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84 Sitten und Gebräuche der Pehuenches. stj. Buch. ceß, sie werden hingerichtet, und im Allgemeinen nimmt man an daß ein böser Geist im Spiele sei, wenn Jemand natürlichen Todes stirbt! Die Verwandten des gestorbenen beschuldigen in ihren Wehklagen irgend einen persönlichen Feind, behaupten er habe durch Zauber gewirkt, und das reicht insgemein schon hin, um die ganze Horde gegen den vermeint lichen Missethäter aufzubringen; sie macht dann seinem Leben ein Ende- Die Pehuenches nehmen einen Schöpfer und Regierer aller Dinge an, und die Entschlüsse eines bösen Geistes, aus dessen Rechnung alles Misgeschick kommt das sie betrifft. Die Seele stirbt nicht, sondern fliegt nachdem sie den todten Körper verlassen, über See nach einem Orte wo Uebcrfluß an allen guten Dingen ist, wo Männerund Frauen sich zu sammenfinden und in ungestörtem Glücke leben. Sie geben dem Todten Kleider und allerlei Keräthschasten mit ins Grab, namentlich Waffen, und zuweilen auch Lebensmittel; beim Leichenbegängniß eines Kaziken werden seine Pferde getödtet, die man ausstvpft und über der Grabstätte aus Pfähle stellt. So leidet der Pehuenche keinen Mangel in der andern Welt sondern hat Alles dessen er nothwendig bedarf. Die Begräbniß- seierlichkeiten sind je nach dem Ansehn welches der Verstorbene genoß, mehr oder weniger pomphaft; je mehr ans dem Grabe getrunken wird um so größer ist die Ehre für den Todten. Die Pehuenches glauben an Träume, namentlich an jene der Aeltesten und Kaziken, die für eine Art Offenbarung gehalten werden nach welcher der Stamm in wichtigen Angelegenheiten sich richtet. Auch werden in allen irgend belangreichen Fällen Wahrsager und alte Weiber befragt, ob gute oder üble Anzeichen vorhanden seien. Der Bräutigam muß den Aeltern seiner Braut ansehnliche Geschenke machen um von ihnen die Ein willigung zur Heirath zu erhalten. Deshalb gelten Mädchen für einen nicht unbeträchtlichen Theil der Habe einer Familie, und ein Vater der lediglich Söhne hat, muß viel von seinem Vermögen weggeben um ihnen Weiber zu kaufen. Der Pehuenche kann mehr als eine Frau nehmen, aber die erste gilt am meisten und entscheidet in häuslichen Angelegenheiten. Nach der Niederkunft werden Mutter und Kind sogleich an das erste beste Wasser gebracht, und gebadet; die Wöchnerin geht ohne Unterbrechung an ihre Arbeit und besorgt alles Nöthige zum festlichen Gelage. Aus alle dem geht hervor, daß die Pehuenches an Sitten und Ge-