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—4I 70 U>— Gebiet durchziehen und litt, da mau sich nicht genügend ver proviantieren konnte, sehr an Hunger. In Uwinza mußte Stanley überall hohen Tribut bezahlen. Die Wawinza, sagt Stanley, sind schlimmer als die Wagogo, und ihre Habgier ist unersättlich. Nachdem der Malagarasi überschritten war, erfuhr Stanley am 3. November 1871 von einer Wanguana- Karawane, daß in Ujiji vor kurzer Zeit ein Weißer ans Maujuema angelangt sei. „Hurrah! das ist Livingstone! das muß Livingstone sein! Das kann kein Anderer sein! Aber — vielleicht ist es doch ein anderer, — einer von der Westküste her — vielleicht Baker? Nein Baker hat keine Weißen Haare auf dem Gesicht. Jetzt aber müssen wir rasch marschieren, denn sonst erfährt er mein Nahen und läuft da von," schreibt Stanley. „Ich bin schier närrisch vor Freude," ruft er aus bei dem Gedanken, seinem Ziele so nahe zu sein. Am 10. November erreichte Stanley Ujiji, der 236. Tag nach Bagamoio, der 51. nach Tabora. Wenn wir auch ab- sehen von der Länge des Aufenthaltes in Tabora, verursacht durch den Krieg mit Mirambo, so war das doch eine außer gewöhnlich langsame Reise. Der Tanganika machte aus Stanley, wie auf alle, die ihn zum erstenmale erblicken, einen ganz gewaltigen Eindruck. Seine Schönheit und Großartig keit, die wunderbare, tiefblaue Farbe, das Meerartige, das Tierleben an seinem Strande, die abwechselungsreiche Land schaft, die gewaltige Dünung — ein Meer inmitten des Kon tinents. Der Eindruck wird erhöht durch den Kontrast zu der bisher von der Küste aus durchzogenen, verhältnismäßig wasserarmen Gegend. Beim ersten Anblick des Sees ist Stanley ganz überwältigt: „Ich bin so glücklich, daß ich glaube, ich wäre ganz gelähmt und ganz blind". — Unter dem üblichen Lärm zog die Expedition in Ujiji ein, empfangen von der zusammenströmenden Bevölkerung, welche neugierig die in diesen Regionen nie gesehene amerikanische Flagge an-