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330S wesen. Die- hätte gar nicht geschehen sollen, wenn der Stadt, rath deren Beseitigung bereit- vor längerer Zeit beschlossen habe, so habe man nothwendig glaubm müssen, daß diese Bäume bleiben wie sie stehen. Gegen S Stimmen wurde darauf auch der Antrag de- Ausschüsse- unter 3 angenommen. Die erste größere Gas Kraftmaschine von Loch L Comp, in Leipzig hat fich bewährt! Chemnitz, 27. Juni. Al- ich an vergangener Ostermesse die in der Centralhalle zu Leipzig ausgestellte */,pferdige Gaskrafr- maschine von Koch L Comp, besichtigte und im Betriebe beob achtete, glaubte ich keine-wege-, daß mir so bald da- Vergnügen gewährt werden würde, diese Maschine für die Praxi- nutzbar gemacht zu sehen. Gestern Vormittag wohnte ich auf Ein ladung der Herren Voigt L Guthmann hier einer Probe der in deren Etablissement aufgestellten ersten, von den Herren Koch LComp. inLeipzig gelieferten vierpferdekräftigen Gas- kraftmaschine bei. Au meiner und der anwesenden Techniker großen Freude arbeitete diese Maschine nicht allein sehr ruhig und exact, sondern leistete nach einer vorläufigen Schätzung und nach der Aussage der Besteller die volle beanspruchte Kraft; denn sie trieb, ohne Ueberladung zu zeigen, fünf Drehbänke, dar unter zwei ziemlich große, eine Sheping-, eine Bohrmaschine und einen großen Schleifstein, an welchen sämmtlich voll gearbeitet wurde. Somit ist denn auch in Deutschland das Pro blem der Gaskraftmaschine gelöst und die Herren- Koch L Comp, haben da- große Verdienst, einen Mo tor hergestellt zu haben, der die jetzige calorische Ma- schine weit übertrifft, der Dampfmaschine in kleinen Dimensionen mindesten- gleichkommt, aber vor dieser den großen Vortheil voraus hat, daß die Gaskraftmaschine jeden Augenblick inGang und auch außer Th ätigkeit gesetzt werden kann, ohne daß auch nur für einen Pfennig mehr Brennmaterial als nöthig ist, verbraucht wird oder verloren geht. Die Koch'sche Maschine ist gegen die in Paris gebaute Lenoir - Marinöni'sche Maschine in einzelnen Theilen, namentlich in Bezug auf den für den Einlaß de- Gases rc. be stimmten Schieber und der Wafferabkühlung etwas anders con- ftruirt, namentlich ist die letztere Vorrichtung, ein wesentlicher Theil der ganzen Maschine, bedeutend verbessert, so daß das hier in Frage stehende Exemplar mit der früher in Leipzig von mir besichtigten Maschine gar nicht zu vergleichen ist. Lebhaft zu bedauern ist, daß Herr Haugk in Leipzig, der einen ersten Versuch mit einer Koch'schen Maschine machte, nicht mehr Geduld gezeigt und durch sein Vorgehen in dieser Angelegen heit der guten Sache sehr geschadet Hatz bei Besichtigung der hier aufgestellten Maschine würde er ganz gewiß seine Meinung über dieselbe und deren verdienstvolle Erbauer ändern. Wenn ich vorhin äußerte, die hier aufgestellte Maschine wäre nicht mit der in Leipzig von mir beobachteten zu vergleichen, so bezieht sich dies auf ihren jetzigen ruhigen Gang — da-einem Gewehrfeuer gleichend« Knattern der alten Maschine war gänzlich beseitigt — ferner auf*die durch fortwährend circulirende- kaltes Wasser bedeutend verbesserte Abkühlung — die Hitze deS Cylinders steigt nicht über 70 Grad — und besonders auf die vollständige Kraftäußerung — die Leistung der kleinen in Leipzig aufgestellten Maschine war fast gleich Null — kurz dieses Gelingen der Koch'schen Maschine ist in der That ein in dustrielles Ereigniß von großer Bedeutung! — Diejenigen, welche sich näher für die Maschine interessiren, verweise ich auf die in der Sächsischen Industrie - Zeitung dem nächst erscheinenden Besprechungen der Leistungen der Koch'schen Maschine, sowie auf die daselbst zu gebenden Zeichnungen und Beschreibungen. Jedenfalls ist der Koch'schen Maschine (die beiläufig bemerkt in Sachsen patentirt ist) eine große Zukunft, besonder- bei An wendung derselben für den Kleingewerbbetrieb, zu prophezeihen; den Herren Erbauern aber, zu denen ick insbesondere auch den geschickten Constructeur de- Koch'schen Etablissement-, Herrn Graf, zähle, möge für ihr Werk allseitige Anerkennung, die ihnen gebührende Ehr« und ein pecuniärer Ersatz für die aufgewandten nicht unbedeutenden Mittel, Sorgen und Mühen recht bald in reichlichstem Maße zu Theil werden! L. Stadttheater. Don allen den zahlreichen Gastspielen, die wir bis jetzt wäh rend gegenwärtiger Sommersaison gehabt haben, hat keine- so vielen Anklang beim Publicum gefunden, al- das der Frau M a - rie Kierschner, die brillanten Vorstellungen der italienischen Sänger und die Leistungen de- trefflichen Künstler- Butterweck nicht ausgenommen, wenigsten- war seit drei Monaten da- HauS nicht so in allen Räumen gefüllt, wie bet dem zweiten Auftreten der liebenswürdigen Darstellerin. Frau Kierschner gab in ihrer zweiten Gastvorstellung die Rollen der Hedwig in dem Lustspiel „Der Ball zu Ellerbrunn" von Karl Blum und der Julia in Castelli'- Lustspiel „Die Schwäbin". Das Genre, dem die erster« Rolle angehört, scheint das eigentliche Element der Gastin zu sein, denn diese Leistung zeigte die glän zendsten Vorzüge einer Repräsentantin de- Fach- sogenannter jugendlicher AnstandSdamen. Der erste Act und die Anfangs, scenen de- zweiten Act- bieten einer Darstellerin diese- Genres im Ganzen wenig Gelegenheit Hervorragende- zu geben, da bi- dahin auch die Hedwig mehr in zweiter Reihe steht z im weiteren Verlaufe des Stückes wird jedoch diese anmuthige Figur der Mittelpunkt des Lustspiels. Einen höchst günstigen Eindruck machten bei dieser Leistung die Eleganz und da- Pikante de- Spiel-, wie die geistreiche Ausarbeitung de- Charakter- in hohem Grade interessiren mußte und die Momente, in denen eine feine Coquetterie durch die Situation geboten ist, in der Weise wie Frau Kierschner sie wiedergab, von außerordentlichem Reiz waren. Nicht weniger wirkungsvoll und überhaupt diese an muthige Leistung vervollständigend waren einzelne Momente, in denen eine tiefere Empfindung zur Anschauung zu bringen ist. Sehr gut vermittelt erschienen hierbei namentlich die oft plötz lichen Uebergänge, besonders aber gelang eS der Darstellerin, Hedwigs innere Kränkung über den Leichtsinn und die Treulosig» keit des Baron- durch angenommene Heiterkeit und Unbefangenheit Hindurchblicken zu lassen. — Ein reizende- Miniaturbild gab Frau Kierschner in dem Castelli'schen Lustspiel. Es erinnerte dasselbe etwa- an die Goßmannsche Art und Weise, wie über. Haupt in einzelnen Zügen sich geistige Verwandtschaft der Dar stellerin mit jenem in seinem Genre so bedeutenden und ursprüng lichen Talent herausstellt. Wenn Frau Kierschner auch ihr ganz besonders schönes reines Hochdeutsch beim Sprechen des schwäbischen Dialekts nicht vollständig verläugnen konnte, so that das doch bei den übrigen Vorzügen der Anmuth dieser niedlichen Leistung so gut wie keinen Eintrag. Die Darstellung der beiden Lustspiele war auch in allen an dern Theilen eine sehr glückliche. Sehr lebendig und in feiner Repräsentation gab Herr Hanisch die seinem eigentlichen Fache ferner liegende Rolle des Baron Jacob von EÜerbrunn. Eine sehr hübsche, pikante Leistung war die des Fräulein Heller als Marie, während Herr Kühns als Doctor PlatanuS ein trefflich gelungenes, mit Leichtigkeit und Humor durchqeführtes Charakter bild lieferte und Herr Czaschke den Commissionsralh Zucker mit wirkungsvoller Komik wiedergab. Nicht weniger drastisch war des selben Darstellers Leistung als Schloßvoigt Steidele in dem kleinen Lustspiel von Castelli. — Die Stimmung de- Publicum- war an diesem interessanten Theaterabend eine sehr animirte. Man ließ es der gastirenden Künstlerin gegenüber nicht an Beifalls spenden fehlen, zeichnete aber auch unsere Darsteller aus, wie diese es wohl verdient hatten. F. Gleich. Zur Tageschrontk. Leipzig, den 2. Juli. Heute früh ist der 15jährige Hand, langer Kersten au- Connewitz, welcher auf einem in der Katha rinenstraße allhier errichteten Baugerüste gearbeitet hat, von der 3. Etage auf die Straße herabgestürzt und wegen des dabei er littenen Armbruchs in das Jacob-Hospital gebracht worden. Verschiedenes, Die von dem kronprinzlichen Paare von Preußen dem Fest-AuSschusse des nationalen Schützenfeste- in Gotha zu- gegangene Ehrengabe ist von dem Wunsche begleitet, „daß das Fest da- Gefühl der Zusammengehörigkeit aller Deutschen und die Waffentüchtigkeit der Nation för dern möge." Der Herzog von Coburg har die Deputationen der Schützen-Vereine von Bremen, Frankfurt a. M. und der Schweiz, welche bei dem allgemeinen deutschen Schützenfeste in Coburg (8.—11. Juli) erscheinen werden, als seine Gäste während dieser Festtage eingeladen. Der „amtliche Bericht über die dritte allgemeine Versammlung deutscher Pomoloqen, Obst- und Gemüsezüchter, nebst der damit verbundenen Ausstellung zu Berlin vom 2. bis 9. October 1860 von Prof. v. K. Koch, Generalsekretär de- Vereine- zur Beför derung de- Gartenbaues in den k. preußischen Staaten." sagt S. 96: „Hr. Hänel weist zunächst für die Umgegend von Magde burg nach, wie sich daselbst die Runkelrübenzucker-Fabrikanten in der größten Verlegenheit befinden, weil die Runkelrüben nicht mehr gedeihen wollen, und zwar trotz der reichsten Düngung. Die Fabrikanten sehen sich daher genöthigt, sich immer weiter mit dem Rübenbau von Magdeburg zu entfernen, und denselben in solche Localltäten zu verbreiten, wo bi-her noch wenig Rllben ge baut wurden."