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starrte. Zuerst wurde Stanley von Livingstones englisch sprechenden Dienern begrüßt, womit endlich alle Zweifel von des gesuchten Mannes Anwesenheit in Ujiji schwanden. All mählich näherte sich der Zug dem Hause Livingstones. In mitten eines großen Kreises der vornehmsten Araber Ujijis stand ein alter Mann mit schneeweißem Haar, vr. David Livingstone, der langgesuchte, totgeglaubte, verschollene, be rühmte Afrikareisende und Missionar. Man wird Stanleys Aufregung in diesem Momente be greifen. Die Freude über das Gelingen seiner schwierigen Aufgabe, das Bewußtsein, einem Hilfsbedürftigen eine viel leicht lange, sehnsüchtig erwartete Unterstützung gewähren zu können, der Stolz, ein Werk durchgesührt zu haben, das die Blicke der ganzen Welt auf ihn, den Erretter, weit mehr ziehen mußte, wie auf den Geretteten, das eigentümliche, großartige der Umgebung, die seltsamen Menschen — welche Gedanken mochten in diesem bedeutsamen Augenblick durch seine Seele gezogen sein. Endlich sah Stanley den berühmten Mann, um deswillen er den weiten, gefahrvollen Weg zurückgelegt hatte, von An gesicht zu Angesicht. Er schildert den Augenblick wie folgt: Als ich langsam auf ihn zutrat, bemerkte ich, daß er bleich war und abgespannt aussah. Er hatte einen grauen Schnurr und Backenbart, trug eine bläuliche Mütze mit verbleichtem Goldband aus rotem Grunde, eine Weste mit roten Ärmeln und graue Zwillichhosen. Gerne wäre ich auf ihn losgestürzt, doch ich war in Gegenwart des Hansens zu feige dazu; ich wollte ihn umarmen, nur wußte ich nicht, wie er es aufnehmen würde. So that ich denn, was moralische Feigheit und falscher Stolz als das Beste zu thun mir rieten — ich schritt auf ihn zu und fragte, den Hut abnehmend: „Doktor Living stone, wie ich vermute?" „Jawohl!" antwortete er mit freundlichem Lächeln, die Mütze leicht lüftend. Ich setzte