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5. Kap.) Neue Handels- >i»d Schifffahrts-Verordnungen. 51 besonders unter den Ausnahmen ansgeführtcn Artikel betrugen die Schiff fahrtszölle für die Colonien im Durchschnitt 3 Proceut für spanische Gü ter und 7 Procent für ausländische Manusacturen. Dazu kamen freilich noch die Abgaben, welche von denselben bei der Einfuhr in Spanien und dann noch bei der Wiederausfuhr erhoben wurden, so daß zuletzt ein Zoll vom Werthe sich herausstellte, der 40 bis 50 Procent betrug. Die Ver schiffung mehrerer ausländischer Artikel, welche der j panischen Fabrikation hätten Concurrenz machen können, insbesondere Baumwollenwaarcu, Tuche, Hüte, seidene Strümpfe, Oel, Wein und Branntwein waren unbedingt verboten. Man wollte die spanischen Interessen schützen, dachte nur an den vermeintlichen Vortheil des Mutterlandes und nicht auch an jenen der Colonien, und erneuerte deshalb einige durchaus veraltete Erlasse, denen zu folge in einigen Provinzen der Anbau des Oelbaumes und der Weinrebe, in anderen jener von Flachs und Hanf verboten wurde. Auch zielte alles darauf ab, in den Colonien keine Gewerbsainkeit auskommcn zu lassen; die Südamerikancr durften kein Tuch weben, und sogar die Vicunawolle mußte aus Befehl des Vicekönigs nach Spanien «-geliefert werden, wo sie in der königlichen Manufaktur zu Guadalaxara verarbeitet wurde. Galvez war entschieden parteiisch zu Gunsten der in Europa gebo renen Spanier und zum Nachtheil der Creolen, die von allen öffentlichen Aemtern so planmäßig ausgeschlossen wurden, daß sie sogar zum Thür steheramte für ungeeignet gehalten wurden. Natürlich führten die Ame rikaner bittere Klage über eine solche Zurücksetzung, und sie war um so verwerflicher, da gerade zu derselben Zeit Spanien gegen England zu Gunsten der nordamerikanischen Kolonie sich erklärte, die ihre Unabhän gigkeit vom Mutterlande erklärt hatten. Man begünstigte von Madrid aus in Nordamerika ein System, das man in den eigenen Besitzungen nicht im Mindesten gelte» lassen wollte. Uebrigens ist nicht zu leugnen, daß die neuen Verordnungen über Handel und Schifffahrt sehr günstig für die Colonien wirkten und auch dem Mutterlande zu Gute kamen. Namentlich zog Buenos Ayres daraus erheblichen Vortheil. Nachdem es lange Zeit nicht viel mehr als ein Schleichhändlernest gewesen, erhob es sich nun zu einem der bedeutendsten Handelsplätze der neuen Welt, und man ersteht aus den amtlichen Mit theilungen, wie rasch der Verkehr sich steigerte. Insbesondere nahm die 4*