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186 Mviitvnervs. 16. Buch. und der sie im Gehorsam zu halten versteht. Zu dergleichen Auskunsts- mitteln pflegen schwache Regierungen wohl zu greifen, nm über augen blickliche Verlegenheiten hinwegzukommen, aber nach Verlaus einiger Zeit treten dann die schlimmen Folgen zutage. Alle Häuptlinge welche in den argentinischen Revolutionen eine hervorragende Rolle spielen, sind einmal Kommandanten der Campana gewesen: Lopez »ud Jbarra, Artigas und Gucnes, Facundo Quiroga und Rosas. Der Letztere wußte die Bedeu tung der Commandantcn wohl zu würdigen. Als er Gebieter von Bue nos Ahres war, vernichtete er von ihnen alle die zu seiner Erhebung bei getragen hatten, und übertrug ihr Amt unbedeutenden Menschen, die ihm keine Besorgniß einflößten. Alle diese Einzelheiten verdienen deshalb hervorgchobcn zu wer de», weil sie wesentlich zum Verständniß des Charakters beitragen, welcher den argentinischen Revolutionen ausgeprägt ist. Das Leben und Treiben in der Campana hat sicherlich auf der weiten Welt kein Nebcnstück, so durchaus eigenthümlich ist dasselbe. Woanders gäbe es zum Beispiel Monto ne ros? Das Wort kommtvon monkon, das heißtHaufen. Montoneros sind Schaarcn unregel mäßiger Truppen, welche in de» Pampas umhcrschwärmcn, die regel mäßige Armee belästigen und angreifcn, und dabei plündern. EincTruppe solcher Montoneros bildet eine Montonera; sie wird aus Gauchos gc- bidct, und hat in gewisser Hinsicht Ähnlichkeit mit den Beduinen. Gleich vom Anfang an kennzeichnet sich die Montonera durch Brutalität und wilde Barbarei. Artigas ließ gefangene Feinde in nasse Ochsenhäntc nähen und auf dem Felde liegen; die Sonne trocknete die Haut und der Mensch in ihr mußte langsam ersticken. Dem Obersten Maciel wurde ein Stück Fleisch aus dem lebendigen Leibe geschnitten, und Rosas band mit diesem Riemen aus Menschcnhaut sein Pferd an einen Pfahl. Die Mon toneros erschossen nicht etwa ihre Kriegsgefangenen, sondern schnitten ihnen den Hals ab. Unter ihrem Treiben hat das Land entsetzlich gelitten. Sarmiento, dessen Werk über Civilisation und Barbarei in den argentinischen Provinzen vor zehn Jahren erschien, legt besonderes Ge wicht daraus, daß die Städte im Innern nach und nach zu Eirunde ge richtet worden seien, und verweist namentlich auf La Rioja und San Juan. Die crstere befand sich 1810, zur Zeit des Ausbruches der Ncvo-