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Betuch 15. vkkb-r isrs tuch des -euljchen Äriegersrie-Hoses in Maissemy bet St. SuenNn (Atsne). von Trau vo«Ttppel»ktrch. MS kn Lauf de» vergangenen Jahre» den Deutschen der Besuch ihrer Kriegergräber von der französischen Regierung endlich gestattet wurde, ließ mir mein längst gehegter Wunsch — an die Grabstätte meine» rinztgen Jungen pilgern »u können — kein« Ruhe mehr, und nachdem ich dann alle» in Ordnung hatte, begab ich mich auf diesen so schweren und doch so herbei- gesehnten Weg nach Frankreich. Da» Mitteleuropäisch« Reisebureau (MLR) in Berlin W. voßftraßr 2. hat «ine Abteilung für Pauschalretsen IKriegS- gräber) eingerichtet. Diese» Bureau besorgt auf WuHch die nötigen Visa, Fahrkarten. Hotel». Fahrgelegenheiten «Auto», Dolmetscher —kurz alle», wa» nötig ist, und ich kann nur jedem empfehlen, dt« Hilfe diese» Bureaus in Anspruch zu nehmen. Man kann sich danach auch einen ziemlich genauen Uebrrschlag über die Soften der Reise machen, und ist aller Retsesorgen enthoben. Um « Uhr nachmittag» trafen wir in St. Quentin ein, wurden von einem deutsch sprechenden Mädchen nnpsangen und »um nahen Hotel Terminus gesllhrt. Di« Stadt macht — fllr deutsche Begriffe — keinen de- sonderen Eindruck. Man steht noch austerdem wir arg zer schossen sie war. denn beut« noch ist säst jede» vierte HauS eine Ruine. Man weist ja — und dt« Einwohner geben e» selbst «r —, daß dieser Rückstand im Aufbau »um grüßten Teil auf Absicht beruht. Die verhältnismäßig noch wenigen Neubauten »etgen ketnerlet ausgesprochenen Stil. Aber jetzt steht die Stadt im Zeichen de» Bauens. Am frühen Morgen schon fahre» dt« Lastauto» geschäftig hin und her. An der schönen Kathedrale. dort Basilika genannt, ist die Außenseite so ziem- ltch hcrgestellt. aber im Innern ist »och alles kunterbunt. Der Bahnhof — ganz neu — ist ein gelber Ztegelbau und macht einen einfachen aber zweckmäßigen Eindruck. Die Bevölkerung ist freundlich und höflich, aber ohne die dem Deutschen so oft anhaftende Ueberschwünglichkeit dem Fremden gegenüber. Ich suchte am Abend mit meinen Reisegefährten zusammen auch gleich noch den Besitzer des AutoS auf, für da» wir vom Reisobureau Guticheine erhalten hatten, verabredeten mit ihm den Zeitpunkt unserer Abfahrt am nächsten Morgen, den er auch immer pünktlich tun« hielt. ES sind lb Kilometer zum Friedhof und eine Fahrt rechnet jeweils mit einem halben Tag. Unsere Gedanken gehörte« denen, die wir besuchen wollten. Ich sah meinen Jungen vor mir in seiner jugendlichen Schön heit und Begeisterung — ich hörte seine Worte beim letzten Abschied — und dachte an jenen schrecklichen Tag. an dem seine Todesnachricht kam — da hielt der Wagen — und vor mir breitete sich ein unübersehbarer Wald von schwarzen Kreuzen au», alle gleich groß, gleich einfach — ein erschütternder/An blick — durch die Masscnmirkung der vielen, vielen Kreuze! Zum Glück für mich hatte ich mich innerlich schon aus diesen Anblick vorbereitet durch Abbildungen au» der .Leit- schrift der Krtegögräbersürsorge" und durch Beschreibung unb Photographien, die mein Nesse ausgenommen. Aber trotz, dem — der Gedanke an dir unzähligen Helden, die ihr Leben dem Baterlandc geweiht, und nun in dieser nüchternen, jeder Liebe baren Weise hier ruhen, schnürt einem da» Herz zu sammen. Der Friedhof liegt aus einer kahlen Höhenkuppe und steigt an, so daß man vom Eingang au» daS ganze riesige Gräber feld mit den Blicken nicht umfassen kann. Man hat von der Höhe einen weiten Rundblick über Felder und Ortschaften, der kaum durch einen Baum behindert wird. Wohltuend und einigermaßen tröstend ist die Ruhe ringsum, und der Friede, der diesen Ort umgibt. Auf der Höhe, in der Mitte des Fried- Hofes, befinden sich zwei aus roten Ziegelsteinen ausgemauerte große Massengräber, die allerdings das trostloseste von allem sind. Außer dieser etwa einen Meter hohen Mauer ragt eln^- vtelleicht zwei Meter hoher Erdhaufen heraus — in keiner Weise irgendwie zurechtgemacht — so wie eö gerade kommt, ist die kalkige Erde dazngeworfcn worden. Dieser Anblick ist ganz furchtbarl DaS Herz krampst sich zusammen, wenn man denkt, daß da Tausende von unbekannten deutschen Männern — Helden — liegen, für die niemand mehr in Liebe sorgen kann! Immer kommen neue Funde von Leichen, die nicht mehr zu erkennen sind oder auch nur eknzelne Gebeine dazu, die die Bauern auf ihren Aeckcrn finden. Nach Angabe des Fried- hosivärter», eine» sehr vertrauenerweckenden Militärinvaliden, sollen in diesen Massengräbern viele Tausende beigesetzt sein. —E »L-rkVvNEr —* Ungefähr 15 000 Kreuze, all« mit Namen, stehen dteSsett», und dt« gleiche Anzahl jenseits der Massengräber. Wahllo», wie sie eingeliefert wurden, sind dir erkannten Toten beerdigt worden, ein deutsche» He«r zum ewigen Schlas gebettet! Die Gräber sind nicht abgeteilt, sondern in lange, etwa drei Meter breite, einen halben Meter hohe verte aneinander ge reiht, auf welchem in der Mitte in einem Meter Abstand je zwei Kreuze stehen. Rücken an Rücken, unb zwar so. daß da« eine Kreuz nach Osten, das andere nach Westen die Ruhestätte mit Namen-, Grad- und Truppenteilangabe de» darunter ruhenden Helden bezeichnet. Diese großen, langen Beete sind jeweils getrennt durch einen ziemlich breiten Weg. Der Fried hof ist sauber gehalten — aber nur sehr wenige Beete tragen vor einem Kreuz Blumenschmuck. Ich sah einig«, zum Teil verwelkte Kränze, -um Teil abgestorbene Pflanzen. Diese kahlen, schmucklosen Gräberbrete warten sehr auf liebende Hände au» der Heimät, die sie schmücken und da» Andenken der teuren Toten ehren sollen. Gewiß bestehen oft große Schwierigkeiten, um etn Grab richtig aufzusinden, da die französische Regierung die Listen der Frtebhosobelegung noch nicht fertig gestellt hat. So braucht eö vieler Geduld. Der Bund für KrtegSgräbrrfürsorge, besten Mitglied jeder werden sollte, der einen Helden in Feindesland liegen bat, wird gern« behilflich sein, da» Grab aufzusinden. Durch Vermittlung dieser KriegSgräberfüriorge, mit der ich schon seit einigen Jahren in Verbindung stehe, und deren Mitglied ich hier in Dresden auch geworden bin, habe ich im Juni letzten Jahre« die Nachricht erhalten, daß mein Sohn im April 1034 von dltre» nach dem nunmehr endgültigen Sammelfrtedhof Maissemy umgvbcttet worden sei. Durch diese» Bureau konnte ich dann da» Grab verschiedentlich mit einem Kranz schmücken, auch etn Porzellanschild mit Namen, Regiment und TodcStag meines lieben Jungen eingebrannt, htnschicken und am Kreuz befestigen lasten, wa» sehr zu empfehlen ist. denn die nur mit weißer Leimfarbe auf da» schwarze Kreuz geschriebenen Namen verblassen nur zu schnell durch die Witterung. Al» ich dem Friedhofswärter die Nummer meine« Grabes angab, war er sofort im Bilde un) führte mich an die Stelle. Nun konnte ich endlich mein Grab sehen und selbst schmücken — mein innigster Wunsch seit zehn Jahren. Nur eine Mutter wird mir »achsühlcn können, welche Empsindun- gen in mir mach wurden, als ich an diesem Hügel stand und in Gedanken denjenigen suchte, dem ich einst da» Leben gab, und der in jugendlicher Begeisterung sein Leben dem Baterlande opferte im noch nicht vollendeten 10. Lebensjahre. Sie liebten und schätzten ihn alle, ihren lebensfrohen, jungen Leutnant. Zehn Jahre! — Und endlich durfte ich ihm nebst der Lieb« aller seiner Nächsten auch die Grütze seiner Heimat bringen! In Erinnerung versunken verlebte ich mit meinem Jungen, trotz des so trostlosen Ortes, schöne Feierstunden. Der Himmel verwandelte den anfänglichen Regen zum schönsten Sonnenschein. Ich nahm ihn als Gruß auf von drüben — ich fühlte den Geist meines Kinde» um mich und fühlte mich ge tröstet! Aber, auch all Len vielen, vielen tausend Helden, die hier einsam unb verlosten auf diesem Riesenfrtedhos« ruhen, brachte ich die Grüße der Heimat mit, und ich lernte hier meinen Jungen verstehen, daß er mir das Versprechen ab- nahm — wenn er fallen sollte —, ihn unter seinen Kameraden ruhen zu lasten, mit denen er freudig alle Kriegsgefahren ge teilt. Diese Erkenntnis habe ich nun als einen großen Trost mit mir genommen. Daß ich mir die Pflanzen unb Blumen in dem nicht wett entfernten Orte Levcrguier beim Frtcdhofsgärtner mit dem Auto dann selbst hcrbeiholte, sei nur erwähnt, um Unbekannten einen kleines Wegweiser zu geben,- Ich bin auch gern »u weiteren Auskünften bereit. Ich habe mir einige Namen notiert, die ich neben dem Grab meines Sohnes gelesen Hab«. Zu seiner Linken lag ein Landsturmmann Anton Winter, 6.58. Rechts von ihm Oblt. Nud. Bieber, M. G. 118, neben diesem Lt. d. N. Nud. Schurtch 12. 107. Weiter oben am Weg laS ich den Namen Franz v. Arnim, 12. J.-N. 176. SS würde mich glücklich mache», wenn ich mit diesen paar Angaben zufällig Angehörigen von dem Vorhandensein ihrer Gräber Kenntnis geben könnte. Wenn erst einmal die grüne, jetzt etwa 25 Zentimeter hohe Hecke hcrangeirachsen sein wird, sowie die gepflanzten Bäume, wen» nach und nach die Heimat ihren Helden die Stätte würdiger gestalte» wird durch gemeinsame und um fassende Maßnahmen — dann wird dieser Ort ein wirklicher Ort des Friedens werden — inmitten der schönen, ruhigen Landschaft, die nicht mehr an die schrecklichen Kämpfe erinnert, und die jetzt schon das Gefühl, den Trost gibt — unsere Teuren ruhen in Frieden! Ar. ««5 SeA« 17 Die» könnt« wohl zu mache« sei», wenn von der Lrutschr« Regierung eine Samsung ausginge, daß jeder seine größere »der kleinere Gabe da,« gibt, damit all diese Friedhöfe mit der Zeit angerauft werden können, wie «» die Engländer und Amerikaner getan, um dann aus unserem eigne« Grund und Boden selbst bestimmen zu können. Am nächsten Tage entführte mich der Au- nach meiner deutschen Heimat, doch mein« Gedanken weilten noch in Maissemy, und im Rhythmus der rollenden Räder erinnerte ich mich eine» Gedichte», von 1870 stammend, au» dem ich einen ver» wtedergebe: ^voch wen in» Her» dte Kugel traf. Ist ledig aller Pein. Sttll senken lhn zum letzten Schlaf Dte Kameraden ein. Etn schwarze« Kren, — auf grünem Plan Bezeichnet bann dte Stell': Hier ruht rin Held! — und schläft Hera« Den himmlischen Appell!* Vermischtes. Wetter» Ltobopofie« au» dem Slarmwette» gebiet. Die orkanartigen Stürme unb Sturmfluten haben «ms Norderney schweren Schaben angerichtet. Der beim Leuchtturm neuerbautr Deich, der dem erste« Anprall der Wogen »och standhielt, Ist gebrochen: große Mengen Hen wunden dadurch abgetrieben. Von der Biktortahalle wurden nach Zertrümmerung der Scheiben all« Fensterrahmen her- auSgertsten, unb dte Springfluten ergoss«« sich tn» Innere des Gebäude», wo sle großen Schaden anrtchtettn. Ln dt« Küsten der o st fr iestschen Inseln und an die Festlands, küste, so bet Büsum, wirb viel Strandgut von unbe» gegangenen Schiffen oder solchen, die ihre Decksladung ver« loren. angetrieben: viele Segelboot« wnrden ins Meer g«. trieben und werden vermißt. Ftscheretschntzkreuze, »Ziethen* konnte rechtzeitig in der Nähe von Emden vor Anker geh«:. Dte Seebadeanstalten tn Wilhelmshaven wurden zum Teil zerstört, einige Fischerboote werben vermißt. In Wyk auf Föhr stürzte die südliche Strandmauer tn einer Länge von 200 Meter zusammen. Nachrichten üvor groß« Vieh- Verluste kommen von den Inseln und au» dem Küstengebiet. Auf der PabelakS-Halltg bei Husum geriet «ine Schaf herde tn die Sturmflut, die Tiere stürmten zum Teil in» offene Meer, etwa 100 Schafe ertranken. An -er Küste von Ttb erste dt, dte unter Master steht, und weiter nördlich treiben Dutzende von ertrunkenen Schafen und auch um» gekommenes Großvieh und Pferde an; bas Zaster ergoß sich über die Sommerdeiche in» Land unb hat den ganzen Wild- bestand vernichtet: namentlich scheinen alle Hasen nur- gekommen zu sein, dte in großen Menge» tot angctrtebe» wevden. Biel« leichte Gebäude, Schuppen und Schober sind mit allem Inhalt wie weggesegt. Im Badeort St. Peter wurde die große Landungsbrlick« fortgertsten. bet Keitum auf Sylt brachen zwei Brücken zusammen. Der auf den nord- und ostfriesischen Inseln angcrtchtrte Schaden ist zur- zeit noch unübersehbar, zumal neue, schwer« Stürme wüten und bie Berbtnbungen unterbrechen. Bon dem abgetrtebenen holländischen Dretmastschoner „NeptumuS* liegen bi» zur Stunde noch keine Nachrichten vor. Rekord im Fischfang. Die Altonaer Ftschereiflotte bat im Monat September einen bemerkenswerten Rekord im Fang frischer Seefisch« zu verzeichnen. TS wnrden von 202 Dampfern nicht weniger al» 188 800 Zentner Fische t« den Fischereihafen eingeliefert« davon waren 119 200 Zentner frische Heringe. Der Gesamt wert betrug etwa» über 1^4 Millionen Mark, der der ge fangenen Heringe 1298 000 Mark. Durchschnittlich hat «in Ftschdampfer 670 Zentner Heringe auf jeder Reise tn den Hasen gebracht, was wieder ein bisher noch nicht erreichter Rekord der Kangergebniste der einzelne« Ftschdampfer ist. Die Trompete von DtonviUe t« Lkalberfiabt Die vom Dichter Ferdinand Freiligrath vielbesungene „Trompete von Vlonville" hat nunmehr ihre geschichtliche Ruhestätte gefunden. Sie ist setzt am ReglmentSschtlde de» Kürassierregiments v. Sevdlttz tn der RnhmeSbaüe in Halber- stabt angebracht Wörtern Der Oranienburger Mörder 14 Fahre aii. Der Oranienburger Mörder Karl Ernst Müller kommt vor daS Jugendgericht des Amtsgerichts Oranien- Leik/rFeL //aa/- ksk 5eFe/mch§/o«- m/k <^m unüoe^keo//en«, Losiroa^»- jkop/ - FoLaumpon. l^ee- Fuc/ien L/e « ,e/L»k. v»-- /anoen L/e aber Le/m rün/cau/ auF«/eckolc//oL /im me/»k«i Le^eLek, ««/ am /SnFetanLewäL/ck/ lMRsWliN B«>uch»l»»ch»n. vn»>- »mV <K»l0>a>ch»n. gto moeiorovn Voutollaacboo m R>,«n«u»wac>. «><,»„, -Un «ntuuna. «»r »am »u Oa»rN>pr»ttrn d>r«»> ln d. W«r»MI»»n. R,v»r«Iur«n. »ona»e»n»»e»>oun-»n. «M. Thomas,, N7L Veeü«»» »me t« B»i« Tel. 4 VW. ..slMsssMllß vmk» «MM sllirig lsekiMsM VmsbsIlW msMIIgs frvelit »Irl !io..oelltsil Xotlirilliir" li« MM« UrlM üss WIM voll mekilmsn. fllslsrn 81s llir MldM«,. IMoo 8!« Well üsn „Mgli Xolllroioirl vo NliillM lmlöt oor 5ll Mollig. evakt I-IOI-ILK/I Oe. e> Me ^«aev»lll»n> eeilt