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17. Kap.) Die Stadt Buenos Lpres. 301 in einem geradezu verwahrlosten Zustande ließ. Das Volk meinte, es sei gar nicht möglich die Straßen zu pflastern, obwohl das herrlichste Material dazu, wie schon bemerkt, ganz nahe bei der Hand war. Dem Marques vonLoreto machte man den Vorschlag dem sehr fühlbaren Uebel- stand abzuhelfen. Aber dieser Vicckönig wollte daraus nicht eingehen; als Grund gab er namentlich an, daß die Häuser einstürzen würden, wenn schwere Karren über dasStraßenpflastcr rollten; auch müßte dann das Volk die Räder an den Karren mit eisernen Reifen beschlagen, was sehr theuer zu stehen kommen werde! Seine Nachfolger Arcdondo und Aviles dachten indessen anders, und ließen einige Straßen pflastern; Prä sident Rivadavia nahm sich der Sache eifrig an. Freilich bleibt immer noch sehr viel zu wünschen übrig. So finden wir in dem Berichte eines deutschen Reisenden aus dem Jahre 1853 folgende Bemerkungen: „Das Straßenpflaster ist in der That furchtbar, und in allen neueren Straßen die noch keines besitzen, wird der Staub im Sommer wirklich unerträg lich. Es fiel mir auf, daß in den älteren Stadtheilen die Veredas oder Trottoirs so schmal sind, daß nur eine einzige Person auf ihnen gehen kann. Man belehrte mich das sei altspanische Sitte, die erst seit Kurzem abgekommen. Es hätte früher einen komischen Eindruck gemacht, wenn eine mit sechs bis sieben Töchtern gesegnete Mutter mit ihnen zur Kirche oder auf den Spaziergang gewallfahrtet wäre. Die neueren Trottoirs sind bequemer, und mit peinlicher Sorgfalt achtet der Eingeborene daraus, daß dem Fremden und dem schönen Geschlechte die Häuscrscite einge räumt wird. Die Umgegend der Stadt bietet einen recht angenehmen Anblick dar. Dort liegen die Quintas, Landhäuser, der wohlhabenden Eiaffen, mit ten zwischen Bäumen in anmuthigen Blumengärten. Die Damen in Buenos Ayres lieben Blume» leidenschaftlich. Europäische Gärtner, namentlich aus England, Frankreich, Deutschland und Schottland haben manche eingeborene Pflanzen durch Cultur veredelt, und europäische Ge wächse einheimisch gemacht. Alle mitteleuropäischen Gemüse, namentlich jene welche viel Saft und Fleisch haben, gedeihen vortrefflich, insbesondere auch Melonen, Kürbisse, Blumenkohl, Tomatos, Spargel, Bohnen und Erbsen. Dazu noch Wassermelonen und Mangoldwurzeln; die Riesen distel der Pampas wächst im Sommer so hoch daß sic einen Reiter zu