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480 von der Nolh in dm großen Städten, als z. B. London und Paris in der alteü, so wie New-Vork und Ncw-OrleanS in der neuen Welt sprechen wollen, Ursachen und Wirkungen bleiben sich überall gleich; das sehen wir recht deutlich darin, daß selbst schon in der neuen Welt nach erst SV Jahren des Bestehens der freien Staaten von Nordamerika sich ähnliche Erscheinungen zeigen, als bei uns. New-Vork zählt Schaaren von Bettlern und Noth- leidenden. Die meisten von ihnen könnten sehr leicht ihre Lage verbessern: sie brauchten nur ihren bisherigen Wohnort zu ver ändern, um sofort Arbeit und mit ihr vollen Unterhalt zu er langen — sie thun es aber doch nicht, und warum? In 1, 2, höchstens 3 oder 4 Tagereisen, wozu gar Viele die nothigen, ver- hältnißmäßig geringen Mittel noch erlangen könnten, würden Menschen, die in New-Vork den größten Entbehrungen gar nicht entgehen können, in Gegenden gelangen, wo man ihrer Arbeit bedarf ; und doch bleiben sie da, wo sie in Gefahr sind, ganz zu Grunde zu gehen! Warum gehen sie, die weder Vaterlandsliebe, noch hartnäckige Vorliebe für den Geburtsort, noch Anhänglichkeit an Verwandte, Bekannte, Gegend, Gewohnheit rc. halt, warum gehen sie nicht? Warum sind so Viele unserer gebirgischen Landsleute bei sich darbietender guter Gelegenheit dazu doch nicht aus ihrem Wohnorte, ja nicht au- ihrem Geburtshause fortzubringen, trotz dem, daß viele Geschlechter darin gedarbt haben? Warum wollen sie weder bei der Landwirthschaft dienen, noch sonst bei fremden Leuten als Dienstboten leben, noch als Handwerker in der Ferne ihr Glück suchen? Und selbst die reisenden Musikanten — warum kehren auch sie aus den entferntesten Ländern wieder in ihr liebe- Gebirge zurück? — In der Erklärung dieses bedeutsamen „Warum" liegt theilweise wenigsten- die Lösung de- großen Räthsels. Doch wir brauchen nicht nach Italien re. zu gehen, es liegt uns ein Beispiel viel näher. Wer könnte wohl mit Recht be haupten, daß der an Naturschönheiten überreiche Thüringer Wald und der Harz da, wo Menschen wohnen können, auch übervölkert fei? — und doch herrscht dort große Noch. — Dort, wie in Würtemberg, ist die Auswanderung so stark gewesen, daß ganze Ortschaften entvölkert worden sind. Wo die- möglich ist, wo man ganze Länderstriche ohne alle Bevölkerung zurückläßt, kann Uebervölkerung die einzige oder doch die hauptsächlichste Ursache der Noch nicht sein. Wenn es in einzelnen Staaten der von Gott so reich gesegneten Gegenden Deutschlands so weit gekommen ist, daß sie der Aus wanderung halber nicht unbedeutend in ihrer Volkszahl zurückgehen, dann müssen nothwendig andere Ursachen der Verarmung und Noch vorliegen, als die bloße Uebervölkerung. Und diese muß man aufsuchen, diese muß man beseitigen, wenn man wirklich helfen will. — Wer trägt denn nun aber die Schuld, wer verursacht die Noch oder bekämpft sie nicht wenigsten- erfolgreich? — die Menschen! — Die einen, daß sie da- thun, was sie nicht thun sollten, die anderen, daß sie das unterlassen, was sie thun sollten. Darum zeigen sich Krankheiten aller Art am großen allgemeinen Körper der menschlichen Gesellschaft. Diese zeigen sich zumeist äußerlich, können aber nicht geheilt werden, wenn wir nicht die inneren Gebrechen zugleich mit Heden. Beide- muß und kann nur gleichzeitig geschehen. Mit äußerer Gewalt läßt sich gar nichts hierbei ausrichten; die innere Kraft der Menschen muß geweckt, neu belebt und zu der Höhe erhoben werden, von welcher sie den Lauf drr mensch lichen Schicksale übersehen und richtig beurtheilen lernen. Wohl muß der Arzt bisweilen mit scharfem Messer ein brandig gewordene- Glied de- Körpers gewaltsam abschneiden, um den ganzen Körper vor dem Verderben zu bewahren; Heilung, wirk liche Heilung aber bringt er dem Körper nur, wenn er zugleich den inneren Krankheitsstoff entfernt, weil sonst das Uebel doppelt gefährlich wieder ausbrechen und dann doch den Körper rettungslos dem Lode zuführen kann. Die Menschen sind zu gegenseitigem Schuhe in Staatenverbande zusammengetreten, wobei auf die Form an sich nichts ankommt, und müssen in diesem Verbände beherrscht werden. Nie und nimmer werden sie so weit frei werden, daß sie dieser Beherrschung entbehren könnten, und nur von dem Grade ihrer wahren Bildung wird es abhängen, wie leicht oder schwer die Fesseln sein müssen, in welchen sie zu halten sind. Die auf gute Erziehung gegründete geistige Ausbildung des Menschen ist es also, welche unS Besserung aller unserer Verhält nisse bringen kann. Die wahre Bildung findet aber ihren Anfang und ihren Schtuß in der Furcht Gottes, in den Hrilslehren unserer christlichen Religion. Hierbei jedoch ist die bigotte Verdummung eben so nachtheilig, als die alle Vernunft zersetzende gotteslästerliche Freigeistern. Frei und ungezwungen müssen wir dem Worte Gottes und seinen Geboten uns unterwerfen, und eben hierin müssen wir unsere höchste Freiheit suchen; denn mit menschlicher Macht ist nichts gethan. Nur bei Gott ist Hülfe zu finden, und sie wird uns, wenn wir zu Ihm halten, durch uns und aus un- selbst! Deutlicher — als vorstehend geschehen — durfte ich nicht sprechen, und damit schließe ich diese allgemeinen Betrachtungen. In dem letzten Artikel werde ich Gelegenheit nehmen, mehr von den speciellen Verhältnissen unsere- lieben Gebirges zu sprechen. — a — Nekrolog vom Jahre 1854. (Fortsetzung au- Nr. 36 d. Bl.) Prof. Aler. Raccketti, geb. >789 in Crema. st. am 26. April in Padua. Die Gemahlu» de- FelbmarschallS Grafen Radetzky, geborne Gräfin FranciSca Strassoldo, st. am >2. Januar in Verona, 76 I. OberstKonstantin Raftopulo, Commandant von Odessa. tt. am25. März. Der bekannte Thiermaler Ranft! st. am >. Nov. in Wien an der Cholera. Der von >848 und >819 her bekannte Rau von Gaildorf in Würtemberg st. in Kewyork und ward am 3. Oktober daselbst beerdigt. Oberst v. Rauch Haupt, Kommandeur de- Kaiser Alcranber-Grenadier- Regiments, st. am >2. Srptbr. in Berlin. Jacob Friedrich Rauter. weiland Decan an der RechtSfacultät in Straß burg und seiner Zeit Abgeordneter dieser Statt, einer der ausgezeich netsten Lehrer des Rechts in Frankreich, st. am 27. Februar. Die Witwe des verst. k. preuß. Ministers Frhrn. v. Reden starb am 14. Mat auf dem Familienfitze Buchwald bei Hirschseld in Schlesien. Do. Johann Gottlos Regis, der seltene Sprachkenner, allbekannt durch seine meisterhafte Bearbeitung des „Meisters Franz Rabelais", geh. am 23. April >791 in Leipzig, st. am 29 August in BreSlau. Johann Gotthard Baron v. Rehausen, seit >847 schwedischer Gesandter in London, geb. >802 und in England erzogen, st. am 2. März in London. Theaterdirector Remie st. am >0. Decbr. in Mainz. Hat sich als arti stischer Bühnendirector in Dresden, Leipzig, Berlin, Breslau, Darm- stadt und Mainz vielfache Verdienste erworben. Er war e-, der die gefrierte Henriette Sontag für daS Königstäbtische Theater in Berlin engagirte. General Renard, der die Expedition nach Aegypten witgemacht und später auf fast allen Schlachtfeldern Europa'- gefochten, st Ans. August in Paris, 85 I. Die k. Hossängerin Fraul. Henriette Rettich st. am 14. September in München an der Cholera. Fürst Heinrich L.XH vonReuß, jüng. Linie, geb. am 31. Mai 1785, succedirte seinem Vater in der Regierung am >7. April 1818 und starb am >9. Juni in Schleitz. Unter ihm wurden 1848 die gesammten Lande Reuß jüng. Linie vereinigt, nämlich Reuß-Echleitz, Reuß-Gera, Reuß-Lobenstein und Eber-dors. Graf Adria.» v. Revel, sardin. Gesandter zu Wien, st. am 31. Juli, von Genua zurückkehrend, in Turin an der Cholera. Der griech. General v. Rheineck, au- Thüringen, welcher 1831 den preuß. Kriegsdienst verließ, um bei dem Corps der Philhellenen ein- zutrrten, st. am 8. Novbr. in Athen. Der Maler Michele Ridölst st. ain >. Novbr. in Lucca, 60 I. l)r Johann Ferdinand Friedrich Riedesel, Frhr. zu Eisenbach, groß herzoglich S -Weimarscher Landtagsmarschall, st. im August zu Buch- Wald in Schlesien. Alt-Syndic Rigaud, Repräsentant de-NebergangS von der alten doktri nären Aristokratie zu der revolutionären Demokratie, st. am 28. März in Genf, 66 I. Der hclländ. Viceadmiral I C. Rijk, welcher seine Karriere vom Ruder an gemacht, st. Aiuang Mai. Der fürstbischöfliche Rath vr. Nikolaus Rintel, bekannt durch seine Streitschriften im Dienste der katholischen Kirche, st. am 30. Januar in BreSlau, 39 I. Der ausgezeichnete AlterthumSforscher und Kunstkenner Raoul Röchelte, Professor der Archäologie rc.. st am 5. Juli in Pari-, 64 I. Generallieutenant Theodor RochuS Frhr. v. Rochow, k. preuß a. o. Gesandter und bevollm. Minister zu St. Petersburg, st. am 20. April das. General Roger, Abgeordneter de- Garthe - Departements in der legis lativen Versammlung, st. am 23. Mai in Paris, 78 I. General-Lieutenant August Frhr. v. Roggenbach, Präsident de- KriegS- ministeriumS, st. am 7. April in Karlsruhe. Der k bayer. pens. Generalmajor v. Rohr st. Ans. Nov. in Bamberg. Der dänische Graf v. Rosen, welcher in drr Fremdenlegion in Algier und Spanien gedient, dann abwechselnd in Leipzig, Hamburg, Flens burg und Kopenhagen lebte, Redakteur der Flensburger Zeitung war und sich im Frühjahr 1854 nach Nordamerika wendete, st. a» 20. August zu Staten Island bet New-Vork an der Cholera.