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186 Vorweltliche Stephanien. Der Kaufmann kehrte nach Moskau zurück (es war im Jahre 1770) und ließ sich von der Regierung ein ausschließliches Privilegium geben, welches ihn allein befugte, auf den gedachten Inseln Elfenbein zu graben, wodurch er bald ein Millionair wurde. Dieses wäre nun nicht das Merkwürdigste und Interessanteste für uns, wenn schon gewiß für Laechow, für uns aber ist von größerer Wich tigkeit, daß in jenen Gegenden eine ganze ferne Vorwclt begraben liegt. In ganz Nord-Sibirien, nicht nur längs der Küste des Eismeeres, sondern tief in das Land hinein an den Ufern des Obi, des Jeniscisl und der Lena (wahrscheinlich eben so in dem festen Lande, welches zwischen diesen mächtigen Strömen liegt und nicht so zugänglich ist, wie die abge stürzten Ufer derselben), findet man Stoßzähne, Knochen, Schädel, ja ganze Skelette von riesigen Elephanten, bei weitem größer, als das ungeheuerste Thier der Jetztzeit dieselben hat. Das Eis hat zum Theile die ganzen Thiere bewahrt, so daß nicht nur ihre Knochen und Zähne keineswegs fossil geworden sind (nicht in Steine verwandelt), noch mit dein ganze» Gehalt an thierischem Leime versehen, welcher sie eben zu Knochen macht, sondern auch das Fleisch, die Haut, die Haare wohlerhalten sind. Lon den riesigen Hauern oder Stoßzähnen, welche man findet, sind viele da, wo sie in den Kopfknochen steckten, noch mit Fetzen von Haut und weiche« Fleisch dersehen; dies ist der Grund, warum die Jakuten glauben, die Thiere kämen noch lebend vor. Sie sagen, dieselben wohnten unter der Erde und lebten nur von Wurzeln, wühlten mit ihren gewaltigen Stoß zähnen die Erde vor sich auf und drückten sie mit dem Kopf und -den übrigen Gliedmaßen seitwärts von sich. Wenn sie nun bei dieser Arbeit a» das abgebrochene Ufer eines Flusses kommen, so wirkt die Luft sofort tödt- lich auf sie, sie sterben und erstarren in dem Eise. Der Grund zu diesen Fabeln ist die Thatsache, daß man alljährlich beim Nachstürzen der von den reißenden Strömen unterwaschenen Ufer rändern von neuem Thiere entdeckt, welche in der Sand- und SumPl schicht, durch die der Strom geht, begraben sind, und daß die Jakuten, überhaupt die Bewohner jener unwirthbaren Gegenden, mit dem Fleische dieser Riesenthiere oft Jahre lang ihre Hunde füttern. Im Jahre 1806 erfuhr Adams, daß ein solches Mammnth Fleisch, Haut und Haaren bedeckt an der Lena aufgefunden und von den Bewohnern in Angriff genommen worden sei. Es war nicht mehr mög lich, das ganze Thier zu retten, weil schon viel davon verzehrt worden war, allein das Skelett war noch vollständig, die Haut war ans einer Seite ganz, auf der andern zum größten Theile erhalten; ein Ohr, »och im gefrorenen Sande verborgen, war vollständig erhalte», die Augen lagen