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Srscheiut täglich früh 6'/, Uhr. Krdartion und Lkpeditiop Johannesgaffe 8. Sprechstunden der UedarUvin Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. i.ti« «m,eiandter Dt»>l»tcrc»tc m»chtftch t« »ict-ctt«i> nicht »erdlndtich. Sttiilahme -er für -ie nächstfolgen-e Nummer bestimmten Inserate an W>>che>,la„ci: bis 3 Uhr Nachmittag», a» La»»- u»o Festtagen srätz bis '/,v Uhr. 3n den Filialen für Ins.-Ännahme: Otto Klemm, Universilälsstraße 1. Louis Lösche, Katliarinenstr. 23, p. „nr bis 'i-3 Nbr. Anzeiger. Lrga» für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Meß Auflage IS,750. IZboiinrmrnlsprris viertel,. 4'/, ckNK. incl. Bringerlol»» ü Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebüoren für Extrabeilage» lin Tageblatt-Format gesalzt) od»c Postbesörberung 50 Mk. mit Postbesörberung i>0 Mk. IiilNi'.Ic 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schrillen laut uns. Preisverzeichinß Labellarijcher u.Zissernsatz nach höhennTaris tirrlamrii unter dein Redactionsstrich die 4gespalt. Zeile 50Ps„ vor den Fainil ien Nachrichten die Kgespaliene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die Vype-iti«» zu senden. — Rabatt umd mchi gegeben. Zahlung pru'.millieraiiäo oder durch Post nachnahme. ^°2K5. Mittwoch den 22. September 1886. 8V. Jahrgang. Amtlicher Theil. Ausschreibung. Ti- Zimmerarbeiten für den Neubau des SiechenhaaseS solle» v-rgeben werden. Arbeit-Verzeichnisse und Bedingungen können auf unserem Ba» ir (RathhauS, 2. Obergeschoß. Zimmer 5) entnommen werde:,. ?,e Geboie sind versiegelt und mit der Aufschrift „Neubau, SiechenkauS-Iruemerarbeitea" bis znm 4. Oclober e„ Nachmittag 5 Uhr, daselbst einzureichen. Wir behalten u»S vor, sämmtliche Gebote abznlehnen. Leipzig, de» 2t. September 1886. Der Ratb der Ltadt Leipzig. 0r. Georgi. Gringmuth, Assessor. Logisvermicthung. In dem d- Jurincnsacultät in der Universität Leipzig ge- 1 or:gl a Grundstücke Petcrsstraße Nr. 36 ist im ersten Lichihoie links rin,' Mansar-wobiiiing. bestehend aus Eorridor, 2 Ltube». 2 Kammer», Küche. Keller und Bo-enraum vom I. Januar 1887 ab aus 3 Jahre und darnach einhalbjähriger Aufkündigung an den Meistbietenden, jedoch mit Vorbehalt der Auswahl unter len L enaitten, zu vermiethen. Nljiectanten werden ersucht, Montag, den 27. September d. I-, Vormittags 11 Uhr, im Universitärs-Reiitainle, woselbst auch die Berstcigcrungsbedinguugen einzujeheu sind, ihre Gebote persönlich abzugcben. Leipzig, am 20. September 1866. Universität» - Rentamt. —— Gebhard». Städtische Gewerbeschule. Die Studieu des Winterhalbjahres beginnen Freitag, de» 1. Oktober ». der Tagescursus früh 8 Ubr und der Abeudcurius um 7 Uhr. Anmeldungen zur Ausnahme in die Gewerbeschule nach Maßgabe von 8. 4 der Schulordnung werden bi» zum 30. dieses Monats schriftlich erbeicn. Zur mündlicheit AuskunstSertheiluug ist der Unterzeichnete Sonntag den 26. dieses MonarS BornnttagS von 11—12 Uhr im Schulgebäude bereit. Leipzig, den 20. September 1886. Der Direkt«»: Dr. Ludw. Nieper. ÄparcalleHnnewitz. Vom 1. Januar 1887 ab wird der Zinsfuß für Spareinlagen von 3'/, auf ",» !o (drei und ein Drittel) mil l' -ebmigung der Königlichen NceiShauptmannschast zu Leipzig be..-b,> Pt, was gemäß 8 1ö der erneuerten Sparcasjcuordnung roii, il. Deccmber 1884 hierdurch bckauut gemacht wird. Eonuewitz, den 20. September 1886. Dir Spareafienverwaltting. Eulenstein, Dir. Nichtamtlicher Theil. Die Unruhen in Spanien. Die Ereignisse, deren Schauplatz Madrid in der Nacht vom Sonntag zum Montag war. haben sich schon vor längerer Zeit angekünvigt. Spanien befindet sich seit Monaten im Zustande chronischer Minisierkrisis. Sagasla kann nur mit Roth und Mühe die Einigkeit unter den Ministern wenigstens äußerlich ausrecht erhalte». Einmal hat bereits ein Wechsel im Finanzministerium sialtgesnnken; Eamacho wurde durch Pn'gcerver abgelöst und schon wieder ist von dein Rücktritt Leo FinanzniiinsierS die Rede. Nächst den Schwierigkeiten, welche die Finanzverwattung in Spanien darbietet. ist cs der Handelsvertrag mit England, welcher böses Blut besonders i» Barcelona gemacht hat. Nur mil Müde konnte ein Ausstand in dieser Industriestadt verhindert werben, in welcher eine zahl reiche Arbeiterbevölkerung ei» stets zum Aufruhr bereites Material bildet. Die Aufmerksamkeit Sagasta's wurde aber noch »ach zwei anderen Richtungen hin in Anspruch ge nommen: durch die Forderung der Republikaner nach Ein- lnbriing deS allgemeine» ElimmrcchtS und durch die Noth- wendigkcit, Ersparnisse im Militairetat durch Einschränkung der Generalsstellen einzusübren. DaS Versprechen, welche» Sagasta bei Eröffnung der EvrteS nach dem Tode veS Königs A'.sonö gegeben bat, daS Wahlrecht zu erweitern, hat ihm schön manche trübe Stunde gemacht; die Zorrististen waren durch die in Aussicht gestellte Abschlagszahlung nicht befriedigt, sie verlangte» daS allgemeine Stimmrecht in der Ueberzeugung, daß nach Einsühruiig desselben die Ausrichtung der Republik nur »och eine Frage der Zeit sein könne. Die Agitation für das allgemeine Stimmrecht nahm täglich an Bedeutung und Umsang zu, und selbst Salmeron, welcher sich sogleich nach dem Regierungsantritt der Regentin für Einhaltung des ge setzlichen Weges ausgesprochen batte, hat sich an dieser Agi tation belheitigt. Aste diese Schwierigkeiten wären aber viel leicht von Sagasta glücklich überwunden worden, wenn der Geist deS AusrubrS vom Heere sernzubalten gewesen wäre. Schon AlsonS XII. bat sich vergeblich bemüht, darin Wandel z» schaffe», die Neigung, durch cin Pronuncianiiento eine Beränderung der StaatSsorm oder den Sturz de- Staatsoberhauptes herbe,zusübren, ist in Spanien seit Gene rationen traditionell, und es scheint, daß sie nicht eher au«- zurolten sei» wird, als bis cs gelungen ist, die Armee in allen ibrcn Tbeüe» fest an die Dynastie zu ketten. Dazu ist aber die Ausscheidung aller der Elemente nvthig, welche nur baö Mililairbutget belasten, ohne dem Zwecke der Lank lwertbcidigung zu dienen, wir meinen die groge Anzahl von Geiieralcu chne Commanvo, die von jeher da- Bekürsniß gl stil lt haben, eine Rolle zu spielen und vesbalb den Unzu frieden » als Sammelpuiict bienen. Die Entfernung des Gm »als Salamanca von seinem Pcsten als AbiheilungSche' im Kriegsininlsteriuni war das Zeichen einer unlösbaren Munuii gSverschitdenbeit zwischen de», KriegSminister Jovellar und dem General. Man sagte sogleich nach seinem Austritt an« dem Kriegsministerium voran-, daß er die Generale, deren Entlassung Jovellar für nöthig erklärt hatte, als Werkzeuge seiner Rache benutzen werte. Derartige Wühle reien scheuen naturgemäß daS Licht und sie treten regel mäßig erst in ihren Ergebnissen zu Tag«. Aber e» gtrbt gewisse Kennzeichen, aus welchen zu entnehme», daß etwas im Werke ist. Dazu gehörte in diesem Falle die hartnäckige Verbreitung des Gerücktes, daß die Regcnti» und der König krank seien; eS ist auch sehr wahrschein lich. daß die Flucht des Herzogs von Sevilla aus Mabon damit in Verbindung stebt. Tie Arbeit der Unzusriebencn nölbigt die Regentin, stets aus der Hut zu sein und die Hauptstadt nicht zu verlassen. Die Königin Ebristine kennt die spanische» Zustände bereit- eil dem Jahre 187!), sie weiß, mit welchen Leuten sie cS zu bun hat, und daß sie nur aus die Treue weniger erprobter l Niinner angewiesen ist. I» der kurzen Zeit ihrer Regentschaft hat sic bereit- eine kleine Palastrevolution unter Führung deS Herzog- von Sevilla und eine republikanische Schilkerhebung '.» Fort St. Julie» erlebt, und an weiteren Beunruhigungen, welche besonders in Barcelona und in den nördlichen Grciiz- districtcn zu Tage traten, hat eS während der ganzen Zeit ihrer Regierung niemals gefehlt. Glücklicherweise steht an der Spitze der Armee cin Mann, welcher sich schon unter AlsonS XII. alö treu und zuverlässig bewährt bat. Jevellar war eS, welcher den Mltitairciiisstanb des Jabres 1884 energisch niedcrschlug und dafür sorgte, daß die Ruhe während der Abwesenheit des König- nicht gestört wurde. Jovellar hat cS auch gewagt, de» Stier bei den Hörnern zu ergreifen und den Einfluß deS General- Salamanca zu brechen. Es war ibm das zunächst nur theilwcise gelungen, indem er seine Entfernung au- dem Kriegöniinisierium durchsetzte, aber heule, nachdem der Militairaufstanv in der Hauptstadt mit Waffengewalt unterdrückt ist. hat Spanien den Beweis erhalte», daß der Zusaminenhaiig zwischen Armee und Dynastie ununterbrochen sorlbcsteht. eS bedurfte mir eine- kurzen Kampfe-, um die Meuterer zu zersprengen und sie zur Flucht nach Valencia zu zwingen. Nur zwei Schwadronen Eavallerie und eine Adlhcilung Jnsanterir hatten die Fahne de- AusrubrS erhoben und ind alsbald inne geworden, daß ihre Erhebung im Lande ohne Widerhall bleibt. In Barcelona scheinen dazu Vor bereitungen stattgesuiiden zu haben, aber der Heerb der Ver- chwörung wnrbc rechtzeitig entdeckt und der Ausbruch der- clbcn verhindert. Man dars die Regentin beglückwünsche». Laß die Bewegung im Keime erstickt worden ist, renn dieser Erfolg befestigt ihre Stellung und verbürgt die Aufreckt- haltuiig der Ruhe sür längere Zeit. Ob die Fortjührung der Geschäfte des Landes unter Sagasta jetzt noch möglich ein wirb, ist zu bezweifeln; das Schwanken zwischen monarchischen und republikanische» Eiiiuchlmigcil, welche- das .Kennzeichen seiner Regierung bildet, pagt in die gegen wärtige Lage nickt hinein, eS bedarf eines kräfiigcn ÄrmeS, welcher die Hoffnungen der republikanischen Partei durch Tbaten in ihre Schranken zurückweisl, Erperimenle lassen sich in einer Periode nicht anstelle», welche dem in AlsonS XII. u Tode getroffenen Könialhnm in Spanien erst wieder neuen esten Bode» verschossen soll. König AlsonS starb am 2',. November 1885 und ließ seine Wiltivc mit einer süiisjäbrigcn Tochter als der mulbmaßliche» Tbronsolgerin zurück. Die Königin fand den M»tb, de» Schwierigkeiten der Lage standhaft die Stirn zu biete», und sie bat de» ersten, vielleicht schwierigsten Theil ihrer Ausgabe glücklich gelöst. Am 17. Mai gab die Geburt c»ieö mäiiii- l'chen Tbronerben den Verhältnissen in Spanien eine neue Wendung, die Hoffnung des Don EarloS. dereinst die .Krone Svaiiienü zu tragen, wurde bainil vorläufig nichtig und die Republikaner waren »ut ihre» Planen ans die elwaige Schwäche der Regierung verwiesen Für die Zwecke beider Parlcien war es günstig, wenn der GesiindbeilSznstand der Regentin und ihres Sohnes keine Aussicht ans die Dauer der Regentschaft ervssiiele. und deshalb wurde der Militairalissiand durch beunruhigende G>ruckte i» dieser Beziehung cingeleitct. Die Regentin bat schon viele Beweise von ihrer Fähigkeit »IS solche gegeben, sie hat weder geschwankt, wenn cS galt, Entschiedenheit zu zeigen, noch hat sie sich besonnen, wenn Milde und Versöhnlichkeit angebracht Ware». Sic wird voraussichtlich auch heule Angesichts einer soeben siegreich unterdrückte» Mililairverschwöriing daS Richtige zu treffe» wisse». Sagasta hat sich nicht den Umständen ge wachsen gezeigt, sonst hätte nicht unter seinen Augen in der Hauptstadt deS Lande- der Aufruhr ausbrechen könne». CanovaS de Eastillo steht auch jetzt wieder olS treuer Diener der Dynastie bereit, cS sei kenn, daß man cs sür angezeigt hielte. bieZngcl der Regierung zeitweise dem Marschall Jovellar zu übergeben. * * » «! * Wir knüpfen an die vorstehenden Betrachtungen noch einige telegrap bische Meldungen: * Madrid. 20. September. si.Nationalzeiiuug".) Em Theil deS in der Kaserne San Gil liegenden Jnsanterie - Regiments revoltirte gestern und plünderte Ne Lasse. Zwei Schwadronen Eavallerie machien mit den Empörern gcnieiiischastllche Sache, während die Oificiere dem Fortschrestcn der Revolte vorzubeuqe» suchten. Tie aufrührerischen Soldaten verließen die Kaserne, nach dem mehrere Ossiciere verwundet worden waren, und zwar niarschirte ein Theil der Aufrührer »ach dem Pardo, während der andere die Straßen der Haupistadt unter dem Ruie: „Es lebe die Republik!" durchzog. Uiiler den Bürgern herrschte Panik, die Idealer- Vorstellungen wurden abgebrochen. Die Insurgenten versuchten das Arsenal zu plündern, sowie sich der Kasernen und des Sudbahnhoss zu bemächtigen, wurde» jedoch zurückgcwiejen und zerstreni, aiS die royalistischen Truppen unter der Führung des Generals Pavm ein- traten. Ein Oificier der Insurgenten wurde gelödlet. General Belarda, welcher sich weigerte, sich den Aufständische» anzuickliksien, wurde »ödllich verwundet. Gras Mirasol, Oberst der Artillerie, wurde verwundet. In Madrid ist der Belagerungszustand vro- clamirt worden; auch wurden zahlreiche Berlmsiungen vorgenommen. ' Madrid, 20. September. lKSlnücheZeitung.) Ter Putsch, mit dem die Revublikoner »Niere Hauptstadt hennzusuche» versuchten, ist durch die große Tboikrast und Schneidigkeit des Generals Pa via rasch unterdrückt worden. Unter Führung des repudli- konischen Brigadiers außer Diensten Billocampa verließen gestern kurz vor Mitternacht zweihundert Infanteristen mit rimgen Osficieren und etwa 60 Lavallerifteu, diese zu Pferde, aber ohne Ossiciere, ihre Lalerne, und tucdlen sich der Arlllleriekaserne zu dcmäcbiiaen und die Artilleristen sür ihre Zwecke zu gewinnen. Tie übrige Garnison wurde von General Povia, der sosorl von dem Borgesakenen Kenni- niß erhallen hotte, alsbald olarmirt, erwies sich als zuverlässig und treu, und nun rille Pavia sosorl mit 3 Bataillonen den Aufrühre rischen nach uud zersprengte sie schnell, da kein ernstlicher Widerstand geleistet wurde. Es gelang, «iwa vierzig Gefangene zu machen. Gleichzeitig hotten Livilisteu sich zu ausrührerischen Trupp- ver- sammelt und unter Anderen den Obersten Grasen Miraloi ermordet uud einen Oberftlieutenaat schwer verwunde«. Auch dieser Leute wurde man schnell Herr Die Rübe ist augenblicklich vollständig wicderhcrgestclll; in der Provinz scheint sic nirgend« gestört worden zu sein. * Madrid, 80. September. Der ,.Jmp«ctal" schreibt, die jüngste» Ereignisse nberträsen durch die unerwartete, absurde und unbegreifliche Art und Weise, in der sie sich vollzogen. Alles, was bisher in diesem an Verirrungen so sruchibareu Lande vor- gekommen sei. * Madrid, 20. September. Amtlich wird genieldet: Die zersprengten Neste der aufständischen Truppe», welche in die Umgegend der Stadt sich geflüchtet hatte», wurden vo» der Gen- dacnierie gefangen genommen und besindc» sich in den Händen der Behörden der uniliegenden Orlschaslen, so daß die aufständische Bewegung als völlig beendet onzuschcn ist. Leipzig, 22. September 1886. ^ Die Mitglieder deS Ncich-tageS haben z»n> Theil noch am Montag Berlin wieder verlasse». Die ordent liche Session, so lsscß eS ans vielfache Erkundigungen seitens der Negierung, soll erst in der zweite» Halste deS November berufen werden. — Auch viele Mitglicvcr des BundeS- rathes sind von Berlin wieder abgercist, da BnndeSrathS- Arbeiten zur Zeit nickt vorliege» und weder sür die Aus schüsse noch sür daS Plenum in den nächsten Wochen Sitzungen aiizuberauinen sind. * Wie bereits geineldet, wird die preußische Regierung im Landtage die Kreis« und Provinzial-Ordnung sür die Nbeinprovinz vorlegen. Der rheinische Provin- ziallandtag wird sich im Oktober mit der Vorlage zu bc- schastigen baden, und der Minister deS Innern v Putlkainer steht iin Begriffe, sich nach Köln zu begeben, um dort weitere Vorbereilungku sür die Beralhung einschlägiger Frage» zu treffen. * Ter Tod de- Präsidenten der Seebandlung Geheimen Raths Nötger hat auch in Abgeorvnetenkreisen großes Bedauern bervorgerusen. Als Vortragender Rath im Finanz- Ministerium war der Verstorbene viele Jahre hiiidurch Eom- missar desselben bei der EtatSbcratbuiig iin Abgeordnelcn- bause. Hier wußte er sich durch die Fülle seiner Keiintiiisse, wie durch seine liebenswürdige Persönlichkeit auf alle» Seiten Freunde zu verschaffen. AlS der F»iail;»ii»ister Hcbreckt sein Portefeuille niederlegte, wurde Geb. Rath Nötger als sei» Nachfolger genannt, und auch a>« der folgende Füianzminister Bitter zurücktrat. hatte man daS Augenmerk aus ihn gerichtet. Geh. Rath Rölger war vor Kurzem erst aus dem H^i zu- rückgekebrl, wo er sich einer Art EntsettungS-Enr unterzogen hatte. Er hinterläßt eine zahlreiche Familie. * Anknnpsend an da- SensationSbedürsniß der Presse bringt die »Norddeutsche Allgemeine Zeitung" die sclgrnde, besann ^ Vorgänge erörternde Auslassung: I» Nr 432 dec „Norddeutschen Allgemeinen Zeitu.-cR hat eine Darstellung Ausnahme gesunden, weiche dem i» Mann- heim eiicheiiiendc» „General-Anzeiger" aus Jugenheim zugegange» war »nd welche den Inhalt eines Telegramms betrisil, das die „Neue Badische Laiidcs-Zeiliing" einige Tage früher ebensall' ans Jugenheim gebracht halte. Dieses Telegramm ent hüll allerlei Millheilnngen über den Prinzen Alexander von Battenberg, den bisliermcn Fürsten van Bulgarien, die besagte Zuschrift an den „General Anzeiger" in höhnischer Form als durch- aus unrichtig bezeichnet-, wobei auch der Name des Herrn Geh. Nach Meiigcs genannt wurde, als derjenigen Person, aus deren Auioruät bin die Angaben deo in Rede stehend?» Telegramms der „Neucn Badischen Landls-Zeitung" demenlirt würdcn. Tie „Neue Badiichc Landrs-Zc itnnq" übersendet linS min cm Schreiben des Herrn Geh. Rath Menge», das ihr ziigegaiigeii ist, nach- dein sie den fraglichen Artikel deS „General-Anzeiger" diesem Herrn übccsandl batte. Herr Geh. Raik McngcS drückt in diesem Schreiben zunächst sein Bedauern aus „über die >» dem nach Form und Inhalt unpassende» Artikel (des „General-Anzeigers") mit Mißbrauch meines Namens eulhaltenen „Angriffe" und fährt dann fort: ..Der Artikel enthält überdies zwei Unrichtigkeiten: der bc- ti esseiite Redacleur ist nämlich nicht ,. „wohl nnler der Sperr kette diirctigejchlüpst"", sonder» wie andere Leute durch das nicht gejprrrie Thor i» de» Hos gekommen: — sowie die Bc- hanptting, „„daß die „Neue Badiichc Landeszeitung" aus dem Heiligenberg nicht gelesen werde"", eben so unrichtig ist, da solche allerdings hier gelesen wird." Wenn schon dieser Fall zeigt, wie in Angelegenheiten des Prinzen von Battenberg die Blätter nicht vorsichiig genug be «rcsss der Ausnahme sensationeller „Original"- und „Privat"- Mittheilunge» sein können, io ist das noch inehr der Fall nnt einer die „Höllische Zeitung" bcirefirnde» Sache. Diese erhielt ebe»- jalls angeblich aus Darmstadi „Briese", als deren Verfasser ei» „Gewährsmann, der vermöge seiner Stellung weist, was am Hose vorgehl", bezeichnet wurde, nachdem in Nr. 410 der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" der Inhalt des erste» dieser Briefe als unrichtig bezeichnet worden war. Der betreffende Corresvondenl der „Hat lisch en Zeitung" hielt jedoch „Alles ausrcchl" und brachte das Blatt sorlgcsctzl weitere Mittheilunge», die dann die Runde durch die Presse machlcn. Darauf hm e,folgte ein Dementi, welches den« „Frankfurter Journal" aus Jugenheim zuging, welches lautete: „Der „Haitischen Zeitung" schreibt man angeblich ouS Darmstadi, das, Fürst Alexander vorübergehend die Absicht gehabt habe, von Wie» ans »>>I dem Reichskanzler zuiamnien- zulrefse», daß über seinen Wiedereintritt in die dentsche Armee zwischen dem Kaiser und dem Großherzog jetzt in Elsaß periönlich verhandelt werde u. a. m. Wir sind in dcr Lage, aus das Be stimmteste zu versichern, daß alles in dem Briese an die „Höllische Zeitung" Borgetragene gänzlich der Begründung ent behr!." Daraus hin nannte die „Ha Nische Zeitung" „als lieber- mittler" jener Tormstädler Briefe den „bekannten Schriftsteller Herrn Nrchivralli I>r. Ebeling zu Leipzig", diesem die Rcchi- sertiqung überlassend. Damit aber nicht genug: zahlreiche Blätter bringen »och weiter Demcntts zu den Angaben der Darmstädter Briefe der „Haitischen Zeitung", die „Franksurler Zeitung" in folgender Fassung: „Bon zuständiger Stelle erhalte» wir solgmde Zuichrisi: Bus der „Hallischen Zeitung" sind in kurze» Zwischenräumen zwei unnchttge Mckiheilungen aus Darmstadi auch i» a >dere Blätter überqegaiige», nämlich, daß d-r Fürst von Bulgarien, einer Einladung der Königin folgend, nächstens sich nach Eng land begeben werde, und daß wegen de- Eintritts des Fürsten in die deuitche Armee der Großherzog von Hessen in Straß urg bei dein Kaiser die geeignete» Schrille ihm, werde. Diese Mllheilungen sind ganz unbegründet." Daß bei Verbreitung von Sensalionsiauben auch in diesem Falle das „Berliner Tageblatt" mchi lebten durste, veisteht sich von selbst; aber auch andere „bulgarische" Original berichte deS „Berliner Tageblattes" werden als gleichwerllng bezeichnet, nachdem die betreffenden Personen dieselben zu Gesicht bekommen habe». Im Anschluß an daS oben erwähnie Dementi fährt nämlich das „Frankfurter Journal" fort: „Endlich sei bei dieser Gelegenbeit auch deS „BerlinerTage- blatte«" gedacht, welches behauptet hotte, der Fürst habe ge legentlich seines Lemberger Auienthaltes einen Berichterstatter jenes Blattes enipsangen und „Weilt, daraus gelegt", durch seine» Mund zum deutschen Volke zu sprechen. Der Fürst hat in diese» Togen erst an» de» Zeitungen ersehen, wa« er in Lemberg angeblich gesagt und wen er gesprochen haben soll. Thatsächllch hat Fürst Alexander den Berichterstatter de- „Berliner Tage blattes" gar nicht zu Gesicht bekommen." » -» « * Anläßlich der Auszeichnung deS GsßeiinrathS Kat- kow mit de,» Wladimirslern liest man an dcr Spitze der von dem Decorirten geleiteten „Moskauer Zeitung" Folgendes: „Das Zaren-Wort. dessen der Direcior des Lhceums des Cäsarewilsch Nikolai und der Herausgeber dieses Blattes ge würdigt worden ist, hat nicht blos sür ihn periönlich Bedeuluug. In diesem Worte liegt die Anerkennung einer gewissen Anschauung und tyesiiinunq, die allen Russen eigen ist und eigen sein muß. So habe» alle es ausgefaßt und i» diesem Sinne sind auch die Glückwünsche gehalten, die uns von »ah und fern, von Unbekannte» und Bekannten zugcgangcn sind. Die Allerhöchste Urkunde, deren Inhalt am :>0. August veröffentlicht wurde, richtet sich in dcr Perlon Eines an Alle, die da cintrelen sür die „wahrhafte» Principicn russische» SiaaislebenS." Sie ermuthigi die Männer Rußland-: stärkt viele Schwankende; macht Leute fremder und unserem Volke scindlicher Gedaiikcurichlnnq stutzen. Wir stehe» zu Gott, cs möge fortan der Dienst der russische» Sache srnchlbarer und weniger schwer sein als bisher. Möge der Kamps sür dieselbe nur ei» Kamps mit de» Feinden sein und »lüge» die verbängnißvollen Mißverständnisse zwischen den Dienern dieser Sache smwindcn und über alle» unseren Angrlegeiihciicn möge das „richtige Bcrständuiß sür die wahrhaften Priiicipien unseres Slaatslebens" wallen. Nur in ihrem Lichte können wir unsere Begriffe läutern und besser», uns vor dem Betrüge im Wolfspelz und im Schasskleide bewahren, erfolgreich im Innern Ordnung schaffen und iriumphirend her- vorgehcn ans allen Schwierigkeiten und Gcsahrcu im Leben der äußeren Politik." Herr Katkow sagt mit dieser Deutung im Grunde daS- clbe. was dcr polnische „EzaS" mit de» Worten auSdrückt, sie Ordensverleihung sei eine Erklärung, daß „Rußland be- chlossen habe, sein System biS zu Ente durchzustihren mit derselben Ecnscque»; in Polen, in den baltischen Provinzen, in Bulgarien und überall, wo nur sein Streben hindringe, und zwar vor de» Augen Europa-, wenn nöthig, gegen den Witten deS letzteren." * Dcr deutsche Gesandte in Belgrad, Gras Brah-Stein- burg. bat einen Urlaub angetrcteii. An seiner Statt versieht die Geschäfte der kürzlich auö Lissabon nach Belgrad versetzte LegationSsecretair Dr. v. Mutzenbechcr. I» Sofia hat an Stelle deö ins Auswärtige Amt zurückbcruscnen Herrn v. Saldcrn der biSberigc erste Bvlschaslsralh in Konstanti-» nopel, l)r. Frhr. v. Thnluiciini, die Geschäfte deS Gcneral- consulatS übernommen. * Eine russische Note erbebt, wie an- Sofia ge meldet wird, in ichaesei», fast brutale», Ton- Einspruch gegen die Wetterführung der Untersuchung gegen die Ver schwörer; jedenfalls solle gewartet werden, bis dic Gemülher mehr beruhigt sein würden. Der die Note überreichende Lecretciir crllärle mündlich, daß Neklindow die diplomatischen Beziehungen abbrechen nnd abreisen werde, wenn die Regie rung dem russische» Verlangen nickt Nachkomme. Der deutsche Vertreter machte einen Besuch bei Natschevitsch ,»d erklärte, daß Tentschtand sich dem Verlangen auf Ein stellung dcr Untersuchung anschließe. Die bulgarische Regie rung isst entschlossen, vorläufig nickt »achzugebe», weil sic, wenn die Verschwörer ftrafloS bliebe», die Ausrechthaltung der Ruhe gefährdet glaubt. * Von den französischen Manövern wird der „Kölnischen Zeitung" aus Pari-, 18. September, geschrieben: „General Voulanger wvlnite gestern den in dcr Nähe von Libourae und Ango»tö:ne stattsintenden Manövern des 12. Eorps bei. Nach beendigtem Gefechte dcr beiden Divisionen nahm Boiilangcr auf dem 2 Kilometer langen und 600 Meter breiten Felde von Saint Simieur den Vorbeimarsch deS auS 23 Bataillonen, 11 Batterien und 8 Schwadronen bestehenden EorpS ab. Ungefähr 50,000 Zu schauer hatten sich cingcsllnken. welche sich, wie m Frankreich häufig bei solchen Gelegenheiten, zur Kritik beruscn suhlten nnd besonders der Artillerie ihre Huldigungen darbrachten. Nachdem Boutangcr in Hicrsac den sreinden Lssicieren — auch die deutschen befinden sich bei diesem Eorps — ein Frühsliick gegeben, kehrte er nach Ailgonlöme zurück, von wo er am Abend nach Paris abrcifle. lieber die vorgestrigen Manöver des 12. Eorps meldet ei» Berichterstatter deS,.TempS": „DaS 12. Eorps führte am Donnerstag eine sehr schwierige Bewegung aus. Es handctle sich um den Ucbcrgang über d.e Eharenle bei Eireuil. Eine von AngcrS gesandte Ab- thrilniig Poiitonnierc war den Fluß von dem Hase» Houmean bis »ach Sireuil hinausstcsabrc». Angenommen war, daß der Feind daS reckte User besetzt halte. Eine Eompagnie Gcnielrnppen und ein Bataillon Infanterie, die vom linken ans daS rechte User übergesctzt worden wäre», cröffnetc» das Feuer und enisaltctcn sich als Plänllcr, wahrend die Ponlon- nicr- ihre Arbeit begannen, und in 15 Minuten war eine 24 Meter lange Brücke hcrgeftcllt. Dcr die Artillerie deS 12. Eorps befehligende General Mercier schien kehr zufrieden zu sein und anch Obersilieiilciiant Villaittiie, Militairattackü dci der deutschen Botschaft in Paris, verbarg nicht seine Ueberraschulig." * lieber eine furchtbare Geschütz-Explosion, welche im Fort San Benigno bei Genua sich ereignete, liegen folgende Details vor: Man war beschäftigt, in Anwesenheit des eigens dazu aus Piacenza gekommenen Generals Sala 6 »cnc 32-Psiliidcr zu probiren nnd cs sollte gerade eine Kanone aus ein iin M-erc poslirles Ziel abgcichossen werden, als plötzlich eine surcktbare Detonation «scholl, dcr herz zerreißende Jammer- und Hilscrnse folgten. AnsangS konnte man sich über die Naiur des Unalück» wegen deS dichten NauckeS nicht klar werden. Als dieser sich verzog, erblickte man 10 Soldaten, welche be, der Kanone beicbäsiigt waren, aus dem Boden liege», zwei davon waren todt, inner mit nnsgerisseiiem Lecke, der ankere eine unkenntliche iormlose Masse. Bon de» acht ankeren sind drei lebcnSg fährlich, die anderen schwer verwundet und verstümmelt Die Explosion war so heftig, daß die Erbe ln einer Entfernung von 1000 Metern auiaerissen wurde. Tic Anwesenden, darunter auch zahlreiche Ossiciere, haben durch Erdslncke leichtere Verwun dungen erlitten. In einer Entfernung von 30 Metern wurden Soldaten zu Boden geworfen. Tie Ursache der Katastrophe scheint in der fehlerhaften Constrnction de? RokreS zu liegen. Eine Untersuchung wurde eingcleitcl. * Die britische Admiralität bat Beseht crtbeilt, die Panzerschisse und sonstigen Schisse in Ehatbam i» größter Eile sertig zu stelle». Die aus den Schisse» beschät'tioteir Arbeiter tollen Ucbexzeit »nd. wen:' nellsia, scksichtenweise Tag »nd Nacht arbeiten. Tic Torpcdo-FlvtiUc hat in de» letzten Tagen wieder einen Zuwachs bekommen, indem eine Anzahl Torpedvbocle erster Elosse von den Unternehmern abgelicfert 1