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Am Ruwenzori. 261 bohrt zu sein schienen. Unter den Füßen hatten wir einen dicken, schwammigen Teppich aus nassem Moose, während die Erika-Sträucher rundherum, soweit wir sehen konnten, mit Bartflechte behängen waren. Allgemein hatten wir das Gefühl feuchter Kälte, und trotz unserer Anstrengungen beim Klettern machte der kalte Nebel sich uns sehr fühlbar. Wahrscheinlich ist der beständig um den Hügel hängende Nebel die Ursache, daß die ganze Pflanzendecke so von Feuchtigkeit vollgesogen und der Boden unter den Füßen so naß und schlüpfrig ist. „Bald nach 4 Uhr machten wir unter hohem Heidekraut Halt, um unser Lager aufzuschlagen. Indem wir die größten Zweige ab brachen, stellten wir ein Obdach für uns her; dann suchten wir zu sammen, was wir an Brennholz finden konnten, und trafen die sonstigen Vorbereitungen für die Nacht. Das Feuerholz war jedoch sehr spärlich, da das Holz meist so naß war, daß es nicht brennen wollte. Infolgedessen hatten die leichtgekleideten Sansibariten sehr stark durch die Kälte zu leiden, obwohl die Höhe erst 2590 m be trug. Als wir uns niederlegten, zeigte das Thermometer 15,«° C. Von dem Lagerplatz aus hatte ich einen guten Ausblick auf die vor Ms liegenden Spitzen, doch begann ich hier bereits zu fürchten, daß ich nicht im stände sein würde, den Schnee zu erreichen. Direkt vor uns lagen drei ungeheuere Schluchten, von welchen zwei auf dem Grunde mit dichtem Gebüsch bedeckt waren. Diese mußten wir überschreiten, wobei wir uns einen Weg durch das Gestrüpp zu bahnen hatten. Damit mußte es auch zu einer Frage der Zeit werden, ob wir den Gipfel erreichen könnten oder nicht. Ich beschloß daher, am nächsten Morgen weiter zu gehen, um genau nachzusehcn, welche Schwierigkeiten vor uns lägen, und falls dieselben in einer vernünftigerweise darauf zu verwendenden Zeit nicht zu beseitigen wären, nur so weit zu steigen, wie cs möglich wäre. „Am Morgen des 7. Juni brach ich auf, nachdem ich einige der besten Leute ausgewählt und die übrigen den Berg wieder hinab- gcschickt hatte; das Klettern war ähnlich wie am Nachmittage vorher. Die Nacht war bitterkalt gewesen, und einige der Leute klagten über Fieber, doch waren alle gutes Mutes und zum Weitergehen bereit. Gegen 10 Uhr morgens wurden wir von der ersten jener Schluchten aufgehalten. Bei der Untersuchung derselben bemerkte ich, daß wir sehr lange Zeit brauchen würden, um sie zu überschreiten, und daß dann noch zwei weitere vor uns lägen. Hier hatten wir den ersten Blick auf eine mit Schnee bedeckte Spitze, die etwa 4 Icm entfernt