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5882 Zur Mehlversälschung hätte diese Erde (von Aue!) gerade ihrer specifischen Eigenschaften und namentlich der Farbe wegen nicht benutzt werden tonnen, auch war ein Verkauf oder sonstiges Bei- sciteschaffen bei harter Strafe verboten und der Preis derselben hätte den bcS Mehls vielfach über stiege«. 8g. Aus Lta-t und Land. —X. Leipzig, 14. Oktober. Wie wir vernehmen, wird der langjährige, verdienstvolle Direktor der hiesigen königlichen Baugewertschule, Herr Bau rath Johann Wilhelm Zocher, in den Ruhestand treten und bezeichnet man alS besten, durch daS Ministerium dazu berufenen Nachfolger Herrn Baurath Constantin LipsiuS. kJ Leidig, 14. Oktober. So lange die Schüler zahl der einzelnen Elasten nicht bedeutend herabge setzt und überhaupt die casernenartige Entwickelung unserer Unterricht-anstalten vermieden wird, so lange wird daS Heer der mittelmäßig und schwach befähigten KnabennichtdiewünschenS- werthe Förderung erfahren. Nur in sehr seltenen Fällen ist daS elterliche HauS selbst in der Lage, hier helfend einzugreisen, da eS zunächst gar oft an Zeit fehlt, um sich mit der Beaufsichtigung der Schularbeiten zu befassen, dann aber auch nicht selten gerade;« schädlich wirkt, wenn Eltern sich bei Anfertigung derselben betbeiligen, indem sie die Selbstthätigkeit nicht in der rechten Weise fördern und dadurch die Selbstständigkeit unter graben, ja ihre Kinder geradezu confuS machen, indem sie einen ganz andern, in der Regel rein mechanischen Weg einschlagen, ohne die Einsicht zu erzeugen, woraus eS doch beim fernen ankommt. Ein hiesiger Lehrer will sich mit solchen schwachen Knaben befassen. Reflektanten wollen auf die im heutigen Jnseratentheil befindliche Annonce „Pension mit Nachhülfe" achten. * Leipzig, 14. Oktober. Bon wohlunterrichteter Seite erhalten wir folgende Zuschrift: In dem Artikel X LeiSnig, 12. Oktober, in Nummer 288 d. BlattcS, in welchem der Ausschmückung der Vorderwand deS dortigen neuen Schulgebäude- mit Sgraffitobildern von der Hand deS Historien maler- Drethe mit Recht rühmende Erwähnung geschieht, wird nebenbei gesagt: „Nächst Dresden rst LeiSnig die zweite Stadt Sachsen-, welche sich eine- solchen Kunstwerke- erfreut." DaS aber ist ein Jrrthum. Bereits im Sommer de- vorigen Jahre- ließ unsere Nachbarstadt Borna durch den Historienmaler L. Elasen die Portalseile ihrer neuerbauten Stadtschule mit einem großen Sgrasfitobildein mächtigen, überlebensgroßen Figuren, Religion und Wissenschaft darstellend, schmücken, welches Werk dem Künstler, wenn auch keine Reklame, so doch allfeitige Anerkennung, sowohl von den Auftraggebern als von Künstlern und Kennern, eindrachte. Ucberhaupt hat daS im B erhältniß kleine Borna daS unbestreitbare Verdienst, für künstlerische und kunstgerechte Ausschmückung seiner öffentlichen Gebäude mehr zu thun alS manche größere Stadt, die sich gern ihreS Kunst sinnes rühmt. So ist die dortige, vor einigen Jahren von Baurath LipsiuS restaurirte Stadt kirche nicht nur ein wahre- Meisterwerk schöner polhchromischer Gesammtwirkung, sondern enthält auch im Altarraume sechs große, farbig auSge- führtc Wandbilder, von denen zwei (die Gebürt und Kreuztragung Ehristi) dem Professor Schön Herr in DreSken, und vier (die lebensgroßen Gestalten von MoseS, Johannes dem Täufer, PetruS und Paulus) dem Historienmaler L. Clasen zur Ehre gereichen. Deren Herstellung wurde zum größeren Theil auS städtischen Mitteln bestritten. — So betrübend die Thatsache ist, daß in den letzten 25 — 30 Jabren die Verhältnisse zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern wesentlich un günstigere geworden sind, um so erfreulicher ist eS auch, wenn Gelegenheit geboten wird, von Fälle» zu berichten, in denen Treue und Anhäng, lichkeit, mit strenger Pflichterfüllung verbunden, unter den Arbeitneymern denn doch noch zu finden sind. Eine solche Gelegenheit wird unS heute wieder zu Theil Mit dem heutigen Tage sind eS 50 Jahre, daß der Maschinenmeister Job Gottl Hering in der E. G Naumann'jchen Druckerei hier ununterbrochen thätig gewesen ist, seine Ob liegenheiten jederzeit mit einem Eifer und einem Fleiß verrichtend, der Jedem alS nachahmungS iverthe- Beispiel dienen kann. Daß Principalrtät und Mitarbeiter den festlichen Tag nicht ignorir haben, ist selbstverständlich; erwähnen möchten wir nur noch, daß der immerhin noch ziemlich rüstige Jubilar vor einigen Wochen bereit- daS goldene Ehejubiläum gefeiert hat. Möge Gott feinen Lebensabend noch zu einem recht ruhigen und sorgenlosen gestalten. LI Leipzig, 15. Oktober. Am Montag den 16. Oktober tritt der Winterfahrplan der Leipziger Pferde-Eisenbahn in Kraft. Den selben finden unsere Leser in heutiger Nummer diese- Blatte- abgedruckt und wir bemerken nur daß derselbe vom vorjährigen Wintersahrplan wenig abweicht. Aus der Reudnitzer Linie ist der Betrieb von Anger auS von früh 7 Uhr ab und von Leipzig auS von 7" ab viertelstündlich bh Abends 7", bez. 8 l'. Dann gehen die Wagen halbstündig. Der letzte Wagen von Anger geht !>«-' und von Leipzig 10>-> Abend-. Sonntagi gehen die Wagen von früh 7" ab jede »/, Stunde bis 10'-' Abend-. Eonnewitz und Lindenau sind einander völlig gleich Von Morgen- 6l>> ä> geht e- halbstündig bi- UM Vormittags, von da ab alle 2» Minuten bis 9" bez. 9'^ Abend, von Leipzig. Der letzte Wagen geht auS beiden Orten 10" Abend- ab. Sonntag- findet der Betrieb von 1l>> Vormittag- ab ununterbrochen alle 20 Minuten bi- zuletzt statt. Aus der Linie Eutritzsch beträgt die Zeit zwischen der Ab fahrt ber Wagen 40 Minuten Der erste Wagen ährt früh 6" von Leipzig und 7" von Eutritzsch, der letzte AbenvS 9" von Leipzig und 10" von Eutritzsch. An Sonntagen wirb Nachmittag- ebenfalls alle 20 Minuten gefahren. Aus Gohliser ?>nie ist durchschnittlich der Betrieb an Wochen tagen halbstündig und Sonntag Nachmittag- alle 20 Minuten. Statt wie im vorigen Jahre Wagen, werden diesen Winter 2 für den Verkehr an Wochentagen genügen. Die Anzahl der Touren ist aus jeder Linie die folgende: Reudnitz 4 Wagen mit ll2 Touren Tonnewitz 4 - - 80 - Plagwitz-Lindenau 4 » « 80 - Eutritzsch 2 - - 46 » Gohlis 2 - - 58 « Summa: 16 Wagen mit 376 Touren. * Leipzig, 14. Oktober. Am Donnerötag Nach mittag fand der Productenhändler Dietze in dem wnacybarten Neuen Anbau von Schöneselv den Maurer Härlig in dessen Wohnung erhängt aus. Nach ärztlichem Gutachten halte der Selbst mord schon fünf Tage vorher stattgefunden; daß derselbe nicht früher entdeckt wurde, dürfte sich au- dem Umstande erklären lasten, daß die Ehefrau Härtig'S von Diesem getrennt lebt. * Borna, 13. Oktober. Heule Nacht gegen Uhr ist in der Schneidemühle de- Mühlen- besitzerS Pfänder in Allstadt-Borna Feuer auS- zebrocben. Dasselbe ergriff bald auch die Loh- und Mahlmühle, so daß dieselben bi- aus die lmfassungSmauern abbrannten. ES wird Brand- tlftung vermuthet. — Man meldet auS Tharandt, 12. Oktober: lnserer GenSd'armerie gelang eS gestern, einer Diebesbande habhaft zu werden, die schon durch mehrere Wochen die Passage aus der Straße zwischen Tharandt und Hainöberg unsicher machte und eben ansing, ihr Unwesen auch in unserer Stadt zu treiben. AuS 4 Hank festen Männern wstehend und mit Schießgewehren bewaffnet, hat die Bande bei einbrechcnder Dunkelheit jedesmal Versteck genomnien in der alten, von einem ehe maligen Slolln herrührenden Höhle nahe der Trachenmühle, und von diesem Versteck auS diebische Angriffe aus die die Straße passirenden Brodwagen und gcbirgischen Botensuhrwerke aus- geführt. Hörte sie nämlich ein Geschirr deS WegeS daherkommen, so gingen 2 Glieder der Bande auS der Höhle auf die Straße, stellten sich dem Geschirrsührer als müde Handwerksburschen vor und baten ihn, ein Stück mitfahren zu dürfen. Als Fahrgäste angenommen, machte sich der Eine zum Kutscher in die Scboßkelle und verflocht diesen in eine Unterhaltung, indeß der Andere den Wagen plünderte und das, was er des Weg nehmens werth darauf fand, ohne jedeS Geräusch vom Wagen auf die Straße herabließ. In einiger Entfernung vom Wagen folgten demselben dann die anfangs in der Höhle zurückgebliebenen übrigen beiden Glieder der Bande und heimsten das vom Wagen abgesetzte Gut ein. Gestern Abend sollte von der Gesellschaft ein EinbruchS- diebstahl in Mitte unserer Stadt ins Werk gesetzt werden und hatte sie einen der Ihrigen als Sicherheitsivache sckwn aufgestellt, als die Gensd'armerie auf den Sicherheit-Posten aufmerk sam wurde und denselben wegiing. Bei der gegen 12 Uhr NachlS vorgenommenen polizeilichen Re vision der als Versteck benutzten Höhle fand man darin eine Kiste Stärke vor, die jedenfalls einem der DienStags und Freitags hier durchpassirenden gcbirgischen Boten fuhrwerke vom Wagen gestohlen worden ist. Die Kiste ward dem hiesigen königl. Gerichtsamte alS coipus ckolreti eingeliefert. * Bochlik, 12. Oktober. Vorgestern mußte der von hier nach Wecbselburg abgelassene Eisen bahnzug kurz vor dem Bahnhöfe Wechselburg halten, weil während der Fahrt, jedenfalls durch Feuerfunken auS ber Maschine, -mehrere Packe Lumpen auf zwei offenen Wagen in Brand ge rathen waren. Die beiden Wagen, auS Leipzig gekommen, wurden auS dem Zuge gestoßen; die schadhaft gewordenen Eolli wurden wieder ver laden und gingen nach einigen Stunden nach ihrem Bestimmungsort Penig ab. — Man schreibt auS Zittau, 12. Oktober: Nachdem Herr Professor vr. Dietzel durch den Tod, Herr Oberlehrer vr. Lang durch freien Entschluß auS dein Lehrerkollegium de- Johanneum geschieden, hat da-königl. Mini sterium de- Cultus und öffentlichen Unterricht- die Stelle de- Ersteren Herrn Professor vr Friedrich übertragen und die zunächst folgenden Lehrer um je eine, die weiterhin folgenden um je zwei Stellen mit den entsprechenden Gehaltserhöhungen aus rücken lasten; alS 22. ständiger Oberlehrer ist der bisherige Vicar Herr Bruno Lindner auS Taucha angestellt, als Probelehrer und Vicar aber der Candidat deS höheren Schulamt- Herr Robert Lamprecht au- Cyemnitz dem Collegium zugetheilt worden. — Zu gleicher Zeit hat Herr Oberlehrer Vr. Feiler das Prädikat Professor erhalten. —cd Aus der Bbrrlausth, 13. Oktober. (Eine wendische Zeitungsstimme) Das gut slawisch gesinnte wendisch-katholische VolkSblatt „Katholski Posol" brachte kürzlich einen längeren Artikel über die Frage: „Wie geht eS der katholischen Kirche in der Türkei?", besten Inhalt recht interessante Streiflichter aus die bereits kürzlich erwähnte Ge sinnung der Wenden in der orientalischen Frage wirft. In dem Artikel, welcher mit den bedeut samcn Worten schließt: „Niemals wird die tür kischc Regierung gegen ibre christlichen Unter thanen gerecht und duldsam sein!" heißt e- u. A. ..Auch unter den Katholiken finden sich zwar Leute, welche bei dem gegenwärtigen Kriege auf türkischer Seite stehen und sich damit entschulvigen, daß ei die katholische Kirche jetzt dort bester habe alS unter russischer Herrschaft, unter welche die Katho liken nach Besiegung der Türken kommen würden." Der „KatholSki Posol" seinerseits hat jedoch keine Furcht vor einem möglichen künftigen Einflüsse Rußland-, der, wenn er sich wirklich einige Zeit hindurch in den flämischen DonaulLndern be- »oupten sollte, sich doch wohl niemals auf die Ordnung der inneren Angelegenheiten erstrecken würde. Auch vor der Majorität der Griechisch- katholischen in den slawischen Donauländern bangt dem „Posol" ganz und gar nicht; er sagt: „Ob gleich in der Minderzahl, haben aber doch die Katholiken und katholischen Priester in jenen Gegenden ein große- Ansehen durch ihre größere Bildung und ihre guten Werke; sie werden so auch >ei der neuen Ordnung der Dinge unzweifelhaft einen gewissen Einfluß haben, welchen sie zum Besten der katholichen Kirche anwenden werden." Möchten doch die deutschen klerikalen Blätter ebenso gut deutsch gesinnt sein, wie da- wendische Alatt slawisch gesinnt ist; der „KatholSki Posol" önntc m dieser Beziehung allen klerikalen Blättern Deutschlands und vor Allem dem „Katholischen VolkSblatt für Sachsen" zum Muster dienen. 8. Chemnitz, 13. Oktober. Schon oft hatte ich die Feder angesetzt, um Ihnen an- unserer Fabrikstavt, in der leider die Fabriken immer noch äußerst schwach betrieben werden, Berichte zuzu enden, aber es hat sich leider Nickt- ereignen wollen. waS des Bericktens wertb gewesen wäre. Gestatten Sie mir deshalb auf einige Versamm« ungen zurückzukommen, welche, gelegentlich der ^vorstehenden Reichs tag-wählen zusammen- ?erusen, von Neuem beweisen, daß im Gebirge ich jetzt in der politischen Stimmung ein gewal tiger Umschwung vollzogen hat und die Social demokraten im Verhältnis zu den Reich-treuen in den Hintergrund gedrängt worden sind. Sagte doch jüngst Vahlteich selbst in einer Versamm« ung, in welcher er die Lauheit der Socialisten wklagte, der Chemnitzer Verein solle nach Tau enden zählen und kaum 60 seien als Mitglieder in die Listen eingetragen. Daher wird jetzt die Taktik beobachtet, alle nur irgendwie verfügbaren Socialisten auf dem Ort einer Versammlung zu- 'ammen zu ziehen, in dem bewußten Gefühle, daß ihnen der Boden unter den Füßen schwindet. So war Dies der Fall auf der am 9. Oktober in Wüstenbrand abgehaltenen, von Social demokraten einberusenen Versammlung. Noch vor Beginn derselben zeigte sich die Unsicherheit der Situation. Obwohl von überall her HülfS- truppen zusammengetromnielt waren, wurde die Versammlung anstatt Uhr. wie bestimmt, kommen zu lasten; würden die Führer o«S Sociali». muS dem Arbeiter lieber mit Rath und Thal zur Seite tehrn, anstatt ihm weiß zu machen. daS Sparen se, verwerflich und unsinnig („Themn. Fr. Pr.", Nr. IS»), o würden sie wahre Lrbe.terfreunde sein. — Redner ührt sodann aus, wie seine Partei sicb di« geistig, .Hebung denke und wie durch eine gründliche Bildung nicht sowohl im Misten als vielmebr im Könne» auch die materielle Hebung vorbereitet sei. Auch die Förderung des Handwerkes und Kleingewerbes sei damit begründet. Redner wünscht aber durch entsprechend« tZeseye und Einrichtungen beide vor dem Erdrücken durch die Großindustrie geschützt zu wissen, damit es schließlich nicht nur Steinreiche und Blutarme gebe. Dies aber müsse geschehen durch den friedlichen Ausbau des Reiches, nicht, wie die Socialdenwkcatie bestrebt sei, durch den Umsturz desselben Redner ermahnt dringend zu diesem allein zum Ziele führenden Weg« ; «S sei der Weg der Güte. Die hieran sich schließende Debatte führte zu einer so durchschlagenden Niederlage der Socialisten, daß deren Stamm, 30—40 Mann hoch, den Saal tobend vor Schluß der Versammlung ver- ieß — Ebenso wurde Liebknecht in Gab lenz >ei Stollberg in einer Versammlung vom 22. Sep tember in die Enge getrieben, derselbe Liebknecht, dem 3 Tage darauf in Geyer die Ruse ent gegenschallten: „Werst ihn nau«, den Leipziger Summier, der saugt nur noch arme Arbeiter aus!" — Aus diesen Proben geht doch bi- zur Evidenz hervor, daß in der Umgegend von Tbemnltz die socialistische Bewegung im Rück- chreiten begriffen ist. t/i9 Uhr eröffnet, um den ausschlaggebenden Zu zug aus Hohenstein zu erwarten. Während der Versammlung selbst verfuhr man höchst unduldsam und ungerecht, waS sich namentlich bei der Wahl des Vorsitzenden und bei dem auf Schluß der Redner- iste (sie!) gestellten Antrag kundgab, der allemal dann eingebracht wird, wenn man sich in die Enge getrieben sieht. Von den beiden auS Chemnitz erschienenen Agitatoren — einer glaubte wohl nicht durchzukommen — wollte Vahlteich über die Thätigkcit des Reichstags sprechen, behandelte aber alles Andere, nur nicht sein Thema. Seine Deklamationen boten ein Gemenge von Hetzereien, Entstellungen und Phrasen, so daß die Versamm lung das Ende derselben freudig begrüßte. Dem Referenten wurde in der sich anschließenden Debatte sein ungerechtfertigtes Raisonnement über die Bourgeoisie, das Reich und dessen schlimme Gesetze, das Heer u. s. w. widerlegt. Canzler auS Limbach nahm Gelegenheit, den i,Bourgeois" Vahlteich an der bekannten „Setzergeschichte", an der Hand meines Berichte- in Ihrem Blatt, zu kennzeichnen und an sein häufige- Fehlen im Reichstag zu erinnern. Letzteres entschuldigte Vahlteich damit, daß er kein Geld habe, um in Berlin leben zu können. Rother au- Wüsten brand ermahnte — gemäß der Aeußerung Vahlteich'-, „die socialistischen Abgeordneten seien im Reichs tag nur daS fünfte Rad am Wagen" — ja keinen Socialisten in den Reich-tag zu wählen, und Busching au- Limbach bat Bahlteich um Auskunft darüber^ wie er die sociale Frage lösen wolle, worauf Derselbe jedoch nicht eingmg. DerSocia- li-mu-, da- war der überwältigende Eindruck, hat in Wüstenbrand keinen neuen Boden gewonnen. — Einen bei Weitem eklatanteren Verlauf nahm eine am 25 .September inWittgenSdorf abgehal tene, von dem reich-treuen Wahlcomits einberufene Comitssitzung. Die Socialisten versuchten, den Vorsitz in ihre Hände zu bekommen oder durch ungehörige- Benehmen die Versammlung zu sprengen. waS jedoch an der Festigkeit und Energie der die Versammlung leitenden Männer scheiterte und dem Vorsitzenden Gelegenheit gab, den „viel gerühmten Anstand" der Socialisten zu kennzeichnen. Chemiker Böhme aus Wittgen-dors hielt sodann einen 1V, Stunde währenden Vortrag, in welchem er daS Programm de- reich-treuen Wahlcomite entwickelte und auch die sociale Frage berührte Redner constatirt ausführlich, in welcher Beziehung es eine sociale Frage gebe, in welcher nicht, und weist nach, daß die Socialbemokratie dieselbe unmöglich lösen könne; sie selbst sei mit sich uneinig und noch lange nicht klar darüber, wie der erstrebte Zukunstsstaat ein gerichtet werden müsse: sie habe bis jetzt nur nieder zurrißrn, aber Nichts zu erbauen verstanden. Die Un ausführbarkeit der socialistischen Tendenzen, namentlich an dem Begriff „international" darlegend, zeigt Redner, daß. diesem Begriffe sich unterordnend, die Locialdemo- kratie darauf ausgche, die Baterlandsliebe. di« ein Kleinod aller Böller der Erde sei. systematisch auSzu- rotten; sie müsse das au», weil «in Mann, der seinem Baterlande die schuldige Dankbarkeit zolle, des Socia lismus nicht fähig sei; Redner bezeichnet es als un erhört, wenn Socialisten, wie dies geschehen, vor der Baterlandsliebe, als einer französischen Untugend, warnen, und führt auS, daß der SocialismuS ein französische Erfindung, die Baterlandsliebe gerade aber dem Deutschen in die Brust gelegt sei. Dem Programm folgend geht Redner auf den Begriff „geistige Hebung" des Arbeiters ein und beweist, daß der SocialiSmuS darunter in der Hauptsache die vollständige Ausrottung de- religiösen Bewußtsein- versteh« : auch die materiell« Hebung könne dem SocialismuS nicht Ernst sein, da r,n besitzender Arbeiter schon kein gan, zuverlässiger Socialist sei. D«-balb «ecke der Sociali-mu- uabe» kannte Bedürfnisse, u« den Arbeiter eben zu Nicht- Vorlug „ verschiedenes. —8. Herr Hofballetmeister Fricke au- Dessau — ein geborner Leipziger — der in Bayreuth die choreographischen Gruppirungen leitete, ist von Richard Wagner bestimmt, die Jnscenirung de- Lohengrin am Theater in Turin durchzu- ühren. DaS Defsauer Hoftheater besitzt bereits — was gewiß viele Theaterfreunde intecessiren wird — ein vertiefte- Orchester! AlS in diesem Sommer eine Restaurirung de- Zu- chauerraume- ausgeführt wurde, unterhandelte zerade die Deffauer Theaterintendanz wegen leberlastung der „Walküre" mit Richard Wagner Dieser sagte die Hergabe auch zu, in Folge dessen osort eine Tieferlegung de- Orchester- angeordnet wurde. Nun hat R. Wagner sein Versprechen mit Rücksicht auf die nächstjährigen Banreuther Aufführungen wieder rückgängig gemacht, Dessau hat aus diese Weise aber wenigsten-—alS erste- deutsches Theater — sein vertiefte- Orchester be kommen. — Bei dieser Gelegenheit wären übrigen« die Frage nicht unberechtigt, ob e- sich nickt empfehlen möchte, auch da- Orchester im Concert- aal den Blicken de- Publicum- zu entziehen Hier in Leipzig genießt allerding- schon ein Theil der Besucher de- Gewandhauses — die im kleinen Saale Sitzenden — diesen Vorzug, und wir haben oft schon von Musikfreunden gekört, daß ihnen das Anhören der Musik dort größeren Genuß be reitet alS wenn sie da- Handieren der Instru mentalisier: vor Augen haben. — Man berichtet über eine Lehrer-Geh alt-- sperre in Neustadt bei Coburg: Im Septem ber d. I. wurden die Lehrer, in deren Elasten Schulgeld bezahlt wird, vom Cassirer aufqefordert, den Kindern mitzutheilen, an welchem Tage da- Schulgeld eincassrrt werde, und zu diesem Zwecke ihm, dem Cassirer, ein NamenSverzeicdniß einzu reichen. Letztere- (verweigerten die drei Lehrer mit dem Bemerken, daß sie schon zu Ostern ein solche- Verzeichniß eingegeben und zu einem zweiten nicht verpflichtet seien. In Folge davon wurde kein Schulgeld eincafsirt und der Magistrat ordnete eine GehaltSsperre für die drei Lehrer an, die biS heute noch fortdauert. — Ein lesenSwerther Polizeibericht. Ueber da- häu-liche Leben vieler Arbeiter-Familien in der bedeutenden Fabrikstadt Barmen in Westfalen äußert sich der Polizeibericht folgender maßen: „Die Zahl der Arbeiterfrauen, 'welche alltäglich auf den verschiedenen hiesigen Polizei- Stationen erscheinen, um Schutz gegen ihre sic mißhandelnden oder ohne Subsistenzmittel lastenden Männer zu suchen, mehrt sich,n erschreckender Weise; wenn aber beide Theile gehört werden, so stellt sich in sehr vielen Fällen heraus, daß die Frauen für die arbeitenden Männer auch nicht immer gehörig sorgen, und dann ist e- begreiflich, wenn die Männer mißmuthig werden und leider nur zu geneigt sind, dem SchnapS in übermäßiger Weise zuzusprechen. ES ist nicht zu verkennen, daß die augenblicklichen Zeitverhältniste dem Arbeiter nicht günstig sind, aber e- ist anderer seits eine unbestrittene Thatsache, daß eine be scheidene Wohnung bei aller Armuth, in rein lichem Zustande, immerhin einen angenehmen, wohlthuenden Eindruck macht, der auch auf den Mann seine Wirkung niemals verfehlen dürfte; aber waS bekommt man in dieser Hinsicht nicht Alle- zu sehen? Während die Frau Stunden vor der Thür mit Schwatzen verbringt und da durch nicht selten böseS Blut verursacht, quält sich der Mann und kommt Tag ein. Tag auS in dasselbe schmutzige Zimmer, sieht nach wie vor die Kinder im unsauberen Anzuge umherlaufen und statt ein regelmäßige- Mittags- und Abend- brod vorgesetzt zu erhalten, findet er den Tisch leer und mit hungrigem Magen muß er zu Bette gehen, weil die Frau von einem geregelten Haus halt keine Ahnung hat Wir wollen indessen keine-wegS den Frauen allein die Schuld ausbürden, denn e- giebt Inder noch genug lüderliche Männer, die ihren Verdienst nicht zur Hälfte nach Hause bringen. So fordern die Eheverhältniste unter der arbeitenden Elaste zu ernsten Betrachtungen auf. Daß au- den Kindern, die solche Eben mit ansehen wüsten, kein besserer Menschenschlag er wachsen kann, bedarf wohl kaum einer besonder« Betonung." 0p. 2. 2 > 0p 7. «tüclre !0p. 8. t iOp 9. A 3 ^ 0p. 10. 6vibol 0p 13. (vom: 0p. 14. llokt 1 vest 2 Sekt 3 0x. 24. 2 Hell 8üwm> fksgen, « rütlüg ir lm Vc Isiaä loh I orsebiev In a! s rätbig, großärti P-fs- >'euei Im vor Vor 6r 8 vios l>Verü Korbe c teresse gebaltoi lisebeu ragsnei I berrkcb ber voi Ein 8 welö Weite, der bc welche fahre, i dop, dafür ihren zuerp aescki Seite heilm schien verda Heilo zahlv weste: dies IM. fchen Me , Quar gefuch nasial setzun, in Sei Eir Kinde in de: erthn wenig in de Hülse, Filia!