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2130 nur Lebende können mit einem Diplom begrüßt werden. Die Rüge, Jffland nicht in die Reih« der um Schiller verdienten Männer ausgenommen zu setzen», beruht auf demselben Mißver- ständniß; der Redner, Prof. Wuttke, führte nur Lebende, nur Diejenigen vor, welche mit einem Zeichen der Anerkennung von unS noch zu erreichen sind*). Nachträglich sei auch noch erwähnt/ daß die 75 jährige Schriftstellerin Fanny Tarnow, dir bei unserm Feste zugegen war, als Zeitgenossin des Dichter- mit einem Diplom zur Erinnerung an den 9. Mai 1855 beehrt wurde. Au den vielfachen Zeichen des Antheils zählt auch ein Geschenk des Buchhändlers Herrn Julius Baumgärtner, der den Vereins- Mitgliedern 180 Blätter eines schönen Stahlstichs, Schiller im Sterben darstellend, überreichen ließ. K. *) In Beiug auf diese Berichtigung haben wir nur zu bemerken, daß unser Referent, wir selbst und mit uns nicht wenige namhafte Männer, welche der Todtenfeier Schillers beiwohnten, die beregte Stelle in der Rede des Herrn Prof. Wuttke nicht anders verstehen konnten, als baß der geehrte Redner überhaupt die Koryphäen der Kunst und Wissenschaft anführen wollte, welche sich namentlich um Schillers An denken oder um seine dramatischen Werke durch künstlerische Leistungen verdient gemacht haben. Von einer Vertheilung von Ehrendiplomen Seitens des Schillervereins war in Herrn Prof. Wuttke's Vortrag allerdings die Rede, doch schien uns das nicht in unmittelbarer Be ziehung zur Aufzählung der Namen der betreffenden Schriftsteller, Künstler rc. zu stehen. — Wir wollen uns jedoch mit unserer Ansicht gern bescheiden, da ohne Einsicht in das Eoncept des Redners nichts bewiesen werden kann und zu einem menschlichen Irren bei dem Anhören eines so um fangreichen Vortrages, wie es der des Herrn vr. Wuttke war, in wegen der Neberfüllung des LocalS unbehaglicher Stellung mehr als bei anderen Gelegenheiten die Möglichkeit gegeben ist. Die Redaction. Im allgemeinen Interesse! Passtet man die Grimma'sche Straße, so sieht man seit einiger Zeit hinter den Schaufenstern der HinrichS'schen Buchhandlung eine neue Art Reliefbilder — geoplastische Bilder nennt sie der kunstreiche Verfertiger —, die mehr als alle bisherigen Leistungen der Art geeignet sind, eine richtige Anschauung für das Ganze der Erdoberfläche gewinnen zu lassen. Es bedarf wohl nicht erst des AuSsprucheS eines Gelehrten, um einzusehen, daß die klare Auf fassung deS Bildes der Erdrinde der Grund und Boden aller WiffenSbeziehungen ist: die Beweisführung dafür kann hier nicht ihren Platz finden ; aber von einem Mittel, uns dies Bild der Erdoberfläche zu versinnlichen, kann und muß zu Nutz und Frommen de- PudlicumS gesprochen werden. Derselben Künstlerhand, deren Fleiße Reliefkarten von Sachsen, der Schweiz und der Halbinsel Krim auf das Entsprechendste gelungen, verdanken die Schulen Leipzigs — unser Magistrat hat durch den Kauf eine- solchen Werke- seinen Werth erkannt — ein großes Relief-Kugelsegment von Europa, daS doch hoffentlich auch dem Publicum zugängig gemacht werden wird. Aber ganz besonders ist eS unsere Aufgabe, dasselbe auf das neueste Erzeugniß geoplastischer Kunst aufmerksam zu machen: daS sind Relief-Globen. Ein Riesenexemplar der Art, L Ellen im Durchmesser, ist unter der Arbeit und soll nach seiner demnächstigen Vollendung nach den Pfingstferien in den Schulen der Stadt zur Aufstellung kommen. Da der Schöpfer de- Werke-, Herr I)r. Bünger, natürlich unmittelbar darauf seinen Weg weiter nehmen wird, so ist eS gewissermaßen Pflicht, auf diese- außerordentliche Product der Kunst und Wissenschaft als sin noch nie gesehene- Anschauungsmittel hinzuweisen, damit ein Jeder Gelegenheit nehmen könne, da- Werk vor seinem baldigen Weggange von hier zu sehen, oder damit eS überhaupt dem Publi cum in irgend einer Weise und im Einverständnisse mit dem Künstler zugängig gemacht werde. Der Eindruck, den die Beschauung der eben jetzt vollendeten östlichen Halbkugel auf den Einsender dieses hervorgebracht, ist von der Art, daß er sich um so gedrungener fühlt, Alle, die sich für Kunst und Wissenschaft interessiren, auf die- Riesenwerk aufmerksam zu mache«. Eine Beschreibung ist wegen nöthigen UNfnngreichthums hier nicht thunlich — man muß da-Werk überhaupt selbst sehen, um eingestehen zu müssen: hier hat deutscher Geist und Fleiß wieder einmal etwa- Erfolgreiche- und Unerreichbares geschaffen. Vr. L. . ** Vermischtes. LandwNkHschaftlicheS. Au- Innsbruck bringt der „Bote für Tirol und Vorarlberg" eine Mitteilung de- landrvirth- schaftiichen CmtralauSschuffe- über ein Mittel gegen die Trauben- krankheit, welches Or. MeV. Franz Vulkart in Eppan (Tirol) auf Grund der Erfahrung, daß Parasiten auf animalischen Stoffen nicht bestehen können, gegen die Traubenkrankheit versucht hat. Er nahm zu 40 Maß Wasser 2'/, Pfd. gewöhnlichen Tischlerleim, ließ selbigen in obiger Quantität Wasser sieden, ganz auflösen und küh len, so daß diese Masse nicht stockend, aber auch nicht zu wässerig war und daß sie da- Ansehen einer Lauge hatte. In diese Auf lösung wurden kranke Trauben eingetaucht und nach 48 Stunden zeigte eS sich, daß die Beeren die schönste dunkelgrüne, glänzende Farbe wie die gesunden hatten. Im Monat September waren sie ausgewachsen und gereift, und eS prangte die herrlichste Frucht. Um sich zu überzeugen, daß gerade dieses Mittel die erwünschte Wirkung hervorbrachte, behandelte er drei auf demselben AuSlaffer hängende Trauben, tauchte die erste ganz, die zweite bi- zur Hälfte und die dritte gar nicht. Die erste wurde ganz, die zweite, so weit sie eingetaucht war, gesund, die dritte blieb krank, sprang nach vier Wochen auf und ging in Fäulniß über. An einem andern Reb stocke, wo Rebe, Blätter und Trauben im höchsten Grade iuficirt waren, wurde da- gleiche Verfahren angewendet und das gleiche Resultat erzielt. In Orten, wo ganze Strecken Reben erkrankt waren, wurden einzelne Trauben eingetaucht; diese wurden gesund und gaben die schönste Frucht, während alle übrigen der Krankheit unterlagen. — Vielleicht dürfte das Bespritzen der Kartoffel stauden, wenn sich die Krankheit zeigt, einen eben so guten Er folg haben. Die Anwendung dieses Mittel- verursacht sehr geringe Kosten, denn diese betragen bei einem Weingute, da- 400 Eimer Wein abwirft, nur 6 Fl. Der Vorstand de- landwirthschaftlichrs Centralausschuffes, vr. Gspan, fordert Jedermann, dem sich die Gelegenheit bietet, dringend auf, da- beschriebene Mittel wenigstens versuchsweise anzuwenden und da- Resultat bekannt zu geben. : (r. S.) Dem „Dr. Journ." wird au- Kloster Marienthal be richtet: „Am 3. Mai langten nach langer, langer Reise die sterb lichen Ueberreste der bekanntlich in Mexico verstorbenen Henriette Sontag, später Gräfin Rossi, von Zittau kommend, hier an. Niemand wohl konnte es dem einfachen, landesüblichen Plan wagen, der gegen Mittag von der Aittau-Görlitzer Straße in die schöne Lindenallee einlenkte, welche zu dem friedlichen Kloster Marienthal (nicht Marienstern) herabführt, ansehen, daß er die irdische Hülle des einst so schönen Weibes, der allgefeierten Künst lerin und Gräfin berge. Vor ^drei Jahren noch war sie in der Fülle der Gesundheit und des Glückes von Dresden aus, wo sie auf's Neue gerechte Triumphe ihrer Kunst und ihrer persönlichen Liebenswürdigkeit davongetragen, diesen Weg herabgekommen, um die geliebte Schwester zu besuchen, einst die Genossin ihrer Kunst und ihres Ruhmes, die nach einem bewegten Leben sich in die Mauern des freundlichen, waldumschatteten, von der Neiße be spülten Klosters zurückgezogen hat, um da den Frieden zu finden, den die Welt nicht giedt. In der Nähe der Schwester, der Nonne Juliane, hatte sie ruhen wollen. Die Bedenklichkeiten der Aebtissin, die Leiche der an der Cholera Gestorbenen in ihr Kloster aufzunehmen, waren endlich beseitigt worden. Keinerlei äußerliche Feierlichkeit sollte bei der Bestattung stattfinden. Der Gemahl, die Kinder, die Mutter und der Bruder der Verstorbenen waren zusammengekommen, ihr da- letzte Lebewohl zu sagen. Nach mittag- 3 Uhr ward sie in der Kirche eingesegnet und der zinnerne, von einem zweiten hölzernen eingeschloffene Sarg in der MichaelS- capelle, der Gruft der Pröbste, beigesetzt. Der Nonnen klagender Gesang ertönt nun täglich über da- Grab der Sängerin und draußen singen die Sänger de- Walde- der tobten Schwester Scheidegrüße." Der „Constitutionnel" schildert die seit dem 1. Mai in Pari- auffällig überhandnehmend« Theuerung. Die Besitzer der üätels xnrniüs verdoppelten ihr« Preise. Die Restaurant- zu 30 Sou drohen ganz zu verschwinden und die vielfach eingerichteten DiaerS zu 3 bis 4 Franc- bieten keineswegs mehr, nur daß man von großen Lakaien im schwarzen Frack und kurzer Kniehose bedient wird. Viele Hausbesitzer haben für die halbjährige AuSstelluugS- zeit den MiethzinS auf einen ganzen Jahre-zin- gesteiaert, und für diese überspannten Spekulationen ist allein auf die Börse der Fremden gerechnet. Die Detailhändler folgen natürlich diesem allgemeinen großen spekulativen Beginnen, welche- die Pariser auf regt, und die Theuerung bat sich auf Alle- verbreitet. Die Preise der Lebensmittel sind in emigen Artikeln verdreifacht. ES ist fast