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Kapitel III Der Tower als ein Gefangniß. Die Annalen des Towers als ein StaatSgesängniß, sind mit Berichten tranriger und schrecklicher Begebenheiten angefüllt. Eine genaue Beschreibung derselben würde ganze Bücher fassen, und nur eine Liste der berühmteren und wichtigem Gefangenen, die in den verflossenen acht hundert Jahren in diesen Mauern geschmachtet haben, würde die Grenze der beabsichtigten Kürze weit überschreiten. Nur solche Fälle hat man hier bemerken wollen, die, obschon allgemein bekannt, dem Gedächtnisse doch vielleicht nicht gleich zu Gebote stände», wie dieselben mit Geschichte und Tradition in Verbindung stehen. Man erzählt von geheimen Gängen, Folterkammern und fin stern Kerkern, die sich in der Festung und unter der Erde in großer Anzahl vorgefunden haben sollen, was man um so bereitwilliger glaubt, wenn man das finstere Zeitalter in Betracht nimmt, in welchem diele Mauern aufgeführt worden sind. Wenn man auch nur die Begebenheiten hervorhebt, die wahre Thatsache ge wesen, so sind diese selbst schon traurig genug.—Laßt uns hier ein wenig weilen vor dem finstern Thorwege, die Verräthers-Pforte genannt. Wie oft hat Größe und Königswürde dieses veutungs- volle Portal durchwandern müssen, um die eitel» Träume des Ruh mes und der Ehre, und die glänzendenFestlichkeitendesHofesgegen die herbe Wirklichkeit eines Gefängnisses, einer Folterkammer und denr verhängnißvollen Blocke mit dessen Henkerbeile zu vertau schen!—Der Grausen erregende Thorweg des Blutthurmes öffnet uns den Weg in die innere Festung; wir werfen einen Blick auf die Thürme, die schauderhaften einsamen Gefängnisse, in deren Mauern erlauchte Gefangene ihre letzte Lebenszeit verseufzten! Das Auge ruhet endlich auf der einfachen Kapelle, wo ihre Leiber modern, und vor derselben der Platz, der das Andenken der Tu- doren mit unauslöschlichen Schandflecken bezeichnet: die Stelle, wo, das Blutgerüst ausgerichtet, die Engländer daran gewöhnt wurden, gleichgültig hinzuschauen, wenn sogar Fraueublut durch die rohe Hand des Scharfrichters darauf vergossen wurde. Zur bequemem Uebersicht wollen wir hier die eingekerkert gewesenen Gefangenen in fünf Perioden eintheileu.