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Maschine. Sprecher hat gefunden, daß die kleine au-gestellte Maschine von */« Pferdekraft in 12 Arbeitsstunden 16—18 Pfd. CoakS braucht. Bei 1 Pferdekraft sind vielleicht 50 — 60, viel leicht auch 70 — 75 Pfd. CoakS nöthig; wendet man die soge nannten „Zünder" und nicht GchmelzcoakS an, so würde man eine Pferdekraft hier in Leipzig mit ungefähr 7 bis 8 Ngr. pro 12 Arbeitsstunden erzeugen können (der Scheffel Zünder in Zwickau 3 — 4 Ngr. und circa 2 Ngr. Fracht), während eine Dampf maschine von 1 Pferdekraft mindestens für 15 Ngr. Brennmate rial brauchen würde. Sprecher glaubt ferner, daß diese neue Maschine bei der herannahenden Gewerbefreiheit manchem Ge- werbSmanne und Industriellen eine willkommene Erscheinung sein werde, um sich die theure Handarbeit durch eine so billige Elemen tarkraft zu ersehen, die außerdem noch den Vortheil hat, daß die Maschine, welche zu ihrer Erzeugung dient, überall ausgestellt werden kann, wenig Platz wegnimmt und außerdem auch noch daS ArbeitSlocal dadurch geheizt wird. Um dies zweckmäßig zu bewerkstelligen, kann man die heiße Luft in Röhren am besten am Fuße der Wände herumleiten. Im Sommer kann die Maschine leicht in einen andern Raum gestellt werden, wenn es ja zu heiß werden sollte. Viele haben leider noch kein rechtes Vertrauen zu dieser Maschine, wie dies immer so mit neuen Erfindungen geht; man will nicht der Erste sein, der eS anwendet, und lieber abwarten, was Andere damit für Erfahrungen machen, und ob nicht im Laufe der Zeit Verbesserungen angebracht werden. Was diese an langt, so bemerkt jedoch Herr Seidler, daß dieselben wohl nur unwesentlicher Art sein würdm, denn Ericsson selbst sei nach 2V Jahre lang fortgesetzten Versuchen immer wieder auf diese einfache Construction zurückgekommen, und je einfacher eine Maschine sei, desto schwieriger sei eS Verbesserungen anzübringen, ohne das System selbst zu ändern. Auch eine größere Wohlfeil heit der Maschine würde sich nicht erzielen lassen, trotzdem daß die Amerikaner diese Maschinen billiger verkaufen; der Grund hiervon liegt in der großen Solidität, mit der die Maschine ge fertigt werdm muß; die Amerikaner nehmen es jedoch hierin nicht so genau, was nur irgend möglich werde von Gußeisen gemacht, anstatt von Schmiedeeisen, sogar die Hebelvorrichtung. Der höhere Preis dieser Maschinen wird ferner durch die bedeutenden Dimensionen des CylinderS herbeigeführt. — Die ausgestellte r/4pferdige Maschine hat einen Cylinderdurchmesser von 8" eng lisch; dieser entspricht ungefähr dem Cylinderdurchmesser einer Dampfmaschine von 4 —5 Pferden; der Cylinderdurchmesser einer t/,pferdigen calorischen Maschine ist 10" engl.; von 2 Pferde kräften 24" engl., von 3 Pferdekräften 32" engl. Ein solcher Cylinder von 32" engl, entspricht dem Cylinderdurchmesser einer Hochdruckdampfmaschine von'80 —90 Pferdekräften. ES ist nun aber sehr schwer, einen Cylinder von solchen Dimensionen voll kommen fehlerfrei zu gießen, wa- ein Haupterforderniß ist. — Herr Seidler verfertigt solche calorische Maschinen zu folgenden Preisen: >/, Pferdekraft für 400 Thlr., 1 Pferdekraft für 600Thlr., 2 Pferdekräfte für 800 Thlr., von 3 Pferdekräfte für 1400 Thlr. — Bis zu 3 Pferdekräften baut man jetzt diese Maschinen mit einem Cylinder, von 4 Pferdekräften an kuppelt man, weil sonst die Dimensionen des Cylinder- zu groß werden würden, zwei Cylinder zusammm, wendet jedoch nur ein Schwungrad an; eine solche aus 2 zweipferdigen Cylindern bestehende Maschine kostet 1500 Thlr.; eine Maschine von 6 Pferden aus 2 dreipfer- digen Cylindern bestehend kostet 2600 Thlr. — Herr Seidler hatte, bevor er sich zum Bau solcher Maschinen entschlossen, vor her in Amerika und Schweden, wo diese Maschinen sich zuerst eingebürgert hatten, Erkundigungen über dieselben eingezogen und gehört, daß Maschinen, die nun seit Jahren schon im Gange sind, sich bewähren, und daß Reparaturen wenig oder gar nicht vorkämm, mit einziger Ausnahme, daß, wie bereits erwähnt, einmal eine Feuerdüchse durchbrennt, ein Schaden, der so gering fügig ist (10, 12, 15 Thlr.), daß er weiter gar nicht in Betracht gezogen Hu werden braucht; in wenigm Stunden ist die alte Feuerbüchse herausgenommen und eine neue eingesetzt. Ein Uebel stand an der Maschine sei allerdings da- laute Geklapper der Ventile, eS läßt sich dies jedoch zur Zeit noch nicht abändern. Der Sprecher glaubt hiermit die hauptsächlichsten Puncte, welche er vom geschäftlichen Standpunkte aus über die calorische Maschine der Gesellschaft mittheilen wollte, betrachtet zu haben und erbietet sich, etwaige Fragm gern zu beantworten. In Bezug auf die Anfrage eine- Anwesenden, ob eS nicht besser sei, wenn man behufs der gleichzeitigen Heizung von Räumen die Feuerbüchse mit einem Wassermantel umhülle, um so Dampf und keine heiße Luft zu erhalten, entgegnete Herr Seidler, daß man die au-strömende Luft nie frei in den ArbeitSraum treten lasse, sondern immer in Blechröhren fortleite, die man ja vor ihrem Au-tritt in- Freie im Zimmer herumleiten könne.. Nur in Trockensäle kann man die warme Luft sogleich austreten lassen. Hierauf ergreift Herr Ingenieur Götz da- Wort und bemerkt, daß alle Anwesenden, wie auch er selbst Herrn Seidler für seinen interessanten Dortrag großen Dank schuldig seien, er möchte jedoch diesem Vortrag noch Einiges hlnzufügm. Er könne fast Alle bestätigen, was Herr Seidler gesagt habe, und jedenfalls habe dieser darin Recht, daß Ericsson durch die Herstellung dieser Maschine ein Kunstwerk geliefert habe; die Idee der Hebelbewegung sei so fein auSgedacht und so schön durchgeführt, wie man seit langer Zeit auf dem Felde der Mechanik nichts gesehen habe. ES sei eine interessante Thatsache, daß Ericsson, bis er zu dieser Con struction kam, vierzig Maschinen vergeblich gebaut habe; eS gehöre hierzu eine solche Ausdauer, wie man sie gewiß selten finde. — Sprecher hat jedoch einige Bedenken, welche der wetteren Ver breitung der Maschine entgegentreten könnten; e- sei vorzüglich der geräuschvolle Gang, da- Klappern der Maschine, welche- bei größeren Maschinen noch störender sein wird, ein Uebelstand, der durch da- Nachdenken der Maschinenbauer wo möglich noch zu beseitigen sei, vorzüglich wenn sich dieselbe bei dem Kleingewerbe, da- gewöhnlich nur Miethlocale inne hat, einbürgern solle. Sprecher ist daher entgegengesetzter Ansicht als Herr Seidler, und alaubt vielmehr, daß die Maschine noch vieler Verbesserungen fähig sei. Allein nicht blos auf daS Geräusch sollten sich diese Verbesserungen richten, sondern auch auf die Construction derselben überhaupt, da die Maschine in ihrer gegenwärtigen Construction an dem Uebelstand leide, fortwährend Stößen ausgesetzt zu sein und zu fibriren, wodurch die Schraubenmuttern allmälig gelockert und die Maschinen wackelig würden; die Verlegung des Schwungrades an eine tiefere Stelle würde vielleicht viel zur Beseitigung diese- Uebel- standes beitragen. Hinsichtlich der Preise bemerkte Herr Götz, daß dieselben gewiß nicht zu hock seien; vergleiche man nämlich die calorische Maschine mit der Dampfmaschine, so sei e- aller dings klar, daß man eine einpferdige Dampfmaschine billiger als eine eben solche calorische Maschine erhalte und bei höheren Kräften müsse der Preisunterschied noch bedeutender sein; aber bei der Dampfmaschine kommen noch andere Kosten hinzu, die bei der calorischen nicht nöthig sind, wie z. B. ein höherer Schornstein, ein besonderes Kessel- und Maschinenhaus, der Dampfkessel selbst, ein Brunnen, möglicherweise auch mehrere Pumpen u. s. w., wodurch der Preis der Dampfmaschine ebenso hoch, wenn nicht noch höher wird wie bei der calorischen Maschine. Immerhin aber dürfte, wenn man bedeutendere Triebkräfte braucht, der Dampfmaschine jetzt noch der Vorzug zu geben sein. Schließlich bedauert der Sprecher, daß er der Gesellschaft heute nicht, wie er erst beabsichtigt, eine große Durchschnittszeichnung der Maschine vorlegen könne, nach welcher man sich im Verein mit der hier aufg stellten Maschine leichter über die Einrichtung derselben hätte orientiren können, wenn aber Jemand specielleS Interesse daran habe, so sei er gern erbötig, die Zeichnung in seiner Wohnung zu zeigen; Sprecher bemerkte übrigen- beiläufig, daß in seiner Maschinenbau-Anstalt (Götz L Nestmann in Leipzig) ebenfalls solche calorische Maschinen gebaut würden. Herr Seidler glaubt nicht, daß durch daS Geklapper, welches in dem Schließen de- Ventils seinen Grund habe, eine wesent liche Abnutzung der Maschine entstehe, glaubt auch behaupten zu können, daß eine Lockerung der Schraubenmuttern nicht stattfinde. Herr Götz erwidert hierauf, daß der Schlag und das Fibriren nicht allein von dem Ventile herrühre, sondern auch durch das schnelle und nicht zu vermeidende Hineinfahren des SpeisekolbenS. Herr Seidler hält eS für ein Haupterforderniß, um den Uebelstand des Fibriren- der Maschine zu vermeiden, dieselbe gut zu fundamentiren, wie die- ja auch bei der Dampfmaschine das Haupterforderniß für den ruhigen Gang derselben sei. Zum Schlüsse fügt Herr vr. Hirzel noch hinzu: „Wir wollen die calorische Maschine mit Freude begrüßen; jedenfalls ist sie eine wesentliche Erfindung, welche besonder- für den Klein betrieb der Gewerbe von großer Bedeutung werden kann. Es wäre gewiß zu gewagt, zu behaupten, daß nicht noch Verbesserungen dieser Maschine möglich wären, und werden diese Verbesserungen gemacht, so wollen wir auch diese mit Freude begrüßen. Auch wissen wir noch nicht, ob wir nicht vielleicht bald Hrn. Seidler wieder bei uns sehen, um unS eine noch bessere, nicht klappernde Maschine vorzuzeigen." Herr vr. Hirzel schloß hiermit die öffentliche Sitzung, um nach Entfernung der Gäste die Abstimmung der neu aufzunehmen den Mitglieder vorzunehmen; und eS wurden die in voriger Sitzung angemeldeten Herren: Maurermeister O. Leonhard, Tapezierer L. Galler jun., Kaufm. C. W. Hoffmann, vr. m«ä. Kern in Möckern, Schuhmachermeister Peter Ullrich, Bandagist A. Schödel, Buchhalter K.F. Stecher, Cassenassistent Gustav Hauptvogel, Gastwirth Baade, Techniker A. Sander und F. A. Hesselbarth, Besitzer einer Barbiergerechtigkeit, zu Mit gliedern der Gesellschaft erwählt. Ferner zeigt Herr vr. Hirzel der Gesellschaft in Betreff de- Lesezirkels an, daß derselbe in ein neue-Stadium treten solle, da sich herau-gestellt habe, daß die Journale sehr unregelmäßig circulirten. DaS Direktorium habe diesen Gegenstand in reifliche Erwägung gezogen und vorläufig beschlossen, den Journal, Lese zirkel in zwei geschlossene Gruppen zu theilen; in den ersten CycluS möchten sich diejenigen Mitglieder einzeichnen, denm daran gelegen ist, die Journale recht bald zu haben und dafür den jährlichen Betrag von zwei Thalern zahlen; der zweite CycluS solle dtejmigm