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4102 berbeigekommenen Landesherrn, de- Königs von - - . - - g« Dänemark, ein Dank- und KestgotteSdienst statt- finden zur Einweihung der 1000jährigen Feier der Besiedelung und Besitznahme Islands durch die Norweger lm Jahre 874 n. Chr. und damit der Gewinnung der Insel für die nordisch-ger manische Cultur. Tausend Jahre sind es. daß zwei mächtige, vornehme und reiche norwegische Adelige, Ingolf und Leis, nach I-land fuhren, um daselbst An siedler zu werden. Es litt sie, wie nachmals viele andere vor nehme Norweger, nicht mehr im Vaterlande, Werl Einer der Großen deS Landes, Harald Haarfager, sich zum Herrn von Norwegen ge macht und als König sämmtlicbe Häuptlinge sich unterworfen hatte. Jngolf und Leis waren ge schworene Waffenbrüder ^ durch einen Blutbund auf Leben und Tod vereinigt. Angesichts der Insel wurden ihre Schiffe durch Sturm getrennt. Jeder landete an einer andern Stell«, Leis im Westen, Ingolf im Osten. Ersterer ward schon im nächsten Frühjahr mit seinem Gefolge von seinen Sclaven erschlagen, welche Strike macken wollten und nach seiner Ermordung mit dessen und seiner Ritter Frauen und dem Gut der Erschlagenen nach den benachbarten Inselkt, den nach diesen Sclaven (Jren^ aus dem Westen benannten „Westmännnerinseln", flüchteten. Jngolf fand später die Leichen der Ermordeten und die Spur der Mörder, rächte den Tod seines Waffen bruders durch einen Kriegszug gegen die Inseln, wo sich die Sclaven niedergelassen hatten. Jngolf hatte seine Götterbilder in daS Meer geworfen, um dort sich anzusiedeln, wohin die Götter jene geschnitzten Holzfäulen ans Land treiben würden. Erft nach Jahren fand er diese Bilderstöcke wieder, und zwar in der nach der heißen Quelle benannten „Rauch bucht", aus Altnorwegisch „Reykjavik." Nun erfolgte seine Niederlassung; mit ihm begann die erste Periode der Colon,sation Islands; die Zeit der sog. Occupation, „Landnehmung", auf Norwegisch die „Landnamtid." Gegen Mitte des 10. Jahrhundert« lebten an den Küsten und in den Thälern bereits an 400, sowohl da- weltliche als daS geistliche Regiment aus ihrem Gebiet innehabende Besitzer nnt Familien und Sclaven, 1096 wurden schon 4560 selbstständige Männer, mit der übrigen Bevölkerung zusammen aber 50,000 Menschen gezählt, allesammt Heiden, mit einer Art patriarchalisch-republikanischer Verfas sung. die bis 1261 dauerte. Um diese Zeit unter warf sich Island dem König Hakon Hakonson von Norwegen. Mit Norwegen kam eS 1387 an Dänemark, mit Dänemark: trennte es sich 1815 von Norwegen und Schweden und blieb seitdem der dänischen Krone. Leipzig hat zwei Mitbürger auszuweisen, welche d,e seltsame Insel aus ihren Reisen kennen lernten. Ein dritter Leipziger sah zwar Island nicht mit eigenen Augen, aber als geborner Däne studirte er Land und Leute, Vergangenheit und Gegenwart der interessanten Insel aus den Quel len und beschenkte uns mit einem guten populären Buch über „Die Eiswelt und den hohen Norden", von welchem ein separater Theil „Island und die Isländer" behandelt. Wir meinen die von vr Henrik Helms 1867 und 1868 herausgegebenen Schriften (damals Verlag von Albert Fritsch in Leipzig). HeinrichBrockhauS war (1867) der eine jener beiden Besucher der Insel: Prof. vr. Ferdinand Zirkel der andere. Letzterer machte die wissen schaftliche Reise mit William Preyer zusammen und gab mit diesem Gelehrten gemeinschaftlich in Leipzig bei Brockhaus zwei Jahre später ein treffliches frisch geschriebenes Buck über diese Nordfahrt heraus: „Reise nach Island im Sommer 1860", ein Buch, das durch seine unbefangene leicht flüssige und doch gediegene Darstellung an unsere- großen Mineralogen und Geologen Naumaun's Jugendwerk über eine Reise nach Norwegen erinnert und in warmen Worten die Bildungssähigkeit der Isländer, die allen andern hochnordischen Völkern entgegen, neben oder trotz ihrer so einfachen, fo unglaublich primitiven äußern Lebensweise doch ein sehr rei che- geistige- Leben aufzuweisen haben, bezeugt. DaS Volk Islands wird in den ersten August tagen zu Thingvallir ein Fest im Freien feiern, ein Fest, dessen Schauplatz in der wunder barsten Umgebung von der Welt sich befindet, in der naturgeschichtuch unendlich merkwürdigen Ebene vou Thingvalla, einer Einsenkung voll vulkanischer Riffe und Spalten, die einander parallel lausen, namentlich mit einer Spalte oder Kluft, die so imposant ist, daß Lord Dufferin sagen konnte, es sei der Mühe Werth, um die Erde zu reisen, nur um die „AlmannaajL" — so heißt die eine un geheure LavaselSschluckt — zu sehen. In dieser „Aller-Männer-Aluft" wurden zur Zeit der Re publik und später da- Althing, daS Allgericht, alljährlich abaehalten. DaS Preyer-Zir kel's che Werk ergänzt die begeisterten Schil derungen der anderen Reisenden über dieses Na turwunder durch eine malerische Beschreibung derselben. Die reich« Sagenwelt Island- führt uns ein hier bei HinrichS erschienenes Werk des ProfcfforS Maurer vor („Isländische VolkSsagen der Ge genwart"), das wir angelegentlich empfehlen. In die Sprachdenkmäler des Altnordischen weihen uns die Forschungen eine- vierten Landsmannes und früher« Mitbürgers Professors vr. Theo dor Mocbius in Kiel, ein, welcher die Edda herausgab, außerdem eine AuSwabl isländischer und norwegischer Literatur deS Mittelalters mit Glossar (HinrichS und Tcubner). . Aus dem Gesagten geht hervor, daß auch Leipzig seine Beziehungen zum hohen skandina vischen Norden und zu dessen Festen hat. vr. Whistling. Professor Hennig über Leipzigs abnehmeu-e SaludritSt. — In dem bereits erwähnten „Siebenten Bericht der Kinderheilanstalt zu Leipzig von vr. E. Hennig. Direktor der Anstalt , schreibt der Verfasser über „die landläufige» Er- kältungskrankeiten", welche in dem letztvergange nen milden, aber sehr wetterwendischen und stür mischen Winter in Gestalt reichlicher Katarrhe des Kehlkopfs und der Luftröhre bis zur Lunge hinab, in Form der Grippe, des Bluthustens bei Er wachsenen und bei Kindern auftraten, und über die schlimme Tuberkulose, namentlich die acute, welche letztere Krankheit ungewöhnlich zahlreiche Opfer forderte. Die unreine Lust ist nach vr. Paul Nie mever i Magdeburg) eine Hauptursache der Erkäl tungskrankheiten. vr. Hennig fügt dieser außer dem seinerseits die zu stark bewegte, die zu trockne Luft und den grellen Tempera tur Wechsel hinzu, wie wir ihn — sagt er — mit jedem Jahrzehnt mehr über Leipzig hereinbrecben sehen. Kälte allein thut's nicht; von der Kälte werden viel weniger Menschen krank, als in-gemein angenommen wird; denn man kann sich an Kälte gewöhnen, man sollte es. Dies sollte uns auffordern, heißt es an einer andern Stelle in Hennig's Schrift weiter, unsere Kinder metho discher abzuhärten und physisch zu dem glücklichen Zustand zurückzukehrcn, welcher unsere Vorfahren unabhängig, daher unüberwindlich machte und welchen wir jetzt fast noch durchgehend- bei den Gebirgsklndcru, namentlich den Hochbayern, den, noch treuesten Bilde der alten Deutschen, vorsinden. Warum erkälten sich Landkinder so selten? vr. Hennig, ein gewiegter Specialarzt für Kinder- und Frauenleiden, antwortet darauf: „Weil sie sich früh und nach der Väter Weise an niedere Temperaturen gewöhnt haben, weil sie lange Zeit in freier Luft zubringen, weil sie früh aufstehen und in den Vollgenuß der unersetzbaren Morgenluft kommen, weil sie keine langen Straßen mit hohen Häusern, jene Tummelplätze des Zugwindes in den Städten, haben, endlich weil sie fast absolut vor Staub geschützt sind. Der Staub ist das heimliche Gift der Städte — sagt vr. Hennig — und nimmt mit deren Größe zu. Leipzig begnügt sich aber nicht mit dem Staube, es schafft auch noch Ruß in die Luft, welche seine Bewohner athmen «süssen; eS ist sich nickt groß genug als berühmte Handels stadt: es wird jetzt auch zur Fabrikstadt umge- schasien. Der mit wenigen Unterbrechungen regelmäßig wenige Stunden nach Sonnenaufgang bis in die Nachmittagsstunden je nach der Jahreszeit kürzer oder länger wehende scharfe Wind ist mit dem von ihm erregten rußigen Staube zusammenge nommen eine Hauptarsackc wirklicher und schein barer Erkältungskrankheiten zunächst unserer Kindcrwelt., Verfasser warnt daher, die Kinder in den Mittagsstunden an die Luft zu schaffen; am aller wenigsten dürfen nicht lange vorher gebadete Säug linge ins Freie getragen werden. Wagen und Fußgänger, Damen mit Schleppen «nachm gerade in den Mittagsstunden erst recht die Wege durch Staub unsicher. Jene langen Roben sind dem Verfasser wahre Staubaufwiegler, für welche man den Tyrann aller Damen, die Mode, verantwort lich machen muß. Die Mode nimmt aber einmal keine Vernunft an, das ist bekannt. Die Mutter liebe sollte wenigstens stark genug sein, eine häß licke und kostspielige Tracht zu beseitigen, die schon vom Slandpuncle der Sauberkeit aus verwerf lich ist! Als Bollwerk ersten Ranges, weit besser als das Sprengen der Straßen und Wege mit Wasser oder das Pflastern derselben mit Steinen, als ein bisher viel zu wenig beachteter, ein „muth- willig untergrabener" Schutz gegen Stauch, rellen Temperaturwechscl und Zug- uft preist Professor Hennig die Flüsse und Teiche inder Stadt, Wald, Straßenbäume, Wiesen um die Stadt und verweist auf seine Iubelschrift bei Professor Radius' Jubiläum „Beiträge zur Begründung deS Einflusses der Wälder auf das Wohl der Bevölkerung, Leipzig, C. Wilfferoth 1872." Mit Roßmäßler warnt er vor dem unzweckmäßigen AuSroden von Baum und Strauchpflanzungen, vor dem Unterlassen de- forstgerechten NachpflaüzenS. vor dem über mäßigen Drainiren. „Wo soll endlich", fragt er, „die Luft ihre Feuchtigkeit hernehmen, wo der über eine Stadt streichende Wind die wohlthätige Menge von Wasserdunst?" igverein Paulus auf dem mit Guirlanden Fahnen festlich geschmückten Bahnhöfe ein. gesan und Trotzdem die Vorbereitungen für das Musikfest in ganz unverhältnißmäßig kurzer Zeit hatten geschehen müssen, so war eS doch Dank der ener gischen Unterstützung des Localcvinrtes dem Direc toriuni des Allgemeinen Deutschen Musikvereins möglich, sämmtkrchen Mitwirkenden für die Tage des Musikfestes gastliche Ausnahme in Bürger quartieren zu verschaffen Das am Sonnabend Nachmittag in der Marktkirche stattfindende Concert würde dnrch einige ausgezeichnet ausgesiihrte Solonummern eingeleitet: Tripelquartett des PaukuS: Gebet von Seifriz; Herr Fr. Grützmacher: Elegie für Violoncello von Rebling; Frl. Gutzschbach: Lieder von Wiuterberger und Raff. Die Hauptnummer bildete das großartige Requiem von Berlioz, dessen vollendete Aufführung durch den Riedei- schen Verein und das Gewandhäusorchester unter der geistvollen und umsichtigen Direktion desHrn.Prof iiedel früheren Meisteraufsührungen dieser beiden Musikinstitute würdig an die Seite gestellt werden kann. Die Gesammtwirkunq war eme gewaltige und durchschlagende. Die sichtliche, aus innerster Ueberzeugung entsprungene Hingabe, mit welcher die Ausführenden ihre überaus schwierige Aufgabe zu lösen suchten, wirkte zündend auf die Hörer zurück. Das Tenorsolo Hatte Herr Pielke, die Orgelbegleitung Herr Pap,er, beide in Leipzig voll anerkannte Künstler, mit bestem Erfolg über nommen, den a eap«ff»-Satz Nr. 5 sangen außer Frl. Breidenstein (Erfurt) die Leipziger: Frl. Drecksel, Gutzschbach, Streubel. Frau vr. Werder, die Herren Studenten Brühl, Liebers, Schmidt und Herr Pielke, zudem die schon oft als Solisten thätig gewesenen Herren Zehrseld, Ravenstein, Leiberitz und Ruffeny, und zwar mit einer, alle anwesenden Musikdirektoren in Erstaunen ver setzenden Reinheit der Intonation. Am Abend vereinigten sich Gäste und Gastgeber nach einer Gondelsahrt auf der Saale zu einem durch die frischen Gesänge der Paulincr lebhaft angeregten geselligen Beisammensein in Wittekind. Das zweite Concert am Sonntag Abend fand im Neuen Schützenhause statt wie auch das dritte. Wenn schon die Kirche dicht besetzt gewesen war, so war der Saal überfüllt. Unter der Direktion deS Herrn Hofcapellmeister Seifriz (Stuttgart) kam durch da- Gewandhausorchester und dem Paulinerchor die Faustfymphonie von Lißt zur Aufführung. Das mit derartiger Musik nicht vertraute Orchester wußte der genialen Direktion in so fcinfühuger, hingebender Weise Folge zu geben, daß die Ausführung über alle- Lob erhaben war. Das mit gespanntester Aufmerksamkeit folgende Publicum ehrte nach dem von den Pau linern trefflich vorgetragenen eborus uysticug (Tenorsolo Herr Pielke) Ausführeude und den Dirigenten mit wiederholtem rauschenden Beifall: Seifriz wurde dreiiual gerufen. Mit bekannter Virtuosität und Keinsinnigkeit trug Herr Concert meister Lcmterbach das verdienstvolle Violinconcert von Dietrich,- ebenso die anmuthige Frau Erd mannsdörfer - Fichtner Raffs glänzendes Concert für Piauoforte unter Direktion des Componisten und Frau Harditz Mignon von Lißt dem dank baren Publicum vor. Die zweite Hauptnummer Rinaldo von BrahmS kam durch den mit aller Begeisterung singenden und fernen vollen Glanz entfaltenden Paulinerchor, Gewandhausorchester und Herrn Ernst (Rinaldo) zum wirkungsvollen Bortrag unter vr. Langer's energischer Drrection. DaS letzte Concert in Halle für Kammermusik brachte vorzügliche Leistungen der Frau Erd mannsdorfer-Fichtner, der Herren Lauterbach und Fr. Grützmacher (Raff- «diegenes erstes Tri»), der Herren Weber aus Sondershausen (Prälu dium und Fuge für Violine von I. S. Bach) und Pielke (Lieder von Iense« und Cornelius), deS Frl. Breidenstein (Lieder von Lehmann, Macht-, Lißt und Kranz) und gemischte Chöre der Halleschen, nnt vielen vorzüglichen Solostimmen wohl ver sehenen Singakademie unter Leitung des Herrn Musikdirektor Voretzfch (Lieder von Bülow, Kretzschmar, Franz) Den würdigen Schluß de« MusikfesteS bildete cm Kirchenconcert im Merseburger Dom mit seiner herrlichen Akustik und vorzüglichen Orgel vor einer äußerst zahlreichen Zuhörerschaft. Die Herren Winterberger, Reubke (Halle) und Wald (Wiesbaden) trugen auf der Orgel mit ausge zeichneter Bravour und Vollendung eine Orgel hymne von Piutti (bekanntlich einer der hervor ragendsten und feinfühligsten Componisten aus dem Gebiete der modernen Orgelliteratur), eine ge drungene und wirkungsvolle Sonate von Rhein berger und eine überlange Phantasie von Lißt vor, Herr L. Grützmacher ein Adagio für Biolon cello von Thieriot, Herr Paul Klengel auS Leipzig eine Melodie für Violine von Huber. Frau Hardif sang mit prachtvoller Altstimme einen Psalm von Rietz, Frau vr. Werder und Fräulein Drechsel ein Duett von Engel. Der Haßlersche Gesang verein auS Halle erwarb sich allgemeine Aner Als die Verhandlungen wegen Abhaltung einer I kenrzung durch die geradezu vollendete Ausführung Tonkünstlervcrsammlung in Braunschweig ergeben > zweier Lieder von Eccard und de- pater no8ter hatten, daß eine solche aus Gründen unmöglich I und ars Llaria von Winterberger, sei. Mitglieder berechtigen zu oen schölistrn Hoff nungen für die Zukunft oes Vereins, da dies «atrügliche Beweise dafür sind, daß man den Be- -rebungen und Tendenzen desselben: Werken neuerer, «eist noch lebender Eomponiskn, die in unverdienter Weise vernachlässigt sind; durch vorzügliche Aufführungen die gebührende Aner kennung und Geltung zu verschaffen, bereits mit wohlverdienter warmer Sympathie entgegenkommt. Einen unauslöschlichen tiefen Eindruck aber werden die wahrhaft mustergültigen and vollendeten Anf ührungen des Requiem von Berlioz, jenes Riesen- verkes, welches an Chor und Orchester die höch- ten Anforderungen stellt, und der Fauftsvmphsnie, riesen« wohl glänzendsten und geistreichsten Gegen- rilde zu Goethe'- unsterblicher Dichtung, bei Allen zurücklasser«. Durch die gastfveundschaftlichfie Aufnahine der Leipziger Gäste sst Halle, welche- feine Theilnahme owohl als städtische Corporation wie durch seine Bewohner glänzend bethätigt hat, in neue, engere Beziehungen zu Leipzig getreten^, möge die Son- küichlerversammlung auch auf dieHalleschen Musik verhältnisse von wirksamem Einfluß sein. Dank und Anerkennung aber gebührt für die ebenso energische als umsichtige Vorbereitung der Tonkünstlerversammlung dem Direktorium des Allgemeinen Deutschen Musikvereius, insbesondere )em Herrn Professor Riedel, sowie dem Halleschen 'ocalcomitü für die entgegenkommende und wirk« ame Förderung und Unterstützung des Unter nehmens. Die Tonkünstler-Versammlung des Allgemeinen deutschen Mujik- vereins in Halle. die wegen der ganz offenkundigen Verwechs lung künstlerischer und persönlicher Interessen durch die Presse bekannt ru werden verdienten, ging die Notiz durch die Blätter, der Allgemeine Deutsche Mnsikverein halte ohne Lißt und Bülow ein Musikfest für eine Unmöglichkeit, eine Nach richt, deren Quelle nicht schwer zu erratken ist. Die überaus glänzende Tonkünstlerversammlung zu Halle an der Saale am 25—27. Juli incl. ohne jene beiden Namen hat in schlagendster Weise diese dem Musikverein untergeschobene Meinung widerlegt. Am Morgen de« 25. trafen von Leipzig mittelst Ertrazuge« der Riedelsche Verein, daS Ge wand hau So rchest er und der Universität- Die Pianoforte- und Orgelbegleitungen zu den Solovorträgen führten die Herren Musinürec- toren Kniese (Glogau) und Reubke (Halle» mit großer Gewandtheit durch, wie auch Herr Reubke als OrqelvirtuoS und durch künstlerisch durchdachte Registrirung sich auSzeichnete. Mit diesem Concert fanddieTonkünstlerversamm lung ihren Abschluß. Die über alle Erwartungen zahlreiche Betheiligung theils seiten- der Mit gliedcr de« Allgemeinen Deutschen Musikvereins unter welchen viele Namen vom besten Klang sich befanden, theil- seiten« der Halle'schen und aus wärtigen Musikfreunde von nah und fern, der glänzende Verlauf de« Feste-, der von Jahr zu Jahr immer zahlreichere Beitritt neuer Verschiedenes. — Herr vr. L. H. Vogel ein Sohn des verstorbenen Direktors der erste» Bürgerschule in Leipzig vr. Karl Vogel und Bruder des bekann« en 1856 in lladai ermordeten Afrikareisenden )r. Eduard Vogel, welcher bisher Direktor der Privatsternwarte auf Bothkamp in Holstein war ist vor einiger Zeit in Berlin eingetroffen um ich bei der Einrichtung des astro-physicalischen Instituts in der Nähe von PotSvam zu betheiligen, an dem er eine kervorragende Stelle cinnehmen wird. — Ueber die Calami täte», in welche die Wiener Damencapelle zu London gerathe« ist, wird von dort geschriebeu: Der Impresario der Capelle, Herr Amann-Weinlich, hatte mit errn Baum, dem Eigentümer de- Cremorne- iarden, einen Contract geschlossen und von Baum 500 Pfd. Stcrl. Reisegeld vorgeschossen erhalten. Mehrere Abende schon hatte die Capelle mit ziemlichem Erfolge im Concertsaale de- Eremorno- Garden gespielt, wobei daS Entrse rum Saal in Herrn Ämann Weinlich's Tasche floß. Am Abend des Confiictes, Herrn Baum's Benefiz-Abend, sah ich, nachdem die Damencapelle ihr Conoert im Saale beendigt hatte, die jungen Damen weinend und klagend den Garten verfassen, »ober Ruse wie: „Ack meine Violine, ach meine Noten!" laut wurden. Herr Baum, meinerseits über die Ursache gefragt, theilte mir inmitten dev jam mernden Damen mit, daß der Direktor sich ver pflichtet hatte, wie auch auf dem Programm und in den Zeitungen zu lesen war, nach dem Concert im Saal, im Verein mit der ausga- eichneten StreichcapMe des Herrn Baum «m freien zu spielen. Als Entschädigung für diese» kxtra-Concert hatte Baum dem Director der Damencapelle ein Engagement bei einer Garteu- Gesellschast verschafft, welche der Prinz von Wales iu Chiswich geben wollte. Als die Stunde heran« kam. wo die Damencapelle gemeinschaftlich mit der Gartencapelle e»iae Stücke im Freien spielen sollte, weigerte sich Herr Amann-Weinlich. sein Versprechen zu halten, uad von Herrn Baum anfgesordert, eutweder zu spielen oder zu bezahlen, was ihm vorgestreckt war, kam es zwssche» beiden Herren zu einer Scene und lauten Worten, die von den schluchzenden Damen ohne Rücksicht auf Accord begleitet wurden. Da Herr Amann- Weinlich sich sowohl weigerte zu spielen als zu bezahlen , so legte Herr Bau» Beschlag auf die Instrumente der Türmen. Inmitten der allge meinen Heiterkeit i« dem schönen Garten war diese hinter den Coulissen abgespielte Scene, der ich beiwohnte, ein tragisches Intermezzo. — DaS seit dem 17. d. M. verschwundene, an geblich von Zigeunern geraubte Kind de« Ritter gutsbesitzers Schlick in Zwötzen bei Gera hat sich wiedergefunden. Ein Knecht des Ge nannten wollte Nachmittag« Jauche fahren und öffnete die mit 8 Zoll starren Bohlen verwahrte Grube. Schon hatte er mehrmals geschöpft, als er plötzlich ein Kinderbein gewahrte. Auf daS Lärmen des Mannes kamen sofort die Hofleute zusammen und brachten die Leiche de- kleinen Knaben in stark verwestem Zustande zum Vor schein. Die gerichtliche Obduction hat festgestellt, daß eine äußere Verletzung dem Kinde nicht bei gebracht worden ist, daß vielmehr mit Evidenz anzunehmen ist, das Kind sei verunglückt. An dem Unglückstage fubr ein anderer Knecht Jauche und hatte zu diesem Zwecke 3 Bohlen entfernt. In einem unbewachten Augenblicke mag nun der Kleine in die Nähe der gefährlichen Stelle gekommen, hinein gestürzt sein uno dort seinen Tod gefunden haben. Angeblich hat man die Jauchengrube gleich nach dem Verschwinden deS Kinde» untersucht; e- scheint diese Untersuchung aber nicht gründlich genug vor genommen zu fern. Der ergenthümlichc Umstand, daß da« kleine Hütchen de- Knaben, welche« von demselben mit besonderer Vorliebe getragen wor den ist und an jenem vcrhänanißvollcn Tage von dem Kleinen nachweislich geführt wurde, b«S jetzt trotz der eifrigsten Nachforschungen noch nickt ausgefunden ist, läßt zwar verschiedene Combi« Nationen zu, allein man kann immerhin anneh» men, daß der an und für sich unscheinbare Ge genstand in der Aufregung, welche an jenem Tag« auf dem GutShose herrschte, zertreten und irgend wo verschwunden ist.