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solchen Gerätschaft aussprechen, da, wie aus dem Bericht deS Herrn Sca bell selbst hervorgeht, die Bedingungen, unter denen sie in Lhätigkeit gefetzt werden kann, für unsere Stadl-wohl zu schwierig find und man auch in Berlin nach Einführung der Wasserleitung dis bis dahin gebrauchte Maschine abgeschafft hat. UebrigenS müssen wir hier noch hervorheben, worauf in dem betreffenden Bericht gleichzeitig hingewiesen ist, daß durch die Zu sammenkoppelung mehrerer Spritzen ebenfalls ein sehr boher und wirkungsvoller Strahl erzielt wird. Diese Zusammenkoppelunq geschieht ziemlich schnell und ohne besondere Schwierigkeit, so daß auf diese Weise Gelegenheit geboten ist, daS Dach eines selbst hohen HauseS von unten aus, worauf gewöhnlich sehr viel an kommt, zu erreichen. WaS die Bucher'schen Feuerlöschdosen anlangt, so dürfte über deren Anwendung und Wirksamkeit das Nötkige bekannt sein. So viel wir wissen, wird von Seiten der städtischen Feuerwache stets eine Quantität dieser Dosen bei einem ausgebrochenen Schaden feuer mit an Ort und Stelle genommen und es ist auf diese Weise dafür gesorgt, dieses Mittel im geeigneten Falle zur Anwendung zu bringen. WaS nun den Kostenanschlag bei der angeregten Reorganisa tion betrifft, so möchte dabei wohl die größte Genauigkeit geboten sein; wir müssen indeß doch im Voraus bemerken, daß wir bei dem Mangel an festen Anhaltevuncten bei einzelnen Positionen nicht im Stande sind, eine genaue Berechnung zu liefern. Dies gilt namentlich von der Anlage der von uns im Eingänge er wähnten Wasserbassins und Wassertransportmittel, so wie von dem Telegraphen. Wir werden deshalb von den beiden erstge nannten in unserer Ksstenaufstellung ganz adsehen und die An lage deS letzteren mit einer Summe bedenken, die, wie wir hoffen, von der Wirklichkeit nicht zu weit entfernt sein wird. I. Kosten der Anlage. 8 Pariser Karrenspritzen 250V Schläuche und Schlauchwellen hierzu 400 - SteigerauSrüstunafür ea. 80 Mann 500 - Blousen für 40 Mann der besoldeten Feuerwehr 80 - (Wir bemerken hierbei, daß die Mannschaften der freiwilligen Feuerwehr sich die Bloufe, die Eigen thum eines Jeden bleibt und welche bei der Tur nerfeuerwehr 1*/, Thlr. kostet, selbst zu beschaffen haben.) Helm« für ca. 350 Mann 850 - Kopenhageyer Rettungs-Leitern, Rettungs-Schlauch, Fangtuch für die stehend« Feuerwehr .... 100 - Einrichtung von 4 Lokalitäten zu Wachstuben . . 300 - Telegraph 500 - 5230 ^ II. Jährlich wiederkehrende Ausgaben. Besoldung deS Branddirektors 1100 - Besoldung deS Brandmeisters 500 - Besoldung für 60 Mann der stehenden Feuerwehr incl. der Unteranführer d 12 pro Monat und pro Mann 8640 - Remuneration für die die 4. Feuernachtwache beziehende Mannschaft der freiwilligen Feuerwehr, ungefähr 580 - Miethe, Heizung und Beleuchtung der Wachloca- litäten 1000 - Reparaturen an den Spritzen und dem AuSrüstungS- zeuge 300 - Etwaige bei einem Alarmfeuer auszuzahlende Aus- lösungSgelder 380 - 12500 DaS dermalige Budget für das Feuerlösch- und Rettungs wesen würde dadurch freilich um ca. 7000 Thlr. überstiegen wer den, und wann auch durch ökonomische Wirthschaft hier und da wahrscheinlich Ersparnisse möglich wären, die, wie wir annehmen wollen, im günstigsten Falle 1500 Thlr. betragen möchten, so würden sich die jährlich wiederkehrenden Ausgaben immerhin auf 11000 Thlr. stellen und daS jetzige Budget um ca. 5500 Thlr. überschreiten. ES würde vergeblich sein, hier darüber eine end gültig« Meinung abgebrn zu wollen, ob bei der neuen Einrich tung 5500 Thlr. oder 7000 Thlr. mehr gebraucht werden, denn da- muß sich eben mit der Zeit Herausstellen; daß aber zur Deckung deS Mehraufwandes bei der neuen Einrichtung Sum men van ähnlicher Höhe erforderlich sein werden, möchten wir mit Gewißheit behaupten. DaS jetzige Budget für daS Feuer lösch- und Rettunß-wesen ist aber auch, offen gestanden, ein viel zu niedriges für ein Gemeinwesen wie Leipzig, und die Erhöhung von selbst 7000 Thlr. immer eine mäßige zu nennen, namentlich wenn man bedmkt, daß durch die neue Einrichtung wesentlich »ehr Sicherheit und durch die jedenfalls größer werdende Selten heit der Alarmfeuer auch mehr Annehmlichkeit für die Einwohner schaft geboten wird. Ein ganz besonderes Interesse an der praktischen Umgestaltung unseres gesammten Feuerlösch- und RettungSwesenS würben übri gen- ohnstreitig die hier concessionirten Feuerversicherungen haben, und eS dürfte jedenfalls richtig sein, an deren noble Gesinnungen zu appelliren und sie um freiwillige jäbrliche Beiträge zur Deckung deS erhöhten Budgets anzugehen. Wir erwähnen kier nur die namhaften Unterstützungen, welche den süddeutschen Feuerwehren seitens der Versicherungsgesellschaften zu Theil wurden und auch in Berlin zahlen, so viel uns bekannt, die daselbst concessionirten Feuerversicherungsgesellschaften einen ziemlich hohen Zuschuß zu den jährlichen Unkosten der dortigen Feuerwehr, und haben dies auch wegen der Schnelligkeit und Sicherheit, womit dieses Corps zu agiren im Stande ist, nicht zu bereuen. Oder laufen in Leip zig nicht etwa hohe Feuerversicherungspolicen? Man würde stau nen, wenn man erführe, welche enormen Beträge sehr häufig in ziemlich feuergefährlichen Lokalitäten versichert sind! Ein einziges Brandunglück kann dort in wenigen Stunden einen Werth zer stören, der hinreichen würde, um den jetzt nöthigen Mehrbetrag von 7000 Thlr. auf zehn und mehr Jahre hinaus zu decken. — Wenn nun auch das Vorkommen derartig größerer Brandschäden, trotz aller Trefflichkeit der Feuerlösch- und Rettungsanstalten, nicht außer dem Bereiche der Möglichkeit liegt, so ist doch sicherlich durch schnelle, wirksame Hülfe der sicherste Schutz dagegen vor handen, und aus diesem Grunde halten wir unseren Vorschlag hinsichtlich eines von den FeuerversicherunqsgeseUschaften zu ge währenden Beitrages zur Deckung der jährlichen Unkosten der neuen Einrichtungen für vollständig gerechtfertigt. Endlich müssen wir noch bemerken, daß vie Berechnung der Prämien für Feuer versicherungen sich wesentlich mit nach dem Zustande des Feuer lösch- und Rettungswesens eines Ortes richtet. Je besser diese Anstalten, desto geringer sind die Prämien, und da dieselben in Folge der neuen und verbesserten Einrichtungen sich in Leipzig jedenfalls verhältnißmäßig billiger als jetzt stellen würden, so käme der jährlich aufzubringende Mehrbetrag des Budgets der Einwoh nerschaft durch jene Prämienermäßigunq indirekt wieder zu gute, so daß am Ende jener Mehrbetrag gar nicht so schrecklich ist als er aussieht Mag dem aber sein wie ihm wolle, Leipzig muß ein tüchtiges Feuerwehrinstitut schaffen, denn Zeit und Umstände ge bieten dies, und deshalb nicht lange bedacht oder wohl gar gegeizt, wo es sich darum handelt, im Interesse des gesammten Gemein wesens an Stelle des Alten und Ueberlebten etwas Tüchtiges, Zeitgemäßes zu setzen! Hiermit schließen wir unsere Betrachtungen, indem wir an Jedermann, der Interesse an der Sache nimmt, die Bitte richten, sich öffentlich über die von uns entwickelten Ideen auszusprechen, denn nur durch gegenseitigen Meinungsaustausch können öffent liche Angelegenheiten zu einem gedeihlichen Austrage gebracht werden. Vor allen Dingen aber fordern wir zum kräftigen Han deln auf, und wir hoffen, daß sich Männer finden werden, die, bei Lust und Liebe am gemeinsamen Thun, nicht blos mit Wor ten, sondern auch mit Thaten, die allein zum Ziele führen, die Sache unterstützen werden! — Oswald Faber. * * * Die Unterzeichneten, denen der vorstehende Entwurf zur Kennt- nißnahme Vorgelegen hat, erklären sich mit dessen Grundzügen im Wesentlichen einverstanden. A. Martens, E. Luther, Mitglieder der Rettungscompagnie. C. A. B retsch neider, Mitglied der Turner-Lösch- u. RettungS-Compagnie. Universität. —ve. Die Inauguralrede des derzeitigen Rector Magnificus, Hofrath vr. Wilhelm Roscher, wie sie derselbe am 31. Oct. vor. I. in der Aula unseres Augufteums nach Uebernahme des Rektorats aus den Händen seines Vorgängers, vr. Karl Georg v. Wächter, öffentlich gehalten hat, liegt nun gedruckt vor. Sie hat ihren Platz, einen Ehrenplatz, erhalten in dem so eben aus- gegebenen ersten Hefte der bei Cotta erscheinenden „Deutschen Vierteljahrsschrift" (Nr. XOIII im 24. Jahrgange). Sie ist überschrieben: „Der Gegensatz des englischen und französischen Universitätslebens." (Jedes Heft ist einzeln zu haben.) Fast in jeder Hinsicht — heißt es gleich zu Anfang der sieb zehn Seiten umfassenden Abhandlung — bilden Frankreichs und Englands Universitäten den äußersten Gegensatz. Während die französischen im höchsten Grade modern und systematisch eingerich tet sind, jhaben die englischen mehr als irgend welche andere in geschichtlicher Naturwüchsigkeit den Geist deS Mittelalters bewahrt. Jene sind eben so bureaukratisch und centraliftisch, wie diese stän disch und korporativ; jene durchaus Staatsanftalten, diese noch fast gänzlich Anstalten der Landeskirche. Die Universitäten im übrigen Europa bilden eine Art vermittelnder Stufenleiter zwischen diesen Gegensätzen, so daß sich z. D. die russischen zunächst an oas französische Extrem anschließen, ja dasselbe in mancher Hin sicht noch überbieten, die spanischen dem englischen Extreme nahe stehen, unsere deutschen dagegen ziemlich die Mitte einnehmen. Auch in dieser Mitte wieder giebt es natürlich ein Links und ein