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318 Der Starrkrampf. — Blatternkrankheit und Impfung. f9. Buch. Die sogenannte siebentägige Krankheit, mal clc- siele ckias, rafft viele neugeborene Kinder hinweg, meist ans den niederen Volksschichten, und rührt also wohl zum Theil von Vernachlässigung her. Denn die Mutter pflegt bisweilen schon am drittenTage nach der Niederkunft wieder an ihre Arbeit zu gehen, und widmet dem Kinde nicht die gehörige Sorgfalt. Wäscherinnen zum Beispiel sind bereits am dritten oder vierten Tage wie der am Flusse beschäftigt. Das neugeborene Kind liegt dann neben ihnen ans einer kalte» Haut in der feuchten Lust. Da ist es freilich kein Wun der, daß cs sich erkältet und stirbt. Das Volk war früher eine Zeitlang in dem Wahne, die Sterblichkeit unter den Neugeborenen rühre von der Taufe mit kaltem Wasser her. Auf dringende Vorstellung der Aerzte erließ die Assamblea 1813 eine Verordnung, dergemäß bei der Taufe mir lauwarmes Wasser angewendet werden sollte; die Zahl der Todes fälle wurde aber trotzdem nicht geringer. Bcmerkenswerth ist daß auch Pferde vom Starrkrampf heimgesncht werden und allemal daran sterben. Die Blattern richten jetzt keine großen Verwüstungen mehr an. Der erste Impfstoff kam 1805 nach Buenos Ayres; der Besitzer einer Schiffs ladung Sclaven brachte ihn mit, und vr. Segurola bewahrte ihn. Dieser Mann hat volle sechzehn Jahre lang sich Mühe gegeben die Impfung namentlich unter den ärmeren Klassen zu verbreiten, die einen großen Widerwillen dagegen hatten, und die er für sein wohlthätiges Werk oft mals noch bezahlen mußte. Laut einem Berichte von 1829 waren bin nen nenn Monaten 4160 Kinder in der Stadt geimpft worden, von etwa 6000, die in jenem Zeitraum geboren worden waren. Damals wurde Impfstoff von Buenos Ayres nach Rio de Janeiro geschickt. Unter den Indianern haben die Pocken weit größere Verheerungen angerichtet als unter den Spaniern; ganze Stämme sind von denselben hinwegge rafft worden. Sobald die Krankheit ansbricht flieht Alles und überläßt die Siechen sich selber, die dann allemal elend nmkommen. Einst wurden mehrere Indianer, darunter auch einige Kaziken, in der Stadt Buenos Ayres von den Blattern ergriffen. Zu ihrem nicht geringen Erstaunen besuchte Rosas die Kranken, und benutzte die günstigen Umstände um Einfluß auf sie zu gewinnen. Er zeigte ihnen die Blatternarben aus seinem Arme, erklärte ihnen was die Impfung sei, und nun ließen sich etwa anderthalbhundert impfen.