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Texte X zum dritten Abonnement-Concert den 24. October 1878. „Der Himmel hat eine Thräne geweint“ Der Himmel hat eine Thräne geweint, Die hat sich in’s Meer zu verlieren gemeint. Die Muschel kam und schloss sie ein: Du sollst nun meine Perle sein; Du sollst nicht vor den Wogen zagen, Ich will hindurch dich ruhig tragen. O du mein Schmerz, du meine Lust, Du Himmelsthrän’ in meiner Brust! Gib, Himmel, dass ich in reinem Gemiithe Den reinsten deiner Tropfen hüte. Friedrich Rückert. Marienwürmchen. Marienwürmchen, Setze dich auf meine Hand, Ich thu’ dir nichts zu Leide; Es soll dir nichts zu Leid gescheh’n, Will nur deine bunten Flügel seh’n, Bunte Flügel, meine Freude! Marienwürmchen, Fliege weg, dein Häuschen brennt, Die Kinder schrei’n so sehre, Die böse Spinne spinnt sie ein, Marienwürmchen, flieg hinein, Deine Kinder schreien sehre! Marienwürmchen, Fliege hin zu Nachbars Kind, Sie thun dir nichts zu Leide; Es soll dir da kein Leid gescheh’n, Sie wollen deine bunten Flügel seh’n; Und grüss’ sie alle beide! Aus des Knaben Wunderhorn. Die Soldatenhraut. Ach, wenn’s nur der König auch wüsst’, Wie wacker mein Schätzelein ist! Für den König, da liess’ er sein Blut, Für mich aber eben so gut. Mein Schatz hat kein Band und kein’ Stern, Kein Kreuz, wie die vornehmen Herrn, Mein Schatz wird auch kein General; Hätt’ er nur seinen Abschied einmal! Es scheinen drei Sterne so hell Dort über Marien-Kapell’; Da knüpft uns ein rosenroth Band, Und ein Hauskreuz ist auch bei der Hand. Ach, wenn’s nur der König auch wüsst’, Wie wacker mein Schätzelein ist! Für den König, da liess’ er sein Blut, Für mich aber eben so gut. Ed. Miirike.