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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.09.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188609229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860922
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860922
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-09
- Tag 1886-09-22
-
Monat
1886-09
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.09.1886
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Erste Lcilage M Lripstger Tageblatt mb Anzeiger. Zl° LK5. Mittwoch den 22. September ,886. 8V. MMNg. Jur Lage. Berlin, 20 September. Parlamentarische und publi- cisiischc Sitte bringt es mit sich, datz jedem „Heimgegangenen" Reichstage ein Nachruf folgt, daß die Leistungen jeder Session nach ihrem Abschluß vom Stantpunct der einzelnen Parteien auS gewürdigt wird. Eine objektive Aufzähtnng de- Erledigten. eine Statistik gicbt vorher am Schlüße der letzten Sitzung die übliche GcschäftSiiberstchl des Präsidenten. Hs ist bezeichnend für die heule abgeschlossene außerordentliche Session, die dritte der sechsten Legislaturperiode, daß daS Haus unter Heiterkeit dem Vorschläge deS Präsidenten v. Werell-Picsdors zustimmte und von dieser GcschästSübcrslcht al)fah. Unseres Wissens zum ersten Male seit Bestehe» deö Reichstages. Eines kann man der Session nachrühnien: eS sind, was sonst niemals der Fall zu sein pflegt, die eingegan- gencn Vorlagen der verbündeten Negierungen sämintlich erledigt. Es waren eben nur zwei, der deutsch.spanische Handelsvertrag und der Bericht der königlich sächsischen Negierung über die Ausführung deS Socialistengesetzeö. Zweifellos hätten sich beide Vorlagen in den beiden Tagen am Donnerstag und Freitag bequem erledigen lasten, und dabei hätten auch an diese» bcidcn Tagen nur kurze Sitzungen abgehalten werden dürfen — wenn «S die Socialdeinokraten zugelassen hätten. So ab-r mußte der Reichstag, weil eS dieser „Partei" so paßte, fünf Tage versammelt sein. Die heutige Schlußsitzung war nur „formaler" Art und wäbrte kaum fünf Minuten, die Connabcndsitzung allerdings über fünf Stunden, was freilich in der Sache keineswegs begründet war. Denn gegen de» Hi, delsvertrag sprach Niemand und stimmte Niemand, auch die Socialdeinokraten waren dafür, und die Unter haltung über den größeren Vcrlh-il der Freihandels- oder Schutzzollpolitik wird wohl von keiner Seile als nothwenkig erachtet werde». Es war unmöglich hier noch ein neue- oder int restantes Moment beizubringen. Im Personalbestände des Reichstag- hat auch diese Selsiou eine kleine Veränderung hervorgcbrackt. Der Abg. llr Frcih. von Papius i» Asch iffenburg, der Vertreter des ersten Wahl kreises von Unlersranken. hat sein Mandat nicdcrgelegt. Herr v. Papius ist erst 47 Jahre alt, ein vermögender und »nab- häugigcr Mann. Er gehörte dem Centn»» an. und wie in parlamentarischen Kreiien verlautete, wird sei» Austritt aus dem Reichstage nicht ohne Nachfeld bleiben. -Herr v. PapiuS ist auch Mitglied des bayerischen Landtags und gehört zu denjenigen Abgeordneten, welche der fogenanten „Patrioten- parlei" den Rücken kehren, die neuerlichen Angriffe der „Ger mania" gegen das Ministerium Lutz mißbilligen und — der Führung deS Herrn Windtborst überdrüssig sind. Vv» der Bileung der Fachkommissionen wurde während der aiißerordentlicheii Session des Reichstag» Abstand gc- »omiiik», da man vorhersah, daß für sie sich keine Arbeit sindeu würde. Indessen hätte eS auch diesmal der Petitions- commission an Arbeit nicht gefehlt. E-s ist wiederum eine große Zahl von Petitionen eiiigegangen, abgesehen von denen, welche den spanischen Haiidelövcrlrag betrafen und durch besten Aniiahuie für erledigt erklärt worbe» sind. Die Socialdeinokraten konnten nicht umbin, auch diesmal ibre beleio gende Komödie auszusührci, und sich bei dem Hoch aus Se. Majestät auS dem Saale zu enlsernen. Kl-O. Berlin, 20. September. Die außerordent liche Reichstagssession ist beute zu Ende gegangen und es ist gelungen, trotz der ungünstigen äußern Umstände die Arbeiten ohne besondere Störung zu erledigen. Die Bc- schlußiäliigkeit war, wenigsten« beim erste» NamenSaiisrus, erreicht, nachher war sie freilich wieder recht zweifelhaft ge worden. Indessen, nachdem die Socialbenirkratcn ihre» Wunsch erreicht, ihren anSgewiesenen Genossen de» Aufenthalt i» Berlin »n» ein paar Tage z» verlängern, hatte Niemand mehr ein Interesse daran, die Beschlußfähigkeit cmzuzweiseln und der Beendigung der Arbeite» Schwierigkeiten in de» Weg zu legen. Ter Reichstag hat mit dieser außerordentlichen Leistung, die wenige Monate ans eine Session von überlanger Dauer folgte, einen anerkeiiiienöwerthen Beweis von Pflicht treue und Hingebung geliefert, und wir constatiren mit Ge- „ugthuiing, baß keine Partei den Nationalliberalen an Voll zähligkeit res Erscheinens gleichgekommen ist. Sie waren säst bis aus den letzten Mann zur Stelle, wogegen von alle» Parteien wieder einmal bas Centruin seiner Pflicht am schlech testen genügt bat. Bon den süvdcutschenMitglicdern bei Centrunis und besten poliiisch-elsässischen Anhängsel» war fast Niemand anwesend. Zur politische» Charakteristik der Parteien i»»ß dieser Zug hervorgehobcn werden. ES wird nnnmehr unver züglich die kaiserliche Ratification des spanischen Handels vertrags erfolgen und dann ist Alle« geschehen, waS von deiitscher Seite geschehen kann, um den Vertrag alsbald inS Leben treten zu lasten. Ob nunmehr die Sache in Spanien ebenso glatt gebt, muß leider bezweifelt werden. Gleichzeitig mit dem Schluß der ReichStagSscssio» treffen Nachrichten von einer revolutionairen Erhebung i» Spanien ein. Die Un sicherheit und Gespanntheit der dortige» Verhältnisse war für oie NeichSregierung hauptsächlich bestimmend, die Er neuerung deS Vertrages möglichst zu beschleunigen. ES liegt freilich ebenso sehr im spanischen als im deutschen Interesse, daß der Vertrag möglichst bald alle noch a»S- stehenden Formalitäten zurücklegt, und eS kann keiner Regie rung darum zu tbun sein, das Äbkoiiimeii zu Fall zu bringen. Wenn anch die Bvrthcilc, welche der Vertrag und überhaupt ein gesicherte- geordnete- HandelSverhältniß zu Spanien für Deutschland bietet, durchaus nicht verkannt oder verkleinert werden sollen, so ist doch in der Debatte im Reichstag auch der Nutzen scharf hervorgehoben worden, den Spanien auS dem Verhältniß zieht, die starke Zunahme deö spanischen ErportS. Man wird hoffen dürfen, daß diese Erwägungen auch in Madrid durchschlagen, mögen die dortigen Wirren was immer für einen Verlauf nehmen. * Unter denjenigen Abgeordneten, welche bei dein Namensaufruf vom l6. September fehlten, befand sich auch der Abg. vr. Hänel. Bekanntlich war der Nachdruck, mit welchem Herr Hänel im Jahre 1883 bei der Berathung de- damaligen spanischen Handelsvertrages die peinlichste Beobach tung der sorinellen Rechte deS Reichstags fordert«, einer der Haupkbeweggrüiide der Regierung zu der Einberufung der außerordentlichen Session. Herr Hänel aber glänzte al- be urlaube Die Laiserllige im Llsaß. * Ueber den letzten Tag de» Kaisermanöver» berichtet die „Post" vom l8. September: Der Al-bruih deS »estrige» Manövers war nicht so glatt »on statte» gegangen. Der gewaltige Vorstoß auf dem linken Flügel de» Osteorps hatte de» seindlichen rechien Flügel zum Weichen gebracht, dagegen war der liiike Flügel de« Westcorp« dem gegen, überftedei'den rechten de- Osteorps erheblich überlege» und würde ihn im Eenstsalle ungeachtet de» todeSinnthigen Anreiten- der 15. Ulanen sicherlich ausgerollt haben Die Cavallerie des Westcorp» war da- durch, daß sie aus den rechten Flügel ihres Lorp» dirigict wardea, anstatt auf den sticke», wo sie, kühn ausgeeisend. de» Feind Hütten schwer schädigen können, in eine mißliche Lag« gerathen. Sie hielt hart südlich Hochselden aus einem Terrain, aus welchem sie völlig bewegungsunfähig geworden war. Line »attische Entscheidung war unter solchen Umstünden nicht möglich Um sie herbcizosühren, bestimmten die ÄAedsrichler, daß dem Ostcorps. nachdem t» da» feindliche, «»griff aus seine Stellung östlich Hoch seiden euischikden abgewiesen, die Meldung vom Austreten einer seindlicheu Division südlich der Zorn, in östlicher Marschrichtung »gehe und die Höhe des linken Flügels deS Cnrp» bereits über- chrüte» habe. Das Corps trat demgemäß seine von der Cavallerie durch wiederdolte glänzende Reiterangrifse gedeckie RückzugSbewegung in der Richtung ans Hagenau an. und bezog mit der 3l. Division östlich und westlich Wintersbausen, mit der Cavallericdivssion bei Kessendors die BivouacS. Die Avantgarde: Regiment 25, Iäge, Nr. t t, Ulanen Nr. 15 (3. Cscadron), 2 Batterien stände» bei Berttheim mit Vo>vosten ni der Linie Mmwersheini-W IlerSdeiiii, die Vorposten des bei Hochleiden bivouakireiiöeii Westcorp» östüct, de? letztgenannte» Ortes — Dem Feinde war am gestrigen Tage die Unterbrechung der Bah» Weißenburg-Hageuau im Hagenauer Walde gelungen. Die sür gestern Abend signalisirte VerstarkunqS- drigade mußte daher bereits in Sulz „unterm Wald" ousgeimiffi werden und durch einen starken Marsch um den Hagenauer Wald herum die Verbindung mit dem Corps in der Richtung aus Hoch, selben herznstellen suchen. In der Nach» wurde diese Be» bindnng (suppouirt) erreicht, die Brigade (vom Westcorp- herüber, genommene- (Regiment 92. Versuchsbataivo», zwei FlaggenbalaiNoiie, zwei Batterie», eine Escadro» Ulanen Nr. 15) bivouakirle südlich Merzweiler. Der Commandirende deö OstcorvS beschloß, heute dem Feinde entgegenzngehcn, und besohl einen von der Avantgarde und der CavastcricLivisioii z» verschleiernden Rechtsabmarsch deS GroS io der Richtung aus Gütleudors. DaS Terrain bildet ein großes Plateau, welches vom Landgrabcn ansteigend sich in nordöstlicher Richtung ziemlich übersichtlich bis zu der von Brunioth derans- tomnieilden Landstraße hin erstreckt. In der nach Osten abfallenden Thalmiilde liegen die Dörfer Bentheim und Keffendors. Tie Avant- arde halte den Beseht, von Berstheim den Vormarsch aus Willen', eim um 9,45 Uhr anzutreten. gleichzeitig gingen die hessischen Leiddragouer zur Sicherung der rechten Flanke a»s Winwersheün vor. Damit waren zwei Puncte deS Dreiecks Mommeuhe»» - W>n- weisheiui-Wittershkinl erreicht, welches des Schauplatz der Haupt« sächlichstc» Ereignisse des TagcS werde» sollte. DaS Westcorps hatte aus Weisung deS ObercominandoS der Destarmec sür heute eine Brigade betnstS Mitwirkung an der Ei ti sch! icßnng von Straß bürg abzutreten (jene oben erwähnte Berstäi kuiigSbrigade sür das Osteorps). Seitens des Oberkommandos war die Erwartung ailSgeiprochen worden, das Corps werde dennoch zur weiteren energischen Bersolgung deS siegreich ziiruck-ledrängie» Feindes besähigt bleiben. Demgemäß tlat daS Corps den Bor- marsch von Hochseldrn aus Hagenau, in der Richtung aui Minweis- he„n derart a», daß die Avantgarde uin 9 Ubr 4L Minuten durch Len nördlichen Ausgang vo» Hoch'elden debouevirte. Die Vorposten hatten Beschs, stehen zu bleibe» und sich Le» Tinvpen im Bormarich anzuichließen. Die Avantgarde unter Oberst Melms bcstand aus dein Regiment 131, 4 EscadronS Ulanen Nr. 14, 2 Batterien, 2 Pionier- Conipagmen, Brückentrain. Mit 500 Schritt Abstand solche das Gros: t EScadron Ulanen, Regiment 98, I Pionier-Compagnie, 4 Batterien, Regiment 130, bäuerische Brigade. 1 Pionier-Compagme, Gleichzeitig ging die Cavallcriedivision (Gotlberg), die südliche Straße durch Hochselden benutzend, ausklärend vor. Gegen 9 Uhr begannen die beiderseitigen Patrouillen das Feld zu dlirchschwärmen. wieder unter möglichst geringer gegenseitiger Beachtung. Eine Ossicier-Patrouille der 7. Ulanen ritt hart an einer feindlichen Tragonerpatrouille, welche hinter einem Gebüsch hielt, vorüber, ohne ihr die geringste Beachtung zu Ich.nken, ebenso den weiter oben im Felde haltenden Dragoiier-Aedetten. Praktisch würde ja bei gegenseitigem Angriffe der Patrouillen nicht viel heranskomiiien. aber snr Denjenigen, der nicht Berufssoldat ist, wird das Büd des Kriege» durch solche kleinen Züge zu sehr entstellt. Bemerkt sei noch, daß au allen drei FeldnianSvcnagen gerade die Dragonerpatrouilleu den Eindruck der größten Schneidigkeit uns Keckheit machlen. Während die Avantgarden.Cavallerie deS OstcorvS kurz vor 10 Uhr hervortrabtc, ward anch vom Feinde her der Abmarsch der Vortrupps» durch mächtige Staubwolke» angekündigt. Man iah erst die inlnier dichter werdende» Plänklerkette», dann die geschlossene» Massen von Hochseiden her über den Lelmibcrg beranzieheii. Wahrend diesseits die 15. Ulanen und 24. Dragoner sich von Bcrsthemi und Kesscndors her der Linie Miuwersheini und WillerShciin nähern, geht auch auf dem linken Flügel Cavallerie des Oßcorvs zur Aui- klärung vor. Währenddem »riss, bei dem westlich Miiiwersleiin haltende» Generalcommando des XV. Corpö die Freudeiivolichait ein, daß der Kaiser um 10 Uhr 14 Minuten Straßburg verlassen habe und in der Fahrt aus Mommenheim begriffen sei. Lestt ch des LrieS trifft die beiderseitige Cavallerie auf einander, 15. Ulanen und 24. Dragoner atiakicen die feindlichen Dragoner, welche znrückgehen. bald findet Weiler südlich ein zweiter Zu sammenstoß zwischen drei Eöcadrons der Schlcswig.Holsteiuifciicn Ulanen eiuerjeilS, den 9. Dragoner» und einem Zuge drr 14. Ulanen, der feindlichen Avantgarde» Cavallerie andercrseiiS statt. Um 10'', Uhr fallen östlich Mommenheim von der reilende» Artillerie der Ost - Cavalleriedivision die ersten Kanonen schüsse, gleichzeitig rückt die Infanterie der Avantgarde, z„. nächst die 11. Jäger, gegen den Lanügraben vor, weiser die west, liche Seite des oben geschilderten Dreiecks bildet. Jcnseils ist tue seindliche Infanterie von Hochselden her in langen Reihen ui An- inarich. Die Jäger geben während des Vorgehens Feuer aus die aus dem Gefecht mit drn 15. Ulanen zurstckgehenden 9. Dragoner, welche bald dem Gesichtskreise enlichwinden, dann steigen die Jäger gegen den (ziemlich trcckeneii) Landgrabe» hinunler und eröffnen ihr Feuer gegen die aus der Lerisch.-nhShe ausgesahrene Avauigarden- Artillcrie des Feindes und dessen vorgchendc Schützenlinien, di-sseiis fahren die beiden Batterien der Avantgarde an dem Wege Wiiiers- helin-Miiiwcrsheim aus, wo die versammelten Stäbe ihnen den Platz räumen müssen. Inzwischen ist das Feuer am Landgrabe» Heiliger geworden, allmälig sind sämmiliche Compagnien des Jäger- Bataillons an deiiielbcn hinuniergestiegen, die Füsiliere des 25. Sie- gimeiitS, die Nachkommen der alten Lützower, gehen aus Mmw-rS- heim vor, dessen Umgebung von den hessischen Dragonern bewacht wird, ertialttn beim Austritt aus dem Torfe ein heiliges scindlicheS Insanterieseuer von jenseits deS Landgrabens, an welchen sie n»n ebenialls hinabsteigen. Longe Zeit stehen die Jäger und eine Compagnie Füsiliere allein im Feuer gegen bedeutende Kräsle des Feindes, allmälig aber beiheiligie sich die gesummte Insanlrrie der diesseitigen Avantgarde am Fenergesecht, die Hauplkräste des Feindes sejjelnd. Boin *leos der Jnianterie des Ollcorps ist »och nichts sichtbar. Für die B.rstärkimgsbrigade ist oberhalb Bahnboi Neuberg eine Pontonbrücke geschlagen, sie ist um tO Uhr 15 Mm. dort angetrcten und über Daueadorj und Hctlendorf im Anmarsch. Ihre beide» Batterien und Ulanenschwadron sind voiaufgeeilt »nd gegen 11 Ubr 45 Min. sieht man die Artillerie der Berstärkungs- brigade aus dem Koppenberg nördlich MinwerSheim aussabren und aus eine Entfernung von 2500 Metern das Feuer aus die seind- liche Insanlerie und deren Reserven aus dem Lertichenberge eröffnen. Gerade um diese Zeit war die diesseitige Lvanl- garden - Insanlerie hart bedrängt vom Feuer eines über mächtigen Gegner?, und ein entschlossenes Vorgehen des letzteren würde ohne Zweifel ein günstiges Reiultat gehabt habe», einstweilen Hot sie mit ihrem rechte» Flügel die Ostinsanierie uinlaßt und setzt die letztere einem vernichtenden Feuer auS. Oestlich Mi». werSheim steht man den Wagenzuq der kaiserlichen Equipagen Hallen, dort beobachtet der Kaiser gespannten Blickes die Vorgänge. Der Kronprinz ha» den Ott durchritten und überblickt südlich desselben da» Gefecht am Landgraben, sowie das Terrain gegen Hüitendors, von wo die BerstärkungSbrigade erwarte» wird. Es ist 12 Uhr ge- worden, der Infamer,ekomvs stagnirt. Der Kronprinz reite» zum Westcorp- hinüber, beste» Reserven gegen den durch die Artillerie aus dem Koppenbeege sich ankündiqendei» Feind sich wenden, eine vattette ist gleichfalls gegen denselben rinqeschwenkt. Um 12 Uhr 1b Minuten sieht man die Spitze der Verstärkung«.Brigade, zwei Eompagniea der schwarzen Bronnschweiger aus dem Gehölz unter- kalb de- Koppenberge« herauttreteo, die ihnen vorauigeeili« Ulanen, schwadron geräth in Berührung mit der Cavallerie de« WeftcorpS. Auf den Höhe» in der Richtung ans Hüitendors werden größere Masten sichtbar. Auf dem linken Flügel deS Osteorps driLt Gras Haeseler mit seiner Reiter-Division hervor, wirst den rechte» Flügel der feindlichen Infanterie zurück und nimmt mt» seinen reitenden Batterien in der Flanke de-Gegner« Aulstellung. Die Infanterie und Artillerie de- Westcorp« lchweatt zum Tdeil gegen den so energisch aostreteadeu Feind ein. von zwei nebeneinander stehenden vottrtten feuert die eine nach Osten, di» andere nach Westen. Die Lavallerte-Dtvisi», de- Westcorp- geht zum «ugttff gegen die seindliche Reitermaste vor. aus dem rechten Flügel, ja säst im Rücken der Angriffslinie de- Westcorp-, entsteht ein mächtige- Reiter- gttümmel. die Entscheidung ist ou« der Ferne »icht wahrnehmbar, aber die Acstcavallcrie geht zurück und die Batterien der D'vision Haeseler bleibe» m Ihrer Ausstelluug. I»»wtschen «ff die »-lammte Infanterie de- GroZ des Osteorps ans dcni Ges-chtssclde er- schienen »nd. mit dem rechien Flügel an Minwersheini gelehnt, im Vormarsch gegen den Femd, der sie. nachdem er zu,» Theil den Landgraben überschritten, mit einem surchibare» Feuer überschüttet. Die Schützenlinien gehen mit lautem Hurrahrus vor, die tiefen Loloitiien folgen. Der Commandieende des WestcorpS zieht seine besten Kräile heran, de», zn gewärtiqenden Masse »vorbruch der feindlichen Infanterie enigeg-nzuirete». Es ist drei Viertel aus 1 Ubr, die VerstärknngSbiigade auf dem rechten Flügel des Osteorps ist völlig entwickelt, die Braunschweiger über all eilen de» Lanograben, die ihnen entgegenstrheiideii bauerticben Bataillone ziehe» sich langiam aus die Lcrlictieist'ühe zurück, links von den Braniiichveigern und in Füklung mit denselben trete» süd- lieh und östlich Minwersheini neue Jnsanlcrie-Ablbeiliuigen aus, der linke feindliche Flügel wird mehr und mehr unisaßk, der Gegner Hai keine Reserve mehr einziisetzen. D,e gleiche umiasjende Bewegung droht aus dem rechien Flügel durch die Cavallcrie-Division Haeseler und die vordringende Insanlerie des Gros, welche auch iin Centrnin fort und fort on Terrain gewinnt. Da. tO Minuien nach l Uhr klingt daS Signal „das Ganze halt!" über das Feld, welchem gleich daraus das weitere Signal „das Ganze sammeln" folgt. Da» unaufhörliche Gewehrseiier verstummi, die Artillerie cnl. sendet ihre letzten Grüße, die Reiter sitzen ab, da« Kais.r- monöver des XV. ArmeecorpS ist beendet. Mit der Um gehung seiner beiden Flügel hat das WestcorpS, dessen Iiisanterie obenei» nabe daran ist, durch den Vorstoß des noch irische» Gros der feindlichen Insanlerie in de» Landgrabcn geworfen z» weidea, eine tactische Niederlage erlitten, seinem Vormarlch ist damit ein Ziel gesetzt. Die Coniiiiandeiire sprengen von alle» Seilen der Höhe östlich Minwersycim zn. wo der Kaiier hält. Bald umqikbt ein weiter Krc s von L »eieren aller deutschen Conliiigenle den erlauchten obersten Kriegsbeil», an ihrer Spitze der König von Sachsen, die Thronsolger von Bagern und Württemberg, eine erlauchte und glänzende Ver- iamnilnng hier bei dem kleinen elsäisiichen Törtchen, dessrn Bewohner eng znianlincngeschaart stehen und staunend das Slnck Lculscher Geschichte betrachte», welcher sich i» diese»! Augenblick vor ihnen vollzieht. Jetzt begreift» und verstehen sie doch etwas von der Macht und Größe des Reicher, dessen 90 jähriger »asser hier aus dem Felde angesichts eines so stattlichen BrnchilhilS de« deutsche» H-ereS seines Äniles waltet. Von W.sten her ichmimer» die blänl che» Hüne» der Vogeien herüber, der mächtige Giengwall, zwischen Deuijchland und Frankreich nufgerichtet, der cs, so Gott will, bleiben soll; weithin blitze» die Waffen über das Feld, um die Fahnen und Standarte» geschaart, deren inciste eins» ruhmreich durch jene Berg. Pässe hindurch getragen worden, dort im Wagen steht hochanfgerichtet iiiiiiitle» einer Unzahl von Blumciispeiidcn aller Art, welche die Landbevölkerung im» am Morgen dargebrachl und welche den Wagen crftillen, der Kaiser, dessen ehrwürdiger Auge über Deul'chlgnd leuchtet, dort »iinmi er Abschied vom XV. Armeceorps, der Vorhut des deutschen Heeres gen Westen, und dankt imt Anerkennung sür die zum Theil recht anstrengenden Leistungen der letzten Tage. Dann wende! sich der Wagen, die Fürste» und Herren neige» sich vor der Majestät des deutschen Kaisers und dann geht eS hinab gen Mommen heim, dem Exiraznge zu. Das kleine Dorschen hatte sich so stattlich als möglich heran;- geputzt, um de» »lächiigen und doch so gütigen Herrscher sestlich zu einmaligen, Flaggenmasten, eine Festnraß' von jaiigei» Tannen- bäumche», Ehrenpforten und grüne» Guirlande». Aber was an Glanz etwa sehlte, das ersetzten die klooscnden Herzen und lcuchieudcn Augen der versammelten Doubewokner. der Schuljugend, die zuerst den Kronprinzen mit Helle», Jubel begrüßten und von ihm freudig die Versicherung empfingen, „daß der Kaiscc bald Nachkomme". Aus der stattlichen Gestalt deS Kronprinzen in seiner hellblauen Uniform bliebe» die Augen derLaiidleute mil Vorliebe hasten; nicht ohne Staunen sahen die Minwersheimer den Kronprinzen vom Pjerde steigen, eine» Stallmeister in einen Garten send?» und eine Anzahl grüner Blätter holen laiieii. die dann in den Helm des Kronprinzen gelegt wurden. Solche kl-inen reia menschlichen Zuge prägen sich dem Gedachlniß der Lanübewohncr tief ein. Prinz Wilhelm war wieder am frühen Morgen hinansgesahrcn mit dein Größt,erzog und dem Generalem»,nandv. Heule begab er sich znin Oi'ttoipö. dessen Manöverabzeichen. die weiße Kappe ans der Pelziiiuhe, er angelegt hatte. Voraussichtlich wollte der Prinz beim Gras» Haeseler, dessen Attaken er gestern schon mttgelitten, Cavallericilll.iui'g liudircii. So sah der Prinz Manches, was iki» sonst vielleicht eiilgangeii wäre, überraschte die Patrouille» in ihrem eisten Au reite» »nd di- Dörfer bei dein Schlnii ihrer Festtoilette. Ienftil .u:.'ah in, hatte der Besitzer eines linsern gelegenen kleinen Banen oilö allem ft ne Chrenplorie errichtet »nd stieg gerade ans einer Leiter in die Bäume hinaus, um dort Fahnen i» dcuii.hen Farben anfznpslai'.ze», als der— vo» den Wenigne» gekannte Enkel Kaiser Wilhelm s unter der Ehrenpiorte hindurch ritt und sich mit einem schnelle» Bl ck überzeugte, daß wirklich des Volkes Hände frei- will g diese Zeichen der Berebrnng tue den Kaiser ausgerichlet. Ueber den >ubel»den Eiiipsang, welchen der Monarch in Mo in u>c» bei m gesunden, vermag ich aus eigener Anichannng N'chi zu bcrichlen, ober wer die Fcstversammlnng der Dorfbewohner gesehen, die Kinder mit den leuchtende» 'Augen niid die Sträußchen auS bescheidenen Feldblumen in den Hände», und später den mit diesen Blunienspende» ciiigeiüllicn kaiserliltien Wagen, der wird überzeugt sei», daß die Bewohner dieses schlichten DorseS hinter de» anderen, denen es vergönnt gcwcjcn, den Kaiser zu begrüßen, nicht zurückgestanben sind. Um 2'/, Uhr traf der kaiserliche Extrazng in Straßburg ein. Die zum Bahnhof führenden Straßen waren vcn großen Menschen- »lassen erfüllt, welche den Kaiser mit stürmischem Jubel empfinge»; der greise Monarch dankte bewegt »ach allen Seiten hin, nicht minder herzlicher Znrus ward dem Kronprinzen z» Theil. Auch die anderen Fnrstlichlciicn holten sich der lebhaftesten Begrüßung zu erstellen. Von den Truppen deS ArmeecorpS irale» die der 30. Division zum Theil noch gestern die Rückjahct nach Metz an. Vie „Norddeutsche Allgemeine Jeitnng" über Bulgarien. * Wir finden in der „Norddeutschen Allgemeinen Zei tung" einen Artikel, der zwar in seiner Korn, als Polemik gegen ein ankere» Blatt a»s;usaffen ist, die Stellung der genannten Zeitung aber zum Reichskanzler und der Platz, den diese jenem Artikel kinräumt, gebe» der Auslastung ein ganz bcsondcreS politisches Gewicht. Ter Artikel lautet: Unter den Blättern, welche eS sich zur Ausgabe gestellt haben, die auswärtigen Interessen Europas in der dculsche» Presse zu vcr> trete», niuimt der „Hamburgiiche Correspondcnt" durch sein Ansehen und seine wustiqen Traditionen eine hervorragende Stellung ei». Aus diesem Gcmde nehmen wir Anlaß, einen Leitartikel desselben, dotirt Hamburg, 16. September, zu besprechen, in welchem die land- läufigen Irrihümer, welche englische Organe über die beuische Politik zu verbreitcn pflegen, sür deutsche Leser mundgerecht zusammen- gestellt sind. Der Artikel beginnt mit der Insinuation, daß ma» „wohl an- nehmen könne", daß außer den bekannten „eine specielle Abmachung" mit Rlißiond getroffen sei, die Rußland zu Gegendienste» an Deutschland ansdrücküch verpflichtete. ES wäre verständiger und ebrlicher gewesen, jedensall« der Wahrheit entsprechender, wenn das ^ bamburgische Blatt sich aus dir Berniuthung beschränkt Kälte, die eS ' »einen Leiern nur als „freilich denkbar" zu erkennrn giebt, daß der Reichskanzler jede im Orient austauchende Schwierigkeit schon au« dem Grunde beseitigen helfe, um zu verbäten, daß aus ihr größere europäische Verwickelungen erwachse» könnten. Dies- Motiv scheint uns sür einen deutschen Staal-niana an und sür sich ein genügen- des. Händel zu verhüten, in deren weitere Entwickelung Deutschland hineingezogen werden könnte, ohne ein eigenes Interesse zur Sache zu haben, scheint unS die Ausgabe jede» ehr- und friedliebenden Reichskanzlers zu sein. Will man dem Fürsten Bismarck daran- einen Vorwurf machen, so muß man irgend eine» Grund baden, den Frieden, dessen wir un» erfreuen, sür einen unerwünschten und womöglich zu beseitigenden Zustand zu halten. Man braucht deshalb „icht, wie der ..Ham- burgische Correspondrnt" e« thut, die Entstellung der Situation in« Feld zu sichren, daß „irgend eine Parteinabme Deutschland- für den Fürsten Alexander" ein Bünduiß Rußlands mit Frankreich gegen Deutschland im Gesolge Kälte haben können. Richtiger wäre der Gedanke dahin gefaßt, daß eine feindselige Parteinahme Deutsch- land« gegen Rußland, ein Eiaschreiteu der deutlchen Politik gegen ki« Lage de: Dinge, wie sie auf Grund deö Berliner Coagrcsses dt» znm September vorigen Jahre« «n Bulgarien bestanden hat. zur Entsrembung und schließlich znm Bruch mit Rußland führen könne, ohne daß sich aus dem W,«e dahin ein schicklicher Moment zur Aieder- anknüpsung besserer Beziehungen finde» werde. Die Frage de- Bruche- mit Rußland ha» vor etwa 7 Jahren nahe genug gelegen, und wen» ein solcher einlräte, so wird darüber kein Zivessel sein, daß bau», wir man in Frankreich sagt, die EhassepotS von selbst losgetzen würden. Wir sind »ich, kleinniülbig genug, um vor einer solchen Situation zurückzuichrecken, wenn sie unausweichlich werden sollte, oder unsere eigene» Interessen sie uns austiöihigten. Aber wir sind nicht gewissenlos genug, ui» zu empselilen, daß d e dentsche Nation ohne jede in der Sache liegende Nöihtgung, lediglich aus sranzösisdem Ptestigebedülsniß. «mein Kriege von dieser Ausdehnung durch ihre eigene Re nerling inuihwillig ciitgegkiigeiührl werten sollte. Ein „Bünbniß 'Ruß aiids mit Frankreich ist »ich! vorhanden, nicht wahr- icheinüch und nicht uolbw-iidig, um Frankreich zum Angriff ans Teulsch- land zu bestimme», sobald letzteres einen anderweitigen ebcnbüliiqe!» Gegner baden würde. Tie Betrachtungen, welche der „Hamburgische Correiponbent" daran knüpft, daß ein solches Bündniß „nicht leicht" p raktlich zu verio rkliche» sein wrrte, sind deshalb müßig und laien haft. Dasselbe gilt von der daran geknüpften Frage, ob eine der artige „russische Lrobung" »ich! als bloßer „diplomatischer Schack», zilg" aniusehc» gewesen sc,'. Drobnngen spielen heut zu Tage überbaut'! keme Rolle als diplomatische Lchachzügc, sondern finden ihre Stelle nur als zwingende Einleitung zum Kriege oder doch zur losortigen Rüstung aus den Krieg. Wenn man heut zu Tage Drohungen zwischen zwei große» und benachbarten Mächten als ge- bräuchliche diplomatische «chachzüge ansftht, so sollte man doch daraus verzichte», die ösftnllich« Meiming Deutschland« über ouewürtlge Polittk belehren z» wolle». Z» einer weiteren Insinuation behuss Verdächtigung der deutschen Polittk, von denen der Artikel strotzt, gehört die Andeutung eine« ei, Russe» in Bezug ans Bulgarien gewährten Zugeständnisses". Rußland bat bisher kerne Art Zugestäiidliiß verlangt, welches Deutsch land hatte g-währc» oder verjagen könne», und cs hat daher anch von keiner „Bürgschaft" sür Rußlands Haltung in der orientalischen Frage die Rede sein können. Wir gestehe», daß wir auch bei lutt'ierci» Nachdenken »nS keine genane Idee van einer solchen Bürg schaft oder „einem sonstigen Vortheil sür Deutschland" mache» könne», welchen der Reichskanzler gegen „bulgarische" Zugeständnisse vo» Rußland häkle verlangen können. Der Artikel reproducirt dann die Conjecture» anderer Blätter über den in»ihi»aßlichcn Inhalt de- noch nicht vorliegende» italieni sche» Grünbuches in einer Form, welche den Leser» den Eindruck »lache» muß, als handele cs sich in diesen willkürlichen Fictionen um historisch bekannte Lhatiache». Ter „Hamburgische Correjpon- de»t" bringt diese Fictionen in der Foim, daß er sagt: „Wie nämlich schon in unserm heutige» Miltagslatt milgetheilt". Sein MittagS- blait ist die einzige Quelle, die er bat, und nach demselben „ließ Gras Kalnvky, als die Abdankung deö Fürsten Alexander bekannt wurde, beim Fürsten Bismarck ansragen, ob er die russische Politik billige". Dies ist die erste Lüge; aus diese solgt die zweite, daß Fürst Bismarck aittwoitete, „die Abdankung des Fürsten sei daS einzige Mittel, die Besetzung Bulgariens von Seite» Rußlands zu verhindern und euro päischen Verwickelungen vorzubeugen". Weder die Anfrage deS Grasen Kalnvcky, noch die Antwort deS Fürsten Bismarck haben jemals in dieser oder einer ähnlichen Form stattgcjunden, und die Angabe darüber ist eine gänzlich au« der Luft gegriffene Ersiaduna. DaS Berliner Cabinet ist bisher nicht einen Augenblick in der Lage ge wesen, die Besetzung Bulgariens vou Seiten Rußland- al- beab sichtigt oder wanrscheinlich auz»ftdei>. Nicht minder singtrt ist die Behauptung» daß Rußland durch ein „Lmveruchmrn England- mit Italien" an der Besetzung Bulgariens verhindert worden srt. Die daran geknüpfte kindliche Frage: „war denn da« dem Fürsten Bis marck unbekannt", glauben wir mit Sicherheit be>ah«n zu köuueur wir dcstreiten eS sogar, daß eS irgend Jemand in der Welt gebe, dem diese Tliaisache bekannt sei; sie ist eben ersnnden. AIS »oahr- ichcinlich ist nur anzunehmen, daß schon, wenn England allein, ohne Italien «»tschlossca wäre, sich jeder Besetzung Bulgarien- durch die Russen" zu widerseften, dann die Situation eine ganz andere sein würde, als sie ist. Das wäre schon dann drr Fall, wenn euch nur bekannt wäre, daß England ernstlich aach einem Partner juche, der sich in Gemeinschaft m,t England dem russische» Einmarsch zu widersetzen geneigt sei. Bisher haben wir nur wahr- g,nomine», daß England nach einer Macht sucht, die diese Wider setzlichkeit allein und ohne England zu üben bereit sein möchte. Der „Hamburgische Careeipondent" fragt dann, „konnte man nicht lieber abivaite»", ob Rußland Rumänien vergewaltigen oder zu der schwierigen Besetzung aus dem Seewege schreiten werde. — Ruu» diese: Wunsch des „.Hamburgische» Eorrejpoudenten" ist ja krsüUt, inan wartet dies noch heute ob, und vielleicht aoch längere Zeit. Wozu also der Lärm? Wir glauben, wie ge sagt. »icht, daß die Occupatio» Bulgarien- überhaupt vom Peters burger Cabinet beabsichtigt werde, und wenn dies «iu Irr st,»in wäre, so glauben wir nicht, daß eine Besetzung des Lande- durch Rußland unter den gegenwärtigen Umständen die Anhänglich keit der Bulgaren an Rußland fördern würbe. Wir halten auch die Meinung des „Hamburgische» Korrespondenten'', daß diejenigen Mächte, welche überhaupt Bulgarien nicht den Rassen überliefert sehen wollen, mit der Art und Weise» wie jetzt da« Land ou Ruß land überantwortet ist, nicht zufrieden sind, sür irrlhümlich. Nament lich hoben wir Grund, anzunehmen. daß in Petersburg die heutige Situation Bulgariens durchaus nicht alS „Ueberaniwortung" de- Landes an Rußland oufgesaßt wird. Außerdem möchten wir den „Hallidnrgnchen Correipondenlen" um nähere Auskunft darüber bitten, wer denn diejenigen Mächte sind» die Balgariea nicht den Russen überliefert sehen wollen, BiS vor ziemlich genau einem Jahre waren alle europäische» Mächte mit der Situation zusriedeu, in welcher sich Bulgarien von 1878 bis 1885 aus Grund der europäischen Ver träge bciuiidcn hat. und doch war Bulgarien bis zum September- Putsch vou Philippopel sehr viel mehr den Russen „überantwortet" als heutzutage: insbesondere stand daZ bulgarische Heer ganz unter dem Befehl russischer Oificiere und die ..inneren Angelegenheiten Bulgariens" unter vorwiegend russische,» Einfluß. Wenn diese rus sische Cuimischung, ui» nicht zu sagen Herrschaft, in Bulgarien bis z» dein SlaalSstrcich von Philippopel, also bis vor kaum 12 Monaleu, mit drr Sicherheit Europas und d>-r Ehre Deutschland- verträglich war, warn:» den» jetzt mit einem Male nicht? Wir können uns die Gründe vollständig klar machen, auS welchen die Presse der Forts:! rttteparkei, der Socialdemokraten und drr Welsen oie auswärtige Politik des Fürsten Bismarck gerade jetzt in so leidenschaftlicher Weise anqreist. Für sie concentiirt sich eben alle Politik, aucwärlige wie innere, in der Ausgabe, ihre persönliche Abneigung gegen den Reich kanzlcr zum Ausdr ck zu bringen, den selben in der ksftnilichen Meinung herabznsetzen und das Ver stauen zn seiner Politik im Jnlanbe wie in, Ausland: -»vermindern. Man hofft in diesen kreis,n zu verhindern, das; die schon über lange Tauer seiner Aiittslhätigkeit die gegenwärtige Situation über- dauere. Daß mit diesem Bestrebe» der inneren Reut Sgegner die Iuleresftn dieser oder jener auswärtigen Macht zuiainiiieniallen, ist e,n zufälliges Ergebnis, der augcnbl'ckliche» politischen Constellatioii. Weniger einleuchlriid sind uns die Motive, welche ein Blatt, wie der „Hamburglsch: Correlpondriit". babcn kann, niit so viel üblem Willen, wie in dein fraglich,,, Ariikel, in den CdornS der radikalen, socialen »nd volanisirciiden B,stier eiiizustininicn. Die thastächlichcn Angaben, welche dabei oein Anglist aus die Politik de» Fürsten Bismarck als Unterlage dienen, sind ebenso un richtig wie die dar,» cnitten Must "ilungen der „Times" und „Neuen Freien Presse" a„s Berlin, daß die dr,i Kaiser»,achte sich eiidqillig über die bulgarische Frage geeiii gt hätten. Zu einer solchen Einigung bot gar kem ! eeni,s»iß vo'gclig,», weil die drei Mächte b sher in keinem Augenblick uneinig in ihrer '.'laisassung aew ien sind, und keine von ibnen gene g: g weieu ist, d'- Wege zu verlassen, welche durch die enropailch-u Beiträge gewi-ie-, sind und unter seren „Schutzdach" Bulgarien bis noch vor IuhrrSjri» gestanden hat, ohne den europäisch'» Frieden zu geiährden. Geradezu kindlich wieg der Artikel des „Hainburgilchen Lorre- spondenien" in seinem Sch üsse, wo er leine Politik aut die Hypothese stützt, wenn Frankreich endlich einmal zur Eii lim gelangte, welche großen von Atters her i» der Levante gepflegten Interessen es durch seine jetzige Politik leich'ienig aui dos Spiel letzt. Wir können dem „Hambuegischen Corresvvndenlen" nur empfehlen, leine Tbätigkeit in der auswärtigen Politik wesenilich aus diese Bekehrung Frank reich- znruspitzen. Aocialpolitisches. * Das Reichs-Versichern,, gS-A mt hielt am 20. S-ptember seit seinem Bestehe» die zweite öfsentlicbe Sitzung ad. Den Gerichishos bildeten Präsident Bödiker, als das vom Bandeörath ans seiner Mitte gewählte Mitglied, der badische oußerokLenlliche Gesandte und bevollmächtig»- Minister Freiherr d. Marsch«kl. Regierung-rath
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