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Amtsblatt des Königl. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. M 171. Donnerstag den 20. Juni 1861. Bekanntmachung. Im Museum wird üon jetzt an Künstlern und Dilettanten -aS Cvpiken der Kunstwerke nach MaSgabe eines besonderen Regulatives, welches beim Hausmeister und bei deU Museumsdienern einzusehen ist, gestattet werden. Leipzig am 15. Juni 1861. Der Rath der Stadt Leipzig. Schlei, Berger. rchleißner. 'i>i, Bekanntmachung. In dem der hiesigen Stadtgemeinde gehörigen Gebäude ReichSftraße Rr. 52, den ehemaligen Fleischbänken, soll der große, zur Zeit noch leer stehende Raum zu einem Restanratlonslocale eingerichtet und, unter Hinzunahme einiger Raume des dermaligen BurgkellerS, ingleichen mit der im zweiten Stock deS genannten Hauses befindlichen Familienwohnung vom 15. September dieses Jahres ab auf sechs Jahre an den Meistbietenden vermiethet werden. Es ist hierzu der LI. Juni dieses Jahres anbermmit worden und wir fordern Miethlustige auf, an diesem Tage Vormittags RL Uhr in der Rathsstube zu erscheinen und ihre Gebote zu eröffnen. Die Mkthbedingungen liegen vom 18. dieses Monat- auf dem Bauamte zur Kenntnißnahine aus, ebenso der Plan, rücksichtlich dessen noch bemerkt wird, daß etwaige besondere Wünsche deS AbmiecherS für die innere Einrichtung de- Haupt- locals jede thunliche Berücksichtigung'finden werden. Leipzig den 15 Juni 1861. Des RathS Finanz deputatton. Rede des Abgeordneten Nr. Hegner, den «men Wahlgksehentwurf betreffend. An die Worte d«< Herrn v. Criegern gleich anknüpfend, daß er kein Verehrer der Volksvertretung, sondern ein Anhänger deS ständischen Princip- sei, muß ich bemerke«, daß derselbe Redner bei Berathung deS Wahlgesetze- im Jahr 1848 als ein sehr war mer Vertheider de- Wahlgesetze- von 1848, das doch auf ganz demokratischer Basis ruhte, ausgetreten ist. Freilich die Zeiten ändern sich und mit ihnen di« Ansichten. Matt sieht überdie- darauS, wie die Behauptung de- Herrn Abg. CichormS eine ganz richtige war, denn solche volk-thümliche Principien bieten emen gewissen Anziehungspunkt, welche damals die konservativen Ele mente, namentlich auch die 1. Kammer mächtig ergriffen, als sie der neuen Zeit warm die Hand drückten und alle- Gesetzliche von jener Zeit mit geschaffen, was man jetzt nicht mehr wissen will. Mit meinem College» auS Leipzig bin ich Verehrer der Volksvertretung und Gegner der Ständevertretung. Ich stimme gegen die Gesetzvorlage, wie diese jetzt vorliegt, und hauptsächlich deshalb, weil sie den Forderungen der Zeit nicht entricht und nicht Schritt geht mit der Bildung des sächsischen Volks. In Deutschland galt seil Jahrhunderten unser Sachsen als Heerd der höchste« Intelligenz. Zwar klein an Raum, aber doch groß durch Wissenschaft und Kunst, Handel und Gewerbe, Fleiß, Rüh rigkeit, Treue, Vaterlandsliebe und allgemeine Volksbildung. Wunsch eine- jeden Patrioten ist eS, daß es ü> bleibe im Angesicht der Welt. ^ Wunder, daß mit wenig Ausnahmen ber Wunsch nach Wahlreform immer reger und lebendiger im Volke wird. Dazu drängt nicht nur da- Princip, sonder« die Volksinteressen selbst. Da- Princip, eS giebt den staatlichen Verhältnissen wieder den gesetzlichen Boden, die DotkSlnteressen, weil ohne Vertretung derselben kein politsschet Fortschritt möglich ist. Das- ganze Volk m«ß an politischen Rechten Th-tl haben. Je ernster die Zeit, desto regsamer die Theilnahme am politischen Leben, je drohender die Zeit, desto unabweisbarer das Verlangen nach Wahlreform. In heutigen Tagen, wo unser Sachsen von un- an Bildung nicht übertreffende» Bruderstämmen einaeschlossen, die sich einer große» Freiheit und namentlich eine- volkSthümlichen WahlgefetzeS zu erfreuen haben, die UnabweiSbarkeit der Wahlrefor» nachzu- weisen, wäre Vergeudung der Zeit. Beispiele liegen unS in Oester reich vor; wo da- «etternichfche System Hand in Hand mit dem Absolutismus das staatliche Leben vergiftet hat, erschien ein retten der Arzt, die konstitutionelle Form, ein volkSthümlichrS Wahl- qesetz, und hauchte dem Staate wieder frischen Athen, zu nettem Leben ein. Wie Man seit 1831 nach Wahlreform strebte und diese- Gesetz für uNhalMt hielt, beweisen die Worte eine- hervorragenden konservativen Mitglieds der 1. Kammer, der mit unserem Der- fassungSleben vom Anfänge an innig verbunden war. Es ist da- unter den vielen Stimmen auf den Landtagen 1839/40, 1842/43, 1848/46 und Petitionen um Aenderunq de- Wahlgesetze- das Wort deS früheren und jetzigen Herrn Präsi denten dek 1. Kammer, v. SchönfelS — gesprochen in der Sitzung vom -1. Oktober 1848, Uttd laütttr „Ich erkläre mich entschieden für Antlähme deS vorliegenden Wahlgesetze-, so wie de- Gesetze- über tlnlge Abänderungen in der Verfassung-Urkunde, and zwar entscheide ich mich für diese Gesetzesvotlagen auS eigener Uebtt- zeuqung, daher nicht aus moralischem Zwange oder aus anderen sonstigen Neben gründen. Meine eigene Überzeugung aber gründet sich zunächst auf da- Gefühl, daß die bestehenden Staatßforrmn geändert werden müssen. Diese Ansicht ist eine fo allgemein ver breitete, daß selbst die starren Gegner der uns vorgelegten Gesetze sie anerkennen und sie selbst ausgesprochen haben. Es bedarf daher eine- weiteren Beweise- nicht, denn Jedermann ist völlig klar darüber mN sich, daß die Kammern in ihrer jetzigen Au- samnnnsetzung sich derart barstellen, daß sie nicht ferner mehr bestehen können, daß sie eine reine Unmöglichkeit geworden sink" WaS nun vor 1- Jahren die ehrliche Uebrrzeugung eine- be- s-NNelken Manne- über die Unhaltbarkeit des Wahlgesetze- von 1S8k aasspricht, wer Mw es bei der weitsten Fortentwickelung bk Akk jetzt «sch bezweifeln? Wer es bezweifelt, daß die all- aemeine Volksvertretung da- Volk mehr an den Staat fesselt «nb AaSschiirßung vom Wahlrecht Ursache von Unzufriedenheit, wenig sten- Gleichgültkgkkit, Lethargie, Theiinahmkosigkeit ist, der bat für die Korderüngkn Und Bildung ber Zeit keim Ohren zu Höven, keine Augen za sehen, kein Herz zu fühlen, will Nicht hören was die große Weltuhr geschlagen hat, et mag dir Bürde btt Ver antwortung auf sich nehmen, er hat vielleicht noch ein 4 lätzchen, wo er auch diese noch mit aas seine breiten Schulter« nimmt. Wie von unserem posttischen Standpunkte aus wollen da- Volk als Ganzes, keine TreMMkg ber Stände, keim Kluft zwischen Bürger und Bauer, zwischen Kaufmann »Md Gewerbtreibenden, Rittergutsbesitzern, Adtt und Bürgerlichen, »vir Alle ehren jeden Stand, tragen aber auch den wahren Adel, dm erwärmenden Ger danken in «nfere« Herzen, baß wir nur va- Glück und Heil des Ganzen, de< Vaterlandes, de< Volke- und des Thrones in «n- tragen. Die Gerechtigkeit legt an da- Wahlgesetz die Erwartung, du- es mehr Zweck der Volksvertretung ist, die Stimme des Volks zü hören Mld ihr, soweit das ohne N-chtheil für die