokko ge sandt batte, wurden enlhanplcl. * Dem „Rcutcr'schcn Bureau" wird ans Pcrnambuco tclegrapkirt: Die Provinz Rio «Grande do Sul bat sich für unabhängig erklärt, im ganzen Lande herrscht allge meine Unzufriedenheit. LoloumlpolitisllieL * Daß über die französische Erpcdition Erampcl welche ihren Untergang in der Räkc des Tschad-SeeS durch Eannibalcii gesunken haben sollte, trotz aller bestimmt ans tretenden Berichte noch nickt das letzte Wort gesprochen sc»» würde, war vorher zn scbcn. 'Nachdem die erste Nachricht von der Ricdcrmetzclung unk Aufzehrung aller Weißen der Erpcdition durch Menschenfresser zunächst witcrruscii, kann aber von 'Neuem bestätigt worden war, meldet jetzt das Pariser Zournal „l'Zlluitration", Brazza sei mit einer Erpcdition nach dcm Tschad See ausgcbrochcn, wobei gleich zeitig daS «Gerückt verzeichnet wird, Erampcl sei nickt gelobtet worden, sondern befinde sick als «Gefangener fünfzehn Tagereise» vom Tschad Sec. Brazza, der «Gouverneur les französischen Eongo, balle die ersten Berichte über das unglücklichc Schicksal der Erpcdition nach Europa gesandt. Durch einen etwaigen Ausbruch sciiicrsciis »ach dem Tschad See, der wahrscheinlich nur zu Ermitte lungen unternommen wäre, würde immcrbi» die 'Nachricht von der Vereitelung des Unternehmens nock nickt widerlegt, auch wenn Erampcl selbst tabei mit dem Leben tavon- gctommcn sein sollte Wie man weiß, strebt Frankreich danach, von der Eolonic am französischen Eongo auö nord wärts ;n»i Tschad See vorzudringcn und so daS französische Rortwestasrila, das von Sencgambien über den mittleren 'Niger bis »ack> Algier reicken soll, mit der Eonao Eolonie in Verbindung z» bringe». Zur Erreichung dieses Zieles wurden tie Erpcdilionen von Erampel ii»d Fouriuea» auS- gesaiidi, letzterer am Sanga answälle siebend, Erslerer von Bangiam Ubangistrom »orkwestwärts vordringend. BcidcZüge scheuerte». Eine dritte französische Erperilion unter Mizcn ist den Niger hinauf gegangen, nm über den Benutz dcm gleichen Ziele zuzustrebcn. MilitainslljtS. * ES soll >» der Absicht liege», einige bisher nur provisorisch cingesuhrle Maßnahmen bei »»seeer 'Armee zu dauernden zu machen. So sollen die bisher versuchsweise staligebabien taknichen HebungS- reisen von «Generalen und Slnb-svisieieren der Envallcrie und reitende» 'Artillerie zu einer dauernde» Einrikhtiing gemacht werde». Ferner soll das Hallen und Abrieb»» von Kriegsblinden bei den Jägeibalailte»»» Neiig sorlgeictzt werden, da die nui dieiem «RRie»' voigeuominenen Vernickle lieh bewahrt haben. Schließlich soll auch den in letzter Zeit in 'Ausnahme gekommenen Schwimm- Übungen der Eavallene durch Bewilligung der »ötdige» «Geld mittel die von Jahr z» Jabr ersolgende Erneuerung gesichert iverde». * Spandau, 10. November. I» den Mililair-Werkslalien wurde ni Leu letzte» Tage» der Betrieb geneigerl. Es sind neue ArbeUer eingeslellt. Die Feuerwerker arbeite» 12—14 Stunden, in Leu «Nichützg.eßereicl: ivird Tag »nd Nacht gearbeitet. Marine. * Berlin, 0. November. DaS Kreuzer «Geschwader, be gehend aus S. M. Schissen „Leipzig" mit dem «G,-»chwader-EH f Eviitre-Admiral Balvis an Bord, „Alerandrine" und „Sophie'si beabsichtigt am ll,d. Valparaiso zu verlaßen und nach Talcahuauo in See zu geben, " Tein Vernelnnen nach ist eine Aenderung in der Ausbil dung der Schisssjungc» der denlichen Marine in Aussicht ge nommen. Bisher mußte» die SchissSiuiige» ' , Jahr au 'Bord, dann '.Jahr au Land »nd schließlich I' . Jahr wich, rum an Bord zilbringen. Es soll nun geplant werde», in Ziitunsi die Schljssiungen nach ihrer Einßelliing ununterbrochen 2 Jahre an Bord z» lassen. Locialdemokratisches. * Die „Zungen" fahre» fort, der Parteileitung Oppo sition zu machen Es geschieht dies nickt ungeschickt. Zn der letzten Berliner Versammlung sprach sogar Auerbach einige sehr vernünftige Worte, für die ihn, freilich die Lebre in Ge statt der 'Abdankung nickt ausbleiben ivird. Er wagt nämlich die Wahrheit zn sagen und das lönnen auch die „Jungen" nickt vertrage» Man lese, was er sagte: Der „'Vorwärts" scheint seine Leser geradezu als Idioten zn be trachte». Wen» inan Jemande» „naiithörtich als „Polizeiivitzcl", ,,Polipu Anarchisten" bezeichnet und schließlich nichts weiter gegen dieien Manu voizubringen weiß, al - Laß er einen Polizeispitzel nicht gleich als das erkannt bat. wo > er iß. dann ninß inan vo» der Anslihl ausgehen, die Leser sind Idioten oder große Kinder. Ja man gehl noch weiter, M a » s ch in e i ch e l t d e n M asse n. Man lhnt so, als waren die Arheiier der Ausbund aller Tugend und als wäre die SiUenloßgteit nur in de» Reihen der Bonrgcosie vorhnnden, ja »och mehr, inan ihut jo als ob alle Arbeiter wissenichasilich gebildete Männer wäre», die über die schwierigsten wissenichastlichen Fragen, zu deren Lösung ein Studium von Jahrzehnten ersorderlich iß, mil der größten Leichiigteit hiuweggebe» konnte». Bi»» ichineickii ll den A,Leitern, „in ße deßo betzer beherrscyen zn können. Man schineichelt den Arbeitern, anstatt sie zu erziehen. Das und noch vieles Andere ist der «Grund gewesen, der uns veranlaßt hat, ans der Partei auszulrctei, und einen eigenen Verein zu gründen. Wir wollen weder ein Pactiren mit Len bürgerliche» Parleie», noch daß in den Massen über unsere Ziele irgend eine Unklarheit herrsche. "Dortmund, 0. November. In der gestrige» Versammlung der So c i a l d eniok ra ten gerielhen die Alten mit den Jungen derart aneinander, daß die Polizei des Tumultes halber die Ver sammlung auilösle. >>rlititcrl>twelilllig. * Paris, !». November. Wie a»S Leus iArrond. Boihnne) gemeldet wird, wurde in einer «Generalveriaminliliig der Delegirlen der Smidicalsiccüonen Les Depnrienieiiis Pas de Calais gestern be- tchloße», die Snndiente des Nordens und Südens zu tragen, was sie iin Falle euics «Geiaminlailsßnndcs im Departement Pas de Calais lku» würde». Tie Kvlilenarbciter laden ihre Abgeordnete» ei», Lein Anjjichisraihe die Herabietzinig der tägliche,, Arbeitszeit nuf acht Stuiide» vorziiichlage», ferner periodische Festsetzung des Lohnes in Uebereiilsriininniig mit den, >eweiligc» Preise der Lebens- initirl, eine Deinvlralisirnng des Crediis, um de» Arbeitern den Ankans von Werkzeug zu ermögliche», damit diese eine PrvLuclioiis- genvssenschalt bilde» tonnen, um jo ans den Lohnarbeitern (Ge- »osjeiischnslsarbeilcr zu machen. Ouchdrilskerbtmeyuilg. * Eine» charakteristischen Beitrag zur Bcurtheilung deck Bnchdrnckerstrciks liefert der Besitzer der alten wohlbekannten Frommann sck cn Buchdruck crci in Jena, der Hosbuch trucker Hermann Pöble, mit der nachstehenden, von ibm vcröncnilick'ien Darlegung l Nachdem ich NI» ». Leiober d. I. von Leipzig, woselbst ich inebrere Tage als Mitglied des Tarii Ausichlisses des Deutschen Buchdrnclervereins beschall,gl war, zurnckgelelm, erklärte ich meinem Penonale ilnansgesviderl. daß ich den neu zn vereinbaienden Torsi, sobald ei» solcher von der Tariseommisiion zn Stnnde taine, eben- salls eiisiüliren würde. Tie Verhandlungen i» Leipzig scheiterte» und die «Gedilten drohten zur Durchsetzung stirer Forderungen mit dem allgemeinen Ausßand. Um de» Streik in meinem Geschähe zn verhüte» »iid »in meine Friedensliebe weiter zu beweisen, crtlärie ich den «Geliilje», von Ncigahr ab »bis dabin ist der >etzige Taris gütig das z» bewüliae», was von den «Gehilseiivcrireiern in Leipzig am S>ch!»»e der Ver handlungen gefordert wurde: nämlich !»' -sinndiae Arbeitszeit und t> Proe. Lohnerhöhung >är den Fall, daß bis Neujahr kein neuer Tnris zu slande lauie. Die !«' .simidige Arbeitszeit nnirde sogar bedingungslos von mir gewährt, auch tür den Fall, baß der neue Tarif eine Verkürzung der Arbeiie-zeit nicht bringen wurde Die Forderungen der «Gehilfen waren aber in den seil den Leipziger Verhandlungen verstoßenen acht Tage» wieder gewach'en, und der wohlgemeiiile Vorschlag wurde gchiljenjeitig abgeiehnl.