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(krfckeknt täglich früh SV, Uhr. llrdarlion und LrpedUisn Iohannc-gaste ö. Sprrchstnndrn drr Kedaltioiu Vormittag- 10—13 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr, »t» »I« snnk^»e ei«»ei»»dl»r Ni»n»iee<»t» »acht ßch du m»I «r»uE. Anna»«« »er für Sl« ,ä»ftf»l«r«»e Nummer teftinemtrn Inserate an Wochentagen bis S Uhr Nachmittags» an Laon- und Festtage» früh bi«'i,v Utzr. 3n dru /iiialrn für 3ns.-^nnah»e: Otto Klemm, UniverstiätSstraße 1. Louis Lösche, Kaiharinenstr. 23 pari, und König-Platz 7 nur bi- '/,S Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. A bonnemüntSprslO vierleijädrlich 4»/, Mk. incl. Bringerlohn 5 Mk., durch di« bezog?» 6 Mk Jede einzelae Nummer N)Pf. Belegexemplar 10 PI. Gebühren für Extrabeilage» <>a Daqediati-Form-t gesalzt) Ohne Paftdeiorderuag 60 BU. «U PoftdesSrdern», 70 VN. Inserate 6 gespaltene Petüzeile SO Pf. Größere Schrille» laut aus. PreGverzeichniß. Tabellarischer ».Ziffernsatz nach HSHmmTarlt. Krelamen uater dem RedactionSstrich die Saestzalt. geile 50 Ps.. vor den Familiennach richte« die Kgespaltene geil« 40 Ps. Iuierate sind stet- au die Exprtzttt«» zu ieudeu. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneuumencaflo oder durch Pafi- aachoahme. 179. Freitag den 28. Juni 1889. 83. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Vekanntmachun-. Die Zinsen der Arege'schea Leistung zur Belohnung treuer und unbescholtener Dienstboten. weiche mindestens 20 Zähre hindurch bei einer ober doch nur zwei Herrschaften in h efiger Stadt im Dienste gestanden baden, sind am 80. August dss. Zs. in Beträgen von mindesten« SO zu verlbeilen. EmpsanqSbcrechtigt sind nur wirkliche Dienstboten, d. h. solche, welche zur ausschließliche» Leistung häuslicher Dienste gedungen sind und bei der Dienstherrschaft Wohnung und Kofi haben. Bewerbungen sind bis zum 81. Juli dsü. IS. unter Beifügung von Zeugnissen der Dienstherrschaften bei unS angttbriilgen. Spätere Anmeldungen, sowie Bewerbungen von Dienstboten, welche auS obiger Stiftung bereits einmal be lohnt worden sind, können nicht berücksichtigt werden. Leipzig, am 22. Juni 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krumbiegel. Dcklmntmachulig. Hierdurch bringen wir zur öffcnNichcn Kenntniß, daß wir den Preis für ein zweispännigeS Fuder Slraßenkehricht bis auf Weiteres aus 3 festgesetzt haben. Leipzig, den 20. Zuni 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. Ib 3085. vr. Georgi. Rüting. Annalfme von Anmeldungen rum Anschluß an die Ltadtsttilsprrcheinriilltllngrn. Die Annahme von Anmeldungen zu Anschlüßen au die Stadt- sernipr, che nriwlung für Leipzig und Bororte wird bei der Ober- Posldnection hier am 1. Juli iür da- lausende Jahr geschloffen. Nachträglich eingehende Anmeldungen würden nur in Ausnahme- fällen Berücksichtigung fluten können; auch hinsichtlich der rechtzeitig angemeldeten An'ch ilsse kann eine bestimmte Zusicherung, daß die. selbe» noch im lausenden Jahre zur AuSsühruug gelangen, vorerst vtcht ertheilt werden. Leipzig, 21. Jnni 18SS. Der Kaiserliche Vber-Poftdtreetor. In Vertretung. Talame. Die Erklärungen des Grafen kalnoky. Das Erquicklichste an den Mitlheilungen des Grafen Kalnoky über die politische Lage waren die dem Berhältniß Oeslerreich-UngariiS zu Ztalien gewidmeten Worte. DaS Ver trauen beruht aus voller Gegenseitigkeit, und Gras Kalnoky legt der irredenttstischcn Bewegung nur eine untergcorkneti- Bedeulung bei. Besonders erfreulich küngt die Antwort aus die Anfrage dcS Delegirten Demel, welche jegliche Trübung der Beziehungen beider Mächte zu einander in Abrede stellt und vor der Aufsuchung trennender Dinge warnt. Da« Zeugniß seinen politischen Tacle». welches Graf Kalnoky den italienische» Staatsmännern gegeben hat, wird in Roni ge wiß mit freudiger Zustimmung begrüßt worden sein. Solche unbedeutende Reibereien, wie sie in neuester Zeit in Triest im Anschluß an den Duranko-Fall vorgekommen sind, würden lange nicht den Lärm verursacht haben, den sie erregt haben, wenn nicht berufsmäßige Hetzer, wie Zmbriani, die Sache übermäßig ausgebauscht halte». DaS gute Einvernehmen zwischen Oesterreich-Ungarn und Italien hat darunter nicht gelitten. Sehr bemerkt worden ist die Versicherung Kalnoky'S, daß Oesterreich-Ungarn in der Vertretung uneigennütziger Politik im Orient und deS dortigen RechlzustandeS nicht ohne die Unterstützung gleichgesinnter Mächte bleiben werde Man denkt dabei an Italien und England und dprf wohl auch die Türkei mit hinzunehmen, welche offenbar an der Er haltung des bestehenden Zustandes aus der Balkanhalbinsel daS größte Interesse hat. Auch Rußlands hat Kalnokh gedacht, wenn auch nur in der Weise, daß selbst kiese Macht mit Oesterreick-Ungarn in freundschaftlichen, ganz normalen Be ziehungen sieht Daß diese Erklärung nur mit Bor dehalt gemacht ist, erglebt sich au« dem sonstigen Inhalt der Rede Kalnoky'S. Gegen Versuche, in Serbien einen Herb wühlerischer Umtriebe zu schaffen, inüfle sich Oesterreich- Ungarn pflichtmäßig wehren. Zwei Puncte sind eS, über welche sich, waS Serbien betrifft, Graf Kalnoky aus führlich geäußert bat: die Riickberusung de« Metropoliten Michael »nd d.iS großserbische Programm. Der Minister stimmt nicht mit der serbischen Regierung überein, welche der Riickberusung Michael'« ausschließlich kirchlichen Charakter zugestebt, sondern erkennt die politische Bedeutung dieser Handlung offen an. Er erklärt sie au« der Parlelstellung der gegenwärtige» Regierung, welche die Rückberusung, so lange sie sich noch in der Opposition befand, zu heftig verlangt habe, als daß sie im Besitz der Macht daraus hätte verzichten können. Die Forderung rer Bereinigung aller Serben er scheint dem Minister zunächst nur ein frommer Wunsch, an dessen AuSiübrnng vorläufig nicht zu denken sei. aber er stellt deck nicht ,n Abrede, daß die Weveraufsrischung diese« Ge dankens >n einer Zeit hochgradiger Erregung, wo bi« ganze panslawistischc Presse Alles thue, um die Leidenschaften auszu- slachcln, nicht unbedenklich sei. Daß diese Bemerkung an die Adresse Rußland« gerichtet ist, bedarf keine« besonveren Hin weise«. denn die panslawisbsche Presse ist eine russische Ein- rlchtung und Rußland ist mit ihren Bestrebungen solidarisch. Gas Kalnoky ist sichtlich bemüht, be» serbischen Zuständen die beste Seile abzugewinnen, und darum erklärt er daS gegenwärtige Ausschäumen Zahre lang verbaltener Leiden schaften all die natürliche Folg« de- eingetretenen TbronwecbselS unv deS Wechsels i» der Partcirichlung der Regierende». Oesterreich-Ungarn nehme die Versicherungen der serbischen Regenten wohlwollend auf. aber man müsse erst obwarlen, ob sie auch die Autorität rbrer Stellung behaupten und rni Interesse der friedlichen Entwickelung Serbien« rinsetzen würden. Dieser Zweifel ist bereit« vom Kaiser Franz Zose in anderer Form geäußert worden, und auch in den Worten Kalnoky'S liegt eine deutliche Warnung an die serbischen Regenten, sich durch Parteileidenschaften und sonstige Einflüsse aus eine abschüssige Bab» treiben zu lasten. Die Hauptsache bleibt daS Festhalten an dem Grund satz d«r Nichteinmischung tu dis iuue« Eutmtckrlmig der Balkanstaate», welchen Gras Kalnokh auch bei diesem An laß al« die Richtschnur der Politik Oesterreich. Ungarn« verkündet hat. Er sagt nicht, baß dieser Grundsatz von anderer Seite nicht al« maßgebend anerkannt werde, aber seine Ueberzeugung, daß sich di« Sache so verbält, er- giebt sich au» der gefammlen Sachlage. Graf Kalnoky zevachte auch Rumänien« und erinnert« an die leiden» chastliche Haltung, welche die gegenwärtige Regierung an nahm, al« sie sich noch in der Opposition befand, glaubt aber ein entsprechende« Gegengewicht etwaiger feindseliger Ge- Innungen gegen Oesterreich-Ungarn in der Tbatsache gefunden zu hoben, daß die Rumänen vor allen Dingen ihre durch blutig« Kämpfe errungene Unabhängigkelt zu erhallen wünschen. Graf Kalnoky ist von der Ueberzeugung durchdrungen, daß die gegenwärtig in Rumänien und Serbien herrschende Auf regung allmälig wieder ruhiger und geordneten Zustände» weicke» wird, vorausgesetzt, daß sich nickt fremde Euiflüste in die Entwickelung einmischen und eine Wendung zum Schlech teren herbciführen. Wir fasten unser Urtheil über die Erklärungen Kalnoky'S dahin zusammen, daß sie gleich vorsichtig und bestimmt lauten. Rußland kann sie nicht mißverstehen, und wird daran« ent nehmen. daß die Erhaltung de- Frieden- einzig und allein von ihm abbängt. Die systematische Erweckung nationaler Leidenschaften ist e«, welche zum Kriege treibt und diese geht nur von Rußland au«. Graf Kalnokh hat e« ver mieden, auf die verhältnißmäßig gesunden Zustände in Bulgarien zurück zu kommen, aber e« ist klar, daß gerade diese Zustände den besten Beweis für die Richtigkeit der österreichischen Politik aus der Balkandalbinsel ent halten. Bulgarien schreitet fort auf dem Wege ge deihlicher Entwickelung, weil dort die schädliche» Einflüsse ausgehörk baben, ihre unbeilvolle Wirkung zu üben. Die Ersabrungen, welche da» Land seit den letzte» vier Zähren gemacht hat, haben e« darüber belehrt, daß e« sich nur wohl befindet, wen» e« sich von dem russischen Einfluß frei macht und sich aus seine eigene Kraft verläßt. Zn dieser Erkenntniß bietet cS den benachbarten Balkanstaaten Serbien und Rumänien rin nachahmenSwertbe« Borbild, und wenn diese die Worte de« Kaisers Franz Josef richtig verstanden haben, so werden sie wissen, waS sie in ihrem eigenen Interest« und im Interesse der Erhaltung drS Weltfrieden« zu thun haben. Der König von Rumänien bringt der österreichisch- ungarischen Politik das richtige Versländniß entgegen, aber die Parteiverhältniste im Lande setzen seinen guten Absichten einen Widerstand entgegen, der nur mit großer Ruhe und Besonnenheit zu überwinden ist. König Milan hat den nöthigen Grad dieser beiden Eigenschaften nickt gehabt, at er die Krone Serbien- niederlegte, und dc-halb sind ver- hängnißvolle Folgen eingetrcten, deren weitere Entwickelung noch ungewiß ist. Die herrschende Aufregung hat die Ge fahren übertrieben; von dem angeblich in Novibazar auS- qebrochenen Ansstand ist in Wien amtlich nichts bekannt. Man befürchtet auch Ruhestörungen bei der Kostowo-Feier, boffent- lich grundlos; überbanpl ist da« Austauchen grundloser und deunruhigenker Gerüchte ein Kennzeichen der gegenwärtige» Lage aus der Balkanbalbinsel, die Beunrubiguirg wirb ver- schwinden, wenn die Worte de- Kaiser» Franz Josef und de« Grafen Kalnoky die gebührende Beachtung finden. * Leipzig, 28. Jnni. * DaS Reichsgesetzblatt verkündigt daS Gesetz, be treffend die Invalidität«- und Altersversicherung. Dasselbe trägt daS Datum de« 22. Juni 1889. DaS große Werk hat damit Gesetzeskraft erlangt und e« wird jetzt rüstig rn den allerdings mühsamen und schwierigen Vorarbeiten zur Ausführung geschritten werden. ES ist kic bedeutsamste Timt der RrichSgeffhqeburig seit den großen grundlegenden Gesetzen bei der Errichtung de« Reich«; darin stimmen Freunde und Gegner überein. Wenn irgend etwas die sociolistiscb erregte», dem Staat und der heutigen Gesellschaftsordnung entfrem deten Arbeitermasten versöhnen kann, so ist cS der Versuch, dieselben von ver Fürsorge des Staat- und der bürgerlichen Gesellschaft zu überzeuge» unv sie mit festen Banden realer Interesse» an die bcutige Ordnung zu knüpfen. Möge da- Gesetz zum Heile deS Vaterlandes und unseres Volkes ge reichen und zur Förderung de« socialen Frieden« beitragen! * Die bereits gestern telegraphisch erwähnte erneuerte Auslastung der „Norddeutschen Allgemeinen Zei tung" gegen den Schweizer BundeSralh hat folgenden Wortlaut: Bei Beantwortung der Interpellation im Nationalrath zu Bern hat der dortige Tevarlemel tS-Ehes der auswärtigen Ange legenheiten, Bunde-ratb Droz, ausweislich der „Berner Zeitung" bemerkt, daß die Schwerz nach Artikel 2 deS Niederlnssanq-vertrage« nicht verpfl chtct sei, von den einwandernben Deuiichcn die dorr er wähnte» Legitimation-Papiere zu sordern. Daß diese Auslegung dem Worilaute de- Vertrage- widersprich!, ist bereit« in der „Naiional-Zeilung" au-gesührt. Dte Frage de« AsylrechkS da» hiermit gar nicht- zu thun. denn die deutschen Socioldemokrate» sind nicht al- politische Flüchtlinge noch der Schweiz gekommen, sondern Hallen sich dort nur zu dein Zw-ck- aus, um von dem fremden Boden gegen die Hrlmath ihre Angriffe zu richte». San» verschieden von dem Asylrecht politischer Flüchtllyge ist bi« Besugmß eine- Staat- zur Aufnahme von Autländern behii'S Nieder lassung und Wohnsitz. In di srr Hn-stcht hat sich die Schweiz ielbjt durch den Vertrag vom 27. April 1d?Ü uns gegenüber Beschränkungen auserlegt. Der Schweizer Bunde-rath widersprich» sich auch selbst. Denn während er sür sich da» Recht in Anipruch nimml, ohne Weitere« i«dem Fremden die N eoeilastung zu gestatten, be- hauptet er, daß er an der AuSwclsung der revolutionairen Elemente durch den Niederlassung-Vertrag verhindert sei. — Beamte monarchischer Staaten aber glaubt er ohne Rücksichtnahme au«, weisen zu können Autnahme „nc> Au«tveisnng von Au-länderN sind Lorrelaie. E- wäre widersinnig wenn derselbe Vertrag dem iouve- raine» Staat sein artntraire- Auswri'nng-recht nehmen, aber sein Ausnadmerechl unberührt latje« sollte. * An« zuverlässiger Quelle wird der .Kölnischen Zeitung" au« Rom qeinelvet, daß mit großer Wahrscheinlichkeit ein Besuch be« Kaiser« unv der Kaiserin von Deutsch- lanrb bei den italienischen Majestäten im Herbst zu erwarten ist. Wie es beißt, soll der Besuch nach den dies jährigen Kaisermanvvern eifrigen, und zwar voraussichtlich >» Mvnza, wo alSkann die italienischen Herrschaften sich aus- halten werden. Von dort cm» würden sann der Kaiser und die Kaiserin sich in einem italienischen Hasen, vielleicht in Neapel, einschifsen, um mit einem deutschen Geschwader nach Athen zu sahn» «nd dort a» Oktober a» der Hochzeit de« Kronprinzen von Griechenland mit der Prinzessin Sophie von Preußen tbeilzunedmen. Ern Besuch Rom« soll blShcr nicht in Aussicht genommen sein. * Der Kaiser hak den bei Bekämpfung der Arbeiter- nnruhen in schlesischen BerawerkSrevieren detbeiligtcn Tr up pen t her len de« VI. Arnieecorp- in nachstehender von der „Schteülchen Zeitung" veröffentlichten CabinelSordre stlllerböchstseine» Dank ausgesprochen: „Nachdem nunmehr vre Verwendung von Truppen de- VI. ArmeecorpS zur Unterdrückung Ver Unrube» in dem stluSstandSqebiete der Koblenwerke zunächst ihren Abschluß pfundtn hat, gereicht e» Mir zur besonderen Freude, den tttbeiligt gewesenen Ossicieren, Unterefsiciercn und Mann- ckasten Meine volle Zufriedenheit mit ihrer dabei gezeigten guten Haltung und ihrem besonnenen Auslretcn au-sprechcn zu können. Neue» PalaiS, 17. Zuni >889. ^ * Gegenüber der Meldung, daß sämmtliche Candidaten de« DcmcapitelS zu Münster sür die B'schosSwahl ge strichen worben seren, schreibt der ,.Westfälische Merkur": „Wir haben eü hier mit einem der vielen in tiefer Angelegen heit umlaufenden Gerüchte zu thun. Wie wir zuverlässig erfahren, ist aus die am 22. v. M. erfolgte Einsendung der Liste nach Berlin eine Antwort an da- Domcapitcl bi« beute noch nicht erfolgt." * Dem Dernrbmen nach sind die einzelnen Truppenthile eitenS der königl. preußischen Generalcominanko« an gewiesen worben, den gesteülen Anforderungen entsprechend und soweit eS mit den dienstlichen Interessen sich vereinbare» läßt, Mannschaften für die Erntearbeit ^n comman. Viren. Bezügliche Anträge sind an die betresst »den Ne- gimentScommandeS unter genauer Angabe der Zeitdauer rechtzeitig einzureichen. * Auch die deutschfreisinnigen Blätter schreiben jetzt, im Gegensatz ru den Richter'schen Organen, welche immer noch von Herbstwahlen reden: „Zn politischen Krecsen finden die iiiimer wieder austauchenden Gerückte, daß die Neu wahlen zum Reichstage schon in diesem Herbst statt finden würden, keinen Glauben Man nimml mit Recht an, daß der Reichskanzler einen so willfährigen Reichstag, wie den gegenwärtigen, unter keinen Umstände» ver der Zeit aus- lösen werde." Wir haben allen Grund, diese Auslassung für zutreffend z» halten. * B>i der Ersatzwabl znm Abgrordnetenbause sür den 13. Kar,st. Irr Wahlkreis (Schlüchiern-Gelnbausen) wurde nach amtlicher Feststellung Lanvralh von R edesel-Gcln- lausen (deutschconlerv.) mit t>7 von 204 abgegebenen Stim men geiväblt. Ter Gegencanvidat, Laudesbau - Inspektor Wohlfahrt-Gelnhausen (nalionallib.) erhielt 86 Stimme». » » » * Im Hinblick aus die in Böhmen bevorstehenden LandtagSwable» haben nunmehr auch die Altczechen einen von vr Rieger im Rainen Ver Vertrauensmänner de» Clubs der czechiscken Abgeordneten gezeichneten Wablaus- rus veröffentlicht. Nack theuweiser Darstellung de! Arbcits- programrnrS, welche« sür de» zukünftigen Landtag vorliegt, heißt eS in dem Wablausrus: N bst diesen und ankeren ernsten Ausgaben erwartet den neuen Landtag ein böchst schwierige« Problem, ein Problem, welche- für die ganze Zukunft unsere- Volke« entscheidend werden kann: die friedliche Austragung unsere-Streite- milder deutschenNationaliläk in diesem unsere» Königreiche, und e- ist nnS beschieden, diese- Problem z» einer Zeit zu löse», wo vielleicht auch außerhalb unsere« Vaterlandes riesige Kämpfe auSbrecben könne» über die Frage, wie für die Zukunft Vas V>rbälli»ß der Staaten und Völker Europa- zu einander sestgestelll werken soll. Nachdem Redner g-zeigl. wie in einem solch kritischen Zeitpuocte Einbeit »n czeckische» Lager von Nölben wäre, »nd »achtem die dort herrschende Zwietracht beklagt worden, beißt es weiter: „Eine aupichtigk und ehrliche Verständigung mit unseren deui- schen Land-teiiten ist zweifellos ein miabweitiicheS Erford-rniß der Einbell »nd de- SedrihenS diese- schönen Lande-, welche« zw«l BolkSstSminc feil Jahrhunderten al- ihr geineinfame-. beiseu theneres Vaterland betracht t haben, in welchem auch da- gleiche R ch! ihrer Sprache, da« heule vier und da bestritten weiden will, keines wegs >twa eine Erfindung der Nenze,l bildet, sondern seit Menichenaliern durch die LandcSorbnuug selbst garantirt war. Wir wollen un- wahrlich um diese- E nverstandniß ausrichiig und eifrig bemühen, jedoch nur aus der B st- einer ehrliche» Durch, sührnug der Äle chberecht'g»ng, welche nicht zugiebt. daß eine größere Macht auch ein größere- Recht verleihe; wir kön« n „immer zu laste», daß die aus uns vo» »»seren glorreichen Boisaliren vereinte und leibst in trauriger Z-tt durch die Versagung sür da-ganze Laad ewährleistele Berechliguug unlerer Nationalilät verkürzt oder die irii uiidenk icher Zeit bestehende E nden diese« Lande- und sein vo» unserem Monarchen selbst in feierlichen Wo teil anerkanntes histo- r sche- R>ch', deren Wahrung zudr.n auch cuich w chlige Julrressen des Reich's selbst empsodle» wild, vrrnichiel werde." Der Ausruf wendet sich sodann in eingehender Weise gegen die Bestrebungen der Jungczechen, bezeichnet die von denselben gegen die altczechische Partei erhobene» Dorwürse als unbe gründet und betont eie Nothwenvigkeit der EinmUtkigkeit und Euibeit aus ezecbischer Seite. Schließlich wird bemerkt, daß die Partei au dem Prineipe der Autonomie und de« Fort schritte» sesihalte. Die dem Ausrufe beigeschlossene Candirate,,- stste schlägt sur 38 Landgemeinden- unv jur 25 stäctische B - zirke altczechische Parleimänner vor. Für einige Bezirke werden noch nachträglich die Candidaten namhaft gemacht werden * Tie französische Regierung verweigert Boulanger die An-zablung seine« Rnbegeha Is Boulanger gedenkt den Klageweg gegen sie zu beschielten. * Cunningham Graham beantragte am 25. d. M >m englischen Unterbaust Verlosung ces Hauffs, um die Weigerung der Regierung, ihren Vertretern auj der Berner Arbeilerschutz-Cvnsereuz die Belbeiligung an den Erörterungen über die Kürzung der Arbeil-stunke» unv Einschränkung der Production zu gestatten, zur Sprache bringen zu können Graham behauptete, unter bnt scven Arbeiterklassen greise die Meinung zu Gunsten ke« achtstün digen Arbeitstage« immer mehr um sich; er bedauerte, daß die Regierung die Gelegenheit verloren grhe» lasten wolle, zu einer internationalen Verständigung >ber den Gegenstand zu gelangen NnkerstaalSsecrrlair F rguston erwwertr, d e britische Regierung könne nicht eine »itcrnationale Conferenz beschicken, um socialistiscbe Grundsätze zu erörtern unv so- cialistische Vorschläge, welche sie alS guacksalberisch betracht-, und welche kein Arbeiterstande mehr schaden al- nützen rürsten. al« praktische offene Fragen zu behandeln und zum Gegen stand« riorr Gesetzgebung zu macht». Gz?« gesetzlich« Kürzung der Arbeitszeit und künstliche Einschränkung der Produktion würde sich den besten Interessen de« Landes nachtheilig er weisen. John Morleh unterstützte den Antrag Graham'«, indeß nur au- dem Grunde, weil, je mehr die Frage erörtert Werve, desto rascher der Arbeiter die Widersinnigkeit einer legislatorischen Einschränkung der Brbeii-zert einsehen würde. Nachdem noch Rilchie Grahain'S Forderungen bekämpft und Broadburst erklärt hatte, die Gewerkvereine Kälten sich noch nicht schlüssig über den achtstündige» Arbeitstag gemacht, wurde der Antrag mit 189 gegen 124 Stimmen verworfen. * Man schreibt der .Kölnischen Zeitung" au» Peters burg, 22. Zuni: Kaiser Alexander hat eine Abänderung der kaiserliche» Familiengesetze erlösten, aus welcher ersichtlich, wie der Zar neuerding- mehr und mehr zu dem gegen alle« NnSländtiche, auch gegen den sremdea Blanden, unduldiamen Rusteniiuun hivnelgt. Den nriprüngluhen Bestimmungen de- kaiserlichen Famtllengesehe« nach mußten Fürstinnen, wenn sie ruisisch« Großfürsten helratdeten, den gklechisch-oitiiodoxerr Glauven annehmen. An dieser Bestin,muag wurde streng sestgehgllen und jede der jetzigen älterri Großlürstinnen. au-nal'nl-lo- deuijche Fürstinnen, wechielien ve> ihrer Vermählung den Glauben Wir nennen die jetzt «och lebenden Großlürstinnen: .vonstanil» (Piinzestia Alexandra von Sachseii-Altenburg), Nikolaus (Prinzessin Alexan.ra von Oldenburg) und Michael (Prinzessin Läeive von Baten). Jedoch durste andererseits eine russische Broß- siiist a, welche eine» ausländischen Fürsten helratdete, unter keinen Umständen sine» Glauben ändern: sie würde ,n solchem Falle nicht mehr zur kaiserlichen Familie zähle» und ihrer Av nragegelder ver lustig gehen. Allmäiig kam l» den deuljchen Fürstenhäusern doch wohl tas Eaiivürdigcnve dieser Benimmnngrn zu, Geltung und der Ver sio,bene Großherzog von M-ck enbnrq-Lchwenn war der erste, der sich dagegen sträubt», indem er der Vermählung seiner Dochter, der Heizvgin Mari«, mil dem Greßkürsten Wladimir nur unier der Be dingung zustlmmle, daß dieselbe ihren eoangelilchen Glaube, bei- behalle. Kaiser Alexander II. willigte endlich ein zum Entsetzen de- Altrusirnthum-, das bis deute noch nicht der jetzigen Groistürstin Wladimir verzeihen kann, daß sie diese- erste Beispiel gegeben dat, und da» sich daiür durch die niedrigsten Verleumdungen über bie Gcoßiürftia rächt Nachdem einmal da- Ei- gebrochen, solgt-n noch mehrere derartige „Verstöße" gegen d>e Familienbesiimmungen. Die in zwischen verstorbene Prinzessin Therese von Oldenburg behielt bei ihrer Vermäblung mit dem Herzog Georg vo» Leuchtenberg den evanielischen Glauben bei; desgleichen die Prinzessin Elisabeth von Hessen, jetzige Großsürstin Sergius, und die Prinzessin Elisabeth von Sachjcn-Altrnbnrg. vermählt mir Großsürstin Lonstaaiin-Sohu. Kaiser Alexander III. sonb die Aufrechterdallung dieier nunmehr so oft überlretenen Bestimmungen nicht mehr zeitgemäß »nd änderte diesilben im Jahre 1886 dahin ob, daß nur die Gemahlin deS jedesmaligen DhronsolgerS oder Kaiser- den russliche» Glauben annehmen müsse, di« Gemahlinnen der andern Großfürsten ,edoch nicht Man wunderte sich damals s-hr, daß dee so strenggläubige, in GlaulenSsraqen non PobedonoSzew geleitete Zar Alexander III. tnele duldsame Aenderunq voraahm »stv sie schad-te ihm auch lehr in den Augen de- AllrussenthnmS- BIS sich nun jetzt tue Großsürsten Paul und Peter mit den griechiiid-orihodoxen Prinzessinnen vo» Griechenland und Montenegro verlobten, erhob die russische Presse ei» gegenüber den evangelischen Großsürsiiiiiien wenig bösliches Jubelgeschie, und betonte lebhaft die Freude de« ganzen Lande-, endl ch wieder „rechtgläubige" (so nennt sich bescheidener Weise der russische Glaube) Grvß iiistinnen zu besitzen. ES scheut, daß diese Prißstinimcn, mehr wohl aber drr Rath de« fanaiilchen Siserer- PobedonoSzew, aus den Kaiser Einfluß hatten, denn zur all gemeinen Ueberraschuiig I s man >m gestrigen Regie,ung-.Anze'ger, daß die Aenderung der Fam l enbrsmirmungen vom Jahre 1886 ausgehoben und durch nächst, beide ersitzt sei: „D e Ehe «iner männlichen Person de- kaiserlichen Hause-, welche Anrecht auf die Thronfolge haben kan», mit einer P-ilon andere» Bekennkuilse« ist nicht ander« zulässig, a < »ach Uebeitritt derselben zum orthodoxen Glauben " Dadurch sind die früheren Bestimmungen in aller Kraft Wiede,heraestellt und An-nahmen werden sicher nicmal« gestaltet werden. Unwillküilich wirst sich hierbei die Frage ans. wo die überaus zahlreiche» ledigen Groß>ürji n nnnmeiir ihre B äoie suchen werde»; denn heirathsfäh ge rnisnch 'Nroßinriiinnen giebl e- zur Zeit »ich!, so daß also die Wahl nur au' Griechenland und Montenegro beschränkt bleibt. Deuijche Prinzessinnen werden sich wohl kaum mehr zu einer Glauben-ünderung entschließen. * Ucocr ken Ursprung unv die Bcvculung der Unruhen im Sandschak Nobibazar ist eine feste Meinung noch 'nicht zu gewinne». Es ist jekensaüS aujsall nd, daß die be unruhigenden Drahtberichle kiese- Mal »icki au- Wien und Pest ober Konstanirnopel. wo man doch ebensall» unterrichtet sein mußte, sondern au« Belgrad komme» Von jbrem Be richterstatter in Belgrad erhält die „Bossische Zeitung" folgenden Drahtbericht: Die gestern gemeldeten Unruhen im Sandschak Novibazar er bauen durch weitere, Nach,- der hiesigen R gierung zugegangene Depeichin folgende Erk.Liunq. Drr Kampf zwilchen Mulel- männe n, Albanesen und Serbe» brach vorgestern ans, nachdem da- seck einig r Zeit dort veibreitete Gerücht, d r Sultan beab- sichtige, da- ^andichak der serbischen Reale, ung abzulreien, selten Fuß gesoßt hau. Sofort enlw ckelie sich eine heftige Agitation der türkischen Bevölkerung, w iche vorgestern ihren Hökepunct erreichte, indem inan mehrere serbische Notable arrelirtr uns mit Mastacres b gönn. G gen zw ihundert serbische Familien flüchtete» in Folge dessen geile,n »us serbisches Gebiet. Mehrer« Boa llone der dortige» Besatzung ichiiilea sofort gegen die aus- ruhieillche Bevölk iurg ein. doch gelang et irotz de- KamvfeS bi« jetzt »ich!, die Rulie wieder h-rzust lle:i. Ich begab mich heule Vor- mttlcg ziii» hiesig-» ,ü tischen G> Madien, uni Auiklärungeii zu er hallen Jade», Z,a y die dorngen Unruhen zugestand, bedauerte er jidoch duich Rücksiiile» gebunden zu sein und nähere Milchet- lung-n mit machen zu könne». Las Geiüwk, der Sultan wolle da-Sandschak Novibazar an Serbien abtrelen, ,st so aöcnleuerlich, daß cS nirgend» ernst genommen werden kann und jchn.>e»llch auch die Un ruhen bervorgeruse» bat Die Nachrrchlen an« Belgrad, vorrugswersk kie amtlichen, sind nur »Hl größter Vorsicht zu beh iiikein Eine ausreichende Aufklärung über die Bewegung i» Novibazar wird erst durch Briefe von Ort unv Stelle zu erlang-n lein. * Pi in; Ferdinand von Bulgarien empfing am DienStag zum eisten Maie den diplomatischen Agenten Englands O'Connor in einilüudiger Privalaukienz. Um Mitternacht traten der Prinz unv die Herzogin Clementine ihre Reise zunächst über Tirnova an. * Zur Lage in Bulgarien schreibt man der .Politi schen Eorrespoiivenz" an« Sofia. 23. Juni; So eing chachierr sich auch die Gruppe der Zankowisten on- gesichis des leberzett tiasloollki! Au ireic S der R g-ernng gegenüber allen Wuhl-rrien subll. »nd io ger n Lust si- im Allgemeinen bei der vollständigen Abneigung de- dulg rilch u Volt S gegen Umtriebe zum Umstuize drr qegenwari gen Ordnung im Füistenthnme ver- wurea, so »oteriäßt das kleb e Häusl in e- doch nicht, ze twrise L-ben-ze,iyen von sich zu g de r. So hatten di. in Sofia aaiälstgen Zankow stev kürzlich eines der lrttenden Mitglieder vieler Partei, Herrn P. Stanischew, nach Belgrad ent'kndel, um m > dem dort wellenden Herrn Dragan Zantow Berolbungen zu pflege». Die Rückkehr de- Herrn Stanlsch w, der am 21. d wieder l» Sofia ein- tras. ist nicht ganz odne Anstande verlause». Derselbe ist in Zaribroü von dz» dortig«» Behörde» seftgenommr» »nd drei Tag« taug m