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2St6 paqnermaschine itn Construction der sogenannten Selbstent- wickelung-apparate aus der Fabrik der Herren Greßler L Comp, m Berlin. Die Maschine wurde vor den Augen der Anwesenden gefüllt und in Gang gesetzt und mittelst derselben wurde in Zeit von kaum einer Stunde in dem ungefähr 36 Quart fastenden MischunqSgefäße eine kräftige Jmprägnirung von 30 Quart Flüs sigkeit mit Kohlensäure bewirkt und das hergestellte trefflich mous- sirende Sodawasser mit allfeitiger Anerkennung von den Anwesen den getrunken. Ganz besonderen Beifall aber fanden die mit diesem Sodawasser bereiteten vimouaäes gareuse» von Himbeer-, Citron- und Ananasqeschmack, so wie des in England so belieb ten Jngwerbieres (Oinxer-beer), welche dadurch gewonnen wur den, daß das Sodawasser aus der Maschine auf vorher in Flaschen gebrachte kleine Mengen von entsprechenden liqueurartigen Mischun gen abgefüllt wurde. — vr. Hirzel theilte einige specielle Vor schriften zur Herstellung solcher moussirender Getränkt, die ihm zu diesem Zwecke von Herrn Greßler gärigst überlassen worden waren, mit: 1) Zu 100 Flaschen Selterswasser: 3 Unzen doppelt koh lensaurer Natron, 5 Unzen einfach kohlensaures Natron, 7 Unzen Chlornatrium (Kochsalz), zusammen gelöst und filtrirt, ferner 5 Drachmen Chlormagnesium und 5 Drachmen Chlorcalcium, zuslmmen gelöst und filtrirt, mit der vorigen Lösung ins Misch- gefäß gebracht und mit dem Wasser gemischt. 2) Zu 100 Flaschen Sodawasser: 8 Unzen doppelt koh lensaures Natron, 7 Unzen einfach kohlensaures Natron und zwei Unzen Chlornatrium. Verfahren wie oben. 3) Zu 100 Flaschen Bitterwasser: 10 Unzen einfach kohlensaures Natron, 5 Unzm schwefelsaures Natron und 50 Un zen schwefelsaure Magnesia. Gelöst, filtrirt und gemischt. 4) Zu 100 Flaschen Himbeerlimonade: 4 Quart Him- beersyrup, 4 Psd. Zucker, 8 Quart Heidelberrsaft und 8 Loth Weinsteinsäure werden zusammen gekocht, die Flüssigkeit sauber filtrirt und in die Flaschen vertheilt, welche nachher mit Soda wasser gtfüllt werden. 5) Zu 100 Flaschen Iohannisbeerlimonade: Wie Himbeerlimonade, nur nimmt man JohanniSbeersyrup anstatt Himbeersyrup. 6) Zu 100 Flaschen Erdbeerlimonade: Wie Johannis- beerUmonadc mit Zusatz von 10 Tropfen Erdbeeräther. 7) Zu 100 Flaschen Citronenlimonade: 8 Psd. indi scher Zucker werden mit 4 Quart W-sser zu Syrup gekocht; dazu 10 Loth Citronensäure, 6 Loth Cilronenessenz (aus 1 Loth Cttronenöl und 8 Loth Weingeist von 90 o/«) und 4 Loth Zuckrr- couleur gesetzt. 8) Zu 45 Flaschen oder 1 Anker Champagner (Heidsick L Comp, in Rheims): 9'/, Psd. Rohrzucker, 3 Psd. Candrs, 2>/, Quart Weinlprit von 90»/«, 1*/, Quart Wein und N/,Q Wasser werden zusammen gekocht, nach dem Adkuhlen wird 1/4 Q. guter Cognac zugesetzt und auf je eine 1/t Flasche 1/t, Quart die ser Flüssigkeit genommen. 9) Au 45 Flaschen Champagner (Lambry, Geldermann L Deutz): 12 Psd. Rohrcandis (braun), */, Quart Cognac und 3 Quart Weirsiprit werden mit 3 Quart Wasser kalt gemengt. Der Candis nnrd in 4 Quart Wein zuerst gelöst und der Wasser- zusah gemacht. Nochmals muß darauf aufmerksam gemacht werden, daß dü Säfte zu den Limonaden und Champagner nicht in daS Misch- gesäß der Maschine gegossen werden dürfen, sondern auf die mit der moussirenden Flüssigkeit zu füllenden Flaschen. Die vorgezeigre Greßler'sche Maschine machte in Betreff ihrer einfachen und zweckmäßigen Construction und der leichten,^gefahr losen Handhabung einen sehr guten Eindruck, und ist jedenfalls diesen Apparaten eine weite Verbreitung zu wünschen. Herr Greßler theilte noch mit, daß in diesem Apparate nicht nur gute, sondern auch billige Getränke herzest, llt werden könn ten; so komme z. B. eine Flasche kohlensaures Wasser auf 5 Pf., eine Flasche Limonade auf 1'/, Ngr., eine Flasche künstlicher Champagner (die Flasche leichten Wein zu 3 Ngr.) auf 5>/, Ngr zu stehen. Ec rrwahnte f.rner, daß in Berlin bereits drei offene Trinkhallen errichtet worden seien, in welchen solche Getränke ver schenkt würden. Ein Gesuch, welches mehrere hiesige Kaufleute an den Rath der Stadt Leipzig gerichtet hätten, um die Erlaub- nrß zur Errichtung ähnlicher Trinkhallen in Leipzig zu bekommen, scheine keine Aussicht auf Erfolg zu haben. vr. Hirzel meint, die Trinkhallen wären zu den neuerbauten Häuschen auf der Promenade eine ganz zweckmäßige Nachbar schaft und macht, indem er die Sitzung schließt, auf zwei von Herrn Ainngießermeister Krause ausgestellte äVater-elosels aufm.rksam. Herr Krause erklärte die Construction derselben und erbietet sich prwatim zu weiterer Auskunft, da er selbst solche ^Vater-elooets einrichtet. » Am 26. April fand ferner eine nicht öffentliche Sitzung der Leipziger Polytechnischen Gesellschaft statt. In dieser wurden folgende Herren als neue Mitglieder in die Gesellschaft einstimmic ausgenommen: Herr Paul Martin, Kaufmann; Herr Fran Steiniger, Kaufmann; Herr Carl Ferdinand Döring, Mechaniker; Herr E. Weise, Tapezirer; Herr Franz Lud. ömpe, Kaufmann; Herr Heinrich Feste, Buchbindermerster; Herr Advocat Melde; Herr A. Unger, Kaufmann; Herr Her mann Reichert, Cartonage. und Etuifabrikant; Herr C. F. Becker, Organist; Herr Consul Knauth; Herr Stadtrath Weickert; Herr Leopold Döring, Uhrmacher; Herr Julius Hoffmann, Hutmachermeister; Herr vr. Hur. Dreschke; Herr Heinrich Sperling, Buchbindermeister; Herr Theodor Pfih- mann, Kaufmann; Herr Chemiker Fleischer; Herr C. A. Zeidler; Herr vr. Theodor Kirsten Hun.; Herr Louis Bier wirt h; Herr Gustav Herrmann Leisching, Hutmachermeister; Herr Schmidt, G?lbgießer. Eine Frage im Fragekasten gab zu einer längeren Diskussion über die Schädlichkeit des Staubes, welche Niemand in Zweifel zog, sondern welche von mehreren Seiten, namentlich von vr. Reclam und vr. Schildbach als sehr bedeutend geschildert wurde, Veranlassung. vr. Hirzel erstattete einen kurzen Bericht über den gewerb lichen Bildungsverein. Er hob hervor wie rasch sich dieser Verein während der kurzen Zeit seines Bestehen- entwickelt habe. Die Zahl der Mitglieder sei bereits auf 550 gestiegen. Am 31. März habe der Verein ein besonder- und ausschließlich für seinen Gebrauch ermietheteS Local, nämlich den Leipziger Salon, bezogen und seinen Einzug an diesem Tage durch ein einfache-, aber heiteres Fest gefeiert. Auch die Vorträge und Unterrichts stunden haben bereits begonnen. Die ersteren finden Montags, Mittwochs und Sonnabends statt und wurden bisher von den Herren Professoren Bock, Wuttke und Roßmäßler und den Herren vr. Hein old, vr. Schildbach und Dir. Schöne abgebalten. Die Unterrichtsstunden bestehen in Rechnen, Schön schreiben, Buchhalten, Zeichnen, Redeübungen und Gesang. Der Gesangverein zählt 120 Mitglieder, vr. Hirzel spricht die freu dige Ueberzeugung aus, daß sich der junge Verein sehr bald zu großer Ledensthäligkeit entfalten werde. — Von Schriften waren eingegangen: 1) Schreiben des Gewerbevereins zu Kamenz, den Dank für den übersendeten Jahresbericht aussorechend. 2) Programm zu den Osterprüfungen an der königl. Pelytechn. Schule zu Dresden 1861. 3) Programm zur Osterprüfung an der Handelslehranstalt zu Chemnitz. 4) Neue Nummern des Breslauer Gewerbeblatte-. 5) Bericht der Prager Handels- und Gewerbekammer, Sitzung vom 14. Jan. 1861. 6) Bericht über die Wirksamkeit des Gewerbevereins zu Schweinfurt. 7) Eine Nummer der Gewerbezeitung de- bayerischen Gewerbestndes. 8) LLbliotdeea xdoloFrapliie» oder Verzeichniß der auf dem Ge biete der Photographie bis zum Jahre 1860 erschienenen Schriften, von C. A. Auchold. Geschenk des Herrn Ver fassers, für welches der Direktor im Namen der Gesellschaft den wärmsten Dank ausspricht. 9) Von Herrn Buchhändler Hunger waren als Geschenk ein gegangen:- B. Aachariä und vr. Lehmann: Vorschule für Uhrmacher. vr. Thon: Der Sonnenzeiger, oder Anweisung alle Arten von Sonnenuhren herzustellen. Und: Die Wunder dcr Pflanzen- und Thierwelt. — Hierauf wurde folgendes Gutachten verlesen: „Gutachten de- von der Leipziger Polytechnischen Gesellschaft gewählten Aus schusses zur Prüfung d.s Verfahrens des Herrn HauptzollamtS- assistenten Löwe in Leipzig, echte Vergoldung sicher und leicht zu erkennen." „Das Verfahren de- Herrn Löwe, echte Vergoldung zu erkennen, besteht in Anwendung entweder einer gelben oder einer grünen Flüssigkeit; mit der letzteren betupft man den zu prüfenden Gegenstand, wobei derselbe, wenn er echt vergoldet war, unverändert dletben, wenn dagegen andere Metalle vorhanden sind, ein schwärzlicher Fleck entstehen soll. — Die an dere Flüssigkeit dagegen dient zum Betupfen von Strichen, die man mit dem zu prüfenden Gegenstand auf einer mattgeschliffenen, hinten geschwärzten Glasplatte gemacht hat. War die Vergoldung echt, so sollen die Striche bleiben, im entgegengesetzten Falle aber verschwinden. — Dre Unterzeichneten haben diese beiden Methoden genau geprüft und sind zu der Ueberzeugung gekommen, daß die selben ihrem Zwecke, nämlich Zollbeamten ein Mittel an die Hand zu geben, echte Vergoldung leicht und sicher zu erkennen, voll kommen entsprechen und daher zu empfehlen sind. In Betreff der Flüssigkeit zur Nachweisung echter Versilberung oder silber haltiger Legirungen genügt die Bemerkung, daß dieselbe sich für diesen Zweck längst bewährt hat. (Folgen die Unterschriften.) vr. H. Hirzel, vr. G. Heppe, Bernh. Zachariä, Carl Keuhl, C. G. Thleme." — Nachdem noch der Antrag gestellt worden war, daß auch im Sommer auf dieselbe Welse wie im Winter einige Sitzungen gehalten werden möchten, welcher Antrag allgemeine Unterstützung fand und zum B.schluß e.hoden wurde, schloß der Dir.clor die Sitzung vr. G Heppe.