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Dresdner Nachrichten Nr. SSV. Seite S. M» Donnerstag, 1V. Augnst 18SS stelle der preußischen Landwirthschaftskammem wurden bezahlt in Berlin: Welzen 155, Roggen 111. Hafer 115 Mk.; Stettin» r-tadt: Weizen 152. Roggen 145 (alterRoggc» 138), Hafer 130Mk. — Wetter: Schön. Nordwind. a. vl. (i >.20. Lto««bäh» —.— chk-b.z errdit rio.w. r»c,i>i« ise.k.0. »rk»dnrr I»L»r L-mbarden —. eiuratzütte 266,öa. Un-ar. Sold —. ««6 Bortugieie» —Soll *«i». <2 Uhr Nochi-iiUag«., Rein« 89.67. ItüUcnrr 92.2». Sppnlk« 81.0». V-Mum-Ien 24,00 TürkinTürlrulool« IA.M. Ottom-ndoiii LW.o». Staa»- dahn 752,00. Lombarde» —. Troge. Bari». ProduttenmarU. wci,en per August 19,«», per Noobr.-Fedr. S0.S0. matt. RLbot per Auguk «6,.',0, per Januar,Apnl 27,7S, beh. Spiritu» «er August »1.7», vrr 2onuar-Spr>l »2,Sl>, ruhig. Amsterdam. Produkte,,-BeriSt. «ei«en «er Siooembe« —, «er Mürz —, gelchüstiloS. Roggen «er LItober 133.V0, «er Mürz 121.00. Laudon. tProduklen-Bericht.) SümiuNiche Setreidearten ruhig. Weizen trüge. Kauter zurückhaltend, Mehl matt, Mais ruhig aber stetig, gemijchtcr amcrilauticher Mais feit UIÜ» hoher, tnapp, Serste ruhig und stetig, amerikanischer Hafer fest. Bon schzvinnnc» dcm Getreide Weizen uud Gerste matter, Mai» stetig, in gemischtem amenlauischem Mais hemmen höher geforderte Preise d°S Seschast. — Wetter: Scho». .. r-— OertltcheS «ud Süchstsches. — Dem Sekretär Planitz, vormals bei der Amtshauvtmann- schaft Borna, wurde das Albrechtskreuz, dem Postschaffner Reu mann in Dresden, dem Briefträger Ä r o ß in a u n in Kainenz ,md dem Landbriefträger K r o n d o r f in Roßwein wurde das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen. — Gestern starb der Direktor des chemischen UntersuchungS- o mteS der Stadt Dresden Herr Alfred Robert Heinze infolge Herzschlags. — Die Vorarbeiten für dieDeutsche Bau - Ansstel 1 ung i.n Jahre 1900 nehmen trotz der heißen Sommertage und trotz der Serien ihren stillen, ungestörten Fortgang. Sv tagte vor einigen Tagen unter dem Vorsitze des Bauraths Stadtrath Adam der Centralausschuß in dem stilvollen Lokal der Dresdner Kunst genossenschaft, um über eine Reihe wichtiger, die Ausstellung be treffender Fragen zu beschließen. Für die landwirthschajtlichen Mustergehöftc wurden noch drei Pläne angekauft. Dieselben sichren die Mottos: ...Heimische Weise", „Jan im Griet" und „Frühling" Ferner genehmigte der Ausschuß den Vertrag mit der Stadt Dresden, betreffend die Benutzung der städtischen Ausstellungshalle mit Park in der Zeit vom l. Juni bis 1. Oktober 1900. Ebenso wurde ein voraelegter Vertrag der Königlichen Gartenverwaltnng bezüglich der Benutzung eines Theiles des Großen Gartens zun, „Vergnügungseck" mit vollzogen, obwohl in der Versammlung her vorgehoben wurde, daß eine Anzahl sehr scharfer Bestimmungen in diesem Vertrage enthalten sind. Herr Ober-Gartendircktor Äouchö sicherte sedoch sein Entgegenkommen der Ausstellungs-Kommission zu. Ferner beschloß die Kommission nach einem vom Litterattir- uird Preßausschuffc eingegangenen Anträge, daß eine Sammlung aller Ausnahmen der Königlich Sächsischen Kommission zur Er haltung der Kunstdenkmälcr, ferner das Verbandssammelwcrk alter Bauernhmisaufnahmen des Verbandes deutscher Architekten und Ingenieure und eine Sammlung alter Zeichnungen und Entwürfe inst ausgestellt werden sollen. Außerdem beschloß die Kommission noch, beim Rothe zu Dresden dahin vorstellig zu werden, daß dem städtischen Äusstellunaspalast links und rechts noch Flügelbauten angebaut werden. Dieselben dürften jedenfalls auch für die im Jahre 1901 stattfindende Ausstellung sür Einrichtungen deutscher Städte, sowie auch noch sür später stattfindendc ähnliche Ver anstaltungen entsprechende Verwendung finden. Ferner beschloß der Eentralausichuß noch, daß nur Reichsdeutsche zur Ausstellung zn- oelassen werden könnten, ferner sollen die Konkurrenzpläne über die landwirthschastlichen Bauten der Ausstellung in der dritten August- Woche täglich von 9 bis 1 Uhr in der 2. Etage des Brühl'lchcn Palais für Fachkreise und für den Verein „Dresdner Presse" zur Ausstellung gelangen. Den Schluß der Versammlung bildete eine Besprechung über das „Bergniignngseck". Es wurde niirgethcilt, daß das römisch-germanische Tacitusprojckt mit einigen Ver änderungen und Anhängseln ausgefnhtt werden solle. — Die in Dresden anwesenden Dcndrologcn Deutschlands statteten am zweiten Haupttage dem forstbotanischcn Garten zu Tharandt einen längeren Besuch ab. Die ersten Anfänge des Gartens stammen aus dem Jahre 1816. Ter damals lebende Prof. Dr. Reum schuf denselben mit der ausgesprochenen Be stimmung, mn im Interesse der forstlichen Abtheilnng Akklimati sationsversuche mit Geholzen vornehmen und der landwitthlchast- lichen Abtheilung zu Anbauvcrsuchen mit Getreide- und Gcmiise- arten dienen zu können. Rach der 1867 erfolgten Verlegung der landwirthschastlichen Abtheilnng nach Leipzig tonnten die für diese rescrvirten Räume für forstliche Versuche verwendet, sowie den Gehölzschnle» znacwiesc» werden. In den 70er Jahren wurde der Garten den Ansprüchen der Reuzeit angemessen nmgestaltct. Die Zahl der gegenwärtig in dem Garten knltivirtcn Bäume und Sträucher beträgt 1650. Ans Anordnung des Königl. Finaiiz- ministeriums sollen im Jorstgarlen in Zukunft statt der jetzt noch verkäuflichen Pflanzen ausländische, für unseren Wald passende Bäume in größeren Biengen hcrangezoacn werden, um die seit Jahren erprobten und bezüglich des Holzes und des Zuwachses als hervorragend anerkannten Äaumsorteu auch in unseren Wäldern in größeren Beständen anzupslanzcn. Späteren Generationen wird sich dann unser schöner Sachleuwald bezüglich der Baumsortcn mannigfaltiger^ darstellcn und nicht nur Auge und Herz erfreuen, sondern dem Staate auch erhöhten Pekuniären Gewinn bringen. — Der Abend vereinigte die Theilnebmcr ans deni Bnrgkcller zu Tharandt zu einem gemeinsamen Abendessen. — Gestern Vor mittag unternahmen die Dcndrologen einen Ausflug nach Pillnitz und der Sächsischen Schweiz mittelst Sonderdamvsers. Vorher hatten verschiedene der auswärtigen Gäste eine Äcsichtiung der Seidel'schen Rhododendron-Gärtnerei in Striesen unternommen. Eine andere Abtheilnng unternahm einen Ausflug nach Laubegast, um hier die Gärtnereien des Herrn T- I. Seidel (Rhododen dron und Azaleen) und die Poscharski'schcn Baumschulen in Augen schein zu nehmen. Um 6 Uhr legte das Sondcrschiff in Laubegast an, nahm hier die von Striesen und Laubegast kommenden Fest- i Heilnehmer mit auf und fuhr mit denselben nach Pillnitz, wo Programmmäßig die Besichtigung des Pillnitzer Kvmgl. Schloß- garrens vorgesehen war. Unter fachmännischer Führung wurden die einzig dastehenden Anlagen des Schloßgartcns durchwandest, um sich an den einzelnen Exemplaren der werthv ollsten Eonifcren und anderer Holzarten, sowie an den landschaftlichen Bildern der Verschiedenen Pstanzengruppen zu erfreuen. Mit Dank erkannte man das rege Interesse an, welches König Albert dem Gartenbau und der Gartenkunst cntgcgenbringt. Seine Liebe zu den Manzen und besonders zu der Familie der Conisercn haben den Schloß gatten zu Pillnitz zu dessen jetziger Blnthe verholten. Gegen 1 Uhr verließ der Dampfer das herrliche Stückchen Erde mit seinen Insassen und führte das fröhliche Völkchen nach Wehlen. An Bord des DampserS wurde den Passagieren ein kaltes Frühstück gegeben, welches die Genossenschaft Flora den Fcsttheilnehmern anbvt. Von Wehlen aus erfolgte der Ausstieg nach der Bastei, wo dann am Rachmittag 5 Uhr die Hauptmahlzeit eingenommen wurde. Am Abend erfolgte die Heimfahrt auf dem Sondcrschiff. Für die nächsten Tage sind von Interessenten noch einzelne Ausflüge nach Kamen;, Muskau:c. geplant. — Zur Trinkgeldcrfragc. Man hat sich bei dieser Frage vor Allem zu vergegenwärtigen, daß keine Ratio» so splendid i» Trinkgeldern ist wie gerade die deutsche, am wenigsten aber die Franzosen, Engländer und Amerikaner, in deren Hcimath entweder das Trinkgeld noch keinen oder doch nur einen sehr beschränkten Raum gesunden hat oder die sich eben sagen, wie namentlich die Engländer, daß Dcuffchlcmd im Vergleiche zur Heimath ein billiges Land, und dementsprechend auch das Trinkgeld zu iivrmircn ist. Folgende Staffel, die sich ei» Plauderer im ,.B- T." im Laufe seiner vielen Reisen ;n eigen gemacht hat, sollte jedem Hotelgäste als Maximum gelten. Dem Hausknecht pro Nacht und pro Person 25 Pfg., dem Pottier, wenn einer da ist — obwohl der Nutzen, den der Hotelgast von einem Portier hat, meisten- iheils nicht cinzmehen ist —. das gleiche. Dem Oberkellner je nach Anzahl der genossenen Mahlzeiten pro Tag und Person 25 bis 40 Mg. mit entiprechcnder Abrundung nach oben oder nach unten. Allen übrigen Bediensteten, wenn man nicht ihre Hilfe über den Rahmen der gewöhnlichen Bedienung hinaus in Anspruch genommen hat — nichts! Auch in den vornehmsten Hotels reicht diese Staffel aus. — So einfach liegt die Sache denn doch nicht: die Tttnkgeldcrstage ist vielmehr nur zu lösen in Verbindung mit der Lohnfrage der Hotelanäeslcllten. Ohne die sickere Aussicht aus Trinkgelder könnten viele Kellner und Oberkellner nicht cristiren. Richtig ist aber, daß namentlich in der Schweiz und in Italien von den Holelbediensteten an die deutschen Gäste An sprüche aus Tringeld in der dreistesten Weise geltend gemacht werden, was sie sich Engländern und Amerikanern gegenüber gar nicht getrauen würden. WoS einem Fremden z B in Italien c:">ktn kann, davon zeugt folgender Fall. In dem Savoyhotel in Florenz wohnten drei Personen in zwei Zimmern lin der : der Preis siierfür stellte sich auf 20 Lire per Tag. Die Gäste blieben vier Tage. Da alle Mahlzeiten im Hotel ein genommen worden waren, belief sich die Gesammtrechnung auf über 200 Lire. Hierbei waren, obgleich keine besonderen Dienste in Anspruch genommen worden waren, pro Tag 5 Lire (also zu sammen 20 Lire) Service berechnet. Trotzdem wurden bei der Abreise an die Stubenmädchen, den Oberkellner, die Hausdiener, den Jahistuhlbcdicnstctcn zusammen gegen 20 Lire Trink gelder gegeben — und das Resultat war: daß bei der Abreise in der Hausflur noch zwei oder drei Kellner standen, die sogar durch nicht mißzuverstchende Redensarten ihre vermeintlichen Ansprüche ans Trinkgeld zu erkennen gaben. Der Herr Hotelier stand in der Nähe und rauchte eine Eigarette. — Leid und Freud' in einer Ferienkolonie. Während unseres diesjährigen Aufenthalts in der Sonimerfrische benutzten wir einen Regentag, um einer in der Nähe unter gebrachten Dresdner Ferienkolonie einen Besuch abznstatten. Mit großer Freude sahen wir die Ordnung und wanberkcit in allen Räumen, sowie die ganze Aufführung der Knaben. Wir hatten einen guten Tag gewählt, der uns noch manch' tieferen Blick in das Zusammenleben der Knaben gönnen sollte. Noch unterhielten wir uns mit den Knaben, die eben ihr Frühstück verzehrten, als der Briefträger kam. Gespannt blickten alle auf die große lederne Tasche: Hoffnung und Erwartung begleiteten reden Brief, jede Karte, die ihrem dunklen Schooße entnommen wurde. „Heute kriege ich aber einen Brief!" — „Wenn ich nur eine Karte be käme !" Schnell waren Briefe und Karten ihre» Eigenthümern cinaehändigt. Freude bei de» Einen, Enttäuschung bei den Ankeren! „Na, morgen bekomme ich bestimmt einen Brief!" — „Nicht einmal eine Ansichtskarte!" schallt es aus der Schaar. Auch der Führer hat einige Postsachen erhalten, unter ihnen ein Briefchen, geschrieben von zitternder Hand, und ein großes, rundes Packet. „Hört, Ihr Knaben, hier schickt Euch ein mir bekannter Geschäftsmann in Dresden diese Büchse mit Rollheringen. Dazu werde ich einen tüchtigen Topf Kartoffeln kochen lassen, und heule Mittag gicbt es Kartoffeln und Hering." Ein vielstimmiges „Hurrah!" dringen die erfreuten Knaben dem lieben Schenkqcber im Vorgeschmack eines in der Kolonie seltenen und vielleicht schon entbehrten Genusses. Einer bcthciligt sich nicht an dem all gemeinen Jubel. Er bleibt dort in seiner Ecke und bittere Thränen netzen den eben cinpsangenen Brief. Theilnahmsvoll umringen die Knaben ihren weinenden Kameraden und wollen seinen Kummer wissen. Da tritt Einer zu uns: „Herr Lehrer, Hans K- sein l8sähriger Bruder ist plötzlich an Blutvergiftung gestorben". Schweigend stehen Alle, und aus manchem Auge rinnen Tbränen ^Holt Hans K. herein!" DcrKnabekommt. „Gieb mir Deinen Brief!" Dieien hatte cm Bekannter der Mutter wohl an den Führer gerichtet, aber an den Knaben cidrcssirt. So traf den armen Jungen die Nachricht ganz unvorbereitet. Die Mutter bat um die Ernurbniß. daß ihr Sohn zum Begräbnis; kommen dürfe. „Herr Lehrer, darf ich meinen Bruder noch einmal sehen?" fragt schluchzend der Knabe. Der Führer schwankt: darf er den ihm anvettrautcn Knaben allein gehen lassen ? Voll Erwartung schauen Alle aus den Führer und ans den Augen spricht die thcilnahmsvolle, wenn auch stumme Bitte mn Gewährung. Dieser verleiht der Erste Worte. Er tritt heran: „Bitte, Herr Lehrer, Hans K. möchte so gern seinen Bruder noch einmal sehe», lassen Sie ihn zu seinen Großeltern fahren!" Diesem vermag der Führer doch nicht zu widerstehen und er giebt die Erlandniß. Unter Tbränen lächelnd dankt der Traurige. Von der zitternden Hand des Großvaters war auch der oben erwähnte Brief, in welchem er bat, seinem Enkel schonend die Todesnachricht mitzutheilcn, und ihn, wenn eS irgend möglich wäre, doch zum Begräbnis; kommen zu lassen Diese wohlmeinende Absicht konnte der Führer mm leider nicht auSführcn. Er theilte den Großeltern sofort mit, daß er infolge der mißlichen Poswerhältnissc den Brief einen Tag zu spät erhalten und daß er in Anbetracht deS traurigen Ereignisses den Knaben, der ja groß genug zu der kurzen Bahnfahrt sei, fuhren lasse in der Erwartung, dieser werde am nächsten Tage zur bestimmten Zeit, zu der der Führer am Bahnhose sei, wieder eintrcffen. „Wenn wir nur einen Kranz hätten!" „Wir gehen hinaus, pflücken Blumen und machen einen!" „Es regnet doch so!" „Das ist dumm!" Ter Führer beruhigt die Knabe»: „Gebt Euch nur znsricde», wir werden schon heute Nachmittag etwas finden." — Nach Tische rückt die Hälfte der Kolonie ab zur Begleitung des Trauernden, die andere Hälfte ist dem Schnhniachcr in die Hände gcsallcn und muß daheim bleiben unter Aufsicht der Fra» des Führers, be schäftigt mit Lesen, Spielen und Zuputzcn von Möhren. Kartoffeln und Pilzen. Letztere sollen zum Abendbrot kommen. In dem nahen Städtchen gelingt cs dem Führer zur großen Freude der Knabe» einen wenn auch bescheidenen Kranz nach einiger Mühe n erstehen. Still trennen sie sich bo» dem Leidtragenden, der mit um Verhaltungsmaßregeln vom Zug entfuhrt wird und still lehren die Znrückbleibendc» nach ihrem Hem, zurück, wo sic zum Vesper brot eintrcsicn und die auSgebcsscrlen Schuhe Nettheiten. - Bald daraus wird »»getreten, »in hinaus in den nahen Wald zu ziehen. Unterwegs geht ein Flüstern und Zischeln durch die Reihen. Warum sprecht Ihr nicht laut ?" „Richard St. hat heute seinen Geburtstag." „So, da macht ihm eine Freude" Am Walde an- gelangt. werden die Knaben entlassen, und jubelnd zerstreut sich die Schaar in dem herrlichen Walde, über dem die Sonne lacht. Nur hin und wieder tönt ein Rns an unser Ohr, endlich ist Alles eine geraume Zeit ganz still. „Wir wollen doch einmal nach den Burschen sehen, sic sind mir heute gar so ruhig." Rahe bei den ans zrüiiem Reisig ausgcbautcn Hütten angclangt. schallt uns ein lautes dreifaches Hoch entgegen. Inmitten der ganzen Schaar steht das Geburtstagskind unter hoch gehaltenen Tannciizwcigen. Ihm gilt die Auszeichnung. In seinen Händen hält er eine Mütze voll Heidelbeeren, und auf diesem schwarzen Grunde glänzen in Hellem Roth saftiger Hinibecren die Anfangsbuchstaben seines Namens und die Jahreszahl. Wir freuen unS herzlich über die Theilnahme an Leid und Freud der Kameraden »nd deren sinnigem Ausdruck. „Hört, Ihr Knaben, sv ist cs recht. Heute habt Ihr Euch als gute Kameraden gezeigt. Nun will auch ich Euch eine rende machen. Sucht Euch passende Stäbe zu Bogen und Pfeilen. Wir wollen ein Scheibenschießen abhalten. Es giebt Preise, die mir ein Herr aus Dresden für Euch übergeben hat." .Herr Lehrer, nicht wahr, wir warten damit, bis Hans K. wieder da ist." „Das ist brav, daß Ihr auch in der Freude Eures traurigen Kameraden gedenkt. Run fort, aber nicht an den Bäumen hemmschneiden! Es liegen grüne Aeste genug im Walde." Tos Lob des Führers, unsere. Anerkennung und die eigene, innere, vielleicht unbewußte Befriedigung versetzt die Knaben in eine gehobene Stimmung. Selbst noch am Abend hören wir in den Kammern thcilnahmsvolle Worte sür den am Same seines unglücklichen Bruders Weilenden, bis endlich ein er- guickender Schlummer sich über die innntere Schaar breitet und vielleicht noch ini süßen Traume zur Reise der heute geweckten guten Keime beilrägt. — Am nächsten Tage traf der Leidtragende zur rechten Zeit wieder ei», am Bahnhof von seinen Kameraden begrüßt. Sein ganzes Wesen bezeugte deutlich, wie recht der Führer, freilich unter eigener Verantwortung, gehandelt hatte, daß er dem Armen die wenn auch schmerzliche Freude vergönnte. Abschied zu nehmen von seinem lieben Heimgegangenen. Wir aber verließen die Kolonie mit der Ucberzeuguiig, daß diese von der selbstlosesten Nächstenliebe geschaffene Einrichtung eine äußerst heilsame und segensreiche ist. Nicht mir körperlich und Einstig werden die Kinder gefördert, nein, auch tiefer liegende edle Saiten des Charakters und Gcniüthcs werden auf die rechte Harmonie gestimmt, kurz, sie ist der Zuneigung und Unterstützung Aller wcrth, die cs gut nieincn mit unserer armen, bleichen Großstadt. Jugend. — Das Ministerium des Innern bat säimntliche Behörden angewiesen, sich im Verkehre mit ungarischen Behörden zur Be zeichnung der deutschen Orte in Siebenbürgen aus schließlich der deutschen Namen zn bedienen, da dos magyarische Nomensgesetz. welches die Maanarisirung der deutschen Ortsnamen dortselbst verfügt hat, nur sür die ungarischen Behörden Geltung besitze, sür den amtlichen Verkehr reichsdeutscher Behörden ober vollkommen bedeutungslos sei. — TerPau der elektrischen Bahn Waldschlößchcn—Weißer Hirsch schreitet rasch seiner Vollendung entgegen. Schon prangen die gelben Schilder an den Masten, die die Haltestellen bezeichnen. In Weißer Hirsch befinden sich zwei Haltestellen: die eine zwischen Kurhaus und Porkhotel, die andere an der Mündung deSNlßwcges in die Bautznerstroße. Die Nachbarhaltcstellen befinden sich an der Mordarundbrücke und am „Weißen Adler". In den nächsten Togen dursten die Probefahrten auf dieser Linke, sowie auf der Linie Dresden—Mickten vorgenommen werden. Morgen werden gutem Vernehmen nach die Herren Raths-Ingenieure die erste technische Probefahrt vom Waldlchlöhchen nach Bühlau unter nehmen, die auf der Linie Dresden-Pieschen—Mickten wird jeden- Naq 'Avnadmr einiger " " die . Zürich soweit ahres die nöthigen falls in die erstell Tage nächster Woche fallen . dieser Probefahrten und vollständiger Fettigstellung maschineller Anlagen in den leweiligen Krastsmtionen Direktion der Dresdner Straßenbahn-Gesellschaft möglichst Mille nächster Woche beide Li nien eröffnen zu können. Die Jnbcttteb- stellung dieser beiden Linien wird vom Publikum allerseits sehnlichst erwartet. Für die vergangene -lacht war eine technische Probe fahrt der Linie Elbbcrg—Wilsdrufferstraße—Postplatz—Wettmtr- straße—Waltherstraße seitens der zuständigen Herren Ingenieure geplant. — .Kürzlich hielt der jetzt 67 Zweigvereine zählende bicncn- wirthschaftliche Hauptverein in, Königreich Sachsen in Rochlitz seine 22. Delegittenversammlung ab. Bei dieser Ge legenheit wurde von den Zweigvereine» dem ersten Vorsitzenden. Herrn Privatus E- Tamm in Dresden-Strehlen, und dem Geschäftssübrer, Herrn Kantor einer. Ärancher in Frohburg, je eine goldene Medaille sür Verdienste um Hebung und Förderung der Bienenzucht nebst Urkunde überreicht. Es waren dies die ersten Medaillen, die in Gold geprägt und verlieben worden sind. An Stelle des mit Schluß dieses Jahres zurücktretendcn Vorsitzenden WNide Herr Reichstagsnbgeordncter und Gutsbesitzer G. Gäbe! in Klessig b. Starrbach gewählt. Die durch das Inkrafttreten des deutschen Bürgerlichen Gesetzbuches am 1. Januar 1900 sich nöthig machende Haftpflichtversicherung gegen Bienenschäden wurde durch die vorgetragenen Aufklärungen des anwesenden Heim Ober inlvektor Smerz von der Bersicherungs-Geses'" gefördert, daß man hofft, mit Schluß dieses Vereinbarungen zum Abschluß zu bringen. — Mit dem Bau des großen Fluthkanals, welcher parallel zur Elbe geführt wird und bestimmt kist, dle Abfallwässcr des Stadtgebietes erst unterhalb des Weichbildes dem Strom zu znsühren und die Schleusen vor Ueberschwemmung zu schützen, hat man jetzt auch bei der Carolabrücke begonnen. Beim Hotel Bellevue ist schon ein größeres Stück scrtiggestellt worden. — Nächste» Sonntag wird der letzte billige Svnderzug in diesem Jahre von Hainvurg - Berlin nach hier und Schandau abgetanen werden. Der Zug trifft Vormittags 11 Uhr 20 Min. auf dem hiesigen Leipziger Bahnhof, ll Uhr 28 Min. auf dem Wettiner Bahnhof rinv ll Uhr 34Min. ans dem Altstädtcr Haupt bahuhos ein. Die Weiterfahrt nach Schandau erfolgt 11 Uhr 51 Min. Vormittags. — Der Bezirks-Verband der Krankcnkassen DreSdcns und Umgegend veranstaltet Sonntag den 13- August im Lincke scheu Bade ein Sonunersest zum Besten seines zu erbauenden Genesunäs hciniS. Das Heim durste in Seisersdorf bei Rabenau errichtet werden, woselbst ein großes Terrain mit Wald und Wiesen er worben wurden ist. — Das große Feuerwerk, das am Sonnabend von der weltberühmten Phrotechnikcr-Firina E. T. Brock u. Co. ans London »n AusstellungSpark abgebrannt werden soll, wird nahezu 200 Nummern umsaffc», darunter eine Reihe von bisher noch nicht ausgeführten Älnnzstnckcn. Die ganze Veranstaltung wird im Rahmen und Stile der sogenannten „Krhstall-Palast- Fcncrwerke" gehalten sein, die der Firma das außerordentliche Renommee in England verschafft haben. — Vorgestern Abend in der 9. Stunde wurde die Feuerwehr nachdem Grundstück Zahnsgasse 4 alarmirt, wo in einer Wohnstube im 4. Stockwerk durch eine aus Versehen vom Tisch gestoßene brennende Petroleumlampe Feuer entstanden war. Das aus der zertrümmerten Lampe geflossene Petroleum hatte sich ent zündet und den Fußboden in Brand gesetzt. Nennenswerthcr Schaden ist nicht verursacht worden. Die Feuerwehr konnte, da schon die Bewohner den Brand gelöscht hatten, gleich wieder al>- rückcn. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Tic drei ältesten kaiserlichen Prinzen sind gestern früh von Kassel nach Plön abgercist. Prinzessin Maximilian von Schau mburg-Lihpe ist in der vergangene» -lacht von einem Prinzen entbunden worden. Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein ist an einem Dannleiden in Primkenau erkrankt, doch gicbt cs zu keinerlei Besorgnis; Anlaß. Das Leiden des Herzogs ist eine leichte ficberlose Blinddarmreizung, welche in einer Woche wohl gewichen sein wird. Wie bereits gemeldet, ist der deutsche Botschafter in Paris Graf Alünstcr in den Fürstenstand erhoben worden. Dieser außergewöhnliche Gnadenbeweis, schreibt die „Verl. B.-Ztg.", bedarf noch der Motivirnng. Der neue Fürst galt bisher als ein tüchtiger, gewissenhafter Beamter, es war nicht bekannt geworden, daß er sich besondere Verdienste erworben hat, die eine solche Ehr ung verständlich gemacht hätten. I» Folge dessen liegt cs nahe, die Verleihung des Fürste»!itcls mit manchen Vorkommnissen der letzten Zeit, die unser Verhältnis; zn Frankreich betreffen, in Vcr bindnng zn bringen. Wenn das nicht der Fall ist. erscheint uns der Zeitpnnkt sür die Bekanntmachung der Nobilitirung nicht gerade glücklich gewählt, da er eben zn falschen Schlüssen verleitet und. wenn diese sich als unrichtig erweisen, schließlich Enttäuschung Hervorrufen muß. Es giebt allerdings noch eine andere Lösung der Frage. Es kann auch sein, daß der Fürstentitel den Geehrten in de» Ruhestand begleiten soll. Der Reichskanzler Fürst Hvbenlohc ist im Auftrag dcs deutschen Kaisers von Aussce nach Dortmund zur Kanal-Eröffnung abgercist. Alan schreibt der „Tägl. Rundschau": In der Nähe des zur Parochie von Pfarrer Lic. Bräunlich gehörigen Ortes Rockau fand Sonntag den 30. Juli ein Wachsest dcs Gustav Adolf- Vereins statt, bei dem in der Nachve.rsammlung unter der ge spanntesten Aufmerksamkeit der aus weitem Umkreise zusammen geströmten Festbesncher 3 Ocsterreicher Ansprachen hielten, die bis vor Kurzem noch katholische Priester waren. M. Baher. bis Pfingsten d. I. katholischer Priester in Eibeswald (Steiermark) und in Graz zur evangelischen Kirche übergetreten, sprach aus eigener Anschauung und Ersah,uiig über die „Los von Roin"-Bewcgung in Oesterreich und deren Beurtheilung in klerikalen Kreisen, wöbe, er erzählte, daß er manche» Glückwunsch erhalten anläßlich seines Uebertrittes — auch aus dem Kreise seiner früheren Standcs- geiwsscn. Job. Petra», der aus dem Salzburgischcn stammt, dem Lande so vieler evangelische» Zeugen und Dulder, stellte evangelische Toleranz und katholische Intoleranz wirkungsvoll ein ander gegenüber. Als Dritter sprach Jas. Jaworski aus Galizien, der 17 Jahre lang dem Jesuitenorden aimehött hat und mit Vor liebe als „Missionar" ansgesandt wurde. In packender, bilderreicher Rede erörterte er die Frage: „Warum muß den übertretenden katholischen Priestern Hilfe gebracht werden ?" Er erklärte, ein Asyl sür übertretende Priester schon voin Standpunkte der all gemeinen Menschenliebe aus für dringend nöthig. Bei dem großen Mangel an Entgegenkommen seitens der Protestanten, die immer gleich den Vorwurf der „Proselytenmacherei" fürchteten, der dm Römischen nie Skrupel mache, müßten viele nach evangelischer Wahrheit und Freiheit ringende Priester ihr Ideal als unerreichbar sichren lasscn Aus diesen drei Ansprachen klang die dankbare Freude von Evl. l, 12 bis 13 (Danksagct dem Vater, der uns er rettet hat von der Obrigkeit der Finstcrniß) deutlich heraus: der eine der neuen Glaubensgenossen betanntc cs freudig: „Jetzt suhle ich insik wohl, jetzt glücklich, jetzt habe ich den Frieden ge sunden, de» ich so lange gesucht". — Eine Teuersammlung sür den Gustav Adols-Verein ergab an 200 Mk., ein hier zu Lande noch nie erreichter Ertrag. ' Der Bund der Landwirthe hatte eine Maffenanklage in Sachen der Thoinasineh langelegenheit erhoben und zwar, wie die „Deutsche Tagesztg." mitthcut, 1. gegen vcrantwottlichc Redak teure von Zeitungen mit Bezug auf die in den betreffendön Blättern ausgcnominenen Beschuldigungen, 2. gegen Privat personen. weil sie entweder öffentlich (z. B. in Wahlflngblätteim) oder in Privatgesprächen an öffentlichen Orten Achnliches oder Sinngemäßes behauptet hatten. Nach demselben Blatte sind bis setzt Erkenntniffc erflossen gegen den „Vorwärts", die „Nationol- Zeitung" „Nativnalliberale Korrespondenz" und „Ntunchener Freie Presse". Die Strafen betragen theils 50, theils 150 Mk. Die Klage gegen die „Breslauer Moraenzeitung" wurde durch Vergleich beendigt. An Privatpersonen sind verklagt worden ein Schuh macher in Sangerhausen, ein Getreide- und Futtermittel-Hänvkec in Leipzig und ein Fabrikant in Müncheberg in Bayern. Der letztere Fall wurde ebenfalls durch etnen Vergleich geschlossen. Im zweiten wurde eine Strafe von 100 Mk. »verkannt. Außer de» hier mltgetbeilten Fällen sollen noch 6 BcleidiauniMagen in der ersten Jnstaiiz und ein« in der Berufungsinstanz schweben. Für die bevorstehendeR ekruten»Einberufuna. welche noch den schon un vorigen Jahre im Bereiche deS L. tz. und 7. Armeekorps auSgeführtrn Versuchen in diesem Fahre auf Befehl