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Das Trauerspiel in Banalja. 167 „Nein, die Leute sind an keiner dieser Krankheiten gestorben. Vielleicht haben die Somali und Sudanesen sich nicht gut an das Klima gewöhnen können; doch war es nicht das Klima, das die Sansibarleute getötet hat. O —" „Und du sagst, sie sind nicht durch den Stock, schwere Arbeit, Cholera, Pocken, Fieber, Ruhr oder Klima getötet?" „Nichts davon hat die Sansibarleutc getötet." „Wurden sie erschossen, gehängt, vergiftet oder ertränkt?" „Alles das ist ihnen nicht geschehen. Ein ordentlicher und guter Mann wurde nie bestraft, und wir hatten von den sieben Tagen der Woche einen für uns." „Nun, im Namen des Propheten Mohammed — wirf deinen Blick auf diese 40 Leute, die hier vor mir sitzen. Betrachte dir die großen Augen, die hohlen Wangen, die dünnen Nacken und die hervorstehenden Rippen. Du siehst sie? Was hat diese Leute so gemacht?" „Das weiß Gott." „Und dennoch schwinden sie dahin, Mann, und werden sterben." „Das ist wahr." „Nun, dann gieb mir eine Idee: was tötet sie?" „Das vermag ich Euch nicht zu sagen, Herr; vielleicht ist es ihr Schicksal, daß es so sein muß." „Ach was! Gott hat sein Bestes für euch gethan. Er hat euch Augen zum Sehen, Hände zum Fühlen, Füße zum Gehen, einen guten Blagen zum Verdauen der Speisen und Verstand ge geben, um euch ans euerm Lebenswege zu führen. Sage nicht, daß Gott kräftige Menschen geschaffen hat, damit sie in dieser Weise dahinschwinden. Ich muß und will den Grund davon ausfindig machen. „Nun du, Selim, Sohn des Raschid, sprich du zu mir. Der Sohn eines weisen Vaters müßte einige weise Dinge zu sagen wissen. Der Tod ist unter euch, und ich will wissen, weshalb. Sage du mir, wie du und deine Gefährten, die ihr ein Jahr lang im Lager gelebt habt, mehr Leben verlieren konntet, als wir wäh rend unserer ganzen Reise durch diesen großen Wald, trotz all des Hungers und der schweren Arbeit, der wir begegneten?" Selim auf diese Weise gedrängt, erwiderte bescheiden: „Ich bin nicht weise, und die ganze Welt weiß das. Ich bin nur ein Jüng ling und ein Träger, der gegen geringen Lohn hierher gekommen