X Vorwort. habe aber so, daß es, berührt, angeregt und theilweise durchdrungen von germanischen Elementen ein neues eigenthümliches, specifisch ame rikanisches Gepräge gewinnt. Durch Beimischung deutschen Blutes wird es, wir möchten sagen wieder mehr gothisch werden, und die Verschmelzung mit deutscher Kultur wird nach allen Seiten hin nur wohlthätig und belebend wirken können. Uebrigens kann keine Rede davon sein daß die Deutschen, falls einmal die argentinischen Lande ein Ziel der Auswanderung für sie werden sollten, im spanischen Elemente auf- und untergehen würden. Die Dinge würden sich vielmehr etwa so gestalten wie in Belgien, wo Wallonen und Fla mingen in Frieden und Eintracht mit, neben und durch einander leben, und einen geachteten Staat bilden, zu dessen Blüthe beide Theile in gleichem Maße beitragen, indem sie an Fleiß und Vater landsliebe mit einander wetteifern. Ueberseeische Colonien können niemals eine blose Reproduktion des Mutterlandes sein; sie find zu etwas anderm bestimmt, haben ihre eigenen volksthümlichen Evolu tionen und schaffen sich ein neues Staatsleben. Die argentinischen Lande sind menschenarm. Aus einem Raume der viermal größer ist als Deutschand zählen sie noch nicht so viele Bewohner als unser Thüringen, oder als das Großherzogthum Ba den, und doch haben sie Raum für dreißig oder fünfzig Millionen; sie könnten schon mit einer Seelenzahl von sechs oder zehn Millionen eine der schönsten Agricultur- und Handelsregionen der Erde werden, weil sie unendlich reich begabt sind. Aber ihre Schätze in allen drei Reichen der Natur liegen noch ungehoben. Erst eine massenhafte Einwanderung von Europäern, die durch ihren Fleiß, durch nach- haltige Energie, durch Intelligenz und geistige Regsamkeit in die starren Elemente frischen Fluß bringen, kann ein reges Leben Hervor rufen und die vielen Hilfsquellen entwickeln. Man nehme einmal an daß in jedem Jahre etwa zebn- oder zwanzigtausend Deutsche, also nur der zehnte oder zwanzigste Theil unserer Auswanderer, die La Plata Regionen zu ihrer Heimat gewählt und ilch dort unter zu sagenden Verhältnissen angesiedelt hätten. Was würde die Folge gewesen sein? Binnen zehn Jahren wären die Gegenden, wo die deutschen Niederlassungen ständen, in einen blühenden Garten um-